Staatsschuldenkrise erfasst
die Realwirtschaft
Prognose für 2012 und
2013
Aufgrund der Staatsschuldenkrise
im Euro-Raum sehen sich viele EU-Länder veranlasst, ihre Sparbemühungen deutlich
zu verstärken, um die Zinsbelastung ihrer öffentlichen Haushalte nicht noch weiter
steigen zu lassen. Dies wird in den kommenden Jahren die Binnennachfrage im Währungsgebiet
dämpfen, besonders wenn Maßnahmen zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte
nicht wachstumsorientiert und mit Blick auf die Arbeitsmarktentwicklung gesetzt
werden. Zusätzlich verliert die Konjunktur außerhalb des Euro-Raumes an Dynamik.
In der Folge wird die heimische Wirtschaft 2012 um nur mehr 0,4% expandieren. Von
der Erholung der Weltwirtschaft im Jahr 2013 wird auch Österreich profitieren, jedoch
bleibt der Anstieg des BIP mit real 1,6% wegen der europaweit restriktiven Fiskalpolitik
verhalten.
Die Konjunkturprognose entsteht
jeweils in Zusammenarbeit aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des WIFO. • Wissenschaftliche
Assistenz: Nora Popp, Roswitha Übl • Abgeschlossen am 19. Dezember 2011. • E-Mail-Adresse:
Marcus.Scheiblecker@wifo.ac.at
INHALT
Weltwirtschaftswachstum verlangsamt sich
Kreditrestriktionen dämpfen Binnennachfrage in
Ostmitteleuropa
Österreichs Wirtschaft verliert deutlich an
Dynamik
Finanzmarktbedingungen in Österreich kaum
verschlechtert
Robustes Konsumwachstum stützt heimische
Konjunktur
Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt verschlechtern
sich
Konjunkturschwäche erschwert
Budgetkonsolidierung
VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND
ABBILDUNGEN
Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose
Übersicht 2: Annahmen über die internationale Konjunktur
Übersicht 3: Entwicklung der Nachfrage
Übersicht 4: Entwicklung der Bruttowertschöpfung
Übersicht 6: Konsum, Einkommen und Preise
Übersicht 7: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit
Übersicht 9: Wirtschaftspolitische
Bestimmungsfaktoren
Abbildung 1: Indikatoren der Wirtschaftsentwicklung und der Wirtschaftspolitik
Die bereits seit dem Sommer
spürbare Abkühlung der Weltwirtschaft wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen.
Angesichts der hohen Staatsverschuldung einiger Euro-Länder griff die Skepsis hinsichtlich
der Bedienbarkeit der Staatsschulden auf weitere Länder über. In Italien stieg die
Rendite wichtiger Schuldentitel zeitweilig auf über 7%. Die Nachfrage nach Staatsanleihen
von Frankreich, Belgien und Spanien verringerte sich gleichfalls deutlich. Mittlerweile
war auch in Ländern mit unterdurchschnittlicher Staatsverschuldung – wie in Österreich oder den Niederlanden – ein leichter Anstieg des Zinsniveaus zu beobachten.
Das Misstrauen der internationalen Märkte breitete sich auf fast den gesamten Euro-Raum
aus.
Vor einigen Jahren verleitete
das äußerst niedrige Niveau kurzfristiger Zinssätze viele Staaten des Euro-Raumes,
Schuldtitel mit kurzer Laufzeit zu emittieren. Ein großer Anteil der Staatsschulden
läuft nun innerhalb der kommenden Jahre aus. In der Folge müssen in großem Umfang
neue Finanzmittel zu hohen Zinssätzen aufgenommen werden. Dies belastet das Vertrauen
der Finanzmärkte in die Bonität der Staaten weiter. Immer mehr Länder sehen sich
deshalb zu verstärkten Einsparungen in ihrem Staatshaushalt gezwungen. Einschnitte
im Sozialsystem und steigende Steuerlast werden die Binnenkonjunktur im Euro-Raum
belasten.
Für den Euro-Raum erwartet
das WIFO daher 2012 eine Stagnation der Wirtschaftsleistung. Während der Euro-Raum
2013 einerseits von der stärkeren Weltwirtschaftsdynamik profitieren wird, werden
andererseits die Sparbemühungen der öffentlichen Haushalte das Wachstum weiterhin
dämpfen. Besonders der restriktive wirtschaftspolitische Kurs von Österreichs zweitwichtigstem
Handelspartner Italien wird die heimische Wirtschaft treffen. Aber auch die Krise
in Ungarn wird Auswirkungen zeigen.
Wie bereits im Herbst geht
die vorliegende WIFO-Prognose davon aus, dass das heimische und das internationale
Bankensystem insgesamt stabil bleiben. Das Risiko einer äußerst restriktiven Kreditvergabe
(Kreditklemme) durch die Banken, um die notwendigen Eigenkapitalquoten zu erfüllen,
wird in der vorliegenden Prognose für den Euro-Raum als beherrschbar angesehen.
Angenommen werden zudem weiterhin eine geordnete Schuldenabwicklung durch die Staaten
sowie ein Rückgang der derzeit hohen Zinssätze für Staatsanleihen vieler Euro-Länder
auf ein nachhaltigeres Niveau.
Unter diesen Voraussetzungen
wird die österreichische Wirtschaft 2012 um nur mehr 0,4% expandieren. Der heimische
Export wird mit einem Wachstum von real 2,8% weniger Impulse liefern. Die Nachfrage
nach Ausrüstungsinvestitionen wird trotz Erholung der Gewinne im Vorjahr und niedrigerer
Zinssätze kaum ausgeweitet, die Bauinvestitionen stagnieren nahezu.
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Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose |
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2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
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Veränderung gegen das Vorjahr in % |
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Bruttoinlandsprodukt |
|
|
|
|
|
|
Real |
+1,4 |
–3,8 |
+2,3 |
+3,2 |
+0,4 |
+1,6 |
Nominell |
+3,2 |
–2,8 |
+4,1 |
+5,5 |
+2,7 |
+3,2 |
Herstellung von Waren1), real |
+1,3 |
–15,0 |
+7,2 |
+8,0 |
±0,0 |
+3,5 |
Handel, real |
–3,0 |
+0,7 |
+3,1 |
+0,6 |
+0,5 |
+1,0 |
Private Konsumausgaben, real |
+0,8 |
–0,3 |
+2,2 |
+0,8 |
+0,8 |
+1,0 |
Bruttoanlageinvestitionen, real |
+0,7 |
–8,3 |
+0,1 |
+5,6 |
+0,9 |
+1,5 |
Ausrüstungen |
–0,7 |
–9,7 |
+4,3 |
+11,0 |
+1,5 |
+2,0 |
Bauten |
+1,0 |
–7,6 |
–2,9 |
+1,0 |
+0,4 |
+1,0 |
Warenexporte2) |
|
|
|
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|
|
Real |
+0,5 |
–16,8 |
+12,8 |
+7,8 |
+3,5 |
+6,4 |
Nominell |
+2,5 |
–20,2 |
+16,7 |
+11,5 |
+3,5 |
+7,5 |
Warenimporte2) |
|
|
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|
|
Real |
+0,6 |
–14,3 |
+10,3 |
+8,0 |
+3,7 |
+5,9 |
Nominell |
+4,7 |
–18,4 |
+16,5 |
+13,2 |
+3,2 |
+7,5 |
Leistungsbilanzsaldo Mrd. € |
+13,76 |
+7,49 |
+8,46 |
+7,59 |
+7,49 |
+8,35 |
in % des BIP |
+4,9 |
+2,7 |
+3,0 |
+2,5 |
+2,4 |
+2,6 |
Sekundärmarktrendite3) in % |
4,4 |
3,9 |
3,2 |
3,3 |
3,0 |
3,0 |
Verbraucherpreise |
+3,2 |
+0,5 |
+1,9 |
+3,3 |
+2,1 |
+1,9 |
Arbeitslosenquote |
|
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|
In % der Erwerbspersonen (Eurostat)4) |
3,8 |
4,8 |
4,4 |
4,2 |
4,5 |
4,7 |
In % der unselbständigen Erwerbspersonen5) |
5,9 |
7,2 |
6,9 |
6,8 |
7,1 |
7,4 |
Unselbständig aktiv Beschäftigte6) |
+1,7 |
–1,5 |
+0,8 |
+1,9 |
+0,6 |
+0,4 |
Finanzierungssaldo des Staates |
–0,9 |
–4,1 |
–4,4 |
–3,3 |
–3,0 |
–2,8 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Nettoproduktionswert, einschließlich
Bergbau. – 2) Laut Statistik
Austria. – 3) Bundesanleihen
mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). –
4) Labour Force Survey. –
5) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice. – 6) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, ohne Präsenzdiener; Bruch 2007/08 durch Umstellung in der Beschäftigtenstatistik. |
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Angesichts der Konjunktureintrübung
sollten die Rohstoffpreise auch im Verlauf des Jahres 2012 sinken. Dies drückt die
heimische Inflationsrate auf etwa 2% und verhindert so weitere Kaufkraftverluste
der privaten Haushalte. Der private Konsum wird mit einem Zuwachs von real 0,8%
die Konjunktur stützen.
Die Abschwächung der Konjunktur
wird sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen. Aufgrund der schwachen Produktionsentwicklung
dürfte sich das Beschäftigungswachstum 2012 auf 0,6% verlangsamen. Die Arbeitslosenquote
wird hingegen mit knapp über 7% wieder ähnlich hoch sein wie im Krisenjahr 2009.
Diese Prognose geht davon
aus, dass der staatliche Konsolidierungskurs in Österreich fortgesetzt und trotz
der weitgehenden Stagnation der Wirtschaftsleistung durch mittelfristig wirksame
Strukturmaßnahmen ergänzt wird. Unter dieser Voraussetzung wird das Defizit der
öffentlichen Haushalte 2011 bei 3,3% liegen und 2012 auf 3% sinken. Mit dem Anziehen
des Wirtschaftswachstums und dem Einsetzen der Wirkungen struktureller Konsolidierungsschritte
wird die Neuverschuldung die 3%-Marke unterschreiten (–2,8%).
Die Frühindikatoren für die
Entwicklung der Weltwirtschaft weisen seit dem Frühjahr 2011 auf eine kontinuierliche
Abschwächung hin. In den USA sollte sich die Konjunktur kurzfristig wieder beleben,
jedoch dürfte 2012 der restriktivere Kurs der Fiskalpolitik ebenfalls das Wachstum
schmälern.
Sowohl die Leading Indicators
der OECD als auch der ifo-Weltwirtschaftsklimaindex sind bereits seit dem Frühjahr
2011 rückläufig und kündigen eine Verlangsamung der weltweiten Wirtschaftsdynamik
an, mit Ausnahme von Japan – die Wiederaufbauarbeiten
nach der Erdbebenkatastrophe vom März kurbeln das Wachstum an – und auch den USA. Die Abkühlung betrifft auch wichtige
Schwellen- und Entwicklungsländer.
In den USA expandierte
das BIP im Jahresverlauf 2011, obwohl die Ergebnisse für das I. und II. Quartal
nach unten revidiert wurden. Nach einem sehr schwachen I. Quartal (+0,1% gegenüber
der Vorperiode) wuchs die Wirtschaft im II. Quartal um 0,3% und im III. Quartal
um 0,5%. Die treibenden Kräfte waren im III. Quartal der private Konsum und der
Außenbeitrag. Zwar war auch die Nachfrage nach Anlageinvestitionen überaus lebhaft,
doch belastete der Lagerabbau die Investitionsnachfrage insgesamt. Der Purchasing
Manager Index zog im November an, nachdem er in den vergangenen Monaten stagniert
hatte. Die Produktion dürfte sich somit im IV. Quartal noch günstig entwickelt haben.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt
entspannt sich in den USA nur langsam. Nach der jüngsten Krise sank die Arbeitslosigkeit
untypisch langsam. Im November 2011 verringerte sich die saisonbereinigte Arbeitslosenquote
abermals (8,6%) und lag damit um nur 1½ Prozentpunkte unter ihrem langjährigen Höchstwert
vom Oktober 2009 (10,1%). Zu vorsichtigem Optimismus geben die Konsumentenumfragen
Anlass: Sowohl der Consumer Sentiment Index als auch der Consumer Confidence Index
stiegen im November deutlich.
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Übersicht 2: Annahmen
über die internationale Konjunktur |
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2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Bruttoinlandsprodukt, real |
|
|
|
|
|
|
Welt |
+2,8 |
–0,7 |
+5,1 |
+3,8 |
+3,2 |
+4,2 |
USA |
–0,3 |
–3,5 |
+3,0 |
+1,6 |
+1,3 |
+1,6 |
Japan |
–1,0 |
–5,5 |
+4,4 |
–1,0 |
+1,5 |
+2,3 |
EU 27 |
+0,3 |
–4,3 |
+1,9 |
+1,7 |
+0,3 |
+1,7 |
Euro-Raum (17 Länder)1) |
+0,4 |
–4,2 |
+1,9 |
+1,7 |
±0,0 |
+1,3 |
Deutschland |
+1,1 |
–5,1 |
+3,7 |
+3,1 |
+0,5 |
+1,6 |
Neue EU-Länder2) |
+4,1 |
–3,2 |
+2,4 |
+3,1 |
+1,4 |
+3,1 |
China |
+9,6 |
+9,2 |
+10,4 |
+9,5 |
+8,2 |
+9,2 |
Welthandel, real |
+2,7 |
–12,8 |
+15,0 |
+6,0 |
+4,2 |
+6,5 |
Marktwachstum Österreichs3) |
+2,9 |
–11,5 |
+11,4 |
+7,5 |
+3,0 |
+6,0 |
|
|
|
|
|
|
|
Weltmarkt-Rohstoffpreise4) |
+31,7 |
–34,4 |
+29,0 |
+35 |
–12 |
+6 |
Ohne Rohöl |
+18,3 |
–28,0 |
+31,5 |
+25 |
–5 |
+10 |
Erdölpreis Brent, $ je Barrel |
97,0 |
61,5 |
79,5 |
110 |
95 |
100 |
Wechselkurs5) $ je Euro |
1,471 |
1,393 |
1,327 |
1,40 |
1,30 |
1,30 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Belgien, Deutschland, Estland,
Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande,
Österreich, Portugal, Slowakei, Slowenien, Spanien, Zypern. – 2) Bulgarien, Lettland, Litauen, Polen,
Rumänien, Tschechien, Ungarn. – 3)
Veränderungsrate der realen Importe der Partnerländer gewichtet mit österreichischen
Exportanteilen. – 4) HWWI-Index,
auf Euro-Basis. – 5) Monatsdurchschnitte. |
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Dennoch dürfte der private
Konsum 2012 nur schwach expandieren. Die Fiskalpolitik war 2011 noch deutlich expansiv
ausgerichtet. Mit Maßnahmen zur Verringerung der hohen Staatsverschuldung ist zu
rechnen. Das WIFO erwartet daher für das Jahr 2012 eine leichte Abschwächung des
Wirtschaftswachstums von 1,6% im Jahr 2011 auf 1,3%. 2013 wird sich das Wachstum
wieder beschleunigen, jedoch wird es aufgrund der anhaltenden Konsolidierungsbemühungen
mit 1,6% nicht mehr an die Werte vor der Krise anschließen.
In Japan wurde das Konjunkturmuster
2011 durch Sondereffekte überlagert. Im I. Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt
im Gefolge der Umweltkatastrophe gegenüber der Vorperiode real um 1,7%. Nach einem
weiteren Rückgang im II. Quartal schnellte die Veränderungsrate auf +1,4% hinauf,
weil die Wiederaufbauarbeiten in Gang kamen. Das WIFO erwartet für 2012 ein Wachstum
von 1,5% und im Zuge der weltweiten Konjunkturbelebung 2013 eine Beschleunigung
auf 2,3%.
In China scheint sich die
Wirtschaft in den kommenden Monaten hingegen abzukühlen. Zwar wuchs das BIP im III.
Quartal 2011 mit +2,3% gegenüber dem Vorquartal fast so stark wie in der Vorperiode,
jedoch weisen mehrere Indikatoren auf eine bevorstehende Abschwächung der Konjunktur
hin, und die Geldpolitik beginnt gegenzusteuern. So sank der offizielle Einkaufsmanagerindex
im November das erste Mal seit Februar 2009 unter die Schwelle von 50 Punkten. Auch
die von der OECD veröffentlichten Leading Indicators gingen im Oktober weiter zurück.
Ab Mitte 2012 sollten die aufwärtsgerichteten Konjunkturkräfte wieder die Oberhand
gewinnen. Zur Unterstützung dieser Entwicklung hat die Zentralbank jüngst ihren
geldpolitischen Kurs gelockert. Nach einer Wachstumsdelle im Jahr 2012 dürfte Chinas
Wirtschaft 2013 wieder verstärkt expandieren.
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Abbildung 1: Indikatoren
der Wirtschaftsentwicklung und der Wirtschaftspolitik |
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Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, ohne Präsenzdiener, ohne in der Beschäftigungsstatistik erfasste Arbeitslose
in Schulung; Bruch 2007/08 wegen Umstellung in der Beschäftigtenstatistik. – 2) Bundesanleihen mit einer Laufzeit
von 10 Jahren (Benchmark). |
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Die Abschwächung im Euro-Raum
wird die Konjunktur auch in den ostmitteleuropäischen EU-Ländern dämpfen. Insgesamt
wuchs die Wirtschaft der 7 neuen EU-Länder 2011 mit +3,1% deutlich stärker als im
Durchschnitt des Euro-Raumes (+1,7%), der Aufholprozess verstärkte sich also wieder.
Eine wichtige Triebfeder
des Aufholprozesses war in der Vergangenheit die Binnennachfrage: Sowohl der Konsum
der privaten Haushalte als auch die Investitionsnachfrage expandierten dank der
reichlichen Finanzmittel aus dem Ausland kräftig. Österreichische Banken waren in
diesen Prozess in großem Umfang eingebunden. Da die Eigenkapitalausstattung der
Banken in Europa durch die aktuelle Staatsschuldenkrise im Euro-Raum problematisch
wurde, werden die Banken vor allem in Ländern, die nicht dem Euro-Raum angehören,
in der Kreditvergabe zurückhaltender.
Das Wirtschaftswachstum
wird sich daher in dieser Ländergruppe 2012 ebenfalls deutlich verlangsamen. Das
WIFO erwartet einen Anstieg des realen BIP um nur mehr 1,4%. 2013 sollte die Wirtschaft
im Einklang mit der internationalen Entwicklung wieder verstärkt expandieren (+3,1%).
2012 belasten zwei Faktoren
die Entwicklung im Euro-Raum: Die internationale Eintrübung der Konjunktur bei gleichzeitiger
Dämpfung der Binnennachfrage durch nationale Sparprogramme führen die Wirtschaft
in die Stagnation. Offensive Ziele, wie sie die Strategie EU 2020 verfolgt, werden
zurückgestellt.
Für die Wirtschaft des
Euro-Raumes steht 2012 eine schwierige Phase bevor. Die Abschwächung der internationalen
Konjunktur wird die Außenwirtschaft deutlich dämpfen. Anders als in der Vergangenheit
wird die Wirtschaftspolitik in der Mehrzahl der Länder dieser Entwicklung keine
expansiven Maßnahmen entgegensetzen können. Viele Länder sind im Gegenteil gezwungen,
die Sparanstrengungen in den öffentlichen Haushalten sogar zu verstärken, um die
Finanzmärkte von der Bonität des Staates zu überzeugen, sodass die jüngst stark
gestiegenen Renditen für Staatsanleihen wieder sinken.
Jedoch könnten die kürzlich
beschlossenen Maßnahmen des Europäischen Rates für eine stärkere fiskalpolitische
Konsolidierung und härtere Sanktionen bei Verstößen nicht ausreichen, um einen Rückgang
der Renditen herbeizuführen. Die Skepsis auf den Finanzmärkten konnte bislang nicht
verringert werden, weil den verschärften Sparbemühungen keine ausreichende Begleitung
durch die EZB zur Seite steht und die Schutzschirme kompliziert ausgestaltet sind.
Die Rendite griechischer Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt liegt anhaltend bei
rund 30%, die Neuaufnahme finanzieller Mittel über den Markt ist damit weiterhin
unmöglich. Auch für Portugal erreichte die Rendite bereits knapp 12%, für Spanien
über 6% (Monatsdurchschnitt November). Der Vertrauensschwund hat mittlerweile auch
Italien erfasst, dessen Staatsschuld 2011 auf über 120% des BIP stieg. Kürzlich
mussten auf dem freien Markt Mittel zu einer Verzinsung von 7,9% aufgenommen werden.
Für Frankreich und Österreich verschlechtern sich die Finanzierungsbedingungen ebenfalls:
Die Rendite stieg jeweils von 2,6% im September 2011 auf 3,4% im November; die Staatsverschuldung
liegt in Österreich mit 72% des BIP unter jener von Frankreich (85%).
Lediglich Deutschland verzeichnete
bislang keinen Anstieg der Sekundärmarktrendite, vielmehr verbesserten sich die
Finanzierungsbedingungen in den letzten Monaten wegen der Unsicherheit auf den internationalen
Finanzmärkten. Angesichts der Ausbreitung der Schuldenkrise drohen die internationalen
Ratingagenturen bereits mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Euro-Staaten,
deren Bonität bislang mit Bestnoten bewertet wurde.
Vor dem Hintergrund der unvorhersehbaren Entwicklungen auf den Märkten und der reflexartigen wirtschaftspolitischen Reaktionen darauf ist die Prognose für die Wirtschaftsentwicklung im Euro-Raum besonders unsicher. Sie basiert auf den folgenden Annahmen:
·
Im Prognosezeitraum
tritt kein unilateraler Zahlungsausfall eines Staates im Euro-Raum ein.
·
Das Bankensystem
des Euro-Raumes bleibt weitestgehend stabil. Allenfalls muss der Staat vereinzelt
Kapital zuschießen.
·
Die notwendigen
Sparbemühungen verlaufen weitestgehend koordiniert. Jene Staaten, die aufgrund besserer
Finanzierungsbedingungen unter geringerem Spardruck stehen, agieren in ihren Konsolidierungsbemühungen
zurückhaltend, um die Konjunktur im Euro-Raum nicht zusätzlich zu belasten.
Die Realwirtschaft des
Euro-Raumes hat zwar seit Anfang 2011 erheblich an Dynamik eingebüßt, entwickelte
sich jedoch angesichts der Wirren auf den Finanz- und Kapitalmärkten relativ günstig.
Das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich im II. Quartal merklich (+0,2%, I. Quartal
+0,8%), im III. Quartal aber nicht weiter.
Eine Trendumkehr zeigte
sich jedoch bereits im Verlauf der saisonbereinigten Arbeitslosenquote im Euro-Raum:
Sie war bis April 2011 rückläufig, steigt aber seither wieder. Zwischen April und
Oktober erhöhte sie sich schrittweise von 9,9% auf 10,3%.
Deutlich verschlechterte
sich seit dem Frühjahr 2011 der Vertrauensindikator der Industrie, seit dem Sommer
auch der Index des Konsumentenvertrauens. Zwar trübte sich das Vertrauen der Industrie
in die Konjunktur im Oktober weniger stark ein und blieb im November sogar konstant,
jedoch schrumpften in letzter Zeit die Auftragseingänge beträchtlich. Diese Entwicklung
betraf auch Deutschland, die Auftragseingänge waren dort drei Monate lang rückläufig.
Im Oktober ergab sich dann wieder ein merklicher Anstieg, der die vorangegangenen
Einbußen aber nicht wettmachte. Gemäß diesen Indikatoren dürfte die Wirtschaft des
Euro-Raumes zum Jahresende 2011 stagnieren. In weiterer Folge könnten sich aus dem
Rückgang der Auftragseingänge Produktionseinbußen ergeben.
Das WIFO erwartet daher
für 2012 eine Stagnation der Wirtschaft im Euro-Raum. Während die Binnenkonjunktur
aufgrund anhaltender Sparmaßnahmen in den öffentlichen Haushalten auch noch im Jahr
2013 schwach bleiben wird, sollte sich die außenwirtschaftliche Aktivität im Zuge
der Besserung der internationalen Konjunktur wieder beleben. Im Jahr 2013 wird dies
gestützt durch die verzögerte positive Wirkung des Wechselkursrückgangs von 1,40
$ auf 1,30 $ je Euro im Jahr 2012.
Die Geldpolitik sollte
bis auf Weiteres expansiv ausgerichtet bleiben. Nachdem die EZB ihren Leitzinssatz
im April und Juli 2011 um jeweils 25 Basispunkte erhöht hatte, sah sie sich im November
und Dezember veranlasst, ihn um jeweils ¼ Prozentpunkt zu senken. Im September und
Oktober stellte die EZB dem Kreditwesen zusätzliche Liquidität in Höhe von 260 Mrd.
€ zur Verfügung (knapp +13% gegenüber Ende August). Die vorliegende Prognose geht
davon aus, dass bis Ende 2013 keine weiteren Zinsschritte folgen.
Im Jahr 2012 fällt die außenwirtschaftliche
Entwicklung als Motor der heimischen Wirtschaft weitgehend aus. Die Binnennachfrage
wird zum bestimmenden Faktor. Dies erlaubt nur mehr eine leichte Expansion des BIP
um real 0,4%.
Sowohl die Entwicklung
des BIP als auch die Umfragen unter den Unternehmen belegen die schrittweise Eintrübung
der Konjunktur in Österreich im Laufe des Jahres 2011. Nachdem die heimische Wirtschaft
bereits im II. Quartal 2011 deutlich an Dynamik eingebüßt hatte (+0,5% nach +0,9%
im I. Quartal 2011), setzte sich die Abschwächung im III. Quartal fort (+0,3%),
weil die zuvor kräftigen Impulse der internationalen Konjunktur ausblieben.
In den Unternehmensumfragen
erweist sich die Dämpfung der Auftragseingänge aus dem Ausland als Ursache der Abwärtstendenz.
Im WIFO-Konjunkturtest vom November 2011 meldeten die Unternehmen neuerlich eine
Verschlechterung der Auslandsaufträge. Die Nachfrage nach heimischen Exportgütern
wird somit in naher Zukunft weiter nachlassen.
Neben der Abschwächung
der Konjunktur außerhalb des Euro-Raumes werden 2012 Sonderfaktoren im Außenhandel
mit Nachbarländern wirksam. So dürfte die Wirtschaftsleistung Italiens durch ein
rigoroses Sparprogramm gedämpft werden. Italien ist Österreichs zweitwichtigster
Handelspartner mit einem Anteil der Warenexporte von 8%. Rund 3% der Nächtigungen
im heimischen Tourismus entfallen auf Gäste aus Italien. Auch in Ungarn (Anteil
der Warenexporte rund 3%) nehmen 2012 die Probleme zu: Die Binnennachfrage wird
durch forcierte Konsolidierungsmaßnahmen der öffentlichen Haushalte gedrückt, sodass
die Wirtschaft in eine Rezession schlittern dürfte.
Für Deutschland, Österreichs
wichtigsten Handelspartner, erwartet das WIFO 2012 ebenfalls empfindliche Wachstumseinbußen.
Zwar wird von einem BIP-Anstieg um 0,5% ausgegangen, er dürfte jedoch durch die
Binnennachfrage bestimmt werden und daher nur eingeschränkt positive Impulse für
Österreichs Außenhandel liefern.
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Übersicht 3: Entwicklung der Nachfrage |
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Zu Herstellungspreisen |
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|
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Mrd. € (Referenzjahr 2005) |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||||||
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|
|
|
Real
(berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen) |
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|
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||
Konsumausgaben insgesamt |
191,71 |
193,56 |
194,97 |
196,95 |
+1,5 |
+1,0 |
+0,7 |
+1,0 |
Private Haushalte1) |
142,37 |
143,47 |
144,63 |
146,11 |
+2,2 |
+0,8 |
+0,8 |
+1,0 |
Staat |
49,36 |
50,11 |
50,36 |
50,86 |
–0,2 |
+1,5 |
+0,5 |
+1,0 |
Bruttoinvestitionen |
54,15 |
59,88 |
60,00 |
61,22 |
+3,6 |
+10,6 |
+0,2 |
+2,0 |
Bruttoanlageinvestitionen |
51,66 |
54,55 |
55,06 |
55,87 |
+0,1 |
+5,6 |
+0,9 |
+1,5 |
Ausrüstungen |
20,56 |
22,82 |
23,16 |
23,63 |
+4,3 |
+11,0 |
+1,5 |
+2,0 |
Bauten |
26,75 |
27,02 |
27,13 |
27,40 |
–2,9 |
+1,0 |
+0,4 |
+1,0 |
Inländische Verwendung |
245,43 |
252,81 |
254,32 |
257,53 |
+1,9 |
+3,0 |
+0,6 |
+1,3 |
Exporte |
145,66 |
156,51 |
160,88 |
169,49 |
+8,3 |
+7,5 |
+2,8 |
+5,3 |
Reiseverkehr |
11,86 |
11,81 |
11,45 |
11,68 |
+0,9 |
–0,5 |
–3,0 |
+2,0 |
Minus Importe |
128,18 |
137,78 |
142,45 |
149,74 |
+8,0 |
+7,5 |
+3,4 |
+5,1 |
Reiseverkehr |
5,92 |
5,84 |
5,69 |
5,80 |
–1,7 |
–1,4 |
–2,5 |
+2,0 |
Bruttoinlandsprodukt |
263,11 |
271,48 |
272,52 |
276,78 |
+2,3 |
+3,2 |
+0,4 |
+1,6 |
Nominell |
286,20 |
301,84 |
309,93 |
319,98 |
+4,1 |
+5,5 |
+2,7 |
+3,2 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Einschließlich privater Organisationen
ohne Erwerbszweck. |
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Übersicht 4: Entwicklung der Bruttowertschöpfung |
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Zu Herstellungspreisen |
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2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Mrd. € (Referenzjahr 2005) |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||||||
|
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|
|
Real
(berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen) |
|
|
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Land- und Forstwirtschaft, Fischerei |
2,99 |
3,12 |
3,12 |
3,12 |
–5,5 |
+4,5 |
±0,0 |
±0,0 |
Herstellung von Waren einschließlich Bergbau |
46,66 |
50,40 |
50,40 |
52,16 |
+7,2 |
+8,0 |
±0,0 |
+3,5 |
Energie- und Wasserversorgung, Abfallentsorgung |
6,83 |
7,37 |
7,45 |
7,59 |
+3,8 |
+8,0 |
+1,0 |
+2,0 |
Bau |
14,43 |
14,64 |
14,70 |
14,85 |
–3,0 |
+1,5 |
+0,4 |
+1,0 |
Handel, Kfz |
30,39 |
30,58 |
30,73 |
31,04 |
+3,1 |
+0,6 |
+0,5 |
+1,0 |
Verkehr |
10,72 |
11,26 |
11,32 |
11,43 |
–1,1 |
+5,0 |
+0,5 |
+1,0 |
Beherbergung und Gastronomie |
11,04 |
11,02 |
10,79 |
10,97 |
+1,8 |
–0,2 |
–2,1 |
+1,7 |
Information und Kommunikation |
7,96 |
7,90 |
7,90 |
7,94 |
–3,7 |
–0,7 |
±0,0 |
+0,5 |
Kredit- und Versicherungswesen |
16,75 |
17,42 |
17,94 |
18,48 |
+6,9 |
+4,0 |
+3,0 |
+3,0 |
Grundstücks- und Wohnungswesen |
22,10 |
22,10 |
22,21 |
22,37 |
–0,6 |
±0,0 |
+0,5 |
+0,7 |
Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen1) |
21,11 |
22,17 |
22,28 |
22,72 |
+5,0 |
+5,0 |
+0,5 |
+2,0 |
Öffentliche Verwaltung2) |
40,31 |
40,84 |
41,04 |
41,37 |
+0,4 |
+1,3 |
+0,5 |
+0,8 |
Sonstige Dienstleistungen |
6,51 |
6,55 |
6,58 |
6,65 |
+1,7 |
+0,7 |
+0,5 |
+1,0 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Wertschöpfung der Wirtschaftsbereiche3) |
237,65 |
244,93 |
245,90 |
249,93 |
+2,3 |
+3,1 |
+0,4 |
+1,6 |
Bruttoinlandsprodukt |
263,11 |
271,48 |
272,52 |
276,78 |
+2,3 |
+3,2 |
+0,4 |
+1,6 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Erbringung von freiberuflichen,
wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen
(ÖNACE 2008, Abschnitte M bis N). –
2) Einschließlich Sozialversicherung, Verteidigung, Erziehung, Unterricht,
Gesundheits- und Sozialwesen (ÖNACE 2008, Abschnitte O bis Q). – 3) Vor Abzug der Gütersubventionen
und vor Zurechnung der Gütersteuern. |
||||||||
|
Der heimische Warenexport wird deshalb im 1. Halbjahr 2012 saisonbereinigt schrumpfen. Um die Jahresmitte sollte die auflebende internationale Konjunktur auch dem Außenhandel neuen Schwung verleihen. Im Jahresdurchschnitt ist mit einer Ausweitung des Warenexports um real 3½% zu rechnen. Wegen der merklichen Dämpfung des Warenhandels wird die heimische Warenproduktion 2012 das Vorjahresniveau real nicht übersteigen. Erst 2013 ist wieder mit einer Zunahme zu rechnen (+3½%).
|
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Übersicht 5: Produktivität |
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|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Gesamtwirtschaft |
|
|
|
|
|
|
Bruttoinlandsprodukt, real |
+1,4 |
–3,8 |
+2,3 |
+3,2 |
+0,4 |
+1,6 |
Erwerbstätige1) |
+2,1 |
–0,9 |
+0,8 |
+2,0 |
+0,8 |
+0,7 |
Produktivität (BIP je Erwerbstätigen) |
–0,7 |
–2,9 |
+1,5 |
+1,2 |
–0,4 |
+0,8 |
|
|
|
|
|
|
|
Herstellung von Waren |
|
|
|
|
|
|
Produktion2) |
+0,9 |
–15,3 |
+7,4 |
+8,0 |
±0,0 |
+3,5 |
Beschäftigte3) |
+1,7 |
–5,3 |
–1,3 |
+1,9 |
–1,5 |
–0,5 |
Stundenproduktivität4) |
–0,3 |
–7,3 |
+5,6 |
+5,5 |
+2,3 |
+3,8 |
Geleistete Arbeitszeit je Beschäftigten5) |
–0,5 |
–3,6 |
+3,0 |
+0,5 |
–0,8 |
+0,2 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Unselbständige (Beschäftigungsverhältnisse)
und Selbständige laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung. – 2) Nettoproduktionswert, real. – 3) Laut Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger. Bruch 2007/08 wegen Umstellung der Wirtschaftsklassifikation
auf ÖNACE 2008, 2008: WIFO-Schätzung. –
4) Produktion je geleistete Beschäftigtenstunde. – 5) Laut Konjunkturerhebung von Statistik
Austria. |
||||||
|
Auch die Ausfuhr von Dienstleistungen
wird durch die Verschlechterung der Lage auf den internationalen Märkten in Mitleidenschaft
gezogen. Der Tourismusexport dürfte, nach einem geringfügigen Rückgang im Jahr 2011,
real mit –3% verstärkt sinken.
Die Nachfrage nach Anlageinvestitionen
entwickelte sich 2011 recht unterschiedlich: Die Bauwirtschaft löste sich kaum aus
der schon mehrere Jahre anhaltenden Krise. Die leichte Steigerung der Bauinvestitionen
im 1. Halbjahr verebbte ab der Jahresmitte. Wesentlich stärker expandierte 2011
die Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen (+11%). Während in den ersten drei Quartalen
in Maschinen und Elektrogeräte kumuliert real um 7% mehr investiert wurde als 2010,
erhöhten sich die Fahrzeuginvestitionen um über 25%. Die Wirren im Euro-Raum und
die dadurch ausgelösten Sorgen über den weiteren Konjunkturverlauf scheinen somit
bei guter Liquiditätslage kurzfristige Investitionen zu begünstigen. Das WIFO erwartet
jedoch eine deutliche Verlangsamung des Wachstums der Ausrüstungsinvestitionen auf
real 1,5% im Jahr 2012 und 2% im Jahr 2013. Die Baukonjunktur wird in beiden Jahren
gedämpft sein: 2012 wird die Nachfrage nach Bauten nahezu stagnieren (real +½%)
und sich 2013 nur wenig verbessern (+1%).
Wie im gesamten Euro-Raum
stehen Österreichs Banken vor der Aufgabe, die Eigenkapitalquote – wie von der Europäischen Bankenaufsicht ab Mitte
2012 vorgeschrieben – auf 9% zu erhöhen. Da die
Ausweitung des Eigenkapitals aufgrund der aktuellen Marktbedingungen wenig attraktiv
erscheint, besteht eine Alternative in der Kürzung der Bilanzsumme. Dies könnte
negative Auswirkungen auf die Kreditvergabebereitschaft heimischer Kreditinstitute
haben. Zwar sinkt im Konjunkturabschwung regelmäßig die Kreditvergabe, jedoch liegt
die Ursache meist auch in einer Abnahme der Kreditnachfrage von Unternehmen und
privaten Haushalten.
Im November 2011 schätzte
rund ein Drittel der am WIFO-Konjunkturtest teilnehmenden Unternehmen die aktuelle
Kreditvergabe durch die Banken als restriktiv ein, 60% als "normal", weniger
als ein Zehntel bezeichnete sie als entgegenkommend. Kritischer fiel allerdings
die Bewertung durch jene Unternehmen aus, die in den letzten drei Monaten tatsächlich
Kreditbedarf hatten: 44% dieser Unternehmen beurteilen die aktuelle Kreditvergabepraxis
der Banken als restriktiv.
Während der jüngsten schweren
Rezession in den Jahren 2008/09 befragte das WIFO im Auftrag der Oesterreichischen
Nationalbank die heimischen Unternehmen ebenfalls nach Beschränkungen im Kreditangebot.
Damals zeigten sich keine über das im Konjunkturabschwung übliche Ausmaß hinausgehenden
Restriktionen. Das WIFO rechnet daher auch im Jahr 2012 mit keinen nennenswerten
Beschränkungen der Finanzierungsbedingungen. Die EZB dürfte ihren Leitzinssatz auch
2012 und 2013 nicht erhöhen. Der Dreimonatszinssatz für Zwischenbankkredite sollte
in beiden Jahren knapp über dem Leitzinssatz von 1% liegen. Das heimische Kreditvolumen
wird sich in diesem Umfeld im Prognosezeitraum (+2½%) ähnlich stark erhöhen wie
im Jahr 2011 (+2,3%).
Deutliche Lohnzuwächse und
das Nachlassen des Preisauftriebs stabilisieren 2012 das Wachstum des privaten Konsums
trotz der Konjunkturabschwächung.
Gemäß der vierteljährlichen
VGR wuchs der heimische Konsum in den ersten drei Quartalen 2011 gegenüber dem Vorjahr
real um 0,7%; in der ersten Jahreshälfte entwickelten sich die Pkw-Käufe günstig.
Für das gesamte Jahr 2011 ist mit einem Anstieg um 0,8% zu rechnen.
|
||||||
Übersicht 6: Konsum,
Einkommen und Preise |
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|
|
|
|
|
|
|
|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in %, real |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Private Konsumausgaben1) |
+0,8 |
–0,3 |
+2,2 |
+0,8 |
+0,8 |
+1,0 |
Dauerhafte Konsumgüter |
+3,7 |
+0,9 |
+5,8 |
+0,4 |
–0,3 |
+0,3 |
Nichtdauerhafte Konsumgüter und Dienstleistungen |
+0,5 |
–0,4 |
+1,8 |
+0,8 |
+0,9 |
+1,1 |
Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte |
+0,9 |
–1,7 |
–0,3 |
–0,0 |
+0,5 |
+1,4 |
|
|
|
|
|
|
|
|
In % des verfügbaren Einkommens |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Sparquote der privaten Haushalte2) |
11,5 |
10,7 |
8,3 |
7,5 |
7,3 |
7,6 |
Sparquote der privaten Haushalte3) |
11,4 |
10,1 |
7,8 |
7,1 |
6,8 |
7,1 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Direktkredite an inländische Nichtbanken (Jahresendstände) |
+7,4 |
–1,3 |
+2,9 |
+2,3 |
+2,4 |
+2,5 |
|
|
|
|
|
|
|
|
In % |
|||||
Inflationsrate |
|
|
|
|
|
|
National |
3,2 |
0,5 |
1,9 |
3,3 |
2,1 |
1,9 |
Harmonisiert |
3,2 |
0,4 |
1,7 |
3,5 |
2,3 |
2,0 |
"Kerninflation"4) |
2,4 |
1,5 |
1,2 |
2,7 |
2,1 |
1,9 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Private Haushalte einschließlich
privater Organisationen ohne Erwerbszweck. – 2) Einschließlich Zunahme
betrieblicher Versorgungsansprüche. –
3) Ohne Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche. – 4) Ohne Energie und unverarbeitete
Nahrungsmittel (Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse). |
||||||
|
|
||||||
Übersicht 7: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit |
||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Löhne
und Gehälter pro Kopf1) |
|
|
|
|
|
|
Nominell, brutto |
+3,2 |
+1,6 |
+1,2 |
+2,7 |
+2,9 |
+1,8 |
Real2) |
|
|
|
|
|
|
Brutto |
–0,0 |
+1,1 |
–0,7 |
–0,6 |
+0,8 |
–0,1 |
Netto |
–0,7 |
+2,9 |
–0,9 |
–0,9 |
+0,6 |
–0,4 |
|
|
|
|
|
|
|
Lohnstückkosten |
|
|
|
|
|
|
Gesamtwirtschaft |
+3,7 |
+4,7 |
–0,3 |
+1,4 |
+3,3 |
+0,8 |
Sachgütererzeugung |
+5,2 |
+15,1 |
–5,7 |
–2,8 |
+1,7 |
–2,7 |
|
|
|
|
|
|
|
Effektiver Wechselkursindex Industriewaren |
|
|
|
|
|
|
Nominell |
+1,1 |
+0,7 |
–2,6 |
+0,3 |
–0,7 |
±0,0 |
Real |
+0,6 |
+0,4 |
–2,7 |
+0,9 |
–0,5 |
+0,1 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Je Beschäftigungsverhältnis (laut
VGR). – 2) Deflationiert mit dem VPI. |
||||||
|
Die Bedingungen für ein
weiterhin robustes Wachstum scheinen auch 2012 gegeben zu sein. Die im Jahr 2011
für 2012 vereinbarten Lohnsteigerungen lassen die Lohn- und Gehaltssumme 2012 um
3,7% steigen. Zudem sollte die Inflationsrate von 3,3% im Jahr 2011 auf 2,1% sinken.
Dies wird die Kaufkraft der privaten Haushalte zusätzlich stärken. Auch sollte sich
die Sparquote entsprechend dem Konjunkturzyklus weiter leicht von 7,5% auf 7,3%
verringern. Trotz der Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt im Gefolge der Konjunktureintrübung
dürfte deshalb der Konsum der privaten Haushalte 2012 abermals real um 0,8% ausgeweitet
werden. Damit wächst er doppelt so stark wie die Gesamtwirtschaft und trägt wesentlich
zur Stabilisierung der Konjunktur bei. 2013 kann im Zuge der Konjunkturerholung
mit einer leichten Beschleunigung des Wachstums auf 1% bei geringfügig steigender
Sparquote gerechnet werden.
2012 wird die starke Ausweitung
der Beschäftigung deutlich an Dynamik verlieren. Die Arbeitslosenquote wird sowohl
2012 als auch 2013 steigen.
Die schwungvolle Konjunktur
des Jahres 2011 erlaubte eine stetige Ausweitung der Beschäftigung. Die Zahl der
unselbständig aktiv Beschäftigten stieg im Jahresdurchschnitt 2011 um knapp 63.000
(+1,9%) und damit fast so stark wie im letzten Hochkonjunkturjahr 2007 (+65.500,
+2,1%). Erst ab September spiegelte die Entwicklung der Monatswerte eine leichte
Verringerung der Dynamik wider. Mit der Abkühlung der Konjunktur wird die Ausweitung
im Laufe des Jahres 2012 zum Erliegen kommen. Im Jahresdurchschnitt ergibt sich
damit eine Zunahme um 0,6% bzw. 21.000 Personen. Erst 2013 wird im Zuge der Konjunkturbelebung
wieder mit einer Zunahme der Beschäftigung gerechnet. Im Jahresdurchschnitt 2013
ist ein Anstieg um 15.000 Personen bzw. 0,4% zu erwarten.
|
||||||
Übersicht 8: Arbeitsmarkt |
||||||
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|
|
|
|
|
|
|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in 1.000 |
|||||
Nachfrage nach Arbeitskräften |
|
|
|
|
|
|
Aktiv Erwerbstätige1) |
+66,0 |
–44,0 |
+31,3 |
+68,3 |
+26,0 |
+20,0 |
Unselbständig aktiv Beschäftigte1)2) |
+55,6 |
–48,5 |
+25,5 |
+62,8 |
+21,0 |
+15,0 |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
+1,7 |
–1,5 |
+0,8 |
+1,9 |
+0,6 |
+0,4 |
Inländische Arbeitskräfte |
+31,1 |
–43,0 |
+5,8 |
+25,3 |
+10,0 |
+7,0 |
Ausländische Arbeitskräfte |
+24,5 |
–5,5 |
+19,7 |
+37,5 |
+11,0 |
+8,0 |
Selbständige3) |
+10,4 |
+4,5 |
+5,8 |
+5,5 |
+5,0 |
+5,0 |
|
|
|
|
|
|
|
Angebot an Arbeitskräften |
|
|
|
|
|
|
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter |
|
|
|
|
|
|
15- bis 64-Jährige |
+27,7 |
+17,3 |
+21,6 |
+32,8 |
+15,0 |
+6,7 |
15- bis 59-Jährige |
+17,6 |
+11,1 |
+8,9 |
+16,8 |
+14,7 |
+10,8 |
Erwerbspersonen4) |
+56,0 |
+4,0 |
+21,8 |
+65,3 |
+41,2 |
+31,5 |
|
|
|
|
|
|
|
Überschuss an Arbeitskräften |
|
|
|
|
|
|
Vorgemerkte Arbeitslose5) |
–10,0 |
+48,1 |
–9,5 |
–3,0 |
+15,2 |
+11,5 |
Stand in 1.000 |
212,3 |
260,3 |
250,8 |
247,8 |
263,0 |
274,5 |
Arbeitslose in Kursmaßnahmen in 1.000 |
50,5 |
64,1 |
73,2 |
63,2 |
63,2 |
63,2 |
Arbeitslosenquote |
|
|
|
|
|
|
In % der Erwerbspersonen6) |
3,8 |
4,8 |
4,4 |
4,2 |
4,5 |
4,7 |
In % der Erwerbspersonen5) |
5,3 |
6,5 |
6,2 |
6,0 |
6,4 |
6,6 |
In % der unselbständigen Erwerbspersonen5) |
5,9 |
7,2 |
6,9 |
6,8 |
7,1 |
7,4 |
Beschäftigungsquote |
|
|
|
|
|
|
Aktiv Erwerbstätige1)7) |
65,7 |
64,7 |
65,0 |
65,9 |
66,1 |
66,4 |
Erwerbstätige6)7) |
72,1 |
71,6 |
71,7 |
72,2 |
72,4 |
72,5 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, ohne Präsenzdiener; Bruch 2007/08 wegen Umstellung in der Beschäftigtenstatistik.
– 2) Laut Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger. – 3)
Laut WIFO, einschließlich freier Berufe und Mithelfender. – 4) Aktiv Erwerbstätige plus Arbeitslose.
– 5) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice.
– 6) Laut Eurostat (Labour Force Survey).
– 7) In % der Bevölkerung im erwerbsfähigen
Alter (15- bis 64-Jährige). |
||||||
|
Während die Beschäftigung
von Monat zu Monat gesteigert wurde, zeigte die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen
bereits im Frühjahr 2011 eine Trendumkehr: Vom Tiefstwert von 242.000 Personen im
März stieg sie kontinuierlich und erreichte im November 2011 gut 254.000. 2011 wird
mit einem Jahresdurchschnitt von knapp 248.000 Personen gerechnet (rund –1% gegenüber 2010).
Die beträchtliche Beschäftigungsausweitung
reichte aufgrund der Zunahme des Arbeitskräfteangebotes nur aus, um die Arbeitslosigkeit
geringfügig zu senken (Freizügigkeit für Arbeitskräfte aus den neuen EU-Ländern
ab Mai 2011, Verringerung der Schulungsaktivitäten +10.000 Personen, Neuzurechnung
von Personen mit Bezug von bedarfsorientierter Mindestsicherung zu den Arbeitslosen
+6.500). 2012 wird die Zahl der beim AMS gemeldeten Arbeitslosen neuerlich um rund
15.000 steigen. Im Jahr 2013 sollte sie sich aber im Zuge der Konjunkturerholung
um nur mehr 11.500 erhöhen.
Die Arbeitslosenquote wird
sich nach nationaler Berechnungsmethode von 6,8% im Jahr 2011 auf 7,1% 2012 und
2013 weiter auf 7,4% erhöhen. Laut Eurostat-Definition wird die Quote von 4,2% auf
4,5% und 4,7% steigen.
Die Verschlechterung der Wirtschaftslage
wird 2012 den Staatshaushalt erneut belasten. Die Budgetkonsolidierung muss unter
Bedachtnahme auf Wachstumswirkungen erfolgen.
Angesichts des Anstiegs
der Zinssätze auf den internationalen Finanzmärkten forcieren viele Länder die Sparbemühungen
in den öffentlichen Haushalten. Sollte diese Restriktion in unkoordinierter Weise
erfolgen, könnte sie in eine selbstverstärkende Abwärtsbewegung der Wirtschaftsleistung
münden.
Die Konjunkturabschwächung
wird auch den österreichischen Staatshaushalt belasten. Im Zuge der Verschlechterung
der Arbeitsmarktlage werden die Einnahmen an lohnabhängigen Steuern und Abgaben
weniger stark wachsen, ebenso werden die gewinnabhängigen Einnahmen geringer ausfallen.
Zusätzlich werden Mehrausgaben für Arbeitslosenunterstützung anfallen. Daraus ergibt
sich eine konjunkturbedingte Verschlechterung der öffentlichen Haushalte, zugleich
aber eine Stabilisierung der Einkommen der privaten Haushalte und Unternehmen.
Die Selbstverpflichtung
der Bundesregierung zu einem schnelleren Defizitabbau und zum Ausgleich des Bundeshaushaltes
bis 2017 erfordert eine konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Konsolidierungskurses.
Strukturelle Konsolidierungsschritte sollten vor allem in jenen Bereichen ansetzen,
in denen Effizienzreserven vermutet werden können, und so gestaltet sein, dass sie
einen nachhaltigen Budgetpfad vor allem mittelfristig unterstützen.
|
||||||
Übersicht 9: Wirtschaftspolitische Bestimmungsfaktoren |
||||||
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|
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|
|
|
|
|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
In % des BIP |
|||||
Budgetpolitik |
|
|
|
|
|
|
Finanzierungssaldo des Staates |
|
|
|
|
|
|
Laut Maastricht-Definition1) |
–0,9 |
–4,1 |
–4,4 |
–3,3 |
–3,0 |
–2,8 |
Laut VGR |
–1,0 |
–4,1 |
–4,4 |
–3,3 |
–3,0 |
–2,8 |
Primärsaldo des Staates laut VGR |
+1,7 |
–1,3 |
–1,7 |
–0,6 |
–0,3 |
–0,2 |
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In % |
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Geldpolitik |
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Dreimonatszinssatz |
4,6 |
1,2 |
0,8 |
1,4 |
1,1 |
1,1 |
Sekundärmarktrendite2) |
4,4 |
3,9 |
3,2 |
3,3 |
3,0 |
3,0 |
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Veränderung gegen das Vorjahr in % |
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Effektiver Wechselkursindex |
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Nominell |
+1,2 |
+0,9 |
–2,5 |
+0,3 |
–0,6 |
±0,0 |
Real |
+0,6 |
+0,4 |
–2,7 |
+0,9 |
–0,5 |
+0,1 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Einschließlich Zinsströme aus Swap-Vereinbarungen,
die der Staat abschließt. – 2)
Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). |
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Von der konkreten Ausgestaltung
der notwendigen Konsolidierungsschritte wird es abhängen, wie stark sie die Konjunktur
belasten. Je stärker sich die Wirtschaftslage international und in Österreich eintrübt,
desto wichtiger ist es allerdings, die durch die automatischen Stabilisatoren ausgelösten
Budgetverschlechterungen nicht durch zusätzliche diskretionäre Einschnitte zu schmälern.
Anfangskosten von Reformen, die mittelfristig die Ausgaben senken, sollten in Kauf
genommen werden.
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Methodische Hinweise und Kurzglossar |
Periodenvergleiche Zeitreihenvergleiche gegenüber der
Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt.
Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen
in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison-
und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen. Die Formulierung "veränderte
sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber
der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen. Die Analyse der saison- und arbeitstägig
bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf
und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen
Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht. Durchschnittliche Veränderungsraten Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs-
und Endwert der Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche Rate
2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte jene von
2009 auf 2010. Reale und nominelle Größen Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich
real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen
(z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt. Produzierender Bereich Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte
B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren,
Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet. Inflation, VPI und HVPI Die Inflationsrate misst die Veränderung
der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist
ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex
(HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU
und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone (siehe auch
http://www.statistik.at/). Die Kerninflation als Indikator der
Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis,
für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete
Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen
Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen
in die Berechnung der Kerninflation einbezogen. WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest Der WIFO-Konjunkturtest ist eine
monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung
ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest
ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit
(http://www.itkt.at/). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil
der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten
Unternehmen. Arbeitslosenquote Österreichische Definition: Anteil
der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der
Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand
und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen).
Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. Definition gemäß ILO und Eurostat:
Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz
suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig
oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen,
und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener.
Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen
(Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten
(Mikrozensus). Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote Personen in Schulungen: Personen,
die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der
Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt. Unselbständig aktiv Beschäftigte:
Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis.
Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv
Beschäftigten". |
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Sovereign Debt Crisis Tightening Its Grip on the Real Economy |
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Economic Outlook for 2012 and 2013 – Summary |
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The sovereign debt
crisis in the euro area prompted many EU countries to step up efforts at fiscal
consolidation in order to stem the rise in interest rates on their government
bonds. This will dampen internal demand in the years to come, in particular if
budgetary retrenchment should lose sight of policies for long-term economic growth
and labour market conditions. At the same time, business activity outside the
euro area is losing momentum. As a consequence, GDP growth in Austria is projected
to slow down to a modest 0.4 percent in 2012. In 2013, Austria will benefit from
the expected global recovery, although growth will remain subdued at 1.6 percent
in volume, given the continued restrictive stance of fiscal policy across Europe. |
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The slowdown in world economic growth, already
felt since last summer, is set to continue over the coming months. Given the high
sovereign debt levels in several euro area countries, doubt about their sustainability
has spread further across the area. In Italy, benchmark government bond yields
have temporarily moved above 7 percent. Likewise, demand for French, Belgian and
Spanish government bonds has slackened significantly. Meanwhile, minor increases
in interest rates have been observed also in countries with below-average government
debt levels like Austria or the Netherlands. Lack of confidence on the part of
international financial markets has extended to almost the entire euro area. Several years ago, extremely low short-term
interest rates led many euro area countries to issue titles of short maturity.
Thus, a large part of government debt will expire within the next few years and
large amounts need to be rescheduled at high interest rates, weighing further
on financial market confidence and countries' debt positions. More and more countries
are therefore forced to tighten the course of fiscal restraint. Cuts in social
spending and higher tax burdens will dampen domestic demand and output in the
euro area. For this reason, WIFO expects euro area GDP
to stagnate in 2012. In 2013, while the Euro area should benefit from a pickup
of global economic activity, fiscal restraint will continue to act as a drag on
GDP growth. Austria will particularly be negatively affected by the restrictive
policy stance pursued by Italy, its second-largest trading partner. The crisis
in Hungary will also show adverse effects. The present WIFO projections, like the previous
ones of last autumn, rest on the assumption that the domestic as well as the international
financial system remains stable overall. For the purpose of the projections, the
risk of extremely tight bank lending (credit crunch) in the context of compliance
with higher equity capital |
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requirements is considered manageable for
the euro area. It is further assumed that governments will succeed in servicing
their debt in an orderly way and that current high interest rates on many euro
area countries' government bonds will gradually abate to more sustainable levels. Under these assumptions, the Austrian economy
should expand by no more than 0.4 percent in 2012. Exports will provide less stimulus,
growing by 2.8 percent in volume. Firms will hardly increase investment in machinery
and equipment, despite higher earnings and lower interest rates enjoyed last year,
nor will they be strongly inclined to embark on new construction projects. In view of the sluggish business activity,
commodity prices should ease in the course of 2012. Domestic headline inflation
may abate to 2 percent and prevent further losses of private household purchasing
power. In this way, a projected increase in private consumption of 0.8 percent
should come to support overall business activity. The slowdown of demand and output growth
will leave its trace also on the labour market where the gain in overall employment
may decelerate to 0.6 percent on average in 2012. The unemployment rate should
climb back above 7 percent, close to its peak during the crisis of 2009. The forecast assumes that policy in Austria
will maintain the course of fiscal consolidation and, despite the quasi-stagnation
of economic activity, underpin it by structural measures supporting growth over
the medium term. The general government deficit should thereby edge down from
3.3 percent of GDP in 2011 to 3 percent of GDP in 2012. With growth picking up
and structural consolidation measures showing effect, government net borrowing
should decline to 2.8 percent of GDP. |
The English version of the WIFO Economic Outlook will
be published in "Austrian Economic Quarterly". |
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