24. Februar 2000 • Sachgüterindustrie auf Wachstumskurs, dennoch vorsichtige Investitionspläne für 2000. Ergebnisse des WIFO-Investitionstests vom Herbst 1999 • Michael Pfaffermayr, Margarete Czerny, Kurt Kratena

Gemäß dem jüngsten WIFO-Investitionstest vom Herbst 1999 wollen die Sachgütererzeuger, Bauunternehmen und Sondergesellschaften ihre Investitionen im Jahr 2000 nominell um 2,3% ausweiten. Die österreichischen Sachgütererzeuger schätzen die Nachfrageentwicklung für das Jahr 2000 überwiegend optimistisch ein und planen eine Erhöhung ihrer Investitionen um 4%. Einschließlich der in der Umfrage nicht erfassten Bereiche (wie Dienstleistungen, öffentlicher Sektor) werden die Bruttoanlageinvestitionen 2000 nach Prognosen des WIFO real um 3,9% zunehmen (nach +3,3% 1999).

Die österreichische Sachgütererzeugung hat den Konjunktureinbruch im 2. Halbjahr 1999 überwunden und befindet sich wieder auf Wachstumskurs. Der WIFO-Konjunkturtest (in Zusammenarbeit mit der EU) ergibt für die Sachgüterproduktion im Jahr 2000 ein sehr optimistisches Bild. Auch in den anderen EU-Ländern sind die Unternehmen überwiegend zuversichtlich. Der Vertrauensindikator der österreichischen Sachgütererzeugung verbesserte sich, wie auch jener für die EU insgesamt, seit dem II. Quartal 1999 stetig und liegt in der jüngsten Konjunkturbefragung vom Dezember wieder deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Die Beurteilung der Auftragsbestände, auch der Auslandsauftragsbestände, fiel zunehmend günstiger aus, der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Antworten übertrifft den Durchschnitt der letzten Jahre. Die stärker in die Zukunft gerichteten Konjunkturindikatoren – die Produktionserwartungen und die Einschätzung der Geschäftslage in den nächsten Monaten – signalisieren eine Fortsetzung des Aufwärtstrends.

Insgesamt scheint der Konjunktureinbruch 1999 stärker ausgefallen zu sein als erwartet. Die befragten Unternehmen nahmen ihre Umsatzerwartungen für 1999 in der Herbsterhebung deutlich zurück und erwarten nunmehr – auch aufgrund der ungünstigen Preisentwicklung – einen Rückgang von 1,4%. Für das Jahr 2000 sind sie vorsichtig optimistisch und gehen von einem Umsatzplus von 2,7% aus. Insgesamt beurteilen die Unternehmen ihre subjektive Wettbewerbsposition auf den Inlands- und Auslandsmärkten deutlich besser als im Jahr zuvor.

Die Rahmenbedingungen für Investitionen sind weiterhin günstig. Die österreichische Industrie profitiert nicht nur von der Nachfragebelebung auf den wichtigsten Exportmärkten. Hohe Produktivitätssteigerungen und eine zurückhaltende Lohnpolitik verbesserten die Wettbewerbsfähigkeit der Industriebetriebe in den letzten Jahren. Für das Jahr 2000 erwartet das WIFO mit einem Rückgang der Lohnstückkosten um 1,8% eine Fortsetzung dieser Entwicklung. Das relativ niedrige Zinsniveau und die gute Gewinnlage der letzten Jahre tragen ebenfalls zum günstigen Investitionsklima und zu einer raschen Erneuerung des Kapitalbestands bei.

Für das Jahr 2000 ergibt die Hochschätzung der Investitionspläne der Sachgüterproduktion aus dem WIFO-Investitionstest ein Volumen von 87,6 Mrd. S (+4,0%). Großprojekte sind in der Metallerzeugung, Elektronik-, Chemieindustrie und in der Fahrzeugzulieferung geplant. Sofern diese Projekte realisiert werden, steigt die Investitionsquote auf ein Niveau, wie es in Jahren mit ausgezeichneter Konjunktur zu beobachten ist (6,6%). Den größten Investitionszuwachs melden die Investitionsgüterindustrie, die Fahrzeugzulieferer sowie die Konsumgüterindustrie. Die Erzeuger von Vorprodukten litten im 1. Halbjahr 1999 noch unter dem Verfall der Erzeuger- und Rohstoffpreise. Trotz optimistischer Umsatzerwartungen kürzen die Unternehmen dieses Sektors ihre Investitionen gegenüber dem Vorjahr um 0,7% (1999 war eine außergewöhnlich starke Ausweitung zu verzeichnen).

Nach der vorliegenden Hochschätzung wird die Bauwirtschaft im Jahr 2000 6,75 Mrd. S für Bruttoanlageinvestitionen ausgeben, nominell um 2,3% mehr als 1999. Die ersten Investitionspläne für das Jahr 2000 liegen mit 4,05 Mrd. S um ein Drittel über den vergleichbaren Plänen des Jahres 1999; die Notwendigkeit der Budgetkonsolidierung könnte den Spielraum für öffentliche Tiefbauinvestitionen einschränken; die Tiefbauunternehmen erstellten deshalb ihre Pläne für Maschinen- und Gerätekäufe sehr vorsichtig. Insgesamt erwartet das WIFO in der Bauwirtschaft auch im Jahr 2000 mit +1,5% ein mäßiges Wachstum der realen Wertschöpfung.

Die Elektrizitätswirtschaft plant für das Jahr 2000 eine Drosselung ihrer Investitionen auf 9,47 Mrd. S (–14,5%), Speziell der Verbundkonzern nimmt wie in den letzten Jahren seine Investitionen zurück. Diese Investitionspläne sind vor dem Hintergrund der Liberalisierung des Strommarktes zu sehen. Der Verbundkonzern tätigte in Erwartung einer nur teilweisen Anerkennung der "Stranded-Investments"-Liste durch die EU-Kommission bereits im Geschäftsjahr 1998 hohe Rückstellungen. Mittelfristig dürften die Investitionen der österreichischen Elektrizitätswirtschaft höchstens stagnieren. Die Investitionen der Verkehrs- und Versorgungsbetriebe werden nach Angaben der befragten Unternehmen um 3,1% auf 9,32 Mrd. S steigen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2000!