25. Februar 2000 • Der Arbeitsmarkt der Akademiker in Österreich im Wandel. Implikationen für das Finanzierungssystem der Universitätsausbildung • Gudrun Biffl

In den neunziger Jahren traten in Österreich wie in Europa insgesamt zunehmend Beschäftigungsprobleme der Akademiker auf. Der Wandel des Akademikerarbeitsmarktes resultiert aus dem Zusammenwirken von verschiedenen Faktoren: Angesichts der Wettbewerbsverschärfung werden Reorganisation und Rationalisierung der Arbeit in der Privatwirtschaft forciert, und der öffentliche Sektor – in Österreich der Arbeitgeber für etwa die Hälfte der Akademiker – steht Budgetrestriktionen gegenüber. Die Arbeitslosenquote (in Prozent der Erwerbspersonen) der Akademiker ist in Österreich im Vergleich mit anderen Qualifikationsgruppen zwar weiterhin gering, sie ist jedoch seit 1975 von 0,2% auf 2,3% im Jahre 1999 gestiegen.

Die Veränderung der Rahmenbedingungen des Akademikerarbeitsmarktes, nicht zuletzt die zunehmende Internationalisierung der Akademikerbeschäftigung und der steigende Anteil der Akademiker in der Privatwirtschaft lassen ein Überdenken der gegenwärtigen Finanzierung der Universitätsausbildung in Österreich angebracht erscheinen. Angesichts der Komplexität des Themas ist allerdings ein Maßnahmenbündel notwendig, um ein kosteneffizientes Universitätsausbildungssystem sicherzustellen. Die Erzielung größtmöglicher positiver externer Effekte kann den Einsatz von Instrumenten erfordern, die dem Gleichheitsprinzip widersprechen. Da sie aber zur Maximierung des Wirtschaftswachstums beitragen, haben sie indirekt positive Auswirkungen auf die Beschäftigung und die allgemeine Wohlfahrt. Eine Einschränkung des Zugangs zur Universitätsausbildung etwa über Einführung von Rationierungsmechanismen (Notendurchschnitt) bewirkt sowohl Effizienzverluste (Reduzierung der positiven externen Effekte infolge Verringerung der Akademikerquote) als auch einen Verlust an Verteilungsgerechtigkeit. Eine Straffung der Universitätsausbildung, die zur Verringerung der durchschnittlichen Studiendauer beitragen würde, dürfte u. a. die Kosteneffizienz der Universitätsausbildung erhöhen. Die Einführung von Kurzstudien würde vor allem Jugendlichen aus ärmeren Bevölkerungsschichten den Zugang zur Universitätsausbildung erleichtern.

Im gegenwärtigen Finanzierungssystem haben Universitäten keine Anhaltspunkte für eine Reallokation der Ressourcen zu den Bereichen mit den besten Erwerbschancen der Jugendlichen. Wenn positive externe Effekte der Universitätsausbildung mit dem Anstieg der Arbeitsproduktivität und dem Wirtschaftswachstum positiv korreliert sind, sollte die Subventionierung der Universitäten diesen Sachverhalt widerspiegeln.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2000!