WIFO

 

Unterbrechung des Konjunkturaufschwunges

 

Prognose für 2011 und 2012

 

Die internationalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich seit Mitte 2011 deutlich verschlechtert. Angesichts der zunehmenden Unsicherheit über die Lösung der Schuldenkrise im weiteren Verlauf werden Investitionsentscheidungen zurückgehalten. Nach einem hohen Wachstum im Jahr 2011 (+2,9%) wird die heimische Wirtschaft 2012 um nur mehr 0,8% expandieren.

 

Die Konjunkturprognose entsteht jeweils in Zusammenarbeit aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des WIFO. • Wissenschaftliche Assistenz: Nora Popp, Roswitha Übl • Abgeschlossen am 28. September 2011. • E-Mail-Adresse: Marcus.Scheiblecker@wifo.ac.at

 

INHALT

Weltwirtschaft expandiert langsamer

Spannungen im Euro-Raum nehmen deutlich zu

Internationaler Nachfragerückgang unterbricht heimischen Aufschwung

Erholung der Investitionen bricht früh ab

Tourismuswirtschaft anhaltend schwach

Konsum robust, aber nicht dynamisch

Inflationsdruck ebbt ab

Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt kommt zum Erliegen

Konjunkturschwäche hält Budgetdefizit bei 3%

 

VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND ABBILDUNGEN

Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose. 4

Übersicht 2: Annahmen über die internationale Konjunktur 6

Übersicht 3: Entwicklung der Nachfrage. 11

Übersicht 4: Entwicklung der Bruttowertschöpfung. 12

Übersicht 5: Produktivität 13

Übersicht 6: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit 14

Übersicht 7: Konsum, Einkommen und Preise. 15

Übersicht 8: Arbeitsmarkt 17

Übersicht 9: Wirtschaftspolitische Bestimmungsfaktoren. 19

Abbildung 1: Renditen langfristiger staatlicher Schuldverschreibungen. 8

Abbildung 2: Indikatoren der Wirtschaftsentwicklung und der Wirtschaftspolitik. 10

 

 

Die Erholung der österreichischen Wirtschaft nach der Rezession 2008/09 setzte sich auch heuer zügig fort. Die gesamtwirtschaftliche Produktion expandierte bis zur Jahresmitte weiterhin kräftig und erreichte im 1. Halbjahr 2011 wieder das Niveau vor der Krise. Die Unternehmensumfragen aus dem In- und Ausland deuten jedoch bereits seit einiger Zeit auf eine bevorstehende Abschwächung der Wachstumsdynamik hin.

Seit Mitte 2011 ist die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure zudem massiv gestiegen. Die Politik konnte bislang die Zweifel über die Bedienbarkeit der Staatsschulden einiger Länder nicht zerstreuen. Dies trieb die Zinssätze für Neuemissionen von Staatsanleihen in manchen Ländern nach oben und belastet so deren öffentlichen Haushalt zusätzlich. Auf den Aktienmärkten löste diese Verunsicherung heftige Kurseinbrüche aus, die vor allem Bankentitel betrafen. Europäische Großbanken verloren innerhalb von zwei Monaten rund die Hälfte ihres Börsenwertes.

Die vorliegende Prognose des WIFO für Österreich trägt diesen jüngsten Entwicklungen nur insofern Rechnung, als sie die damit verbundene Zurückhaltung der Unternehmen in ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigt. Für 2011 wird ein Wirtschaftswachstum von 2,9% prognostiziert. 2012 dürfte sich die Expansion auf 0,8% abschwächen. Explizit wird keine unilaterale Zahlungsunfähigkeit Griechenlands oder eines anderen Euro-Landes angenommen. Die Prognose geht davon aus, dass der Euro-Raum in seiner derzeitigen Zusammensetzung fortbesteht und die Zinssätze für die Staatsschuld der Euro-Länder nicht deutlich steigen. Zudem wird nicht mit einem weiteren Aktienkursverfall gerechnet.

Unter diesen Annahmen wird die heimische Wirtschaftsleistung um den Jahreswechsel im Einklang mit dem Konjunkturzyklus in den EU-Ländern stagnieren. Ein kurzzeitiger Rückgang des realen BIP in einem Quartal kann nicht ausgeschlossen werden. Dem üblichen Konjunkturzyklus folgend sollte die Expansion im weiteren Verlauf des Jahres 2012 wieder etwas an Kraft gewinnen.

2011 entwickelte sich der Arbeitsmarkt bislang erfreulich. Die Beschäftigungsausweitung hielt auch im August noch an. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote hat zwar seit einigen Monaten wieder steigende Tendenz, jedoch spiegelt sich darin auch der starke Abbau der öffentlichen Schulungsmaßnahmen. Nach einem Anstieg der Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten um 1,8% im Jahr 2011 ist 2012 nur mehr mit einer Zunahme um 0,4% zu rechnen. Die Arbeitslosenquote wird sich 2012 von 6,7% auf 7,0% erhöhen.

Der im  bisherigen Jahresverlauf merkliche Auftrieb der Verbraucherpreise wird in den nächsten Monaten abflauen. Die Notierungen für Erdölprodukte sind bereits seit einigen Monaten rückläufig. Dies wird sich mit einiger Verzögerung auch in der Vorjahresveränderung des allgemeinen Preisniveaus widerspiegeln. Für 2011 ist mit einer Inflationsrate von 3,1% zu rechnen, 2012 wird sie auf 2,1% sinken.

Sollte sich die Wirtschaftsentwicklung nicht wesentlich deutlicher abschwächen als hier prognostiziert, dann ist keine Abweichung vom staatlichen Konsolidierungskurs erforderlich. Die Wachstumsdämpfung wird sowohl die Einnahmen- als auch die Ausgabenseite der öffentlichen Haushalte erneut belasten. Während die strukturellen Defizite weiter planmäßig reduziert werden sollten, sollten die automatischen Stabilisatoren in ihrer Wirkung nicht behindert werden.

 

Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose

 

 

 

 

 

 

 

 

2007

2008

2009

2010

2011

2012

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Bruttoinlandsprodukt

 

 

 

 

 

 

Real

+3,7

+1,4

3,8

+2,3

+2,9

+0,8

Nominell

+5,8

+3,2

2,8

+4,1

+4,9

+2,9

Sachgütererzeugung1), real

+8,1

+1,3

15,0

+7,2

+8,0

+1,0

Handel, real

+1,9

3,0

+0,7

+3,1

+0,9

+0,4

Private Konsumausgaben, real

+0,9

+0,8

0,3

+2,2

+0,9

+0,8

Bruttoanlageinvestitionen, real

+3,6

+0,7

8,3

+0,1

+4,0

+1,1

Ausrüstungen

+6,6

0,7

9,7

+4,3

+8,0

+1,5

Bauten

+1,8

+1,0

7,6

2,9

+0,7

+0,7

Warenexporte2)

 

 

 

 

 

 

Real

+9,0

+0,5

16,8

+12,8

+8,5

+4,5

Nominell

+10,5

+2,5

20,2

+16,7

+11,5

+4,5

Warenimporte2)

 

 

 

 

 

 

Real

+7,6

+0,6

14,3

+10,3

+7,0

+4,5

Nominell

+9,6

+4,7

18,4

+16,5

+11,5

+4,0

Leistungsbilanzsaldo           Mrd. €

+9,62

+13,76

+8,53

+7,76

+8,27

+8,54

                in % des BIP

+3,5

+4,9

+3,1

+2,7

+2,8

+2,8

Sekundärmarktrendite3)      in %

4,3

4,4

3,9

3,2

3,3

3,2

Verbraucherpreise

+2,2

+3,2

+0,5

+1,9

+3,1

+2,1

Arbeitslosenquote

 

 

 

 

 

 

In % der Erwerbspersonen (Eurostat)4)

4,4

3,8

4,8

4,4

4,2

4,4

In % der unselbständigen Erwerbspersonen5)

6,2

5,9

7,2

6,9

6,7

7,0

Unselbständig aktiv Beschäftigte6)

+2,1

+1,7

1,5

+0,8

+1,8

+0,4

Finanzierungssaldo des Staates
(laut Maastricht-Definition)  in % des BIP

0,9

0,9

4,1

4,6

3,1

3,1

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Nettoproduktionswert, einschließlich Bergbau. 2) Laut Statistik Austria. 3) Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). 4) Labour Force Survey. 5) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice. 6) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, ohne Präsenzdiener; Bruch 2007/08 durch Umstellung in der Beschäftigtenstatistik.

 

 

Weltwirtschaft expandiert langsamer

Während die Verunsicherung auf den Finanz- und Kapitalmärkten das Wachstum im Euro-Raum drückt, verliert es auch in anderen wichtigen Wirtschaftsräumen an Dynamik. In den USA belastet die Arbeitsmarktentwicklung nach wie vor die Konsumnachfrage der privaten Haushalte, und die Verschuldungsproblematik erfordert auch hier eine sparsame Politik der öffentlichen Hand. Zugleich flaut in China das Exportwachstum bereits ab, während die restriktive Geldpolitik versucht, die Binnenkonjunktur zu dämpfen.

Laut Index des Centraal Planbureau (CPB) weist der Welthandel bereits seit Anfang 2011 keinen steigenden Trend mehr auf. Im Juli 2011 stagnierte er gegenüber dem Vormonat nahezu. Seit April ist die Dämpfung auch in den Schwellenländern spürbar. Lediglich die lateinamerikanischen Länder dieser Gruppe verzeichneten jüngst noch nennenswerte Zuwächse.

In den USA verlief die Entwicklung 2011 bislang enttäuschend. Im I. und II. Quartal erhöhte sich die reale Wirtschaftsleistung gegenüber der Vorperiode um nur 0,1% bzw. 0,2%. Das WIFO muss daher seine Prognose für die USA für 2011 auf +1,8% zurücknehmen. Nach wie vor führt die Federal Reserve Bank ihre expansive Geldpolitik fort seit nun schon über zweieinhalb Jahren hält sie ihren Leitzinssatz nahe null. Die schlechte Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt dämpft die Konsumbereitschaft der privaten Haushalte, im II. Quartal stagnierten die realen Konsumausgaben nahezu. Seit dem Höchststand der Arbeitslosenquote im Oktober 2009 (10,1%) ist kaum eine Verbesserung zu beobachten, im August 2011 lag die Quote noch bei 9,1%. Die öffentliche Diskussion um die Senkung der hohen Staatsschuld und die Entwicklung auf den Aktienmärkten belasten die Konsumentenstimmung weiter. Von Juli bis August sank der Standard-&-Poors-500-Index um mehr als 15%. Seither bewegen sich die Kurse unter starken Schwankungen seitwärts. Im Prognosezeitraum wird daher der private Konsum keine tragende Rolle in der Wirtschaftsdynamik der USA spielen.

Durch die Naturkatastrophen und die nachfolgenden Atomreaktorschäden im März 2011 wurde die japanische Produktion empfindlich getroffen. Die Wirtschaftstätigkeit brach in der Folge in den ersten zwei Quartalen ein. Für den weiteren Jahresverlauf ist aufgrund der Wiederaufbauarbeiten mit einer deutlichen Belebung der Nachfrage zu rechnen, doch wird das Vorjahresniveau im Jahresdurchschnitt nicht erreicht werden. 2012 sollte die Wirtschaft aber wieder expandieren. Allerdings dämpft die schwache Weltkonjunktur den zu erwartenden Auftrieb.

 

Übersicht 2: Annahmen über die internationale Konjunktur

 

 

 

 

 

 

 

 

2007

2008

2009

2010

2011

2012

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Bruttoinlandsprodukt, real

 

 

 

 

 

 

Welt

+5,4

+2,8

0,7

+5,1

+3,8

+3,1

USA

+1,9

0,3

3,5

+3,0

+1,8

+1,0

Japan

+2,4

1,2

6,3

+4,0

0,5

+1,5

EU 27

+3,1

+0,5

4,3

+1,8

+1,7

+0,7

Euro-Raum (17 Länder)1)

+3,0

+0,4

4,3

+1,8

+1,6

+0,5

Deutschland

+3,3

+1,1

5,1

+3,7

+2,9

+0,7

Neue EU-Länder2)

+5,9

+4,1

3,2

+2,2

+3,0

+1,8

China

+14,2

+9,6

+9,2

+10,4

+9,5

+8,5

Welthandel, real

+7,0

+2,5

12,7

+15,3

+6,0

+5,0

Marktwachstum Österreichs3)

+7,5

+2,9

11,5

+11,5

+8,0

+4,0

 

 

 

 

 

 

 

Weltmarkt-Rohstoffpreise4)

+12,4

+31,7

34,4

+29,0

+35

6

Ohne Rohöl

+17,8

+18,3

28,0

+31,5

+25

+5

Erdölpreis             Brent, $ je Barrel

72,5

97,0

61,5

79,5

110

100

Wechselkurs5)      $ je Euro

1,371

1,471

1,393

1,327

1,40

1,40

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Portugal, Slowakei, Slowenien, Spanien, Zypern. 2) Bulgarien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Tschechien, Ungarn. 3) Veränderungsrate der realen Importe der Partnerländer gewichtet mit österreichischen Exportanteilen. 4) HWWI-Index, auf Euro-Basis. 5) Monatsdurchschnitte.

 

Auch in China wird die Verflachung der Weltkonjunktur spürbar. Dies belastet den Export und verlangsamt das Wirtschaftswachstum. Die Wirtschaftspolitik versucht seit geraumer Zeit, den Preisauftrieb durch Beschränkungen der Kreditvergabe zu bekämpfen und eine Überhitzung der Konjunktur zu vermeiden. Dies dämpft die Expansion der Binnennachfrage zusätzlich. Das BIP wird 2011 laut WIFO-Prognose real um 9½% steigen, 2012 aber nur mehr um 8½%.

Spannungen im Euro-Raum nehmen deutlich zu

Das langwierige Ringen der Politik um eine Lösung der Schuldenproblematik von Griechenland gefährdet immer mehr die Stabilität des Bankensystems und auch das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit anderer Länder in der Währungsunion.

Die Einigung auf ein zweites Hilfspaket für Griechenland mit teilweisem Schuldenerlass und der Erstreckung der Rückzahlung auf 30 Jahre beruhigte die Finanzmärkte nur kurz. Nach wie vor kann der griechische Staat auf dem freien Markt keine Anleihen aufnehmen. Die anhaltende Unsicherheit über die Staatsschuldenproblematik im Euro-Raum belastet auch andere Länder wie Portugal, Spanien und Italien. Italien musste im September 2011 für die Neuaufnahme von Finanzmitteln erstmals einen Zinssatz von fast 6% zahlen. Sollte dieser Zinssatz in nächster Zeit aufrecht bleiben oder sogar noch steigen, so würde Italien ebenfalls bald in Zahlungsschwierigkeiten geraten. In diesem Fall wären die anderen Euro-Länder weder gewillt noch fähig, stützend einzugreifen.

Viele Banken leiden im Euro-Raum schon jetzt unter dem Einbruch ihrer eigenen Aktienkurse, da sie umfangreiche Bestände an risikobehafteten Staatsanleihen halten. So verloren sowohl französische als auch deutsche Großbanken in den letzten zwei Monaten rund 50% ihres Börsenwertes. Dies behindert nicht nur ihre Möglichkeit, neues Kapital aufzunehmen, sondern könnte auch eine Kettenreaktion im Bankenwesen auslösen, ähnlich wie im Jahr 2008.

Der Spielraum der Geldpolitik und vor allem der Fiskalpolitik, um einer größeren Rezession gegenzusteuern, ist heute deutlich kleiner als 2008. Die Notenbank der USA hält bereits seit mehr als zwei Jahren ihren Leitzinssatz bei null, und im Euro-Raum liegt er bei 1,5%. Die öffentlichen Haushalte beider Wirtschaftsräume sind jetzt schon belastet, sodass wenig Spielraum für zusätzliche Konjunkturmaßnahmen besteht.

Turbulenzen auf den Finanz- und Kapitalmärkten lassen sich nicht voraussehen. Da sie jedoch mitbestimmend für die realwirtschaftliche Entwicklung sind, geht die vorliegende Prognose von zwei Annahmen aus:

·          Im Prognosezeitraum bleibt ein weiterer Einbruch auf den Aktienmärkten aus. Ein solcher Einbruch könnte das europäische Bankensystem ernstlich gefährden und somit auch die Realwirtschaft wie bereits 2008 beeinträchtigen.

·          Griechenland erleidet keinen ungeordneten Konkurs und bleibt Teil des Euro-Raumes. Auch für die anderen kritischen Schuldnerländer entspannt sich die Situation aufgrund wirtschaftspolitischer Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene. In der Folge sinken die Anleihezinssätze langsam (wie schon jetzt für Irland).

 

Abbildung 1: Renditen langfristiger staatlicher Schuldverschreibungen

Benchmark, 10 Jahre

Q: OeNB.

 

Die bevorstehende Konjunkturabschwächung trifft die bislang stärker expandierenden Volkswirtschaften im Euro-Raum überdurchschnittlich.

Anfang 2011 wuchs die Wirtschaft im Euro-Raum gegenüber dem Vorquartal noch um 0,8%, in der EU insgesamt um 0,7%. Im II. Quartal verlangsamte sich das Wachstum abrupt auf 0,2%. Ausschlaggebend war die starke Dämpfung in Deutschland (+0,1% nach +1,3%) und Frankreich (±0,0% nach +0,9%).

Jene Länder, deren öffentliche Verschuldung derzeit problematisch ist, verzeichneten im 1. Halbjahr recht unterschiedliche Ergebnisse: In Spanien verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum von 0,4% auf 0,2%, in Italien hingegen beschleunigte es sich etwas von +0,1% im I. Quartal 2011 auf +0,3% im II. Quartal. In Portugal stagnierte die Wirtschaftsleistung im II. Quartal, nachdem sie im I. Quartal um 0,6% geschrumpft war. Für Irland und Griechenland liegen noch keine Meldungen vor, die offizielle Prognose weist aber für Griechenland heuer eine stärkere Kontraktion der Wirtschaft aus als bisher angenommen.

Im III. Quartal dürfte die Wirtschaft des Euro-Raumes wieder ein wenig stärker expandieren als zuvor. Zwar ging Deutschlands Warenexport im Juli abermals zurück, jedoch schnellte zugleich die Industrieproduktion im Vormonatsvergleich um 4% nach oben. Auch in Frankreich war ein Anstieg zu beobachten.

Die Unternehmensumfragen für den Euro-Raum deuten aber anhaltend auf eine bevorstehende deutliche Abschwächung der Wirtschaftsentwicklung hin, sodass das WIFO um den Jahreswechsel mit einer erheblichen Dämpfung der Dynamik rechnet. Vor allem die exportorientierten Volkswirtschaften wie Deutschland und Österreich werden dadurch empfindliche Wachstumseinbußen erleiden, auch wenn das Wachstum weiterhin über dem Durchschnitt des Euro-Raumes liegen dürfte. Zeitweise könnte das saisonbereinigte BIP im Vorquartalsvergleich sinken. Für Deutschland prognostiziert das WIFO für 2011 ein Wirtschaftswachstum von 2,9% und für 2012 von 0,7%.

 

Abbildung 2: Indikatoren der Wirtschaftsentwicklung und der Wirtschaftspolitik

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, ohne Präsenzdiener, ohne in der Beschäftigungsstatistik erfasste Arbeitslose in Schulung; Bruch 2007/08 wegen Umstellung in der Beschäftigtenstatistik. 2) Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark).

 

Die Wirtschaft der anderen Euro-Länder wird sich ebenfalls gedämpft entwickeln, sodass für den gesamten Euro-Raum für 2011 ein Wachstum von 1,6% und 2012 von 0,5% erwartet wird. Bereits ab Mitte 2012 würden demnach Auftriebskräfte spürbar, wie dies der üblichen Konjunkturdynamik entspricht. Für die EU insgesamt rechnet des WIFO 2011 mit einem Anstieg des BIP um real 1,7% und 2012 um 0,7%.

Internationaler Nachfragerückgang unterbricht heimischen Aufschwung

Die österreichische Wirtschaft wuchs im 1. Halbjahr 2011 noch kräftig (real +3,8% gegenüber dem Vorjahr). Für die kommenden Monate kündigen die Unternehmensumfragen ein deutliches Nachlassen der Wirtschaftskraft an (2011 +2,9%). Im Jahr 2012 verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum auf 0,8%.

Die österreichische Wirtschaft erholte sich auch im 1. Halbjahr 2011 zügig, das BIP stieg im Vorjahresvergleich real um 3,8%. Der Hauptimpuls kam wie in Aufschwungsphasen kleiner offener Volkswirtschaften typisch vom Export. Auch die Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen lieferte zunächst einen bedeutenden Wachstumsbeitrag, allerdings zeigte sich hier bereits eine Abschwächung der Dynamik. Die zunehmende Skepsis der Unternehmen bezüglich der weiteren Wirtschaftsentwicklung machte sich hier schon bemerkbar.

 

Übersicht 3: Entwicklung der Nachfrage

Zu Herstellungspreisen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2009

2010

2011

2012

2009

2010

2011

2012

 

Mrd. € (Referenzjahr 2005)

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Real (berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen)

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

188,80

191,71

193,26

194,66

0,1

+1,5

+0,8

+0,7

Private Haushalte1)

139,34

142,37

143,67

144,83

0,3

+2,2

+0,9

+0,8

Staat

49,45

49,36

49,61

49,86

+0,2

0,2

+0,5

+0,5

Bruttoinvestitionen

52,26

54,15

58,29

58,78

11,9

+3,6

+7,7

+0,8

Bruttoanlageinvestitionen

51,63

51,66

53,75

54,34

8,3

+0,1

+4,0

+1,1

Ausrüstungen

19,72

20,56

22,20

22,54

9,7

+4,3

+8,0

+1,5

Bauten

27,55

26,75

26,94

27,13

7,6

2,9

+0,7

+0,7

Inländische Verwendung

240,89

245,43

250,88

252,76

2,9

+1,9

+2,2

+0,8

Exporte

134,50

145,66

155,78

161,38

14,3

+8,3

+6,9

+3,6

Reiseverkehr

11,76

11,86

11,86

11,63

4,7

+0,9

±0,0

2,0

Minus Importe

118,66

128,18

135,97

141,12

13,8

+8,0

+6,1

+3,8

Reiseverkehr

6,02

5,92

5,89

5,77

+2,3

1,7

0,5

2,0

Bruttoinlandsprodukt

257,16

263,11

270,63

272,77

3,8

+2,3

+2,9

+0,8

Nominell

274,82

286,20

300,28

309,14

2,8

+4,1

+4,9

+2,9

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

 

 

 

Übersicht 4: Entwicklung der Bruttowertschöpfung

Zu Herstellungspreisen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2009

2010

2011

2012

2009

2010

2011

2012

 

Mrd. € (Referenzjahr 2005)

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Real (berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen)

 

 

 

 

 

 

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

3,16

2,99

2,99

2,99

15,9

5,5

±0,0

±0,0

Herstellung von Waren einschließlich Bergbau

43,51

46,66

50,40

50,90

15,0

+7,2

+8,0

+1,0

Energie- und Wasserversorgung, Abfallentsorgung

6,58

6,83

7,37

7,52

+3,2

+3,8

+8,0

+2,0

Bau

14,88

14,43

14,53

14,63

7,5

3,0

+0,7

+0,7

Handel, Kfz

29,47

30,39

30,67

30,79

+0,7

+3,1

+0,9

+0,4

Verkehr

10,84

10,72

11,37

11,54

7,9

1,1

+6,0

+1,5

Beherbergung und Gastronomie

10,85

11,04

11,02

10,88

1,5

+1,8

0,2

1,3

Information und Kommunikation

8,26

7,96

7,96

8,04

3,6

3,7

±0,0

+1,0

Kredit- und Versicherungswesen

15,66

16,75

17,42

18,12

+9,5

+6,9

+4,0

+4,0

Grundstücks- und Wohnungswesen

22,23

22,10

22,14

22,37

0,7

0,6

+0,2

+1,0

Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen1)

20,11

21,11

21,96

22,29

5,5

+5,0

+4,0

+1,5

Öffentliche Verwaltung2)

40,15

40,31

40,64

40,64

0,1

+0,4

+0,8

±0,0

Sonstige Dienstleistungen

6,40

6,51

6,54

6,57

1,4

+1,7

+0,5

+0,5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wertschöpfung der Wirtschaftsbereiche3)

232,34

237,65

244,51

246,57

4,2

+2,3

+2,9

+0,8

Bruttoinlandsprodukt

257,16

263,11

270,63

272,77

3,8

+2,3

+2,9

+0,8

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte M bis N). 2) Einschließlich Sozialversicherung, Verteidigung, Erziehung, Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen (ÖNACE 2008, Abschnitte O bis Q). 3) Vor Abzug der Gütersubventionen und vor Zurechnung der Gütersteuern.

 

Die vom WIFO im Auftrag der Europäischen Kommission durchgeführte Unternehmensbefragung zeigt seit einigen Monaten eine Eintrübung an: Die Auftragsbestände aus dem In- und Ausland, die Produktionserwartungen für die kommenden drei Monate wie auch die Geschäftslage in sechs Monaten werden von den Unternehmen deutlich ungünstiger eingeschätzt als zu Jahresbeginn. Ähnliches gilt für den gesamten Euro-Raum und die EU auch hier schwindet die Zuversicht der Unternehmen hinsichtlich der kommenden Wirtschaftsentwicklung. Vor diesem Hintergrund dürfte die Nachfrage nach österreichischen Exportgütern spätestens gegen Jahresende und auch noch in der ersten Jahreshälfte 2012 sinken. Ab Mitte 2012 sollten dem üblichen Konjunkturmuster folgend wieder die Auftriebskräfte die Oberhand gewinnen. Das WIFO rechnet mit einer Ausweitung des Warenexports im Jahr 2011 von real 8,5% und 2012 von 4,5%.

Der Rückgang der Nachfrage aus dem Ausland wird die Dynamik der Warenproduktion deutlich bremsen. Zeitweise könnte die reale Wertschöpfung sogar sinken. Auch hier sollte im Laufe des Jahres 2012 wieder eine Aufwärtsdynamik in Gang kommen. Nach einem Anstieg im gesamten Jahr 2011 um real 8% wird dennoch im Jahr 2012 nur ein Zuwachs von 1% möglich sein.

Nachdem die Lohnstückkosten in der Warenproduktion in den Jahren 2010 und 2011 rückläufig waren, erhöhen sie sich 2012 erstmals wieder (+¾%). Die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Sachgütererzeugung wird dadurch nicht gefährdet. Auch im schwierigeren Umfeld des Jahres 2012 wird es der österreichischen Wirtschaft gelingen, Marktanteile zu gewinnen.

Erholung der Investitionen bricht früh ab

Angesichts der pessimistischeren Wirtschaftsaussichten und der Unsicherheit auf den internationalen Märkten zögern die Unternehmen mit der Ausweitung ihrer Investitionen.

Die rasche Erholung nach der schweren Rezession der Jahre 2008/09 führte die gesamtwirtschaftliche Produktion heuer wieder auf das Niveau vor der Krise. Da die Unternehmen ihre Investitionen während der Rezession massiv gedrosselt hatten, stieg die Auslastung der Kapazitäten in der Erholungsphase rasch. Seit 2010 wurde wieder in Ersatz und Erweiterung des Bestands an Ausrüstungsgegenständen investiert (real rund +4% nach fast 10% im Jahr 2009). Im 1. Halbjahr 2011 verstärkte sich diese Entwicklung. Die zunehmende Unsicherheit und Skepsis hinsichtlich der künftigen Wirtschaftsentwicklung, wie sie seit dem Frühjahr 2011 in den Unternehmensumfragen zum Ausdruck kommt, unterbricht diese zweite Phase eines üblichen Konjunkturaufschwunges. Die Ausrüstungsinvestitionen werden zwar heuer real um 8% wachsen, 2012 ist aber kaum mehr als eine Stagnation zu erwarten (+1½%).

 

Übersicht 5: Produktivität

 

 

 

 

 

 

 

 

2007

2008

2009

2010

2011

2012

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Gesamtwirtschaft

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt, real

+3,7

+1,4

3,8

+2,3

+2,9

+0,8

Erwerbstätige1)

+1,9

+2,1

0,9

+0,8

+1,7

+0,4

Produktivität (BIP je Erwerbstätigen)

+1,8

0,7

2,9

+1,5

+1,1

+0,4

 

 

 

 

 

 

 

Herstellung von Waren

 

 

 

 

 

 

Produktion2)

+8,3

+0,9

15,3

+7,4

+8,0

+1,0

Beschäftigte3)

+2,6

+1,7

5,3

1,3

+1,8

1,2

Stundenproduktivität4)

+5,9

0,3

7,3

+5,5

+5,0

+2,8

Geleistete Arbeitszeit je Beschäftigten5)

0,3

0,5

3,6

+3,1

+1,0

0,6

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Unselbständige (Beschäftigungsverhältnisse) und Selbständige laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung. 2) Nettoproduktionswert, real. 3) Laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. Bruch 2007/08 wegen Umstellung der Wirtschaftsklassifikation auf ÖNACE 2008, 2008: WIFO-Schätzung. 4) Produktion je geleistete Beschäftigtenstunde. 5) Laut Konjunkturerhebung von Statistik Austria.

 

Nachdem die Bauinvestitionen seit Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008/09 rückläufig gewesen waren, zeigte sich erstmals im 1. Halbjahr 2011 eine Besserung. Für 2011 und 2012 kann jeweils mit einem geringfügigen Wachstum von real ¾% gerechnet werden. Die gedämpften Aussichten für die Gesamtwirtschaft im Jahr 2012 werden vor allem den sonstigen Hochbau belasten jener Bereich, der kürzlich wieder Zuwächse verzeichnete. Wohnbau und Tiefbau werden hingegen in geringerem Ausmaß betroffen sein. Der Wohnbau wird sich weiterhin leicht positiv entwickeln, der Tiefbau tendenziell negativ, da sich hier die Einschränkung der Projektvergabe durch die öffentliche Hand bemerkbar macht.

 

Übersicht 6: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit

 

 

 

 

 

 

 

 

2007

2008

2009

2010

2011

2012

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

Löhne und Gehälter pro Kopf1)

 

 

 

 

 

 

Nominell, brutto

+3,1

+3,2

+1,6

+1,2

+2,7

+2,5

Real2)

 

 

 

 

 

 

Brutto

+0,9

0,0

+1,1

0,7

0,4

+0,4

Netto

+0,9

0,7

+2,9

0,9

0,7

+0,1

 

 

 

 

 

 

 

Gesamtwirtschaft

 

 

 

 

 

 

Lohnstückkosten

+1,1

+3,7

+4,7

0,3

+1,6

+2,1

Sachgütererzeugung

 

 

 

 

 

 

Lohnstückkosten

2,3

+5,2

+15,1

5,7

2,9

+0,7

 

 

 

 

 

 

Effektiver Wechselkursindex Industriewaren

 

 

 

 

 

Nominell

+1,2

+1,1

+0,7

2,6

+0,6

+0,7

Real

+0,8

+0,6

+0,4

2,7

+1,2

+0,8

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Je Beschäftigungsverhältnis (laut VGR). 2) Deflationiert mit dem VPI.

 

Tourismuswirtschaft anhaltend schwach

Aufgrund der Rezession der Jahre 2008/09 verzeichnete auch die österreichische Tourismuswirtschaft einen scharfen Einbruch. 2010 stabilisierte sich die Entwicklung, die Deviseneingänge stiegen real um knapp 1%. Die Inflationsbeschleunigung durch den Auftrieb der Energiepreise drückt heuer in den Industrieländern die Steigerung der Realeinkommen. Die Abschwächung der Konjunkturdynamik im Jahr 2012 und die Unsicherheit über das Ausmaß der Einbindung der privaten Haushalte in die Bemühungen um eine Konsolidierung der öffentlichen Haushalte im Euro-Raum belasten die Tourismuswirtschaft erneut. Für heuer ist deshalb mit einer Stagnation zu rechnen, für 2012 wird erneut ein Rückgang prognostiziert (real 2%).

Entsprechend der gedämpften Nachfrage nach Tourismusleistungen entwickelt sich die Wertschöpfung im Beherbergungs- und Gaststättenwesen ungünstig. Der Rückgang war hier 2009 mit 1,5% deutlich geringer ausgefallen als im Reiseverkehrsexport, 2010 war wieder ein Anstieg um 1,8% zu beobachten. Für 2011 und 2012 rechnete das WIFO abermals mit einem Rückgang (0,2% bzw. 1,3%).

 

Übersicht 7: Konsum, Einkommen und Preise

 

 

 

 

 

 

 

 

2007

2008

2009

2010

2011

2012

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %, real

 

 

 

 

 

 

 

Private Konsumausgaben1)

+0,9

+0,8

0,3

+2,2

+0,9

+0,8

Dauerhafte Konsumgüter

+2,5

+4,7

+0,9

+5,8

+1,0

0,3

Nichtdauerhafte Konsumgüter und Dienstleistungen

+0,7

+0,4

0,4

+1,8

+0,9

+0,9

Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte

+2,5

+1,3

1,3

1,4

+0,4

+0,6

 

 

 

 

 

 

 

 

In % des verfügbaren Einkommens

 

 

 

 

 

 

 

Sparquote der privaten Haushalte2)

11,6

11,8

11,1

9,1

8,7

8,5

Sparquote der privaten Haushalte3)

11,2

11,6

10,4

8,7

8,3

8,1

 

 

 

 

 

 

 

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Direktkredite an inländische Nichtbanken (Jahresendstände)

+3,6

+7,4

1,3

+2,9

+4,0

+3,5

 

 

 

 

 

 

 

 

In %

Inflationsrate

 

 

 

 

 

 

National

2,2

3,2

0,5

1,9

3,1

2,1

Harmonisiert

2,2

3,2

0,4

1,7

3,5

2,3

"Kerninflation"4)

1,9

2,4

1,5

1,2

2,7

2,1

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Private Haushalte einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck. – 2) Einschließlich Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche. 3) Ohne Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche. 4) Ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel (Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse).

 

Konsum robust, aber nicht dynamisch

Obwohl die Realeinkommen pro Kopf 2011 das zweite Mal in Folge rückläufig waren, entwickelt sich der heimische Konsum überaus robust. Im 1. Halbjahr 2011 war die Nachfrage nach Kraftfahrzeugen lebhaft. Sie wird jedoch im weiteren Jahresverlauf 2011 und auch 2012 abflachen. Aufgrund der vom WIFO für 2012 erwarteten Konjunkturabschwächung dürften von der Entwicklung der Realeinkommen trotz der niedrigen Inflation für den privaten Konsum bestenfalls mäßige Impulse ausgehen.

Heuer werden die Konsumausgaben der privaten Haushalte real um 0,9% steigen, 2012 um 0,8%. Dies entspricht den in der Hochkonjunktur 2007 und 2008 erzielten Raten. Der Konsum trägt damit 2012 wesentlich zur Stabilisierung der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung bei. Da die Reallohnentwicklung im Prognosezeitraum deutlich schlechter ist als 2007/08, geht die Steigerung der Konsumausgaben zulasten der Sparquote. Diese war bereits 2010 von 11% auf 9% gesunken. 2011 und 2012 rechnet das WIFO abermals mit einem leichten Rückgang (auf 8,7% bzw. 8,5%).

Inflationsdruck ebbt ab

Der jüngste Rückgang der Erdölnotierungen und die Konjunkturschwäche werden den Preisauftrieb wieder deutlich dämpfen. Für 2011 ist noch mit einer Inflationsrate von 3,1% zu rechnen. Bereits 2012 wird sie auf 2,1% zurückgehen.

Im Juli erreichte die Inflationsrate in Österreich mit 3,5% ihren höchsten Wert seit der Wirtschaftskrise 2008/09. Preistreibend wirkten im Vorjahresvergleich vor allem die Preise von Mineralölprodukten, Nahrungsmitteln, Pauschalreisen, Restaurants und Hotels sowie die Wohnungsmieten. Im August sank die Inflationsrate wieder leicht auf 3,4%. Die Rohölnotierungen liegen nach wie vor weit über dem Vorjahresniveau, haben aber seit April 2011 wieder rückläufige Tendenz. Dies wird den Inflationstrend in den kommenden Monaten weiter senken. Das WIFO rechnet für 2012 mit einem anhaltenden Rückgang der Rohölnotierungen. Weiters fällt Anfang 2012 der preissteigernde Effekt der Anhebung einiger Verbrauchsteuern weg, der das Preisniveau 2011 anhob. Zusätzlich wird die Konjunkturabschwächung den allgemeinen Preisauftrieb dämpfen. Für das Jahr 2012 rechnet das WIFO mit einer Inflationsrate laut nationalem Verbraucherpreisindex von 2,1%, nach 3,1% im Jahr 2011. Gemessen am EU-weit harmonisierten Verbraucherpreisindex sollte die Teuerungsrate von 3,5% auf 2,3% sinken.

 

Übersicht 8: Arbeitsmarkt

 

 

 

 

 

 

 

 

2007

2008

2009

2010

2011

2012

 

Veränderung gegen das Vorjahr in 1.000

Nachfrage nach Arbeitskräften

 

 

 

 

 

 

Aktiv Erwerbstätige1)

+64,7

+66,0

44,0

+31,3

+65,5

+17,5

Unselbständig aktiv Beschäftigte1)2)

+65,5

+55,6

48,5

+25,5

+58,0

+12,5

Veränderung gegen das Vorjahr    in %

+2,1

+1,7

1,5

+0,8

+1,8

+0,4

Inländische Arbeitskräfte

+43,6

+31,1

43,0

+5,8

+25,0

+3,0

Ausländische Arbeitskräfte

+21,9

+24,5

5,5

+19,7

+33,0

+9,5

Selbständige3)

0,8

+10,4

+4,5

+5,8

+7,5

+5,0

 

 

 

 

 

 

 

Angebot an Arbeitskräften

 

 

 

 

 

 

Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter

 

 

 

 

 

 

15- bis 64-Jährige

+15,5

+27,7

+17,3

+21,6

+32,8

+15,0

15- bis 59-Jährige

+17,1

+17,6

+11,1

+8,9

+16,8

+14,7

Erwerbspersonen4)

+47,8

+56,0

+4,0

+21,8

+61,0

+28,5

 

 

 

 

 

 

 

Überschuss an Arbeitskräften

 

 

 

 

 

 

Vorgemerkte Arbeitslose5)

16,9

10,0

+48,1

9,5

4,5

+11,0

Stand in 1.000

222,2

212,3

260,3

250,8

246,3

257,3

Arbeitslose in Kursmaßnahmen         in 1.000

52,7

50,5

64,1

73,2

63,2

62,2

Arbeitslosenquote

 

 

 

 

 

 

In % der Erwerbspersonen6)

4,4

3,8

4,8

4,4

4,2

4,4

In % der Erwerbspersonen5)

5,6

5,3

6,5

6,2

6,0

6,2

In % der unselbständigen Erwerbspersonen5)

6,2

5,9

7,2

6,9

6,7

7,0

Beschäftigungsquote

 

 

 

 

 

 

Aktiv Erwerbstätige1)7)

64,9

65,7

64,7

65,0

65,8

65,9

Erwerbstätige6)7)

71,4

72,1

71,6

71,7

72,1

72,2

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, ohne Präsenzdiener; Bruch 2007/08 wegen Umstellung in der Beschäftigtenstatistik. 2) Laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. 3) Laut WIFO, einschließlich freier Berufe und Mithelfender. 4) Aktiv Erwerbstätige plus Arbeitslose. 5) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice. 6) Laut Eurostat (Labour Force Survey). 7) In % der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15- bis 64-Jährige).

 

Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt kommt zum Erliegen

Mit der Unterbrechung der Konjunkturerholung verlangsamt sich das Beschäftigungswachstum, und die Arbeitslosigkeit steigt wieder.

Die Konjunkturerholung nach der Wirtschaftskrise 2008/09 war in Österreich von einer überraschend schnellen und starken Verbesserung der Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt begleitet. Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten erhöhte sich bereits 2010 um 0,8% (+25.500), für 2011 wird ein Anstieg um 1,8% (+58.000) erwartet. Gleichzeitig ging die Arbeitslosigkeit zurück (2010 knapp 10.000). 2011 wird trotz der Einschränkung der Schulungsmaßnahmen (10.000 Personen) erneut mit einer Verringerung um 4.500 gerechnet. In der Folge sinkt die Arbeitslosenquote laut nationaler Berechnungsmethode von 6,9% im Jahr 2010 auf 6,7%.

Während die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen im Vorjahresvergleich erst im August leicht stieg, ist im Vormonatsvergleich bereits seit dem Frühjahr eine Trendumkehr zu beobachten. Diese Tendenz und die Konjunkturabschwächung werden die Zahl der Arbeitslosen 2012 wieder um 11.000 erhöhen. Die Arbeitslosenquote wird damit laut nationaler Berechnungsmethode wieder 7% erreichen.

Die Beschäftigungsentwicklung schwächte sich bislang auch im Vormonatsvergleich noch nicht ab. Jedoch wird die Eintrübung der Konjunktur um den Jahreswechsel auch hier sichtbar sein. Für das Jahr 2012 erwartet das WIFO einen Anstieg der Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten um nur noch 12.500 bzw. 0,4%. Die Arbeitslosenquote nach harmonisierter europäischer Berechnungsmethode wird heuer auf 4,2% sinken und 2012 mit 4,4% auf das Niveau des Jahres 2010 zurückkehren.

Konjunkturschwäche hält Budgetdefizit bei 3%

Die deutliche Abschwächung der Wirtschaftsentwicklung wird 2012 die öffentlichen Einnahmen dämpfen und automatisch Mehrausgaben erfordern. Die bereits fixierten Konsolidierungsmaßnahmen zum Abbau des strukturellen Defizits sollten dennoch unverändert fortgeführt werden.

Die durch die Krise der Jahre 2008/09 stark belasteten öffentlichen Haushalte werden 2012 erneut einer Belastungsprobe unterzogen: Die neuerliche Zunahme der Arbeitslosigkeit erfordert zusätzliche Ausgaben. Durch die Dämpfung des Beschäftigungswachstums wird die Lohnsumme langsamer steigen als bisher angenommen. Die Einnahmen aus gewinnabhängigen Steuern dürften zurückgehen, jene aus der Umsatzsteuer werden wegen des geringeren Preisauftriebs weniger hoch ausfallen. Trotz der Konsolidierungsbemühungen wird der Finanzierungssaldo des Staates deshalb anhaltend bei rund 3% des BIP liegen.

Sollte die wirtschaftliche Schwächephase so ausfallen wie hier prognostiziert und kein ungeordneter Konkurs Griechenlands mit den entsprechenden Folgen für das europäische Bankensystem eintreten, so können und sollen die von der Bundesregierung unternommenen Konsolidierungsbemühungen wie geplant fortgeführt werden. Die durch die automatischen Stabilisatoren herbeigeführte Budgetverschlechterung sollte in Kauf genommen werden. Gleichzeitig sollten Verbesserungen der Ausgabenstruktur beschleunigt werden, selbst wenn sie Startkosten verursachen.

 

Übersicht 9: Wirtschaftspolitische Bestimmungsfaktoren

 

 

 

 

 

 

 

 

2007

2008

2009

2010

2011

2012

 

In % des BIP

Budgetpolitik

 

 

 

 

 

 

Finanzierungssaldo des Staates

 

 

 

 

 

 

Laut Maastricht-Definition1)

0,9

0,9

4,1

4,6

3,1

3,1

Laut VGR

1,0

1,0

4,1

4,6

3,1

3,1

Primärsaldo des Staates laut VGR

+1,9

+1,7

1,3

1,9

0,6

0,5

 

 

 

 

 

 

 

 

In %

Geldpolitik

 

 

 

 

 

 

Dreimonatszinssatz

4,3

4,6

1,2

0,8

1,4

1,5

Sekundärmarktrendite2)

4,3

4,4

3,9

3,2

3,3

3,2

 

 

 

 

 

 

 

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Effektiver Wechselkursindex

 

 

 

 

 

 

Nominell

+1,1

+1,2

+0,9

2,5

+0,6

+0,9

Real

+0,7

+0,6

+0,4

2,7

+1,2

+0,9

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Einschließlich Zinsströme aus Swap-Vereinbarungen, die der Staat abschließt. 2) Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark).

 

 

 

Methodische Hinweise und Kurzglossar

Periodenvergleiche

Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen.

Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.

Reale und nominelle Größen

Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.

Produzierender Bereich

Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.

Inflation, VPI und HVPI

Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone (siehe auch http://www.statistik.at/).

Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest

Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit (http://www.itkt.at/). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote

Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote

Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.

Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".

 

 

 

Business Cycle Upturn Interrupted

Economic Outlook for 2011 and 2012 – Summary

Since the middle of 2011, the international economic environment has deteriorated markedly. In view of rising uncertainty about how to definitively resolve the sovereign debt crisis, investment decisions are being deferred. After a strong expansion by 2.9 percent in 2011, the Austrian economy will grow by a modest 0.8 percent in 2012.

The recovery of the Austrian economy from the recession of 2008-09 has been lively also in the current year. Overall demand and output grew strongly until mid-year, reaching their pre-crisis levels. For some time, however, business surveys in Austria and abroad point to an imminent deceleration of the growth momentum.

Moreover, since mid-2011, uncertainty among economic agents has mounted sharply, and policy has not been able to dissipate doubts about some countries' ability to service their debt. As a result, interest rates for new issues of government debt drifted up in the countries concerned, thereby adding to the fiscal imbalances. The loss of confidence triggered sharp falls on stock markets which mainly concerned bank titles. Within two months, major European banks lost around half of their stock market value.

The present WIFO forecast for Austria reflects these latest developments only to the extent that they reduce the appetite for corporate investment. For 2011, GDP growth is expected at 2.9 percent, slowing down to 0.8 percent in 2012. Explicitly, no unilateral government default of Greece or any other euro area country is assumed. The forecast takes as given that the euro area continues to exist in its current composition, that interest rates on government debt of euro area countries will not increase substantially further and that stock market values suffer no further fall.

Under these assumptions, domestic economic activity will remain broadly flat around the turn of the year, in

 

line with the overall cyclical profile for the EU. A temporary decline of real GDP in one quarter cannot be excluded. According to the conventional business cycle pattern, economic growth should gradually rebound in the course of 2012.

Labour market developments have been positive so far in 2011. Employment gains continued until August. While the seasonally-adjusted unemployment rate has been heading up for several months, this is partly due to major cuts in government-sponsored job training programmes. The number of persons in dependent active employment, after a projected increase by 1.8 percent in 2011, will likely gain a modest 0.4 percent in 2012, taking the unemployment rate from 6.7 percent to 7.0 percent.

The marked upward drift of consumer prices since the beginning of this year will abate over the next months. Oil prices have been falling for several months which in due course will show up also in the annual increase in the overall price level. Headline inflation is projected at 3.1 percent for 2011, followed by 2.1 percent in 2012.

If the cyclical slowdown does not prove significantly stronger than projected in the present context, a departure from the course of fiscal consolidation would not be warranted. Slower GDP growth will weigh on both public revenue and expenditure. While the structural budget deficit should be reduced as planned, automatic cyclical stabilisers should not be prevented from operating.

The English version of the WIFO Economic Outlook will be published in "Austrian Economic Quarterly".