25. Februar 2000 • Zugangsdynamik und Vermittlungswege auf dem Arbeitsmarkt . Eine Untersuchung am Beispiel des steirischen Arbeitsmarktes • Helmut Mahringer

Der Zustrom in die Beschäftigung kommt aus unterschiedlichen Richtungen: Lehr- und Schulabsolventen nehmen Arbeitsplätze an, Beschäftigte wechseln ihren Arbeitsplatz, Personen, die (vorübergehend) nicht erwerbstätig waren, nehmen wieder eine Beschäftigung auf, und Arbeitslose kehren in die aktive Erwerbstätigkeit zurück. Diese Dynamik ist auf dem österreichischen Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich relativ stark ausgeprägt.

Hohe Dynamik auf dem Arbeitsmarkt kann sowohl auf Chancen als auch auf Risken hinweisen: Beschäftigungswachstum erhöht ebenso die Arbeitsmarktdynamik wie eine Verringerung der Beschäftigungsstabilität. Für Arbeitskräfte kann das einerseits eine Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten und der Arbeitssituation bedeuten, andererseits erhöhte Anpassungserfordernisse und Risiko von Arbeitslosigkeit. Für Unternehmen kann sie Ausdruck notwendiger Flexibilität ihres Beschäftigtenstandes und Kostenfaktor aufgrund häufiger Arbeitsplatzwechsel sein.

In einer Untersuchung für die Steiermark wurde die Zugangsdynamik zum Arbeitsmarkt näher aufgeschlüsselt und die verwendeten Vermittlungswege untersucht. Überdurchschnittlich ist die Zugangsdynamik junger Menschen, in Saisonbranchen und im Dienstleistungsbereich sowie in kleinen Betrieben. Frauen weisen mit Ausnahme der Altersgruppen zwischen 20 und 30 Jahren eine höhere Zugangsdynamik auf als Männer. Mit 15% entfällt ein großer Teil der Beschäftigungsaufnahmen auf geringfügige Beschäftigungsverhältnisse.

Die Abgänge von Arbeitslosen in Beschäftigung machen knapp 42% der Beschäftigungsaufnahmen aus. Etwa 8% bis 10% der Beschäftigungsaufnahmen vermittelte 1997 das Arbeitsmarktservice (AMS).

Informelle Wege der Arbeitsvermittlung dominieren auf dem steirischen Arbeitsmarkt: Über 60% der Beschäftigungsaufnahmen kommen über Freunde und Bekannte oder über direkte Kontaktaufnahmen zustande. Der wichtigste formelle Vermittlungswege ist das Zeitungsinserat mit etwa 21% Anteil am Vermittlungsmarkt.

Die Kundenstruktur des AMS weicht sowohl in Bezug auf Arbeitsuchende als auch auf Unternehmen deutlich von jener anderer Vermittlungswege ab. Das AMS vermittelt überdurchschnittlich häufig Geringqualifizierte, in Arbeiterberufe und Lehrverhältnisse sowie in kleine Unternehmen. Frauen nehmen das AMS stärker in Anspruch als Männer, Arbeitslose und Wiedereinsteiger stärker als Personen, die von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz wechseln, und als Ersteinsteiger ins Berufsleben. Im städtischen Raum ist die Bedeutung des AMS für die Besetzung von Arbeitsplätzen relativ gering, hier zeigt sich ein anderes Suchverhalten als in ländlichen Regionen.

Der Suchweg AMS wird von Arbeitsuchenden in der Regel mit anderen Wegen kombiniert. Die Suchintensität der über das AMS Vermittelten ist, gemessen an der Zahl der beschrittenen Suchwege, höher als die jener Beschäftigten, die über andere Wege Arbeit gefunden haben.

Trotz eines relativ geringen Marktanteils ist das AMS eine wichtige Vermittlungshilfe für Arbeitsuchende, die aufgrund geringer Qualifikation, größerer Entfernung vom Arbeitsleben oder auch regionaler Gegebenheiten geringere Chancen haben, über andere Vermittlungswege einen Arbeitsplatz zu finden. Die hohe Suchintensität weist auch darauf hin, dass die Vermittlungserfolge des AMS nicht auf mangelnde anderweitige Bemühungen von Arbeitsuchenden zurückzuführen sind.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen aber im Bereich des Übertrittes aus der Ausbildung in die Beschäftigung und der Vermittlung von Frauen mit Kindern Vermittlungssegmente auf, die vom AMS relativ schlecht abgedeckt werden, in denen zugleich aber Eintrittsbarrieren in das Erwerbsleben aufgrund geringer Berufserfahrung bzw. Mobilitätseinschränkungen bestehen. Zum Teil mag dies auf die Struktur der über das AMS verfügbaren offenen Stellen (z. B. geringer Vermittlungsanteil im Bereich der Teilzeitbeschäftigung oder der Stellen für Maturanten) zurückgehen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2000!