9. März 2000 • Günstige Konjunktur dank robuster Inlandsnachfrage und rascher Erholung im Export • Markus Marterbauer

Der Konjunkturaufschwung gewinnt an Dynamik. Angesichts des kräftigen Wachstums der verfügbaren Einkommen ist die Konsumentenstimmung günstig. Die Erholung im Export löst Produktionsausweitungen und rege Investitionstätigkeit aus, der Optimismus der Unternehmen erreicht im I. Quartal 2000 den höchsten Wert seit Mitte der neunziger Jahre. Die Zunahme des Preisauftriebs aufgrund der hohen Rohölpreise wird als temporär eingeschätzt. Deutlicher als erwartet sinkt zu Jahresbeginn die Arbeitslosigkeit. Allfällige dämpfende Effekte durch Maßnahmen der Budgetkonsolidierung und internationale Sanktionen sind in den Statistiken noch nicht erfasst und gegenwärtig schwer zu quantifizieren.

Der Konjunkturaufschwung hat sich gegen Jahresende 1999 weiter verstärkt. Dazu trug vor allem die günstige Entwicklung des Exports bei. Dieser profitiert von der Erholung der Nachfrage westeuropäischer Handelspartner und der guten preislichen Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Exporteure. Die österreichische Ausfuhr lag laut Außenhandelsstatistik von Juli bis November um gut 6% über dem Wert des Vorjahres. Sie bildet den Motor für eine Beschleunigung der Industriekonjunktur. Die Wertschöpfung der Sachgütererzeugung war im III. Quartal 1999 um 4% höher als im Vorjahr, vorliegende Produktionswerte für Oktober und November deuten auf eine weitere Aufwärtsentwicklung im IV. Quartal hin. Gemäß den Ergebnissen des WIFO-Konjunkturtests vom I. Quartal 2000 wird die Konjunktur von den Unternehmen der Sachgütererzeugung so günstig wie zuletzt 1994 eingeschätzt.

Die europäische Konjunktur hat die Asienkrise im 2. Halbjahr 1999 überwunden und kehrt nun auf einen kräftigen Wachstumskurs zurück. Der Export erholt sich merklich – dazu trägt auch die Stärke des Dollars bei. Dies bietet Impulse für eine Ausweitung der Investitionen. Die Steigerung der privaten Konsumausgaben zeigt sich in der Mehrzahl der EU-Länder robust. Nun erfasst der Konjunkturaufschwung auch die Nachzügler Deutschland und Italien. In der verarbeitenden Industrie Deutschlands verbessern sich Auftragseingänge (zuletzt auch aus dem Inland), Produktion und Geschäftserwartungen deutlich. Die raschen Zinsschritte der Europäischen Zentralbank könnten allerdings wachstumsdämpfend wirken.

In Österreich trägt neben dem Export die kräftige Zunahme der Konsumausgaben die Konjunktur. Die gute Beschäftigungsentwicklung, Einkommenssteigerungen und seit Jahresbeginn auch die Steuersenkung sowie die neuerliche Ausweitung der Familientransfers bieten markante Impulse für die verfügbaren Einkommen und den Konsum. Zusammen mit steigenden Ausgaben der Touristen belebt dies die Nachfrage im Einzelhandel. Diese stieg von Jänner bis November 1999 gegenüber dem Vorjahr um 3%. Dämpfende Effekte der beabsichtigten Steuererhöhungen, die zu Jahresmitte in Kraft treten dürften, sind derzeit noch nicht quantifizierbar.

Das robuste Wachstum des Konsums und der Investitionen spiegelt sich auch im Zuwachs der Importe: Sie lagen von Juli bis November um gut 6% über dem Vorjahreswert. Dazu trug allerdings auch die Euro-Abwertung bei. Die Handelsbilanz verschlechterte sich dadurch merklich. Allerdings wird diese Passivierung durch steigende Überschüsse im Dienstleistungsbereich mehr als ausgeglichen. Auf Cash-Basis erhöhte sich das Leistungsbilanzdefizit im Jahr 1999 dennoch um 10½ Mrd. S auf 52½ Mrd. S. Dies geht vor allem auf eine ungünstige Entwicklung der Einkommensbilanz zurück (Abflüsse an Zins- und Dividendeneinkommen sowie Gewinnen aus Direktinvestitionen).

Die Wintersaison verlief im Tourismus dank der günstigen Schneelage und Witterung bislang erfreulich. Erste Umfrageergebnisse lassen auf eine Fortsetzung des leicht positiven Trends schließen. Allerdings machte sich zuletzt angesichts der Boykottankündigungen Unsicherheit über die weitere Entwicklung breit.

Der Anstieg der Verbraucherpreise beschleunigte sich im Dezember und Jänner auf 1,4% gegenüber dem Vorjahr. Nahezu die Hälfte des Preisanstiegs geht jedoch auf die Hausse der Weltmarkt-Rohölnotierungen zurück. Diese verteuert Treibstoff und Heizöl merklich. Ab dem II. Quartal sollten die preistreibenden Effekte von den internationalen Rohstoffmärkten wieder abklingen, doch können noch Überwälzungseffekte auf die Preise verarbeiteter Produkte auftreten. In allen anderen Nachfragekategorien besteht weitgehend Preisstabilität. Die sehr zurückhaltenden Lohnabschlüsse der Herbstlohnrunde dämpfen den Preisauftrieb zusätzlich.

Die Beschäftigung wächst weiterhin kräftig. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg im Februar um 47.000 (+1,6%) gegenüber dem Vorjahr. Besonders im Dienstleistungsbereich wird die Beschäftigung ausgeweitet; es sind die vor allem Teilzeitstellen, die von Frauen besetzt werden. Doch auch in einigen Industriebereichen wächst die Güternachfrage so stark, dass die Unternehmen zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. Zusammen mit der Ausweitung der Zahl der in Schulung Stehenden hat dies einen merklichen Rückgang der Arbeitslosigkeit zur Folge: Im Februar waren um 32.000 Arbeitslose weniger registriert als ein Jahr zuvor. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote sank auf 6,4% der unselbständigen Erwerbspersonen nach traditioneller österreichischer Berechnungsmethode bzw. 4,1% der Erwerbspersonen nach EU Labour Force Survey. Auf eine beim Arbeitsmarktservice gemeldete offene Stelle kamen im Februar 8 Arbeitslose.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/2000!