Unterbrechung des Konjunkturaufschwunges
Prognose für 2011 und
2012
Die internationalen
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich seit Mitte 2011 deutlich verschlechtert.
Angesichts der zunehmenden Unsicherheit über die Lösung der Schuldenkrise im weiteren
Verlauf werden Investitionsentscheidungen zurückgehalten. Nach einem hohen Wachstum
im Jahr 2011 (+2,9%) wird die heimische Wirtschaft 2012 um nur mehr 0,8% expandieren.
Die Konjunkturprognose entsteht
jeweils in Zusammenarbeit aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des WIFO. • Wissenschaftliche
Assistenz: Nora Popp, Roswitha Übl • Abgeschlossen am 28. September 2011. • E-Mail-Adresse:
Marcus.Scheiblecker@wifo.ac.at
INHALT
Weltwirtschaft expandiert langsamer
Spannungen im Euro-Raum nehmen deutlich zu
Internationaler Nachfragerückgang unterbricht heimischen
Aufschwung
Erholung der Investitionen bricht früh ab
Tourismuswirtschaft anhaltend schwach
Konsum robust, aber nicht dynamisch
Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt kommt zum
Erliegen
Konjunkturschwäche hält Budgetdefizit bei 3%
VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND
ABBILDUNGEN
Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose
Übersicht 2: Annahmen über die internationale Konjunktur
Übersicht 3: Entwicklung der Nachfrage
Übersicht 4: Entwicklung der Bruttowertschöpfung
Übersicht 6: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit
Übersicht 7: Konsum, Einkommen und Preise
Übersicht 9: Wirtschaftspolitische
Bestimmungsfaktoren
Abbildung 1: Renditen langfristiger staatlicher Schuldverschreibungen
Abbildung 2: Indikatoren der Wirtschaftsentwicklung und der Wirtschaftspolitik
Die Erholung der österreichischen
Wirtschaft nach der Rezession 2008/09 setzte sich auch heuer zügig fort. Die gesamtwirtschaftliche
Produktion expandierte bis zur Jahresmitte weiterhin kräftig und erreichte im 1.
Halbjahr 2011 wieder das Niveau vor der Krise. Die Unternehmensumfragen aus dem
In- und Ausland deuten jedoch bereits seit einiger Zeit auf eine bevorstehende Abschwächung
der Wachstumsdynamik hin.
Seit Mitte 2011 ist die
Verunsicherung der Wirtschaftsakteure zudem massiv gestiegen. Die Politik konnte
bislang die Zweifel über die Bedienbarkeit der Staatsschulden einiger Länder nicht
zerstreuen. Dies trieb die Zinssätze für Neuemissionen von Staatsanleihen in manchen
Ländern nach oben und belastet so deren öffentlichen Haushalt zusätzlich. Auf den
Aktienmärkten löste diese Verunsicherung heftige Kurseinbrüche aus, die vor allem
Bankentitel betrafen. Europäische Großbanken verloren innerhalb von zwei Monaten
rund die Hälfte ihres Börsenwertes.
Die vorliegende Prognose
des WIFO für Österreich trägt diesen jüngsten Entwicklungen nur insofern Rechnung,
als sie die damit verbundene Zurückhaltung der Unternehmen in ihren Investitionsentscheidungen
berücksichtigt. Für 2011 wird ein Wirtschaftswachstum von 2,9% prognostiziert. 2012
dürfte sich die Expansion auf 0,8% abschwächen. Explizit wird keine unilaterale
Zahlungsunfähigkeit Griechenlands oder eines anderen Euro-Landes angenommen. Die
Prognose geht davon aus, dass der Euro-Raum in seiner derzeitigen Zusammensetzung
fortbesteht und die Zinssätze für die Staatsschuld der Euro-Länder nicht deutlich
steigen. Zudem wird nicht mit einem weiteren Aktienkursverfall gerechnet.
Unter diesen Annahmen wird
die heimische Wirtschaftsleistung um den Jahreswechsel – im Einklang mit dem Konjunkturzyklus in den EU-Ländern
– stagnieren. Ein kurzzeitiger Rückgang des realen
BIP in einem Quartal kann nicht ausgeschlossen werden. Dem üblichen Konjunkturzyklus
folgend sollte die Expansion im weiteren Verlauf des Jahres 2012 wieder etwas an
Kraft gewinnen.
2011 entwickelte sich der
Arbeitsmarkt bislang erfreulich. Die Beschäftigungsausweitung hielt auch im August
noch an. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote hat zwar seit einigen Monaten wieder
steigende Tendenz, jedoch spiegelt sich darin auch der starke Abbau der öffentlichen
Schulungsmaßnahmen. Nach einem Anstieg der Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten
um 1,8% im Jahr 2011 ist 2012 nur mehr mit einer Zunahme um 0,4% zu rechnen. Die
Arbeitslosenquote wird sich 2012 von 6,7% auf 7,0% erhöhen.
Der im bisherigen Jahresverlauf merkliche Auftrieb der
Verbraucherpreise wird in den nächsten Monaten abflauen. Die Notierungen für Erdölprodukte
sind bereits seit einigen Monaten rückläufig. Dies wird sich mit einiger Verzögerung
auch in der Vorjahresveränderung des allgemeinen Preisniveaus widerspiegeln. Für
2011 ist mit einer Inflationsrate von 3,1% zu rechnen, 2012 wird sie auf 2,1% sinken.
Sollte sich die Wirtschaftsentwicklung
nicht wesentlich deutlicher abschwächen als hier prognostiziert, dann ist keine
Abweichung vom staatlichen Konsolidierungskurs erforderlich. Die Wachstumsdämpfung
wird sowohl die Einnahmen- als auch die Ausgabenseite der öffentlichen Haushalte
erneut belasten. Während die strukturellen Defizite weiter planmäßig reduziert werden
sollten, sollten die automatischen Stabilisatoren in ihrer Wirkung nicht behindert
werden.
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Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose |
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2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Bruttoinlandsprodukt |
|
|
|
|
|
|
Real |
+3,7 |
+1,4 |
–3,8 |
+2,3 |
+2,9 |
+0,8 |
Nominell |
+5,8 |
+3,2 |
–2,8 |
+4,1 |
+4,9 |
+2,9 |
Sachgütererzeugung1), real |
+8,1 |
+1,3 |
–15,0 |
+7,2 |
+8,0 |
+1,0 |
Handel, real |
+1,9 |
–3,0 |
+0,7 |
+3,1 |
+0,9 |
+0,4 |
Private Konsumausgaben, real |
+0,9 |
+0,8 |
–0,3 |
+2,2 |
+0,9 |
+0,8 |
Bruttoanlageinvestitionen, real |
+3,6 |
+0,7 |
–8,3 |
+0,1 |
+4,0 |
+1,1 |
Ausrüstungen |
+6,6 |
–0,7 |
–9,7 |
+4,3 |
+8,0 |
+1,5 |
Bauten |
+1,8 |
+1,0 |
–7,6 |
–2,9 |
+0,7 |
+0,7 |
Warenexporte2) |
|
|
|
|
|
|
Real |
+9,0 |
+0,5 |
–16,8 |
+12,8 |
+8,5 |
+4,5 |
Nominell |
+10,5 |
+2,5 |
–20,2 |
+16,7 |
+11,5 |
+4,5 |
Warenimporte2) |
|
|
|
|
|
|
Real |
+7,6 |
+0,6 |
–14,3 |
+10,3 |
+7,0 |
+4,5 |
Nominell |
+9,6 |
+4,7 |
–18,4 |
+16,5 |
+11,5 |
+4,0 |
Leistungsbilanzsaldo Mrd. € |
+9,62 |
+13,76 |
+8,53 |
+7,76 |
+8,27 |
+8,54 |
in % des BIP |
+3,5 |
+4,9 |
+3,1 |
+2,7 |
+2,8 |
+2,8 |
Sekundärmarktrendite3) in % |
4,3 |
4,4 |
3,9 |
3,2 |
3,3 |
3,2 |
Verbraucherpreise |
+2,2 |
+3,2 |
+0,5 |
+1,9 |
+3,1 |
+2,1 |
Arbeitslosenquote |
|
|
|
|
|
|
In % der Erwerbspersonen (Eurostat)4) |
4,4 |
3,8 |
4,8 |
4,4 |
4,2 |
4,4 |
In % der unselbständigen Erwerbspersonen5) |
6,2 |
5,9 |
7,2 |
6,9 |
6,7 |
7,0 |
Unselbständig aktiv Beschäftigte6) |
+2,1 |
+1,7 |
–1,5 |
+0,8 |
+1,8 |
+0,4 |
Finanzierungssaldo des Staates |
–0,9 |
–0,9 |
–4,1 |
–4,6 |
–3,1 |
–3,1 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Nettoproduktionswert, einschließlich
Bergbau. – 2) Laut Statistik
Austria. – 3) Bundesanleihen
mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). –
4) Labour Force Survey. –
5) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice. – 6) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, ohne Präsenzdiener; Bruch 2007/08 durch Umstellung in der Beschäftigtenstatistik. |
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|
Während die Verunsicherung
auf den Finanz- und Kapitalmärkten das Wachstum im Euro-Raum drückt, verliert es
auch in anderen wichtigen Wirtschaftsräumen an Dynamik. In den USA belastet die
Arbeitsmarktentwicklung nach wie vor die Konsumnachfrage der privaten Haushalte,
und die Verschuldungsproblematik erfordert auch hier eine sparsame Politik der öffentlichen
Hand. Zugleich flaut in China das Exportwachstum bereits ab, während die restriktive
Geldpolitik versucht, die Binnenkonjunktur zu dämpfen.
Laut Index des Centraal
Planbureau (CPB) weist der Welthandel bereits seit Anfang 2011 keinen steigenden
Trend mehr auf. Im Juli 2011 stagnierte er gegenüber dem Vormonat nahezu. Seit April
ist die Dämpfung auch in den Schwellenländern spürbar. Lediglich die lateinamerikanischen
Länder dieser Gruppe verzeichneten jüngst noch nennenswerte Zuwächse.
In den USA verlief die
Entwicklung 2011 bislang enttäuschend. Im I. und II. Quartal erhöhte sich die reale
Wirtschaftsleistung gegenüber der Vorperiode um nur 0,1% bzw. 0,2%. Das WIFO muss
daher seine Prognose für die USA für 2011 auf +1,8% zurücknehmen. Nach wie vor führt
die Federal Reserve Bank ihre expansive Geldpolitik fort – seit nun schon über zweieinhalb Jahren hält sie
ihren Leitzinssatz nahe null. Die schlechte Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt dämpft
die Konsumbereitschaft der privaten Haushalte, im II. Quartal stagnierten die realen
Konsumausgaben nahezu. Seit dem Höchststand der Arbeitslosenquote im Oktober 2009
(10,1%) ist kaum eine Verbesserung zu beobachten, im August 2011 lag die Quote noch
bei 9,1%. Die öffentliche Diskussion um die Senkung der hohen Staatsschuld und die
Entwicklung auf den Aktienmärkten belasten die Konsumentenstimmung weiter. Von Juli
bis August sank der Standard-&-Poors-500-Index um mehr als 15%. Seither bewegen
sich die Kurse unter starken Schwankungen seitwärts. Im Prognosezeitraum wird daher
der private Konsum keine tragende Rolle in der Wirtschaftsdynamik der USA spielen.
Durch die Naturkatastrophen
und die nachfolgenden Atomreaktorschäden im März 2011 wurde die japanische Produktion
empfindlich getroffen. Die Wirtschaftstätigkeit brach in der Folge in den ersten
zwei Quartalen ein. Für den weiteren Jahresverlauf ist aufgrund der Wiederaufbauarbeiten
mit einer deutlichen Belebung der Nachfrage zu rechnen, doch wird das Vorjahresniveau
im Jahresdurchschnitt nicht erreicht werden. 2012 sollte die Wirtschaft aber wieder
expandieren. Allerdings dämpft die schwache Weltkonjunktur den zu erwartenden Auftrieb.
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Übersicht 2: Annahmen
über die internationale Konjunktur |
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2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in
% |
|||||
Bruttoinlandsprodukt, real |
|
|
|
|
|
|
Welt |
+5,4 |
+2,8 |
–0,7 |
+5,1 |
+3,8 |
+3,1 |
USA |
+1,9 |
–0,3 |
–3,5 |
+3,0 |
+1,8 |
+1,0 |
Japan |
+2,4 |
–1,2 |
–6,3 |
+4,0 |
–0,5 |
+1,5 |
EU 27 |
+3,1 |
+0,5 |
–4,3 |
+1,8 |
+1,7 |
+0,7 |
Euro-Raum (17 Länder)1) |
+3,0 |
+0,4 |
–4,3 |
+1,8 |
+1,6 |
+0,5 |
Deutschland |
+3,3 |
+1,1 |
–5,1 |
+3,7 |
+2,9 |
+0,7 |
Neue EU-Länder2) |
+5,9 |
+4,1 |
–3,2 |
+2,2 |
+3,0 |
+1,8 |
China |
+14,2 |
+9,6 |
+9,2 |
+10,4 |
+9,5 |
+8,5 |
Welthandel, real |
+7,0 |
+2,5 |
–12,7 |
+15,3 |
+6,0 |
+5,0 |
Marktwachstum Österreichs3) |
+7,5 |
+2,9 |
–11,5 |
+11,5 |
+8,0 |
+4,0 |
|
|
|
|
|
|
|
Weltmarkt-Rohstoffpreise4) |
+12,4 |
+31,7 |
–34,4 |
+29,0 |
+35 |
–6 |
Ohne Rohöl |
+17,8 |
+18,3 |
–28,0 |
+31,5 |
+25 |
+5 |
Erdölpreis Brent, $ je Barrel |
72,5 |
97,0 |
61,5 |
79,5 |
110 |
100 |
Wechselkurs5) $ je Euro |
1,371 |
1,471 |
1,393 |
1,327 |
1,40 |
1,40 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Belgien, Deutschland, Estland,
Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande,
Österreich, Portugal, Slowakei, Slowenien, Spanien, Zypern. – 2) Bulgarien, Lettland, Litauen, Polen,
Rumänien, Tschechien, Ungarn. – 3)
Veränderungsrate der realen Importe der Partnerländer gewichtet mit österreichischen
Exportanteilen. – 4) HWWI-Index,
auf Euro-Basis. – 5) Monatsdurchschnitte. |
||||||
|
Auch in China wird die
Verflachung der Weltkonjunktur spürbar. Dies belastet den Export und verlangsamt
das Wirtschaftswachstum. Die Wirtschaftspolitik versucht seit geraumer Zeit, den
Preisauftrieb durch Beschränkungen der Kreditvergabe zu bekämpfen und eine Überhitzung
der Konjunktur zu vermeiden. Dies dämpft die Expansion der Binnennachfrage zusätzlich.
Das BIP wird 2011 laut WIFO-Prognose real um 9½% steigen, 2012 aber nur mehr um
8½%.
Das langwierige Ringen der
Politik um eine Lösung der Schuldenproblematik von Griechenland gefährdet immer
mehr die Stabilität des Bankensystems und auch das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit
anderer Länder in der Währungsunion.
Die Einigung auf ein zweites
Hilfspaket für Griechenland mit teilweisem Schuldenerlass und der Erstreckung der
Rückzahlung auf 30 Jahre beruhigte die Finanzmärkte nur kurz. Nach wie vor kann
der griechische Staat auf dem freien Markt keine Anleihen aufnehmen. Die anhaltende
Unsicherheit über die Staatsschuldenproblematik im Euro-Raum belastet auch andere
Länder wie Portugal, Spanien und Italien. Italien musste im September 2011 für die
Neuaufnahme von Finanzmitteln erstmals einen Zinssatz von fast 6% zahlen. Sollte
dieser Zinssatz in nächster Zeit aufrecht bleiben oder sogar noch steigen, so würde
Italien ebenfalls bald in Zahlungsschwierigkeiten geraten. In diesem Fall wären
die anderen Euro-Länder weder gewillt noch fähig, stützend einzugreifen.
Viele Banken leiden im
Euro-Raum schon jetzt unter dem Einbruch ihrer eigenen Aktienkurse, da sie umfangreiche
Bestände an risikobehafteten Staatsanleihen halten. So verloren sowohl französische
als auch deutsche Großbanken in den letzten zwei Monaten rund 50% ihres Börsenwertes.
Dies behindert nicht nur ihre Möglichkeit, neues Kapital aufzunehmen, sondern könnte
auch eine Kettenreaktion im Bankenwesen auslösen, ähnlich wie im Jahr 2008.
Der Spielraum der Geldpolitik
und vor allem der Fiskalpolitik, um einer größeren Rezession gegenzusteuern, ist
heute deutlich kleiner als 2008. Die Notenbank der USA hält bereits seit mehr als
zwei Jahren ihren Leitzinssatz bei null, und im Euro-Raum liegt er bei 1,5%. Die
öffentlichen Haushalte beider Wirtschaftsräume sind jetzt schon belastet, sodass
wenig Spielraum für zusätzliche Konjunkturmaßnahmen besteht.
Turbulenzen auf den Finanz-
und Kapitalmärkten lassen sich nicht voraussehen. Da sie jedoch mitbestimmend für
die realwirtschaftliche Entwicklung sind, geht die vorliegende Prognose von zwei
Annahmen aus:
·
Im Prognosezeitraum
bleibt ein weiterer Einbruch auf den Aktienmärkten aus. Ein solcher Einbruch könnte
das europäische Bankensystem ernstlich gefährden und somit auch die Realwirtschaft
– wie bereits 2008 – beeinträchtigen.
·
Griechenland
erleidet keinen ungeordneten Konkurs und bleibt Teil des Euro-Raumes. Auch für die
anderen kritischen Schuldnerländer entspannt sich die Situation aufgrund wirtschaftspolitischer
Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene. In der Folge sinken die Anleihezinssätze
langsam (wie schon jetzt für Irland).
|
Abbildung 1: Renditen
langfristiger staatlicher Schuldverschreibungen |
Benchmark, 10 Jahre |
|
Q: OeNB. |
|
Die bevorstehende Konjunkturabschwächung
trifft die bislang stärker expandierenden Volkswirtschaften im Euro-Raum überdurchschnittlich.
Anfang 2011 wuchs die Wirtschaft
im Euro-Raum gegenüber dem Vorquartal noch um 0,8%, in der EU insgesamt um 0,7%.
Im II. Quartal verlangsamte sich das Wachstum abrupt auf 0,2%. Ausschlaggebend war
die starke Dämpfung in Deutschland (+0,1% nach +1,3%) und Frankreich (±0,0% nach
+0,9%).
Jene Länder, deren öffentliche
Verschuldung derzeit problematisch ist, verzeichneten im 1. Halbjahr recht unterschiedliche
Ergebnisse: In Spanien verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum von 0,4% auf 0,2%,
in Italien hingegen beschleunigte es sich etwas von +0,1% im I. Quartal 2011 auf
+0,3% im II. Quartal. In Portugal stagnierte die Wirtschaftsleistung im II. Quartal,
nachdem sie im I. Quartal um 0,6% geschrumpft war. Für Irland und Griechenland liegen
noch keine Meldungen vor, die offizielle Prognose weist aber für Griechenland heuer
eine stärkere Kontraktion der Wirtschaft aus als bisher angenommen.
Im III. Quartal dürfte
die Wirtschaft des Euro-Raumes wieder ein wenig stärker expandieren als zuvor. Zwar
ging Deutschlands Warenexport im Juli abermals zurück, jedoch schnellte zugleich
die Industrieproduktion im Vormonatsvergleich um 4% nach oben. Auch in Frankreich
war ein Anstieg zu beobachten.
Die Unternehmensumfragen
für den Euro-Raum deuten aber anhaltend auf eine bevorstehende deutliche Abschwächung
der Wirtschaftsentwicklung hin, sodass das WIFO um den Jahreswechsel mit einer erheblichen
Dämpfung der Dynamik rechnet. Vor allem die exportorientierten Volkswirtschaften
wie Deutschland und Österreich werden dadurch empfindliche Wachstumseinbußen erleiden,
auch wenn das Wachstum weiterhin über dem Durchschnitt des Euro-Raumes liegen dürfte.
Zeitweise könnte das saisonbereinigte BIP im Vorquartalsvergleich sinken. Für Deutschland
prognostiziert das WIFO für 2011 ein Wirtschaftswachstum von 2,9% und für 2012 von
0,7%.
|
Abbildung 2: Indikatoren
der Wirtschaftsentwicklung und der Wirtschaftspolitik |
|
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, ohne Präsenzdiener, ohne in der Beschäftigungsstatistik erfasste Arbeitslose
in Schulung; Bruch 2007/08 wegen Umstellung in der Beschäftigtenstatistik. – 2) Bundesanleihen mit einer Laufzeit
von 10 Jahren (Benchmark). |
|
Die Wirtschaft der anderen
Euro-Länder wird sich ebenfalls gedämpft entwickeln, sodass für den gesamten Euro-Raum
für 2011 ein Wachstum von 1,6% und 2012 von 0,5% erwartet wird. Bereits ab Mitte
2012 würden demnach Auftriebskräfte spürbar, wie dies der üblichen Konjunkturdynamik
entspricht. Für die EU insgesamt rechnet des WIFO 2011 mit einem Anstieg des BIP
um real 1,7% und 2012 um 0,7%.
Die österreichische Wirtschaft
wuchs im 1. Halbjahr 2011 noch kräftig (real +3,8% gegenüber dem Vorjahr). Für die
kommenden Monate kündigen die Unternehmensumfragen ein deutliches Nachlassen der
Wirtschaftskraft an (2011 +2,9%). Im Jahr 2012 verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum
auf 0,8%.
Die österreichische Wirtschaft
erholte sich auch im 1. Halbjahr 2011 zügig, das BIP stieg im Vorjahresvergleich
real um 3,8%. Der Hauptimpuls kam – wie
in Aufschwungsphasen kleiner offener Volkswirtschaften typisch – vom Export. Auch die Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen
lieferte zunächst einen bedeutenden Wachstumsbeitrag, allerdings zeigte sich hier
bereits eine Abschwächung der Dynamik. Die zunehmende Skepsis der Unternehmen bezüglich
der weiteren Wirtschaftsentwicklung machte sich hier schon bemerkbar.
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Übersicht 3: Entwicklung der Nachfrage |
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Zu Herstellungspreisen |
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|
|
|
|
|
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
|
Mrd. € (Referenzjahr 2005) |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Real
(berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen) |
|
|
|
|
|
|
||
Konsumausgaben insgesamt |
188,80 |
191,71 |
193,26 |
194,66 |
–0,1 |
+1,5 |
+0,8 |
+0,7 |
Private Haushalte1) |
139,34 |
142,37 |
143,67 |
144,83 |
–0,3 |
+2,2 |
+0,9 |
+0,8 |
Staat |
49,45 |
49,36 |
49,61 |
49,86 |
+0,2 |
–0,2 |
+0,5 |
+0,5 |
Bruttoinvestitionen |
52,26 |
54,15 |
58,29 |
58,78 |
–11,9 |
+3,6 |
+7,7 |
+0,8 |
Bruttoanlageinvestitionen |
51,63 |
51,66 |
53,75 |
54,34 |
–8,3 |
+0,1 |
+4,0 |
+1,1 |
Ausrüstungen |
19,72 |
20,56 |
22,20 |
22,54 |
–9,7 |
+4,3 |
+8,0 |
+1,5 |
Bauten |
27,55 |
26,75 |
26,94 |
27,13 |
–7,6 |
–2,9 |
+0,7 |
+0,7 |
Inländische Verwendung |
240,89 |
245,43 |
250,88 |
252,76 |
–2,9 |
+1,9 |
+2,2 |
+0,8 |
Exporte |
134,50 |
145,66 |
155,78 |
161,38 |
–14,3 |
+8,3 |
+6,9 |
+3,6 |
Reiseverkehr |
11,76 |
11,86 |
11,86 |
11,63 |
–4,7 |
+0,9 |
±0,0 |
–2,0 |
Minus Importe |
118,66 |
128,18 |
135,97 |
141,12 |
–13,8 |
+8,0 |
+6,1 |
+3,8 |
Reiseverkehr |
6,02 |
5,92 |
5,89 |
5,77 |
+2,3 |
–1,7 |
–0,5 |
–2,0 |
Bruttoinlandsprodukt |
257,16 |
263,11 |
270,63 |
272,77 |
–3,8 |
+2,3 |
+2,9 |
+0,8 |
Nominell |
274,82 |
286,20 |
300,28 |
309,14 |
–2,8 |
+4,1 |
+4,9 |
+2,9 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Einschließlich privater Organisationen
ohne Erwerbszweck. |
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Übersicht 4: Entwicklung der Bruttowertschöpfung |
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Zu Herstellungspreisen |
||||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
|
Mrd. € (Referenzjahr 2005) |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Real
(berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen) |
|
|
|
|
|
|
||
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei |
3,16 |
2,99 |
2,99 |
2,99 |
–15,9 |
–5,5 |
±0,0 |
±0,0 |
Herstellung von Waren einschließlich Bergbau |
43,51 |
46,66 |
50,40 |
50,90 |
–15,0 |
+7,2 |
+8,0 |
+1,0 |
Energie- und Wasserversorgung, Abfallentsorgung |
6,58 |
6,83 |
7,37 |
7,52 |
+3,2 |
+3,8 |
+8,0 |
+2,0 |
Bau |
14,88 |
14,43 |
14,53 |
14,63 |
–7,5 |
–3,0 |
+0,7 |
+0,7 |
Handel, Kfz |
29,47 |
30,39 |
30,67 |
30,79 |
+0,7 |
+3,1 |
+0,9 |
+0,4 |
Verkehr |
10,84 |
10,72 |
11,37 |
11,54 |
–7,9 |
–1,1 |
+6,0 |
+1,5 |
Beherbergung und Gastronomie |
10,85 |
11,04 |
11,02 |
10,88 |
–1,5 |
+1,8 |
–0,2 |
–1,3 |
Information und Kommunikation |
8,26 |
7,96 |
7,96 |
8,04 |
–3,6 |
–3,7 |
±0,0 |
+1,0 |
Kredit- und Versicherungswesen |
15,66 |
16,75 |
17,42 |
18,12 |
+9,5 |
+6,9 |
+4,0 |
+4,0 |
Grundstücks- und Wohnungswesen |
22,23 |
22,10 |
22,14 |
22,37 |
–0,7 |
–0,6 |
+0,2 |
+1,0 |
Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen1) |
20,11 |
21,11 |
21,96 |
22,29 |
–5,5 |
+5,0 |
+4,0 |
+1,5 |
Öffentliche Verwaltung2) |
40,15 |
40,31 |
40,64 |
40,64 |
–0,1 |
+0,4 |
+0,8 |
±0,0 |
Sonstige Dienstleistungen |
6,40 |
6,51 |
6,54 |
6,57 |
–1,4 |
+1,7 |
+0,5 |
+0,5 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Wertschöpfung der Wirtschaftsbereiche3) |
232,34 |
237,65 |
244,51 |
246,57 |
–4,2 |
+2,3 |
+2,9 |
+0,8 |
Bruttoinlandsprodukt |
257,16 |
263,11 |
270,63 |
272,77 |
–3,8 |
+2,3 |
+2,9 |
+0,8 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Erbringung von freiberuflichen,
wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen
(ÖNACE 2008, Abschnitte M bis N). –
2) Einschließlich Sozialversicherung, Verteidigung, Erziehung, Unterricht,
Gesundheits- und Sozialwesen (ÖNACE 2008, Abschnitte O bis Q). – 3) Vor Abzug der Gütersubventionen
und vor Zurechnung der Gütersteuern. |
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|
Die vom WIFO im Auftrag
der Europäischen Kommission durchgeführte Unternehmensbefragung zeigt seit einigen
Monaten eine Eintrübung an: Die Auftragsbestände aus dem In- und Ausland, die Produktionserwartungen
für die kommenden drei Monate wie auch die Geschäftslage in sechs Monaten werden
von den Unternehmen deutlich ungünstiger eingeschätzt als zu Jahresbeginn. Ähnliches
gilt für den gesamten Euro-Raum und die EU – auch
hier schwindet die Zuversicht der Unternehmen hinsichtlich der kommenden Wirtschaftsentwicklung.
Vor diesem Hintergrund dürfte die Nachfrage nach österreichischen Exportgütern spätestens
gegen Jahresende und auch noch in der ersten Jahreshälfte 2012 sinken. Ab Mitte
2012 sollten – dem üblichen Konjunkturmuster
folgend – wieder die Auftriebskräfte die Oberhand gewinnen.
Das WIFO rechnet mit einer Ausweitung des Warenexports im Jahr 2011 von real 8,5%
und 2012 von 4,5%.
Der Rückgang der Nachfrage
aus dem Ausland wird die Dynamik der Warenproduktion deutlich bremsen. Zeitweise
könnte die reale Wertschöpfung sogar sinken. Auch hier sollte im Laufe des Jahres
2012 wieder eine Aufwärtsdynamik in Gang kommen. Nach einem Anstieg im gesamten
Jahr 2011 um real 8% wird dennoch im Jahr 2012 nur ein Zuwachs von 1% möglich sein.
Nachdem die Lohnstückkosten
in der Warenproduktion in den Jahren 2010 und 2011 rückläufig waren, erhöhen sie
sich 2012 erstmals wieder (+¾%). Die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Sachgütererzeugung
wird dadurch nicht gefährdet. Auch im schwierigeren Umfeld des Jahres 2012 wird
es der österreichischen Wirtschaft gelingen, Marktanteile zu gewinnen.
Angesichts der pessimistischeren
Wirtschaftsaussichten und der Unsicherheit auf den internationalen Märkten zögern
die Unternehmen mit der Ausweitung ihrer Investitionen.
Die rasche Erholung nach
der schweren Rezession der Jahre 2008/09 führte die gesamtwirtschaftliche Produktion
heuer wieder auf das Niveau vor der Krise. Da die Unternehmen ihre Investitionen
während der Rezession massiv gedrosselt hatten, stieg die Auslastung der Kapazitäten
in der Erholungsphase rasch. Seit 2010 wurde wieder in Ersatz und Erweiterung des
Bestands an Ausrüstungsgegenständen investiert (real rund +4% nach fast –10% im Jahr 2009). Im 1. Halbjahr 2011 verstärkte
sich diese Entwicklung. Die zunehmende Unsicherheit und Skepsis hinsichtlich der
künftigen Wirtschaftsentwicklung, wie sie seit dem Frühjahr 2011 in den Unternehmensumfragen
zum Ausdruck kommt, unterbricht diese zweite Phase eines üblichen Konjunkturaufschwunges.
Die Ausrüstungsinvestitionen werden zwar heuer real um 8% wachsen, 2012 ist aber
kaum mehr als eine Stagnation zu erwarten (+1½%).
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Übersicht 5: Produktivität |
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2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Gesamtwirtschaft |
|
|
|
|
|
|
Bruttoinlandsprodukt, real |
+3,7 |
+1,4 |
–3,8 |
+2,3 |
+2,9 |
+0,8 |
Erwerbstätige1) |
+1,9 |
+2,1 |
–0,9 |
+0,8 |
+1,7 |
+0,4 |
Produktivität (BIP je Erwerbstätigen) |
+1,8 |
–0,7 |
–2,9 |
+1,5 |
+1,1 |
+0,4 |
|
|
|
|
|
|
|
Herstellung von Waren |
|
|
|
|
|
|
Produktion2) |
+8,3 |
+0,9 |
–15,3 |
+7,4 |
+8,0 |
+1,0 |
Beschäftigte3) |
+2,6 |
+1,7 |
–5,3 |
–1,3 |
+1,8 |
–1,2 |
Stundenproduktivität4) |
+5,9 |
–0,3 |
–7,3 |
+5,5 |
+5,0 |
+2,8 |
Geleistete Arbeitszeit je Beschäftigten5) |
–0,3 |
–0,5 |
–3,6 |
+3,1 |
+1,0 |
–0,6 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Unselbständige (Beschäftigungsverhältnisse)
und Selbständige laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung. – 2) Nettoproduktionswert, real. – 3) Laut Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger. Bruch 2007/08 wegen Umstellung der Wirtschaftsklassifikation
auf ÖNACE 2008, 2008: WIFO-Schätzung. –
4) Produktion je geleistete Beschäftigtenstunde. – 5) Laut Konjunkturerhebung von Statistik
Austria. |
||||||
|
Nachdem die Bauinvestitionen
seit Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008/09 rückläufig gewesen waren, zeigte sich
erstmals im 1. Halbjahr 2011 eine Besserung. Für 2011 und 2012 kann jeweils mit
einem geringfügigen Wachstum von real ¾% gerechnet werden. Die gedämpften Aussichten
für die Gesamtwirtschaft im Jahr 2012 werden vor allem den sonstigen Hochbau belasten
– jener Bereich, der kürzlich wieder Zuwächse verzeichnete.
Wohnbau und Tiefbau werden hingegen in geringerem Ausmaß betroffen sein. Der Wohnbau
wird sich weiterhin leicht positiv entwickeln, der Tiefbau tendenziell negativ,
da sich hier die Einschränkung der Projektvergabe durch die öffentliche Hand bemerkbar
macht.
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Übersicht 6: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit |
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|
2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Löhne
und Gehälter pro Kopf1) |
|
|
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|
Nominell, brutto |
+3,1 |
+3,2 |
+1,6 |
+1,2 |
+2,7 |
+2,5 |
Real2) |
|
|
|
|
|
|
Brutto |
+0,9 |
–0,0 |
+1,1 |
–0,7 |
–0,4 |
+0,4 |
Netto |
+0,9 |
–0,7 |
+2,9 |
–0,9 |
–0,7 |
+0,1 |
|
|
|
|
|
|
|
Gesamtwirtschaft |
|
|
|
|
|
|
Lohnstückkosten |
+1,1 |
+3,7 |
+4,7 |
–0,3 |
+1,6 |
+2,1 |
Sachgütererzeugung |
|
|
|
|
|
|
Lohnstückkosten |
–2,3 |
+5,2 |
+15,1 |
–5,7 |
–2,9 |
+0,7 |
|
|
|
|
|
|
|
Effektiver Wechselkursindex Industriewaren |
|
|
|
|
|
|
Nominell |
+1,2 |
+1,1 |
+0,7 |
–2,6 |
+0,6 |
+0,7 |
Real |
+0,8 |
+0,6 |
+0,4 |
–2,7 |
+1,2 |
+0,8 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Je Beschäftigungsverhältnis (laut
VGR). – 2) Deflationiert mit dem VPI. |
||||||
|
Aufgrund der Rezession
der Jahre 2008/09 verzeichnete auch die österreichische Tourismuswirtschaft einen
scharfen Einbruch. 2010 stabilisierte sich die Entwicklung, die Deviseneingänge
stiegen real um knapp 1%. Die Inflationsbeschleunigung durch den Auftrieb der Energiepreise
drückt heuer in den Industrieländern die Steigerung der Realeinkommen. Die Abschwächung
der Konjunkturdynamik im Jahr 2012 und die Unsicherheit über das Ausmaß der Einbindung
der privaten Haushalte in die Bemühungen um eine Konsolidierung der öffentlichen
Haushalte im Euro-Raum belasten die Tourismuswirtschaft erneut. Für heuer ist deshalb
mit einer Stagnation zu rechnen, für 2012 wird erneut ein Rückgang prognostiziert
(real –2%).
Entsprechend der gedämpften
Nachfrage nach Tourismusleistungen entwickelt sich die Wertschöpfung im Beherbergungs-
und Gaststättenwesen ungünstig. Der Rückgang war hier 2009 mit –1,5% deutlich geringer ausgefallen als im Reiseverkehrsexport,
2010 war wieder ein Anstieg um 1,8% zu beobachten. Für 2011 und 2012 rechnete das
WIFO abermals mit einem Rückgang (–0,2%
bzw. –1,3%).
|
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Übersicht 7: Konsum,
Einkommen und Preise |
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|
|
|
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|
|
2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in %, real |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Private Konsumausgaben1) |
+0,9 |
+0,8 |
–0,3 |
+2,2 |
+0,9 |
+0,8 |
Dauerhafte Konsumgüter |
+2,5 |
+4,7 |
+0,9 |
+5,8 |
+1,0 |
–0,3 |
Nichtdauerhafte Konsumgüter und Dienstleistungen |
+0,7 |
+0,4 |
–0,4 |
+1,8 |
+0,9 |
+0,9 |
Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte |
+2,5 |
+1,3 |
–1,3 |
–1,4 |
+0,4 |
+0,6 |
|
|
|
|
|
|
|
|
In % des verfügbaren Einkommens |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Sparquote der privaten Haushalte2) |
11,6 |
11,8 |
11,1 |
9,1 |
8,7 |
8,5 |
Sparquote der privaten Haushalte3) |
11,2 |
11,6 |
10,4 |
8,7 |
8,3 |
8,1 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Direktkredite an inländische Nichtbanken (Jahresendstände) |
+3,6 |
+7,4 |
–1,3 |
+2,9 |
+4,0 |
+3,5 |
|
|
|
|
|
|
|
|
In % |
|||||
Inflationsrate |
|
|
|
|
|
|
National |
2,2 |
3,2 |
0,5 |
1,9 |
3,1 |
2,1 |
Harmonisiert |
2,2 |
3,2 |
0,4 |
1,7 |
3,5 |
2,3 |
"Kerninflation"4) |
1,9 |
2,4 |
1,5 |
1,2 |
2,7 |
2,1 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Private Haushalte einschließlich
privater Organisationen ohne Erwerbszweck. – 2) Einschließlich Zunahme
betrieblicher Versorgungsansprüche. –
3) Ohne Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche. – 4) Ohne Energie und unverarbeitete
Nahrungsmittel (Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse). |
||||||
|
Obwohl die Realeinkommen
pro Kopf 2011 das zweite Mal in Folge rückläufig waren, entwickelt sich der heimische
Konsum überaus robust. Im 1. Halbjahr 2011 war die Nachfrage nach Kraftfahrzeugen
lebhaft. Sie wird jedoch im weiteren Jahresverlauf 2011 und auch 2012 abflachen.
Aufgrund der vom WIFO für 2012 erwarteten Konjunkturabschwächung dürften von der
Entwicklung der Realeinkommen – trotz der
niedrigen Inflation – für den privaten Konsum bestenfalls
mäßige Impulse ausgehen.
Heuer werden die Konsumausgaben
der privaten Haushalte real um 0,9% steigen, 2012 um 0,8%. Dies entspricht den in
der Hochkonjunktur 2007 und 2008 erzielten Raten. Der Konsum trägt damit 2012 wesentlich
zur Stabilisierung der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung bei. Da die Reallohnentwicklung
im Prognosezeitraum deutlich schlechter ist als 2007/08, geht die Steigerung der
Konsumausgaben zulasten der Sparquote. Diese war bereits 2010 von 11% auf 9% gesunken.
2011 und 2012 rechnet das WIFO abermals mit einem leichten Rückgang (auf 8,7% bzw.
8,5%).
Der jüngste Rückgang der Erdölnotierungen
und die Konjunkturschwäche werden den Preisauftrieb wieder deutlich dämpfen. Für
2011 ist noch mit einer Inflationsrate von 3,1% zu rechnen. Bereits 2012 wird sie
auf 2,1% zurückgehen.
Im Juli erreichte die Inflationsrate
in Österreich mit 3,5% ihren höchsten Wert seit der Wirtschaftskrise 2008/09. Preistreibend
wirkten im Vorjahresvergleich vor allem die Preise von Mineralölprodukten, Nahrungsmitteln,
Pauschalreisen, Restaurants und Hotels sowie die Wohnungsmieten. Im August sank
die Inflationsrate wieder leicht auf 3,4%. Die Rohölnotierungen liegen nach wie
vor weit über dem Vorjahresniveau, haben aber seit April 2011 wieder rückläufige
Tendenz. Dies wird den Inflationstrend in den kommenden Monaten weiter senken. Das
WIFO rechnet für 2012 mit einem anhaltenden Rückgang der Rohölnotierungen. Weiters
fällt Anfang 2012 der preissteigernde Effekt der Anhebung einiger Verbrauchsteuern
weg, der das Preisniveau 2011 anhob. Zusätzlich wird die Konjunkturabschwächung
den allgemeinen Preisauftrieb dämpfen. Für das Jahr 2012 rechnet das WIFO mit einer
Inflationsrate laut nationalem Verbraucherpreisindex von 2,1%, nach 3,1% im Jahr
2011. Gemessen am EU-weit harmonisierten Verbraucherpreisindex sollte die Teuerungsrate
von 3,5% auf 2,3% sinken.
|
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Übersicht 8: Arbeitsmarkt |
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|
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|
|
2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in 1.000 |
|||||
Nachfrage nach Arbeitskräften |
|
|
|
|
|
|
Aktiv Erwerbstätige1) |
+64,7 |
+66,0 |
–44,0 |
+31,3 |
+65,5 |
+17,5 |
Unselbständig aktiv Beschäftigte1)2) |
+65,5 |
+55,6 |
–48,5 |
+25,5 |
+58,0 |
+12,5 |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
+2,1 |
+1,7 |
–1,5 |
+0,8 |
+1,8 |
+0,4 |
Inländische Arbeitskräfte |
+43,6 |
+31,1 |
–43,0 |
+5,8 |
+25,0 |
+3,0 |
Ausländische Arbeitskräfte |
+21,9 |
+24,5 |
–5,5 |
+19,7 |
+33,0 |
+9,5 |
Selbständige3) |
–0,8 |
+10,4 |
+4,5 |
+5,8 |
+7,5 |
+5,0 |
|
|
|
|
|
|
|
Angebot an Arbeitskräften |
|
|
|
|
|
|
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter |
|
|
|
|
|
|
15- bis 64-Jährige |
+15,5 |
+27,7 |
+17,3 |
+21,6 |
+32,8 |
+15,0 |
15- bis 59-Jährige |
+17,1 |
+17,6 |
+11,1 |
+8,9 |
+16,8 |
+14,7 |
Erwerbspersonen4) |
+47,8 |
+56,0 |
+4,0 |
+21,8 |
+61,0 |
+28,5 |
|
|
|
|
|
|
|
Überschuss an Arbeitskräften |
|
|
|
|
|
|
Vorgemerkte Arbeitslose5) |
–16,9 |
–10,0 |
+48,1 |
–9,5 |
–4,5 |
+11,0 |
Stand in 1.000 |
222,2 |
212,3 |
260,3 |
250,8 |
246,3 |
257,3 |
Arbeitslose in Kursmaßnahmen in 1.000 |
52,7 |
50,5 |
64,1 |
73,2 |
63,2 |
62,2 |
Arbeitslosenquote |
|
|
|
|
|
|
In % der Erwerbspersonen6) |
4,4 |
3,8 |
4,8 |
4,4 |
4,2 |
4,4 |
In % der Erwerbspersonen5) |
5,6 |
5,3 |
6,5 |
6,2 |
6,0 |
6,2 |
In % der unselbständigen Erwerbspersonen5) |
6,2 |
5,9 |
7,2 |
6,9 |
6,7 |
7,0 |
Beschäftigungsquote |
|
|
|
|
|
|
Aktiv Erwerbstätige1)7) |
64,9 |
65,7 |
64,7 |
65,0 |
65,8 |
65,9 |
Erwerbstätige6)7) |
71,4 |
72,1 |
71,6 |
71,7 |
72,1 |
72,2 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, ohne Präsenzdiener; Bruch 2007/08 wegen Umstellung in der Beschäftigtenstatistik.
– 2) Laut Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger. – 3)
Laut WIFO, einschließlich freier Berufe und Mithelfender. – 4) Aktiv Erwerbstätige plus Arbeitslose.
– 5) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice.
– 6) Laut Eurostat (Labour Force Survey).
– 7) In % der Bevölkerung im erwerbsfähigen
Alter (15- bis 64-Jährige). |
||||||
|
Mit der Unterbrechung der
Konjunkturerholung verlangsamt sich das Beschäftigungswachstum, und die Arbeitslosigkeit
steigt wieder.
Die Konjunkturerholung
nach der Wirtschaftskrise 2008/09 war in Österreich von einer überraschend schnellen
und starken Verbesserung der Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt begleitet. Die Zahl
der unselbständig aktiv Beschäftigten erhöhte sich bereits 2010 um 0,8% (+25.500),
für 2011 wird ein Anstieg um 1,8% (+58.000) erwartet. Gleichzeitig ging die Arbeitslosigkeit
zurück (2010 knapp –10.000). 2011 wird trotz der
Einschränkung der Schulungsmaßnahmen (–10.000
Personen) erneut mit einer Verringerung um 4.500 gerechnet. In der Folge sinkt die
Arbeitslosenquote laut nationaler Berechnungsmethode von 6,9% im Jahr 2010 auf 6,7%.
Während die Zahl der gemeldeten
Arbeitslosen im Vorjahresvergleich erst im August leicht stieg, ist im Vormonatsvergleich
bereits seit dem Frühjahr eine Trendumkehr zu beobachten. Diese Tendenz und die
Konjunkturabschwächung werden die Zahl der Arbeitslosen 2012 wieder um 11.000 erhöhen.
Die Arbeitslosenquote wird damit laut nationaler Berechnungsmethode wieder 7% erreichen.
Die Beschäftigungsentwicklung
schwächte sich bislang auch im Vormonatsvergleich noch nicht ab. Jedoch wird die
Eintrübung der Konjunktur um den Jahreswechsel auch hier sichtbar sein. Für das
Jahr 2012 erwartet das WIFO einen Anstieg der Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten
um nur noch 12.500 bzw. 0,4%. Die Arbeitslosenquote nach harmonisierter europäischer
Berechnungsmethode wird heuer auf 4,2% sinken und 2012 mit 4,4% auf das Niveau des
Jahres 2010 zurückkehren.
Die deutliche Abschwächung
der Wirtschaftsentwicklung wird 2012 die öffentlichen Einnahmen dämpfen und automatisch
Mehrausgaben erfordern. Die bereits fixierten Konsolidierungsmaßnahmen zum Abbau
des strukturellen Defizits sollten dennoch unverändert fortgeführt werden.
Die durch die Krise der
Jahre 2008/09 stark belasteten öffentlichen Haushalte werden 2012 erneut einer Belastungsprobe
unterzogen: Die neuerliche Zunahme der Arbeitslosigkeit erfordert zusätzliche Ausgaben.
Durch die Dämpfung des Beschäftigungswachstums wird die Lohnsumme langsamer steigen
als bisher angenommen. Die Einnahmen aus gewinnabhängigen Steuern dürften zurückgehen,
jene aus der Umsatzsteuer werden wegen des geringeren Preisauftriebs weniger hoch
ausfallen. Trotz der Konsolidierungsbemühungen wird der Finanzierungssaldo des Staates
deshalb anhaltend bei rund –3% des BIP
liegen.
Sollte die wirtschaftliche
Schwächephase so ausfallen wie hier prognostiziert und kein ungeordneter Konkurs
Griechenlands mit den entsprechenden Folgen für das europäische Bankensystem eintreten,
so können und sollen die von der Bundesregierung unternommenen Konsolidierungsbemühungen
wie geplant fortgeführt werden. Die durch die automatischen Stabilisatoren herbeigeführte
Budgetverschlechterung sollte in Kauf genommen werden. Gleichzeitig sollten Verbesserungen
der Ausgabenstruktur beschleunigt werden, selbst wenn sie Startkosten verursachen.
|
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Übersicht 9: Wirtschaftspolitische Bestimmungsfaktoren |
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|
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|
|
2007 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
|
In % des BIP |
|||||
Budgetpolitik |
|
|
|
|
|
|
Finanzierungssaldo des Staates |
|
|
|
|
|
|
Laut Maastricht-Definition1) |
–0,9 |
–0,9 |
–4,1 |
–4,6 |
–3,1 |
–3,1 |
Laut VGR |
–1,0 |
–1,0 |
–4,1 |
–4,6 |
–3,1 |
–3,1 |
Primärsaldo des Staates laut VGR |
+1,9 |
+1,7 |
–1,3 |
–1,9 |
–0,6 |
–0,5 |
|
|
|
|
|
|
|
|
In % |
|||||
Geldpolitik |
|
|
|
|
|
|
Dreimonatszinssatz |
4,3 |
4,6 |
1,2 |
0,8 |
1,4 |
1,5 |
Sekundärmarktrendite2) |
4,3 |
4,4 |
3,9 |
3,2 |
3,3 |
3,2 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Effektiver Wechselkursindex |
|
|
|
|
|
|
Nominell |
+1,1 |
+1,2 |
+0,9 |
–2,5 |
+0,6 |
+0,9 |
Real |
+0,7 |
+0,6 |
+0,4 |
–2,7 |
+1,2 |
+0,9 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Einschließlich Zinsströme aus Swap-Vereinbarungen,
die der Staat abschließt. – 2)
Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). |
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Methodische Hinweise und Kurzglossar |
Periodenvergleiche Zeitreihenvergleiche gegenüber der
Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt.
Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen
in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison-
und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen. Die Formulierung "veränderte
sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber
der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen. Die Analyse der saison- und arbeitstägig
bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf
und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen
Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht. Reale und nominelle Größen Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich
real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen
(z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt. Produzierender Bereich Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte
B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren,
Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet. Inflation, VPI und HVPI Die Inflationsrate misst die Veränderung
der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist
ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex
(HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU
und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone (siehe auch
http://www.statistik.at/). Die Kerninflation als Indikator der
Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis,
für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete
Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen
Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen
in die Berechnung der Kerninflation einbezogen. WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest Der WIFO-Konjunkturtest ist eine
monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung
ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest
ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit
(http://www.itkt.at/). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil
der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten
Unternehmen. Arbeitslosenquote Österreichische Definition: Anteil
der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der
Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand
und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen).
Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. Definition gemäß ILO und Eurostat:
Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz
suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig
oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen,
und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener.
Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen
(Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten
(Mikrozensus). Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen
Definition der Arbeitslosenquote Personen in Schulungen: Personen,
die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der
Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt. Unselbständig aktiv Beschäftigte:
Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis.
Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv
Beschäftigten". |
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Business Cycle Upturn Interrupted |
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Economic Outlook for 2011 and 2012 – Summary |
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Since the middle
of 2011, the international economic environment has deteriorated markedly. In
view of rising uncertainty about how to definitively resolve the sovereign debt
crisis, investment decisions are being deferred. After a strong expansion by 2.9
percent in 2011, the Austrian economy will grow by a modest 0.8 percent in 2012. |
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The recovery of the Austrian economy from the recession of 2008-09 has been lively also in the current year. Overall demand and output grew strongly until mid-year, reaching their pre-crisis levels. For some time, however, business surveys in Austria and abroad point to an imminent deceleration of the growth momentum. Moreover, since mid-2011, uncertainty among economic agents has mounted sharply, and policy has not been able to dissipate doubts about some countries' ability to service their debt. As a result, interest rates for new issues of government debt drifted up in the countries concerned, thereby adding to the fiscal imbalances. The loss of confidence triggered sharp falls on stock markets which mainly concerned bank titles. Within two months, major European banks lost around half of their stock market value. The present WIFO forecast for Austria reflects these latest developments only to the extent that they reduce the appetite for corporate investment. For 2011, GDP growth is expected at 2.9 percent, slowing down to 0.8 percent in 2012. Explicitly, no unilateral government default of Greece or any other euro area country is assumed. The forecast takes as given that the euro area continues to exist in its current composition, that interest rates on government debt of euro area countries will not increase substantially further and that stock market values suffer no further fall. Under these assumptions, domestic economic activity will
remain broadly flat around the turn of the year, in |
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line with the overall cyclical profile for the EU. A temporary decline of real GDP in one quarter cannot be excluded. According to the conventional business cycle pattern, economic growth should gradually rebound in the course of 2012. Labour market developments have been positive so far in 2011. Employment gains continued until August. While the seasonally-adjusted unemployment rate has been heading up for several months, this is partly due to major cuts in government-sponsored job training programmes. The number of persons in dependent active employment, after a projected increase by 1.8 percent in 2011, will likely gain a modest 0.4 percent in 2012, taking the unemployment rate from 6.7 percent to 7.0 percent. The marked upward drift of consumer prices since the beginning of this year will abate over the next months. Oil prices have been falling for several months which in due course will show up also in the annual increase in the overall price level. Headline inflation is projected at 3.1 percent for 2011, followed by 2.1 percent in 2012. If the cyclical slowdown does not prove significantly
stronger than projected in the present context, a departure from the course of
fiscal consolidation would not be warranted. Slower GDP growth will weigh on both
public revenue and expenditure. While the structural budget deficit should be
reduced as planned, automatic cyclical stabilisers should not be prevented from
operating. |
The English version of the WIFO Economic Outlook will be published in "Austrian Economic Quarterly". |
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