31. März 2000 • Anhaltende Aufwärtstendenz im Tourismus • Egon Smeral

Nach den seit Anfang der neunziger Jahre verzeichneten Anpassungsschwierigkeiten im österreichischen Tourismus belebte sich im Laufe des Jahres 1997 die Nachfrage nach Österreich-Reisen. Damit entschärfte sich die angespannte Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft spürbar. Im Jahr 1999 expandierten die österreichischen Tourismusumsätze um etwa 4% und erreichten damit rund 200 Mrd. S. Während die internationale Nachfrage anzog und die Ausgaben der Österreicher für Inlandsaufenthalte (+7½%) kräftig stiegen, blieben die Aufwendungen der Inländer für Auslandsreisen nach einem Rückgang um rund 2% im Jahr 1998 im vergangenen Jahr unverändert.

Die Umsätze entwickelten sich weiterhin günstiger als die Nächtigungen; dies signalisiert Strukturverbesserungen: So stieg bei einem Nächtigungszuwachs von 1½% der Aufwand je Übernachtung um 2% (nach +3½% im Jahr 1998).

Die positiven Entwicklungstendenzen im österreichischen Tourismus drücken sich in der Verbesserung der Reiseverkehrsbilanz aus:

Der Überschuss in der Reiseverkehrsbilanz war 1997 auf 18,8 Mrd. S gesunken (nach mehr als 70 Mrd. S zu Beginn der neunziger Jahre), 1999 wurde aber wieder ein positiver Saldo von 33,3 Mrd. S realisiert.

Die Ursachen des Tourismusaufschwungs liegen überwiegend in der günstigen Konjunktursituation im In- und Ausland, im hohen Verbrauchervertrauen und den Vorteilen aufgrund der Europäischen Währungsunion. Mit der Errichtung der Währungsunion sind die wechselkursbedingten Verlagerungen der internationalen Reiseströme im Euro-Raum praktisch zum Erliegen gekommen. Ein preisbestimmter Einfluss auf die Reiseströme geht damit innerhalb des Euro-Raumes nur noch von den regionalen Preisdifferenzen aus, die jedoch aufgrund der notwendigen Voraussetzungen für das Bestehen eines einheitlichen Währungsgebietes nur relativ gering sein können. Von diesen Entwicklungstendenzen profitiert insbesondere der österreichische Tourismus, da die wichtigen Konkurrenzländer in Südeuropa durch Abwertungen keine Preisvorteile mehr erzielen.

Positiv auf den österreichischen Tourismus wirken ferner die Positionsvorteile im Bereich der Kurzurlaube, die Bestrebungen zur Modernisierung des Angebotes und die laufenden Strukturverbesserungen.

Insgesamt hat sich die Tourismusentwicklung im Vorjahr stabilisiert, jedoch wurden die Strukturprobleme nicht vollständig gelöst, sondern nur deutlich vermindert. Zusätzlich schönen Sonderentwicklungen die Ergebnisse. Der künftige Verlauf wird entscheidend davon abhängen, ob die "Atempause" für weitere Maßnahmen genutzt wird.

Für die Tourismuspolitik bedeuten die Globalisierung der Freizeit- und Tourismusmärkte und die rasanten Veränderungen der internationalen Wettbewerbsbedingungen eine wichtige Herausforderung. Mögliche Antworten auf den steigenden Wettbewerbsdruck sind die Formierung von Destinationen und die Markenbildung.

Die Globalisierung benachteiligt die kleinen und mittleren Betriebe in den traditionellen Tourismusdestinationen Europas (z. B. Alpen, Mittelmeerländer, die Nord- und Ostseeküste, Kurorte, ländliche Feriengebiete) besonders. Die Implementierung von flexiblen Produktionstechnologien und ganzheitlich orientierten Destinationsmanagementsystemen mit dem Ziel, innovative – ähnlich wie Güter erwerbbare – Erlebnisse für "post-moderne" Konsumenten zu produzieren und anzubieten, wäre eine geeignete Maßnahme der Tourismuspolitik, um den neuen Herausforderungen zu begegnen.

Im Gegensatz zur veralteten Branchenorientierung sind neue prozess- und kundenorientierte Konzepte notwendig: Nicht mehr Hotels, Bergbahnen oder Restaurants sollen im Vordergrund stehen, sondern die Leistungsprozesse und Dienstleistungsketten für die jeweiligen Gästesegmente. Die Kundenorientierung geht nicht von geographisch, institutionell oder traditionell gewachsenen Produktabgrenzungen aus, sondern forciert eine vom Konsumenten im jeweiligen Marktsegment definierte Abgrenzung.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 4/2000!