WIFO

 

Heimische Wirtschaft im I. Quartal gewachsen – europäische Staatsschuldenkrise dämpft den Ausblick

 

Die österreichische Wirtschaft expandierte im I. Quartal 2012 gegenüber dem Vorquartal um 0,3%. Sämtliche Nachfrageaggregate trugen zum Wachstum bei. Auf der Entstehungsseite kamen vor allem vom Handel und den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen positive Impulse. Für die kommenden Quartale lassen die Ergebnisse des aktuellen WIFO-Konjunkturtests wie auch die leichte Abflachung der internationalen Konjunktur eine gewisse Abschwächung der heimischen Wirtschaftsaktivität erwarten.

 

Der Konjunkturbericht entsteht jeweils in Zusammenarbeit aller Mitarbeiter des WIFO. • Wissenschaftliche Assistenz: Christine Kaufmann, Martha Steiner • Abgeschlossen am 6. Juni 2012. • E-Mail-Adresse: Christian.Glocker@wifo.ac.at

 

INHALT

Internationale Konjunktur flaut etwas ab

Abkühlung in China

Japanische Wirtschaft expandiert kräftig

USA: Zahl der neu geschaffenen Stellen sinkt

Deutsche Wirtschaft wächst wieder

Euro-Raum entgeht einer Rezession

Österreichs Wirtschaft im I. Quartal deutlich expansiv

Leichter Rückgang der Inflation

Weiterhin stabile Entwicklung im Tourismus

Spannungen auf dem Arbeitsmarkt nehmen zu

 

VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND ABBILDUNGEN

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. 4

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes. 5

Abbildung 2: Internationale Konjunktur 9

Abbildung 3: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests. 13

Abbildung 4: Wirtschaftspolitische Eckdaten. 16

 

 

Nach einer Stagnation seit dem Herbst 2011 schwenkte die österreichische Wirtschaft im I. Quartal 2012 auf einen Wachstumskurs ein. Das BIP erhöhte sich laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung des WIFO gegenüber dem Vorquartal real um 0,3% (+2,0% gegenüber dem Vorjahr). Am kräftigsten expandierten der Handel und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen. Neben den USA stieg das BIP im I. Quartal vor allem in Japan gegenüber dem Vorquartal deutlich. Der kräftige Aufschwung in Deutschland trug wesentlich zur Vermeidung einer Rezession im Euro-Raum wie auch in der EU insgesamt bei. Zuletzt trübte sich der weltweite wirtschaftliche Ausblick jedoch etwas ein das aktuelle Indikatorenbild gibt vermehrt Hinweise auf zunehmende Friktionen in der Weltwirtschaftsentwicklung. Der Aufschwung ist wieder von einer deutlichen weltweiten Zunahme der Risikoaversion geprägt, da sich die Turbulenzen auf den europäischen Finanzmärkten aufgrund der Staatsschuldenkrise abermals verschärft haben.

Vor diesem Hintergrund verschlechtern sich auch für Österreich die Aussichten, wie der aktuelle WIFO-Konjunkturtest belegt. Besonders ausgeprägt ist diese Entwicklung in der Sachgütererzeugung: Die aktuelle Auftragslage wird nun gegenüber den Vormonaten wesentlich pessimistischer beurteilt. Während die österreichische Bauwirtschaft von der neuerlichen Konjunkturabkühlung bisher relativ unbeeinflusst ist, macht sich die Abschwächung im Dienstleistungssektor deutlich bemerkbar; dennoch sind die Dienstleister per Saldo nach wie vor zuversichtlich.

Die Inflation lag im April 2012 auf Basis des Verbraucherpreisindex bei 2,3% das war der niedrigste Wert seit Dezember 2010. Preiserhöhungen waren insbesondere in der Ausgabengruppe "Wohnung, Wasser und Energie" zu verzeichnen. Die Inflationsrate betrug gemäß harmonisiertem Verbraucherpreisindex im April 2,4% und lag damit leicht unter dem Durchschnitt der Länder im Euro-Raum (2,6%). Zwar stieg die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten im Mai abermals deutlich, die Spannungen auf dem Arbeitsmarkt nehmen aber kontinuierlich zu. Im Mai waren 231.100 Arbeitslose beim Arbeitsmarktservice vorgemerkt, um 9.700 mehr als im Vorjahr (+4,4%). Die Arbeitslosenquote blieb von April auf Mai unverändert und lag saisonbereinigt bei 6,9% (gemäß österreichischer Definition).

 

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2010

2011

2012

 

 

 

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

 

 

 

Veränderung gegen das Vorquartal in %

Real, saison- und arbeitstägig bereinigt

 

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

 

 

+0,1

0,1

+0,3

+0,3

+0,1

+0,2

Private Haushalte1)

 

 

+0,2

0,1

+0,1

+0,2

+0,3

+0,1

Staat

 

 

0,0

+0,2

+0,4

+0,3

+0,0

+0,1

Bruttoinvestitionen

 

 

+4,6

+3,6

+1,1

0,1

+0,2

+0,3

Bruttoanlageinvestitionen

 

 

+1,7

+1,3

+0,9

+1,0

+0,9

+0,6

Ausrüstungen

 

 

+3,6

+2,4

+1,4

+1,3

+1,2

+1,2

Bauten

 

 

+0,1

+0,7

+0,8

+0,8

+0,7

+0,4

Exporte

 

 

+1,5

+2,4

+1,3

+0,3

+0,1

+0,4

Waren

 

 

+1,4

+2,5

+1,4

0,0

0,3

+0,2

Dienstleistungen

 

 

+0,5

+1,7

+2,2

+1,9

+1,6

+1,2

Importe

 

 

+1,9

+2,2

+1,2

+0,5

+0,3

+0,1

Waren

 

 

+2,0

+2,0

+1,3

+0,6

+0,0

+0,0

Dienstleistungen

 

 

+1,7

+2,0

+1,7

+1,5

+1,4

+0,7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

 

 

+1,2

+0,8

+0,5

+0,0

0,1

+0,3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Herstellung von Waren

 

 

+3,9

+3,2

+0,8

0,5

0,1

+0,2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2010

2011

2010

2011

2012

 

 

 

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Real, berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen

 

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

+1,5

+0,5

+1,7

0,4

+1,2

+0,8

+0,3

+1,3

Private Haushalte1)

+2,2

+0,5

+2,5

0,1

+1,7

0,2

+0,6

+1,4

Staat

0,2

+0,3

0,5

1,4

0,3

+3,7

0,8

+1,2

Bruttoinvestitionen

+3,6

+13,6

+6,2

+36,8

+8,2

+12,9

+4,1

3,8

Bruttoanlageinvestitionen

+0,1

+5,4

+4,2

+7,7

+5,2

+5,3

+3,5

+3,5

Ausrüstungen

+4,3

+10,5

+15,2

+18,2

+10,5

+12,1

+2,9

+4,6

Bauten

2,9

+2,4

3,0

+1,3

+2,2

+1,4

+4,4

+3,1

Exporte

+8,3

+7,5

+8,8

+13,0

+7,0

+5,6

+4,7

+1,4

Waren

+10,9

+7,9

+12,2

+17,9

+7,0

+6,2

+2,1

0,0

Dienstleistungen

+2,2

+6,4

+0,3

+3,2

+7,0

+4,0

+12,1

+4,9

Importe

+8,0

+7,9

+8,8

+15,8

+6,1

+5,8

+5,1

+0,9

Waren

+9,1

+8,0

+9,7

+16,8

+6,0

+6,7

+3,6

+0,1

Dienstleistungen

+3,7

+7,6

+5,5

+10,6

+6,5

+3,2

+11,7

+4,9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+2,3

+3,0

+2,7

+4,8

+4,2

+2,4

+0,7

+2,0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Herstellung von Waren

+7,4

+10,2

+9,9

+21,0

+10,9

+8,8

+2,2

+2,1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt, nominell

+4,1

+4,9

+4,5

+7,5

+6,5

+4,3

+1,8

+3,8

Q: WIFO. 1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

 

 

 

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr bzw. Vorquartal in %

Q: WIFO.

 

 

Internationale Konjunktur flaut etwas ab

Zwar zeichnet der aktuelle ifo World Economic Survey einen günstigen Ausblick für die Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte, die aktuellen Daten weisen jedoch vermehrt auf zunehmende Friktionen hin. Zum einen stagnierten im März sowohl der Welthandel real als auch die Industrieproduktion laut CPB. Der Frachtraten-Index "Baltic Dry" ging seit Dezember 2011 massiv zurück. Zum anderen spiegelt der Rückgang der Rohstoffpreise eine gedämpfte weltweite Nachfrage wider. Darüber hinaus ist der allgemeine Aufschwung abermals geprägt von einer deutlichen weltweiten Zunahme der Risikoaversion. Im Einklang mit der Stagnation des Welthandels und der Industrieproduktion im März verschlechtern sich seither zahlreiche Finanzmarktindikatoren kontinuierlich. Neben den Industrieländern scheint die Unsicherheit nun zunehmend auf Schwellenländer auszustrahlen. Vor allem in bisher starken Schwellenländern nahm die Wechselkursvolatilität signifikant zu[a]), weltweit verfallen zudem die Aktienpreisindizes[b]): Während der MSCI-Welt-Aktienindex seit einem Zwischenhoch im März 2012 mehr als 10% eingebüßt hat, erreichte die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen von Ländern wie Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Finnland und Österreich, die als sicher gelten, neue Tiefstwerte.

Abkühlung in China

Im I. Quartal 2012 stieg das Bruttoinlandsprodukt in China trotz eines schwierigen und volatilen internationalen Umfeldes nach vorläufigen Schätzungen gegenüber dem Vorquartal um 1,8%. Diese kräftige Konjunktur wird sich gemäß dem aktuellen Indikatorenbild in den nächsten Monaten wohl leicht abkühlen. Der Purchasing Manager Index für das verarbeitende Gewerbe ging im Mai gegenüber dem Vormonat deutlich zurück und lag nur mehr knapp im positiven Bereich[c]). Auch das Wachstum der Industrieproduktion schwächte sich im April gegenüber dem Vormonat signifikant ab. Darüber hinaus sanken im I. Quartal die Investitionen auf den niedrigsten Stand seit fast zehn Jahren.

Die europäische Staatsschuldenkrise und die verhaltene Weltkonjunktur dämpfen die Nachfrage nach Waren aus China.

Das chinesische Außenhandelswachstum verlangsamte sich im April unerwartet stark: Die Ausfuhr stieg um nur 4,9%, während die Importe mit +0,3% nahezu stagnierten.

Vor dem Hintergrund des Rückgangs der realwirtschaftlichen Aktivität und der Inflationsrate setzte die chinesische Zentralbank auch im Mai ihre expansive Politik fort: Abermals wurden die Mindestreservevorschriften für die Geschäftsbanken gelockert, um den Banken größeren Spielraum für die Kreditvergabe zu geben und so die Konjunktur anzukurbeln. Die Effektivität dieser quantitätsorientierten Geldpolitik wurde aber in Anbetracht des ausufernden Systems von Schattenbanken bereits öfters in Frage gestellt[d]). Im regulären Bankensystem sind die Zinssätze staatlich festgelegt. Die Sparzinssätze liegen dabei meist unter der Inflationsrate. Umso attraktiver erscheinen daher die Schattenbanken, die mit viel höheren Sparzinssätzen einen massiven Kundenzulauf verzeichnen. Sie vergeben laut staatlicher Investmentbank China International Capital Corporation ohne staatliche Aufsicht Kredite von rund 1 Bill. €. Diese Kredite sind mitunter aufgrund der Illegalität und der damit verbundenen Unsicherheit sehr teuer.

Japanische Wirtschaft expandiert kräftig

Trotz guter Konjunktur ist der Ausblick für Japans Wirtschaft gedämpft. Japans Industrie bleibt skeptisch und das Geschäftsklima trüb.

Die japanische Wirtschaft erholt sich schneller von den Folgen der Naturkatastrophe vor gut einem Jahr als erwartet. Im I. Quartal 2012 stieg das Bruttoinlandsprodukt überraschend deutlich (+1,0% gegenüber dem Vorquartal). Zur Erholung trug die zunehmende Binnennachfrage dank hoher Investitionen des Staates in den Wiederaufbau der Katastrophengebiete bei[e]). Positive Impulse kamen auch vom privaten Konsum, der in Japan rund 60% zur Nachfrage beiträgt. Die Unternehmen hingegen drosselten ihre Investitionen. Auch wenn Japans Exporte im I. Quartal nicht zuletzt dank einer günstigen Konjunktur in den USA zu Jahresbeginn anzogen, ist vor allem über adverse Außenhandelsentwicklungen mit einer leichten Abkühlung zu rechnen. Neben der anhaltenden Staatsschuldenkrise im Euro-Raum entstehen auch aufgrund der Stärke des Yen Risiken, die kurzfristig vor allem die Exporte dämpfen können.

Der Tankan-Index der japanischen Zentralbank für das Geschäftsklima unter den großen Unternehmen befand sich im I. Quartal 2012 im negativen Bereich, die Zahl der pessimistischen Einschätzungen überstieg jene der optimistischen. Dies spiegelt die zunehmend ungünstigen Aussichten vor allem der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Japan wider. Die Unternehmen erwarten zudem in den nächsten drei Monaten nur eine mäßige Besserung.

USA: Zahl der neu geschaffenen Stellen sinkt

Die Arbeitsmarktlage verbesserte sich in den USA im Mai gegenüber März und April nur wenig. Im April und Mai wurden auf Basis saisonbereinigter Daten nur noch 77.000 bzw. 69.000 neue Stellen geschaffen. Im Gegensatz dazu hatte die Beschäftigung in den ersten drei Monaten des Jahres durchschnittlich um 225.000 zugenommen. Das Tempo der Konjunkturerholung ließ im verarbeitenden Gewerbe gemäß der Umfrage unter Einkaufsmanagern des Instituts für Supply Management nach. Die Arbeitslosenquote blieb saisonbereinigt nahezu unverändert (Mai 8,2%). Da derzeit mehr Personen auf den Arbeitsmarkt zurückkehren und einen Arbeitsplatz suchen, kann diese Entwicklung durchaus als ein positives Zeichen interpretiert werden.

Deutsche Wirtschaft wächst wieder

Dank lebhafter Exporte und einer hohen Inlandsnachfrage wuchs das deutsche BIP im I. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,5%.

Die deutsche Wirtschaft schwenkte im I. Quartal auf einen kräftigen Wachstumskurs ein, das Bruttoinlandsprodukt stieg gegenüber dem Vorquartal um 0,5%, nachdem es im IV. Quartal 2011 (erstmals seit fast drei Jahren) um 0,2% geschrumpft war. Der Aufschwung wird vor allem vom lebhaften Export getragen. Die aktuelle Exportentwicklung ist von Strukturveränderungen geprägt: Aufgrund der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum orientieren sich deutsche Unternehmen zunehmend auf andere Märkte, die EU-Länder als traditionell wichtigster Handelspartner verlieren an Bedeutung. 2011 waren nur noch 59,2% der Ausfuhr für andere EU-Länder bestimmt der niedrigste Anteil seit 20 Jahren. 2007 hatte der Anteil noch 64,6% betragen und war seither kontinuierlich zurückgegangen. Neben der günstigen Exportentwicklung trugen auch die Konsumausgaben wesentlich zum Aufschwung im I. Quartal bei. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit und das Lohnwachstum kurbelten den privaten Konsum in Deutschland an. Die Investitionen waren hingegen leicht rückläufig.

Die deutsche Wirtschaft steht unter dem Eindruck der zunehmenden Unsicherheit im Euro-Raum.

Der ifo-Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft ging im Mai stark zurück, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe. Die Einschätzung der aktuellen Lage wurde deutlich zurückgenommen, der Index liegt aber immer noch über dem langfristigen Durchschnitt.

Euro-Raum entgeht einer Rezession

Gemäß der aktuellen zweiten Schätzung stagnierte das BIP im I. Quartal 2012 sowohl im Euro-Raum als auch in der EU insgesamt. Die Wirtschaft entging damit einer Rezession. Im IV. Quartal 2011 war das BIP gegenüber dem Vorquartal jeweils um 0,3% geschrumpft.

 

Abbildung 2: Internationale Konjunktur

Saisonbereinigt, 2005 = 100, gleitende Dreimonatsdurchschnitte

Q: Europäische Kommission, Deutsche Bundesbank, ISM (Institute for Supply ManagementTM), ifo (Institut für Wirtschaftsforschung), OECD. 1) Produzierender Bereich.

 

Zwar verschlechterte sich die Konjunktur im Euro-Raum und der EU insgesamt im I. Quartal 2012 nicht weiter, die Entwicklung war jedoch nach wie vor von Spannungen aufgrund der europäischen Staatsschuldenkrise geprägt. Die Kapitalflucht aus Krisenländern des Euro-Raumes nimmt weiter zu.

Die Verwerfungen auf den Finanzmärkten nahmen vor allem in den letzten Wochen wieder zu. Der neuerliche Anstieg des Zinsdifferentials zwischen den Sekundärmarktrenditen der Staatsanleihen insbesondere von Spanien und Italien gegenüber deutschen Bundesanleihen wie auch die gedämpften Wirtschaftsperspektiven[f]) schlugen sich seit Anfang Mai in einer robusten Abwertungsbewegung des Euro-Kurses gegenüber dem Dollar nieder. Die aktuelle Entwicklung auf den Terminmärkten deutet auf ein Anhalten dieser Tendenz hin[g]).

Auch innerhalb der Euro-Länder nehmen die Turbulenzen weiter zu. Die Kapitalflucht aus Spanien wächst und musste allein im Zeitraum Februar bis März durch eine zusätzliche Verschuldung in der Höhe von 65 Mrd. € im Zahlungssystem der Europäischen Zentralbank (Target-2-System) ausgeglichen werden[h]). Diesbezüglich verschlechterte sich auch die Situation in Frankreich deutlich: Durch den enormen Kapitalabfluss von Mitte 2011 bis Anfang 2012 stiegen die Target-Schulden um über 85 Mrd. €. Da beide Länder trotz des konjunkturbedingten Importrückganges nach wie vor ein hohes Leistungsbilanzdefizit aufweisen und der Interbankenmarkt in einem hohen Maß durch Friktionen geprägt ist, werden die Ungleichgewichte im Zahlungssystem der Europäischen Zentralbank weiter zunehmen.

Der Ausblick trübt sich sowohl für den Euro-Raum als auch für die EU insgesamt ein.

Der Economic Sentiment Indicator der Europäischen Kommission ging im Mai sowohl für den Euro-Raum (2,3 Punkte) als auch für die EU insgesamt (2,7 Punkte) stark zurück, weil sich das Unternehmervertrauen in allen Bereichen, insbesondere aber in der Industrie und im Einzelhandel eintrübte. Im Gegensatz dazu verbesserte sich das Verbrauchervertrauen sowohl in der EU insgesamt als auch im Euro-Raum leicht.

Österreichs Wirtschaft im I. Quartal deutlich expansiv

Das heimische Bruttoinlandsprodukt stieg im I. Quartal 2012 gegenüber dem Vorquartal real um 0,3%. Dafür waren auf der Entstehungsseite vor allem der Handel und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen bestimmend. Auf der Nachfrageseite leisteten sämtliche Aggregate einen positiven Beitrag. Das Wachstum des Konsums der privaten Haushalte entsprach etwa jenem der Gesamtwirtschaft. Der öffentliche Konsum stagnierte im I. Quartal nahezu (+0,1%). Die Bruttoanlageinvestitionen erhöhten sich real um 0,6%, nach +1,0% im III. Quartal und +0,8% im IV. Quartal 2011. Der Export nahm mit real +0,4% zwar eher verhalten zu, doch war seine Entwicklung im Vorjahr von einer sehr positiven Dynamik geprägt gewesen. Ähnlich wie in Deutschland ist eine Strukturveränderung der Exportdestinationen zu beobachten: Weil die Importnachfrage zahlreicher europäischer Länder rezessionsbedingt sinkt, orientieren sich die österreichischen Exporteure vermehrt auf nichteuropäische Märkte, seit 2009 sinkt der Anteil der Exporte in europäische Länder kontinuierlich. So stiegen im Jahr 2011 die Lieferungen nach Südkorea (+31,4%), in die USA (+29,0%) und nach Indien (+24,9%) besonders stark. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Krise in Europa wird die Exportdiversifikation weiterhin zunehmen.

Zwar wächst die heimische Wirtschaft noch, die Konjunktur trübt sich aber ein. Der Kreditbedarf ist weiterhin stabil.

Zwar wächst die heimische Wirtschaft noch, gemäß dem aktuellen Indikatorenbild dürfte sie in nächster Zeit aber deutlich an Dynamik verlieren, eine Stagnation ist absehbar. So sank der Einkaufsmanagerindex der Bank Austria im Mai zum dritten Mal in Folge; er lag mit 51,2 noch knapp über jener Marke, die Wachstum signalisiert, doch weist er eine deutliche Abwärtstendenz auf.

Auch der aktuelle WIFO-Konjunkturtest zeigt eine Eintrübung der Konjunktur an. Das gilt besonders für die Sachgütererzeugung, wie in der EU wurde die aktuelle Auftragslage zuletzt wesentlich ungünstiger beurteilt. Der Index der aktuellen Lagebeurteilungen verschlechterte sich seit Februar laufend, wenngleich nur geringfügig positive und negative Einschätzungen halten einander etwa die Waage. Zum zweiten Mal in Folge gab im Mai auch der Index der unternehmerischen Erwartungen der Sachgütererzeuger nach, wie im April überwogen die pessimistischen Erwartungen etwas gegenüber den optimistischen. Die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests lassen somit für die kommenden Monate eine nur schwache Entwicklung der österreichischen Sachgütererzeugung erwarten. Während die Bauwirtschaft von der neuerlichen Konjunkturabkühlung bisher relativ unbeeinflusst ist, macht sich die Abschwächung im Dienstleistungssektor deutlich bemerkbar. Allerdings sind die Dienstleister trotz des Rückgangs nach wie vor zuversichtlich.

 

Abbildung 3: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests

Indizes der aktuellen Lagebeurteilung und der unternehmerischen Erwartungen, saisonbereinigt

Q: WIFO-Konjunkturtest. Angaben in Indexpunkten (Prozentpunkten) zwischen +100 und 100. Werte über 0 zeigen insgesamt positive, Werte unter 0 negative Erwartungen an.

 

Während der von den Unternehmen gemeldete Bedarf an Krediten seit mittlerweile neun Monaten stabil ist, deuten die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom Mai 2012 auf Veränderungen im Bereich der Kreditgewährung hin. Hatten im November 2011 noch 55% der Unternehmen mit Kreditbedarf berichtet, die gewünschten Mittel in der erwarteten Höhe und zu den erwarteten Konditionen erhalten zu haben, so sank dieser Wert im Februar empfindlich auf 42%. Trotz der jüngsten Verbesserung auf 50% zeigt sich eine merkliche Differenzierung des Zugangs von Unternehmen zu Krediten nach Unternehmensgröße und Sektor.

Die Beurteilung der Bereitschaft der Kreditinstitute zur Kreditvergabe veränderte sich im Mai gegenüber November und Februar kaum, eine Verschärfung der Kreditzugangsbeschränkungen zeichnet sich somit nicht ab.

Leichter Rückgang der Inflation

Die Inflationsrate war auf Basis des Verbraucherpreisindex im April mit 2,3% etwas niedriger als in den zwei Monaten zuvor. Die bereits hohe Teuerung im Immobiliensektor verstärkte sich im I. Quartal 2012 weiter markant. Ein erhebliches Inflationspotential birgt die Abwertung des Euro.

Die Inflationsrate betrug im April 2012 auf Basis des Verbraucherpreisindex 2,3% (März 2,4%, Februar 2,6%). Das war der niedrigste Wert seit Dezember 2010. Gegenüber dem hohen Preisniveau vor einem Jahr verteuerten sich Treibstoffe um 8% und Nahrungsmittel um nur 1,3%. Beide Gruppen zusammen waren jedoch für nur ein Fünftel der Inflationsrate maßgebend, bestimmt wurde der Preisauftrieb vor allem durch die Entwicklung in der Ausgabengruppe "Wohnung, Wasser und Energie" (Instandhaltung von Wohnungen +3,5%, Wohnungsmieten +4,9%). Haushaltsenergie kostete durchschnittlich um 3,3% mehr als ein Jahr zuvor. Gemäß harmonisiertem Verbraucherpreisindex lag die Inflationsrate im April mit 2,4% leicht unter dem Durchschnitt der Länder im Euro-Raum (2,6%).

Neben dem hohen Anstieg der Wohnungsmieten beschleunigt sich auch der Auftrieb der Immobilienpreise stetig. Waren (laut OeNB) die Immobilienpreise (ohne Wien) im Zeitraum 2000/2009 um 1,7% pro Jahr gestiegen (Wien +3,3%), so erhöhten sie sich 2010 um 5,1% (Wien +8,0%) und 2011 um 3,1% (Wien +7,9%). Im I. Quartal 2012 erreichte der Preisanstieg sogar 11% (Wien +9,6%). Diese Preisdynamik dürfte mittelfristig anhalten, da zum einen die Verwerfungen auf den Finanzmärkten die Attraktivität von Immobilieninvestitionen erhöhen und zum anderen die Immobiliennachfrage vom leichten Rückgang der Kreditzinssätze profitiert (aufgrund der weiterhin sehr lockeren Geldpolitik).

Weiterhin stabile Entwicklung im Tourismus

Der Anstieg der Tourismusumsätze in der Wintersaison 2011/12 war vor allem von einer starken Zunahme der Nachfrage aus dem Ausland geprägt.

Die Tourismusumsätze waren in der Wintersaison 2011/12 nach vorläufigen Berechnungen mit 12,17 Mrd. € um 3,2% höher als im Vorjahr. Die Zahl der Übernachtungen erhöhte sich um 3,6%. Real stagnierten die Umsätze, weil der Aufwand je Nächtigung sank. Während die Nächtigungsnachfrage aus dem Ausland das Vorjahresniveau um 3,8% übertraf, nahmen die Inländernächtigungen mit +3,1% etwas schwächer zu. Auf den für Österreich bedeutenden ausländischen Herkunftsmärkten entwickelten sich im Winterhalbjahr 2011/12 die Nächtigungszahlen von Reisenden aus Russland (+18,4%) und der Schweiz (+14,4%) sehr günstig. Auch aus den USA (+7,3%), Frankreich (+5,9%), Schweden (+4,5%), Deutschland (+4,4%) und Großbritannien (+4,0%) wurden überdurchschnittliche Zuwächse verzeichnet, während die Nächtigungsnachfrage aus Tschechien (+2,8%) und Italien (+1,4%) weniger stark stieg. Die Übernachtungen von Gästen aus Belgien (+0,9%) und Rumänien (0,7%) stagnierten. Die Nächtigungen von Reisenden aus den Niederlanden (1,1%) und aus Ungarn (1,7%) waren leicht, jene aus Dänemark (5,2%) und Polen (5,3%) deutlich rückläufig. Insbesondere in Vorarlberg und Wien, aber auch in Oberösterreich und dem Burgenland steigerten die Tourismusbetriebe ihre Umsätze beträchtlich, nur in Kärnten blieb das Ergebnis unter dem Vorjahresniveau.

Spannungen auf dem Arbeitsmarkt nehmen zu

Zwar stieg die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten im Mai abermals deutlich, die Spannungen auf dem Arbeitsmarkt nehmen aber kontinuierlich zu: Die Zahl der offenen Stellen ging merklich zurück, die Arbeitslosigkeit erhöhte sich weiter.

Im Mai nahm die Beschäftigung abermals kräftig zu die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten stieg nach vorläufigen Schätzungen des BMASK auf 3,372.000 und war damit um 55.000 höher als im Vorjahr (+1,7%). Auch gegenüber dem Vormonat wuchs die Beschäftigung auf Basis saisonbereinigter Daten im Mai (+0,2%).

Am stärksten stieg die Beschäftigung im Vorjahresvergleich im April in den Bereichen Energieversorgung (+6,6%) sowie Information und Kommunikation (+6,3%). Die Zahl der zusätzlichen Arbeitsplätze war in der Herstellung von Waren am höchsten (+14.600), die meisten Arbeitsplätze gingen im Gesundheits- und Sozialwesen verloren (5.600).

Trotz der Beschäftigungsausweitung nimmt die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt kontinuierlich zu. Der Stellenandrang war seit Mitte 2009 dem Höhepunkt der Krise von 11 Arbeitslosen je offene Stelle stetig gesunken und hatte im Februar 2011 seinen Tiefstwert erreicht. Bis Mai 2012 stieg er wieder auf 9 Arbeitslose je offene Stelle. Vor dem Hintergrund der eher pessimistischen Einschätzungen im aktuellen WIFO-Konjunkturtest wird die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt wohl weiter zunehmen. Die Zahl der offenen Stellen verringerte sich im Mai gegenüber dem Vorjahr abermals kräftig (10,8% auf 32.300) und sank auch saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat. Im Mai waren 231.100 Arbeitslose beim Arbeitsmarktservice vorgemerkt, um 9.700 bzw. 4,4% mehr als im Vorjahr und um 0,1% mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote blieb im Mai unverändert und lag saisonbereinigt bei 6,9% (gemäß österreichischer Definition).

 

 

Abbildung 4: Wirtschaftspolitische Eckdaten

Q: Arbeitsmarktservice Österreich, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, OeNB, Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. 1) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, ohne Präsenzdiener, ohne in der Beschäftigungsstatistik erfasste Arbeitslose in Schulung.

 

 

 

Methodische Hinweise und Kurzglossar

Periodenvergleiche

Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen.

Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.

Durchschnittliche Veränderungsraten

Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- und Endwert der Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche Rate 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte jene von 2009 auf 2010.

Reale und nominelle Größen

Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.

Produzierender Bereich

Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.

Inflation, VPI und HVPI

Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone (siehe auch http://www.statistik.at/).

Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest

Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit (http://www.konjunkturtest.at/). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote

Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote

Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.

Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".

 

 

 

First Quarter Sees Austrian Economy Expand – European Sovereign Debt Crisis Dampens Outlook. Summary

 

The Austrian economy expanded at a quarterly rate of 0.3 percent in the first quarter of 2012. All demand components contributed to growth. On the production side, notably trade and other economic services provided positive stimulus. The results of WIFO's latest Business Cycle Survey and the slight flattening of the global economy suggest that economic activity in Austria will slow somewhat in the coming quarters.

The Austrian economy shifted to a growth path in the first quarter of 2012, following stagnation observed since the autumn of 2011. Real GDP increased by 0.3 percent compared with the previous quarter (+0.2 percent compared with the previous year), according to WIFO's national accounts. Trade and other economic services posted the strongest gains. GDP grew markedly on a quarter-on-quarter basis in the USA and notably also in Japan in the first quarter. The strong upturn in Germany contributed considerably to forestalling a recession in the euro area and also in the European Union as a whole. However, the outlook for the global economy has somewhat darkened of late the picture currently presented by indicators increasingly points to growing frictions in global economic developments. The upturn is again characterised by greatly increased global risk aversion in reaction to the renewed escalation of the turmoil on Europe's financial markets due to the sovereign debt crisis.

Against this background, the outlook is darkening also for Austria, as WIFO's latest Business Cycle Survey shows. This development is particularly marked in manufacturing, where firms are assessing current order books much more pessimistically than in previous months. While Austria's construction sector has so far remained relatively unaffected by the renewed economic slowdown, the downturn is distinctly noticeable in the services sector; nevertheless, firms in the services sector are still confident on balance.

Inflation as measured by the Consumer Price Index stood at 2.3 percent in April 2012 this was the lowest rate recorded since December 2010. Price increases were registered especially in the "housing, water and energy" expenditure category. The rate of inflation as measured by the Harmonised Index of Consumer Prices was 2.4 percent in April, which was slightly lower than the average for the countries in the euro area (2.6 percent). The number of persons in dependent active employment did rise again considerably in May, but labour market tensions are nevertheless mounting steadily. In May, 231,100 persons were registered as unemployed with the Public Employment Service, an increase by 9,700 compared with a year before (+4.4 percent). The unemployment rate remained unchanged from April to May and stood at 6.9 percent on a seasonally adjusted basis (according to the Austrian definition).

 

 

 

 

 



[a])  Seit Anfang März werteten die Währungen von zahlreichen Schwellenländern gegenüber dem Dollar markant ab.

[b])  Seit Anfang März sinken in vielen Ländern die Aktienpreise deutlich: RTS-Index (Russland) -30%, Bovespa (Brasilien) -20%, IBEX (Spanien) -30%, DAX -15%, ATX -15%, S&P500 -10%.

[c])  Im Gegensatz zum offiziellen Purchasing Manager Index für das verarbeitende Gewerbe sank der gleiche Indikator der HSBC Bank im Mai nur leicht, liegt aber schon seit einigen Monaten im negativen Bereich. Wiesen der offizielle Purchasing Manager Index und jener der HSBC Bank seit Anfang 2009 stets die gleiche Tendenz auf, so entwickeln sie sich vor allem seit Anfang 2012 gegenläufig.

[d])  Auch von einem rein theoretischen Standpunkt ist der reale Effekt einer diskretionären Veränderung des Mindestreservebestandes aufgrund gegenläufiger Konsum- und Investitionseffekte (Veränderung des Differentials zwischen Spar- und Kreditzinssätzen) in einem monetären Umfeld der fixen Wechselkurspolitik nicht eindeutig zu bestimmen.

[e])  Im Gegensatz zu den EU-Ländern ist der japanische Staat weiterhin bereit, sich mit hohen Investitionen zu verschulden, um expansive Konjunkturimpulse zu setzen, obwohl die Staatsverschuldung bereits jetzt doppelt so hoch ist wie das Bruttoinlandsprodukt - höher als in jedem anderen Industrieland. Allerdings sind die Gläubiger des Staates in Japan hauptsächlich Privatpersonen im Inland.

[f])  Vor allem enttäuschende Konjunkturdaten aus Italien sorgten Mitte Mai für eine ausgeprägte Kurskorrektur des Euro, die zeigte, dass das Verbrauchervertrauen auf den niedrigsten Stand seit 1996 gesunken war.

[g])  Immer mehr Finanzmarktakteure sichern sich gegen eine Euro-Abwertung durch Aufbau von "Euro-Short-Positionen" ab. Dies sind Finanzkontrakte, die im Falle einer Euro-Abwertung Gewinne abwerfen. Mitte Mai verzeichnete die Terminbörse in Chicago (Chicago Mercantile Exchange - CME) einen Überschuss von über 170.000 Kontrakten zugunsten einer Dollaraufwertung gegenüber dem Euro. Als der Euro-Kurs Anfang Juni 2010 auf 1,19 $ gesunken war und die Europäische Zentralbank erstmals begonnen hatte, Staatsanleihen bestimmter Euro-Länder zu erwerben, war der Überschuss dieser Kontrakte nur knapp über 110.000 gelegen.

[h])  Sinn, H. W., "Die Target-Kredite der Deutschen Bundesbank", ifo Schnelldienst, Sonderausgabe 21. März 2012, und Sinn, H. W., "Alle Augen auf Spanien", Handelsblatt, 14. Mai 2012, 2012, (93), S. 64.