Österreichs Wirtschaft
im Jahr 2011: Erholung verstärkt sich
Im Jahr 2011 expandierte
die heimische Wirtschaftsleistung real um über 3%. Nach einem Wirtschaftswachstum
von 2,3% im Jahr 2010 verstärkte sich somit die Erholung nach der Krise 2008/09.
Der Außenbeitrag lieferte in der ersten Jahreshälfte 2011 wichtige Impulse. Auch
die Nachfrage nach Investitionen wurde erheblich gesteigert. Die anhaltende Rohstoffverteuerung
ließen die Inflationsrate auf 3,3% und damit auf den höchsten Wert seit 1993 steigen.
Die günstige Wirtschaftsentwicklung erlaubte eine kräftige Ausweitung der Beschäftigung.
Die einzelnen Kapitel dieses
Berichts werden jeweils von den Autorinnen und Autoren gezeichnet.
INHALT
Finanzmarktturbulenzen belasten Entwicklung im
Euro-Raum
Österreich: Verstärkte Erholung nach der Krise
Warenproduktion sehr dynamisch
Staatsschuldenkrise prägt geldpolitische
Maßnahmen der EZB
Zusätzliche Liquidität nicht in den
Geldkreislauf gelangt
Überdurchschnittlicher Kursverfall an der
Wiener Börse
Neue EU-Institutionen zur Beaufsichtigung des
Finanzsektors
Anzeichen für Belebung des inländischen
Interbankenmarktes
EU-Scoreboard deutet hohen Verschuldungsgrad
des Privatsektors an
Eigenkapitalrendite 2011 merklich geschrumpft
Abschwächung der Exportdynamik
Leichte Einbußen an preislicher
Wettbewerbsfähigkeit
Handelsbilanz deutlich verschlechtert
Tourismus verliert weiterhin Marktanteile
Tourismus bleibt wichtige gesamtwirtschaftliche
Wertschöpfungskomponente
Tourismus als bedeutender
Beschäftigungsgenerator
Konsum wichtige Stütze der
Wirtschaftsentwicklung
Sparquote weiter gesunken – Stabiles
Konsumwachstum
Lebhafte Pkw-Nachfrage bei Eintrübung der
Konsumentenstimmung
Überaus günstiger Geschäftsgang im Kfz-Handel
Inflationsverlauf durch Mineralölprodukte und
Tourismusdienstleistungen geprägt
Herbstlohnrunde bringt für 2011 mäßige
Lohnsteigerungen
Höhere Abschlüsse in der Frühjahrslohnrunde
2011 neuerlich kein Realeinkommenszuwachs
Reallohneinkommen steigen 2012
Weiterhin starker Beschäftigungsanstieg,
Arbeitslosigkeit sinkt bis Jahresmitte
Selbständigenzahl steigt weiter
Ende der Übergangsfristen für Arbeitskräfte aus
den neuen EU-Ländern
Beschäftigungszuwachs in fast allen
Wirtschaftsbereichen
Vollzeitbeschäftigung wächst rascher als
Teilzeitarbeit
Arbeitslosigkeit trotz beträchtlicher
Beschäftigungsausweitung nur wenig gesunken
Sachgüterkonjunktur lässt in der zweiten
Jahreshälfte nach
Bauwirtschaft wächst 2011 kräftig
Witterungsbedingter Rückgang des
Energieverbrauches
Verkehrswirtschaft 2011: Stabilisierung und
Aufschwung
Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen von
Transport und Verkehr
Entwicklung der Treibstoffpreise
Personenverkehr und Fahrzeugmarkt
Gutes Ergebnis der Landwirtschaft trotz
Vorleistungsverteuerung
Einkommen nahe dem Höchstwert von 2007
Erhebliche Ausweitung des Produktionswertes in
Pflanzenbau und Tierhaltung
Ausgaben für Vorleistungen 2011 wieder kräftig
gestiegen
Agraraußenhandel weiterhin lebhaft
Landwirtschaftliche Einkommen auch in der EU
deutlich gestiegen
Holzpreise neuerlich gestiegen
Holzverarbeitende Industrie expandiert
VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND
ABBILDUNGEN
Übersicht 1: Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage
Übersicht 2: Bruttowertschöpfung zu
Herstellungspreisen
Übersicht 3: Außenhandel, Zahlungsbilanz
Übersicht 4: Inländische Verwendung (laut ESVG 1995)
Übersicht 5: Verteilung des Nettonationaleinkommens
Übersicht 6: Preise und Einkommen
Übersicht 7: Arbeitsmarkt, Arbeitsstückkosten,
Produktivität
Übersicht 8: Änderungen der Zinssätze des Eurosystems und der OeNB
Übersicht 9: Ausgewählte Aktiva und Passiva des österreichischen Bankensystems
Übersicht 10: Österreichs Außenhandel im Überblick
Übersicht 11: Entwicklung des Außenhandels nach Ländern und Regionen 2011
Übersicht 12: Österreichs Marktanteile im Außenhandel
Übersicht 13: Österreichs Energieimporte
Übersicht 14: Entwicklung des Außenhandels nach Warengruppen 2011
Übersicht 15: Übernachtungen in Österreich nach der Herkunft
Übersicht 16: Privater Konsum, persönlich verfügbares Einkommen, Konsumquote
Übersicht 17: Geldvermögensbildung und Finanzierung des privaten Haushaltssektors
Übersicht 18: Entwicklung des privaten Konsums im längerfristigen Vergleich
Übersicht 19: Entwicklung der Umsätze im Handel
Übersicht 20: Preise und Beschäftigung im Handel
Übersicht 21: Entwicklung des Verbraucherpreisindex
Übersicht 22: Entwicklung der Rohstoff- und Großhandelspreise
Übersicht 23: Entwicklung des harmonisierten Verbraucherpreisindex
Übersicht 26: Tariflohnindex 2006
Übersicht 27: Löhne und Einkommen
Übersicht 28: Der Arbeitsmarkt im Überblick
Übersicht 29: Ausländische Arbeitskräfte in Österreich
Übersicht 30: Unselbständige Beschäftigung nach Branchen im Jahr 2011
Übersicht 31: Atypische Beschäftigungsformen
Übersicht 32: Arbeitslose und Personen in AMS-Kursmaßnahmen nach Geschlecht und Alter
Übersicht 33: Arbeitslose nach Geschlecht und höchster abgeschlossener Ausbildung
Übersicht 34: Indikatoren für die Sachgütererzeugung
Übersicht 35: Kennzahlen zur Konjunkturlage der Herstellung von Waren 2011
Übersicht 36: Produktionswert des Bauwesens
Übersicht 37: Auftragslage im Bauwesen.
Übersicht 38: Beschäftigte, offene Stellen und Arbeitslose in der Bauwirtschaft
Übersicht 39: Produktionswert der Bauzulieferbranchen
Übersicht 40: Preisindex des Hoch- und Tiefbaus
Übersicht 41: Entwicklung der Energiepreise
Übersicht 42: Verbrauch von Mineralölprodukten
Übersicht 44: Elektrischer Strom
Übersicht 46: Arbeitslosigkeit im Verkehrssektor
Übersicht 48: Neu- und Gebrauchtzulassungen von Kraftfahrzeugen
Übersicht 49: Erzeugung, Wertschöpfung und Einkommen in der österreichischen
Landwirtschaft
Übersicht 50: Subventionen und Steuern in der österreichischen Landwirtschaft
Übersicht 51: Agraraußenhandel 2010
Abbildung 2: Eigenkapitalquote der Kreditinstitute im internationalen Vergleich
Abbildung 3: Aktuelle Entwicklung der realen Warenexporte laut VGR
Abbildung 4: Beurteilung der Exportaufträge und Erwartungen der österreichischen
Industrie
Abbildung 5: Österreichs Handelsbilanz
Abbildung 6: Entwicklung der internationalen Touristenankünfte weltweit und in Europa
Abbildung 7: Entwicklung der Aufenthaltsdauer von in- und ausländischen Gästen in
Österreich
Abbildung 8: Österreichs Marktanteil am internationalen Tourismus
Abbildung 9: Struktur der Veranlagungen des privaten Haushaltssektors
Abbildung 10: Vermögensaufbau und Verschuldung des privaten Haushaltssektors
Abbildung 11: Entwicklung des saisonbereinigten Vertrauensindex
Abbildung 12: Entwicklung der Rohstoff- und Energiepreise
Abbildung 13: Preisindizes für ausgewählte Nahrungsmittel in Österreich
Abbildung 14: Verbraucherpreisindizes für Wohnungsaufwand und Haushaltsenergie
Abbildung 15: Index der Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Geschäftslage
Abbildung 16: Konjunkturbeurteilung der Unternehmen
Abbildung 17: Gewichtete Heizgradsummen für Österreich
Abbildung 18: Entwicklung des Güter- und Personenverkehrs
Abbildung 19: Treibstoffpreise
Abbildung 21: Holzversorgung und Holzpreise
Die Weltwirtschaft wuchs
2011 abermals kräftig (knapp +4%), die Erholung nach der schweren Wirtschaftskrise
der Jahre 2008 und 2009 hielt damit an. Viele Volkswirtschaften erreichten jedoch
nach wie vor nicht das vor der Krise gemessene Produktionsniveau. Geld- und Fiskalpolitik
blieben in der Folge vielfach weiterhin expansiv ausgerichtet.
In den USA entwickelte
sich die Wirtschaftsleistung 2011 vergleichsweise verhalten. Das BIP stieg im Jahresdurchschnitt
um 1,7%, wobei sich die Dynamik im Jahresverlauf verstärkte. Einmal mehr erwies
sich der Konsum der privaten Haushalte als wichtigste Triebfeder der Expansion.
Er wurde real um 2,2% ausgeweitet und trug damit 1,5 Prozentpunkte zum Wirtschaftswachstum
bei. Auch die Bruttoanlageinvestitionen wurden deutlich gesteigert (real +6,8%),
ihr Wachstumsbeitrag erreichte 0,8 Prozentpunkte. Während der Nettoexport keinen
Beitrag zum Wirtschaftswachstum lieferte, belasteten der Rückgang der Lagerinvestitionen
wie auch die Einschränkung des öffentlichen Konsums das Ergebnis. Das Handelsbilanzdefizit
der USA stieg auch 2011. Nachdem es sich im Zuge der Rezession 2008 deutlich verringert
hatte, verschlechtert sich der Saldo seit dem Frühjahr 2009 wieder. 2011 erreichte
der Fehlbetrag rund 560 Mrd. $, nach etwa 500 Mrd. $ im Jahr zuvor.
Das Platzen der Immobilienpreisblase
ließ die Wohnbauinvestitionen das sechste Jahr in Folge sinken (2011 real –1,3%), jedoch war auf Basis von saisonbereinigten
Daten im Jahresverlauf teilweise wieder eine Zunahme zu beobachten. Die Immobilienpreise
waren anhaltend rückläufig. Zum Jahresende lag der Case-Shiller-Index um 4% unter
dem Niveau des Vorjahres. Ebenfalls schleppend verlief die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.
Die um Saisoneffekte bereinigte Arbeitslosenquote lag Anfang 2011 bei 9,1% und zum
Jahresende immer noch bei 8,5%. Seit ihrem Höchststand von 10% im Oktober 2009 ist
sie damit um nur 1,5 Prozentpunkte gesunken. Auch die Beschäftigung profitierte
bislang kaum von der Erholung der Wirtschaft. In den Jahren 2008 und 2009 gingen
netto 8,6 Mio. Stellen verloren. 2010 und 2011 wurden in Summe 2,9 Mio. Arbeitsplätze
geschaffen, das Beschäftigungsniveau vor der Krise wurde damit noch bei weitem nicht
erreicht.
Da die Wirtschaft der USA
die Folgen der Krise der Jahre 2008/09 auch 2011 noch nicht überwunden hatte, blieben
Geld- und Fiskalpolitik über den gesamten Jahresverlauf expansiv ausgerichtet. Die
Notenbank beließ den Leitzinssatz das dritte Jahr in Folge bei nahezu 0% und setzte
auch ihr Wertpapierankaufsprogramm fort. Die Regierung verlängerte ihre konjunkturstimulierenden
Maßnahmen über das Jahresende hinaus (z. B. Bezugsdauer von Arbeitslosengeld, Senkung
der Sozialversicherungssteuer). Das Budgetdefizit sank 2011 nur marginal auf 8,7%
des BIP. Die erhebliche Energieverteuerung ließ die Inflationsrate in den USA 2011
deutlich steigen. Nach 1,6% im Jahr 2010 erreichte sie 2011 3,1%.
Chinas Wirtschaft wuchs auch
2011 kräftig, während das BIP in Japan schrumpfte.
Die chinesische Wirtschaft
wuchs 2011 um 9,2% und damit etwas schwächer als 2010. In der ersten Jahreshälfte
zeigten sich Überhitzungserscheinungen in Form einer Beschleunigung der Inflation
und eines raschen Anstieges der Immobilienpreise. Als Reaktion darauf schlug die
Zentralregierung einen restriktiveren geldpolitischen Kurs ein. Gegen Jahresende
ließ die Wirtschaftsdynamik jedoch wieder nach, und die Notenbank sah sich zu einer
Lockerung der Geldpolitik veranlasst. Im Durchschnitt des Jahres 2011 stiegen die
Verbraucherpreise um 5,5%, nach 3,3% 2010.
Für die japanische Wirtschaft
war 2011 eine besonders schwierige Phase. Die Folgen der Erdbebenkatastrophe und
der Flutwelle ließen die gesamtwirtschaftliche Produktion im 1. Halbjahr deutlich
sinken. Nach real –1,8% im I. Quartal sank das
BIP auch im II. Quartal um 0,3%. Die Wiederaufbauarbeiten bewirkten einen merklichen
Produktionsanstieg (III. Quartal +1,7%), jedoch war gegen Jahresende erneut ein
Rückschlag zu verzeichnen (IV. Quartal –0,2%).
Für das gesamte Jahr ergibt sich ein Rückgang des BIP um real 0,7%. Trotz der Energieverteuerung
sanken die Verbraucherpreise weiter (–0,3%).
Die Deflationsphase dauert damit schon über zehn Jahre.
Die exportorientierten Volkswirtschaften
des Euro-Raumes profitierten auch 2011 von der guten Konjunktur in Übersee, sodass
die Erholung anhielt. In zahlreichen anderen Ländern der Währungsunion war nach
wie vor keine Besserung der Wirtschaftslage zu verzeichnen.
Die bereits 2010 beobachtete
Wachstumskluft zwischen den Ländern im Euro-Raum weitete sich 2011 aus. Während
exportorientierte Volkswirtschaften wie Schweden, Finnland, Deutschland und Österreich
am Aufschwung der Wirtschaft in Übersee teilhatten und Wachstumsraten des BIP von
3% und darüber erzielten, fehlten in vielen Ländern des Euro-Raumes Konjunkturimpulse.
Daher ergab sich auch keine automatische Entlastung der öffentlichen Haushalte über
die Einnahmenseite, sodass diese Länder eine Budgetsanierung durch diskretionäre
Maßnahmen anstreben müssen. Dies belastete deren Wirtschaftsentwicklung abermals.
Im Durchschnitt des Euro-Raumes verlangsamte sich das Wachstum 2011 gegenüber dem
Vorjahr von 1,9% auf 1,5%. In den neuen EU-Ländern in Ostmitteleuropa (Beitritt
2007) verstärkte sich hingegen das Wirtschaftswachstum im Durchschnitt von 2,5%
auf 3,2%.
Im Gegensatz zu den USA
verlor die Wirtschaft des Euro-Raumes im Jahresverlauf immer mehr an Dynamik. War das BIP im I. Quartal
gegenüber der Vorperiode real noch um 0,7% gewachsen, so stagnierte die Wirtschaft
im II. und III. Quartal nahezu (+0,1%) und schrumpfte gegen Jahresende sogar (–0,3%). Für den Jahresdurchschnitt ergab sich ein
Wirtschaftswachstum von 1,5%.
Sämtliche Hauptkategorien
der Nachfrage waren von der Konjunkturschwäche betroffen. Der Konsum der privaten
Haushalte expandierte 2011 im Euro-Raum real um nur 0,2%, und der öffentliche Konsum
stagnierte. Das Wachstum wurde von den Bruttoinvestitionen (real +1,8%) und vom
Außenbeitrag getragen. Gegen Jahresende schrumpften alle Komponenten im Vorperiodenvergleich.
Weil jedoch der Import stärker zurückging als der Export, wirkte der Außenbeitrag
positiv.
Die schwierige wirtschaftliche
Lage verschärfte 2011 im Euro-Raum die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Während
die Beschäftigung im Jahresdurchschnitt um 0,2% ausgeweitet wurde (EU insgesamt
+0,3%), stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenquote von 10,0% Anfang 2011 auf 10,6%
zum Jahresende (EU insgesamt von 9,5% auf 10,0%). Auch hier divergierte die Entwicklung
zunehmend zwischen den Euro-Ländern. Im Euro-Raum insgesamt betrug die Arbeitslosenquote
2011 10,2%. Am niedrigsten war sie mit 4,2% in Österreich, am höchsten mit 21,7%
in Spanien. In Deutschland, dem größten Euro-Land, lag die Quote 2011 bei 5,9%.
Besorgniserregend ist die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit: Während sich die
Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen 2011 im Euro-Raum insgesamt gegenüber dem
Vorjahr sogar geringfügig verringerte (von 20,9% auf 20,8%), erreichte sie in einigen
Ländern alarmierende Werte – in Portugal
und Italien lag sie bei rund 30%, in Griechenland bei 44,4% und in Spanien bei 46,4%.
Der bereits 2010 beobachtete
Vertrauensschwund der Finanzmärkte in die Bonität einiger Mitgliedstaaten des Euro-Raumes
verstärkte sich und griff auf weitere Länder über. In Griechenland trieb die Erwartung
eines teilweisen Schuldenausfalls die Rendite für langfristige Staatsanleihen von
11,6% Anfang 2011 auf 36,6% zum Jahresende. In Portugal erhöhte sich der Zinssatz
im selben Zeitraum von 6,8% auf 13,1% und in Italien von 4,6% auf 6,5%. In Irland
ließ der deutliche Zinsauftrieb ab der Jahresmitte wieder nach. In Spanien blieb
das Zinsniveau im Jahresverlauf 2011 indessen relativ konstant. Für Deutschland
war in diesem Zeitraum sogar ein deutlicher Rückgang des langfristigen Zinssatzes
um rund 1 Prozentpunkt zu beobachten. In einigen anderen Ländern, etwa Frankreich
und Österreich, fiel der Rückgang etwas geringer aus (–0,3 Prozentpunkte).
Die Krise im Finanzsektor
konnte auch 2011 nicht überwunden werden. Die zweifelhaft gewordenen Forderungen
einiger systemrelevanter Kreditinstitute gegenüber Staaten des Euro-Raumes belasteten
deren Kreditwürdigkeit. In der Folge verloren die Aktien der betroffenen Institute
im Jahresverlauf bis zu 70% ihres Wertes. Eine Kapitalaufstockung auf dem Kapitalmarkt
zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung wurde dadurch behindert.
Die anhaltende Rohölverteuerung
ließ 2011 auch die Verbraucherpreise in der EU deutlich steigen. Die Inflationsrate
erhöhte sich um 1 Prozentpunkt auf einen Jahresdurchschnitt von 3,1% (Euro-Raum
von 1,6% auf 2,7%). Auch die Kerninflationsrate stieg, wenngleich in geringerem
Ausmaß, von 1,5% auf 2,1% (Euro-Raum von 1,0% auf 1,7%).
Die EZB erhöhte im Herbst
2011 den Leitzinssatz in zwei Schritten um jeweils 25 Basispunkte, sah sich aber
in weiterer Folge gezwungen, diese Maßnahme noch vor Jahresende wieder zurückzunehmen.
Die Probleme im Bankenbereich im Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise erforderten
eine anhaltend expansive Geldpolitik. Die EZB stellte daher den Banken im Euro-Raum
im Dezember 2011 und im Februar 2012 jeweils rund 500 Mrd. € an zusätzlicher Liquidität
für mehrere Jahre zu einem günstigen Zinssatz zur Verfügung.
Das BIP stieg 2011 in Österreich
um 3,1% und damit stärker als im Jahr zuvor. Der durch die Rezession 2008/09 entstandene
Produktionsausfall wurde dadurch wieder wettgemacht.
Für die österreichische
Wirtschaft verlief das Jahr 2011 überaus erfolgreich, die gesamtwirtschaftliche
Produktion stieg real um 3,1%. Sämtliche Hauptkomponenten der Nachfrage lieferten
positive Beiträge zum Wachstum. Der Export expandierte mit real +6,7% kräftig, jedoch
nicht mehr so stark wie im Jahr zuvor. Besonders lebhaft entwickelte sich die internationale
Nachfrage nach heimischen Waren (real +7,7%). Aufgrund des Nachlassens der Konjunktur
im Ausland verlor der heimische Außenhandel im Verlauf des Jahres mehr und mehr
an Schwung. Zum Jahresende war der Export gegenüber der Vorperiode bereits rückläufig.
|
||||
Übersicht 1: Entwicklung
der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage |
||||
Real |
||||
|
||||
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
||||
|
||||
Konsumausgaben insgesamt |
+1,7 |
–0,1 |
+1,5 |
+1,1 |
Private Haushalte1) |
+0,8 |
–0,3 |
+2,2 |
+0,6 |
Staat |
+4,4 |
+0,2 |
–0,2 |
+2,7 |
Bruttoinvestitionen |
–1,8 |
–11,9 |
+3,6 |
+14,0 |
Bruttoanlageinvestitionen |
+0,7 |
–8,3 |
+0,1 |
+5,7 |
Ausrüstungen |
–0,7 |
–9,7 |
+4,3 |
+11,3 |
Bauten |
+1,0 |
–7,6 |
–2,9 |
+2,6 |
Inländische Verwendung |
+0,6 |
–2,9 |
+1,9 |
+3,1 |
Exporte |
+1,4 |
–14,3 |
+8,3 |
+6,7 |
Importe |
±0,0 |
–13,8 |
+8,0 |
+7,0 |
|
||||
Bruttoinlandsprodukt |
+1,4 |
–3,8 |
+2,3 |
+3,1 |
Q: Statistik Austria, WIFO. – 1) Einschließlich
privater Organisationen ohne Erwerbszweck. |
||||
|
Ein weiterer wichtiger Wachstumstreiber waren 2011 die Bruttoanlageinvestitionen. Nach einem scharfen Rückgang im Jahr 2009 um real über 8% war die Investitionsnachfrage 2010 noch sehr zurückhaltend (+0,1%). Erst 2011 sprang die Nachfrage an, das Investitionsvolumen stieg um 5,7%. Besonders kräftig zogen die Ausrüstungsinvestitionen an (real +11,3%). Insbesondere in Fahrzeuge wurde deutlich mehr investiert. Hingegen entwickelten sich die Bauinvestitionen verhalten: Nach der empfindlichen Einschränkung 2009 und 2010 wurden sie 2011 um nur 2,6% ausgeweitet. Die Investitionen in Wohnbauten wuchsen mit +3,8% überdurchschnittlich.
|
||||
Übersicht 2: Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen |
||||
Real |
||||
|
||||
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
||||
|
||||
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei |
+5,8 |
–15,9 |
–5,5 |
+4,1 |
Bergbau |
+20,4 |
–2,8 |
–0,3 |
–7,9 |
Herstellung von Waren |
+0,9 |
–15,3 |
+7,4 |
+10,4 |
Energie-, Wasserversorgung; Abfallentsorgung |
–2,5 |
+3,2 |
+3,8 |
+10,3 |
Bauwesen |
–1,1 |
–7,5 |
–3,0 |
+2,7 |
Handel |
–3,0 |
+0,7 |
+3,1 |
+0,1 |
Verkehr |
+1,3 |
–7,9 |
–1,1 |
+2,9 |
Beherbergung und Gastronomie |
+3,2 |
–1,5 |
+1,8 |
–0,5 |
Information und Kommunikation |
+0,2 |
–3,6 |
–3,7 |
–1,5 |
Kredit- und Versicherungswesen |
+4,9 |
+9,5 |
+6,9 |
+6,0 |
Grundstücks- und Wohnungswesen |
+3,0 |
–0,7 |
–0,6 |
–0,1 |
Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen1) |
+5,8 |
–5,5 |
+5,0 |
+2,8 |
Öffentliche Verwaltung2) |
+2,9 |
–0,1 |
+0,4 |
+1,2 |
Sonstige Dienstleistungen |
+1,9 |
–1,4 |
+1,7 |
+0,5 |
|
||||
Wertschöpfung der Wirtschaftsbereiche3) |
+1,6 |
–4,2 |
+2,3 |
+3,2 |
Bruttoinlandsprodukt |
+1,4 |
–3,8 |
+2,3 |
+3,1 |
Q: Statistik Austria,
WIFO. – 1) Erbringung
von freiberuflichen, wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen
Dienstleistungen (ÖNACE M bis N). –
2) Einschließlich Sozialversicherung,
Verteidigung, Erziehung, Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen (ÖNACE O bis
Q). – 3) Vor
Abzug der Gütersubventionen und vor Zurechnung der Gütersteuern. |
||||
|
|
||||
Übersicht 3: Außenhandel, Zahlungsbilanz |
||||
|
||||
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
||||
Exporte, Waren |
||||
Nominell |
+2,5 |
–20,2 |
+16,7 |
+11,7 |
Real |
+0,5 |
–16,8 |
+12,8 |
+7,5 |
Importe, Waren |
||||
Nominell |
+4,7 |
–18,4 |
+16,5 |
+15,0 |
Real |
+0,6 |
–14,3 |
+10,3 |
+7,5 |
Terms-of-Trade |
–2,0 |
+0,7 |
–2,0 |
–2,9 |
Handelsbilanz (laut Statistik Austria) |
||||
Mrd. € |
–2,04 |
–3,83 |
–4,28 |
–8,59 |
In % des BIP |
–0,7 |
–1,4 |
–1,5 |
–2,9 |
Leistungsbilanz |
||||
Mrd. € |
+13,76 |
+7,49 |
+8,62 |
+5,86 |
In % des BIP |
+4,9 |
+2,7 |
+3,0 |
+1,9 |
Q: OeNB, Statistik
Austria, WIFO. |
||||
|
Nachdem der private Konsum
2009 angesichts der Unsicherheit über die künftige Wirtschaftsentwicklung leicht
rückläufig gewesen war, weiteten die privaten Haushalte ihre Konsumausgaben 2010
um 2,2% aus. 2011 folgte der Konsum der privaten Haushalte wieder einem flacheren
Wachstumspfad (real nur +0,6%). Zwar stiegen die Haushaltseinkommen nominell merklich,
jedoch war die Inflationsrate 2011 mit 3,3% die höchste seit 1993. Die Ausweitung
des Konsums erforderte daher eine weitere Verringerung der Sparquote.
Aufgrund des Anstieges
der Importpreise von Energierohstoffen und der regen Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionsgütern
zog 2011 auch der Warenimportwert kräftig an. Die nominelle Wareneinfuhr (laut VGR)
erhöhte sich mit knapp +15% ebenso stark wie 2010 (+15,3%) und wesentlich stärker
als der Export (+11,9%). Das Warenhandelsdefizit laut Statistik Austria vergrößerte
sich daher von 4,3 Mrd. € im Jahr 2010 auf 8,6 Mrd. €.
Auch 2011 expandierten
die Warenproduktion und die Arbeitskräfteüberlassung in Österreich überdurchschnittlich.
Die Wertschöpfung der Warenproduktion wurde mit über +10% sogar stärker gesteigert
als 2010 (+7,4%) und erreichte damit wieder das Produktionsniveau vor der Krise
(2009 –15,3%). Die Beschäftigung stieg in der Warenproduktion
2011 kräftig (fast +2%), nachdem sie 2010 noch zurückgegangen war (–1,3%). Hatten die Unternehmen 2010 angesichts der
Konjunkturerholung ihre Personalkapazitäten zunächst überwiegend mit Leiharbeitskräften
aufgestockt, so konnten viele dieser Stellen 2011 in die Stammbelegschaft übergeführt
werden. Die Wertschöpfung der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen
die Arbeitskräfteüberlassung zählt, expandierte 2011 mit knapp +3% etwas schwächer
als 2010 (+5,0%).
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||
Übersicht 4: Inländische
Verwendung (laut ESVG 1995) |
||
Zu laufenden Preisen |
||
|
||
2011 |
2011 |
|
Mrd. € |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
|
|
||
Bruttoinlandsprodukt |
301,31 |
+5,3 |
Minus Exporte |
170,64 |
+10,5 |
Plus Importe |
161,66 |
+13,7 |
|
||
Inländische Verwendung |
292,33 |
+6,7 |
Konsumausgaben insgesamt |
219,73 |
+3,9 |
Private Haushalte1) |
161,58 |
+3,5 |
Staat |
58,15 |
+4,9 |
Bruttoinvestitionen |
72,38 |
+16,9 |
Bruttoanlageinvestitionen |
63,53 |
+8,4 |
Ausrüstungen |
25,13 |
+13,2 |
Bauten |
33,66 |
+6,0 |
Vorratsveränderung2) |
8,85 |
|
Statistische Differenz |
0,22 |
|
Q: Statistik Austria, WIFO. – 1) Einschließlich
privater Organisationen ohne Erwerbszweck. –
2) Einschließlich Nettozugang an Wertsachen. |
||
|
|
||
Übersicht 5: Verteilung des Nettonationaleinkommens |
||
Zu laufenden Preisen |
||
|
||
2011 |
2011 |
|
Mrd. € |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
|
|
||
Arbeitnehmerentgelte |
149,67 |
+4,7 |
Betriebsüberschuss und Selbständigeneinkommen |
118,94 |
+5,9 |
Produktionsabgaben minus Subventionen |
32,70 |
+5,8 |
|
||
Bruttoinlandsprodukt |
301,31 |
+5,3 |
Primäreinkommen an die übrige Welt |
31,32 |
+9,4 |
Primäreinkommen aus der übrigen Welt |
30,26 |
+11,6 |
|
||
Bruttonationaleinkommen |
300,25 |
+5,5 |
Minus Abschreibungen |
47,00 |
+2,0 |
|
||
Nettonationaleinkommen |
253,25 |
+6,1 |
Laufende Transfers an die übrige Welt |
4,90 |
+2,0 |
Laufende Transfers aus der übrigen Welt |
2,56 |
+17,8 |
|
||
Verfügbares Nettonationaleinkommen |
250,91 |
+6,3 |
Q: Statistik Austria, WIFO. |
||
|
Der Tourismus entwickelte
sich 2011 in Österreich verhalten. Zwar stieg die Zahl der Gästeankünfte aus dem
In- und Ausland gegenüber dem Vorjahr um 3,7%, jedoch sank die durchschnittliche
Aufenthaltsdauer. In der Folge erhöhte sich die Zahl der Nächtigungen um nur 0,9%.
Weil sich die Ausgaben der Gäste gedämpft entwickelten, verringerten sich die Einnahmen
im Reiseverkehr nach vorläufiger Rechnung real um 0,6%. Viele Tourismusbetriebe
nahmen die in der Wirtschaftskrise 2008/09 gewährten Preisnachlässe 2011 zurück,
sodass das durchschnittliche Preisniveau kräftig anzog. Dadurch ergab sich ein Zuwachs
des nominellen Umsatzes von 3,6%.
Die Inflationsrate erreichte 2011 in Österreich gemessen am Verbraucherpreisindex mit 3,3% den höchsten Wert seit fast 20 Jahren (1993: 3,6%, 2008: 3,2%). Wie 2008 ging die kräftige Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus insbesondere auf die erhebliche Verteuerung von Energieträgern zurück. Zwar gaben die Notierungen für Rohölprodukte ab dem Frühjahr 2011 wieder nach, zum Jahresende lagen sie aber noch weit über dem Vorjahresniveau. Im Jahr 2008 hatte der deutliche Anstieg des Euro-Dollar-Wechselkurses der Preissteigerung der in Dollar gehandelten Rohölprodukte entgegengewirkt. 2011 fiel dieser dämpfende Effekt hingegen geringer aus.
|
||||
Übersicht 6: Preise und Einkommen |
||||
|
||||
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
|
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
|||
|
||||
Verbraucherpreise |
+3,2 |
+0,5 |
+1,9 |
+3,3 |
Deflator des Bruttoinlandsproduktes |
+1,8 |
+1,0 |
+1,8 |
+2,1 |
Exportpreise Waren |
+2,0 |
–4,1 |
+3,5 |
+3,9 |
Importpreise Waren |
+4,0 |
–4,7 |
+5,6 |
+7,0 |
Weltmarktrohstoffpreise (auf Dollarbasis) |
+32,7 |
–34,7 |
+28,9 |
+28,6 |
Terms-of-Trade |
||||
Waren und Dienstleistungen |
–1,4 |
+0,3 |
–1,8 |
–2,6 |
Waren |
–2,0 |
+0,7 |
–2,0 |
–2,9 |
|
||||
Lohn- und Gehaltssumme1) in der Gesamtwirtschaft |
+5,5 |
+0,8 |
+2,4 |
+4,7 |
Je Beschäftigungsverhältnis laut VGR |
+3,2 |
+1,6 |
+1,2 |
+2,7 |
Q: Statistik Austria, WIFO. – 1) Brutto,
ohne Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung. |
||||
|
|
||||
Übersicht 7: Arbeitsmarkt, Arbeitsstückkosten, Produktivität |
||||
|
||||
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
|
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
|||
Arbeitskräfteangebot |
||||
Erwerbspersonen1) |
+1,5 |
+0,1 |
+0,6 |
+1,7 |
Unselbständige2) |
+1,3 |
±0,0 |
+0,5 |
+1,7 |
|
||||
Arbeitslosenquote3) |
5,9 |
7,2 |
6,9 |
6,7 |
|
||||
Arbeitskräftenachfrage |
||||
Aktiv Erwerbstätige4) |
+1,8 |
–1,2 |
+0,9 |
+1,9 |
Unselbständig aktiv Beschäftigte4) |
+1,7 |
–1,5 |
+0,8 |
+1,9 |
Sachgütererzeugung5) |
+1,7 |
–5,3 |
–1,3 |
+1,9 |
Ausländische Arbeitskräfte |
+5,9 |
–1,3 |
+4,6 |
+8,3 |
Geleistete Arbeitszeit pro Kopf (Beschäftigten),
Sachgütererzeugung |
–0,5 |
–3,6 |
+3,0 |
–0,1 |
Beschäftigungsquote6) |
65,7 |
64,7 |
65,0 |
65,9 |
|
||||
Lohnstückkosten |
||||
Gesamtwirtschaft |
+3,7 |
+4,7 |
–0,3 |
+1,2 |
Sachgütererzeugung |
+5,2 |
+15,1 |
–5,7 |
–4,5 |
|
||||
Produktivität |
||||
BIP pro Kopf (Erwerbstätige; laut VGR) |
–0,7 |
–2,9 |
+1,5 |
+1,4 |
Sachgütererzeugung je geleistete Beschäftigtenstunde |
–0,3 |
–7,3 |
+5,6 |
+8,5 |
Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger,
Arbeitsmarktservice Österreich, WIFO. –
1) Unselbständig aktiv Beschäftigte (ohne
Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, ohne Präsenzdiener + Selbständige
+ Arbeitslose. – 2) Unselbständig aktiv Beschäftigte + Arbeitslose.
– 3) In
% der unselbständigen Erwerbspersonen laut Arbeitsmarktstatistik. – 4) Arbeitskräfteangebot
ohne Arbeitslose. – 5) Laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.
Bruch 2007/08 wegen Umstellung der Wirtschaftsklassifikation auf ÖNACE 2008; 2008:
WIFO-Schätzung. – 6) Anteil der aktiv Erwerbstätigen an der Bevölkerung
im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre). |
||||
|
Obwohl die Wirtschaftsdynamik
im Laufe des Jahres 2011 immer mehr abflachte, wurde die Beschäftigung kontinuierlich
ausgeweitet. Im Jahresdurchschnitt stieg die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten
um 63.300 bzw. 1,9%. Auch gegen Jahresende blieb das Expansionstempo unverändert
hoch. Sowohl in der Warenproduktion als auch im Dienstleistungsbereich wurden neue
Stellen geschaffen. Wie in Aufschwungphasen üblich, nahm das Arbeitskräfteangebot
zu. Dazu trug auch der Wegfall der Übergangsfristen für die Freizügigkeit der Arbeitskräfte
aus einigen Ländern Ostmitteleuropas im Mai bei.
Wie in den letzten Jahren
reagierte die Arbeitslosigkeit rasch auf die Veränderung der Konjunkturlage. Bereits
Mitte 2011 begann die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen zu steigen. Im Jahresdurchschnitt
2011 ergab sich dennoch gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 4.100 Personen. Die
Arbeitslosenquote verringerte sich laut nationaler Berechnungsmethode von 6,9% im
Jahr 2010 auf 6,7% im Jahr 2011. Die harmonisierte Arbeitslosenquote lag 2011 bei
4,2% und war damit die niedrigste in der gesamten EU. 2012 ist allerdings mit einem
Anstieg der Arbeitslosenquote zu rechnen.
Marcus Scheiblecker (Marcus.Scheiblecker@wifo.ac.at)
Statistik: Christine Kaufmann (Christine.Kaufmann@wifo.ac.at),
Roswitha Übl (Roswitha.Uebl@wifo.ac.at)
Die geldpolitische Strategie
der Europäischen Zentralbank (EZB) war 2011 durch den Gegensatz zwischen Stabilitätsorientierung
nach dem Vorbild der Deutschen Bundesbank und der Unterstützung einiger Euro-Staaten
geprägt, an deren Zahlungsfähigkeit die Anleger zunehmend zweifelten. Höhepunkte
dieser Auseinandersetzung war der Rücktritt von Axel Weber (Februar 2011) und Jürgen
Starck (September 2011) aus dem Direktorium der EZB, die sich vehement gegen den
Direktankauf von Staatsanleihen durch die EZB gestellt hatten. Die EZB kaufte (Stand
23. März 2012) im Rahmen des Covered Bond Purchase Programme 1 seit 2. Juli 2009
Staatsanleihen um 57 Mrd. € direkt an, im Securities Market Programme folgten seit
14. Mai 2010 Ankäufe um 214 Mrd. € und im Covered Bond Purchase Programme 2 (seit
3. November 2011) sollen weitere 40 Mrd. € angekauft werden. Ziel dieser Operationen
war die Beruhigung der Anleihemärkte für Staatspapiere der Länder an der Peripherie
des Euro-Raumes. Dadurch sollte der jeweilige Zinsabstand zu deutschen Bundesanleihen
vermindert und eine Stabilisierung der Schuldendynamik dieser Ländergruppe gesichert
werden.
Die EZB versuchte 2011, die
divergierenden Ziele einer restriktiven Zinspolitik und einer Stabilisierung des
Kreditwesens in den Ländern an der Peripherie des Euro-Raumes zu vereinen.
Diese expansive Strategie
wurde im II. Quartal 2011 um eine leicht restriktive Linie ergänzt, die an den günstigen
Konjunkturindikatoren der ersten Jahreshälfte 2011 ausgerichtet war. Im April 2011
setzte die EZB eine geldpolitische Wende und steigerte erstmals seit Juli 2008 den
Leitzinssatz für ihre Mengentender ausgehend von 1% für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte
auf bis zu 1,5% (Übersicht 8). Die Zuteilung der Mengentender erfolgte weiterhin
ohne Beschränkung. Doch schon im November machte die EZB diese Entwicklung unter
der neuen Leitung von Mario Draghi mit einer Senkung der Leitzinssätze rückgängig.
Begründet wurde diese Korrektur mit der erwarteten Rückkehr der Inflationsrate unter
den Zielwert von höchstens 2% im Jahresverlauf 2012 sowie mit dem verlangsamten
Geldmengenwachstum. Vermutlich waren jedoch die Turbulenzen auf den Anleihemärkten
und der nur langsam voranschreitende Einigungsprozess über die Verlagerung fiskalpolitischer
Kompetenzen von den Mitgliedsländern an die Europäische Union ausschlaggebend.
Auf dem europäischen Geldmarkt
hielt Anfang 2011 der seit 2010 beobachtete Trend steigender Zinssätze für Taggeld
und Dreimonatsgeld an. Der Taggeldsatz (EONIA) erhöhte sich bis zur Jahresmitte
um etwa ½ Prozentpunkt. Erhöhte Zweifel über die Rückzahlungsfähigkeit der Finanzintermediäre
entstanden vor allem im Gefolge der Staatsschuldenkrise. Der europäische Anleihemarkt
war im 1. Halbjahr 2011 durch zunehmende Renditeabstände und Herabstufungen von
Länderratings für die Peripherieländer geprägt. Am 6. Dezember 2011 setzte schließlich
Standard & Poor's alle 15 Euro-Länder
auf "negativen Ausblick" und weitete damit den Kreis der betroffenen Länder
auf den gesamten Euro-Raum aus. Ein "negativer Ausblick" zeigt die mögliche
Herabstufung des Länderratings innerhalb der nächsten drei Monate an[a]).
|
||||||
Übersicht 8: Änderungen
der Zinssätze des Eurosystems und der OeNB |
||||||
|
||||||
Einlagefazilität |
Spitzenrefinanzierungsfazilität |
Hauptrefinanzierungsgeschäft |
Basiszinssatz |
Referenzzinssatz |
||
Mengentender |
Zinstender |
|||||
In % |
||||||
|
||||||
14. März 2007 |
2,75 |
4,75 |
3,75 |
3,19 |
4,75 |
|
13. Juni 2007 |
3,00 |
5,00 |
4,00 |
3,19 |
5,25 |
|
|
||||||
9. Juli 2008 |
3,25 |
5,25 |
4,25 |
3,70 |
5,25 |
|
8. Oktober 2008 |
2,75 |
4,75 |
4,25 |
3,70 |
5,25 |
|
9. Oktober 2008 |
3,25 |
4,25 |
4,25 |
3,70 |
4,50 |
|
15. Oktober 2008 |
3,25 |
4,25 |
3,75 |
3,13 |
4,50 |
|
12. November 2008 |
2,75 |
3,75 |
3,25 |
2,63 |
4,00 |
|
10. Dezember 2008 |
2,00 |
3,00 |
2,50 |
1,88 |
3,25 |
|
|
||||||
21. Jänner 2009 |
1,00 |
3,00 |
2,00 |
1,38 |
3,25 |
|
11. März 2009 |
0,50 |
2,50 |
1,50 |
0,88 |
2,75 |
|
8. April 2009 |
0,25 |
2,25 |
1,25 |
0,88 |
2,75 |
|
13. Mai 2009 |
0,25 |
1,75 |
1,00 |
0,38 |
2,00 |
|
|
||||||
13. April 2011 |
0,50 |
2,00 |
1,25 |
0,38 |
2,00 |
|
13. Juli 2011 |
0,75 |
2,25 |
1,50 |
0,88 |
2,50 |
|
9. November 2011 |
0,50 |
2,00 |
1,25 |
0,88 |
2,50 |
|
14. Dezember 2011 |
0,25 |
1,75 |
1,00 |
0,38 |
2,00 |
|
Q: EZB, OeNB. |
||||||
|
Diese Entwicklung brachte
in ganz Europa Kreditinstitute in Bedrängnis, weil für einzelne Institute der damit
verbundene Bedarf an Wertberichtigungen und die potentiellen Verlustrisiken aus
Derivativgeschäften schwierig einzuschätzen waren. Die steigende Unsicherheit trocknete
den Interbankenmarkt aus und hatte vor allem in Südeuropa Liquiditätsengpässe des
gesamten Kreditwesens zur Folge. Die EZB begleitete daraufhin ihre Zinssenkungspolitik
mit einer Ausweitung der Liquiditätsversorgung europäischer Kreditinstitute. Dazu
setzte sie ein innovatives geldpolitisches Instrument ein: Am 8. Dezember 2011 wurden
zwei langfristige Refinanzierungsoperationen (LTRO) angekündigt, in denen Kreditinstituten
Wertpapierpensionsgeschäfte mit dreijähriger Laufzeit und unbeschränkter Zuteilung
zu einem Zinssatz von 1% angeboten wurden. Noch im Dezember 2011 wurden so etwa
500 Mrd. € in das Kreditwesen geschleust. Vor allem Kreditinstitute aus den Peripherieländern
versorgten sich zu diesen günstigen Bedingungen mit Liquidität, während sich die
Kreditinstitute aus dem Norden Europas auf konventionellem Weg refinanzierten.
Der Transfer von Liquidität
von der EZB in die Peripherieländer ließ deren Target-Verbindlichkeiten ab Mitte
2011 deutlich steigen. Target 2 ist das europäische System für den Zahlungsverkehr
in Zentralbankgeld. Über dieses System werden Zentralbankoperationen, Euro-Überweisungen
aus Großbetragszahlungssystemen im Interbankenverkehr sowie andere Euro-Zahlungen
verrechnet. Als Spiegelbild der Leistungsbilanzdefizite und Kapitalexporte der Peripherieländer
nahmen die Target-Forderungen der nördlichen Euro-Länder dramatisch zu. So stiegen
etwa die Target-Forderungen der Deutschen Bundesbank von 256 Mrd. € Ende 2010 auf
463 Mrd. € im Dezember 2011; nach der zweiten LTRO-Zuteilung im Februar 2012 betrugen
sie sogar 547 Mrd. €. In Österreich verschlechterte sich der Target-Saldo von –8,1 Mrd. € (2010) auf –41,3 Mrd. € (2011). In den ersten drei Monaten des
Jahres 2012 kam ein weiterer Nettoabgang von –52,6
Mrd. € hinzu.
Die reichliche Versorgung
des Kreditwesens mit Liquidität spiegelte sich vorwiegend in einer beträchtlichen
Erhöhung der Bilanzsumme des konsolidierten Eurosystems (31. Dezember 2011 +36%
gegenüber Ende 2010); gegenüber dem Vorkrisenniveau (Juni 2007) hat sich die Bilanzsumme
mehr als verdoppelt (+146%). Die den Kreditinstituten zur Verfügung stehende Liquidität
gelangte jedoch kaum in den Geldkreislauf. Im Vorjahresvergleich stiegen die Geldmengenaggregate
M1, M2 und M3 um nur rund 2%, und die Inflationsrate lag im Jahresdurchschnitt 2011
mit 2,7% nur geringfügig über dem Zielwert der EZB. Wie die Zerlegung des Preisauftriebes
in einzelne Komponenten zeigt, war der Preisdruck zudem überwiegend auf die Energieverteuerung
(+11,9%) zurückzuführen.
Der europäische Anleihemarkt
war 2011 durch heftige Turbulenzen gekennzeichnet. Während von Peripherieländern
emittierte Staatsanleihen teilweise große Kursverluste verzeichneten (Abbildung
1), verfiel die Rendite auf langfristige deutsche Bundesanleihen von 3,1% zu Jahresbeginn
auf 2% im Dezember (Benchmark). Die hohe Unsicherheit der Investoren über die Zahlungsfähigkeit
öffentlicher Schuldner veranlasste Gläubiger zu einem Rückzug aus dem europäischen
Markt oder zu einer Umschichtung in festverzinsliche Wertpapiere deutscher Emittenten.
In Deutschland konnten im Dezember Geldmarktpapiere des Bundes mit einer Emissionsrendite
von 0,001% abgesetzt werden (Handelsblatt, 9. Jänner 2012), sodass für die öffentliche
Hand praktisch keine Finanzierungskosten entstanden. Im Gegensatz dazu stieg die
Rendite österreichischer Staatsanleihen zunächst, diese Bewegung wurde allerdings
wieder korrigiert, und die Benchmark-Rendite lag mit Jahresende bei 3,1%. Das Zinsdifferential
zwischen österreichischen und deutschen Benchmark-Anleihen erreichte trotz des Rückganges
in der zweiten Jahreshälfte im November mit 1,4 Prozentpunkten den höchsten Wert
seit dem Eintritt in die Währungsunion. Diese Entwicklung war vor allem ein Ergebnis
des langsamen Entscheidungsprozesses auf europäischer Ebene, mangelnder Aktivitäten
zur Beseitigung des öffentlichen Defizits im österreichischen Staatshaushalt und
des potentiellen Zuschussbedarfes österreichischer Kreditinstitute durch steigende
Kreditausfälle in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Im europäischen Vergleich war
das Zinsdifferential Österreichs ähnlich niedrig wie das der Niederlande. Länder
mit höheren Staatsschulden mussten hingegen deutlich größere Aufschläge auf den
deutschen Referenzsatz zahlen. Griechenland profitierte von den liquiditätssteigernden
Aktionen der EZB nicht, die Renditen auf griechische Staatsanleihen nahmen auch
gegen Jahresende unvermindert zu.
|
Abbildung 1: Entwicklung
des Zinsabstandes für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark)
zu Deutschland |
|
Q: OeNB. |
|
Die Entwicklung der Geldmarktzinssätze,
hoher Liquiditätsbedarf und der Abfluss von Sparguthaben wirkten sich 2011 positiv
auf die Einlagenzinssätze aus. Die österreichischen Kreditinstitute boten Privathaushalten
im Jahresverlauf 2011 immer attraktivere Zinssätze an. Diese Entwicklung betraf
sowohl kurze als auch lange Bindungsfristen. Die Einlagenzinssätze waren zum Jahresende
um etwa 0,5 Prozentpunkte höher als zu Jahresbeginn. Die Finanzierungskosten für
einen Neukredit entwickelten sich 2011 uneinheitlich: Konsum- und Wohnbaukredite
an private Haushalte verteuerten sich in der zweiten Jahreshälfte um bis zu 40 Basispunkte,
zum Jahresende entsprachen die Zinssätze aber wieder dem Wert von Anfang 2011. Für
die Kreditkosten nichtfinanzieller Unternehmen ergab sich ein widersprüchliches
Bild: Während kurzfristige Unternehmenskredite teurer wurden, verbilligten sich
langfristige Darlehen um ½ Prozentpunkt. Die Einlagenzinssätze lagen in Österreich
um etwa 30 bis 70 Basispunkte, die Finanzierungskosten für Konsumkredite privater
Haushalte um etwa 190 Basispunkte und für Wohnbaukredite um etwa 90 Basispunkte
unter dem EU-Durchschnitt.
Während die Preise festverzinslicher
Wertpapiere Ende 2011 höher waren als zu Jahresbeginn, schlossen die Aktienmärkte
2011 mit Ausnahme der USA auf niedrigerem Niveau. In Frankfurt und Tokio waren Verluste
von über 15% zu verzeichnen; die Wiener Börse erlitt mit –35% einen besonders empfindlichen Abschlag. Dafür
war einerseits der große Anteil von Finanztiteln im ATX verantwortlich. Diese Titel
wurden stark mit der Staatsschuldenkrise und potentiellen Kreditausfällen im Ausland
verbunden. Andererseits bot die Eintrübung der Konjunktur in Europa allgemein ein
schwieriges Umfeld. Der Kursverfall hatte gravierende Folgewirkungen für die Umsätze
der Wiener Börse, sie lagen mit 61,9 Mrd. € um 18,5% unter dem Vorjahresniveau.
Obwohl 2011 erstmals seit einigen Jahren zwei Neueinführungen und einige Kapitalerhöhungen
gelangen, sank die Börsekapitalisierung von 40% des BIP auf 30%.
Im Jahr 2011 beeinflussten
Wechselkursveränderungen die internationale Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen
Wirtschaft kaum. Der Dollar wertete im Jahresdurchschnitt zwar um knapp 5% ab, gleichzeitig
gewann der Schweizer Franken – der ebenfalls
großes Gewicht im Wechselkursindex hat – um
11% an Wert. Von den im Wechselkursindex vertretenen Währungen werteten vor allem
jene von Weißrussland (–85%), der
Türkei (–17%), Argentinien und Ägypten (–12%) gegenüber dem Euro ab. Insgesamt blieb der
nominelle effektive Wechselkurs Österreichs dadurch im Vorjahresvergleich stabil
(+0,1%), real ergab sich wegen der vergleichsweise hohen Inlandsinflation eine Aufwertung
um 0,7%.
Die Maßnahmen zur Regulierung
der Finanzmärkte standen 2011 nach wie vor unter dem Eindruck der Finanzmarktkrise.
Mit Jahresbeginn nahmen die drei zentralen Aufsichtsbehörden der EU für Finanzdienstleistungen
ihre Tätigkeit auf: Kreditinstitute werden in Zukunft von der European Banking Authority
(EBA) beaufsichtigt, für Wertpapiermärkte ist die European Securities and Markets
Authority (ESMA) zuständig und für Versicherungsunternehmen sowie Pensionskassen
die European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA). Diese drei Institute
kooperieren mit den nationalen Aufsichtsbehörden und haben für die Beaufsichtigung
grenzüberschreitend tätiger und systemrelevanter Finanzinstitute besondere Befugnisse.
Zudem wurde das European Systemic Risk Board (ESRB) aktiv, das vor allem makroökonomische
Ungleichgewichte und Risiken rechtzeitig identifizieren soll. Gemeinsam mit den
nationalen Aufsichtsbehörden bilden die vier neuen EU-Institutionen das European
System of Financial Supervision (ESFS).
In seiner ersten Empfehlung
an die Mitgliedsländer der EU, die nationalen Aufsichtsbehörden und die EBA wies
das ESRB im Oktober auf die Risiken von Fremdwährungskrediten hin. Solange Fremdwährungskredite
nicht durch Einnahmen in der entsprechenden Fremdwährung gedeckt sind, ist die finanzielle
Lage privater Haushalte und nichtfinanzieller Unternehmen durch Wechselkursänderungen
gefährdet. Die nationalen Aufsichtsbehörden wurden aufgefordert, die Kreditwürdigkeit
der Schuldner genau überprüfen zu lassen. Kreditinstituten werden gegenüber Fremdwährungsschuldnern
besondere Informationspflichten auferlegt, sie müssen Fremdwährungskredite eigens
in ihrer internen Risikoanalyse berücksichtigen und mit mehr Eigenkapital hinterlegen.
Die nationalen Aufsichtsbehörden wurden aufgefordert, spezielle Regeln zu erlassen,
die die Vergabe von Fremdwährungskrediten einschränken. Zusätzlich müssen Kreditinstitute
für Fremdwährungskredite nachhaltige Refinanzierungsstrukturen nachweisen. Im Rahmen
des freien Dienstleistungsverkehrs oder der Niederlassungsfreiheit tätige Kreditinstitute
müssen künftig für Fremdwährungskredite die Vorgaben der Aufsichtsbehörde des Gastlandes
anwenden.
Die ersten Aktivitäten
der EBA konzentrierten sich auf die Koordination des dritten europaweiten Stresstests
für 90 systemrelevante Kreditinstitute in Europa. Der Stresstest untersuchte die
Reaktion der Eigenkapitalbasis systemrelevanter Kreditinstitute auf einen schweren
und über zwei Jahre andauernden wirtschaftlichen Schock. Dabei berücksichtigte die
EBA die Kritik an vorhergehenden Tests und spezifizierte größere Schocks bzw. höhere
Eintrittswahrscheinlichkeiten für Kredit-, Markt- und ökonomische Risiken (einschließlich
einer Verschärfung der Staatsschuldenkrise). Insgesamt ergab das Stress-Szenario
im Euro-Raum eine Dämpfung des BIP-Wachstums um 4 Prozentpunkte über zwei Jahre;
gleichzeitig wurde die Widerstandskraft der Kreditinstitute am harten Kernkapital
gemäß Basel III (Core Tier 1) gemessen. In Österreich nahmen drei systemrelevante
Kreditinstitute am Test teil, zwei davon bestanden ihn mit ausreichend hohem Eigenkapital,
während die Volksbank AG mit einer Eigenkapitalquote von 4,5% den Schwellenwert
von 5% knapp unterschritt. Schon vor dem Test hatte die Volksbank AG mit den österreichischen
Aufsichtsbehörden Restrukturierungsmaßnahmen vereinbart, die eine Anhebung der Eigenkapitalquote
zum Ziel hatten. Nach Veröffentlichung der Testergebnisse entbrannte eine Diskussion
über die fehlende Anerkennung privaten Partizipationskapitals als Kernkapital durch
die europäische Aufsicht. Anlässlich des Euro-Gipfels vom 26. Oktober 2011 wurde
neben dem Schuldenschnitt für Privatgläubiger zur Verringerung der öffentlichen
Verschuldung in Griechenland auch ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Wiederherstellung
des Vertrauens auf den Finanzmärkten beschlossen. Dieses Paket schreibt für staatliche
Garantien von Bankemissionen EU-weit einheitliche Bedingungen vor; die Erfüllung
der laut Basel III erhöhten Eigenkapitalquote von 9% soll vorgezogen werden, Dividenden
und Bonuszahlungen sollen nur eingeschränkt ausgeschüttet werden können, und Kreditinstitute
sollen im Insolvenzfall vorrangig private Kapitalquellen beanspruchen, insbesondere
wird die Umwandlung von Schuldtiteln in Eigenkapitalinstrumente erwähnt. Die EBA
berechnete für die 70 größten europäischen Kreditinstitute einen zusätzlichen Kapitalbedarf
von 106 Mrd. €; davon entfielen 2,9 Mrd. € auf österreichische Institute. In einer
Neuberechnung gegen Jahresende berücksichtigte die EBA die im III. Quartal veröffentlichten
Verluste der Kreditinstitute und erhöhte die Schätzung des zusätzlichen Kapitalbedarfs
auf 3,9 Mrd. €.
Ende November reagierte
die österreichische Aufsicht auf die Empfehlungen des ESRB mit einem Maßnahmenpaket
zur Stärkung der Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle österreichischer Geschäftsbanken
in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Die Bankengruppen müssen die neuen Eigenkapitalvorschriften
gemäß Basel III ohne Übergangsfrist bereits ab 1. Jänner 2013 vollständig erfüllen,
wobei das private Partizipationskapital angerechnet wird. Ab 1. Jänner 2016 muss
ein zusätzlicher, vom Risiko abhängiger Kernkapitalpuffer von bis zu 3% eingehalten
werden. Zur Stärkung der Refinanzierungsstruktur darf die lokale Neuvergabe von
Krediten 110% der lokalen Neueinlagen nicht überschreiten. Damit definierte die
Aufsicht eine dynamische Kredit-Einlagen-Quote, die nur am Neugeschäft ausgerichtet
ist. Zusätzlich müssen die Bankengruppen Abwicklungspläne vorlegen, die im Insolvenzfall
eine rasche Abtrennung des volkswirtschaftlich schützenswerten Teils der Bankengruppe
ermöglichen. Dieser Teil wird mit öffentlicher Unterstützung aufgefangen, während
der Rest der Bankengruppe auf Kapitalzuführungen der Aktionäre angewiesen ist.
Die Bilanzsumme der österreichischen Kreditinstitute erhöhte sich 2011 wieder. Damit wurde die zwei Jahre andauernde Konsolidierungsphase überwunden. Positive Signale kamen vom österreichischen Interbankenmarkt, sowohl die inländischen Zwischenbankforderungen als auch die Verbindlichkeiten nahmen deutlich zu (Übersicht 9), obwohl seit Anfang 2011 keine neuen Bundesgarantien für Bankemissionen vergeben wurden. Von den bis 31. Dezember 2010 insgesamt garantierten Emissionen von 22,4 Mrd. € wurden bis zum Jahresende 2011 bereits 7,3 Mrd. € getilgt. Das gegenseitige Vertrauen der inländischen Kreditinstitute normalisierte sich 2011 wieder. Eine ähnliche Verbesserung der Vertrauensbasis war im Ausland zu beobachten. Das österreichische Bankensystem konnte sich dort wieder vermehrt finanzieren; die Auslandspassiva lagen dennoch deutlich unter dem Höchststand des Jahres 2008. Auf der Passivseite verschob sich die Struktur tendenziell von langfristigen Finanzierungsinstrumenten (Termin-, Spareinlagen bzw. Inlandsemissionen) zu täglich fälligen Sichteinlagen. Kursverluste auf dem Aktienmarkt und die allgemein hohe Volatilität auf den Finanzmärkten hielten Privathaushalte und Unternehmen von langfristigen Veranlagungen ab und erzeugten eine Flucht in hochliquide Veranlagungsformen mit geringem Verlustpotential. Die Eigenmittel wurden im Vorjahresvergleich um knapp 1% abgebaut. Zum Jahresende 2011 betrugen die öffentlichen Beteiligungen an Kreditinstituten in Form von Partizipationskapital und sonstigen Maßnahmen gemäß FinStaG insgesamt 8,8 Mrd. €.
|
||||||||||||
Übersicht 9: Ausgewählte
Aktiva und Passiva des österreichischen Bankensystems |
||||||||||||
|
||||||||||||
2000 |
2005 |
2010 |
2011 |
2000 |
2005 |
2010 |
2011 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
Mrd. € |
Anteile an der Bilanzsumme
in % |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
||||||||||
Aktiva |
||||||||||||
Inländische Zwischenbankforderungen |
88,7 |
105,6 |
170,6 |
182,1 |
15,8 |
14,6 |
17,4 |
18,0 |
+64,4 |
–7,6 |
–13,8 |
+6,7 |
Inländische Wertpapiere |
53,0 |
60,1 |
85,2 |
82,6 |
9,4 |
8,3 |
8,7 |
8,1 |
+30,8 |
+11,3 |
–1,7 |
–3,0 |
Direktkredite |
224,9 |
263,3 |
311,1 |
319,3 |
40,0 |
36,3 |
31,8 |
31,5 |
+7,4 |
–1,3 |
+2,9 |
+2,6 |
An den öffentlichen Sektor |
28,7 |
29,4 |
27,2 |
30,0 |
5,1 |
4,1 |
2,8 |
3,0 |
–4,7 |
+4,2 |
+4,0 |
+10,2 |
An Unternehmen |
112,3 |
109,3 |
133,3 |
136,9 |
20,0 |
15,1 |
13,6 |
13,5 |
+9,5 |
–2,5 |
+2,4 |
+2,7 |
An private Haushalte |
75,0 |
104,9 |
128,4 |
131,7 |
13,3 |
14,5 |
13,1 |
13,0 |
+5,5 |
–0,1 |
+5,9 |
+2,6 |
Euro-Kredite |
185,4 |
210,1 |
253,8 |
263,4 |
33,0 |
29,0 |
25,9 |
26,0 |
+5,2 |
–0,3 |
+1,5 |
+3,8 |
Fremdwährungskredite |
39,5 |
53,2 |
57,3 |
55,9 |
7,0 |
7,3 |
5,9 |
5,5 |
+19,0 |
–5,6 |
+9,6 |
–2,5 |
Auslandsaktiva |
157,8 |
245,9 |
319,0 |
320,9 |
28,0 |
33,9 |
32,6 |
31,6 |
+7,3 |
–10,3 |
–5,5 |
+0,6 |
|
||||||||||||
Passiva |
||||||||||||
Inländische Zwischenbankverpflichtungen |
101,0 |
120,1 |
178,3 |
192,5 |
18,0 |
16,6 |
18,2 |
19,0 |
+69,4 |
–13,8 |
–16,1 |
+8,0 |
Sichteinlagen |
34,5 |
58,1 |
87,0 |
94,2 |
6,1 |
8,0 |
8,9 |
9,3 |
+7,1 |
+15,2 |
+2,9 |
+8,4 |
Termineinlagen |
18,3 |
22,1 |
34,2 |
34,5 |
3,3 |
3,0 |
3,5 |
3,4 |
+13,1 |
–25,2 |
+5,6 |
+0,8 |
Spareinlagen |
119,7 |
136,9 |
156,2 |
157,0 |
21,3 |
18,9 |
16,0 |
15,5 |
+6,3 |
+2,3 |
–1,7 |
+0,5 |
Fremdwährungseinlagen |
3,3 |
3,7 |
4,2 |
4,0 |
0,6 |
0,5 |
0,4 |
0,4 |
–28,5 |
–12,3 |
+24,7 |
–5,5 |
Eigene Inlandsemissionen |
64,7 |
84,1 |
158,3 |
153,0 |
11,5 |
11,6 |
16,2 |
15,1 |
+30,4 |
+2,4 |
–2,1 |
–3,4 |
Auslandspassiva |
174,8 |
234,8 |
238,4 |
251,1 |
31,1 |
32,4 |
24,4 |
24,8 |
–1,4 |
–7,5 |
–4,4 |
+5,3 |
|
||||||||||||
Bilanzsumme |
562,7 |
725,7 |
978,6 |
1.014,3 |
100,0 |
100,0 |
100,0 |
100,0 |
+18,8 |
–3,7 |
–4,9 |
+3,7 |
Q: OeNB. |
||||||||||||
|
|
Abbildung 2: Eigenkapitalquote
der Kreditinstitute im internationalen Vergleich |
Juni 2011 |
|
Q: EZB. Hartes Kernkapital der inländischen Kreditinstitute
entsprechend der Basel-III-Definition (Tier 1 Capital) in % der risikogewichteten
Aktiva. |
|
Die inländischen Kreditinstitute
erzielten Mitte 2011 eine harte Kernkapitalquote entsprechend der Basell-III-Definition
von 10,4% der risikogewichteten Veranlagungen; einschließlich der ausländischen
Kreditinstitute war diese Quote mit 10,3% nur knapp niedriger (Abbildung 2). Im
europäischen Vergleich liegen die inländischen Kreditinstitute damit im unteren
Drittel – ähnlich den britischen, spanischen oder schwedischen
Instituten. Die höchste Kernkapitalquote verzeichneten Kreditinstitute in Tschechien,
Luxemburg und Estland. Interessanterweise sind die ostmitteleuropäischen Institute
vergleichsweise gut kapitalisiert.
Auf der Aktivseite der
Bankbilanz verringerten die Kreditinstitute 2011 bereits zum zweiten Mal ihren Bestand
an Wertpapieren. Der aushaftende Betrag an Fremdwährungskrediten wurde trotz der
starken Aufwertung des Schweizer Frankens etwas abgebaut. Bereinigt um Wechselkurseffekte
sanken die Fremdwährungsausleihungen deutlich. Dieser Rückgang wurde durch den Anstieg
des Euro-Kreditvolumens mehr als ausgeglichen. Getragen wurde die Ausweitung der
Darlehen durch die Schuldenaufnahme des öffentlichen Sektors. Hingegen bauten nichtfinanzielle
Unternehmen und private Haushalte ihre Schulden nur zurückhaltend auf. In einer
Befragung durch die OeNB gaben Großunternehmen im Dezember niedrige Investitionsausgaben
und ihre hohe Innenfinanzierungskraft als Gründe der schwachen Kreditnachfrage an.
Der Finanzierungsbedarf der Privathaushalte dürfte wegen der gedämpften Wohnungsnachfrage
trotz günstiger Finanzierungskosten niedrig sein. Die Kreditinstitute verschärften
die Kreditrichtlinien im Firmenkundengeschäft in der zweiten Jahreshälfte leicht,
für private Haushalte blieben die Bedingungen allerdings unverändert. Insgesamt
waren 2011 kaum Hinweise auf eine Kreditklemme zu beobachten.
Diese Daten über die Ausweitung
der Darlehen durch österreichische Kreditinstitute stehen im Widerspruch zu den
Ergebnissen des Scoreboards der Europäischen Kommission[b]). Gemäß dem Scoreboard überschritt der Indikator
über die Verschuldung des privaten Sektors in Österreich 2011 den Schwellenwert.
Eine detaillierte Analyse der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung zeigt
jedoch, dass dafür vorwiegend Darlehen innerhalb von Unternehmensgruppen bestimmend
waren, die erst seit 2006 in der Finanzierungsrechnung erfasst sind.
Die Ertragslage der Kreditinstitute
wurde durch die Niedrigzinspolitik der EZB gestützt. Günstige Refinanzierungsbedingungen
bei der Zentralbank bildeten die Grundlage für die Steigerung des Nettozinsertrages.
Alle anderen Komponenten der Betriebserträge waren im Vorjahresvergleich rückläufig.
Die schwierigen Bedingungen auf dem Wertpapiermarkt drückten die Erträge aus Wertpapieren
und Beteiligungen und beeinträchtigten auch die Provisionserträge. Zwar stiegen
die Betriebsaufwendungen mit +1,5% nur mäßig, dennoch entstand vor allem durch Wertberichtigungen
auf Wertpapiere und Beteiligungen ein Abschreibungsbedarf von 3,3 Mrd. €, der sich
schließlich in einer Verminderung des EGT um 64% auf 1,7 Mrd. € niederschlug. Die
Zunahme der Steuerbelastung des Kreditwesens durch die Einführung der Bankenabgabe
hatte entsprechend negative Auswirkungen auf den erwarteten Jahresüberschuss (1,2
Mrd. €, –71,2% gegenüber dem Vorjahr). Der Return on Equity
schrumpfte auf 1,7%. Im Kreditwesen waren in Österreich 2011 etwa 79.700 Personen
beschäftigt, das entsprach 68.400 Vollzeitäquivalenten. Mit +1,4% gegenüber dem
Vorjahr trug auch dieser Sektor zur allgemein hohen Beschäftigungsdynamik bei.
Thomas Url (Thomas.Url@wifo.ac.at)
Statistik: Ursula Glauninger (Ursula.Glauninger@wifo.ac.at)
Nach der deutlichen Erholung im Jahr 2010 verlangsamte sich das Wachstum der Warenexporte 2011. Maßgebend war dafür eine Verschlechterung der internationalen Rahmenbedingungen, insbesondere die Abschwächung der Nachfrage aus dem Euro-Raum, Österreichs wichtigstem Exportmarkt, welcher durch die Schuldenkrise belastet war. Auch das Nachlassen des Welthandels (2011 +5,6%, nach +14,9% im Jahr 2010) verringerte die Wachstumsimpulse für den österreichischen Warenexport. Gemäß den vorläufigen Werten von Statistik Austria lag der Wert der österreichischen Ausfuhr mit 122,2 Mrd. € um 11,7% über dem Vorjahresergebnis und deutlich über dem Niveau der Vorkrisenjahre 2007 und 2008. Real erhöhten sich die Warenexporte 2011 um 7,5%. Die Warenimporte stiegen 2011 real ebenfalls um 7,5%, nominell um 15,1%. Die Importpreise erhöhten sich – insbesondere aufgrund der Energieverteuerung – wesentlich stärker als die Exportpreise, somit ergaben sich 2011 erneut Terms-of-Trade-Verluste. Die österreichische Warenaußenhandelsbilanz verschlechterte sich 2011 um über 4 Mrd. € auf ein Defizit von 8,6 Mrd. €[c]).
|
|||||||||||
Übersicht 10: Österreichs
Außenhandel im Überblick |
|||||||||||
|
|||||||||||
Export |
Import |
Saldo |
Terms-of-Trade1) |
||||||||
Werte |
Real |
Preise1) |
Werte |
Real |
Preise1) |
Werte |
Veränderung gegen das Vorjahr |
||||
|
Mrd. € |
Veränderung gegen das Vorjahr in
% |
Mrd. € |
Veränderung gegen das Vorjahr in
% |
Mrd. € |
Mrd. € |
In % |
||||
|
|||||||||||
2010 |
109,4 |
+16,7 |
+12,8 |
+3,5 |
113,7 |
+16,5 |
+10,3 |
+5,6 |
–4,3 |
–0,4 |
–2,0 |
2011 |
122,2 |
+11,7 |
+7,5 |
+3,9 |
130,8 |
+15,1 |
+7,5 |
+7,0 |
–8,6 |
–4,3 |
–2,9 |
|
|||||||||||
2011, I. Quartal |
29,9 |
+23,9 |
+18,1 |
+4,9 |
32,0 |
+26,3 |
+17,5 |
+7,5 |
–2,1 |
–0,9 |
–2,4 |
II. Quartal |
30,9 |
+12,3 |
+7,8 |
+4,2 |
32,5 |
+15,2 |
+7,0 |
+7,6 |
–1,6 |
–0,9 |
–3,2 |
III. Quartal |
30,5 |
+8,4 |
+4,5 |
+3,7 |
33,1 |
+13,2 |
+6,3 |
+6,5 |
–2,6 |
–1,5 |
–2,6 |
IV. Quartal |
30,9 |
+4,3 |
+1,2 |
+3,0 |
33,2 |
+7,5 |
+0,7 |
+6,7 |
–2,3 |
–1,0 |
–3,4 |
Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.
– 1)
Preise laut VGR. |
|||||||||||
|
|
Abbildung 3: Aktuelle
Entwicklung der realen Warenexporte laut VGR |
|
Q: WIFO-Berechnungen basierend auf Werten von
Statistik Austria. |
|
|
Abbildung 4: Beurteilung
der Exportaufträge und Erwartungen der österreichischen Industrie |
|
Q: WIFO-Konjunkturtest. – 1)
Anteil der Unternehmen, die ihre Exportaufträge als "ausreichend" oder
"mehr als ausreichend" beurteilen. –
2) Anteil der Unternehmen,
die in den kommenden 3 Monaten einen Anstieg der Exportaufträge erwarten, minus
Anteil der Unternehmen, die in den nächsten 3 Monaten einen Rückgang der Exportaufträge
erwarten. |
|
Die Warenexportquote nahm
2011 erneut zu. Sie lag mit 40,5% des Bruttoinlandsproduktes leicht über dem Niveau
des Jahres 2006, aber unter dem bisherigen Höchstwert aus dem Vorkrisenjahr 2007
(41,9%).
Parallel zum Konjunkturverlauf
im Euro-Raum verlor der österreichische Warenexport 2011 an Schwung. Die zu Jahresbeginn
noch sehr kräftige Dynamik (I. Quartal +23,9%) ließ im Laufe des Jahres nach, im
IV. Quartal 2011 wurde ein Zuwachs der nominellen Warenausfuhr von nur mehr 4,3%
verzeichnet.
Diese unterjährige Entwicklung
spiegelt die Verschlechterung der internationalen Rahmenbedingungen wider und zeigt
sich auch in den realen Exportwerten laut VGR (Abbildung 3). Nach dem kräftigen
realen Zuwachs im I. Quartal (+2,5% gegenüber dem Vorquartal) und einer weiteren
Verlangsamung der Dynamik im II. und III. Quartal wies der reale Export im IV. Quartal
sogar einen Rückgang von 0,4% auf.
Diese rückläufige Tendenz
zeigt auch der WIFO-Konjunkturtest: Der Saldo zwischen dem Anteil der Unternehmen,
welche einen Anstieg bzw. einen Rückgang der Exportaufträge erwarteten, sank ab
dem II. Quartal ständig und unterschritt auch den langfristigen Durchschnitt (Median
der letzten 15 Jahre). Der Anteil jener Unternehmen, welche ihre Exportaufträge
als ausreichend oder mehr als ausreichend beurteilten, verringerte sich ebenfalls
ab Mitte 2011. Gemäß den Ergebnissen des WIFO-Konjunkturtests vom Jänner 2012 ist
jedoch Anfang 2012 eine Verbesserung der Erwartungen der Auslandauftragsbestände
zu erkennen.
|
||||||
Übersicht 11: Entwicklung
des Außenhandels nach Ländern und Regionen 2011 |
||||||
|
||||||
Export |
Import |
Saldo |
||||
Anteile in % |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
Anteile in % |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
Mrd. € |
Veränderung in Mrd. € |
|
|
||||||
Intra-EU 27 |
69,7 |
+10,4 |
71,3 |
+13,2 |
–8,0 |
–2,8 |
Intra-EU 15 |
53,6 |
+9,7 |
57,9 |
+11,7 |
–10,2 |
–2,1 |
Deutschland |
31,1 |
+10,2 |
38,2 |
+11,2 |
–11,8 |
–1,5 |
Italien |
7,6 |
+8,6 |
6,5 |
+10,6 |
0,8 |
–0,1 |
Frankreich |
4,1 |
+10,2 |
2,9 |
+16,5 |
1,3 |
–0,1 |
12 neue EU-Länder |
16,1 |
+12,9 |
13,4 |
+20,5 |
2,2 |
–0,7 |
MOEL 51) |
13,6 |
+13,1 |
12,1 |
+20,5 |
0,9 |
–0,8 |
Tschechien |
3,9 |
+15,1 |
3,7 |
+16,9 |
–0,1 |
–0,1 |
Ungarn |
3,1 |
+12,4 |
2,8 |
+16,0 |
0,1 |
–0,1 |
Polen |
2,8 |
+24,5 |
1,9 |
+27,8 |
1,0 |
+0,1 |
Baltikum |
0,3 |
+28,5 |
0,1 |
+14,5 |
0,2 |
+0,1 |
Bulgarien, Rumänien |
2,0 |
+9,1 |
1,2 |
+19,1 |
1,0 |
±0,0 |
Extra-EU 27 |
30,3 |
+14,7 |
28,7 |
+19,8 |
–0,5 |
–1,5 |
Extra-EU 15 |
46,4 |
+14,1 |
42,1 |
+20,0 |
1,6 |
–2,2 |
EFTA |
5,7 |
+14,8 |
6,0 |
+16,8 |
–0,9 |
–0,2 |
Schweiz |
4,9 |
+15,1 |
5,4 |
+18,6 |
–1,1 |
–0,3 |
Andere MOEL2), Türkei |
6,4 |
+11,1 |
6,3 |
+34,0 |
–0,4 |
–1,3 |
Westbalkanländer3) |
1,9 |
+5,7 |
1,1 |
+22,3 |
0,9 |
–0,1 |
GUS |
3,6 |
+12,4 |
4,4 |
+40,7 |
–1,5 |
–1,2 |
Russland |
2,4 |
+16,0 |
2,6 |
+45,8 |
–0,4 |
–0,7 |
Nordafrika4) |
0,5 |
–12,8 |
0,5 |
–31,8 |
–0,1 |
+0,2 |
NAFTA |
6,2 |
+24,5 |
3,3 |
+13,6 |
3,2 |
+1,0 |
USA |
5,2 |
+29,0 |
2,9 |
+15,5 |
2,6 |
+0,9 |
Südamerika |
1,4 |
+3,6 |
0,9 |
+9,9 |
0,5 |
±0,0 |
Brasilien |
0,8 |
+14,8 |
0,5 |
+18,6 |
0,4 |
±0,0 |
Asien |
6,3 |
+15,0 |
7,8 |
+11,8 |
–2,5 |
–0,1 |
Japan |
1,1 |
+26,5 |
1,5 |
+10,1 |
–0,7 |
+0,1 |
China |
2,4 |
+4,0 |
4,9 |
+17,7 |
–3,5 |
–0,8 |
Indien |
0,7 |
+24,9 |
0,4 |
+15,6 |
0,3 |
+0,1 |
6 dynamische Volkswirtschaften in Asien5) |
2,2 |
+20,7 |
1,6 |
+10,8 |
0,6 |
+0,3 |
|
||||||
Euro-Raum (17 Länder) |
53,0 |
+9,2 |
58,7 |
+12,3 |
–12,0 |
–3,0 |
OPEC |
1,7 |
+4,9 |
1,8 |
+40,9 |
–0,3 |
–0,6 |
BRIC6) |
6,3 |
+11,8 |
8,4 |
+25,1 |
–3,3 |
–1,4 |
Schwarzmeerregion7) |
1,8 |
+11,1 |
1,6 |
+14,3 |
0,1 |
±0,0 |
|
||||||
Insgesamt |
100,0 |
+11,7 |
100,0 |
+15,0 |
–8,6 |
–4,3 |
Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. – 1) Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn. – 2) Westbalkan, GUS. – 3) Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien. – 4) Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Tunesien. – 5) Hongkong, Singapur, Südkorea, Taiwan, Thailand, Malaysia. – 6) Brasilien, Russland, Indien, China. – 7) Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldawien, Ukraine, Türkei. |
||||||
|
Die Eintrübung der Konjunktur
in Europa, insbesondere im Euro-Raum spiegelte sich 2011 in niedrigeren Zuwachsraten.
Die Exporte in den Euro-Raum überstiegen das Vorjahresniveau um nur mehr 9,2%, jene
in die südlichen Länder des Euro-Raumes sogar nur 5,6%. Die Ausfuhr in die besonders
von der Schuldenkrise betroffenen Länder Griechenland (–14,7%) und Portugal (–5,9%) war bereits stark rückläufig. Die Bedeutung
dieser beiden Länder für die gesamte österreichische Ausfuhr ist jedoch gering (Exportanteil
Griechenland 0,4%, Portugal unter 0,3%). Die größten Nachfrageimpulse kamen 2011
einerseits aus den USA (+29,0%) und andererseits aus Asien. Hier entwickelten sich
die Exporte nach Japan, Indien und in die sechs dynamischen Volkswirtschaften in
Asien besonders dynamisch. Der stark unterdurchschnittliche Zuwachs der Ausfuhr
nach China ergab sich aufgrund des Rückgangs im II. und III. Quartal 2011 gegenüber
einem außergewöhnlich hohen Vorjahresniveau. Die Exporte in die 12 neuen EU-Länder
entwickelten sich 2011 heterogen: Während die Ausfuhr ins Baltikum und nach Polen
kräftig und jene nach Tschechien und Ungarn leicht überdurchschnittlich gesteigert
wurde, fielen die Ergebnisse in Slowenien (+3,2%) und in der Slowakei (+6,3%) mäßig
aus.
Den größten Wachstumsbeitrag
lieferte weiterhin der Export nach Deutschland (trotz unterdurchschnittlicher Wachstumsrate,
aber aufgrund der Marktgröße) und in die USA. Ein beachtlicher Wachstumsbeitrag
– hier vor allem aufgrund der Dynamik – ergab sich im Warenexport nach Asien. Trotz der
nachlassenden Nachfrage auf dem italienischen Markt – Italiens Wirtschaft schrumpfte bereits im III.
und IV. Quartal – trug aufgrund des hohen Exportanteils
von fast 8% auch die Ausfuhr nach Italien im Jahresdurchschnitt erheblich zum Exportwachstum
bei (fast +0,7 Prozentpunkte). Wachstumsimpulse kamen weiters aus Polen, Tschechien,
Frankreich und Ungarn.
Die Verlangsamung des Wachstums
der Weltwirtschaft und das Nachlassen der Konjunkturdynamik in wichtigen Partnerländern
Österreichs verringerten das Marktwachstum Österreichs von 11,4% im Jahr 2010 auf
voraussichtlich 7,5% 2011. Die Lohnstückkosten sanken in der österreichischen Sachgütererzeugung
2011 um 4,5%; damit entwickelte sich die Lohnstückkostenposition in Österreich etwas
günstiger als in Deutschland. In der Gesamtwirtschaft verschlechterte hingegen der
Lohnstückkostenanstieg um 1,2% die Position im Vergleich zum wichtigsten Handelspartner
Deutschland. Gemessen am real-effektiven Wechselkurs (Sachgütererzeugung und Gesamtwirtschaft
+0,7%) waren leichte Einbußen an preislicher Wettbewerbsfähigkeit zu verzeichnen,
der nominell-effektive Wechselkurs signalisierte hingegen kaum eine Aufwertung (Industriewaren
+0,0%, Gesamtwirtschaft +0,1%).
Nominell ergab sich anhand
der Daten bis einschließlich September 2011 ein Rückgang des Weltmarktanteils der
Exporte um 1,1%, im Jahr 2010 waren Einbußen von 10,2% zu verzeichnen gewesen. Die
nominelle Marktanteilsentwicklung auf Dollarbasis kann jedoch durch Wechselkursentwicklungen
verzerrt sein, da eine Euro-Aufwertung eine höhere Bewertung der österreichischen
Exporte auf Dollarbasis in internationalen Statistiken bedeutet. Die mit einer Verschlechterung
der preislichen Wettbewerbsfähigkeit einhergehenden Mengenveränderungen treten jedoch
meist mit Verzögerung ein. Diese Verzerrung durch Wechselkurseffekte lässt sich
weitgehend ausschalten, indem man nur die Anteile am Export des Euro-Raumes betrachtet
(Übersicht 12). Demnach gewannen die österreichischen Exporteure sowohl 2010 also
auch 2011 Marktanteile. Gemessen am Weltexportmarktanteil (vorläufige Daten bis
September 2011) verbesserte sich die Position insbesondere in den USA und in Indien,
während sie sich in den fünf dynamischen Volkswirtschaften in Asien sowie in China
verschlechterte (Übersicht 12). Einbußen waren auch in der Schweiz, in den Westbalkanländern
und der GUS sowie in der Gruppe der 12 neuen EU-Länder zu verzeichnen; innerhalb
dieser Region war die Entwicklung jedoch heterogen (etwa Zugewinne in Polen und
Ungarn).
Kurz nach dem EU-Beitritt
hatte ein längerfristiger Trend zur Handelsbilanzverbesserung eingesetzt; er dürfte
seit dem Jahr 2007 gestoppt sein: Nach den Krisenjahren 2008 und 2009 war auch 2011
eine starke Verschlechterung der Handelsbilanz zu beobachten. 2011 betrug das Defizit
8,6 Mrd. € und war damit fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. Der Großteil der Verschlechterung
um 4,3 Mrd. € war dem Außenhandel innerhalb Europas zuzuschreiben. Allein auf den
Warenaußenhandel mit der EU 15 entfiel eine Zunahme des Passivums um über 2 Mrd.
€. Das Defizit im Warenhandel mit Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner Österreichs,
stieg vom bereits hohen Niveau im Jahr 2010 (–10,3
Mrd. €) um 1,5 Mrd. €. Aber auch im Warenverkehr mit den 12 neuen EU-Ländern, mit
der Region GUS-Europa und mit der EFTA verschlechterte sich der Saldo.
|
||||||
Übersicht 12: Österreichs
Marktanteile im Außenhandel |
||||||
|
||||||
Anteile am Export
der Welt |
Anteile am Export
des Euro-Raums (17 Länder) |
|||||
2010 |
2010 |
2011 |
2010 |
2010 |
2011 |
|
Jänner bis September |
Jänner bis September |
|||||
In % |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
In % |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
|||
|
||||||
Intra-EU 27 |
2,08 |
–2,8 |
–0,4 |
4,16 |
+1,4 |
+1,0 |
Intra-EU 15 |
1,80 |
–2,5 |
+0,3 |
3,63 |
+1,9 |
+1,6 |
Deutschland |
4,69 |
–2,0 |
–1,5 |
9,79 |
+1,4 |
+0,5 |
Italien |
2,48 |
–7,7 |
+2,3 |
5,37 |
–1,9 |
+1,8 |
Frankreich |
1,01 |
+6,4 |
+0,8 |
1,70 |
+9,1 |
+1,5 |
12 neue EU-Länder |
4,13 |
–6,1 |
–5,6 |
7,80 |
–2,4 |
–3,9 |
MOEL 51) |
4,71 |
–5,1 |
–4,0 |
8,30 |
–1,4 |
–3,0 |
Tschechien |
5,16 |
–3,3 |
–7,1 |
8,13 |
+0,0 |
–5,6 |
Ungarn |
5,89 |
–9,0 |
+2,0 |
10,89 |
–5,8 |
+0,3 |
Polen |
2,29 |
–7,2 |
+6,3 |
3,97 |
–3,5 |
+6,9 |
Baltikum |
0,81 |
+0,8 |
–4,1 |
2,49 |
–0,0 |
+5,5 |
Bulgarien, Rumänien |
3,93 |
–13,2 |
–9,8 |
7,98 |
–9,2 |
–9,5 |
Extra-EU 27 |
0,41 |
–17,5 |
–1,4 |
3,12 |
–2,7 |
–0,2 |
Extra-EU 15 |
0,64 |
–14,7 |
–1,6 |
4,09 |
–1,2 |
–0,9 |
EFTA |
2,67 |
–6,3 |
–9,5 |
5,18 |
–6,2 |
–13,5 |
Schweiz |
3,37 |
–4,6 |
–10,7 |
5,86 |
–4,8 |
–15,6 |
Andere MOEL2), Türkei |
1,74 |
–13,1 |
–6,1 |
5,02 |
–3,9 |
–5,4 |
Westbalkanländer3) |
5,82 |
–9,1 |
–4,3 |
11,05 |
+0,2 |
–3,6 |
GUS |
1,58 |
–7,8 |
–3,8 |
5,14 |
+1,8 |
–4,0 |
Russland |
1,73 |
–14,0 |
–2,6 |
4,71 |
+0,7 |
–2,2 |
Nordafrika4) |
0,51 |
–14,0 |
–13,5 |
1,23 |
–7,4 |
–11,5 |
NAFTA |
0,27 |
–20,4 |
+11,2 |
2,56 |
–2,4 |
+12,7 |
USA |
0,29 |
–21,0 |
+15,7 |
2,52 |
–2,1 |
+16,5 |
Südamerika |
0,33 |
–10,6 |
–6,9 |
2,73 |
–1,7 |
–3,4 |
Brasilien |
0,58 |
–16,8 |
–1,1 |
3,27 |
–6,6 |
+5,9 |
Asien |
0,25 |
–18,3 |
+0,5 |
2,82 |
–2,0 |
+3,9 |
Japan |
0,19 |
–13,1 |
+4,3 |
2,92 |
+8,3 |
+12,5 |
China |
0,26 |
–10,4 |
–5,4 |
2,95 |
+6,7 |
–5,5 |
Indien |
0,26 |
–22,4 |
+18,6 |
2,47 |
–6,9 |
+15,2 |
5 dynamische Volkswirtschaften in Asien5) |
0,18 |
–9,3 |
–0,4 |
2,86 |
+5,6 |
+2,9 |
|
||||||
Euro-Raum (17 Länder) |
2,11 |
–2,2 |
–0,5 |
4,22 |
+2,1 |
+1,0 |
OPEC |
0,45 |
–25,4 |
–6,9 |
2,09 |
–14,0 |
+3,9 |
BRIC6) |
0,45 |
–14,6 |
+1,0 |
3,47 |
+1,0 |
–0,1 |
Schwarzmeerregion7) |
1,08 |
–6,3 |
–9,1 |
3,30 |
+0,1 |
–8,2 |
|
||||||
Insgesamt |
1,00 |
–10,2 |
–1,1 |
3,82 |
+0,4 |
+0,6 |
Q: IWF, DOT (Daten für EU-Länder am Eurostat-Konzept
angelehnt); WIFO-Berechnungen. – 1) Polen, Slowakei, Slowenien,
Tschechien, Ungarn. – 2) Westbalkan, GUS. – 3)
Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien.
– 4)
Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Tunesien. –
5) Hongkong, Singapur, Südkorea,
Thailand, Malaysia; für Taiwan keine Daten verfügbar. – 6)
Brasilien, Russland, Indien, China. –
7) Armenien, Aserbaidschan,
Georgien, Moldawien, Ukraine, Türkei. |
||||||
|
Eine Ursache dieses erneuten Anstiegs des Warenverkehrsdefizits war die Verschlechterung der Terms-of-Trade durch die starke Energieverteuerung. Wie die Aufspaltung der Handelsbilanzveränderung 2011 in einen Mengen- und einen Preiseffekt zeigt, spielten Preiseffekte eine signifikante Rolle. Sie gehen vorwiegend von den Importen aus. So belastete die Preishausse auf den internationalen Rohstoff- und Energiemärkten die Energierechnung 2011 erneut deutlich. Der österreichische Erdölimportpreis – die wichtigste Komponente im Energieimport – war 2011 auf Dollarbasis mit 112,5 $ je Barrel um 40,1% höher als im Vorjahr. Auf Euro-Basis kostete Erdöl aufgrund der Euro-Aufwertung im Import um 33,9% mehr als im Vorjahr. Die importierte Menge stieg ebenfalls (+8,7%), sodass der Erdölimport in Summe um 45,5% über dem Vorjahresniveau lag. Aufgrund seiner Rohstoffarmut ist Österreich auf Brennstoff- und Energieimporte angewiesen, 2011 betrug der Importwert 15,7 Mrd. € (12% aller österreichischen Warenimporte, 5,2% des BIP). Aufgrund der Steigerung des Importwertes um 28,8% verschlechterte sich die Handelsbilanz dieser Position (Brennstoffe und Energie) um über 2,8 Mrd. € auf ein Defizit von über 11 Mrd. €.
|
Abbildung 5: Österreichs Handelsbilanz |
Mrd. € |
|
Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. |
|
|
|||||
Übersicht 13: Österreichs Energieimporte |
|||||
|
|||||
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2011 |
|
Absolut |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
||||
Erdöl |
|||||
Menge 1.000 t |
7.946 |
7.428 |
6.770 |
7.357 |
+8,7 |
Wert Mrd. € |
4,1 |
2,4 |
3,0 |
4,4 |
+45,5 |
Preis € je t |
517,5 |
329,0 |
450,3 |
603,0 |
+33,9 |
|
|||||
Erdöl und -produkte |
|||||
Menge 1.000 t |
14.899 |
14.159 |
14.547 |
14.548 |
±0,0 |
Wert Mrd. € |
9,1 |
5,8 |
7,7 |
9,7 |
+25,9 |
Preis € je t |
608,7 |
409,9 |
530,4 |
668,0 |
+25,9 |
|
|||||
Erdgas |
|||||
Menge 1.000 TJ |
389 |
408 |
474 |
506,1 |
+6,8 |
Wert Mrd. € |
2,9 |
2,2 |
2,9 |
3,8 |
+31,4 |
Preis 1.000 € je TJ |
7,5 |
5,4 |
6,0 |
7,4 |
+23,1 |
|
|||||
Brennstoffe, Energie |
|||||
Wert Mrd. € |
14,3 |
9,8 |
12,2 |
15,7 |
+28,8 |
in % des BIP |
5,1 |
3,6 |
4,3 |
5,2 |
. |
Anteile am Gesamtimport in % |
12,0 |
10,1 |
10,7 |
12,0 |
. |
|
|||||
Importpreis Erdöl |
|||||
$ je Barrel |
102,9 |
61,7 |
80,3 |
112,5 |
+40,1 |
Q: Statistik Austria,
WIFO-Berechnungen. |
|||||
|
Wenngleich der Großteil der Handelsbilanzverschlechterung dem Bereich Brennstoffe und Energie zuzurechnen ist, trugen auch die Positionen Rohstoffe (insbesondere NE-Metalle –699 Mio. €, metallurgische Erze –516 Mio. €) und Transportmittel (Straßenfahrzeuge –532 Mio. €, andere Beförderungsmittel –387 Mio. €) deutlich dazu bei. Aufgrund der ungewöhnlich hohen Goldimporte (+34,0%) bei leicht rückläufigem Export von nicht monetärem Gold ergab sich in dieser Position 2011 ebenfalls eine Verschlechterung der Handelsbilanz um 612 Mio. €.
|
||||||
Übersicht 14: Entwicklung
des Außenhandels nach Warengruppen 2011 |
||||||
|
||||||
Export |
Import |
Saldo |
||||
Anteile in % |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
Anteile in % |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
Mrd. € |
Veränderung in Mrd. € |
|
|
||||||
Nahrungsmittel |
7,2 |
+17,1 |
6,7 |
+11,0 |
–0,1 |
+0,4 |
Rohstoffe |
3,3 |
+8,1 |
5,1 |
+15,7 |
–2,7 |
–0,6 |
Holz |
1,2 |
+1,9 |
1,0 |
+9,8 |
0,2 |
–0,1 |
Brennstoffe |
3,4 |
+17,8 |
12,0 |
+28,8 |
–11,5 |
–2,9 |
Chemische Erzeugnisse |
12,8 |
+10,1 |
12,4 |
+11,9 |
–0,6 |
–0,3 |
Bearbeitete Waren |
23,3 |
+13,3 |
16,4 |
+18,8 |
7,1 |
–0,0 |
Papier |
3,3 |
+7,6 |
1,5 |
+7,6 |
2,1 |
+0,2 |
Textilien |
1,3 |
+7,3 |
1,3 |
+10,4 |
–0,1 |
–0,1 |
Eisen, Stahl |
6,0 |
+21,1 |
3,2 |
+24,4 |
3,2 |
+0,5 |
Maschinen, Fahrzeuge |
37,7 |
+11,3 |
31,7 |
+12,3 |
4,5 |
+0,1 |
Autozulieferindustrie |
7,0 |
+14,5 |
4,4 |
+21,0 |
2,8 |
+0,1 |
Pkw |
3,1 |
+24,1 |
5,3 |
+16,7 |
–3,2 |
–0,3 |
Konsumnahe Fertigwaren |
11,5 |
+8,4 |
13,8 |
+9,5 |
–4,1 |
–0,5 |
|
||||||
Insgesamt |
100,0 |
+11,7 |
100,0 |
+15,1 |
–8,6 |
–4,3 |
Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. |
||||||
|
Susanne Sieber (Susanne.Sieber@wifo.ac.at)
Statistik: Gabriele Wellan (Gabriele.Wellan@wifo.ac.at)
Im Laufe der zweiten Jahreshälfte
2011 verschlechterte sich die internationale Konjunkturlage beträchtlich; insbesondere
spitzte sich die Staatsschuldenkrise im Euro-Raum zu[d]). Aufgrund der relativ kräftigen Dynamik in der
ersten Jahreshälfte war im Euro-Raum im Jahresdurchschnitt 2011 mit +1,7% aber noch
ein hohes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen. Da der Tourismus auf Konjunkturschwankungen
im Allgemeinen verzögert reagiert, zeigt sich die Konjunktureintrübung in Europa
noch nicht in den internationalen Tourismusdaten des Jahres 2011. Im Jahresdurchschnitt
dürften die internationalen Touristenankünfte in Europa mit etwa +6% gegenüber dem
Vorjahr relativ kräftig gestiegen sein[e]). Gegenüber dem Jahr 2010 hat sich die Wachstumsrate
damit verdoppelt.
Die Dynamik des europäischen
internationalen Tourismus war wesentlich stärker als im weltweiten Durchschnitt
(+4,4%). Weltweit erreichten die internationalen Touristenankünfte 2011 ein Volumen
von 980 Mio., in Europa von 503 Mio. (laut UNWTO).
Unter den im Welttourismus
wichtigen Regionen stiegen die internationalen Touristenankünfte am stärksten in
Europa (+6,0%) vor Asien (einschließlich des pazifischen Raumes, +5,6%) sowie Amerika
und der Karibik (+4,2%). In Afrika stagnierten die internationalen Touristenankünfte,
im Nahen Osten sanken sie um 7,9%.
Im österreichischen Tourismus
belebte sich die Nachfrage im Zuge des Konjunkturaufschwunges nach der Rezession
2009 schwächer als die anderen wirtschaftlichen Aktivitäten wie Konsum, Ausrüstungsinvestitionen
und Warenexporte, sodass die Entwicklung der Tourismuswirtschaft gegenüber der Gesamtwirtschaft
zurückblieb. Nach dem kräftigen Rückgang der Gesamtumsätze im Jahr 2009 (real –6,1%) war 2010 trotz der Konjunkturerholung eine
weitere leichte Abnahme zu verzeichnen (real –0,4%).
Auch 2011 blieben die Umsätze – entgegen
der internationalen Entwicklung – etwas unter
dem Vorjahresergebnis (–½%). Die
realen Umsätze lagen damit weiter geringfügig unter dem Niveau im Rezessionsjahr
2009. Die Einnahmen im internationalen Reiseverkehr (Tourismusexporte) sanken 2011
real um rund ¾%, während in der EU insgesamt ein Anstieg um real etwa 5% verzeichnet
wurde.
|
Abbildung 6: Entwicklung
der internationalen Touristenankünfte weltweit und in Europa |
|
Q: World Tourism Organization (UNWTO). |
|
|
|||||
Übersicht 15: Übernachtungen
in Österreich nach der Herkunft |
|||||
|
|||||
2009 |
2010 |
2011 |
2010/11 |
Ø 2009/2011 |
|
In 1.000 |
Veränderung in % p. a. |
||||
|
|||||
Insgesamt |
124.307 |
124.881 |
125.964 |
+0,9 |
+0,7 |
Inland |
34.443 |
35.024 |
35.277 |
+0,7 |
+1,2 |
Ausland |
89.864 |
89.857 |
90.687 |
+0,9 |
+0,5 |
EU 271) |
79.706 |
78.767 |
78.211 |
–0,7 |
–0,9 |
EU 151) |
72.873 |
71.838 |
70.874 |
–1,3 |
–1,4 |
Deutschland |
48.857 |
48.156 |
47.390 |
–1,6 |
–1,5 |
Niederlande |
9.452 |
9.071 |
8.899 |
–1,9 |
–3,0 |
Großbritannien |
3.264 |
3.253 |
3.105 |
–4,6 |
–2,5 |
Italien |
3.016 |
3.021 |
3.014 |
–0,2 |
–0,0 |
Belgien und Luxemburg |
2.805 |
2.749 |
2.867 |
+4,3 |
+1,1 |
Frankreich |
1.739 |
1.786 |
1.835 |
+2,7 |
+2,7 |
Dänemark |
1.501 |
1.515 |
1.464 |
–3,3 |
–1,2 |
Schweden |
690 |
755 |
747 |
–1,1 |
+4,0 |
Spanien |
617 |
666 |
741 |
+11,3 |
+9,6 |
Finnland |
279 |
280 |
304 |
+8,3 |
+4,3 |
Griechenland |
255 |
222 |
183 |
–17,2 |
–15,2 |
Irland |
308 |
269 |
235 |
–12,6 |
–12,6 |
Portugal |
90 |
94 |
90 |
–4,3 |
+0,0 |
12 neue EU-Länder |
6.833 |
6.930 |
7.337 |
+5,9 |
+3,6 |
Ungarn |
1.499 |
1.510 |
1.598 |
+5,8 |
+3,2 |
Tschechien |
1.955 |
1.972 |
2.079 |
+5,4 |
+3,1 |
Polen |
1.386 |
1.423 |
1.519 |
+6,7 |
+4,7 |
Slowenien |
310 |
317 |
355 |
+11,9 |
+7,0 |
Slowakei |
424 |
465 |
499 |
+7,4 |
+8,5 |
Estland |
61 |
68 |
59 |
–13,3 |
–1,4 |
Lettland |
59 |
55 |
63 |
+14,0 |
+3,1 |
Litauen |
105 |
93 |
97 |
+3,9 |
–3,9 |
Zypern |
28 |
30 |
25 |
–18,1 |
–6,6 |
Malta |
17 |
22 |
22 |
+0,3 |
+12,9 |
Bulgarien |
146 |
151 |
169 |
+12,1 |
+7,6 |
Rumänien |
841 |
823 |
854 |
+3,7 |
+0,7 |
Schweiz und Liechtenstein |
3.642 |
3.797 |
4.277 |
+12,6 |
+8,4 |
Übersee |
2.010 |
2.200 |
2.231 |
+1,4 |
+5,4 |
USA |
1.110 |
1.243 |
1.203 |
–3,2 |
+4,1 |
Japan |
407 |
412 |
438 |
+6,2 |
+3,7 |
Australien und Neuseeland |
285 |
315 |
343 |
+9,0 |
+9,7 |
Kanada |
207 |
229 |
247 |
+7,8 |
+9,1 |
China |
222 |
267 |
370 |
+38,2 |
+29,0 |
Indien |
97 |
110 |
159 |
+43,7 |
+28,0 |
Russland |
969 |
1.195 |
1.501 |
+25,6 |
+24,5 |
Q: Statistik Austria. – 1) Ohne Österreich. |
|||||
|
Auch die Nächtigungsentwicklung
verlief ungünstig: So lag das Nächtigungsvolumen 2011 zwar um 1,3% über dem Niveau
im Rezessionsjahr 2009, die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr blieb aber mit
knapp 1% weit unter dem EU-Durchschnitt (laut Eurostat +4%) sowie unter dem Wirtschaftswachstum
in Österreich und im Ausland[f]). Österreich gehörte damit zu den EU-Ländern mit
der schwächsten Nächtigungsentwicklung[g]).
Im Kalenderjahr 2011 nahm
die Nächtigungsnachfrage der inländischen Gäste um 0,7% zu, jene der ausländischen
Gäste stieg mit +0,9% geringfügig stärker. Von den für Österreich wichtigen Herkunftsmärkten
entwickelten sich die Übernachtungszahlen der Gäste aus Russland (+25,6%), der Schweiz
(+12,6%), Polen (+6,7%), Ungarn (+5,8%), Tschechien (+5,4%), Belgien (+4,3%), Rumänien
(+3,7%) und Frankreich (+2,7%) überdurchschnittlich. Ein Rückgang ergab sich für
Großbritannien (–4,6%), Dänemark (–3,3%), die USA (–3,2%),
die Niederlande (–1,9%), Deutschland (–1,6%) und Schweden (–1,1%). Die Nächtigungen der Reisenden aus Italien
stagnierten.
Das Jahr 2011 war durch
einen weiteren deutlichen Rückgang der Aufenthaltsdauer gekennzeichnet (Abbildung
7). Mit Ausnahme der Entwicklung im Burgenland und in Oberösterreich war die Tendenz
in allen Bundesländern rückläufig.
Zwischen tourismusintensiven
und tourismusextensiven Bundesländern sowie zwischen städtischen und ländlichen
Gebieten zeigten sich 2011 erhebliche Entwicklungsunterschiede. So verzeichneten
die tourismusextensiven Bundesländer Nieder- und Oberösterreich, Steiermark und
Wien (nicht jedoch das Burgenland) relativ kräftige Zuwachsraten, während die Nächtigungen
in den tourismusintensiven Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Salzburg (nicht jedoch
in Kärnten) stagnierten oder rückläufig waren. Die deutlichen Wachstumsdifferenzen
zwischen den Landeshauptstädten und den ländlichen Gebieten verringerten sich zwar
2011, das Wachstum war aber in den Städten noch immer um rund 4 bis 5 Prozentpunkte
höher als in den ländlichen Regionen (gegenüber etwa rund 9 Prozentpunkten im Jahr
2010). Insbesondere in Wien, Graz, Salzburg, Linz und Klagenfurt wuchs der Tourismus
kräftig.
|
Abbildung 7: Entwicklung
der Aufenthaltsdauer von in- und ausländischen Gästen in Österreich |
|
Q: Statistik Austria. |
|
Ähnlich wie 2010 entwickelten
sich die Nächtigungen in der Sommersaison 2011 (mit einer mäßigen Steigerung) günstiger
als in der Wintersaison 2010/11. Der geringfügige Rückgang gegenüber dem Vorjahr
in der Wintersaison war auf die Verringerung der Nachfrage ausländischer Gäste zurückzuführen.
Auch die nominellen Umsätze folgten weitgehend diesem Saisonmuster. In der Wintersaison
übertrafen sie das Vorjahresniveau jedoch leicht, in der Sommersaison nahmen sie
etwas deutlicher zu.
|
Abbildung 8: Österreichs Marktanteil am internationalen Tourismus |
Gemessen an den nominellen Tourismusexporten der
EU 15 |
|
Q: IWF, OeNB, UNWTO, WIFO, wiiw. Ohne internationalen Personentransport. |
|
Einschließlich aller direkten
und indirekten Wertschöpfungseffekte erwirtschaftete der Tourismus 2010 laut dem
aktuellen Tourismus-Satellitenkonto 21,50 Mrd. € (+2,9%) und trug damit 7,5% zur
gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung (BIP) bei[h]). 2011 dürfte diese Kenngröße mit 7,4% leicht darunter
gelegen sein. Aus dem nichttouristischen Freizeitkonsum der Österreicher und Österreicherinnen
am Wohnort ergaben sich weitere direkte und indirekte Wertschöpfungseffekte von
20,94 Mrd. € (+4,5%, 7,3% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung). Auch dieser
Indikator dürfte 2011 etwas niedriger gewesen sein (7,2%).
Die Gesamtbetrachtung der
inlandswirksamen Aufwendungen für den nichttouristischen Freizeitkonsum am Wohnort
und den touristischen Konsum zeigt die hohe Bedeutung der gesamten Tourismus- und
Freizeitwirtschaft in Österreich:
· Die direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte erreichten 2010 insgesamt 42,44 Mrd. € (+3,7% gegenüber dem Vorjahr).
·
Damit blieb
der Beitrag der gesamten Tourismus- und Freizeitwirtschaft zum BIP 2010 mit 14,8%
weitgehend unverändert.
·
2011 war das
geschätzte Gewicht des Sektors an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung
etwas niedriger als im Jahr davor.
Unter Berücksichtigung
aller von der Tourismusnachfrage ausgelösten direkten und indirekten Effekte ergab
sich für das Jahr 2010 ein Beschäftigungsvolumen von rund 344.300 Vollzeitäquivalenten.
Der Beitrag des Sektors zur Gesamtbeschäftigung (Erwerbstätige in Vollzeitäquivalenten)
betrug demnach wie im Vorjahr 9,9%.
Für eine erweiterte Sicht
auf die volkswirtschaftliche Bedeutung der Beschäftigungseffekte der gesamten Tourismus-
und Freizeitwirtschaft muss auch der nichttouristische Freizeitkonsum am Wohnort
mit einbezogen werden. Die Berechnungen ergaben direkte und indirekte Beschäftigungseffekte
des nichttouristischen Freizeitkonsums von etwa 287.300 Vollzeitäquivalenten (8,2%
der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung).
Insgesamt waren der Tourismus-
und Freizeitwirtschaft im Jahr 2010 direkt und indirekt rund 631.600 Vollarbeitsplätze
zuzurechnen; der Sektor generiert somit knapp ein Fünftel der Vollarbeitsplätze
in Österreich.
Egon Smeral (Egon.Smeral@wifo.ac.at)
Statistik: Susanne Markytan (Susanne.Markytan@wifo.ac.at)
Die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise
2008/09 schien 2010 überwunden zu sein, doch kam kein selbsttragender Aufschwung
in Gang. Vielmehr entstand eine Krise des Vertrauens in die öffentlichen Finanzen,
deren Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung im Laufe des Jahres 2011 immer
mehr sichtbar wurden.
Da die privaten Haushalte
ihre Konsumpläne an Einkommensänderungen sinnvoller Weise erst anpassen, wenn sie
diese als dauerhaft erachten, entwickelt sich die Konsumquote (Konsumausgaben in
Prozent des Einkommens) normalerweise antizyklisch. Sie steigt in Phasen schwacher
Konjunktur, weil die Haushalte ihre Ausgaben nicht so deutlich einschränken, wie
es der Einkommensentwicklung entspräche, und sinkt in Phasen guter Konjunktur, weil
sich die vorübergehend starken Einkommenszuwächse nicht voll in Verbrauchsausgaben
niederschlagen. Dadurch stabilisiert der private Konsum die Wirtschaftsentwicklung
im Konjunkturverlauf. In wirtschaftlich schwierigen Phasen kommt den privaten Konsumausgaben
daher besondere Bedeutung zu.
Ein Einbruch wie die Wirtschaftskrise
der Jahre 2008 und 2009 kann jedoch ein Vorsichtssparen der privaten Haushalte auslösen.
Um sich gegen künftige Einkommensverluste abzusichern, insbesondere wenn der Verlust
des Arbeitsplatzes droht, können die Haushalte mit vermehrtem Sparen reagieren,
sodass der Abschwung zusätzlich verschärft wird. Nach einer Studie des Internationalen
Währungsfonds[i]) erhöhte sich die Sparquote[j]) in früheren schweren Finanzmarktkrisen innerhalb
von zwei Jahren durchschnittlich um 5 Prozentpunkte.
Ein solcher Rückgang der
Ausgabenbereitschaft der privaten Haushalte kann nicht zuletzt durch Gegensteuern
der öffentlichen Hand verhindert werden. Die aktive konjunkturpolitische Gegensteuerung
im In- und Ausland konnte in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise die Erwartungen
der Wirtschaftssubjekte beeinflussen und trug so erheblich zur Vermeidung von Unsicherheit
bei. In Österreich wurden – im Gegensatz
zu den meisten EU-Ländern – die Konsumausgaben
stabilisiert und Vorsichtssparen hintangehalten. Die Konsumquote stieg von 88,6%
im Jahr 2008 auf 92,2% im Jahr 2010. Waren 2008 88,6% des Einkommens der privaten
Haushalte in private Verbrauchsausgaben geflossen, so waren es 2010 92,2%. Durch
diesen außerordentlich starken Anstieg der Konsumquote wurde die Wirtschaftsentwicklung
in Österreich in der Krise gestützt.
Im Durchschnitt des Jahres
2011 expandierte die österreichische Wirtschaft relativ kräftig. Der Investitionszyklus
war im Jahr 2010 in Gang gekommen, verlor aber bereits Mitte 2011 wieder an Kraft.
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte wurden durch die hohe Inflation gedämpft:
Trotz raschen Beschäftigungswachstums nahmen die real verfügbaren Haushaltseinkommen
kaum zu (2011 +0,2%).
Die privaten Haushalte
gaben in Österreich im Jahr 2011 gut 161 Mrd. € für Zwecke des privaten Konsums
aus, um 3,5% mehr als ein Jahr davor (Übersicht 16). Deflationiert mit dem Deflator
des privaten Konsums ergibt sich eine reale Konsumsteigerung von 0,6%. Dieses Konsumwachstum
konnte aufgrund der schwachen Realeinkommensentwicklung nur durch einen weiteren
Anstieg der Konsumquote bzw. Rückgang der Sparquote erreicht werden. Nach vorläufigen
Berechnungen von Statistik Austria verringerte sich die Sparquote im Durchschnitt
der ersten drei Quartale 2011 deutlich, nachdem sie schon in den Vorjahren merklich
gesunken war. Diese Entwicklung steht im Widerspruch zu den oben genannten Ergebnissen
einer Studie des Internationalen Währungsfonds. Der starke Anstieg der Konsumquote
bzw. Rückgang der Sparquote ist neben beschäftigungssichernden Maßnahmen, die der
Arbeitslosigkeit entgegenwirkten, auch in Zusammenhang mit der Zusammensetzung des
Haushaltseinkommens zu sehen: Seit Ausbruch der Krise wird das Wachstum der gesamten
Haushaltseinkommen nicht mehr in erster Linie von den Vermögens- und Selbständigeneinkommen
sowie Betriebsüberschüssen, sondern von den Arbeitnehmerentgelten getragen, der
Kategorie mit der höchsten Konsumneigung[k]).
|
|||||
Übersicht 16: Privater
Konsum, persönlich verfügbares Einkommen, Konsumquote |
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|
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|
Privater Konsum1) |
Persönlich verfügbares Einkommen |
Konsumquote2) |
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|
Nominell |
Real3) |
Nominell |
Real3) |
|
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||||
|
|
|
|
|
|
Ø 1997/2002 |
+3,1 |
+1,9 |
+3,0 |
+1,9 |
+0,0 |
Ø 2002/2007 |
+3,8 |
+1,7 |
+4,7 |
+2,5 |
–0,8 |
2008 |
+3,0 |
+0,8 |
+3,0 |
+0,9 |
–0,0 |
2009 |
+0,3 |
–0,3 |
–1,1 |
–1,7 |
+1,5 |
2010 |
+4,3 |
+2,2 |
+1,7 |
–0,3 |
+2,5 |
2011 |
+3,5 |
+0,6 |
+3,1 |
+0,2 |
+0,4 |
Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. – ¹) Einschließlich privater Organisationen ohne
Erwerbszweck. – 2) Konsum in
% des persönlichen verfügbaren Einkommens. –
3) Berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen. |
|||||
|
2011 wuchs der private
Konsum in Österreich stärker als im Durchschnitt des Euro-Raumes (+0,2%), jedoch
schwächer als in Deutschland (+1,5%), wo die Ausgaben der privaten Haushalte 2011
deutlich zunahmen, nachdem sie in den letzten Jahren nur mäßig gestiegen waren.
In Österreich expandierte
der Konsum im Jahresverlauf ziemlich stetig. Er übertraf im 1. Halbjahr das Vorjahresniveau
um 0,9%, im zweiten um 0,3%. Konjunktur- und trendbedingt nahm die Nachfrage der
privaten Haushalte pro Quartal um 0,2% zu.
Die geringe Sparneigung
der privaten Haushalte zeigt sich auch in der Entwicklung des Geldvermögens, das
2011 durch einen empfindlichen Rückgang auf den Aktienmärkten beeinflusst wurde.
Nach Daten der Gesamtwirtschaftlichen
Finanzierungsrechnung der OeNB investierten die privaten Haushalte (einschließlich
privater Organisationen ohne Erwerbszweck) von Jänner bis September 2011 7,8 Mrd.
€ in Finanzanlagen, um nur 0,6 Mrd. € mehr als im Vergleichszeitraum 2010 (Übersicht
17). Die Veranlagungsstruktur veränderte sich gegenüber dem Vorjahr (Abbildung 9):
Die privaten Anleger investierten wesentlich mehr als 2010 in Bankeinlagen und nahmen
nach Angaben der OeNB bei den meisten Einlagenprodukten sogar eine negative Realverzinsung
in Kauf. Deutlich geringeres Interesse hatten sie an Wertpapieren; dafür waren vor
allem die beträchtlichen Aktienkursverluste im III. Quartal bestimmend sowie eine
schwache Nachfrage nach neuen Produkten aufgrund einer allgemeinen Verunsicherung.
Das gesamte Wertpapierportefeuille entsprach nach Angaben der OeNB zum aktuellen
Marktwert von Ende September nur dem Niveau vom März 2010. Ebenfalls geringer als
in den ersten drei Quartalen 2010 war die Zunahme der privaten Ansprüche aus Lebensversicherungen
und gegenüber betrieblichen und überbetrieblichen Pensionskassen.
|
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Übersicht 17: Geldvermögensbildung
und Finanzierung des privaten Haushaltssektors |
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Transaktionen |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
2009 |
2010 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
|
|
I. bis III. Quartal |
||
|
Mio. € |
||||
|
|
|
|
|
|
Geldvermögensbildung |
15.279 |
12.094 |
14.009 |
7.199 |
7.835 |
Bargeld und Einlagen |
8.897 |
2.032 |
8.841 |
1.156 |
3.816 |
Wertpapiere |
–237 |
915 |
–484 |
315 |
1.573 |
Börsennotierte Aktien |
661 |
1.231 |
630 |
201 |
267 |
Investmentzertifikate |
948 |
2.901 |
126 |
1.461 |
–1.323 |
Versicherungssparprodukte |
4.481 |
4.264 |
4.215 |
3.501 |
2.491 |
Lebensversicherungen |
2.856 |
2.969 |
2.664 |
2.330 |
1.220 |
|
|
|
|
|
|
Finanzierung |
737 |
1.426 |
188 |
959 |
2.457 |
Nach der Laufzeit |
|
|
|
|
|
Kurzfristige Kredite |
–388 |
533 |
–129 |
178 |
–1.023 |
Langfristige Kredite |
1.450 |
660 |
672 |
864 |
3.314 |
Nach dem Zweck |
|
|
|
|
|
Wohnbaukredite |
1.888 |
2.274 |
1.102 |
1.541 |
2.475 |
Konsumkredite |
–842 |
–912 |
–186 |
–390 |
–644 |
Sonstige Kredite |
16 |
–169 |
–372 |
–109 |
461 |
|
|
|
|
|
|
Finanzierungssaldo |
14.542 |
10.668 |
13.822 |
6.239 |
5.380 |
Q: OeNB. Einschließlich privater Organisationen
ohne Erwerbszweck. |
|||||
|
|
Abbildung 9: Struktur
der Veranlagungen des privaten Haushaltssektors |
Transaktionen |
|
Q: OeNB. Einschließlich privater Organisationen
ohne Erwerbszweck. |
|
Dagegen erhöhte sich die
Neuverschuldung der privaten Haushalte 2011 wieder, nach einer sehr schwachen Kreditausweitung
in den Jahren 2009 und 2010 (Abbildung 10). Die Nettoposition aus Geldvermögen abzüglich
der Verbindlichkeiten lag Ende September 2011 mit 302,7 Mrd. € nur auf dem Niveau
vom September 2010, was die oben aufgezeigte geringe Sparneigung der privaten Haushalte
im Jahr 2011 widerspiegelt.
|
Abbildung 10: Vermögensaufbau
und Verschuldung des privaten Haushaltssektors |
Transaktionen |
|
Q: OeNB. Einschließlich privater Organisationen
ohne Erwerbszweck. |
|
Überdurchschnittlich wuchs
2011 die relativ konjunkturreagible Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern (Pkw,
Möbel, elektrotechnische Erzeugnisse usw.; Übersicht 18). Der hohe Preis je Kaufeinheit
dieser Güter erfordert in der Regel eine Anspar- und/oder Verschuldungsphase, sodass
die Nachfrage relativ stark auf Einkommensschwankungen sowie auf Stimmungsänderungen
reagiert.
|
||||||
Übersicht 18: Entwicklung
des privaten Konsums im längerfristigen Vergleich |
||||||
Real (berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen) |
||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
Ø 1997/2002 |
Ø 2002/2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke |
+0,5 |
+1,5 |
–1,9 |
+0,1 |
+2,1 |
+3,0 |
Tabakwaren, alkoholische Getränke |
+1,5 |
+0,7 |
–0,9 |
–0,3 |
+0,7 |
–3,4 |
Bekleidung, Schuhe |
+0,4 |
+1,8 |
–1,1 |
–1,9 |
+7,5 |
–3,5 |
Wohnen, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe |
+1,6 |
+1,3 |
+3,0 |
–1,4 |
+1,2 |
+1,1 |
Einrichtungsgegenstände, Haushaltsgeräte |
+1,0 |
+2,7 |
+0,1 |
–2,2 |
+2,8 |
+0,4 |
Gesundheitspflege |
+2,0 |
+0,7 |
–1,2 |
+1,3 |
+0,8 |
+0,6 |
Verkehr |
+0,9 |
+0,2 |
–1,0 |
–0,6 |
+4,6 |
+2,7 |
Nachrichtenübermittlung |
+17,1 |
+5,3 |
+5,7 |
–3,2 |
–4,5 |
–1,4 |
Freizeit, Unterhaltung, Kultur |
+4,4 |
+4,1 |
+4,3 |
+1,9 |
+1,8 |
+1,0 |
Bildungswesen |
–1,6 |
+1,1 |
+1,4 |
–9,1 |
+3,1 |
+0,5 |
Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen |
+2,9 |
+2,7 |
–0,7 |
+4,0 |
+3,0 |
+1,8 |
Andere Waren und Dienstleistungen |
+1,4 |
+1,2 |
+2,2 |
–1,6 |
+1,4 |
+0,0 |
Ausgaben von Gebietsansässigen im Ausland |
–0,2 |
–0,6 |
–3,0 |
+2,3 |
–1,7 |
–5,2 |
Private Organisationen ohne Erwerbszweck |
+2,7 |
+2,6 |
+1,4 |
+1,1 |
+4,6 |
–0,1 |
|
|
|
|
|
|
|
Privater Konsum insgesamt |
+1,9 |
+1,7 |
+0,8 |
–0,3 |
+2,2 |
+0,6 |
Dauerhafte Konsumgüter |
+2,7 |
+4,0 |
+3,8 |
+0,9 |
+5,8 |
+0,9 |
Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. Einschließlich
privater Organisationen ohne Erwerbszweck. |
||||||
|
Die günstige Entwicklung
dieser Kategorie war vor allem auf die kräftige Zunahme der Ausgaben für Pkw zurückzuführen
(+2,3%), während die Nachfrage nach den anderen dauerhaften Konsumgütern real stagnierte.
Nicht zuletzt die Verschlechterung des Konsumklimas dämpfte im 2. Halbjahr 2011
die Nachfrage nach Pkw. Nach einer von der Europäischen Kommission geförderten Erhebung
von GfK Austria (Gesellschaft für Konsumforschung) ging der saisonbereinigte Vertrauensindex[l]) in der zweiten Jahreshälfte 2011 um 13% zurück
(Abbildung 11).
|
Abbildung 11: Entwicklung
des saisonbereinigten Vertrauensindex |
|
Q: Eurostat. Arithmetisches Mittel der Salden aus positiven und negativen Antworten in % aller Antworten zur künftigen finanziellen Situation des Haushalts, zur Möglichkeit Geld zu sparen, zur Ansicht über die künftige allgemeine Wirtschaftslage und zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit (mit umgekehrtem Vorzeichen). Saisonbereinigung mit dem von Eurostat entwickelten Programm Dainties. |
|
Die Ausgaben für nichtdauerhafte
Konsumgüter (Güter des täglichen Bedarfs) entwickeln sich im Konjunkturverlauf eher
gleichmäßig und prägen die konjunkturstabilisierende Wirkung des Konsums; sie nahmen
2011 real um 0,6% zu.
Der österreichische Handel
verzeichnete im Jahr 2011 einen recht unterschiedlichen Umsatzverlauf. Dem hohen
realen Zuwachs im Kfz-Handel standen eine mäßige Steigerung im Großhandel (ohne
Kfz) und ein Rückgang im Einzelhandel (ohne Kfz) gegenüber (Übersicht 19).
Aufgrund der enormen Steigerung
der Kfz-Neuzulassungen verzeichnete der Kfz-Handel einen äußerst günstigen Geschäftsgang.
Er setzte 2011 27,8 Mrd. € um, nominell um 8,1% und real um 7,2% mehr als ein Jahr
zuvor. Noch mehr als die privaten Haushalte trug die Investitionsnachfrage der Unternehmen
zu diesem Ergebnis bei. Die gute Liquiditätslage wurde in diesem Bereich offenbar
genutzt, um den Fuhrpark zu erneuern.
Der Geschäftsgang des Einzelhandels
wird bestimmt von den einzelhandelsrelevanten Ausgaben der Bevölkerung im Inland[m]) und jenen der ausländischen Gäste in Österreich.
Beide Komponenten entwickelten sich 2011 mäßig. Die kräftige Nachfrage nach Pkw
ließ jedoch gewisse negative Effekte auf die Expansion der anderen Einzelhandelsbranchen
erwarten. Der Einzelhandel (ohne Kfz) setzte 2011 57,1 Mrd. € um, nominell um 2,5%
mehr, real jedoch um 1,1% weniger als 2010. Einem realen Zuwachs im Einzelhandel
mit EDV-Geräten stand ein Rückgang im Handel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen
gegenüber.
|
||||
Übersicht 19: Entwicklung
der Umsätze im Handel |
||||
|
|
|
|
|
|
Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz |
Kfz-Handel, Reparatur von Kfz |
Handelsvermittlung und Großhandel (ohne Kfz) |
Einzelhandel (ohne Kfz) |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||
|
|
|
|
|
Nominell |
|
|
|
|
2009 |
–5,5 |
–3,0 |
–9,5 |
+1,1 |
2010 |
+7,6 |
+4,4 |
+10,4 |
+4,1 |
2011 |
+4,7 |
+8,1 |
+4,9 |
+2,5 |
1. Halbjahr |
+7,8 |
+10,7 |
+9,5 |
+3,0 |
2. Halbjahr |
+1,8 |
+5,8 |
+0,7 |
+2,0 |
I. Quartal |
+9,1 |
+13,6 |
+12,0 |
+1,9 |
II. Quartal |
+6,5 |
+8,2 |
+7,4 |
+4,0 |
III. Quartal |
+2,3 |
+5,2 |
+1,8 |
+1,9 |
IV. Quartal |
+1,3 |
+6,4 |
–0,3 |
+2,0 |
|
|
|
|
|
Real |
|
|
|
|
2009 |
–1,8 |
–4,4 |
–2,7 |
+1,4 |
2010 |
+3,8 |
+4,0 |
+4,5 |
+2,3 |
2011 |
+1,1 |
+7,2 |
+0,9 |
–1,1 |
1. Halbjahr |
+2,9 |
+9,8 |
+3,1 |
–0,7 |
2. Halbjahr |
–0,5 |
+4,6 |
–1,2 |
–1,6 |
I. Quartal |
+3,8 |
+13,0 |
+4,5 |
–1,7 |
II. Quartal |
+2,1 |
+7,2 |
+1,8 |
+0,2 |
III. Quartal |
–0,8 |
+4,1 |
–1,5 |
–1,6 |
IV. Quartal |
–0,4 |
+5,1 |
–1,0 |
–1,5 |
Q: Statistik Austria. |
||||
|
Der Großhandel setzte 2011
113,5 Mrd. € um, nominell um 4,9% und real um 0,9% mehr als 2010. Aufgrund der in
der ersten Jahreshälfte noch lebhaften Investitionsnachfrage wurde der Handel mit
Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör ausgeweitet, ebenso jener mit Geräten der Informations-
und Kommunikationstechnik, während der Großhandel mit landwirtschaftlichen Grundstoffen
und lebenden Tieren empfindliche Einbußen erlitt.
|
||||
Übersicht 20: Preise
und Beschäftigung im Handel |
||||
|
|
|
|
|
|
Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz |
Kfz-Handel, Reparatur von Kfz |
Handelsvermittlung und Großhandel (ohne Kfz) |
Einzelhandel (ohne Kfz) |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||
|
|
|
|
|
Preise (Ø 2005 = 100) |
|
|
|
|
2009 |
–4,0 |
+1,4 |
–7,0 |
–0,3 |
2010 |
+3,6 |
+0,4 |
+5,5 |
+1,7 |
2011 |
+3,6 |
+0,9 |
+4,1 |
+3,7 |
1. Halbjahr |
+4,8 |
+0,7 |
+6,3 |
+3,7 |
2. Halbjahr |
+2,4 |
+1,1 |
+2,0 |
+3,7 |
I. Quartal |
+5,2 |
+0,5 |
+7,2 |
+3,7 |
II. Quartal |
+4,3 |
+0,9 |
+5,4 |
+3,8 |
III. Quartal |
+3,1 |
+1,0 |
+3,3 |
+3,7 |
IV. Quartal |
+1,6 |
+1,2 |
+0,7 |
+3,6 |
|
|
|
|
|
Beschäftigung |
|
|
|
|
2009 |
–1,2 |
–1,7 |
–1,9 |
–0,6 |
2010 |
+0,6 |
+1,1 |
–0,1 |
+0,8 |
2011 |
+1,3 |
+1,1 |
+1,1 |
+1,3 |
1. Halbjahr |
+1,3 |
+1,1 |
+0,9 |
+1,6 |
2. Halbjahr |
+1,2 |
+1,1 |
+1,4 |
+1,0 |
I. Quartal |
+1,1 |
+1,0 |
+0,7 |
+1,4 |
II. Quartal |
+1,6 |
+1,2 |
+1,0 |
+1,8 |
III. Quartal |
+1,2 |
+1,1 |
+1,2 |
+1,2 |
IV. Quartal |
+1,1 |
+1,1 |
+1,6 |
+0,8 |
Q: Statistik Austria. |
||||
|
Insgesamt setzte der Handel
2011 nominell um 4,7% und real um 1,1% mehr um als ein Jahr zuvor. Die Beschäftigung
nahm im Handel 2011 um 1,3% zu, leicht überdurchschnittlich im Einzelhandel (ohne
Kfz). Die Produktivität gemessen als realer Umsatz je Arbeitskraft dürfte 2011 stabil
geblieben sein, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die Beschäftigungsausweitung
im Einzelhandel (ohne Kfz) überwiegend auf Teilzeitbasis erfolgte.
Die Preise stiegen im Handel
2011 um 3,6%, überdurchschnittlich im Großhandel (+4,1%, insbesondere wegen Verteuerung
von landwirtschaftlichen Grundstoffen), unterdurchschnittlich im Kfz-Handel (+0,9%).
Michael Wüger (Michael.Wueger@wifo.ac.at)
Statistik: Martina Agwi (Martina.Agwi@wifo.ac.at)
Die Inflationsrate erreichte
im Jahresdurchschnitt 2011 auf Basis des Verbraucherpreisindex 3,3% (2009 +0,5%,
2010 +1,9%). Von knapp 2½% zu Jahresbeginn verstärkte sich der Preisauftrieb auf
gut 3½% im Herbst und verlangsamte sich bis Februar 2012 auf 2,6%. Diese Entwicklung
geht in erster Linie auf die Verteuerung von Mineralölprodukten zurück (+18,1%,
Inflationsbeitrag 0,8 Prozentpunkte). Daneben trugen verarbeitete Nahrungsmittel
(+4,7%) mit 0,5 Prozentpunkten, Tourismusdienstleistungen (Restaurants, Hotels,
Flugreisen; +4,4%) mit 0,5 Prozentpunkten und Wohnungskosten (Ausgaben für Mieten
und Wohnnebenkosten, Wohnungsinstandhaltung; +2,3%) mit 0,3 Prozentpunkten wesentlich
zum Preisauftrieb bei (Übersicht 21, Abbildungen 12 bis 14). Dies schlägt sich auch
in einem deutlichen Anstieg der Kerninflation (definiert als Gesamtinflation ohne
unverarbeitete Nahrungsmittel und Energie, gemäß VPI) gegenüber dem Vorjahr von
1,2% auf 2,5% nieder.
|
|||||
Übersicht 21: Entwicklung des Verbraucherpreisindex |
|||||
Gliederung nach dem Konsumzweck |
|||||
|
|||||
2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
|
|||||
Nationaler Verbraucherpreisindex (VPI) |
+2,2 |
+3,2 |
+0,5 |
+1,9 |
+3,3 |
Kerninflationsrate des VPI1) |
+1,8 |
+2,4 |
+1,6 |
+1,2 |
+2,5 |
Preisindex für Pensionistenhaushalte (PIPH) |
+2,6 |
+3,4 |
+0,9 |
+2,0 |
+3,4 |
Mikrowarenkorb (täglicher Einkauf) |
+5,0 |
+6,1 |
–0,2 |
+0,6 |
+3,8 |
Miniwarenkorb (wöchentlicher Einkauf) |
+2,8 |
+7,9 |
–3,4 |
+3,4 |
+6,7 |
Gebühren und Tarife |
+2,6 |
+2,7 |
+1,8 |
+0,9 |
+1,7 |
|
|||||
COICOP-Gruppen |
|||||
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke |
+4,1 |
+6,3 |
+0,2 |
+0,5 |
+4,2 |
Alkoholische Getränke und Tabak |
+2,2 |
+5,0 |
+1,2 |
+2,0 |
+4,1 |
Bekleidung und Schuhe |
+2,1 |
+1,6 |
+1,5 |
+1,1 |
+3,0 |
Wohnung, Wasser, Energie |
+4,6 |
+2,7 |
+1,8 |
+2,6 |
+3,2 |
Hausrat und laufende Instandhaltung des Hauses
|
+1,1 |
+2,6 |
+2,3 |
+1,2 |
+1,6 |
Gesundheitspflege |
+1,8 |
+1,9 |
+2,1 |
+1,6 |
+2,0 |
Verkehr |
+0,4 |
+5,3 |
–4,3 |
+3,4 |
+5,6 |
Nachrichtenübermittlung |
–3,3 |
–4,3 |
–1,0 |
+1,9 |
+0,9 |
Freizeit und Kultur |
+0,0 |
+0,9 |
+0,6 |
+0,8 |
+2,0 |
Erziehung und Unterricht |
+1,9 |
+1,2 |
–11,6 |
–4,7 |
+4,0 |
Restaurants und Hotels |
+2,6 |
+3,6 |
+2,3 |
+1,1 |
+3,5 |
Verschiedene Waren und Dienstleistungen |
+2,5 |
+3,0 |
+3,4 |
+2,8 |
+3,2 |
|
|||||
Sondergliederung |
|||||
Unverarbeitete Nahrungsmittel2) |
+3,9 |
+4,3 |
+0,5 |
+2,0 |
+3,5 |
Verarbeitete Nahrungsmittel3) |
+3,8 |
+7,0 |
+0,4 |
+0,1 |
+4,7 |
Energie |
+4,2 |
+10,2 |
–9,5 |
+7,6 |
+11,0 |
Industriegüter |
+1,7 |
+1,9 |
+1,8 |
+1,2 |
+1,6 |
Dienstleistungen |
+1,6 |
+1,8 |
+1,7 |
+1,5 |
+2,7 |
Q: Statistik Austria. – 1) Ohne Energie und unverarbeitete
Nahrungsmittel (Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse). –
2) Saisonwaren, Fleisch- und Wurstwaren. – 3) Einschließlich alkoholischer Getränke
und Tabak. |
|||||
|
Die Inflationsrate betrug
im Jahr 2011 3,3%. Ihr Anstieg um 1,4 Prozentpunkte gegenüber 2010 war vor allem
auf die Verteuerung von Mineralölprodukten zurückzuführen. Daneben trugen auch die
Preise von verarbeiteten Nahrungsmitteln, die Wohnkosten und die Preise von Tourismusdienstleistungen
maßgeblich zur Beschleunigung des Preisauftriebes bei.
Im Rahmen der Konsolidierungsmaßnahmen
der öffentlichen Haushalte wurde 2011 die Anhebung einiger indirekter Steuern wirksam:
Die Erhöhung der Mineralölsteuer auf Treibstoffe und der Tabaksteuer (beide ab 1.
Jänner 2011) trugen im Jahresdurchschnitt knapp 0,2 Prozentpunkte bzw. 0,1 Prozentpunkte
zur Inflationsrate bei. Die Anhebung der Normverbrauchsabgabe (ab 1. März 2011)
und die Einführung der Flugticketabgabe (ab 1. April 2011) lieferten einen geringfügigen
Beitrag von 0,05 Prozentpunkten. Insgesamt schätzt das WIFO, dass der Preisauftrieb
2011 durch die Steuererhöhungen um etwa 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte beschleunigt wurde.
Am stärksten (gereiht nach
ihrem Inflationsbeitrag) verteuerten sich im Jahr 2011 die folgenden Indexpositionen:
Dieseltreibstoff (Preise +20,4%, Beitrag zur Inflationsrate +0,42 Prozentpunkte),
Superbenzin (+14,3%, +0,22 Prozentpunkte), Flugpauschalreisen (+9,6%, +0,19 Prozentpunkte),
flüssige Brennstoffe (+21,4%, +0,17 Prozentpunkte), Wohnungsmieten (+3,3%, +0,14
Prozentpunkte), Zigaretten (+5,2%, +0,10 Prozentpunkte), Bohnenkaffee (+23%, +0,08
Prozentpunkte) und Gas (8,7%, +0,07 Prozentpunkte). Am deutlichsten inflationsdämpfend
wirkten: Notebooks (Preise –10,6%, Beitrag
zur Inflationsrate –0,03 Prozentpunkte), neue Personenkraftwagen
(–0,7%, –0,03
Prozentpunkte), Kosten für Eigentumswohnungen (–5,3%,
–0,02 Prozentpunkte), Zement (–4,4%, –0,02
Prozentpunkte), Gesprächsentgelt für Handy (–2,7%,
–0,02 Prozentpunkte), Gartenpflanzen (–5,8%, –0,02
Prozentpunkte), Mobiltelefongeräte (–11%,
–0,01 Prozentpunkte) und Wohn-Accessoires (–14,4%, –0,01
Prozentpunkte).
|
Abbildung 12: Entwicklung
der Rohstoff- und Energiepreise |
1996 = 100, auf Euro-Basis |
|
Q: HWWI, Statistik Austria. HWWI . . . Weltmarktpreisindex, VPI . . . Verbraucherpreisindex. |
|
|
Abbildung 13: Preisindizes
für ausgewählte Nahrungsmittel in Österreich |
2000 = 100, auf Euro-Basis |
|
Q: Eurostat, HWWI, Statistik Austria, Weltbank. VPI . . . Verbraucherpreisindex, HVPI . . . harmonisierter Verbraucherpreisindex, EPI . . . Erzeugerpreisindex, GHPI . . . Großhandelspreisindex, HWWI . . . Weltmarktpreisindex. |
|
|
|||||||||
Übersicht 22: Entwicklung
der Rohstoff- und Großhandelspreise |
|||||||||
|
|||||||||
|
1991/1996 |
1996/2001 |
2001/2006 |
2006/2011 |
2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
Durchschnittliche jährliche Veränderung in % |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||||
|
|||||||||
Weltmarktpreise insgesamt |
|||||||||
Auf Dollarbasis |
+1,6 |
+0,7 |
+19,0 |
+10,0 |
+12,3 |
+32,7 |
–34,7 |
+28,9 |
+28,6 |
Auf Euro-Basis |
+1,0 |
+8,0 |
+11,2 |
+7,7 |
+2,5 |
+22,5 |
–30,7 |
+36,4 |
+22,4 |
Ohne Energierohstoffe |
+2,4 |
+1,3 |
+6,6 |
+5,6 |
+6,5 |
–1,3 |
–19,1 |
+37,4 |
+12,4 |
Nahrungs- und Genussmittel |
+6,4 |
–3,2 |
+0,9 |
+13,5 |
+15,5 |
+24,6 |
–8,7 |
+16,8 |
+22,8 |
Industrierohstoffe |
+0,8 |
+3,3 |
+8,4 |
+3,2 |
+4,3 |
–8,5 |
–23,0 |
+46,6 |
+8,7 |
Agrarische Rohstoffe |
+0,3 |
+1,6 |
+0,7 |
+4,8 |
+9,0 |
–11,0 |
–12,6 |
+41,8 |
+5,1 |
NE-Metalle |
+1,1 |
+4,5 |
+11,5 |
–1,1 |
+2,6 |
–18,7 |
–26,7 |
+45,3 |
+6,5 |
Energierohstoffe |
+0,4 |
+11,1 |
+12,6 |
+8,3 |
+1,4 |
+29,3 |
–33,2 |
+36,1 |
+25,0 |
Rohöl |
+0,5 |
+11,5 |
+13,2 |
+7,9 |
+0,7 |
+26,9 |
–32,8 |
+35,7 |
+25,5 |
|
|||||||||
Index der Großhandelspreise |
+2,6 |
+1,9 |
+2,0 |
+2,7 |
+4,1 |
+6,4 |
–7,5 |
+5,0 |
+8,3 |
Konsumgüter |
+2,0 |
+1,9 |
+1,8 |
+2,5 |
+2,2 |
+4,8 |
–1,4 |
+2,1 |
+10,0 |
Investitionsgüter |
–1,2 |
–1,1 |
–0,9 |
–1,2 |
–3,4 |
–2,6 |
–1,7 |
+1,2 |
–3,1 |
Intermediärgüter |
+4,5 |
+3,1 |
+3,3 |
+4,2 |
+8,5 |
+10,7 |
–13,8 |
+8,8 |
+10,3 |
Q: HWWI, Statistik Austria. |
|||||||||
|
Die öffentlichen Tarife
und Gebühren wurden 2011 mit +1,7% etwas schwächer angehoben als im Durchschnitt
der letzten fünf Jahre (+2,0%).
Der Preisindex für Pensionistenhaushalte
stieg im Jahresdurchschnitt um 3,4% (2010 +2,0%), um 0,1 Prozentpunkt stärker als
der VPI.
|
Abbildung 14: Verbraucherpreisindizes
für Wohnungsaufwand und Haushaltsenergie |
2000 = 100, auf Euro-Basis |
|
Q: Statistik Austria. |
|
|
||||||||||
Übersicht 23: Entwicklung
des harmonisierten Verbraucherpreisindex |
||||||||||
Gliederung nach dem Konsumzweck |
||||||||||
|
|
|
|
|
|
|||||
2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
||||||
Österreich |
Euro-Raum |
Österreich |
Euro-Raum |
Österreich |
Euro-Raum |
Österreich |
Euro-Raum |
Österreich |
Euro-Raum |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||||||||||
|
||||||||||
Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) |
+2,2 |
+2,1 |
+3,2 |
+3,3 |
+0,4 |
+0,3 |
+1,7 |
+1,6 |
+3,6 |
+2,7 |
Kerninflationsrate1) |
+1,9 |
+2,0 |
+2,4 |
+2,4 |
+1,5 |
+1,3 |
+1,2 |
+1,0 |
+2,8 |
+1,7 |
HVPI zu konstanten Steuersätzen |
+2,1 |
. |
+3,1 |
. |
+0,5 |
. |
+1,7 |
. |
. |
. |
COICOP-Gliederung |
||||||||||
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke |
+4,2 |
+2,7 |
+6,4 |
+5,5 |
+0,3 |
–0,0 |
+0,4 |
+0,4 |
+4,4 |
+2,5 |
Alkoholische Getränke und Tabak |
+2,3 |
+3,4 |
+4,9 |
+3,3 |
+1,3 |
+4,0 |
+2,0 |
+3,7 |
+4,1 |
+3,5 |
Bekleidung und Schuhe |
+2,2 |
+1,0 |
+1,5 |
+0,7 |
+1,5 |
+0,3 |
+1,1 |
+0,7 |
+3,0 |
+0,5 |
Wohnung, Wasser, Energie |
+4,3 |
+2,7 |
+2,5 |
+5,2 |
+1,5 |
+0,0 |
+2,8 |
+2,0 |
+3,6 |
+4,9 |
Hausrat und laufende Instandhaltung des Hauses |
+1,2 |
+1,7 |
+2,5 |
+2,1 |
+2,4 |
+1,7 |
+1,2 |
+0,7 |
+1,5 |
+1,1 |
Gesundheitspflege |
+2,0 |
+1,7 |
+2,1 |
+1,9 |
+2,6 |
+1,3 |
+1,9 |
+0,8 |
+2,0 |
+1,6 |
Verkehr |
+0,4 |
+2,4 |
+5,9 |
+4,5 |
–4,8 |
–2,8 |
+3,4 |
+4,7 |
+6,1 |
+5,5 |
Nachrichtenübermittlung |
+4,5 |
–1,9 |
–8,6 |
–2,2 |
–1,2 |
–1,0 |
+1,4 |
–0,8 |
+0,7 |
–1,3 |
Freizeit und Kultur |
+0,2 |
+0,2 |
+0,5 |
+0,2 |
+0,2 |
+0,4 |
+0,9 |
–0,2 |
+2,1 |
+0,3 |
Erziehung und Unterricht |
+1,9 |
+7,8 |
+1,3 |
+4,3 |
–9,6 |
+0,9 |
–4,2 |
+1,7 |
+4,1 |
+1,4 |
Restaurants und Hotels |
+2,2 |
+3,2 |
+3,7 |
+3,4 |
+2,2 |
+1,9 |
+0,9 |
+1,2 |
+3,7 |
+1,9 |
Verschiedene Waren und Dienstleistungen |
+2,4 |
+2,3 |
+3,6 |
+2,4 |
+3,4 |
+2,3 |
+3,1 |
+2,1 |
+3,5 |
+2,5 |
|
||||||||||
Sondergliederung |
||||||||||
Unbearbeitete Nahrungsmittel2) |
+3,9 |
+3,0 |
+4,4 |
+3,5 |
+0,6 |
+0,2 |
+1,8 |
+1,3 |
+3,7 |
+1,8 |
Bearbeitete Nahrungsmittel3) |
+3,8 |
+2,8 |
+6,9 |
+6,1 |
+0,4 |
+1,1 |
+0,1 |
+0,9 |
+4,7 |
+3,2 |
Energie |
+4,0 |
+2,6 |
+10,7 |
+10,3 |
–10,4 |
–8,1 |
+7,6 |
+7,4 |
+11,3 |
+11,9 |
Industriegüter |
+1,3 |
+1,0 |
+1,5 |
+0,8 |
+1,5 |
+0,6 |
+1,2 |
+0,5 |
+1,7 |
+0,8 |
Dienstleistungen |
+1,9 |
+2,5 |
+2,0 |
+2,5 |
+1,8 |
+2,0 |
+1,4 |
+1,4 |
+3,1 |
+1,8 |
Q: Eurostat. –
1) Ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel (Fleisch, Fisch,
Obst, Gemüse). – 2) Saisonwaren,
Fleisch- und Wurstwaren. – 3)
Einschließlich alkoholischer Getränke und Tabak. |
||||||||||
|
Gemäß dem HWWI-Index auf
Euro-Basis zogen die Weltmarktpreise von Rohstoffen im Jahr 2011 um 22,4% an (2010
+36,4%; Übersicht 22). Vor dem Hintergrund der Belebung der Weltwirtschaft und der
politischen Unruhen in Nordafrika und im Mittleren Osten zu Jahresbeginn 2011 verteuerte
sich Rohöl der Sorte Brent von 91 $ im Dezember 2010 auf 124 $ je Barrel im April
2011. Im weiteren Jahresverlauf entspannte sich die Situation etwas (Dezember 2011:
108 $); im Zuge des Konflikts der internationalen Staatengemeinschaft mit dem Iran
über sein Atomprogramm (u. a. Öl-Embargo der EU) zu Jahresbeginn 2012 stieg der
Rohölpreis jedoch über 125 $. Auf Euro-Basis lag der Preis für Brent im März 2012
bereits über dem Höchstwert des Jahres 2008 (Abbildungen 12 und 13). Die Weltmarktnotierungen
von Nahrungs- und Genussmitteln stiegen 2011 auf Euro-Basis neuerlich kräftig (+22,8%,
2010 +16,8%). Hier spielte in erster Linie das anhaltende Wachstum der weltweiten
Nachfrage eine Rolle.
Die Entwicklung der internationalen
Energiepreise schlug sich im Großhandelspreisindex vor allem über die merkliche
Verteuerung von Intermediärgütern nieder (+10,3%, 2010 +8,8%). Insgesamt stiegen
die Großhandelspreise 2011 um 8,3% (2010 +5%).
Gemäß dem Harmonisierten
Verbraucherpreisindex (HVPI), der für die EU-Länder nach weitgehend einheitlicher
Methode erhoben wird, betrug die Inflationsrate in Österreich im Jahr 2011 3,6%
und die Kerninflation (ohne Energie und unverarbeitete Lebensmittel) 2,8% (Übersicht
23).
|
|||||||||||
Übersicht 24: Inflationsunterschiede
2011 zwischen Österreich, dem Durchschnitt des Euro-Raumes und Deutschland laut
harmonisiertem Verbraucherpreisindex |
|||||||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
||||
Inflationsrate |
Gewicht |
Geschätzter Beitrag zur Inflationsrate |
Differenz des geschätzten Beitrages |
||||||||
Euro-Raum |
Deutschland |
Österreich |
Euro-Raum |
Deutschland |
Österreich |
Euro-Raum |
Deutschland |
Österreich |
Österreich–Euro-Raum |
Österreich–Deutschland |
|
In % |
Anteile in ‰ |
Prozentpunkte |
|||||||||
|
|||||||||||
Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) |
+2,7 |
+2,5 |
+3,6 |
+0,88 |
+1,12 |
||||||
Kerninflation1) |
+1,7 |
+1,5 |
+2,8 |
+1,02 |
+1,20 |
||||||
COICOP-Gruppen |
|||||||||||
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke |
+2,5 |
+2,9 |
+4,4 |
153 |
121 |
120 |
0,4 |
0,4 |
0,5 |
+0,14 |
+0,18 |
Alkoholische Getränke, Tabak und Narkotikum |
+3,5 |
+1,3 |
+4,1 |
40 |
45 |
32 |
0,1 |
0,1 |
0,1 |
–0,01 |
+0,07 |
Bekleidung und Schuhe |
+0,4 |
+2,0 |
+3,0 |
67 |
53 |
63 |
0,0 |
0,1 |
0,2 |
+0,16 |
+0,08 |
Wohnung, Wasser, Elektrizität, Gas und andere
Brennstoffe |
+4,9 |
+4,1 |
+3,6 |
158 |
233 |
147 |
0,8 |
1,0 |
0,5 |
–0,25 |
–0,43 |
Hausrat und laufende Instandhaltung des Hauses |
+1,1 |
+0,6 |
+1,5 |
68 |
60 |
80 |
0,1 |
0,0 |
0,1 |
+0,05 |
+0,09 |
Gesundheit |
+1,6 |
+0,8 |
+2,0 |
42 |
43 |
53 |
0,1 |
0,0 |
0,1 |
+0,04 |
+0,07 |
Verkehr |
+5,5 |
+4,3 |
+6,1 |
156 |
154 |
149 |
0,9 |
0,7 |
0,9 |
+0,06 |
+0,26 |
Nachrichtenübermittlung |
–1,3 |
–2,7 |
+0,7 |
32 |
28 |
21 |
0,0 |
–0,1 |
0,0 |
+0,05 |
+0,09 |
Freizeit und Kultur |
+0,3 |
+1,1 |
+2,1 |
95 |
119 |
128 |
0,0 |
0,1 |
0,3 |
+0,24 |
+0,14 |
Bildungswesen |
+1,5 |
+0,1 |
+4,1 |
12 |
10 |
13 |
0,0 |
0,0 |
0,1 |
+0,03 |
+0,05 |
Hotels, Cafés und Restaurants |
+1,9 |
+1,5 |
+3,7 |
92 |
51 |
123 |
0,2 |
0,1 |
0,5 |
+0,28 |
+0,38 |
Verschiedene Waren und Dienstleistungen |
+2,5 |
+1,7 |
+3,5 |
85 |
83 |
71 |
0,2 |
0,1 |
0,2 |
+0,03 |
+0,11 |
|
|||||||||||
Sondergliederung |
|||||||||||
Lebensmittel einschließlich Alkohol und Tabak |
+2,7 |
+2,5 |
+4,4 |
193 |
166 |
152 |
0,5 |
0,4 |
0,7 |
+0,14 |
+0,25 |
Unbearbeitete Nahrungsmittel2) |
+1,8 |
+1,4 |
+3,7 |
74 |
53 |
49 |
0,1 |
0,1 |
0,2 |
+0,05 |
+0,11 |
Bearbeitete Lebensmittel
einschließlich Alkohol und Tabak |
+3,3 |
+3,0 |
+4,7 |
119 |
113 |
103 |
0,4 |
0,3 |
0,5 |
+0,09 |
+0,14 |
Energie |
+11,9 |
+10,0 |
+11,3 |
104 |
123 |
89 |
1,2 |
1,2 |
1,0 |
–0,23 |
–0,23 |
Mineralölprodukte |
+15,3 |
+13,8 |
+18,2 |
56 |
57 |
50 |
0,9 |
0,8 |
0,9 |
+0,05 |
+0,12 |
Elektrizität, Gas,
feste Brennstoffe und Wärmeenergie |
+7,9 |
+6,8 |
+2,8 |
47 |
66 |
39 |
0,4 |
0,4 |
0,1 |
–0,27 |
–0,34 |
Industrielle nichtenergetische Güter |
+0,8 |
+1,0 |
+1,7 |
289 |
273 |
301 |
0,2 |
0,3 |
0,5 |
+0,30 |
+0,26 |
Gebrauchsgüter |
+0,2 |
+0,0 |
+0,9 |
95 |
91 |
112 |
0,0 |
0,0 |
0,1 |
+0,08 |
+0,09 |
Verbrauchsgüter |
+1,5 |
+1,3 |
+2,1 |
83 |
86 |
82 |
0,1 |
0,1 |
0,2 |
+0,05 |
+0,06 |
Halbgebrauchsgüter |
+0,7 |
+1,5 |
+2,5 |
112 |
95 |
107 |
0,1 |
0,1 |
0,3 |
+0,19 |
+0,13 |
Dienstleistungen (Gesamtindex ohne Waren) |
+1,8 |
+1,4 |
+3,1 |
414 |
438 |
458 |
0,8 |
0,6 |
1,4 |
+0,65 |
+0,82 |
Nachrichten |
–1,3 |
–2,7 |
+0,7 |
32 |
28 |
21 |
0,0 |
–0,1 |
0,0 |
+0,05 |
+0,09 |
Wohnung |
+1,8 |
+1,3 |
+2,4 |
101 |
141 |
92 |
0,2 |
0,2 |
0,2 |
+0,04 |
+0,03 |
Verschiedenes |
+2,1 |
+1,4 |
+2,5 |
70 |
73 |
75 |
0,1 |
0,1 |
0,2 |
+0,04 |
+0,08 |
Freizeit einschließlich Reparaturen |
+1,9 |
+1,6 |
+2,7 |
116 |
76 |
155 |
0,2 |
0,1 |
0,4 |
+0,19 |
+0,30 |
Pauschalreisen, Beherbergung |
+2,2 |
+2,4 |
+6,5 |
31 |
48 |
49 |
0,1 |
0,1 |
0,3 |
+0,25 |
+0,21 |
Verkehr |
+2,9 |
+2,0 |
+3,3 |
65 |
72 |
65 |
0,2 |
0,1 |
0,2 |
+0,03 |
+0,07 |
Q: Eurostat, WIFO-Berechnungen. – 1) Ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel
(Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse). –
2) Saisonwaren, Fleisch- und Wurstwaren. |
|||||||||||
|
Der Preisauftrieb war 2011
in Österreich deutlich lebhafter als im Durchschnitt des Euro-Raumes (+2,7%). Der
Inflationsunterschied zum Euro-Raum erreichte mit 0,9 Prozentpunkten den höchsten
Wert seit Veröffentlichung dieser Statistik. Er ist maßgeblich auf den gemäß HVPI
weit überdurchschnittlichen Inflationsbeitrag der Tourismusdienstleistungen in Österreich
zurückzuführen.
Zum Inflationsdifferential
von +0,9 Prozentpunkten gegenüber dem Durchschnitt des Euro-Raumes (dem höchsten
Wert, seit der HVPI durch Eurostat erstellt wird) trugen die Dienstleistungspreise
insgesamt 0,65 Prozentpunkte bei. In erster Linie waren dafür höhere Preissteigerungen
von Tourismusdienstleistungen (Restaurants und Cafés Österreich +3,2%, Euro-Raum
+1,9%, Beherbergung +3,9% bzw. +1,6%, Pauschalreisen +6,8% bzw. +2,9%) und das um
mehr als ein Drittel größere Gewicht dieser Kategorien maßgebend, das Inflationsdifferential
gegenüber dem Durchschnitt des Euro-Raumes betrug in dieser Kategorie +0,4 Prozentpunkte.
Die Preise industrieller Güter (ohne Energie) trugen 0,3 Prozentpunkte, jene von
Nahrungsmitteln 0,14 Prozentpunkte zum Inflationsdifferential bei. Die Energiepreise
dämpften das Inflationsdifferential zum Euro-Raum um 0,2 Prozentpunkte, die Strompreise
stagnierten 2011 in Österreich (+0,1%), im Durchschnitt des Euro-Raumes stiegen
sie jedoch um 7,5%.
Laut HVPI betrug die Inflationsrate
2011 im Durchschnitt des Euro-Raumes 2,7% (2010: 1,6%). In den einzelnen Ländern
war die Preisdynamik sehr differenziert: In Irland stiegen die Verbraucherpreise
rezessionsbedingt um nur 1,2%, in Estland betrug die Inflationsrate 5,1%. Mit 3,6%
war der Preisanstieg in Österreich der vierthöchste innerhalb des Euro-Raumes. Die
Inflationsdispersion (gemessen an der BIP-gewichteten Standardabweichung der Inflationsraten
im Euro-Raum) lag 2011 unter dem mehrjährigen Durchschnitt.
Josef Baumgartner (Josef.Baumgartner@wifo.ac.at)
Statistik: Ursula Glauninger (Ursula.Glauninger@wifo.ac.at)
Die Entwicklung der Löhne
und Gehälter im Jahr 2011 wurde maßgeblich von den Lohnabschlüssen aus dem Herbst
2010 bestimmt. Damals befand sich die österreichische Wirtschaft im Aufschwung nach
dem Einbruch im Zuge der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise. Ab Mitte 2010 hatte
vor allem die Industriekonjunktur, die von der lebhaften Nachfrage nach Exportgütern
profitierte, deutlich an Dynamik gewonnen. Gleichzeitig war das wirtschaftliche
Umfeld nach wie vor durch anhaltende Unsicherheit gekennzeichnet, auch die hohen
Staatsdefizite und der absehbare Konsolidierungsbedarf trübten das Konjunkturbild.
Die Inflation hatte wieder steigende Tendenz, nachdem sie sich im Vorjahr spürbar
verlangsamt hatte: Nach einem Anstieg des Verbraucherpreisindex um 0,5% im Jahr
2009 prognostizierte das WIFO im Herbst für 2010 eine Jahresinflationsrate von 1,8%
und für 2011 von 2,1%.
Vor diesem Hintergrund
vereinbarten die Tarifpartner in der Metallindustrie eine Erhöhung der Mindestlöhne
und -gehälter um 2,5%. Die Ist-Löhne und -Gehälter wurden etwas schwächer angehoben
(+2,3%). Damit fiel die nominelle Lohnanpassung um rund 1 Prozentpunkt stärker aus
als im Vorjahr. Nach einer Unterbrechung im Krisenjahr 2009 sah der Abschluss erneut
eine zusätzliche erfolgsabhängige Einmalzahlung vor (bei positivem Betriebserfolg
50 € bis 150 €). Die Lohnrunde der Metallindustrie, die unmittelbar etwa 165.000
Beschäftigte betrifft, hat traditionell eine starke Signalwirkung für die Lohnentwicklung
in der gesamten Wirtschaft, insbesondere für jene Branchen, deren Kollektivverträge
im Herbst verhandelt werden.
Die Herbstlohnrunde 2010
bildete in dieser Hinsicht keine Ausnahme, denn auch in den anderen Branchen wurden
nominell höhere Lohnabschlüsse erzielt als im Jahr davor. Im Handel einigten sich
die Tarifparteien auf eine Anhebung der Mindestlöhne um 2,2% (mindestens jedoch
um 30 €). Die Mindestgehälter der Handelsangestellten wurden je nach Gehaltsgruppe
um 2,0% bis 2,3% erhöht. Das Mindestgehalt in der Branche wurde damit auf 1.300
€ festgesetzt, das entsprach einer Kernforderung der Arbeitnehmerseite. Zusätzlich
wurde für Lehrlinge ein Prämiensystem von 100 € bei gutem und 150 € bei ausgezeichnetem
Lehrabschluss eingeführt. Während für die Ist-Löhne der Arbeiter und Arbeiterinnen
eine Fortschreibung des absoluten Überzahlungsbetrages (Parallelverschiebung) vereinbart
wurde, enthielt der neue Kollektivvertrag keine Abmachung zur Anhebung der Ist-Gehälter
der Angestellten, die den Großteil der 550.000 Beschäftigten dieser Branche ausmachen.
|
|||
Übersicht 25: Lohnrunde
2011 |
|||
|
|||
|
Kollektivvertragsabschluss |
||
Zeitpunkt |
Mindestlöhne |
Ist-Löhne |
|
Erhöhung in % |
|||
Bedienstete |
|||
Öffentlicher Dienst |
Jänner
2011 |
+1,03 1) |
|
|
|||
Arbeiter und Arbeiterinnen |
|||
Metallindustrie |
November
2010 |
+2,5 2) |
+2,3 3) |
Metallgewerbe |
Jänner
2011 |
+2,45 |
+ 2,2 |
Gesundheits- und Sozialberufe |
Februar
2011 |
+2,0 |
+1,85 |
Handel |
Jänner
2011 |
+2,2 4) |
5) |
Mineralölindustrie |
Februar
2011 |
+2,7 6) |
+2,5 |
Elektrizitätsversorgungsunternehmen |
Februar
2011 |
+2,65
bis +2,7 |
+2,5 |
Graphisches Gewerbe |
April
2011 |
+2,2 |
5) |
Stein- und keramische Industrie |
Mai
2011 |
+2,83 |
+2,68 |
Bauhilfs- und -nebengewerbe |
Mai
2011 |
+2,9 |
5) |
Bauindustrie und Baugewerbe |
Mai
2011 |
+2,95 |
5) |
Chemische Industrie |
Mai
2011 |
+3,15 |
+3,05 7) |
Elektro- und Elektronikindustrie |
Mai
2011 |
+2,8
bis +3,2 8) |
+2,8 |
Holz- und kunststoffverarbeitendes
Gewerbe |
Mai
2011 |
+2,45
bis +2,65 |
|
Hotel- und Gastgewerbe |
Mai
2011 |
+2,05 |
|
Textilindustrie |
April
2011 |
+2,75 |
+2,1
bis +2,55 9) |
Glasbe- und -verarbeitung |
Juni
2011 |
+3,05 |
+2,85 10) |
Papierindustrie und Pappenindustrie |
Mai
2011 |
+3,1 |
+2,7 11) |
Papier- und pappeverarbeitende Industrie |
März
2011 |
+2,4 12) |
5) |
Holz- und Sägeindustrie |
Mai
2011 |
+2,9 |
+2,7 |
|
|||
Mindestgehälter |
Ist-Gehälter |
||
Angestellte |
|||
Stein- und keramische Industrie |
November
2010 |
+2,1 |
+1,9 |
Metallindustrie |
November
2010 |
+2,5 2) |
+2,3 3) |
Metallgewerbe |
Jänner
2011 |
+2,45 |
+2,2 |
Gesundheits- und Sozialberufe |
Februar
2011 |
+2,0 |
+1,85 |
Handel |
Jänner
2011 |
+2,0
bis +2,3 13) |
|
Mineralölindustrie |
Februar
2011 |
+2,7 6) |
+2,5 |
Elektrizitätsversorgungsunternehmen |
Februar
2011 |
+2,6
bis +2,7 |
+2,5 |
Finance |
April
2011 |
+2,3 |
|
Graphisches Gewerbe |
April
2011 |
+2,2 |
5) |
Bauindustrie und Baugewerbe |
Mai
2011 |
bis
+2,5 |
|
Chemische Industrie |
Mai
2011 |
+3,15 |
+3,05 7) |
Elektro- und Elektronikindustrie |
Mai
2011 |
+2,8
bis +3,2 8) |
+2,8 |
Hotel- und Gastgewerbe |
Mai
2011 |
+2,05 |
|
Textilindustrie |
April
2011 |
+2,75 |
+2,1
bis +2,55 9) |
Glasindustrie |
Juni
2011 |
+3,05 |
+2,85 10) |
Papierindustrie |
Mai
2011 |
+3,1 |
+2,7 7) |
Papier- und pappeverarbeitende Industrie |
März
2011 |
+2,4 12) |
+2,2 |
Holz- und Sägeindustrie |
Mai
2011 |
+2,9 |
+2,7 |
Q: Gewerkschaften. – 1)
Erhöhung der Gehälter um 0,85%, mindestens jedoch +25,50 €. – 2)
Einmalzahlung bei positivem Betriebserfolg. –
3) Mindestens jedoch +24
€. – 4)
Mindestens jedoch +30 €. – 5) Parallelverschiebung. – 6)
Überstundenregelung bei All-In-Verträgen. –
7) Mindestens jedoch +56
€. – 8)
Verteilungsoption und Einmalzahlungsoption. –
9) Ist-Löhne und -Gehälter
bis 2.100 € pro Monat +2,55%, von 2.101 € bis 4.200 € +2,3%, ab 4.201 € +2,1%.
– 10)
Mindestens jedoch +45 €. – 11) Mindestens jedoch +56
€ (Papierindustrie) bzw. +45 € (Pappenindustrie). – 12)
Einmalzahlungen von 50 € bei positivem EBIT, das über dem Niveau von 2009 liegt.
– 13)
Kollektivvertragsgehälter bis 1.500 € +2,3%, zwischen 1.501 € und 1.800 € +2,1%,
ab 1.801 € +2,0%. |
|||
|
Anfang 2011 traten auch
zahlreiche andere Kollektivvertragsabschlüsse in Kraft. Im Metallgewerbe mit rund
110.000 Beschäftigten hatten sich die Tarifpartner stark am Abschluss der Metallindustrie
orientiert und im Herbst eine Erhöhung der Kollektivvertragslöhne und -gehälter
um 2,45% und der Ist-Entgelte um 2,2% vereinbart. In vielen Dienstleistungsbereichen
lagen die Abschlüsse etwas darunter. Der Abschluss der Gesundheits- und Sozialberufe,
der im Februar 2011 wirksam wurde, sah eine Steigerung der Mindestlöhne und Mindestgehälter
um 2,0% vor, die Ist-Löhne und -Gehälter wurden um 1,85% erhöht. Auch für die privaten
Bildungseinrichtungen, für den Forschungsbereich und für die IT-Branche einigten
sich die Sozialpartner auf Erhöhungen um oder leicht über 2%, die somit unter der
von der Metallindustrie vorgegebenen Marke blieben. Im Energiesektor lagen die Abschlüsse
dagegen am oberen Ende des Spektrums: Die Mineralölindustrie und die Elektrizitätsversorgungsunternehmen
einigten sich auf eine Anhebung der Kollektivvertragsbezüge um 2,65% bis 2,7% sowie
der Ist-Bezüge um 2,5%. Im öffentlichen Dienst fiel die Lohnrunde für 2011 angesichts
des anstehenden Budgetkonsolidierungsbedarfs deutlich schwächer aus als im privatwirtschaftlichen
Sektor. Der stark gestaffelte Anstieg betrug für niedrige Monatseinkommen bis zu
2,1%, für die höchsten Einkommen 0,85%. Die durchschnittliche Erhöhung lag damit
knapp über 1%.
In den ersten Monaten 2011
verstärkte sich der Aufschwung, gleichzeitig beschleunigte sich die Inflation aufgrund
der Rohstoff- und Energieverteuerung erheblich. Diese Entwicklungen schlugen sich
in den Abschlüssen nieder, die im Frühjahr und Sommer verhandelt wurden. Die Mindestentgelte
der Angestellten im Finanzbereich wurden im März um durchschnittlich 2,3% angehoben,
jene der Versicherungsangestellten um 2,5% (Innendienst) bzw. 2,6% (Außendienst).
In der Textilindustrie stiegen die Mindestlöhne um 2,75%, in der Holzindustrie um
2,9% (mit 1. Mai). Im Mai trat außerdem eine Erhöhung der Kollektivvertragsbezüge
für die Beschäftigten der Papierindustrie um 3,1% und für die 45.000 Beschäftigten
der Chemieindustrie um 3,15% in Kraft. Die Mindestlöhne und -gehälter der rund 50.000
Beschäftigten in der Elektro-und Elektronikindustrie wurden gestaffelt um 2,8% bis
3,2% erhöht. Die Ergebnisse der Frühjahrslohnrunde 2011 waren zum Teil bereits durch
mehrjährige Abschlüsse festgelegt worden: Im Hotel- und Gastgewerbe hatten die Sozialpartner
2010 einen zweijährigen Abschluss verhandelt, wonach die Kollektivvertragslöhne
und -gehälter im Mai 2011 um 2,05% angehoben wurden. Die Vertreter der Arbeiter
und Arbeiterinnen in der Bauindustrie und im Baugewerbe hatten sich auf einen an
die Entwicklung des VPI gebundenen dreijährigen Abschluss geeinigt. Demnach wurden
am 1. Mai 2011 die Mindestlöhne um 2,95% angehoben. Das entsprach dem Verbraucherpreisanstieg
in der Referenzperiode (März bis Februar) und einem Zuschlag von 0,85 Prozentpunkten.
Für 2012 ist eine Anhebung um 0,9 Prozentpunkte über der Inflationsrate vorgesehen.
Diese Vereinbarung gilt auch für das Bauhilfs- und Baunebengewerbe.
Die Entwicklung der Arbeitnehmerbezüge
in den einzelnen Branchen spiegelt sich auch in den aggregierten Daten des Tariflohnindex.
Die Mindestlöhne stiegen 2011 im Durchschnitt über alle Branchen um 2,0%, d. h.
um rund ½ Prozentpunkt stärker als im Vorjahr (Übersicht 26). Die Dynamik der Bezüge
im öffentlichen Dienst blieb gegenüber 2010 unverändert (+1,1%), obwohl die Inflationsrate
um 1½ Prozentpunkte höher war. Am stärksten stieg der Tariflohnindex in der Industrie,
sowohl die Löhne als auch die Gehälter erhöhten sich um 2,6%. Im Gewerbe und im
Handel fiel die Steigerung mit +2,3% bzw. +2,2% deutlich niedriger aus. Die Steigerung
der Mindestbezüge der Beschäftigten von Banken und Versicherungen sowie in der Land-
und Forstwirtschaft (jeweils +2,1%), im Verkehrssektor und im Tourismus (+2,0%)
blieb etwas unter dem Durchschnitt aller privatwirtschaftlichen Bereiche (+2,2%).
Am schwächsten erhöhten sich die Kollektivvertragsgehälter der Angestellten im Bereich
der Freien Berufe (+1,5%); in diesem Bereich ist der kollektive Lohnfindungsprozess
nicht sehr ausgeprägt, nicht alle Kollektivverträge werden jährlich erneuert oder
angepasst.
|
||||||
Übersicht 26: Tariflohnindex
2006 |
||||||
|
||||||
Arbeiter und Arbeiterinnen |
Angestellte |
Beschäftigte insgesamt |
||||
2010 |
2011 |
2010 |
2011 |
2010 |
2011 |
|
|
||||||
Tariflohnindex insgesamt |
+1,5 1) |
+2,0 |
||||
Ohne öffentlichen Dienst |
+1,7 |
+2,3 |
+1,6 |
+2,2 |
+1,6 |
+2,2 |
Gewerbe |
+1,7 |
+2,3 |
+1,6 |
+2,3 |
+1,7 1) |
+2,3 1) |
Baugewerbe |
+2,3 |
+2,5 |
+2,1 |
+2,1 |
+2,2 |
+2,3 |
Industrie |
+1,7 |
+2,6 |
+1,7 1) |
+2,6 1) |
+1,7 |
+2,6 1) |
Handel |
+1,6 |
+2,2 |
+1,6 |
+2,2 |
+1,6 |
+2,2 |
Transport und Verkehr |
+1,2 |
+2,3 1) |
+1,22) |
+1,9 |
+1,3 2) |
+2,0 |
Tourismus und Freizeitwirtschaft |
+1,9 |
+1,9 |
+1,4 1)2) |
+2,1 |
+1,8 1)2) |
+2,0 |
Banken und Versicherungen |
+2,5 |
+2,8 |
+1,6 |
+2,1 |
+1,6 |
+2,1 |
Freie Berufe |
+1,5 |
+2,3 |
+1,6 |
+1,5 |
+1,6 |
+1,5 |
Land- und Forstwirtschaft |
+1,3 |
+2,1 |
+1,5 |
+2,1 |
+1,4 1) |
+2,1 1) |
Öffentlicher Dienst |
+1,1 |
+1,1 |
||||
Q: Statistik Austria,
WIFO-Berechnungen. – 1) Durch Rundungen geringfügige
Abweichungen gegenüber den Indexwerten laut Statistik Austria. – 2)
Revisionen von Statistik Austria seit April 2011. |
||||||
|
Die Zahl der aktiv Beschäftigten
lag 2011 mit 3,323 Mio. um knapp 40.000 über dem Niveau im Vorkrisenjahr 2008. Aufgrund
des Beschäftigungswachstums von 1,9% und der oben diskutierten Lohnabschlüsse erhöhte
sich die gesamtwirtschaftliche Lohn- und Gehaltssumme (brutto) 2011 auf 121,2 Mrd.
€, mit +4,7% um 0,6 Prozentpunkte stärker als das nominelle Bruttoinlandsprodukt.
Die nominellen Pro-Kopf-Löhne
und -Gehälter (brutto) entwickelten sich mit +2,7% besser als in den Vorjahren.
Dabei stiegen die Leistungseinkommen pro Kopf um 0,7 Prozentpunkte stärker als der
Tariflohnindex für die Gesamtwirtschaft. Die Lohndrift war somit erstmals seit 2008
wieder positiv.
Der Verlauf der realen
Einkommen wird von der Preisentwicklung bestimmt. Gemessen wird der Preisauftrieb
entweder mit dem Verbraucherpreisindex (VPI) oder dem Deflator des privaten Konsums.
Der Konsumpreisdeflator berücksichtigt die Verbrauchsmengen des Berichtsjahres,
der VPI hingegen jene des Basisjahres. Veränderungen der Konsumstruktur bildet der
Konsumpreisdeflator deshalb besser ab. Der Vorteil des VPI besteht darin, dass er
auch imputierte Mieten (hypothetische Mieten für selbstbewohnte Immobilien) berücksichtigt.
Die Differenz zwischen den Indizes beträgt 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte, bei deutlicher
Veränderung der Mietpreise fällt die Preisentwicklung laut VPI und laut Konsumpreisdeflator
weiter auseinander.
Unter Anwendung beider
Indizes ergibt sich für 2011 keine reale Steigerung von Löhnen und Gehältern (brutto
und netto): Die Bruttorealeinkommen sanken um 0,2% (Konsumpreisdeflator) bzw. 0,5%
(VPI), die Nettoeinkommen (nach Abzug der Lohnsteuer und der Sozialversicherungsbeiträge)
um 0,5% bzw. 0,8%. Die Realeinkommen waren damit 2011 sowohl brutto als auch netto
das zweite Jahr in Folge rückläufig. Die Abschlüsse für das Jahr 2012 lassen erstmals
wieder reale Zuwächse der Löhne und Gehälter erwarten.
Die exportorientierte Sachgüterproduktion
wurde 2011 kräftig ausgeweitet, die Beschäftigten verzeichneten einen überdurchschnittlichen
Anstieg der Verdienste. Der Bruttoverdienst stieg um 2,9% auf ein durchschnittliches
Monatseinkommen von 3.286,80 €. In der Industrie erzielten die Beschäftigten ein
Monatseinkommen von durchschnittlich 3.572,70 €. Der WIFO-Konjunkturtest liefert
Detailinformationen zur Arbeitszeit und erlaubt somit eine Einschätzung der Stundenverdienste
der Beschäftigten in der Sachgütererzeugung und in der Industrie (Fachverbandsgliederung).
Im Gegensatz zu den Vorjahren entwickelten sich die geleistete und die bezahlte
Arbeitszeit pro Kopf im Jahr 2011 wieder gleichförmig. Die Stundenverdienste erhöhten
sich in der Sachgütererzeugung um 2,7% auf 20,10 € und in der Industrie um 2,9%
auf 21,70 €.
|
||||
Übersicht 27:
Löhne
und Einkommen |
||||
|
||||
2009 |
2010 |
2011 |
2011 |
|
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
In € |
|||
|
||||
Löhne und Gehälter insgesamt, brutto1) |
+0,8 |
+2,4 |
+4,7 |
|
|
||||
Löhne und Gehälter pro Kopf1) |
||||
Brutto nominell |
+1,6 |
+1,2 |
+2,7 |
|
Brutto real (deflationiert mit dem VPI) |
+1,1 |
–0,6 |
–0,5 |
|
Brutto real (deflationiert mit dem Konsumdeflator)2) |
+1,0 |
–0,8 |
–0,2 |
|
Netto nominell |
+3,4 |
+1,0 |
+2,4 |
|
Netto real (deflationiert mit dem VPI) |
+2,9 |
–0,8 |
–0,8 |
|
Netto real (deflationiert mit dem Konsumdeflator)2) |
+2,8 |
–1,1 |
–0,5 |
|
|
||||
Bruttoverdienst der Beschäftigten pro Kopf |
||||
Sachgüterproduktion (ÖNACE) |
||||
Pro Monat |
+0,6 |
+2,5 |
+2,9 3) |
3.287 3) |
Pro Stunde |
+2,4 |
+1,6 |
+2,7 3) |
20,1 3) |
Industrie (Fachverbandsgliederung) |
||||
Pro Monat |
+0,9 |
+2,4 |
+3,0 3) |
3.573 3) |
Pro Stunde |
+2,9 |
+1,3 |
+2,9 3) |
21,7 3) |
Q: Statistik Austria, Konjunkturstatistik. – 1)
VGR-Revision (ab 1988). – 2) Deflationiert mit dem
Deflator der Konsumausgaben der privaten Haushalte. – 3)
Jänner bis November. |
||||
|
Die Entwicklung der Verdienste
ist 2012 vom hohen Verbraucherpreisanstieg geprägt. 2011 betrug die Inflationsrate
3,3%. Gemeinsam mit der kräftigen Produktionssteigerung und dem deutlichen realen
Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von 3,1% lassen die vorliegenden Abschlüsse 2012
eine Reallohnsteigerung erwarten. Die traditionell wichtige Herbstlohnrunde der
Metallindustrie brachte für die rund 165.000 Beschäftigten Ist-Lohnabschlüsse von
+4,0% bis +4,4%. Auch die folgenden Abschlüsse sehen Lohnerhöhungen zwischen 3,5%
und 4% vor. Gemäß dem ersten Abschluss der Frühjahrslohnrunde in der Industrie steigen
die Ist-Löhne der 12.700 Beschäftigten der Textilindustrie mit 1. April 2012 um
3,3% bis 4%. Obwohl die Entwicklung der Bezüge im öffentlichen Dienst mit durchschnittlich
2,95% geringer ausfallen wird als in der Gesamtwirtschaft, sollten auch hier leichte
Reallohnzuwächse möglich sein.
Thomas Leoni (Thomas.Leoni@wifo.ac.at),
Christine Mayrhuber (Christine.Mayrhuber@wifo.ac.at)
Statistik: Doris Gabriel (Doris.Gabriel@wifo.ac.at)
Die Konjunkturlage ermöglichte
2011 eine ähnlich starke Ausweitung der Beschäftigung wie zuletzt im Hochkonjunkturjahr
2007. Der Beschäftigungszuwachs war jedoch nur mit einer geringfügigen Verringerung
der Arbeitslosigkeit verbunden. Hintergrund dafür ist die deutliche Ausweitung des
Arbeitskräfteangebotes.
Die Konjunkturlage ermöglichte
2011 einen ähnlich starken Beschäftigungsanstieg wie zuletzt im Hochkonjunkturjahr
2007. Im Jahresdurchschnitt 2011 stieg die Zahl der aktiven unselbständigen Beschäftigungsverhältnisse
um 63.312 oder 1,9% auf 3,323.325. Die registrierte Arbeitslosigkeit verringerte
sich um 4.080 oder 1,6%. Die Schulungsteilnahmen Arbeitsloser wurden merklich eingeschränkt
(–9.959 oder –13,6%).
Die Erwerbsquote der aktiv Erwerbstätigen erhöhte sich um 0,7 Prozentpunkte auf
70,2%, die Beschäftigungsquote nahm um fast 1 Prozentpunkt auf 65,9% zu.
Aufgrund ihrer Konzentration
auf die exportorientierten Wirtschaftsbereiche war die Männerbeschäftigung von der
Beschäftigungsausweitung bevorzugt (+36.919 oder +2,1% auf 1,812.437), insbesondere
Anfang 2011. Aber auch die dienstleistungsorientierte Frauenbeschäftigung gewann
verzögert an Dynamik und wuchs in der zweiten Jahreshälfte ähnlich stark wie die
der Männer. Im gesamten Jahresverlauf erhöhte sich die Frauenbeschäftigung um 26.393
oder 1,8% auf 1,510.888. Der Frauenanteil an der Aktivbeschäftigung betrug unverändert
45,5%.
Die Zahl der Personen mit
Kindergeldbezug aus einem unselbständigen Beschäftigungsverhältnis sank im Jahresdurchschnitt
2011 neuerlich (–1.833 oder –2,0% auf 91.220). Dies ist in Zusammenhang mit der
Inanspruchnahme kürzerer Bezugsvarianten zu sehen, die ab 1. Jänner 2008 möglich
wurden.
Die Zahl der Selbständigen
erhöhte sich im Jahresverlauf 2011 laut WIFO-Berechnungen[n]) um 7.200 oder 1,7% auf 433.600. Wie in den letzten
Jahren beruht diese Entwicklung überwiegend auf dem Anstieg der Zahl selbständig
erwerbstätiger Frauen außerhalb der Land- und Forstwirtschaft und war überwiegend
eine Folge der anhaltenden Expansion der selbständigen Tätigkeit von Frauen aus
den neuen EU-Ländern, die persönliche Dienstleistungen erbringen.
Die Zahl der ausländischen
Arbeitskräfte entwickelte sich bereits Anfang 2011 sehr dynamisch (I. Quartal +30.374
oder +7,0% gegenüber dem Vorjahr). Mit 1. Mai 2011 erhielten nach Ablauf der Übergangsfristen
Arbeitskräfte aus den neuen EU-Ländern (Beitritt 2004) unbeschränkten Zugang zum
österreichischen Arbeitsmarkt. Die Beschäftigungsausweitung verstärkte sich in der
Folge abermals deutlich. Im Jahresdurchschnitt waren um 37.658 Personen mehr unselbständig
beschäftigt als im Vorjahr (+8,3%). Rund 20.000 davon waren Arbeitskräfte aus den
neuen EU-Ländern, die nach der Arbeitsmarktöffnung erstmals in Österreich arbeiteten.
Insbesondere Personen aus der Slowakei und Ungarn kamen verstärkt nach Österreich
(neue EU-Länder von 2004 insgesamt +19.474 oder +28,2%). Aber auch Personen aus
den Ländern, die der EU 2007 beigetreten waren, fanden in Österreich vermehrt Beschäftigung
(+3.178 oder +15,5%). Mäßig entwickelte sich dagegen die Zahl der Arbeitskräfte
aus der EU 15 (ohne Österreich, einschließlich EFTA und Schweiz; +6.796 oder +6,6%)
und aus Drittländern (+8.209 oder +3,2%).
|
||||||
Übersicht 28: Der Arbeitsmarkt
im Überblick |
||||||
|
||||||
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
Veränderung 2010/11 |
||
Absolut |
In % |
|||||
|
||||||
Unselbständig Beschäftigte insgesamt1) |
3,388.617 |
3,339.051 |
3,360.238 |
3,421.748 |
+61.510 |
+1,8 |
Männer |
1,824.712 |
1,776.508 |
1,786.206 |
1,822.970 |
+36.764 |
+2,1 |
Frauen |
1,563.905 |
1,562.543 |
1,574.032 |
1,598.778 |
+24.746 |
+1,6 |
Unselbständig aktiv Beschäftigte2) |
3,283.003 |
3,234.488 |
3,260.013 |
3,323.325 |
+63.312 |
+1,9 |
Männer |
1,814.047 |
1,766.186 |
1,775.518 |
1,812.437 |
+36.919 |
+2,1 |
Frauen |
1,468.956 |
1,468.301 |
1,484.495 |
1,510.888 |
+26.393 |
+1,8 |
Unselbständig aktiv beschäftigte inländische Arbeitskräfte |
2,845.948 |
2,802.936 |
2,808.737 |
2,834.391 |
+25.654 |
+0,9 |
Männer |
1,551.393 |
1,511.328 |
1,509.498 |
1,522.793 |
+13.295 |
+0,9 |
Frauen |
1,294.555 |
1,291.607 |
1,299.239 |
1,311.598 |
+12.358 |
+1,0 |
Unselbständig aktiv beschäftigte ausländische
Arbeitskräfte |
437.055 |
431.552 |
451.276 |
488.934 |
+37.658 |
+8,3 |
Männer |
262.654 |
254.858 |
266.020 |
289.644 |
+23.624 |
+8,9 |
Frauen |
174.401 |
176.694 |
185.256 |
199.290 |
+14.034 |
+7,6 |
Selbständige und Mithelfende3) |
416.100 |
420.600 |
426.400 |
433.600 |
+7.200 |
+1,7 |
Männer |
261.900 |
260.200 |
261.100 |
262.700 |
+1.600 |
+0,6 |
Frauen |
154.200 |
160.400 |
165.300 |
170.900 |
+5.600 |
+3,4 |
Aktiv Erwerbstätige |
3,699.103 |
3,655.088 |
3,686.413 |
3,756.925 |
+70.512 |
+1,9 |
Männer |
2,075.947 |
2,026.386 |
2,036.618 |
2,075.137 |
+38.519 |
+1,9 |
Frauen |
1,623.156 |
1,628.701 |
1,649.795 |
1,681.788 |
+31.993 |
+1,9 |
Vorgemerkte Arbeitslose4) |
212.253 |
260.309 |
250.782 |
246.702 |
–4.080 |
–1,6 |
Männer |
118.811 |
153.583 |
145.106 |
139.095 |
–6.011 |
–4,1 |
Frauen |
93.442 |
106.726 |
105.676 |
107.607 |
+1.931 |
+1,8 |
Personen in Schulungen4) |
50.509 |
64.063 |
73.190 |
63.231 |
–9.959 |
–13,6 |
Männer |
23.804 |
31.689 |
36.641 |
30.833 |
–5.808 |
–15,9 |
Frauen |
26.705 |
32.374 |
36.549 |
32.398 |
–4.151 |
–11,4 |
Erwerbspersonen5) |
3,911.356 |
3,915.397 |
3,937.195 |
4,003.627 |
+66.432 |
+1,7 |
Männer |
2,194.758 |
2,179.969 |
2,181.724 |
2,214.232 |
+32.508 |
+1,5 |
Frauen |
1,716.598 |
1,735.427 |
1,755.471 |
1,789.395 |
+33.924 |
+1,9 |
Bevölkerung 15 bis 64 Jahre6) |
5,629.109 |
5,646.432 |
5,668.068 |
5,700.846 |
+32.778 |
+0,6 |
Männer |
2,818.007 |
2,825.697 |
2,835.997 |
2,851.554 |
+15.557 |
+0,5 |
Frauen |
2,811.102 |
2,820.735 |
2,832.071 |
2,849.292 |
+17.221 |
+0,6 |
Beim Arbeitsmarktservice gemeldete sofort verfügbare
offene Stellen |
37.498 |
27.165 |
31.009 |
32.310 |
+1.301 |
+4,2 |
|
||||||
In % |
||||||
|
||||||
Erwerbsquote5) |
69,5 |
69,3 |
69,5 |
70,2 |
||
Männer |
77,9 |
77,1 |
76,9 |
77,7 |
||
Frauen |
61,1 |
61,5 |
62,0 |
62,8 |
||
|
||||||
Beschäftigungsquote7) |
65,7 |
64,7 |
65,0 |
65,9 |
||
Männer |
73,7 |
71,7 |
71,8 |
72,8 |
||
Frauen |
57,7 |
57,7 |
58,3 |
59,0 |
||
|
||||||
Arbeitslosenquote |
||||||
Laut AMS und Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger |
5,9 |
7,2 |
6,9 |
6,7 |
||
Männer |
6,1 |
8 |
7,5 |
7,1 |
||
Frauen |
5,6 |
6,4 |
6,3 |
6,3 |
||
Laut Eurostat |
3,8 |
4,8 |
4,4 |
4,2 |
||
Männer |
3,6 |
5,0 |
4,6 |
4,0 |
||
Frauen |
4,1 |
4,6 |
4,2 |
4,3 |
||
Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger,
Arbeitsmarktservice Österreich, WIFO-Berechnungen. – 1)
Laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. – 2)
Unselbständige laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger
ohne Präsenzdienst, ohne Personen mit Bezug von Karenzgeld bzw. Kinderbetreuungsgeld,
und arbeitslose Schulungsteilnehmer im Beschäftigungsstand; WIFO-Berechnungen.
– 3)
WIFO-Berechnungen. – 4) Laut Arbeitsmarktstatistik.
– 5)
Aktiv Erwerbstätige und vorgemerkte Arbeitslose. – 6)
Bevölkerung zur Jahresmitte laut Statistik Austria; 2011 vorläufig. – 7)
Aktive Erwerbstätige. |
||||||
|
Insgesamt entfielen 14,7%
der gesamten Aktivbeschäftigung auf ausländische Arbeitskräfte. Aus den neuen EU-Ländern
von 2004 kamen 18,1% (+2,8 Prozentpunkte) aller ausländischen Arbeitskräfte, aus
den neuen EU-Ländern von 2007 4,8% (+0,3 Prozentpunkte). Einschließlich der EU 15
(ohne Österreich, einschließlich EFTA und Schweiz) entfielen 2011 bereits 45,5%
der gesamten Ausländerbeschäftigung auf Personen aus EU und EWR (einschließlich
Schweiz).
Im Jahresdurchschnitt 2011
sank die Beschäftigung nur im Bergbau, im Verkehrssektor und im Bereich der Finanz-
und Versicherungsdienstleistungen[o]), in allen anderen Wirtschaftsbereichen war dagegen
ein Anstieg zu verzeichnen. Überdurchschnittlich ausgeweitet wurde die Beschäftigung
im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen und hier hauptsächlich
im Arbeitskräfteverleih, aber auch in der Land- und Forstwirtschaft, in der Wasserversorgung,
im Handel, Tourismus, im Bereich Information und Kommunikation, im Gesundheitswesen
und im Kunstbereich. Einen hohen Zuwachs verzeichnete nach den empfindlichen krisenbedingten
Einbußen auch der produzierende Bereich, insbesondere in der zweiten Jahreshälfte.
Überdurchschnittliche Steigerungsraten waren in der Herstellung von Kraftwagen und
-teilen, von Gummi- und Kunststoffwaren, von elektrischer Ausrüstung und Geräten
sowie von Metallerzeugnissen, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen zu verzeichnen.
|
||||||||
Übersicht 29: Ausländische
Arbeitskräfte in Österreich |
||||||||
|
|
|||||||
2006 |
2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
Veränderung 2010/11 |
||
Absolut |
In % |
|||||||
|
||||||||
Insgesamt |
390.695 |
412.578 |
437.055 |
431.552 |
451.276 |
488.934 |
+37.658 |
+8,3 |
Männer |
234.937 |
247.447 |
262.654 |
254.858 |
266.020 |
289.644 |
+23.624 |
+8,9 |
Frauen |
155.758 |
165.131 |
174.401 |
176.694 |
185.256 |
199.290 |
+14.034 |
+7,6 |
Herkunft |
||||||||
14 EU-Länder, EFTA, Schweiz |
73.282 |
82.962 |
94.150 |
96.851 |
103.743 |
110.540 |
+6.796 |
+6,6 |
Neue EU-Länder |
||||||||
Beitritt 2004 |
49.202 |
54.427 |
61.055 |
63.442 |
69.019 |
88.493 |
+19.474 |
+28,2 |
Beitritt 2007 |
13.814 |
15.450 |
17.809 |
18.405 |
20.458 |
23.636 |
+3.178 |
+15,5 |
Übriges Ausland |
254.397 |
259.740 |
264.041 |
252.854 |
258.056 |
266.265 |
+8.209 |
+3,2 |
Q: Hauptverband
der österreichischen Sozialversicherungsträger. |
||||||||
|
Die Dynamik der Beschäftigungsnachfrage
in der Sachgütererzeugung kam besonders dem Arbeitskräfteverleih zugute. Laut Arbeitskräfteüberlassungsstatistik
des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz waren zum Stichtag
31. Juli 2011 74.783 Arbeitskräfte überlassen, um 8.729 oder 13,2% mehr als ein
Jahr zuvor. Davon wurden 29.504 oder 39,5% in der Industrie eingesetzt (+6.115 oder
+26,1%), 36,1% im Gewerbe, Handwerk und in den Dienstleistungen. Der Männeranteil
an den Leiharbeitskräften war mit rund 77% unverändert hoch.
In den Jahren 2009 und
2010 passten die Unternehmen ihre Arbeitskapazitäten an den Konjunktureinbruch in
hohem Maße über eine Verringerung der Arbeitszeit an. Dies äußerte sich u. a. in
einem markanten Anstieg der Teilzeitbeschäftigung und in der weiteren Zunahme der
Zahl geringfügiger Arbeitsverhältnisse. 2011 nahm die Teilzeitbeschäftigung zwar
ebenfalls zu, aber wesentlich weniger dynamisch als in den Jahren zuvor und in absoluten
Zahlen viel schwächer als die Vollzeitbeschäftigung. Laut Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung
erhöhte sich die Teilzeitbeschäftigung zwischen 2010 und 2011 nur mäßig (+7.800
oder +1,0% auf 757.300). Wie im Vorjahr waren 85,8% der Teilzeitarbeitskräfte Frauen.
Die ebenso frauendominierte geringfügige unselbständige Beschäftigung wuchs dagegen
laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ähnlich kräftig
wie 2010 (+11.278 oder +3,8%). Der Frauenanteil lag bei 64,5% (–0,5 Prozentpunkte gegenüber 2010). Nur die Zahl
der freien Dienstverträge, die ebenfalls mehrheitlich auf Frauen entfallen, war
abermals deutlich rückläufig (–1.887 oder
–8,7%).
|
||||
Übersicht 30: Unselbständige
Beschäftigung nach Branchen im Jahr 2011 |
||||
ÖNACE-2008-Abschnitte |
||||
|
||||
2010 |
2011 |
Veränderung 2010/11 |
||
Absolut |
In % |
|||
|
||||
Land- und Forstwirtschaft; Fischerei |
18.796 |
20.712 |
+1.916 |
+10,2 |
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden |
5.802 |
5.741 |
–61 |
–1,1 |
Herstellung von Waren |
563.121 |
573.564 |
+10.443 |
+1,9 |
Energieversorgung |
26.813 |
25.649 |
–1.164 |
–4,3 |
Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung
und Beseitigung von Umweltverschmutzungen |
14.017 |
14.352 |
+335 |
+2,4 |
Bauwesen |
241.668 |
245.370 |
+3.702 |
+1,5 |
Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen |
507.511 |
518.182 |
+10.671 |
+2,1 |
Verkehr und Lagerei |
183.355 |
183.046 |
–309 |
–0,2 |
Beherbergung und Gastronomie |
180.964 |
184.550 |
+3.586 |
+2,0 |
Information und Kommunikation |
70.494 |
73.755 |
+3.261 |
+4,6 |
Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen |
117.955 |
117.448 |
–507 |
–0,4 |
Grundstücks- und Wohnungswesen |
39.394 |
39.601 |
+207 |
+0,5 |
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen
und technischen Dienstleistungen |
144.747 |
153.275 |
+8.528 |
+5,9 |
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen |
170.472 |
183.503 |
+13.031 |
+7,6 |
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung |
528.665 |
529.970 |
+1.305 |
+0,2 |
Erziehung und Unterricht |
92.360 |
93.927 |
+1.567 |
+1,7 |
Gesundheits- und Sozialwesen |
229.094 |
233.996 |
+4.902 |
+2,1 |
Kunst, Unterhaltung und Erholung |
32.319 |
33.391 |
+1.072 |
+3,3 |
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen |
86.415 |
87.855 |
+1.440 |
+1,7 |
Hauspersonal in privaten Haushalten, Herstellung
von Waren und Erbringung von Dienstleistungen durch private Haushalte für den
Eigenbedarf ohne ausgeprägten Schwerpunkt |
3.162 |
3.166 |
+4 |
+0,1 |
Exterritoriale Organisationen und Körperschaften |
648 |
660 |
+12 |
+1,9 |
Wirtschaftsklasse unbekannt |
2.242 |
1.613 |
–629 |
–28,1 |
Aktiv unselbständig Beschäftigte |
3.260.013 |
3.323.325 |
+63.312 |
+1,9 |
Präsenzdiener |
7.172 |
7.203 |
+31 |
+0,4 |
Personen mit Bezug von Karenzgeld bzw. Kinderbetreuungsgeld |
93.053 |
91.220 |
–1.833 |
–2,0 |
Unselbständig Beschäftigte |
3.360.238 |
3.421.748 |
+61.510 |
+1,8 |
Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. |
||||
|
|
||||
Übersicht 31: Atypische Beschäftigungsformen |
||||
|
|
|
|
|
|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
Personalverleih |
|
|
|
|
Männer |
54.639 |
43.893 |
51.079 |
57.919 |
Frauen |
13.442 |
13.337 |
14.975 |
16.864 |
Insgesamt |
68.081 |
57.230 |
66.054 |
74.783 |
Freie Dienstverträge |
|
|
|
|
Männer |
12.157 |
11.194 |
10.228 |
9.503 |
Frauen |
13.209 |
12.543 |
11.544 |
10.381 |
Insgesamt |
25.366 |
23.737 |
21.771 |
19.884 |
Geringfügige Beschäftigung |
|
|
|
|
Männer |
89.795 |
97.479 |
103.640 |
109.113 |
Frauen |
183.299 |
187.809 |
192.823 |
198.627 |
Insgesamt |
273.093 |
285.288 |
296.463 |
307.741 |
Teilzeitbeschäftigung1) |
|
|
|
|
Männer |
95.400 |
107.200 |
106.600 |
107.700 |
Frauen |
602.600 |
628.500 |
642.900 |
649.600 |
Insgesamt |
698.000 |
735.700 |
749.500 |
757.300 |
Q: Bundesministerium für Arbeit,
Soziales und Konsumentenschutz, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger,
Statistik Austria. – 1) Unselbständig Erwerbstätige
(Labour-Force-Konzept), Wochenarbeitszeit 12 bis 35 Stunden. |
||||
|
In den ersten vier Monaten
2011 verringerte sich die Arbeitslosigkeit rasch (I. Quartal –16.149 oder –5,4%),
im August kam dieser Rückgang aber zum Stillstand. Im Jahresdurchschnitt lag die
Arbeitslosigkeit daher nur geringfügig unter dem Vorjahresniveau (–4.080 oder –1,6%).
Ein stärkerer Abbau wäre aufgrund der beträchtlichen Beschäftigungsausweitung zu
erwarten gewesen, doch wirkte dem eine merkliche Zunahme des Arbeitskräfteangebotes
entgegen, die insbesondere institutionelle Ursachen hatte (Auslaufen der Übergangsfristen
für den Arbeitsmarktzugang für Arbeitskräfte aus den neuen EU-Ländern von 2004,
Verringerung der Schulungstätigkeit des AMS, Zurechnung von arbeitsfähigen Personen,
die bedarfsorientierte Mindestsicherung beziehen, zum AMS-Bestand an registrierten
Arbeitslosen).
Die Schulungsmaßnahmen
des AMS werden seit dem IV. Quartal 2010 eingeschränkt; insgesamt wurden im Jahresdurchschnitt
2011 um 9.959 oder 13,6% weniger Schulungsteilnahmen verzeichnet als im Vorjahr.
Die Summe aus registrierten Arbeitslosen und Personen in AMS-Kursmaßnahmen verringerte
sich somit um 14.039 oder 4,3%. Dieser Wert unterschätzt allerdings den tatsächlichen
Rückgang der Arbeitslosenzahlen laut bisheriger Berechnung, denn 2011 dämpfte die
Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung (September 2010) den Rückgang
der Arbeitslosigkeit um rund 5.200 und den der Schulungsteilnahmen um 1.000.
Die Arbeitslosigkeit von
Männern war von der Angebotsausweitung viel weniger betroffen als jene der Frauen,
sie war 2011 mit Ausnahme der Monate September bis November durchwegs rückläufig,
insbesondere in den ersten vier Monaten des Jahres. Insgesamt sank die Männerarbeitslosigkeit
im Jahresdurchschnitt 2011 um 6.011 oder 4,1%. Dagegen stieg die Frauenarbeitslosigkeit
fast im gesamten Jahresverlauf zumindest geringfügig (außer im Jänner und April),
insbesondere in der zweiten Jahreshälfte. Im Jahresdurchschnitt erhöhte sich die
Zahl der arbeitslosen Frauen um 1.931 oder 1,8%.
Die Arbeitslosenquote verringerte
sich 2011 auf Basis der Registerdaten von AMS und Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger um 0,2 Prozentpunkte auf 6,7% (Männer –0,4 Prozentpunkte auf 7,1%, Frauen unverändert 6,3%).
Laut Eurostat (Labour Force Survey) lag die Arbeitslosenquote bei 4,2% (Männer 4,0%,
Frauen 4,3%). Die erweiterte Arbeitslosenquote, die neben den registrierten Arbeitslosen
auch Personen in AMS-Kursmaßnahmen, sofort verfügbare Lehrstellensuchende, Personen
mit Pensionsvorschuss und Übergangsgeld berücksichtigt, lag 2011 bei 9,1% (2010:
9,6%).
Unter ausländischen Arbeitskräften
sank die Arbeitslosigkeit bereits im I. Quartal 2011 nicht mehr, vor allem weil
die Arbeitslosigkeit ausländischer Frauen seit 2010 kontinuierlich zunimmt. Aber
auch ausländische Männer profitierten unterdurchschnittlich von der Arbeitsmarktentwicklung;
nach einem schwächeren Arbeitslosigkeitsabbau im 1. Halbjahr stieg die Arbeitslosigkeit
im 2. Halbjahr immer rascher. Insgesamt erhöhte sich die Arbeitslosigkeit ausländischer
Arbeitskräfte um 2.388 oder 5,0% auf 50.555 (Männer +415 oder +1,4% auf 29.920,
Frauen +1.973 oder +10,6% auf 20.635). Bedingt durch die starke Beschäftigungsausweitung
sank ihre Arbeitslosenquote dennoch um 0,2 Prozentpunkte auf 9,4%, war damit allerdings
weiterhin um 3,1 Prozentpunkte höher als die der österreichischen Staatsangehörigen.
|
||||||||
Übersicht 32: Arbeitslose
und Personen in AMS-Kursmaßnahmen nach Geschlecht und Alter |
||||||||
|
|
|
|
|
|
|
||
Arbeitslose |
Personen in Schulung |
|||||||
2010 |
2011 |
Veränderung 2010/11 |
2010 |
2011 |
Veränderung 2010/11 |
|||
Absolut |
In % |
Absolut |
In % |
|||||
|
||||||||
Männer |
145.106 |
139.096 |
–6.010 |
–4,1 |
36.641 |
30.833 |
–5.808 |
–15,9 |
Bis 24 Jahre |
23.233 |
21.946 |
–1.287 |
–5,5 |
15.103 |
13.494 |
–1.609 |
–10,7 |
25 bis 49 Jahre |
88.253 |
83.180 |
–5.073 |
–5,7 |
17.419 |
13.736 |
–3.683 |
–21,1 |
50 Jahre oder älter |
33.621 |
33.970 |
+349 |
+1,0 |
4.121 |
3.603 |
–518 |
–12,6 |
Frauen |
105.676 |
107.608 |
+1.932 |
+1,8 |
36.549 |
32.399 |
–4.150 |
–11,4 |
Bis 24 Jahre |
16.851 |
16.902 |
+51 |
+0,3 |
12.915 |
11.651 |
–1.264 |
–9,8 |
25 bis 49 Jahre |
70.000 |
70.788 |
+788 |
+1,1 |
20.840 |
18.227 |
–2.613 |
–12,5 |
50 Jahre oder älter |
18.826 |
19.918 |
+1.092 |
+5,8 |
2.794 |
2.521 |
–273 |
–9,8 |
Insgesamt |
250.782 |
246.703 |
–4.079 |
–1,6 |
73.190 |
63.232 |
–9.958 |
–13,6 |
Bis 24 Jahre |
40.084 |
38.847 |
–1.237 |
–3,1 |
28.018 |
25.144 |
–2.874 |
–10,3 |
25 bis 49 Jahre |
158.253 |
153.968 |
–4.285 |
–2,7 |
38.259 |
31.963 |
–6.296 |
–16,5 |
50 Jahre oder älter |
52.447 |
53.888 |
+1.441 |
+2,7 |
6.915 |
6.125 |
–790 |
–11,4 |
Q: Arbeitsmarktservice Österreich. |
||||||||
|
Die bereits 2010 beobachtete
Verbesserung der Situation auf dem Jugendarbeitsmarkt hielt an (Arbeitslose zwischen
15 und 24 Jahren 2011 –1.237 oder
–3,1%). Nicht nur die registrierte Arbeitslosigkeit
Jugendlicher war rückläufig, sondern auch die Schulungsteilnahmen. Flankiert wird
diese Entwicklung vom Jugendbeschäftigungspaket, das seit Mitte 2008 in Kraft ist
und Jugendlichen, die nach Beendigung der Pflichtschule keine geeignete Lehrstelle
finden, Lehrausbildungsplätze in überbetrieblicher Form bzw. über spezielle Ausbildungseinrichtungen
zur Verfügung stellt. Außerdem erhalten jugendliche Arbeitslose zwischen 19 und
24 Jahren im Rahmen der Aktion "Zukunft Jugend" innerhalb von sechs Monaten
ein Angebot für einen Arbeitsplatz, eine zielgerichtete Schulung oder eine geförderte
Beschäftigung.
Im Gegensatz zur Entwicklung
auf dem Jugendarbeitsmarkt nahm die Arbeitslosigkeit Älterer weiter zu (z. B. über
50-Jährige +1.441 oder +2,7%). Die Wiederbeschäftigungschancen älterer Arbeitsloser
sind geringer als die der Jüngeren. Zudem gehören nicht nur stärker besetzte Jahrgänge
nun dieser Altersgruppe an, auch die Erwerbsbeteiligung nahm in den letzten Jahren
– nicht zuletzt infolge der vergangenen Pensionsreformen
– markant zu. In der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen
erhöhte sich die Beschäftigung weniger stark als die Arbeitslosigkeit; die Arbeitslosenquote
stieg von 10,0% auf 10,5%.
|
||||
Übersicht 33: Arbeitslose
nach Geschlecht und höchster abgeschlossener Ausbildung |
||||
|
|
|||
2010 |
2011 |
Veränderung 2010/11 |
||
Absolut |
In % |
|||
Männer |
145.106 |
139.095 |
–6.011 |
–4,1 |
Keine abgeschlossene Ausbildung |
8.240 |
8.766 |
+526 |
+6,4 |
Pflichtschule |
55.773 |
54.242 |
–1.531 |
–2,7 |
Lehre |
58.671 |
54.264 |
–4.407 |
–7,5 |
Berufsbildende mittlere Schule |
4.888 |
4.677 |
–211 |
–4,3 |
Allgemeinbildende oder berufsbildende höhere Schule |
11.292 |
10.813 |
–479 |
–4,2 |
Akademie |
230 |
235 |
+5 |
+2,2 |
Fachhochschule, Bakkalaureatsstudium, Universität |
5.363 |
5.430 |
+67 |
+1,2 |
Unbekannt |
649 |
668 |
+19 |
+2,9 |
Frauen |
105.678 |
107.607 |
+1.929 |
+1,8 |
Keine abgeschlossene Ausbildung |
6.217 |
6.971 |
+754 |
+12,1 |
Pflichtschule |
42.713 |
43.498 |
+785 |
+1,8 |
Lehre |
29.537 |
29.250 |
–287 |
–1,0 |
Berufsbildende mittlere Schule |
9.353 |
9.219 |
–134 |
–1,4 |
Allgemeinbildende oder berufsbildende höhere Schule |
11.080 |
11.194 |
+114 |
+1,0 |
Akademie |
615 |
622 |
+7 |
+1,1 |
Fachhochschule, Bakkalaureatsstudium, Universität |
5.504 |
6.119 |
+615 |
+11,2 |
Unbekannt |
659 |
734 |
+75 |
+11,4 |
Insgesamt |
250.783 |
246.702 |
–4.081 |
–1,6 |
Keine abgeschlossene Ausbildung |
14.457 |
15.737 |
+1.280 |
+8,9 |
Pflichtschule |
98.486 |
97.740 |
–746 |
–0,8 |
Lehre |
88.208 |
83.514 |
–4.694 |
–5,3 |
Berufsbildende mittlere Schule |
14.241 |
13.896 |
–345 |
–2,4 |
Allgemeinbildende oder berufsbildende höhere Schule |
22.372 |
22.007 |
–365 |
–1,6 |
Akademie |
845 |
857 |
+12 |
+1,4 |
Fachhochschule, Bakkalaureatsstudium, Universität |
10.867 |
11.549 |
+682 |
+6,3 |
Unbekannt |
1.308 |
1.402 |
+94 |
+7,2 |
Q: Arbeitsmarktservice Österreich. |
||||
|
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit
konzentrierte sich 2011 auf Personen mit abgeschlossener Lehrausbildung (–4.694 oder –5,3%),
während die Arbeitslosigkeit unter den Personen mit höchstens Pflichtschulausbildung
anders als 2010 wieder stieg. Auch die Zahl der Arbeitslosen mit akademischer Ausbildung
nahm abermals zu – allerdings weiterhin von einem
sehr niedrigen Niveau aus. Insgesamt verfügten 46,0% der registrierten Arbeitslosen
höchstens über einen Pflichtschulabschluss, 39,5% hatten eine Lehre oder mittlere
berufsbildende Schule absolviert.
Die durchschnittliche Verweildauer
in der Arbeitslosigkeit verharrte 2011 bei knapp über 93 Tagen (–1 Tag gegenüber 2010), und auch die Zahl der langzeitbeschäftigungslosen
Arbeitslosen[p]) (44.346, –194
oder –0,4%) und der Langzeitbeschäftigungslosen[q]) insgesamt (73.629, –274 oder –0,4%)
war unverändert hoch. Einzig die Zahl der registrierten Arbeitslosen mit einer Vormerkdauer
von mindestens einem Jahr verringerte sich um mehr als ein Viertel auf 4.900 (–1.796 oder –26,8%).
Im 1. Halbjahr, vor allem
aber im I. Quartal (+5.306 oder +20,5%) erhöhte sich die Zahl der beim Arbeitsmarktservice
gemeldeten sofort verfügbaren offenen Stellen deutlich. In der zweiten Jahreshälfte,
insbesondere gegen Jahresende, zeichnete sich dagegen ein Rückgang ab. Insgesamt
wurde das Stellenangebot im Jahresdurchschnitt 2011 um 1.301 oder 4,2% auf 32.310
ausgeweitet. Die Stellenandrangziffer verringerte sich zwar weiter von 8,1 auf 7,6
registrierte Arbeitslose je offene Stelle, lag damit allerdings weiterhin deutlich
über dem Vorkrisenniveau. Die Stellenangebote in den Printmedien[r]), die neben Teilzeittätigkeiten auch befristete
Dienstverhältnisse (ab einer Beschäftigungsdauer von 2 Monaten), geringfügige Beschäftigung,
selbständige Tätigkeiten und freie Dienstverträge umfassen, erhöhten sich mit +10,8%
deutlich stärker als die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen.
Julia Bock-Schappelwein (Julia.Bock-Schappelwein@wifo.ac.at),
Hedwig Lutz (Hedwig.Lutz@wifo.ac.at)
Statistik: Stefan Fuchs (Stefan.Fuchs@wifo.ac.at)
In der Sachgütererzeugung
erwirtschafteten im Jahr 2011 rund 533.000 Beschäftigte (Durchschnitt 2011) eine
nominelle Wertschöpfung von rund 157 Mrd. €. Die Produktivität war mit einer durchschnittlichen
Wertschöpfung je unselbständige Arbeitskraft von etwa 296.000 € wesentlich höher
als im Vorjahr, während die Beschäftigung noch leicht zurückging. Der Nettoproduktionswert
wurde im Vorjahresvergleich deutlich gesteigert (+10,4%).
2011 insbesondere im I.
und II. Quartal expandierte die Sachgütererzeugung im Vorquartalsvergleich sehr
stark, im weiteren Jahresverlauf ließ die Dynamik jedoch merklich nach. Dieses Konjunkturmuster
folgte im Wesentlichen der internationalen Konjunktur und der Exportdynamik des
österreichischen Warenhandels. Im I. Quartal wurde ein reales Wachstum gegenüber
dem Vorjahr von 21% verzeichnet, im II. Quartal von 10,9%, im III. Quartal von 8,8%
und im IV. Quartal von 2,9%. Kumuliert ergab sich aus dieser Entwicklung eine reale
Steigerung des Nettoproduktionswertes gegenüber dem Vorjahr um 10,4%. Die saisonbereinigten
Werte zeigen die Trendumkehr noch deutlicher: Während sich gegenüber dem Vorquartal
in den ersten zwei Quartalen noch eine Steigerung ergab (I. Quartal +3,6%, II. Quartal
+0,8%), war der Nettoproduktionswert ab der Jahresmitte rückläufig (III. Quartal
–0,2%, IV. Quartal –1,4%).
Nach einem Rückgang um
2,0% im Jahr 2010 wurde die Beschäftigung in der Sachgütererzeugung 2011 deutlich
ausgeweitet (+2,5%). Auch unterjährig verlor die Entwicklung der Kernbelegschaft
nicht an Dynamik (I. Quartal +1,9%, II. Quartal +1,7%, III. Quartal +2,1%, IV. Quartal
+1,7% gegenüber dem Vorjahr). Die geleistete Arbeitszeit je Arbeitskraft nahm mit
+0,2% nur unwesentlich zu, während sich die Produktivität insgesamt erheblich verbesserte
(+8,2%). Auch die Exportdaten zeigen eine deutliche Expansion: Insgesamt stiegen
die Exporte der Sachgütererzeugung gegenüber 2010 beträchtlich (+11,3%). Für die
relativen Lohnstückkosten der österreichischen Sachgütererzeugung im Jahr 2011 liegen
noch keine Daten vor.
Die meisten Branchen (ÖNACE-2008-Zweisteller;
Übersicht 35) steigerten ihre Produktion 2011 kräftig: Die höchsten Wachstumsraten
verzeichneten die Branchen Herstellung von sonstigen Waren (+38,3%), Kokerei und
Mineralölverarbeitung (+28,3%), Metallerzeugnisse und -bearbeitung (+18,9%), Maschinenbau
(+14,6%) und Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren (+14,1%), während die Herstellung
von Bekleidung schrumpfte (–17,5%). Die
Entwicklung war von branchen- und unternehmensspezifischen Effekten geprägt. So
erholte sich der Maschinenbau erst 2011 signifikant vom Einbruch während der Wirtschaftskrise,
während die enorme Steigerung des Produktionswertes von Kokerei und Mineralölverarbeitung
auch die Erdölverteuerung widerspiegelt.
|
|||||||
Übersicht 34: Indikatoren
für die Sachgütererzeugung |
|||||||
|
|||||||
2005 |
2006 |
2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
|||||||
|
|
|
|
||||
Nettoproduktionswert real1) |
+4,9 |
+7,7 |
+8,3 |
+0,9 |
–15,3 |
+7,4 |
+10,4 |
Beschäftigte2) |
–0,8 |
+0,2 |
+2,6 |
+1,7 |
–5,3 |
–1,3 |
+1,9 |
Stundenproduktivität3) |
+6,3 |
+7,4 |
+5,9 |
–0,3 |
–7,3 |
+5,6 |
+8,2 |
Relative Lohnstückkosten4) |
+0,4 |
–1,5 |
–1,0 |
–3,7 |
+3,7 |
–0,7 |
. |
Warenexporte (SITC 5 bis 8) |
+3,4 |
+12,3 |
+9,8 |
+1,4 |
–20,9 |
+16,3 |
+11,3 |
Q: WIFO-Datenbank, WIFO-Berechnungen. – 1) Laut VGR. –
2) Laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger; 2005 bereinigt
um Umschichtungen vom Fahrzeugbau zum Bereich Verkehr (unbereinigt: –2,1%). Bruch 2007/08 wegen Umstellung der Wirtschaftsklassifikation
auf ÖNACE 2008; 2008: WIFO-Schätzung. –
3) Nettoproduktionswert je geleistete Beschäftigtenstunde. – 4) In einheitlicher Währung gegenüber 26 Handelspartnern;
Minus bedeutet Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. |
|||||||
|
|
||||||||
Übersicht 35: Kennzahlen
zur Konjunkturlage der Herstellung von Waren 2011 |
||||||||
Nach ÖNACE 2008 |
||||||||
|
|
|
|
|
||||
Produktionswert |
Beschäftigung |
Produktion pro Kopf |
Erzeugerpreisindex |
|||||
Mio. € |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
Personen |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
In € |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
2005 = 100 |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|
|
||||||||
Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln |
13.494,7 |
+10,2 |
54.105 |
+2,0 |
249.419 |
+8,0 |
105,5 |
+5,5 |
Getränkeherstellung |
4.603,0 |
+8,1 |
8.113 |
–0,9 |
567.338 |
+9,1 |
100,4 |
+0,4 |
Herstellung von Textilien |
1.316,0 |
+5,4 |
7.890 |
+1,9 |
166.786 |
+3,4 |
108,0 |
+8,0 |
Herstellung von Bekleidung |
811,8 |
–17,5 |
5.804 |
–4,3 |
139.875 |
–13,8 |
103,9 |
+3,9 |
Herstellung von Leder, -waren und Schuhen |
768,5 |
+11,6 |
3.478 |
+2,8 |
220.934 |
+8,5 |
101,2 |
+1,2 |
Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren |
7.168,8 |
+8,7 |
28.098 |
+3,6 |
255.140 |
+4,9 |
103,4 |
+3,4 |
Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus |
6.217,5 |
+5,6 |
16.382 |
–0,0 |
379.542 |
+5,7 |
102,7 |
+2,7 |
Herstellung von Druckerzeugnissen, Vervielfältigung
von Ton-, Bild- und Datenträgern |
2.314,4 |
–7,6 |
11.419 |
–3,5 |
202.683 |
–4,3 |
98,6 |
–1,4 |
Kokerei und Mineralölverarbeitung |
10.171,5 |
+28,3 |
1.335 |
–11,8 |
7,619.577 |
+45,5 |
. |
. |
Herstellung von chemischen Erzeugnissen |
6.497,0 |
+9,9 |
16.059 |
+1,4 |
404.571 |
+8,4 |
108,5 |
+8,5 |
Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen |
3.233,0 |
+2,3 |
11.705 |
+3,4 |
276.201 |
–1,1 |
98,0 |
–2,0 |
Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren |
5.673,4 |
+14,1 |
26.301 |
+5,8 |
215.714 |
+7,8 |
104,3 |
+4,3 |
Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung
von Steinen und Erden |
6.353,6 |
+3,9 |
29.982 |
+1,3 |
211.914 |
+2,6 |
102,2 |
+2,2 |
Metallerzeugung und -bearbeitung |
16.508,6 |
+18,9 |
33.657 |
+3,4 |
490.503 |
+15,0 |
109,9 |
+9,9 |
Herstellung von Metallerzeugnissen |
12.724,8 |
+9,2 |
62.570 |
+3,5 |
203.370 |
+5,5 |
102,0 |
+2,0 |
Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen
und optischen Erzeugnissen |
4.325,0 |
–0,4 |
19.059 |
+2,9 |
226.932 |
–3,2 |
99,9 |
–0,1 |
Herstellung von elektrischen Ausrüstungen |
10.841,7 |
+8,3 |
40.733 |
+2,5 |
266.163 |
+5,6 |
100,3 |
+0,3 |
Maschinenbau |
17.449,5 |
+14,6 |
67.086 |
+4,8 |
260.107 |
+9,4 |
101,5 |
+1,5 |
Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen |
13.116,3 |
+14,0 |
29.367 |
+4,4 |
446.635 |
+9,2 |
100,4 |
+0,4 |
Sonstiger Fahrzeugbau |
2.084,2 |
+5,9 |
5.537 |
+1,9 |
376.408 |
+3,9 |
101,7 |
+1,7 |
Herstellung von Möbeln |
2.367,2 |
+2,8 |
18.893 |
+0,9 |
125.297 |
+1,8 |
102,3 |
+2,3 |
Herstellung von sonstigen Waren |
5.263,1 |
+38,3 |
11.855 |
+2,1 |
443.972 |
+35,4 |
100,7 |
+0,7 |
Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen |
4.259,8 |
–1,2 |
22.912 |
+0,5 |
185.919 |
–1,7 |
101,3 |
+1,3 |
Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. |
||||||||
|
Die Beschäftigung wurde
2011 in den meisten Branchen ausgeweitet, am deutlichsten in der Herstellung von
Gummi- und Kunststoffwaren (+5,8%), im Maschinenbau (+4,8%) und in der Herstellung
von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (+4,4%). Beträchtliche Einbußen waren in der
Branche Kokerei und Mineralölverarbeitung (–11,8%)
und in der Herstellung von Bekleidung (–4,3%)
zu verzeichnen. Aufgrund der divergierenden Entwicklung von Nettoproduktionswert
(+18,9%) und Beschäftigung (–11,8%) erhöhte
sich die Beschäftigtenproduktivität in der Kokerei und Mineralölverarbeitung um
fast die Hälfte (+45,5%). Auch die Herstellung von sonstigen Waren (+35,4%) und
die Metallerzeugung und -bearbeitung (+15%) verzeichneten einen überdurchschnittlichen
Produktivitätsanstieg. Eine Verringerung der Produktivität war vor allem in den
Branchen mit Produktionseinbußen zu verzeichnen: Herstellung von Bekleidung (–13,8%), Herstellung von Druckerzeugnissen und Vervielfältigung
von Ton-, Bild- und Datenträgern (–4,3%)
und Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen
(–3,2%).
Die Erzeugerpreise stiegen
insbesondere in der Metallerzeugung und -bearbeitung (+9,9%), Herstellung von chemischen
Erzeugnissen (+8,5%) sowie der Herstellung von Textilien (+8%), während sie in der
Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen (–2,0%)
und Herstellung von Druckerzeugnissen und Vervielfältigung von Ton-, Bild- und Datenträgern
(–1,4%) im Vorjahresvergleich zurückgingen.
Mit rund 67.000 Beschäftigten
waren auch 2011 der Maschinenbau vor der Produktion von Metallerzeugnissen (rund
62.500) sowie der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (rund 54.100) die
beschäftigungsstärksten Branchen in der Sachgütererzeugung. Diese drei Branchen
stellen rund 35% der Beschäftigung und 28% der Sachgüterproduktion. Insgesamt betrug
2011 der Anteil der Sachgütererzeugung an der Entstehung des realen BIP 18,9%, der
Anteil an der gesamtwirtschaftlichen unselbständigen Beschäftigung 16,5%, der Anteil
an den Erwerbstätigen 14,5%.
|
Abbildung 15: Index
der Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Geschäftslage |
|
Q: WIFO-Konjunkturtest. 0 . . . geringste Unsicherheit,
100 . . . höchste Unsicherheit. |
|
Im internationalen Vergleich
hatte die Wirtschaftskrise in Österreich geringe Auswirkungen auf die Entwicklung
der Unternehmensinsolvenzen. 2009 stieg die Zahl der Insolvenzen in der Gesamtwirtschaft
von niedrigem Niveau um 9,3%, das Insolvenzvolumen erhöhte sich um 33,3%. 2010 verringerte
sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 7,6%, das Volumen nahm aber um 17,5%
zu. 2011 schätzt der Kreditschutzverband von 1870 die Zahl der Insolvenzen auf 5.869
Fälle (–8% gegenüber 2010; 3.260 eröffnete und 2.609 mangels
Masse nicht eröffnete Verfahren), das damit verbundene Insolvenzvolumen auf 2,8
Mrd. € (–40,4%). Dieser Rückgang ist insbesondere auf die
gute Konjunkturlage zurückzuführen. Die Zahl der eröffneten Insolvenzen von Industrieunternehmen
war um rund ein Viertel niedriger als im Vorjahr (2010: 19, 2010: 14 Fälle). Die
seit 2010 geltende neue sanierungsfreundliche Insolvenzordnung hat, wie die Daten
zeigen, positive Auswirkungen: 2010 waren rund 10,5% der eröffneten Konkursverfahren
Sanierungsverfahren (371 Fälle), 2011 stieg der Anteil auf 22,3% (728 Fälle). Somit
ist mittlerweile fast jedes fünfte eröffnete Verfahren ein Sanierungsverfahren,
in dem versucht wird, das Unternehmen zu retten.
Allerdings steht diesen
positiven Zahlen eine zunehmende Unsicherheit in der Einschätzung der künftigen
Geschäftslage gegenüber (Abbildung 15). Dieser Indikator war vor der Wirtschaftskrise
weit unter dem langfristigen Durchschnitt gelegen und stieg im Zuge der Krise deutlich.
2010 und bis zum II. Quartal 2011 hatte er sinkende Tendenz. Im III. und IV. Quartal
2011 erhöhte sich die unternehmerische Unsicherheit im Zuge der Schuldenkrise empfindlich.
|
Abbildung 16: Konjunkturbeurteilung der Unternehmen |
|
Q: WIFO-Konjunkturtest. –100 . . . pessimistische
Meldungen, +100 . . . optimistische Meldungen. |
|
Die Branchenklimaindizes
"Index der aktuellen Lagebeurteilungen" und "Index der unternehmerischen
Erwartungen" werden vom WIFO auf Basis der Unternehmensbefragungen des WIFO-Konjunkturtests
für die Sachgütererzeugung insgesamt sowie für die drei Branchengruppen Vorprodukt-,
Investitionsgüter- sowie Konsumgütererzeugung erstellt. Die Indizes haben einen
Wertebereich von –100 bis +100. Negative Werte
stehen für eine negative Einschätzung, positive Werte für überdurchschnittliche
Einschätzungen.
Der Index der aktuellen
Lagebeurteilungen der Sachgütererzeugung insgesamt wies ab April 2011 einen deutlichen
Abwärtstrend auf, der sich erst zum Jahresende stabilisierte. Der Index der unternehmerischen
Erwartungen begann bereits im Februar 2011 zu sinken, eine Stabilisierung und Trendwende
zeichnete sich erst gegen Ende des III. Quartals ab. In der Erzeugung von Vorprodukten
hatten beide Indizes eine relativ hohe Dynamik. In den Investitionsgüterbranchen
entwickelte sich die Lagebeurteilung deutlich günstiger als der Erwartungsindex.
In den Konsumgüterbranchen wiesen beide Indizes eine viel geringere Dynamik aus.
Auch in den drei Branchengruppen zeigte der Index der unternehmerischen Erwartungen
erst zum Jahresende eine Stabilisierung und Trendumkehr der Konjunktur an.
Werner Hölzl (Werner.Hoelzl@wifo.ac.at)
Statistik: Elisabeth Neppl-Oswald (Elisabeth.Neppl@wifo.ac.at)
Nach den Produktionseinbußen
der Vorjahre verzeichnete die österreichische Bauwirtschaft im Jahr 2011 ein kräftiges
Wachstum. Die reale Bruttowertschöpfung stieg um 2,7%, die realen Bauinvestitionen
um 2,6%. Das Niveau des Vorkrisenjahres 2008 wurde damit aber noch nicht wieder
erreicht. Sowohl Wohnbauinvestitionen als auch sonstige Bauinvestitionen (sonstiger
Hochbau, Tiefbau) entwickelten sich 2011 dynamisch. Dieses VGR-Aggregat verdeckt
jedoch die Diskrepanz zwischen der positiven Entwicklung im sonstigen Hochbau und
der schwachen Tiefbaukonjunktur. Dieses Muster hängt eng damit zusammen, dass Impulse
für die Bauwirtschaft 2011 insbesondere aus der privaten Nachfrage kamen.
|
||||||
Übersicht 36: Produktionswert
des Bauwesens |
||||||
|
||||||
2010 |
2011 |
2011 |
||||
I. Quartal |
II. Quartal |
III. Quartal |
IV. Quartal |
|||
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||||||
|
||||||
Laut
ÖNACE1) |
–2,2 |
+4,9 |
+1,8 |
+6,0 |
+3,2 |
+7,4 |
Hoch- und Tiefbau |
–4,6 |
+4,9 |
–1,0 |
+6,7 |
+2,4 |
+8,9 |
Baunebengewerbe2) |
+0,7 |
+5,0 |
+4,6 |
+5,1 |
+4,2 |
+5,8 |
|
||||||
Laut
GNACE3) |
–4,6 |
+2,9 |
–4,0 |
+5,0 |
+1,3 |
+6,6 |
Hochbau |
–1,5 |
+7,9 |
+1,5 |
+11,1 |
+8,7 |
+8,0 |
Wohnhaus- und Siedlungsbau |
–0,5 |
+6,2 |
–3,6 |
+6,3 |
+9,5 |
+8,4 |
Sonstiger Hochbau |
–5,9 |
+11,9 |
+4,7 |
+20,0 |
+8,2 |
+12,9 |
Adaptierungen im Hochbau |
+3,9 |
+4,7 |
+12,1 |
+10,3 |
+3,5 |
–2,5 |
Tiefbau |
–8,9 |
–3,2 |
–12,3 |
–2,6 |
–7,0 |
+5,6 |
Verkehrswegebau4) |
–12,0 |
–8,0 |
–26,9 |
–6,5 |
–11,5 |
+5,2 |
Sonstiger Tiefbau5) |
–5,3 |
+1,8 |
+17,7 |
+1,6 |
–1,8 |
+6,0 |
Vorbereitende Baustellenarbeiten |
–3,2 |
–2,8 |
–6,8 |
+0,9 |
–5,2 |
–1,5 |
Q: Statistik Austria. – 1)
Klassifikation laut EU, Wert der abgesetzten Produktion. – 2)
Bauinstallation, Aus- und Bauhilfsgewerbe. –
3) Güterklassifikation,
Wert der technischen Produktion (reine Bauleistung nach Spartengliederung, ähnlich
der früheren Baustatistik). – 4) Brücken- und Hochstraßenbau,
Straßenbau, Eisenbahnoberbau, Tunnelbau. –
5) Rohrleitungs-Kabelnetzbau,
Wasserbau, Spezial- und sonstiger Tiefbau. |
||||||
|
Aufschluss über die aktuelle
Entwicklung der österreichischen Bauproduktion liefert in erster Linie die Konjunkturstatistik.
Die abgesetzte Produktion im Bauwesen nahm demnach 2011 um 4,9% zu (ÖNACE). Das
Baunebengewerbe setzte um 5% mehr um als im Vorjahr, der Hochbau um 1,6% und der
Tiefbau um 10,6% – diese Klassifikation bezieht
sich auf die Haupttätigkeit der Betriebe bzw. Unternehmen. Jedoch gibt es Hinweise
auf eine Strukturverschiebung der Haupttätigkeit, vermehrt sind Tiefbaubetriebe
in Hochbausparten tätig[s]): Gemessen an der technischen Produktion nach GNACE
(Güterklassifikation), erhöhte sich der Produktionswert von Hochbauten um 7,9%,
während jener von Tiefbauten um 3,2% zurückging. Für das Baunebengewerbe stehen
Daten in dieser Klassifikation nicht zur Verfügung. Insgesamt übertraf die technische
Produktion das Vorjahresniveau im Bauhauptgewerbe um 2,9%. Die Produktionstätigkeit
für öffentliche Auftraggeber (GNACE) ging dabei insgesamt neuerlich zurück (–4%), und zwar im Tiefbau stärker als im Hochbau;
sie wurde in nur wenigen Sparten ausgeweitet, etwa im Bereich der Adaptierungen
im Hochbau (z. B. thermische Sanierung).
|
||||
Übersicht 37:
Auftragslage
im Bauwesen |
||||
|
||||
Auftragsbestände |
Auftragseingänge |
|||
Mio. € |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
Mio. € |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|
|
||||
2010 |
8.344 |
–6,5 |
24.083 |
+0,5 |
I. Quartal |
8.663 |
–6,2 |
5.442 |
–0,7 |
II. Quartal |
8.655 |
–8,0 |
6.031 |
+1,0 |
III. Quartal |
8.337 |
–7,6 |
6.150 |
–3,8 |
IV. Quartal |
7.720 |
–3,8 |
6.459 |
+5,8 |
|
||||
2011 |
8.629 |
+3,4 |
24.858 |
+3,2 |
I. Quartal |
8.213 |
–5,2 |
5.036 |
–7,5 |
II. Quartal |
9.035 |
+4,4 |
6.410 |
+6,3 |
III. Quartal |
8.770 |
+5,2 |
6.561 |
+6,7 |
IV. Quartal |
8.498 |
+10,1 |
6.851 |
+6,1 |
Q: Statistik Austria, ÖNACE. |
||||
|
Im Hochbau expandierten alle Sparten, am stärksten der Industrie- und Ingenieursbau sowie der sonstige Hochbau. Diese Sparten befriedigen eine große private (insbesondere gewerbliche) Nachfrage und profitierten daher am meisten vom Konjunkturaufschwung. Nach mäßigen Zuwächsen im I. Quartal 2011 war insbesondere im II. Quartal eine kräftige Aufwärtstendenz zu verzeichnen. Der milde Winterbeginn begünstigte zudem die Entwicklung im IV. Quartal 2011.
|
||||
Übersicht 38: Beschäftigte,
offene Stellen und Arbeitslose in der Bauwirtschaft |
||||
Jahresdurchschnitt |
||||
|
||||
Absolut |
Veränderung gegen das Vorjahr |
|||
Absolut |
In % |
|||
Arbeitskräfte
insgesamt1) |
||||
20082) |
247.112 |
|||
2009 |
243.099 |
–4.014 |
–1,6 |
|
2010 |
241.668 |
–1.430 |
–0,6 |
|
2011 |
245.370 |
+3.702 |
+1,5 |
|
|
||||
Arbeitslose
nach Wirtschaftsklassen (ÖNACE) |
||||
20082) |
24.518 |
|||
2009 |
30.544 |
+6.026 |
+24,6 |
|
2010 |
30.570 |
+26 |
+0,1 |
|
2011 |
27.928 |
–2.642 |
–8,6 |
|
|
||||
Arbeitslose
nach Bauberufen |
||||
2008 |
21.865 |
–2.237 |
–9,3 |
|
2009 |
26.662 |
+4.796 |
+21,9 |
|
2010 |
26.212 |
–449 |
–1,7 |
|
2011 |
24.698 |
–1.514 |
–5,8 |
|
|
||||
Offene
Stellen |
||||
2008 |
2.926 |
–414 |
–12,4 |
|
2009 |
2.439 |
–486 |
–16,6 |
|
2010 |
2.592 |
+153 |
+6,3 |
|
2011 |
2.379 |
–213 |
–8,2 |
|
Q: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und
Konsumentenschutz, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.
– 1)
Einschließlich Baunebengewerbe. –
2) Aufgrund der Umstellung
der ÖNACE-Klassifikation mit dem Vorjahr nicht vergleichbar. |
||||
|
||||
Im Tiefbau wurde nach den
empfindlichen Einbußen im Vorjahr die Produktion von Wasserbauten und in geringerem
Ausmaß auch von Brücken und Hochstraßen ausgeweitet. Vom I. bis zum III. Quartal
2011 blieb die Tiefbauproduktion aber insgesamt unter dem Vorjahresniveau, wobei
die Einbußen im II. Quartal mit –2,6% mäßig
waren. Erst im IV. Quartal zeichnete sich auch im Tiefbau eine leichte Erholung
ab (+5,6%).
Die Bauzulieferindustrie
profitierte bereits im I. Quartal 2011 mit Wachstumsraten von über 10% vom Aufschwung
der österreichischen Bauwirtschaft. Während die holzverarbeitende Industrie ihre
Produktion auch im weiteren Jahresverlauf zum Teil kräftig ausweitete (2011 +8,8%),
verlor die Entwicklung der Stein- und keramischen Industrie und der Glasindustrie
ab dem II. Quartal deutlich an Dynamik. In der Glasindustrie ergab sich gegenüber
dem außergewöhnlich hohen Vorjahresniveau (+17%) 2011 ein Rückgang des Produktionswertes
um 2,3%. Etwas stabiler verlief die Entwicklung in der Stein- und keramischen Industrie:
Nach sehr geringen Wachstumseinbußen im Jahr 2010 wuchs die Produktion 2011 nur
mäßig (+1,5%).
|
|||
Übersicht 39: Produktionswert
der Bauzulieferbranchen |
|||
|
|||
Stein- und keramische Industrie1) |
Glasindustrie |
Holzverarbeitende Industrie |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||
|
|||
2009 |
–12,8 |
–25,0 |
–17,2 |
2010 |
–0,5 |
+17,0 |
+13,2 |
2011 |
+1,5 |
–2,3 |
+8,8 |
I. Quartal |
+11,3 |
+15,8 |
+17,6 |
II. Quartal |
+0,7 |
+0,6 |
+13,0 |
III. Quartal |
–2,7 |
–4,8 |
+2,5 |
IV. Quartal |
+0,8 |
–18,0 |
+3,8 |
Q: Statistik Austria, ÖNACE. – 1)
Gliederung laut Wirtschaftskammer. |
|||
|
Die aktuelle Entwicklung
der Baupreise spiegelt ebenfalls die unterschiedliche Dynamik in Hoch- und Tiefbau
wider: Gegenüber der schwachen Preissteigerung 2010 beschleunigte sich der Preisauftrieb
in den Hochbausparten 2011 etwas, insbesondere im II. Quartal 2011. Im Tiefbau hatten
die Preise in den Vorjahren aufgrund der Baukostensteigerung durch die Rohstoff-
und Energieverteuerung merklich angezogen (2010 über +6%). 2011 fielen die Preiserhöhungen
geringer aus (+3,5%), allerdings stärker als im Hochbau. Insgesamt blieb der Anstieg
der Baupreise somit 2011 (+3,2%) erstmals seit Jahren unter der Inflationsrate (Verbraucherpreisindex
+3,3%).
|
||||
Übersicht 40:
Preisindex
des Hoch- und Tiefbaus |
||||
2000 = 100 |
||||
|
||||
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in
% |
||||
|
||||
Hochbau |
+4,8 |
+2,2 |
+1,7 |
+2,8 |
Wohnhaus- und Siedlungsbau |
+4,8 |
+2,0 |
+1,5 |
+2,8 |
Baumeisterarbeiten |
+4,7 |
+2,3 |
+1,8 |
+2,8 |
Sonstige Bauarbeiten |
+4,6 |
+1,8 |
+1,3 |
+2,3 |
Sonstiger Hochbau |
+4,8 |
+2,8 |
+2,1 |
+3,2 |
|
||||
Tiefbau |
+5,1 |
+4,6 |
+6,2 |
+3,5 |
Straßenbau |
+4,7 |
+3,9 |
+5,4 |
+3,2 |
Brückenbau |
+5,0 |
+2,0 |
+2,9 |
+3,6 |
Sonstiger Tiefbau |
+5,3 |
+6,1 |
+7,6 |
+3,8 |
|
||||
Hoch- und Tiefbau |
+5,0 |
+3,3 |
+3,8 |
+3,2 |
Q: Statistik Austria. |
||||
|
Die Steigerung der Bauproduktion
erlaubte 2011 eine Ausweitung der unselbständigen Beschäftigung im Bauwesen um 1,5%
(+3.700 Personen). Im Jahresdurchschnitt 2011 waren 245.370 Unselbständige beschäftigt.
Überdurchschnittlich war der Anstieg im I. Quartal (vor allem im Hochbau). Gleichzeitig
sank die Zahl der Arbeitslosen (sowohl nach Bauberufen als auch nach ÖNACE-Klassifikation)
2011 wieder beträchtlich. Jedoch deutet der Rückgang der Zahl der offenen Stellen
(–213, –8,2%)
auf eine Abschwächung der Beschäftigungsdynamik hin.
Entsprechend der Produktionsentwicklung
war auch die Auftragslage 2011 äußerst günstig. Die Auftragsbestände wurden, nach
einem merklichen Rückgang im Jahr 2010 und im I. Quartal 2011, wieder leicht ausgeweitet
(Jahresdurchschnitt 2011 +3,4%, IV. Quartal +10,1%). Auch die Auftragseingänge übertrafen
das Vorjahresniveau insgesamt um 3,2%. Nach den Einbußen im I. Quartal 2011 erreichten
die Zuwächse im II. bis IV. Quartal 2011 6% bis 7%. Gegliedert nach der Haupttätigkeit
der Betriebe (ÖNACE) erhöhten sich sowohl die Bestände als auch die Eingänge am
stärksten im Tiefbau, während sie im Hochbau leicht abnahmen. Wie erwähnt war dies
teilweise auf eine Umstrukturierung der Haupttätigkeit zurückzuführen.
Der WIFO-Konjunkturtest
von März 2012 bestätigt die stabilen Aussichten für die österreichische Bauwirtschaft:
Nach einer Eintrübung Mitte 2011 weisen die Beurteilung der aktuellen Bautätigkeit
und der Auftragsbestände und ähnlich die Beschäftigungs- und Preiserwartungen (saisonbereinigt
gegenüber Februar 2012) eine Aufwärtstendenz auf. Dämpfend könnten sich die angekündigten
Sparmaßnahmen der öffentlichen Haushalte im Bereich der Infrastrukturinvestitionen
auswirken.
Andrea Kunnert (Andrea.Kunnert@wifo.ac.at)
Statistik: Michael Weingärtler (Michael.Weingaertler@wifo.ac.at)
Aufgrund der Witterungsbedingungen
(Heizgradtage –12,4%) und der neuerlichen
starken Rohölverteuerung (+33,3% auf Euro-Basis) verringerte sich der Energieverbrauch
im Jahr 2011 nach vorläufigen Schätzungen deutlich (–3% bis –5%).
Weil sich der Gaspreis anhaltend vom Rohölpreis entkoppelte, verteuerte sich Erdgas
(+8,7%) schwächer als die Rohölprodukte (z. B. Heizöl +21,4%). Aufgrund der geringen
Wasserführung der Flüsse erzeugten die Wasserkraftwerke um 9,7% weniger Strom als
im Vorjahr. Die Einfuhr von elektrischem Strom stieg folglich um 26,5%, der Saldo
im Außenhandel mit Strom war negativ.
Nachdem der Energieverbrauch
im Jahr 2009 aufgrund des Konjunktureinbruches gegenüber dem Vorjahr um rund 5,4%
gesunken war, stieg er 2010 bedingt durch die Konjunkturerholung und die Zunahme
der Heizgradtage deutlich (+6,7%). Nach den vorläufigen Daten und ersten Schätzungen
verringerte er sich 2011 gegenüber dem Vorjahr um 3% bis 5%, bei einem Wachstum
des realen BIP von 3,1%. Dieser Rückgang war vor allem auf die geringere Zahl der
Heizgradtage und auf eine deutliche Verteuerung von Rohöl- und Erdgasprodukten zurückzuführen.
Das Wetter beeinflusst die Energienachfrage insbesondere über die Veränderung der
Heizgradtage in der Heizperiode. Insgesamt war die Zahl der Heizgradtage 2011 um
12,4% und in der Heizperiode um 6,2% niedriger als im Vorjahr (Abbildung 17). Langfristig
(seit 1980) hat sie sinkende Tendenz. Dies spiegelt den Trend der weltweiten Klimaerwärmung
wider.
|
Abbildung 17: Gewichtete
Heizgradsummen für Österreich |
|
Q: Statistik Austria nach Daten der Zentralanstalt für Meteorologie und
Geodynamik. – 1) Heizperiode: Jänner,
Februar und März, November und Dezember des betreffenden Kalenderjahres. Um den
Einfluss des Wetters auf den Energieeinsatz beurteilen zu können, kann man den
saisonalen Temperaturverlauf anhand der "Heizgradsummen" darstellen.
Sie werden als Summe der Heizgradtage eines Zeitabschnittes berechnet. Die Heizgradtage
oder Gradtagszahl (GTZ) ergeben sich als Summe der Temperaturdifferenzen
zwischen einer konstanten Raumtemperatur (BT = 20°C) und dem Tagesmittel
der Lufttemperatur (Tn), falls diese gleich oder niedriger als eine
angenommene Heizgrenztemperatur von 12° C ist: |
|
Neben dem Wetter und der
Wirtschaftsentwicklung gelten die Veränderungen der Energiepreise als zentrale Einflussfaktoren
des Energieverbrauches. Die Energiepreise zogen 2011 deutlich an: Rohöl verteuerte
sich im Jahresdurchschnitt 2011 auf Dollarbasis um 40% und auf Euro-Basis um 33,3%,
von 79,5 $ auf 111,3 $ je Barrel. Der kontinuierliche Preisanstieg hält seit dem
Jahr 2000 an und wird in erster Linie auf den weltweiten Anstieg der Nachfrage nach
Erdöl insbesondere in den schnell wachsenden Schwellenländern sowie auf einen Engpass
an Raffineriekapazitäten zurückgeführt.
|
||||
Übersicht 41: Entwicklung der Energiepreise |
||||
|
|
|
|
|
|
2009 |
2010 |
2011 |
2011 |
|
2000 = 100 |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||
|
|
|
|
|
Heizöl, extra leicht |
136,3 |
167,0 |
202,7 |
+21,4 |
Strom |
126,9 |
128,2 |
128,3 |
+0,1 |
Gas |
158,1 |
151,1 |
164,2 |
+8,7 |
Feste Brennstoffe |
129,7 |
131,4 |
136,2 |
+3,7 |
|
|
|
|
|
Kraftstoffe |
|
|
|
|
Benzin (Normal und Super) |
112,3 |
128,0 |
146,3 |
+14,3 |
Dieselkraftstoff |
126,6 |
143,7 |
172,9 |
+20,4 |
Q: Statistik Austria, Verbraucherpreisindexgruppe
"Energie". |
||||
|
Der Gaspreis stieg für
den Endverbrauch im Jahresverlauf 2011 mit +8,7% viel schwächer als der Erdölpreis,
während der Preis von leichtem Heizöl um 21,4% anzog. Dieses Muster ist auf eine
anhaltende Entkoppelung von Gas- und Mineralölpreisen zurückzuführen, wie auch die
Entwicklung in den Vorjahren zeigt (Rückgang des Gaspreises bei gleichzeitigem Anstieg
der Heizölpreise). Weltweit werden Gaskontrakte zunehmend auf der Basis von Angebot
und Nachfrage geschlossen. Damit ist die Indexierung an die Rohölpreisentwicklung
rückläufig. Die Zunahme der technologischen Möglichkeiten zur Förderung von Gas,
auch aus unkonventionellen Ressourcen, sorgt für eine Angebotserweiterung und somit
für eine preisliche Entspannung auf dem Gasmarkt[t]). Die Entwicklung der Kraftstoffpreise (Superbenzin +14,3%, Dieselkraftstoff +20,4%) folgt im Trend
dem Anstieg der Rohölpreise und setzt sich ebenfalls fort. Die Preise fester Brennstoffe
(Kohle, Biomasse) stiegen nur mäßig (+3,7%), der Strompreis blieb nahezu konstant.
|
||||
Übersicht 42: Verbrauch von Mineralölprodukten |
||||
|
|
|
|
|
|
2009 |
2010 |
2011 |
2011 |
|
1.000 t |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||
|
|
|
|
|
Insgesamt |
11.332 |
11.650 |
11.036 |
–5,3 |
Flüssiggas |
143 |
161 |
137 |
–14,9 |
Normalbenzin |
150 |
111 |
35 |
–68,3 |
Superbenzin |
1.692
|
1.710 |
1.720 |
+0,6 |
Flug- und Leuchtpetroleum |
633 |
675 |
675 |
+0,0 |
Dieselkraftstoff |
5.952
|
6.227 |
6.065 |
–2,6 |
Gasöl für Heizzwecke |
1.457
|
1.449 |
1.271 |
–12,2 |
Heizöle |
658 |
721 |
474 |
–34,2 |
Sonstige Produkte der Erdölverarbeitung |
646 |
596 |
657 |
+10,3 |
Q: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und
Jugend. |
||||
|
Der Verbrauch von Mineralölprodukten nahm folglich in Zusammenhang mit der Preisentwicklung und der geringeren Zahl der Heizgradtage um 5,3% ab; insbesondere an Heizölen (–34,2%), Gasöl für Heizzwecke (–12,2%) und Flüssiggas (–14,9%) wurde weniger verbraucht als im Vorjahr. Aber auch die Nachfrage nach Dieselkraftstoff blieb 2011 aufgrund der Preissteigerungen um 2,6% unter dem Vorjahresniveau. Das Wetter beeinflusste auch den Verbrauch von Erdgas (–6,3%).
|
||||
Übersicht 43: Erdgas |
||||
|
|
|
|
|
|
2009 |
2010 |
2011 |
2011 |
|
Mio. m³ |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||
|
|
|
|
|
Förderung |
1.578 |
1.713 |
1.594 |
–7,0 |
+ Saldo zwischen Importen und Exporten |
7.563 |
7.133 |
9.270 |
+30,0 |
– Speicherbewegung |
428 |
–709 |
1.972 |
. |
= Inlandsverbrauch |
8.802 |
9.558 |
8.981 |
–6,0 |
– Eigenverbrauch, Fernleitungsverluste |
585 |
441 |
435 |
–1,4 |
= Abgabe an Verbraucher |
8.217 |
9.117 |
8.546 |
–6,3 |
Q: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und
Jugend. |
||||
|
|
||||
Übersicht 44: Elektrischer Strom |
||||
|
|
|
|
|
|
2009 |
2010 |
2011 |
2011 |
|
GWh |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||
|
|
|
|
|
Erzeugung |
68.852 |
70.827 |
65.481 |
–7,5 |
Wasserkraft |
38.673 |
37.318 |
33.716 |
–9,7 |
Wärmekraft |
20.750 |
24.753 |
23.135 |
–6,5 |
Sonstige |
9.428 |
8.755 |
8.630 |
–1,4 |
Einfuhr |
19.542 |
19.745 |
24.980 |
+26,5 |
Ausfuhr |
18.762 |
17.531 |
16.751 |
–4,4 |
Verbrauch1) |
65.667 |
68.477 |
68.651 |
+0,3 |
Q: E-Control. –
1) Ohne Pumpstrom. |
||||
|
Bei einer Abnahme der Erzeugung
von elektrischer Energie um insgesamt 7,5% und unverändertem Verbrauch (+0,3%) wuchsen
die Importe laut vorläufigen Zahlen der E-Control um 26,5%. Die Exporte nahmen um
4,4% ab. Die Erzeugung von Wasserkraft sank gegenüber dem Vorjahr um 9,7%. Dies
ist auf eine geringe Wasserführung der Flüsse im Jahr 2011 zurückzuführen. So lag
die Wasserführung im Bereich des Verbundes in den ersten neun Monaten um 12% unter
dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Auch die Wärmekrafterzeugung war rückläufig
(–6,5%). Daher war der Saldo im Außenhandel mit elektrischem
Strom 2011 negativ. Während der Verbrauch von elektrischer Energie weitgehend konstant
war und der Verbrauch an Mineralölprodukten und Erdgas sank, wuchs das reale BIP
um 3,1%, d. h. die Entwicklung des Energieverbrauches entkoppelte sich witterungs-
und preisbedingt vom Wirtschaftswachstum.
Ina Meyer (Ina.Meyer@wifo.ac.at)
Statistik: Dietmar Weinberger (Dietmar.Weinberger@wifo.ac.at)
Vor dem Hintergrund der
guten Konjunktur des Jahres 2011 entwickelten sich die Rahmenbedingungen der Verkehrswirtschaft
und die Indikatoren der Mobilitäts- und Transportnachfrage fast ausnahmslos positiv.
Der Aufschwung wurde durch den merklichen Anstieg der Kraftstoffpreise aufgrund
der Mineralölsteuererhöhung Anfang 2011 und insbesondere der Rohölverteuerung nicht
nachdrücklich beeinträchtigt.
Die fachliche Diskussion
war in Österreich von den Auswirkungen dieser Preiserhöhungen auf private Haushalte
und Unternehmen sowie von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der großen Transport-
und Verkehrsdienstleister Rail Cargo Austria (RCA) und Austrian Airlines (AUA) geprägt.
Mit Spannung wurde darüber hinaus der Beginn des Wettbewerbs im österreichischen
Schienenpersonenverkehr durch den Markteintritt des Unternehmens "Westbahn"
erwartet (Dezember 2011). Auswirkungen auf die Verkehrswirtschaft haben auch die
Maßnahmen von Verkehrsministerium und ÖBB als Beitrag der Infrastrukturpolitik zur
Budgetkonsolidierung. Das aktuelle Sparpaket der Bundesregierung, das Anfang 2012
konkretisiert wurde, sieht nunmehr im Bereich des Bahnausbaus Einsparungen von über
900 Mio. € über den Zeitraum von fünf Jahren vor. Davon sind einzelne kleinere Ausbauprojekte
betroffen (etwa die Elektrifizierung der Strecke Gänserndorf–Marchegg), aber auch die Großprojekte Semmering-,
Koralm- und Brennerbasistunnel. Hier sollen eine Änderung des Auftragsvergabezeitpunktes,
eine Redimensionierung und eine Effizienzsteigerung der Bauleistungen deutliche
Einsparungen und damit eine Minderbelastung für das Bundesbudget gewährleisten.
Auch die Asfinag hat inzwischen bekanntgegeben, dass sie einzelne Autobahn- und
Schnellstraßenprojekte zwecks Kosteneinsparung redimensionieren wird.
Auf dem Arbeitsmarkt des
Bereiches Verkehr und Lagerei, der von der Wirtschaftskrise 2008/09 aufgrund der
hohen Konjunkturabhängigkeit der Transportnachfrage besonders negativ betroffen
war, setzte sich der Aufschwung fort: In den Wirtschaftsabschnitten Landverkehr
und Transport in Rohrfernleitungen, Schifffahrt, Luftfahrt, Lagerei, Erbringung
von sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr sowie Post-, Kurier- und Expressdienste
sank die Arbeitslosigkeit aggregiert um 5,9%. Im gesamten Dienstleistungssektor
(Wirtschaftsabschnitte G bis O) war dagegen eine leichte Zunahme der Arbeitslosenzahl
zu verzeichnen (+0,7%).
|
|||
Übersicht 45: Güterverkehr |
|||
|
|
|
|
|
2011 |
2011 |
Ø 2007/2011 |
|
Absolut |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
Veränderung in % |
|
|
|
|
ÖBB Mio.
n-t-km |
14.723 |
+4,0 |
–0,5 |
Inland Mio.
n-t-km |
4.089 |
–4,1 |
+2,3 |
Einfuhr Mio.
n-t-km |
4.485 |
+8,9 |
+0,3 |
Ausfuhr Mio.
n-t-km |
3.193 |
+5,4 |
–0,2 |
Transit Mio.
n-t-km |
2.956 |
+7,4 |
–5,1 |
Lkw und Anhänger (neuzugelassene Nutzlast) in t |
158.648 |
+23,9 |
–0,9 |
Rohrleitungen, Mineralöl Mio. n-t-km |
7.219 |
+3,5 |
–0,0 |
Einfuhr und Inland Mio. n-t-km |
3.004 |
+10,0 |
+0,5 |
Transit Mio.
n-t-km |
3.915 |
–1,5 |
+0,4 |
Luftfahrt1) 1.000 t |
172 2) |
–7,92) |
+1,4 |
Q: Adria-Wien Pipeline GmbH, OMV, Statistik Austria,
Transalpine Ölleitungen in Österreich GmbH, WIFO-Berechnungen. – 1)
Fracht, An- und Abflug. – 2) Jänner bis Oktober. |
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Übersicht 46: Arbeitslosigkeit im Verkehrssektor |
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2011 |
2011 |
|
Absolut |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
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Arbeitslose insgesamt |
246.702 |
–1,6 |
Produzierender Bereich |
52.871 |
–11,3 |
Dienstleistungssektor |
180.814 |
+0,7 |
Verkehrssektor |
12.334 |
–5,9 |
Q: AMS. |
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Das für den internationalen
Transport relevante Wachstum des Außenhandels war im Jahr 2011 mit +3,2% überdurchschnittlich,
die Tonnage übertraf das Vorjahresniveau mit 149,4 Mrd. t um 4,3%. Die Einfuhr entwickelte
sich dabei dynamischer (+4,8%) als die Ausfuhr (+3,6%). Die transportintensiven
und verstärkt international ausgerichteten Branchen der Sachgütererzeugung steigerten
ihre Wertschöpfung arbeitstagsbereinigt gegenüber 2010 um 5,8%.
Jene Branchen, die Leistungen
des Inlandsgüterverkehrs nachfragen, verzeichneten im Jahr 2011 fast ausnahmslos
und zum Teil deutliche Umsatzsteigerungen. So stieg etwa die Wertschöpfung der Mineralölindustrie
und der Metallerzeugung um 20% bzw. 10,3% (Be- und Verarbeitung von Holz arbeitstagsbereinigt
+6,9%, Herstellung von Papier und Pappe +3,5%, Chemie +3,0%, Nahrungs- und Genussmittelindustrie
+1,3%, Glasindustrie +0,5%). Unter dem Vorjahresergebnis blieben die Umsätze im
österreichischen Bergbau (–6,4%). Aufgrund
der weiterhin äußerst robusten Konsumnachfrage der österreichischen Haushalte expandierte
der Umsatz des Einzelhandels gegenüber 2010 um 2,0%.
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Abbildung 18: Entwicklung
des Güter- und Personenverkehrs |
|
Q: Adria-Wien Pipeline GmbH, ÖBB, OMV, Statistik
Austria, Transalpine Ölleitungen in Österreich GmbH, Wiener Linien. |
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Dank der guten Konjunktur
entwickelte sich 2011 auch der Arbeitsmarkt als wichtige Determinante des Berufs-
bzw. Pendelverkehrs günstig: Die Zahl der unselbständig Beschäftigten stieg um 1,8%,
die Arbeitslosigkeit sank im Jahresdurchschnitt um 1,6% auf 246.700 Personen.
Die Gäste- und Nächtigungszahlen
erhöhten sich im österreichischen Tourismus gegenüber dem hohen Vorjahresniveau
neuerlich. Dies sollte zum Wachstum des Reise- und Freizeitverkehrs beigetragen
haben. Die Ankünfte erreichten mit fast 35 Mio. (+3,7%) einen neuen Höchstwert,
die Zahl der Nächtigungen (126 Mio., +0,9%) war bisher in nur vier Jahren höher
gewesen. Die Nachfrage aus dem Ausland entwickelte sich dabei dynamischer als die
Inlandsnachfrage (Ankünfte +4,6% bzw. +2,0%).
Einer der wesentlichen
Treiber der deutlichen Inflation im Jahr 2011 (+3,3%) waren die Ausgaben für den
Verkehr und darunter vor allem für Treibstoffe. Über alle Kraftstoffarten betrug
die Teuerung gegenüber 2010 im Jahresmittel 18%. Dieselkraftstoff verteuerte sich
sogar um 21%, Ottokraftstoff (Eurosuper, Super Plus und Normalbenzin) laut Wirtschaftsministerium
um etwa 15%. Der in Österreich aufgrund der unterschiedlichen Besteuerung traditionell
wesentlich niedrigere Dieselpreis hat sich inzwischen fast dem Benzinpreis angeglichen.
Die enorme Verteuerung aller Treibstoffarten resultiert vor allem aus der weltweit
anhaltend hohen Nachfrage nach fossilen Energieträgern, den geopolitischen Unsicherheiten
in verschiedenen Erdöl-Erzeugerregionen (Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten)
und dem Wertverlust des Euro gegenüber dem Dollar seit April 2011 aufgrund der europäischen
Staatsschuldenkrise. Auch die Mineralölsteuererhöhung im Jahr 2011 hatte Einfluss
auf die Preissteigerung im Inland.
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Abbildung 19: Treibstoffpreise |
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Q: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und
Jugend, Statistik Austria. |
|
Wegen der empfindlichen
Verteuerung sank die Nachfrage nach Kraftstoffen für Straßenfahrzeuge und mobile
Maschinen 2011 leicht. Bis zum November 2011 wurde gemessen an der Kraftstoffmenge
um 3,1% weniger Benzin und um 1,4% weniger Dieselkraftstoff abgesetzt als im Vorjahr.
Welche Nachfragegruppe wieweit zum Rückgang beigetragen hat, wird aktuell diskutiert[u]). Nach wie vor ist das Preisniveau in Österreich
niedriger als in Deutschland und Italien (derzeit um bis zu 0,25 € je Liter), sodass
in den letzten Jahren häufig "Arbitragetanken"[v]) im Personen- wie auch im Güterverkehr zu beobachten
ist. Mit der Anhebung der Mineralölsteuer Anfang 2011 verringerten sich die Kraftstoffpreisunterschiede
zwischen Österreich und den großen Nachbarländern etwas. Aufgrund der tendenziell
höheren Preiselastizität im Arbitragetanken sollte die zeitweilige[w]) Annäherung der österreichischen Preise an das
Niveau der Nachbarländer die Nachfrage hier stärker gedämpft haben als im Inlandsverkehr.
Die Nutzung des hochrangigen
Straßennetzes durch den Güterverkehr stieg aufgrund der günstigen Rahmenbedingungen
für den Warentransport stärker als das Bruttoinlandsprodukt in Österreich und deutlich
stärker als das BIP im Euro-Raum (+3,2%) und in der EU insgesamt (+1,7%). Die Fahrleistungen
von schweren Nutzfahrzeugen (höchstzulässiges Gesamtgewicht über 3,5 t) auf dem
Autobahn- und Schnellstraßennetz waren im Jahr 2011 um 3,6% höher als im Vorjahr[x]). Überdurchschnittliche Zuwächse wurden auf dem
Donaukorridor (+5,1%) und im Großraum Wien (+4,5%) gemessen. Aus der fahrleistungsabhängigen
Lkw-Maut erlöste die Asfinag 2011 mit 1,1 Mrd. € um knapp 2% mehr als im Jahr zuvor.
Mit dem Verkauf von Pkw-Vignetten setzte der Straßenerhalter 373 Mio. € um (+5%
gegenüber 2010). Maut- und Vignettentarife wurden gegenüber 2010 um 1,1% bzw. 0,5%
angehoben.
Das Straßengüterverkehrsgewerbe
reagierte auf die allgemein gute Konjunktur der letzten zwei Jahre mit einer Ausweitung
der Transportkapazitäten (neu zum Verkehr zugelassene Lkw- und Anhängernutzlast)
um 13,9% gegenüber 2010. Die Neuzulassungen von Pkw und Lkw nahmen im gewerblichen
Bereich kräftig zu (Kleintransporter und Fiskal-Pkw mit einem höchstzulässigen Gesamtgewicht
unter 3,5 t +33.000 bzw. +15,6%, mittlere Lkw mit einem höchstzulässigen Gesamtgewicht
von unter 12 t +1.900 bzw. +22,1%, schwere Lkw mit einem höchstzulässigen Gesamtgewicht
von über 12 t +1.400 bzw. +16,5%, Sattelzugfahrzeuge +3.800 bzw. +74,4%).
Das Transportaufkommen
der österreichischen Eisenbahnverkehrsunternehmen auf dem heimischen Schienennetz
stieg in den ersten drei Quartalen des Jahres 2011 gegenüber dem Vorjahr um 1,5%,
die Transportleistung[y]) um 4,0%. Die Transportleistung im Binnenverkehr
war rückläufig (–4,1%), offenbar aufgrund der
Anhebung der Inlandstarife und der Serviceanpassungen im Zuge der Sanierung der
ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria (RCA)[z]), während für die weiteren Verkehrsarten ein zum
Teil deutliches Wachstum zu beobachten war (grenzüberschreitender Empfang +9%, Versand
+5%, Transit +7%).
Das Transportaufkommen
auf der Donau nahm 2011 nach dem deutlichen Zuwachs im Vorjahr etwas ab (Jänner
bis Oktober –5,7%), die Transportleistung
blieb sogar um 10,6% unter dem Vorjahresergebnis. Der gemessen am Aufkommen weniger
bedeutende Inlandsverkehr wurde wie im Vorjahr ausgeweitet (+25,6%), während der
bilaterale Verkehr und der Transit zum Teil deutlich schrumpften (Transportleistungen
–9,3% bzw. –13,9%).
Der Güterverkehr mittels
Rohrleitungen auf österreichischem Gebiet (Erdöl und Erdgas) nahm im Jahr 2011 vor
allem aufgrund der Steigerung des Erdgastransportes kräftig zu, die Transportleistung
stieg um 9,1% auf fast 1,6 Mrd. tkm (Erdöl +3,3%, Erdgas +14,6%).
Auf den österreichischen
Flughäfen erreichte das Aufkommen der Luftfracht nicht das Niveau des Vorjahres.
In den ersten drei Quartalen des Jahres 2011 wurden insgesamt 172.000 t Fracht umgeschlagen,
nach 187.000 t im Vergleichszeitraum 2010. Dabei wurde das Ergebnis für die Verkehrsbereiche
Versand ins Ausland und Transit zum Teil erheblich gesteigert (+17,3% bzw. 12,6%),
im Import und im – gemessen am Aufkommen kleinen
– Inlandsverkehr sank die Tonnage um 14,3% bzw. 20,8%.
Austrian Cargo, die inzwischen weitgehend in Lufthansa Cargo integrierte Luftfracht-Tochter
der Austrian Airlines, erzielte 2011 eine Transportleistung von 2.159 Mio. tkm (+1,6%
gegenüber 2010).
Im öffentlichen Personennahverkehr
wurden im Jahr 2011 erneut mehr Fahrgäste befördert als im Vorjahr[aa]). Neben dem Bevölkerungszuwachs in den Agglomerationen
als natürlicher Determinante war dies auch auf die wachsende Attraktivität des Angebotes
von Bus und Bahn angesichts der Treibstoffverteuerung zurückzuführen. Die städtischen
Verkehrsbetriebe verzeichneten Wachstumsraten von 0,2% (Graz) bis 4,5% (Salzburg).
Trotz der Unsicherheiten über die internationale Wirtschaftsentwicklung und der anhaltenden Probleme des größten heimischen Carriers Austrian Airlines nahmen die Passagierzahlen im österreichischen Flugverkehr zu. Der Flughafen Wien–Schwechat verzeichnete um 7,2% mehr Fluggäste als im Vorjahr, wobei das Marktsegment Osteuropa erneut eine überdurchschnittliche Steigerungsrate aufwies (+14,9%). Die AUA und ihre Tochterunternehmen als Teil des Lufthansa-Konzerns beförderten 11,2 Mio. Fluggäste, um 3,4% mehr als 2010.
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Übersicht 47: Personenverkehr |
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2011 |
2011 |
Ø 2007/2011 |
|
Mio. Personen |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
Veränderung in % |
|
|
|
|
Verkehrsbetriebe insgesamt |
1.145 |
+3,6 |
+1,7 |
Salzburger Verkehrsbetriebe |
25 |
+4,5 |
+0,3 |
Innsbrucker Verkehrsbetriebe |
47 |
+2,3 |
+1,3 |
Linzer Verkehrsbetriebe |
98 |
+1,2 |
+0,7 |
Grazer Verkehrsbetriebe |
100 |
+0,2 |
+0,3 |
Wiener Verkehrsbetriebe |
875 |
+4,3 |
+2,0 |
Luftfahrt1) |
21.955 2) |
+5,92) |
+1,92) |
Q: ÖBB-Geschäftsberichte, Wiener Linien, Statistik
Austria, Austrian Airlines Group. –
1) Linien- und Charterverkehr, An- und
Abflug. – 2) Jänner bis Oktober. |
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Nach dem Höchstwert im
Jahr 2010 wurden 2011 neuerlich wesentlich mehr Pkw neu zum Verkehr zugelassen (356.000
Fahrzeuge, +8,4% gegenüber 2010). Damit waren zum Stichtag 31. Dezember 2011 österreichweit
mehr als 4,5 Mio. Pkw in Betrieb. Auch 2011 war der Anteil der Tageszulassungen
groß (6,2%), was auf eine Verstetigung dieses Trends hindeutet. Die Nachfrage nach
neuen Fahrzeugen tendierte im Jahr 2011 vermehrt zu leistungsstarken Modellen mit
großem Hubraum: Mit +19,8% stieg der Anteil der Fahrzeuge in der Klasse ab 89 kW
stärker als in allen anderen Kategorien. Der Anteil der schwächer motorisierten
Pkw (41 kW bis 67 kW) ging dagegen leicht zurück (–4,1%). Ähnlich stiegen die Neuzulassungen von Pkw
mit großem Hubraum (über 1.500 cm³ +10,8%) wesentlich stärker als jene von Pkw mit
kleinerem Motor (bis 1.500 cm³ +5,1%). Die Nachfrage nach neuen Fahrzeugen mit sehr kleinem Motor (Hubraum 501 cm³
bis 1.250 cm³) wächst zwar ebenfalls seit Jahren, der Marktanteil an den Neuzulassungen
blieb aber auch im Jahr 2011 gering (23%).
Der Anteil der Dieselfahrzeuge
an den neuzugelassenen Pkw erhöhte sich 2011 auf 55% (2010: 51%), die Diesel-Pkw-Flotte
wuchs auf mehr als 2,5 Mio. Fahrzeuge. Erwartungsgemäß war noch keine (kurzfristige)
Nachfragereaktion auf die Tendenz zur Angleichung der Diesel- an die Benzinpreise
infolge der Steuer- und Marktentwicklung zu beobachten. Auch aufgrund der bisher
deutlichen Steuerbegünstigung von Dieselkraftstoff ist der Anteil der Diesel-Pkw
in Österreich wesentlich höher als in anderen europäischen Ländern (z. B. Deutschland
27%, Italien 37% oder Schweiz 17%). Die Nachfrage nach gebrauchten Pkw stieg leicht
um 0,5%.
Nach wie vor äußerst gering
sind die Verkaufszahlen von Pkw mit alternativem Antrieb (Elektro-, Erdgas- oder Hybridantrieb).
Ihr Anteil an den Neuzulassungen betrug 2011 nur 0,7%. Die Zahl der neuzugelassenen
reinen Elektrofahrzeuge, die seit einigen Jahren besonders in der öffentlichen und
fachlichen Diskussion stehen und seit kurzem von großen Herstellern als Serienfahrzeuge
angeboten werden, verfünffachte sich gegenüber dem Vorjahr (631). Um die Verkaufszahlen
erheblich zu steigern und damit dem Ziel eines energieeffizienteren und weniger
erdölabhängigen Verkehrssystems näher zu kommen, bedarf es jedoch noch großer Anstrengungen
auf der Anbieterseite, aber auch auf Seiten der Politik. Letztere steht vor der
Aufgabe, die Rahmenbedingungen für den E-Pkw-Erwerb (Förderungen, gesetzliche Regelungen)
der aktuellen Marktsituation und ihren eigenen Zielen (z. B. Energiestrategie Österreich)
anzupassen.
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Übersicht 48: Neu-
und Gebrauchtzulassungen von Kraftfahrzeugen |
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2011 |
2011 |
Ø 2007/2011 |
|
Stück |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
Veränderung in % |
Neuzulassungen |
|
|
|
Pkw |
356.145 |
+8,4 |
+3,6 |
Hubraum bis 1.500 cm³ |
144.968 |
+5,1 |
+6,6 |
Hubraum 1.501 cm³ oder mehr |
211.178 |
+10,8 |
+1,8 |
|
|
|
|
Lkw |
36.123 |
+16,0 |
–0,3 |
Gesamtgewicht bis 3.499 kg |
32.892 |
+15,6 |
+0,1 |
Gesamtgewicht 3.500 bis 11.999 kg |
1.853 |
+22,1 |
–3,2 |
Gesamtgewicht 12.000 kg oder mehr |
1.378 |
+16,5 |
–4,7 |
|
|
|
|
Anhänger |
28.189 |
+11,4 |
+2,9 |
Nutzlast bis 2.999 kg |
22.483 |
+6,3 |
+3,9 |
Nutzlast 3.000 bis 6.999 kg |
299 |
+2,4 |
+2,0 |
Nutzlast 7.000 kg oder mehr |
5.407 |
+39,8 |
–0,8 |
|
|
|
|
Sattelfahrzeuge |
3.785 |
+74,4 |
–1,4 |
|
|
|
|
Gebrauchtzulassungen |
|
|
|
Pkw |
798.652 |
+0,5 |
+1,5 |
Lkw |
44.772 |
–3,8 |
+2,1 |
Q: Statistik Austria. |
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Stefan Schönfelder (Stefan.Schoenfelder@wifo.ac.at)
Statistik: Michael Weingärtler (Michael.Weingaertler@wifo.ac.at)
Seit 2006 setzt sich eine
für die Landwirtschaft vorteilhafte Entwicklung durch: Günstige Marktbedingungen
für Agrargüter, die von einer beständig steigenden Nachfrage getragen werden, haben
einen Anstieg der Agrareinkommen zur Folge. Stärker als in der Vergangenheit, als
die Agrarmärkte von Maßnahmen der Agrarpolitik bestimmt wurden, schlägt sich jedoch
die Volatilität der internationalen Rohstoffpreise in großen Einkommensschwankungen
nieder. 2011 war für die österreichische Landwirtschaft ein gutes Jahr: Nominell
überschritt das Einkommen den bisherigen Höchstwert von 2007, real erreichte es
nahezu dasselbe Niveau. Gemäß den Ergebnissen der zweiten Vorausschätzung der Landwirtschaftlichen
Gesamtrechnung von Statistik Austria mit Stand Februar 2012 stiegen die realen Faktoreinkommen
je JAE (Jahresarbeitseinheit; dies entspricht einem Vollzeitäquivalent) in der Landwirtschaft
2011 gegenüber dem Vorjahr um 16,1%, nachdem 2010 bereits eine Steigerung um 13,6%
gegenüber 2009 verzeichnet worden war. Der Zuwachs des nominellen Faktoreinkommens
je JAE gegenüber 2010 betrug 18,7%, nach fast +16% im Vorjahr.
Ein Teil des Einkommenszuwachses war 2011 auf die Verringerung des Arbeitseinsatzes um 1,5% zurückzuführen (Abbildung 20). Der Rückgang der Beschäftigung in der Landwirtschaft ist im internationalen Vergleich gering. Der seit einem Jahrzehnt beobachtete Trend einer Zunahme der Zahl entlohnter Arbeitskräfte in der Landwirtschaft hielt auch 2011 an (+8,9% gegenüber 2010). Das Arbeitsvolumen von unselbständig Erwerbstätigen (gemäß LGR-Terminologie "entlohnter Arbeitseinsatz") betrug 17.400 JAE. Dies entsprach 12,4% des Arbeitseinsatzes in der Landwirtschaft insgesamt.
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Abbildung 20: Faktoreinkommen
in der Landwirtschaft und Anteil der Landwirtschaft an den Erwerbstätigen |
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Q: Statistik Austria, Landwirtschaftliche Gesamtrechnung 2011, Stand Februar 2012. JAE . . . Jahresarbeitseinheit (Vollzeitäquivalent). |
|
|
Schrittweise Anpassung der Gemeinsamen Agrarpolitik
in den kommenden Jahren absehbar |
Die Europäische Kommission legte
am 12. Oktober 2011 Vorschläge zur weiteren Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik
vor. Diese sehen eine neue Partnerschaft zwischen der EU und der Landwirtschaft
vor, um den Herausforderungen Ernährungssicherheit, nachhaltige Nutzung der natürlichen
Ressourcen und Wachstum zu begegnen. Die Anpassungs- und Wettbewerbsfähigkeit
soll in den kommenden Jahren so gestärkt werden, dass der Agrarsektor dem Klimawandel
und der internationalen Konkurrenz standhalten kann und zugleich den Erwartungen
der Bürgerinnen und Bürger gerecht wird. Dazu formulierte die Kommission vier
Vorschläge für neue Grundverordnungen des Europäischen Parlaments und des Rates
zur Gemeinsamen Agrarpolitik über Direktzahlungen, die gemeinsame Marktorganisation
(einheitliche GMO), die Entwicklung des ländlichen Raumes sowie eine horizontale
Verordnung über die Finanzierung, Verwaltung und das Kontrollsystem der GAP. Die reformierte GAP schafft gemäß
den Vorstellungen der Kommission neue Voraussetzungen, um Innovationen voranzutreiben,
die wirtschaftliche wie auch die ökologische Wettbewerbsfähigkeit des Agrarsektors
zu stärken, den Klimawandel zu bekämpfen sowie Beschäftigung und Wachstum zu fördern.
Sie wird damit einen Beitrag zur Strategie "Europa 2020" leisten. Tiefergehende Konsequenzen der Reform
für Österreich sind vor allem in drei Bereichen abzusehen: ·
Der Übergang
vom historischen Modell der Bemessung von Betriebsprämien zu einem Modell regional
einheitlicher Prämien wird eine Verlagerung von EU-Förderungen innerhalb des Agrarsektors
zur Folge haben. ·
Die mit dem
Bezug von Betriebsprämien verbundenen Auflagen für eine umweltgerechte Produktion
dürften verschärft werden; dies wird einige Betriebe veranlassen, auf Agrarförderungen
zu verzichten. ·
Die Kürzung
der Mittel für das Programm der ländlichen Entwicklung wird wahrscheinlich mit
einer Verringerung der Agrarumweltförderungen einhergehen. Eine ursprünglich noch als Option
diskutierte weitgehende Beseitigung agrarpolitischer Instrumente dürfte nicht
umgesetzt werden. Gleichwohl wird der nominelle Betrag des EU-Agrarbudgets im
neuen Finanzrahmen um 12% gekürzt werden. Das finanzielle Gewicht der Landwirtschaft
als Politikfeld der EU wird daher abnehmen. Damit wird dem anhaltenden Strukturwandel
in der Landwirtschaft Rechnung getragen, der sich in den kommenden Jahren beschleunigen
dürfte, da zwei Drittel der aktiven Landwirte und Landwirtinnen älter als 55 Jahre
sind. |
|
Im Jahr 2008 hatte die
Landwirtschaft in Österreich eine außerordentlich gute Ernte erzielt. 2011 wurde
nach zwei eher ertragsschwachen Jahren wieder eine hohe Erntemenge eingebracht.
Im Pflanzenbau übertraf das Ergebnis den Vorjahreswert um 19,5%. Besonders hoch
war der Anstieg der Weinernte (+56,7%) gegenüber dem von einer Missernte geprägten
Jahr 2010. Die Getreideernte (+21,1%) und der Ertrag von Frischgemüse (+14,4%),
Erdäpfeln (+19,3%) und Obst (+19,9) lagen ebenfalls deutlich über dem Vorjahresniveau,
und auch die Erträge von Zuckerrübe (+9,8%) sowie Ölsaaten und Ölfrüchten (+9,0%)
waren 2011 höher als im Jahr zuvor. Der Mangel an Niederschlägen in den Grünlandgebieten
begrenzte das Wachstum von Feldfutter, dessen Erntemenge nur geringfügig höher war
als 2010 (+3,2%).
Als "natürliches Hedging"
in der Landwirtschaft bezeichnet man den Umstand, dass in Jahren mit hohen Erntemengen
häufig niedrige Preise zu beobachten sind. Für die pflanzliche Produktion insgesamt
traf dies 2011 zu. Die Erzeugerpreise über alle Pflanzenbauprodukte waren im Durchschnitt
um 0,7% niedriger als im Jahr zuvor. Besonders deutlich verfielen die Preise von
Frischgemüse (–13%), Erdäpfeln (–13,2%) und Wein (–9,7%).
Auch die Getreidepreise waren 2011 niedriger als 2010 (–5,6%). In den anderen Produktkategorien wurden jedoch
neben steigenden Erntemengen auch höhere Preise als im Jahr 2010 verzeichnet. Stark
ausgeprägt war der Preisanstieg auf dem Zuckermarkt; dies hatte eine signifikante
Verteuerung von Zuckerrüben zur Folge (+25,7%).
Die größte Steigerung des
Produktionswertes gemessen zu Erzeugerpreisen war für Eiweißpflanzen (+58,2%), Zuckerrüben
(+38,0%), Wein (41,4%) und Obst (27,6%) gemeldet. Im Gemüsebau ging der Produktionswert
trotz guter Ernte leicht zurück (–0,5%). In
den anderen Produktionszweigen waren zumindest leichte Zuwächse zu beobachten. Der
Produktionswert der pflanzlichen Erzeugung gemessen zu Erzeugerpreisen betrug im
Jahr 2011 3,4 Mrd. € und war um 18,6% höher als 2010.
Im Pflanzenbau schwanken
die Erträge häufig aufgrund der Wetterbedingungen, während die Entwicklung in der
Tierhaltung eher gleichmäßig verläuft, da die Produktion unter kontrollierten Bedingungen
erfolgt. Die Fleischerzeugung nahm im Jahr 2011 geringfügig ab (Rindfleisch –0,2%,
Schweinefleisch –1,5%), während die Produktionsmenge
von Milch (+3,1%) und Eiern (+7,5%) zunahm. Mit Ausnahme der Erzeugerpreise von
Eiern (–0,7% gegenüber 2010) zogen die Preise durchwegs
deutlich an. Die Erzeugerpreise stiegen in der Tierhaltung insgesamt um 10,3%; dazu
trug vor allem die Verteuerung von Rindfleisch bei (+15,3%). Insgesamt erhöhte sich
der Produktionswert gemessen zu Erzeugerpreisen um 12% auf 3,2 Mrd. €.
Der Produktionswert der
landwirtschaftlichen Güter betrug im Jahr 2011 6,7 Mrd. € (zu Herstellungspreisen;
zu Erzeugerpreisen 6,6 Mrd. €). Er war somit erstmals höher als in den Jahren der
Hochpreispolitik vor dem EU-Beitritt Österreichs. 1990 und 1991 hatte der nominelle
Produktionswert landwirtschaftlicher Güter (zu Herstellungspreisen) rund 6 Mrd.
€ betragen, 1999 und 2005 sogar unter 5 Mrd. €.
Auch der Umfang landwirtschaftlicher
Dienstleistungen und die Produktion nichtlandwirtschaftlicher Nebentätigkeiten waren
2011 höher als im Jahr zuvor. Einschließlich der landwirtschaftlichen Güter betrug
der Wert der Erzeugung des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereiches zu Herstellungspreisen
7,3 Mrd. € (+13,5% gegenüber 2010).
Der Wert des Vorleistungsbezuges
der Landwirtschaft stieg bereits 2007 gegenüber dem Vorjahr um beinahe 9% und wurde
2008 neuerlich um über 9% ausgeweitet. 2009 war eine leichte Verringerung zu verzeichnen,
2010 jedoch wieder eine Ausweitung. 2011 erhöhte sich der Vorleistungsbezug neuerlich
stark (+10,9%). Vor allem für Düngemittel (+31%), Energie und Schmiermittel (+21,2%)
sowie Futtermittel (+15,6%) wurde 2011 deutlich mehr ausgegeben als im Jahr zuvor.
Der Wert der Vorleistungen betrug 2011 insgesamt 4,2 Mrd. €.
Die Bruttowertschöpfung
der österreichischen Landwirtschaft zu Herstellungspreisen erhöhte sich 2011 das
zweite Jahr in Folge (auf 3,1 Mrd. €, +17,1% gegenüber 2010). Der beträchtliche
Rückgang des Jahres 2009 (–17% gegenüber
2008) wurde somit mehr als wettgemacht. Die Abschreibungen nahmen ebenfalls zu,
jedoch in viel geringerem Ausmaß (+3,2% auf 1,7 Mrd. €). Die Nettowertschöpfung
zu Herstellungspreisen stieg gegenüber 2010 um 38,4% auf 1,5 Mrd. €.
Das nominelle Faktoreinkommen war 2011 um 16,9% höher als im Vorjahr, da der Saldo aus sonstigen Produktionsabgaben und Subventionen positiv war. Die an den Agrarsektor ausgezahlten Förderungen umfassen zwei wesentliche Komponenten: Gütersubventionen und sonstige Subventionen. Deren relatives Gewicht blieb in den letzten Jahren nahezu unverändert (Übersicht 50). Die Agrarförderungen wurden 2011 leicht verringert (–1,4%) und erreichten einen Wert von 1,7 Mrd. €.
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Übersicht 49: Erzeugung,
Wertschöpfung und Einkommen in der österreichischen Landwirtschaft |
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|
Wert |
Volumen |
Preise |
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2010 |
2011 |
2011 |
2011 |
2011 |
|
Mio. € |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
2010 = 100 |
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|
|
|
Zu Erzeugerpreisen |
|
|
|
|
|
Pflanzenbau1) |
2.901 |
3.442 |
+18,6 |
119,5 |
99,3 |
+ Tierproduktion |
2.840 |
3.181 |
+12,0 |
101,5 |
110,3 |
= Erzeugung landwirtschaftlicher Güter |
5.742 |
6.623 |
+15,4 |
110,6 |
104,3 |
+ Erzeugung landwirtschaftlicher Dienstleistungen |
243 |
260 |
+6,8 |
102,5 |
104,2 |
= Landwirtschaftliche Erzeugung |
5.985 |
6.883 |
+15,0 |
110,3 |
104,3 |
+ Nicht trennbare nichtlandwirtschaftliche Nebentätigkeiten |
378 |
386 |
+2,3 |
98,8 |
103,5 |
= Erzeugung des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs |
6.363 |
7.270 |
+14,3 |
109,6 |
104,2 |
|
|
|
|
|
|
Zu Herstellungspreisen |
|
|
|
|
|
Pflanzenbau |
2.897 |
3.439 |
+18,7 |
119,5 |
99,3 |
+ Tierproduktion |
2.921 |
3.224 |
+10,4 |
101,5 |
108,8 |
= Erzeugung landwirtschaftlicher Güter |
5.819 |
6.663 |
+14,5 |
110,4 |
103,7 |
+ Erzeugung landwirtschaftlicher Dienstleistungen |
243 |
260 |
+6,8 |
102,5 |
104,2 |
= Landwirtschaftliche Erzeugung |
6.062 |
6.923 |
+14,2 |
110,1 |
103,7 |
+ Nicht trennbare nichtlandwirtschaftliche Nebentätigkeiten |
378 |
386 |
+2,3 |
98,8 |
103,5 |
= Erzeugung des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs |
6.440 |
7.310 |
+13,5 |
109,4 |
103,7 |
|
|
|
|
|
|
– Vorleistungen insgesamt1) |
3.761 |
4.173 |
+10,9 |
101,0 |
109,9 |
= Bruttowertschöpfung |
2.679 |
3.137 |
+17,1 |
121,3 |
96,5 |
– Abschreibungen |
1.620 |
1.672 |
+3,2 |
100,7 |
102,5 |
= Nettowertschöpfung |
1.059 |
1.466 |
+38,4 |
152,8 |
90,5 |
± Saldo sonstiger Produktionsabgaben, Subventionen |
1.377 |
1.383 |
+0,4 |
|
|
= Faktoreinkommen
bzw. Nettowertschöpfung zu Faktorkosten |
2.436 |
2.849 |
+16,9 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Nominelles Faktoreinkommen je JAE2) 1.000 € |
17,17 |
20,37 |
+18,7 |
|
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Q: Statistik Austria, Landwirtschaftliche Gesamtrechnung
2011, Stand Februar 2012. – 1) Einschließlich
im Betrieb erzeugter und verbrauchter Futtermittel. – 2) Jahresarbeitseinheit (entlohnt und nicht entlohnt). |
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Übersicht 50: Subventionen
und Steuern in der österreichischen Landwirtschaft |
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|
2009 |
2010 |
2011 |
|
|
Mio. € |
Mio. € |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|
|
|
|
|
|
Förderungen insgesamt |
1.696 |
1.702 |
1.678 |
–1,4 |
Gütersubventionen |
155 |
151 |
140 |
–7,6 |
Pflanzenbau |
5 |
2 |
4 |
+46,6 |
Tierprämien |
104 |
103 |
89 |
–13,5 |
Sonstiges1) |
47 |
46 |
47 |
+2,8 |
Sonstige Subventionen |
1.541 |
1.551 |
1.539 |
–0,8 |
Zahlungsansprüche2) |
617 |
635 |
631 |
–0,6 |
Agrarumweltförderungen |
573 |
581 |
579 |
–0,5 |
Ausgleichszulagen |
272 |
272 |
266 |
–2,1 |
Andere |
79 |
63 |
63 |
–0,0 |
|
|
|
|
|
Steuern und Abgaben |
213 |
202 |
208 |
+2,9 |
Gütersteuern |
21 |
28 |
52 |
+86,9 |
Sonstige Produktionsabgaben |
192 |
174 |
156 |
–10,6 |
Q: Statistik Austria, Landwirtschaftliche Gesamtrechnung
2011, Stand Februar 2012. – 1) Ab
2005 Mineralölsteuerrückvergütung für Agrardieseltreibstoff. – 2) Häufig auch als "einheitliche Betriebsprämie"
bezeichnet, wurde bis 2004 unter anderen Bedingungen als Gütersubventionen gewährt.
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|
Österreich ist traditionell
Nettoimporteur von Agrargütern und Nahrungsmitteln. Die Differenz zwischen Importen
und Exporten hatte sich seit dem EU-Beitritt nach einigen Anpassungsjahren kontinuierlich
verringert, und zwar bis auf einen Saldo von –166
Mio. € im Jahr 2006. Im Jahr 2007 kehrte sich diese Entwicklung jedoch um, und der
Überhang der Importe von Agrargütern vergrößerte sich. 2009 erreichte der Importüberschuss
einen Höchstwert (gemäß KNO-Klassifikation 912 Mio. €); 2010 sank er leicht auf
904 Mio. €, 2011 aber deutlich auf 503 Mio. €. Die Importe (+11,1% gegenüber 2010)
wuchsen schwächer als die Exporte (+17,5%), sodass sich der Agrarhandelssaldo aus
österreichischer Sicht merklich verbesserte (Übersicht 51).
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Übersicht 51: Agraraußenhandel 2010 |
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Kombinierte Nomenklatur – KNO |
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|
Export |
Import |
Saldo |
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|
|
|
Insgesamt |
EU 15 |
EU 27 |
|
Anteile in % |
Mio. € |
|||
|
|
|
|
|
|
01 Lebende Tiere |
2,0 |
2,2 |
–26,4 |
–22,9 |
–107,7 |
02 Fleisch und Fleischwaren |
11,3 |
8,6 |
+209,2 |
–57,6 |
+36,7 |
03 Fische, Krebstiere, Weichtiere |
0,2 |
2,1 |
–190,1 |
–115,4 |
–127,0 |
04 Milch, Milcherzeugnisse, Eier und
Honig |
10,9 |
6,8 |
+335,9 |
+256,9 |
+291,1 |
05 Andere Waren tierischen Ursprungs |
0,6 |
0,8 |
–26,6 |
–1,5 |
+3,8 |
06 Waren pflanzlichen Ursprungs |
0,4 |
3,6 |
–312,7 |
–321,4 |
–307,1 |
07 Gemüse, Wurzeln, Knollen |
1,5 |
4,8 |
–326,4 |
–303,2 |
–281,4 |
08 Früchte |
2,3 |
7,5 |
–513,3 |
–243,9 |
–219,8 |
09 Kaffee u. Ä., Gewürze |
1,5 |
4,7 |
–313,6 |
–163,7 |
–117,5 |
10 Getreide |
3,9 |
4,1 |
–38,4 |
+155,0 |
–53,4 |
11 Müllereierzeugnisse |
1,6 |
1,0 |
+56,0 |
+25,3 |
+42,1 |
12 Ölsaaten und ölhaltige Früchte |
2,0 |
3,4 |
–146,1 |
–8,5 |
–135,9 |
13 Schellack, Gummen, Harze und andere
Pflanzensäfte |
0,1 |
0,4 |
–30,0 |
–13,4 |
–12,4 |
14 Flechtstoffe und andere Waren pflanzlichen
Ursprungs |
0,0 |
0,0 |
–2,1 |
–0,7 |
–0,6 |
15 Tierische und pflanzliche Öle und
Fette |
2,9 |
5,6 |
–275,7 |
–238,5 |
–227,4 |
16 Zubereitungen von Fleisch, Fischen
u. Ä. |
3,6 |
3,6 |
–13,7 |
–1,7 |
+4,4 |
17 Zucker und Zuckerwaren |
2,2 |
2,7 |
–56,6 |
–91,1 |
–87,0 |
18 Kakao, Kakaozubereitungen |
3,9 |
4,2 |
–50,1 |
–123,2 |
–70,2 |
19 Zubereitungen aus Getreide und
anderen Backwaren |
8,0 |
7,4 |
+15,6 |
–95,7 |
–41,8 |
20 Zubereitungen von Gemüse und Früchten
u. Ä. |
6,3 |
6,3 |
–27,9 |
+54,9 |
+39,8 |
21 Verschiedene Lebensmittelzubereitungen |
6,7 |
6,3 |
+3,2 |
–242,9 |
–161,9 |
22 Getränke, alkoholische Flüssigkeiten
und Essig |
23,8 |
5,8 |
+1.608,5 |
+737,2 |
+854,5 |
23 Rückstände und Abfälle, Tierfutter |
3,6 |
4,1 |
–70,1 |
–136,9 |
–78,2 |
24 Tabak und Tabakwaren |
0,7 |
3,9 |
–311,3 |
–207,5 |
–304,2 |
|
|
|
|
|
|
|
Mio. € |
||||
|
|
|
|
|
|
Agrarhandel insgesamt laut KNO |
9.135,7 |
9.638,5 |
–502,8 |
–1.160,2 |
–1.061,1 |
Agrarhandel insgesamt laut SITC1) |
9.060,6 |
9.723,3 |
–662,7 |
–1.251,0 |
–1.152,1 |
|
|
|
|
|
|
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||||
|
|
|
|
|
|
Agrarhandel insgesamt laut KNO2) |
+17,5 |
+11,1 |
+44,4 |
+23,0 |
+20,3 |
Agrarhandel insgesamt laut SITC1) |
+16,9 |
+11,0 |
+34,4 |
+20,0 |
+16,1 |
Q: Statistik Austria, WIFO-Datenbank. 2011: vorläufige Werte. – 1) Die Summen nach KNO- und SITC-Nomenklatur weichen wegen des gewählten Aggregationsverfahrens (SITC 0, 1, 21, 22, 29, 4) und der zunehmenden Zahl von Positionen mit Geheimhaltung in der KNO-Außenhandelsdatenbank voneinander ab. – 2) + . . . Rückgang des Importüberschusses. |
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Der Agrarhandelssaldo mit
den 12 neuen EU-Ländern betrug 2011 nur noch +99 Mio. €, also nur noch ein Drittel
des Wertes von 2009. Gegenüber den anderen EU-Ländern verringerte sich der Importüberhang
von 1,5 Mrd. € im Jahr 2010 auf 1,2 Mrd. € im Jahr 2011. Insgesamt importierte Österreich
2011 aus den EU-Ländern um 1,1 Mrd. € mehr an Agrargütern als exportiert wurde.
Im Durchschnitt der EU
27 stieg das reale landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitskraft im Jahr 2011 nach
ersten Schätzungen von Eurostat ebenfalls, allerdings um nur 6,7% (2010 +12,6%).
Dieser Einkommensanstieg ergab sich aus einer Zunahme des realen landwirtschaftlichen
Einkommens (+3,9%) und einer Verringerung des landwirtschaftlichen Arbeitseinsatzes
(–2,7%). Längerfristig (2005/2011) erhöhte sich das
reale landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitskraft in der EU 27 um 18,3%, während
der landwirtschaftliche Arbeitseinsatz um 15,2% zurückging. Im selben Zeitraum nahm
der landwirtschaftliche Arbeitseinsatz in Österreich um 9,8% ab, das reale landwirtschaftliche
Einkommen je Arbeitskraft stieg um 21%.
Höher als im Vorjahr war
das Einkommen je Arbeitskraft 2011 vor allem in Rumänien (+43,7%), Ungarn (+41,8%),
Irland (30,1%) und der Slowakei (25,3%). In Belgien (–22,5%), Malta (–21,2%),
Portugal (–10,7%), Finnland (–9,6%) und den Niederlanden (–8,1%) waren empfindliche Einbußen zu verzeichnen.
Im Durchschnitt der EU
27 war der Einkommenszuwachs hauptsächlich das Ergebnis einer Steigerung des Wertes
der landwirtschaftlichen Produktion zu realen Erzeugerpreisen (+7,5%), während auch
die realen Vorleistungskosten zunahmen (+9,7%). Die Abnahme des realen Wertes der
Subventionen abzüglich Steuern (–1,2%) und
der realen Abschreibungen (–0,1%) hatte
nur geringen Einfluss.
Die Inlandspreise von Nadelsägerundholz
erhöhten sich im Laufe des Jahres 2011 von knapp 90 € je fm auf fast 97 € je fm.
Im Jahresdurchschnitt lag der Preis bei 93,65 € je fm (+12%). Nadelholz gesägt (über
6 mm) kostete im Export um 6,3% mehr als 2010.
|
Abbildung 21: Holzversorgung und Holzpreise |
|
Q: Statistik Austria, Land- und forstwirtschaftliche
Erzeugerpreise. |
|
Auch die Preise von Faser-
und Schleifholz zogen 2011 neuerlich kräftig an (+20%). Im Jahresdurchschnitt zahlte
die Papierindustrie für Rohholz etwas über 40 € je fm. Importiertes Nadelrohholz
war im Jahresdurchschnitt um 14,5% teurer als 2010.
2011 erzeugten laut dem
arbeitstagsbereinigten Produktionsindex (ÖNACE 2008, EU-harmonisiert) sowohl die
Papierindustrie (C17, +4%) als auch die Herstellung von Holz- und Korkwaren (C16,
+7,3%) mehr als im Vorjahr. Ein Rückgang von 0,3% wurde hingegen im Bauwesen (F)
verzeichnet. Die Entwicklung in den holznachfragenden Branchen hat unmittelbare
Auswirkungen auf die Absatzsituation in der Forstwirtschaft.
Franz Sinabell (Franz.Sinabell@wifo.ac.at)
Statistik: Dietmar Weinberger (Dietmar.Weinberger@wifo.ac.at)
|
The Austrian Economy in 2011: Recovery Continued – Summary |
In 2011, the world economy grew rapidly once again (by almost 4 percent). The recovery after the severe economic crisis of 2008 and 2009 thus continued. However, in many countries the economy still failed to return to its pre-crisis output level. As a consequence, the stance of monetary and fiscal policy remained expansionary in many parts of the world. In the USA aggregate output showed a comparatively sluggish trend in 2011. GDP increased by an annual average of 1.7 percent only but gained momentum over the course of the year. As the US economy had not yet overcome the consequences of the crisis of 2008-09 even in 2011, supportive monetary and fiscal policies were kept in place during the whole of the year. In the euro area growth slowed from 1.9 percent in 2010 to 1.5 percent in 2011. Differences in growth rates observed between the euro-area countries already in 2010 widened in 2011. Whereas the export-oriented economies benefited from the overseas economic upturn, there was a lack of stimulus in many other euro-area countries. Financial markets' loss of confidence in the solvency of some euro-area member country, which could already be observed in 2010, intensified and spread to further countries. Despite the increase of the inflation rate above 3 percent the difficulties in the banking sector required a continuously expansionary monetary policy. For the Austrian economy 2011 was a very successful year with real aggregate output increasing by 3.1 percent. All main demand components contributed positively to growth. Real exports expanded strongly by 6.7 percent, albeit less vigorously than a year earlier. Gross fixed capital formation was another important growth driver. Investment in machinery and equipment grew especially strongly (+11.3 percent in real terms; above all vehicles). By contrast, construction investment expanded only sluggishly. Despite noticeable increases of nominal household income, consumption expenditures of private households returned to a flatter trend in 2011, because the inflation rate of 3.3 percent was the highest since 1993. The increase in consumption thus involved a further reduction of the savings ratio. Although the economy increasingly lost momentum over the course of the year, employment expanded continuously. New jobs were created both in manufacturing and in services. At 4.2 percent the harmonised unemployment rate was the lowest in the whole of the EU in 2011. However, a considerable increase in the number of unemployed persons was observed at the end of the year. |
|
[a]) Siehe dazu auch Url, Th., "Ratingagenturen: Verursacher, Verstärker oder im Sog der Staatsschuldenkrise?", WIFO-Monatsberichte, 2011, 84(12), S. 811-825, http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/43197.
[b]) European Commission, Alert Mechanism
Report, COM(2012) 68, Brüssel, 2012.
[c]) Weitere Details zur Entwicklung des österreichischen Warenaußenhandels: FIW Kurzbericht Nr. 7 und FIW Spezial Nr. 4 (http://www.fiw.ac.at/index.php?id=3).
[d]) OECD, Economic Outlook,
Paris, November 2011.
[e]) World Tourism
Organization (UNWTO), World Tourism Barometer, 2012, Advance Release, Madrid,
Jänner 2012.
[f]) European Travel Commission (ETC),
"European Tourism 2011 - Trends &
Prospects", Quarterly Report, 2011, (Q4), S. 3.
[g]) travel tribune, "Der
Nachrichtendienst für die Tourismuswirtschaft", 2012, (6).
[h]) Laimer, P., Ostertag-Sydler, J., Smeral, E., Ein Tourismus-Satellitenkonto für Österreich. Methodik, Ergebnisse und Prognosen für die Jahre 2000 bis 2012, Studie von Statistik Austria und WIFO im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend, Wien, 2012.
[i]) Siehe dazu Leoni, Th., Marterbauer, M., Tockner, L., "Die stabilisierende Wirkung der Sozialpolitik in der Finanzmarktkrise", WIFO-Monatsberichte, 2011, 84(3), S. 187-198, http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/41406.
[j]) Das Sparen besteht laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung aus dem nicht konsumierten Teil des verfügbaren Einkommens und den im laufenden Jahr erworbenen betrieblichen Pensionsansprüchen. Die volkswirtschaftliche Sparquote als Pendant zur Konsumquote setzt dieses so definierte Sparen in Relation zum verfügbaren Einkommen.
[k]) Fenz, G., Fritzer, F., Gnan, E., Holler, J., Köhler-Töglhofer, W., Mooslechner, P., Reiss, L., Schneider, M., Stiglbauer, A., "Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für Österreich 2011 bis 2013", Geldpolitik & Wirtschaft, 2011, (Q4/11).
[l]) Arithmetisches Mittel der Salden aus positiven und negativen Antworten zu den Erwartungen zur Einkommens- und Wirtschaftsentwicklung, zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit (mit umgekehrtem Vorzeichen) sowie zum Sparen in den nächsten 12 Monaten.
[m]) Im Gegensatz dazu enthalten die Konsumausgaben der Bevölkerung deren Ausgaben im In- und Ausland.
[n]) Die Berechnung der Selbständigenzahlen durch das WIFO enthält alle Personen, die gemäß Erwerbskarrierenmonitoring der Arbeitsmarktdatenbank von AMS und Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz ausschließlich als Selbständige in bzw. außerhalb der Land- und Forstwirtschaft tätig sind (Selbständige mit einer zusätzlichen unselbständigen Beschäftigung bleiben unberücksichtigt). Darüber hinaus wird die Zahl der Rechtsanwälte bzw. Rechtsanwältinnen, Notare bzw. Notarinnen und Ziviltechniker bzw. Ziviltechnikerinnen in Österreich laut den Länderkammern der Architekten und Ingenieurkonsulenten, dem Österreichischen Rechtsanwaltskammertag und der Österreichischen Notariatskammer berücksichtigt.
[o]) Der Beschäftigungsrückgang in der Energieversorgung ist auf eine Umbuchung der KFA Wien zugunsten der Wirtschaftsklasse "Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen" zurückzuführen.
[p]) Als langzeitbeschäftigungslose Arbeitslose gelten zum jeweiligen Stichtag beim AMS als arbeitslos vorgemerkte Personen, die mehr als ein Jahr mit Unterbrechungen von weniger als 62 Tagen immer wieder den Status "vorgemerkt arbeitslos" erhalten haben.
[q]) Alle Vormerkepisoden als arbeitslos, lehrstellensuchend und in Schulungsmaßnahmen mit Unterbrechungen bis zu 62 Tagen werden als eine Episode gezählt. Wenn eine Episode länger als ein Jahr dauert, gilt die Person als langzeitbeschäftigungslos.
[r]) Kostera, D., Der Stellenmarkt in Österreich: Jahresbericht 2011. Analyse der Personalnachfrage in Medieninseraten, Studie von GfK Austria im Auftrag des AMS Österreich, Wien, 2012.
[s]) Huber, P., Bierbaumer-Polly, J., Kunnert, A., Nowotny, K., Schönfelder, St., Die Wirtschaft in den Bundesländern. II. Quartal 2011, WIFO, Wien, 2011, http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/43152.
[t]) IEA, Are We Entering a
Golden Age of Gas? Special Report, World Energy Outlook, Paris, 2011.
[u]) Vgl. Kummer, S., Schramm, H. H., Dieplinger, M., Lenzbauer, S., Ist eine Mineralölsteuererhöhung zur Budgetsanierung geeignet? Analyse MÖSt-Erhöhungen im Jahre 2011, Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich, Wien, 2012.
[v]) Als Arbitrage werden Transaktionen zur Nutzung von Preisunterschieden auf räumlich oder zeitlich getrennten Teilmärkten verstanden.
[w]) Ende 2011 hob Italien die Steuersätze für Treibstoffe im Rahmen des Haushaltskonsolidierungsprogrammes drastisch an (bis zu +0,16 € je Liter).
[x]) Im Laufe des Jahres 2010 wurden
verschiedene Netzabschnitte vor allem in der Ostregion neu eröffnet. Die hier
angegebenen Veränderungsraten beziehen sich auf eine einheitliche
Vergleichsbasis, d. h. Fahrleistungen auf dem Autobahnen- und
Schnellstraßennetz ohne die Neueröffnungen.
[y]) Die Transport- oder Verkehrsleistung beschreibt die
Kombination aus von Aufkommen bzw. Tonnage und Transportdistanz.
[z]) Die RCA hat in den Jahren 2010 und 2011 ihr Angebot im inländischen Schienengüterverkehr gestrafft und teils deutliche Preiserhöhungen umgesetzt.
[aa]) Fahrgastzahlen der ÖBB lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.