Wirtschaftschronik
I. Quartal 2012
Abgeschlossen am 31. März 2012
• E-Mail-Adresse: Angelina.Keil@wifo.ac.at
INHALT
Der "Euro-Rettungsschirm" wird auf 800 Mrd. € vergrößert, um Spekulationen gegen Staatsanleihen von Euro-Ländern entgegentreten zu können. So stehen nach der Ratifizierung des neugeschaffenen Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM durch die einzelnen Euro-Länder 500 Mrd. € zur Verfügung, ergänzt durch das bereits im Rahmen der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) bereitgestellte Volumen und ebenfalls bereits vergebene bilaterale Mittel. Um einen Zahlungsausfall Griechenlands zu verhindern und nachdem private Gläubiger auf über 50% ihrer Forderungen verzichten, wird das Hilfspaket für Griechenland von der EU und dem IWF umgesetzt. Der Währungsfonds fordert von seinen Mitgliedern eine Aufstockung der finanziellen Mittel. Die öffentliche Verschuldung vieler europäischer Länder wie auch deren wirtschaftliche Verflechtung veranlasst die Ratingagenturen zur Herabsetzung der Ratings mehrerer europäischer Länder und der EFSF. In den meisten EU-Ländern werden Konsolidierungsprogramme umgesetzt. |
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Ungarn: Mehrwertsteuer
1. Jänner: Ungarn erhöht die Mehrwertsteuer
auf Waren und Dienstleistungen von 25% auf 27%.
USA: Eastman Kodak
6. Jänner: Der Fotokonzern Eastman Kodak (USA)
meldet Gläubigerschutz nach Chapter 11 an.
EU-Länder: Rating
13. Jänner: Standard & Poor's senkt das Langzeitrating
von Zypern, Italien, Portugal und Spanien um zwei Stufen. Österreich, Frankreich,
die Slowakei und Slowenien werden um eine Stufe herabgesetzt. Die Niederlande, Finnland
und Luxemburg behalten das Triple-A-Rating, allerdings mit negativem Ausblick. Deutschland
behält das Bestrating mit stabilem Ausblick. Die Ratingagentur schätzt die Ergebnisse
des EU-Gipfels vom 9. Dezember als nicht ausreichend ein, um die öffentlichen Finanzierungsprobleme
im Euro-Raum zu lösen.
EFSF-Rating
16. Jänner: Als Folge der Herabstufung einzelner
Euro-Länder und nachdem französische und österreichische Anleihen die Top-Bonität
verloren haben, stuft Standard & Poor's auch die Bonität der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität
(EFSF) von AAA auf AA+ herab.
IWF
19. Jänner: Um einer möglichen Verschärfung der
Krise im Euro-Raum entgegenwirken zu können, benötigt der Internationale Währungsfonds
eine erweiterte finanzielle Ausstattung. Er strebt deshalb eine Aufstockung seiner
Finanzmittel um 600 Mrd. $ an, welche die Kapazität der Kreditvergabe um 500 Mrd.
$ ausweiten wird. Die USA sind derzeit nicht bereit, diese Maßnahme mitzutragen.
Sie halten mit 17% den größten Anteil des IWF-Kapitals. 2014 werden die Quoten und
Stimmrechte des Fonds neu festgelegt.
Italien: Liberalisierungsprogramm
20. Jänner: Italiens Regierung beschließt ein
Liberalisierungsprogramm zur Stimulierung des Wettbewerbes. Schwerpunkte sind die
Abschaffung der festgelegten Einkommensteuertarife für Freiberufler und der Verkauf
des staatlichen Gasversorgungsunternehmens Società Nazionale Metanodotti (SNAM) des italienischen Erdöl-
und Energiekonzerns Eni.
Kroatien: EU-Abstimmung
22. Jänner: 66% der kroatischen Bevölkerung stimmen
für den Beitritt zur EU. Die Wahlbeteiligung liegt bei 44%.
EU: Sanktionen Iran
23. Jänner: Die Außenminister der EU-Länder einigen
sich auf ein Importverbot für petrochemische Produkte aus dem Iran ab 1. Juli 2012.
Dadurch soll dem Iran die Finanzierung seines Atomprogrammes erschwert werden. Die
Sanktionen betreffen auch eine Erweiterung der Auslieferungsverbote von Schlüsseltechnologien
für die petrochemische Industrie, ein Lieferverbot für frische Banknoten und Münzen
sowie ein Verbot des Verkaufes von Gold, Diamanten und anderen Edelmetallen an die
iranische Regierung und die Notenbank. Die EU bezieht 5,7% der gesamten Rohölimporte
aus dem Iran.
Die ungarische Regierung
von Ministerpräsident Orban wird die geplante Zusammenlegung von Notenbank und Finanzmarktaufsichtsbehörde[a]) nicht umsetzen. Dieser Schritt wird von der Europäischen
Kommission vorausgesetzt, um Verhandlungen über die von Ungarn beantragte Finanzhilfe
von EU und IWF aufzunehmen.
Weltwirtschaftsforum
25.-29. Jänner: In Davos
findet das Weltwirtschaftsforum statt. Christine Lagarde, Direktorin des Währungsfonds,
fordert die EU-Länder auf, zusätzliche Mittel für den Europäischen Stabilitätsmechanismus
(ESM) aufzustellen, um den Abzug von Kapital aus dem Euro-Raum zu verhindern. Auch
dem IWF sollten zusätzliche Mittel zur Verfügung stehen, um der Ansteckungsgefahr
aufgrund der internationalen Verflechtung der Volkswirtschaften vorzubeugen. Lagarde
zeigt sich besorgt über die Staatsverschuldung von Japan und den USA.
Deutschland: SoFFin
27. Jänner: In Deutschland wird der Sonderfonds
Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) durch den Deutschen Bundestag und den Bundesrat
bis Ende 2012 reaktiviert. Der Fonds wurde im Oktober 2008 zur Stabilisierung des
Finanzmarktes befristet errichtet und Ende 2010 geschlossen. Er stellt für systemrelevante
Banken in Schwierigkeiten 80 Mrd. € an Kapitalhilfe und 420 Mrd. € an Garantien
zur Verfügung. Der Bankenstresstest für Europa hat für sechs deutsche Banken möglichen
zusätzlichen Eigenkapitalbedarf von 13 Mrd. € festgestellt.
Frankreich: Wirtschaftsprogramm
31. Jänner: Um die Wettbewerbsfähigkeit der französischen
Wirtschaft zu steigern, beschließt die Regierung, die Arbeitszeitregelungen zu flexibilisieren
und die Sozialabgaben der Unternehmen zu senken. Als Gegenfinanzierung wird die
Mehrwertsteuer mit 1. Oktober 2012 von 19,6% auf 21,2% erhöht. Ausgenommen sind
Grundnahrungsmittel, Restaurantbetriebe und die Baubranche.
Fusion Deutsche Börse – New
York Stock Exchange
1. Februar: Die Fusion von Deutscher Börse und
New York Stock Exchange scheitert. Nach Prüfung befindet die (für Wettbewerb zuständige)
Europäische Kommission, dass der Zusammenschluss den effektiven Wettbewerb erheblich
behindern würde.
ESM
2. Februar: Der Europäische Stabilitätsmechanismus
(ESM) wird von den Vertretern der Euro-Länder in Brüssel unterzeichnet und kann
nun von den nationalen Parlamenten ratifiziert werden.
Ägypten: IWF-Kredit
4. Februar: Ägypten beantragt beim IWF einen
Kredit über 1 Mrd. $. Das Land hat bereits zwei Wochen zuvor 3,2 Mrd. $ beantragt.
Griechenland: Sparpaket
12. Februar: Das griechische Parlament stimmt
einem weiteren Sparpaket zu. Dies ist eine der Voraussetzungen zur Freigabe von
Mitteln aus dem zweiten Hilfspaket. Bis 2015 sollen 14 Mrd. € eingespart werden,
2012 sollen Einsparungen von 3,1 Mrd. € wirksam werden. Das Paket sieht die Entlassung
von 150.000 Staatsbediensteten, die Senkung des Mindestlohnes sowie Ausgabenkürzungen
im Gesundheitswesen vor. In Athen reagiert die Bevölkerung mit Ausschreitungen.
Euro-Länder: Hilfspaket für
Griechenland
19. Februar: Die Finanzminister der Euro-Länder
verabschieden Änderungen des im Juli und Oktober 2011 verhandelten Hilfspaketes
für Griechenland. Um einen Zahlungsausfall Griechenlands abzuwenden, werden – zusätzlich zu den 35 Mrd. € aus dem ersten Hilfspaket
– bis 2014 130 Mrd. € an Krediten und Absicherungen
für den Anleihentausch zur Verfügung stehen. Der Kreditzinssatz soll auch rückwirkend
auf 2% gesenkt werden, um die Schuldenquote bis 2020 nachhaltig zu verringern. Ein
Schuldenschnitt im Ausmaß von 53,5% des Nennwertes von Forderungen privater Gläubiger
ergänzt das Hilfspaket. Im Gegenzug werden die getauschten Anleihen mit 30 Mrd.
€ abgesichert. Die Maßnahme soll den Bestand an Staatsschulden von 350 Mrd. € auf
107 Mrd. € verringern, mit dem Ziel, die Schuldenquote bis 2020 von derzeit 170%
des BIP auf 120,5% des BIP zu senken. Das gesamte Paket ist mit strengen Auflagen
und Kontrollen verbunden. Finanziert wird das Paket über die Europäische
Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) und ab Jahresmitte über den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM); die aus dem ersten Programm
laufenden bilateralen Kredite werden in die EFSF übergeführt. Der Anteil der IWF-Mittel
ist noch nicht festgelegt. Voraussetzung für die Freigabe der Hilfsmittel ist der
Beschluss von Gesetzen für 2012. Gefordert werden die Senkung der Gesundheitsausgaben
und der Mindestlöhne, die Kürzungen von Ausgaben und Arbeitsplätzen im öffentlichen
Sektor, die Streichung von Subventionen und eine Pensionsreform.
G 20: Kapitalerhöhung IWF
27. Februar: Die Finanzminister der G 20 fordern
anlässlich ihres Treffens in Mexiko eine Erhöhung des Kapitals des IWF. Insbesondere
die USA propagieren eine Aufstockung des Euro-Rettungsschirmes um mehr als 500 Mrd.
€. Deutschland als Hauptzahler lehnt diese Forderung ab.
EU: ESM
2. März: Anlässlich des Gipfeltreffens der
Regierungsspitzen der EU-Länder wird der Vertrag zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus
ESM[b]) von den Euro-Ländern unterzeichnet. Er kann mit
1. Juli 2012 in Kraft treten, sobald er in jenen Ländern ratifiziert ist, die 90%
des Kapitals beisteuern.
Vertrag über Stabilität, Koordinierung
und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion
Den Vertrag über Stabilität,
Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion[c]) unterzeichnen alle EU-Länder außer Großbritannien
und Tschechien. Darin wird die "goldene Regel" festgelegt, die das strukturelle
Defizit der im Regelfall mit 0,5% des BIP begrenzt[d]). Länder, deren Schuldenquote 60% des BIP übersteigt,
müssen diese Differenz jährlich um ein Zwanzigstel abbauen. Die Vertragsparteien
verpflichten sich auch, von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Verfahren
und Empfehlungen nur zurückzuweisen, wenn diese von einer qualifizierten Mehrheit
abgelehnt werden.
Die nationale Schuldenbremse
muss möglichst im Verfassungsrang der Länder verankert werden. Zugang zu den Mitteln
des ESM sollen nur jene Länder haben, die den Vertrag unterzeichnet und die nationale
Schuldenbremse umgesetzt haben. Der Vertrag tritt am 1. Februar 2013 in Kraft, sofern
er von 12 Euro-Ländern ratifiziert wurde.
Griechenland: Rating
3. März: Die Ratingagentur Moody's setzt die
Einschätzung der Kreditwürdigkeit von Staatsanleihen Griechenlands auf C herab.
Griechenland: Schuldenschnitt
8. März: Am Schuldenschnitt für Griechenland
beteiligen sich 85,8% der privaten Gläubiger; sie verzichten auf 53,5% ihrer Forderungen.
Von einem Anleihevolumen von 197 Mrd. € werden 100 Mrd. € erlassen. Der Schuldenerlass
ist eine der Voraussetzungen zur Umsetzung des zweiten Hilfspaketes und sichert
die Auszahlung der ersten Rate von 35,7 Mrd. €.
Ukraine: Rating
12. März: Die Ratingagentur Standard &
Poor's senkt den Ausblick für die Bonität der Ukraine von stabil auf negativ. Die
Regierung der Ukraine verhandelt mit dem Internationalen Währungsfonds über einen
Zahlungsaufschub von 10 Jahren für einen Kredit von 3 Mrd. $.
China: Geldpolitik
Chinas Notenbank kündigt
an, ihre restriktive Geldpolitik zu lockern. Die Fremdwährungsreserven sollen stärker
in europäische Anlagen investiert werden. Die Bank ist bestrebt, die chinesische
Währung (Renminbi) bis 2015 konvertierbar zu machen.
Griechenland: IWF
15. März: Der Internationale Währungsfonds
beteiligt sich am zweiten Hilfspaket für Griechenland mit 28 Mrd. €, jedoch werden
die Zahlungen über vier Jahre laufen, sodass 19,8 Mrd. € bis 2014 und 2,8 Mrd. €
erst 2015 ausgezahlt werden.
Ungarn: Defizitgrenzen
Der Ecofin-Rat suspendiert
Zusagen an Ungarn für neue Projekte aus dem Kohäsionsfonds im Ausmaß von 495,2 Mio. € (5% des ungarischen BIP).
Erstmals verweigert der Rat einem EU-Land den Zugang zu Mitteln des Kohäsionsfonds
aufgrund der Nichteinhaltung der Defizitgrenzen.
USA: Banken-Stresstest
15. März: 15 der 19 von der Fed getesteten
großen Banken der USA bestehen den Stresstest.
China: IWF
20. März: Anlässlich einer Konferenz in Peking
fordert die Direktorin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, die
Regierung Chinas zu einer Veränderung des Wachstums- und Konjunkturmodells auf.
Sie plädiert für eine Stärkung des Binnenkonsums, des Sozialversicherungs- und Gesundheitssystems
sowie für Reformen im Finanzsektor, um der Zunahme der wirtschaftlichen Ungleichgewichte
und der Einkommensdisparität entgegenzuwirken. Das Einkommen der privaten Haushalte
sank in den letzten 10 Jahren von 65% auf 60% des BIP, während die Wirtschaft um
rund 10% wuchs.
Euro-Länder: Rettungsschirm
30. März: Die Finanzminister der Euro-Länder
einigen sich auf den Umfang des europäischen Rettungsschirmes, der künftig aus verschiedenen
Programmen insgesamt 800 Mrd. € an Hilfsmitteln für hochverschuldete Euro-Länder
zur Verfügung stellt. Mit dem Europäischen Stabilitätsmechanismus
werden ab 1. Juli 2012 500 Mrd. € bereitstehen. Die Euro-Länder werden ab
Juli 2012 in fünf Tranchen bis ins 1. Halbjahr 2015 80 Mrd. € direkt einzahlen.
Falls notwendig ist eine beschleunigte Einzahlung vorgesehen. 420 Mrd. € werden
als Kreditgarantien von den Mitgliedsländern geleistet. Zum Rettungsschirm hinzugezählt
wird der Kreditumfang der EFSF mit 200 Mrd. €, sodass im Notfall deren noch nicht
ausgeschöpfte Mittel verwendet werden können, sowie 100 Mrd. € an Mitteln, die bereits
an notleidende Euro-Länder in Form von bilateralen Krediten und Mitteln aus dem
EFSM zur Verfügung gestellt wurden.
Spanien: Budget 2012
Die spanische Regierung legt das Budget 2012 vor mit dem Ziel einer Neuverschuldung von 5,3% des BIP (2011: 8,5%). Die Einsparungen werden mit 27 Mrd. € veranschlagt, sie sollen vor allem über Kürzung der Finanzmittel der Ministerien (im Durchschnitt –16,9%) erzielt werden. Eine Erhöhung der Körperschaftsteuer für große Unternehmen soll Einnahmen von 12,3 Mrd. € bringen.
Der Verlust des Triple-A-Ratings
durch Standard & Poor's bestätigt die Notwendigkeit der Budgetkonsolidierung.
Diese wird im Nationalrat beschlossen und kann zum Teil schon ab April 2012 umgesetzt
werden. Der gesamtstaatliche Haushalt soll bis 2016 ausgeglichen sein. Zur Konsolidierung
werden der Bund, die Länder und Gemeinden sowie die Sozialversicherungen über
diesen Zeitraum kumuliert 27,9 Mrd. € beitragen. Die Maßnahmen werden zu knapp
60% ausgabenseitig und zu fast 40% einnahmenseitig umgesetzt. |
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Standard & Poor's: Rating
13. Jänner: Standard & Poor's senkt das langfristige
Kreditrating für Österreich von AAA auf AA+. Auch der Ausblick auf das langfristige
Rating wird negativ eingeschätzt (mit einer Wahrscheinlichkeit von einem Drittel
kann das Rating 2012 oder 2013 weiter gesenkt werden). Die Vertiefung politischer
externer und monetärer Probleme innerhalb der EU und des Euro-Raumes, in die Österreich
eng eingebunden ist, begründen die Herabstufung.
Volksbank International
17. Februar: Die russische Sberbank kauft die
Volksbank International (VBI) um 505 Mio. €. Mit 25 Filialen und einer Bilanzsumme
von 9,4 Mrd. € ist die VBI in Tschechien, der Slowakei, in Kroatien, Bosnien, Ungarn,
Serbien und Slowenien präsent.
ÖVAG: Teilverstaatlichung
27. Februar: Die österreichische Bundesregierung
einigt sich mit den Eigentümern der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG: Österreichische
Volksbanken-AG, DZ Bank, Ergo Versicherung AG und Raiffeisen Zentralbank Österreich
AG) auf eine Teilverstaatlichung der ÖVAG, um die Stabilisierung der Bank zu sichern.
Das Kapital der ÖVAG wird mit Wirkung vom 31. Dezember 2011 um bis zu 70% herabgesetzt.
Gleichzeitig nehmen Bund und Volksbanken eine Kapitalerhöhung im Ausmaß von insgesamt
480 Mio. € vor. Als Vorleistung hat die ÖVAG die Volksbank International verkauft.
Strategiebericht 2013-2016
6. März: Die Bundesregierung legt den Strategiebericht
2013-2016 vor, mit dem Ziel bis 2016 einen weitgehend ausgeglichenen Haushalt zu
erreichen. Durch das zweite Konsolidierungsprogramm 2012-2016 wird der gesamtstaatliche
Haushalt 2016 nach Maastricht-Definition ausgeglichen sein. Das strukturelle Defizit
des Gesamtstaates wird 2016 bei –0,6% des
BIP liegen. Die Verschuldungsquote wird bis 2013 auf 74,7% des BIP steigen und danach
bis 2016 auf 70,0% zurückgehen. Österreich will damit zur Festigung des Vertrauens
in die EU und in den Euro beitragen.
1. Stabilitätsgesetz 2012
28. März: Der Nationalrat beschließt das 1.
Stabilitätsgesetz 2012 (1. StabG 2012), das mit 1. April in Kraft tritt und die
Steuererhöhungen regelt, das 2. Stabilitätsgesetz 2012 (2. StabG 2012), das die
zur Budgetkonsolidierung vorgesehenen Einsparungsmaßnahmen regelt und mit 1. Mai
in Kraft tritt, und den Bundesfinanzrahmen 2013 bis 2016 sowie begleitende Änderungen
im geltenden Finanzrahmen und im laufenden Bundesfinanzgesetz.
Konsolidierungspaket
Mit diesen Gesetzen wird
das zweite umzusetzende Konsolidierungspaket für den Zeitraum 2012-2016 rechtlich
fixiert. Die von Bund, Ländern und Gemeinden sowie von den Sozialversicherungen
geforderten Konsolidierungsmaßnahmen umfassen bis 2016 kumuliert 27,9 Mrd. €. Die
öffentlichen Ausgaben werden kumuliert um 17,2 Mrd. € gekürzt, Mehreinnahmen werden
mit 10,7 Mrd. € zur Konsolidierung beitragen. Die Ausgabeneinsparungen steigen von
2012 bis 2016 kontinuierlich von 0,15% des BIP bis 1,8% des BIP. Zu den größten
Ausgabeneinsparungen zählen die nur mäßige Pensionsanpassung (kumuliert 2,56 Mrd.
€), die Zinsersparnis des Bundes durch das geringere Defizit (kumuliert 1,63 Mrd.
€), strukturelle Effekte durch Anhebung des Pensionsantrittsalters (kumuliert 1,2
Mrd. €), die Nulllohnrunde 2013 sowie eine mäßige Gehaltsanpassung 2014 im öffentlichen
Dienst (kumuliert 1,08 Mrd. €), eine Förderreform (kumuliert 1 Mrd. €), Einsparungen
durch Redimensionierung der Bauprojekte der ÖBB (kumuliert 0,91 Mrd. €) und Verwaltungseinsparungen
(kumuliert 0,84 Mrd. €).
Auf der Einnahmenseite
tragen die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen von Grundstücken und Liegenschaften
2 Mrd. € bei, die EU-weit noch einzuführende Finanztransaktionssteuer ab 2014 1,5
Mrd. €, die mit der Schweiz vereinbarte Abgeltungssteuer für unversteuerte österreichische
Vermögen ab 2013 1,15 Mrd. €, die Einschränkung der Gestaltungsmöglichkeit beim
Vorsteuerabzug[e]) 1,1 Mrd. € sowie der Sonderbeitrag zur Stabilitätsabgabe
0,64 Mrd. €.
Die Konsolidierung erfolgt
zu gut 60% über die Ausgabenseite und zu knapp 40% über die Einnahmenseite.
Maastricht-Notifikation
29. März: Nach der Maastricht-Notifikation
betrug das öffentliche Defizit im Jahr 2011 7,8 Mrd. € oder 2,6% des BIP, der öffentliche
Schuldenstand 217,4 Mrd. € oder 72,2% des BIP.
[a]) Keil, A., "Wirtschaftschronik. IV. Quartal 2011", WIFO-Monatsberichte, 2012, 85(1), S. 33, http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/43374.
[b]) Vertrag zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM, Brüssel, 2012, http://www.wifo.ac.at/bibliothek/archiv/E0087.pdf.
[c]) Der Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion ("Fiskalpakt"), http://www.wifo.ac.at/bibliothek/archiv/E0088.pdf.
[d]) Keil, A., "Wirtschaftschronik. IV. Quartal 2011", WIFO-Monatsberichte, 2012, 85(1), S. 32, http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/43374.
[e]) Vermietungsmodelle jener Unternehmen, die nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt sind (Bau von Betriebsgebäuden durch eine Errichtungsgesellschaft, die den Vorsteuerabzug geltend macht und das Gebäude an das Unternehmen vermietet), werden nicht mehr anerkannt.