9. Februar 2000 • Beschleunigung des Konjunkturaufschwungs • Ewald Walterskirchen

Die Konjunkturbelebung macht rasche Fortschritte. Nach einem schwachen 1. Halbjahr (+1,2%) wuchs die österreichische Wirtschaft im III. Quartal um 3%. Die Unternehmerbefragungen zeichnen auch für die Jahreswende ein sehr freundliches Bild. Die Einschätzung der Geschäftslage erreichte im I. Quartal den höchsten Wert seit 1994.

Die heimische Konjunktur gewann im Herbst erheblich an Dynamik. Das reale BIP stieg gegenüber dem Vorjahr um 3%, spürbar rascher als im EU-Durchschnitt (+2,3%). Besonders ausgeprägt war die Beschleunigung im Bereich der Investitionstätigkeit und der Exporte. Zu Jahresbeginn 2000 setzte die Steuerreform neue Impulse für Kaufkraft und Konsum.

Der WIFO-Konjunkturtest zeigt, dass sich die Aufwärtstendenz im I. Quartal 2000 fortsetzte. Vor allem die Geschäftslage und die Produktionserwartungen werden von den Unternehmen positiv beurteilt. So gut wie im I. Quartal 2000 wurde die Geschäftslage im letzten Jahrzehnt nur 1990 und 1994 eingeschätzt.

Trotz der Belebung in Export und Tourismus verschlechterte sich die österreichische Leistungsbilanz in den ersten drei Quartalen 1999. Das resultierte vor allem aus der Passivierung der Einkommensbilanz gegenüber dem Ausland.

Die Wintersaison begann für den Tourismus erfreulich, die Umsätze stiegen in den letzten zwei Monaten des Jahres 1999 um 3%. Die weitere Entwicklung wird nicht nur von der Schneelage, sondern auch von möglichen Reaktionen der Auslandstouristen auf die politische Situation in Österreich abhängen.

In den letzten Monaten zogen die Verbraucherpreise deutlich an. Die Inflationsrate erreichte im Dezember 1,4% (nach 0,5% im bisherigen Jahresverlauf). Entscheidend für den Preisauftrieb war die Erdölverteuerung, sie machte mehr als die Hälfte des Vorjahresabstands aus.

Der Konjunkturaufschwung wirkt sich zunehmend auf den Arbeitsmarkt aus. Die Arbeitslosigkeit ging zur Jahreswende trotz der Verringerung der Schulungen weiter zurück. Im Jänner gab es um 34.000 Arbeitsplätze mehr als im Vorjahr, die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen ging um 22.000 zurück.

Im Zusammenhang mit der Bildung der neuen Bundesregierung und dem Beschluss der 14 EU-Mitgliedsländer von Lissabon kam es zu vereinzelten Boykottaufrufen, die Österreichs Wirtschaft treffen sollen. Sie konzentrieren sich, soweit erkennbar, bisher auf Reisen nach Österreich, in einigen Fällen auch auf österreichische Waren, vor allem Konsumgüter. Gleichzeitig gaben die Aktienkurse einzelner österreichischer Unternehmen auffallend nach. Diese Beobachtung kann allerdings auch mit Unsicherheiten über die Umsetzbarkeit des Koalitionsübereinkommens in Bezug auf die Budgetkonsolidierung erklärt werden. Ob diese Reaktionen signifikanten Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung haben werden, wird vor allem davon abhängen, ob die gegenwärtig angespannte Situation länger anhält oder ob in absehbarer Zeit eine Entspannung einsetzt. Dies ist auch ausschlaggebend dafür, ob das Wirtschaftsklima günstig bleibt oder sich eventuell verschlechtert. Das WIFO wird die sich ergebenden Perspektiven in der Revision seiner Konjunkturprognose Anfang April abwägen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2000!