Stabilisierung des verhaltenen
Aufschwungs in den MOEL
Das Wirtschaftswachstum
belebt sich in den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) langsam, bleibt jedoch
schwächer als vor der Wirtschaftskrise. Einige der kleinen, offenen Volkswirtschaften
der Region wahrten durch Abwertung oder auch Produktivitätssteigerung ihre preisliche
Wettbewerbsfähigkeit. Der überwiegend starke Exportaufschwung trug zur Erholung
der Industrieproduktion bei. Aufgrund der dynamischen Ausfuhrentwicklung und der
Schwäche der Inlandsnachfrage verringerten sich die Leistungsbilanzdefizite 2010
weiter; in den kommenden Jahren ist allerdings wieder mit einem leichten Anstieg
zu rechnen. Mit der Verbesserung der Kapazitätsauslastung werden die Anlageninvestitionen
2011 in allen MOEL ausgeweitet. Auch die Nachfrage der privaten Haushalte wächst,
allerdings eher verhalten. Die weltweite Verteuerung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen
bewirkt auch in den MOEL eine Inflationsbeschleunigung. Der Kreditmarkt leidet in
den MOEL nach wie vor unter einer Kreditklemme und einem relativ großen Anteil uneinbringlicher
Kredite. In den meisten MOEL schwenkte die Budgetpolitik 2010 auf einen ausgabenseitigen
Konsolidierungspfad. Aufgrund des mäßigen Wirtschaftswachstums wird die Beschäftigung
erst ab 2012 so stark zunehmen, dass die Arbeitslosigkeit merklich sinkt.
Der vorliegende Bericht wurde
im Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) erstellt. • Begutachtung:
Peter Havlik • Wissenschaftliche Assistenz: Beate Muck, Monika Schwarzhappel, Barbara
Swierczek • E-Mail-Adressen: astrov@wiiw.ac.at, holzner@wiiw.ac.at, leitner@wiiw.ac.at
INHALT
Unterschiedliche Wege aus der Krise
Wettbewerbsfähigkeit für offene
Volkswirtschaften unter den MOEL wichtig
Aufwärtstendenz in Produktion und Handel
Leistungsbilanzdefizite verringert
Binnennachfrage erholt sich 2011
Rückgang der krisenbedingten Budgetdefizite
Lage auf dem Arbeitsmarkt weiterhin angespannt
VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND
ABBILDUNGEN
Übersicht 1: Prognose für 2011 bis 2013
Übersicht 2: BIP und Preisniveau 2010 im internationalen Vergleich
Übersicht 3: Leistungsbilanz und Unterbilanzen
Übersicht 4: Konsum und Investitionen
Übersicht 5: Finanzierungssaldo des Staates und Staatsschuldenquote
Abbildung 1: Wirtschaftswachstum und Offenheitsgrad der Volkswirtschaft
Abbildung 2: Wirtschaftswachstum und die industrielle Basis
Abbildung 3: Nominelle und reale Wechselkursentwicklung – Länder mit flexiblem Wechselkurs
Abbildung 5: Lohnstückkosten in der Industrie
Abbildung 6: Industrieproduktion
Abbildung 8: Beitrag der Energie- und Nahrungsmittelpreise zur Inflation in den 10
neuen EU-Ländern
Abbildung 9: Entwicklung der Beschäftigung in den 10 neuen EU-Ländern
Volkswirtschaften mit großem
Industriesektor und flexiblen Wechselkursen erholen sich rascher aus der Krise.
Die weltweite Wirtschaftskrise
erfasste die mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL) unterschiedlich stark. Besonders
empfindlich wurden im Jahr 2009 die offenen und stark exportorientierten Volkswirtschaften
getroffen: Der Offenheitsgrad, gemessen am Anteil der Exporte von Waren und Dienstleistungen
am Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2008, ist einer der erklärenden Faktoren für
die teilweise beträchtliche Kontraktion des BIP (Abbildung 1). Länder mit einem
flexiblen Wechselkursregime konnten diesen Wachstumseinbruch aber durch Abwertungen
zum Teil abfedern. So sind die einzigen Länder dieser Gruppe, die auch während der
Wirtschaftskrise ein Wachstum verzeichneten, zugleich Länder mit flexiblem Wechselkurs
(Albanien, Polen und Kasachstan).
2010 setzte eine weltweite
Erholung der Exportmärkte ein; zugleich zogen die Rohstoffpreise an. Davon profitierten
insbesondere die Länder mit breiter industrieller Basis, die damit ausreichend Rohstoffe
und verarbeitete Produkte anbieten konnten (Abbildung 2). Noch größer als im Jahr
zuvor war der Vorteil des flexiblen Wechselkursregimes: Acht von zehn Ländern, deren
Wirtschaft 2010 um 1,5% oder mehr wuchs, betreiben ein flexibles Wechselkursregime.
Die Wachstumsrate der MOEL mit flexiblem Wechselkursregime war durchschnittlich
um 2,5 Prozentpunkte höher als die der Länder mit fixem Wechselkursregime, von denen
einige noch in der Rezession oder Stagnation verharren. Diese Beziehung ist statistisch
signifikant und erklärt rund ein Viertel der Variabilität des BIP-Wachstums 2010.
Im Aufschwung beschleunigt
sich das Wachstum in den MOEL 2011/2013, bleibt aber geringer als vor der Krise.
Der positive Einfluss einer
breiten industriellen Basis und eines flexiblen Wechselkurses auf die Entwicklung
der Gesamtwirtschaft bleibt 2011 aufrecht, wenn auch in geringerem Umfang und statistisch
kaum signifikant. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit insbesondere der Slowakei
und der baltischen Länder verbesserte sich im Laufe des Jahres 2010 trotz fixer
Wechselkurse, in erster Linie weil die Produktivität durch den starken Beschäftigungsabbau
stieg. Mit durchschnittlich rund +3% (Übersicht 1) wächst das BIP 2011 in den 10
neuen EU-Ländern um 1,3 Prozentpunkte schwächer als 2008 – in diesem Jahr litten einige Länder bereits unter
den Folgen von hausgemachten Krisen wie z. B. dem Platzen von Immobilienpreisblasen.
Die hohen Wachstumsraten von Mitte der 2000er-Jahre werden in der Region mittelfristig
nicht wieder erreicht, auch 2012 und 2013 wird das Wachstum unter 4% bleiben. Eine
Ausnahme bilden Kasachstan, Russland und die Ukraine, welche von anhaltend hohen
Erdöl- und Metallpreisen profitieren können.
|
Abbildung 1: Wirtschaftswachstum
und Offenheitsgrad der Volkswirtschaft |
|
Q: wiiw-Berechnungen. |
|
|
Abbildung 2: Wirtschaftswachstum
und die industrielle Basis |
|
Q: wiiw-Berechnungen. |
|
Der Wachstumseinbruch 2009
und der verhaltene Aufschwung 2010 verlangsamten den Aufholprozess der MOEL gegenüber
dem EU-Durchschnitt. Das BIP pro Kopf zu Kaufkraftparitäten der zehn neuen EU-Länder
erhöhte sich 2008/2010 trotzdem geringfügig auf 60% des Durchschnitts der EU 27
(Übersicht 2), und zwar vor allem wegen der günstigen Entwicklung der großen Volkswirtschaft
von Polen. Zugleich sank das relative Preisniveau 2008/2010 um 5 Prozentpunkte auf
61% des EU-Durchschnitts. Dies war die Folge von Abwertungen in den MOEL mit flexiblen
Wechselkursen und von Deflation in manchen Ländern mit besonders geringer heimischer
Nachfrage nach starkem Beschäftigungsabbau.
Übersicht 1: Prognose für 2011 bis 2013 |
|||||||||||||||
|
|||||||||||||||
Bruttoinlandsprodukt, real |
Verbraucherpreise1) |
Arbeitslosenquote2) |
|||||||||||||
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
In % |
||||||||||||||
|
|||||||||||||||
10 neue EU-Länder |
–3,6 |
+2,1 |
+3,0 |
+3,7 |
+3,8 |
+3,3 |
+3,0 |
+3,6 |
+3 |
+2,9 |
8,5 |
10,2 |
9,8 |
8,8 |
8,0 |
Bulgarien |
–5,5 |
+0,2 |
+2,5 |
+3 |
+3 |
+2,5 |
+3,0 |
+4 |
+4 |
+4 |
6,8 |
10,2 |
9 |
8 |
7 |
Estland |
–13,9 |
+3,1 |
+4,5 |
+4,5 |
+4,5 |
+0,2 |
+2,7 |
+5 |
+4,5 |
+4,5 |
13,8 |
16,9 |
13,5 |
10,5 |
9 |
Lettland |
–18,0 |
–0,3 |
+3,4 |
+3,6 |
+4 |
+3,3 |
–1,2 |
+4 |
+3,5 |
+3,5 |
17,1 |
18,5 |
16 |
14 |
12 |
Litauen |
–14,7 |
+1,3 |
+3,3 |
+3,8 |
+4 |
+4,2 |
+1,2 |
+3,2 |
+3,5 |
+3,0 |
13,7 |
17,8 |
15 |
13,5 |
13 |
Polen |
+1,7 |
+3,8 |
+3,8 |
+4,2 |
+4,3 |
+4,0 |
+2,7 |
+3,5 |
+2,5 |
+2,5 |
8,2 |
10,5 |
10 |
8,5 |
7,5 |
Rumänien |
–7,1 |
–1,3 |
+2,0 |
+4 |
+3 |
+5,6 |
+6,1 |
+5,5 |
+4 |
+4 |
6,9 |
7,3 |
7,6 |
7 |
7 |
Slowakei |
–4,8 |
+4,0 |
+4,0 |
+4 |
+5 |
+0,9 |
+0,7 |
+2 |
+3 |
+3 |
12,0 |
14,4 |
14 |
13 |
12 |
Slowenien |
–8,1 |
+1,2 |
+2,0 |
+2,5 |
+3 |
+0,9 |
+2,1 |
+2,8 |
+2,5 |
+2,5 |
5,9 |
7,3 |
7,5 |
7 |
6,5 |
Tschechien |
–4,2 |
+2,3 |
+2,2 |
+2,5 |
+3,7 |
+0,6 |
+1,2 |
+2,0 |
+2,0 |
+2,0 |
6,7 |
7,3 |
7,5 |
7,0 |
6,5 |
Ungarn |
–6,7 |
+1,2 |
+2,5 |
+3 |
+3 |
+4,2 |
+4,7 |
+3,9 |
+3,5 |
+3,5 |
10,0 |
11,2 |
10,5 |
10,0 |
9,5 |
|
|||||||||||||||
EU 27 |
–4,2 |
+1,8 |
+1,8 |
+2,1 |
. |
+1,0 |
+2,1 |
+2,1 |
+1,8 |
. |
9,0 |
9,6 |
9,6 |
9,2 |
. |
|
|||||||||||||||
Kroatien |
–6,0 |
–1,2 |
+1 |
+2 |
+3 |
+2,4 |
+1,1 |
+2,5 |
+2 |
+2,5 |
9,1 |
12,0 |
11,5 |
10 |
9,5 |
Mazedonien |
–0,9 |
+0,7 |
+2 |
+3 |
+3 |
–0,8 |
+1,6 |
+3,1 |
+3 |
+3 |
32,2 |
32,0 |
33 |
33 |
33 |
Montenegro |
–5,7 |
–1,0 |
+2 |
+3 |
+3 |
+3,4 |
+0,5 |
+3,1 |
+3 |
+3 |
19,3 |
20 |
20 |
20 |
20 |
Türkei |
–4,8 |
+8,9 |
+5,5 |
+5,0 |
+5,0 |
+6 |
+8,6 |
+6,0 |
+6,0 |
+6,0 |
12,7 |
10,9 |
9,9 |
10 |
10 |
|
|||||||||||||||
Albanien |
+3,3 |
+4,0 |
+3,2 |
+4 |
+5 |
+2,3 |
+3,5 |
+3 |
+3 |
+4 |
13,8 |
15 |
15 |
14 |
13 |
Bosnien und Herzegowina |
–2,9 |
+0,8 |
+2,2 |
+3 |
+3 |
–0,4 |
+2,1 |
+1 |
+1 |
+1 |
24,1 |
27,2 |
27 |
27 |
26,0 |
Serbien |
–3,1 |
+1,8 |
+2,5 |
+3 |
+3 |
+8,6 |
+6,5 |
+7 |
+6 |
+6 |
16,1 |
19,2 |
20 |
20 |
20 |
|
|||||||||||||||
Kasachstan |
+1,2 |
+7,0 |
+6 |
+5 |
+5 |
+7,3 |
+7,4 |
+7 |
+6,5 |
+6,5 |
6,6 |
5,8 |
6 |
5,5 |
5,5 |
Russland |
–7,8 |
+4,0 |
+4,1 |
+4,2 |
+4,3 |
+11,8 |
+7,1 |
+7 |
+5 |
+5 |
8,4 |
7,5 |
7,3 |
7 |
6,8 |
Ukraine |
–14,8 |
+4,2 |
+4,5 |
+5 |
+5 |
+15,9 |
+9,4 |
+10 |
+8 |
+7 |
8,8 |
8,1 |
8,6 |
8,4 |
8,2 |
Q: Nationale Statistiken; Eurostat; Europäische
Kommission, "Economic Forecasts", Herbst 2010; vorläufige Zahlen. 2011/2013:
Prognose des wiiw. – 1) Jahresdurchschnitt.
– 2) Gemäß Labour Force Survey (Mikrozensus),
Jahresdurchschnitt. |
|||||||||||||||
Der Erhalt der preislichen
Wettbewerbsfähigkeit ist für die kleinen, offenen Volkswirtschaften unter den MOEL
wichtig; in der Krise wurde er in vielen Fällen durch Abwertung, aber auch durch
Produktivitätssteigerung gesichert.
Ein guter Indikator für
die Entwicklung des Preisniveaus und damit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
ist der reale Wechselkurs (Abbildungen 3 und 4). Die meisten Länder mit flexiblem
Wechselkursregime erreichten durch nominelle Abwertung insbesondere Ende 2008 und
Anfang 2009 auch eine reale Abwertung oder zumindest Stabilisierung des Wechselkurses.
Ausnahmen sind Russland und die Ukraine: Als Energie- und Metallexporteure beeinträchtigte
die reale Aufwertung ihre Wirtschaft dank steigender Rohstoffpreise nicht. Die meisten
MOEL mit fixem Wechselkursregime verzeichneten hingegen tendenziell eine reale Aufwertung
und damit einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.
Ähnlich wurde auch die
Entwicklung der relativen Lohnstückkosten in der Industrie (Abbildung 5) durch flexible
Wechselkurse abgefedert. Trotz fixer Wechselkurse blieben aber die relativen Lohnstückkosten
der Slowakei und Litauens durch starke Produktivitätssteigerungen nach erheblichem
Beschäftigungsabbau niedrig.
Das starke Exportwachstum
trägt zur Erholung der Industrieproduktion bei.
Die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit
spiegelt sich auch in der Dynamik von Industrieproduktion und Handel. Nach einem
Einbruch zum Jahreswechsel 2008/09 erholte sich die Bruttoindustrieproduktion in
den MOEL kräftig (Abbildung 6). Sie erreichte zuletzt das Vorkrisenniveau in den
meisten Ländern mit flexiblem Wechselkurs, aber auch in der Slowakei und in Litauen.
Getragen wird die Industriekonjunktur
im Aufschwung durch die lebhafte Expansion der Warenexporte, die in den meisten
MOEL das Vorkrisenniveau nominell wieder erreicht oder sogar wesentlich überschritten
haben (Abbildung 7). Nur in Montenegro sind die Exporte noch etwas niedriger als
vor der Wirtschaftskrise, da der größte Exportbetrieb des Landes, das Aluminiumkombinat
Podgorica, an betriebswirtschaftlichen Problemen leidet. Gegenüber dem Niveau von
Anfang 2008 steigerten Rumänien, die Ukraine, Serbien und Albanien als die Länder
mit flexiblem Wechselkurs und Litauen als Land mit fixem Wechselkurs den Export
in der Periode Juni 2010 bis März 2011 um mehr als ein Drittel.
Übersicht 2: BIP und
Preisniveau 2010 im internationalen Vergleich |
||||||
|
|
|
|
|||
Bruttoinlandsprodukt |
Preisniveau |
|||||
Zu laufenden Wechselkursen |
Zu Kaufkraftparitäten |
Real |
Real |
Relativ zur EU 27 |
||
Mrd. € |
Pro Kopf, EU 27 = 100 |
1990 = 1001) |
2000 = 100 |
Kaufkraftparität in % des Wechselkurses |
||
|
||||||
10 neue EU-Länder |
917,1 |
1.499,9 |
60 |
160,5 |
143,2 |
61 |
Bulgarien |
36,0 |
80,6 |
44 |
127,2 |
148,9 |
45 |
Estland |
14,5 |
21,2 |
65 |
140,1 |
145,9 |
68 |
Lettland |
18,0 |
28,0 |
51 |
100,5 |
143,2 |
64 |
Litauen |
27,4 |
44,5 |
55 |
110,4 |
153,3 |
62 |
Polen |
353,7 |
577,7 |
62 |
188,0 |
146,5 |
61 |
Rumänien |
121,9 |
235,7 |
45 |
131,4 |
149,2 |
52 |
Slowakei |
65,9 |
99,3 |
75 |
163,0 |
159,7 |
66 |
Slowenien |
36,1 |
43,8 |
88 |
157,2 |
130,8 |
82 |
Tschechien |
145,1 |
210,5 |
82 |
140,4 |
136,9 |
69 |
Ungarn |
98,4 |
158,5 |
65 |
127,9 |
120,5 |
62 |
|
||||||
Kroatien |
45,9 |
67,6 |
62 |
110,5 |
130,3 |
68 |
Mazedonien |
6,9 |
17,7 |
34 |
115,1 |
126,2 |
39 |
Montenegro |
3,0 |
6,2 |
40 |
. |
137,8 |
48 |
Türkei |
553,5 |
867,3 |
49 |
208,6 |
145,7 |
64 |
|
||||||
Albanien |
8,9 |
22,0 |
28 |
198,0 |
171,7 |
40 |
Bosnien und Herzegowina |
12,6 |
25,0 |
27 |
. |
142,9 |
50 |
Serbien |
29,2 |
65,9 |
37 |
. |
150,4 |
44 |
|
||||||
Russland |
1.115,1 |
1.809,6 |
52 |
107,2 |
159,5 |
62 |
Ukraine |
103,9 |
249,1 |
22 |
65,8 |
152,4 |
42 |
|
||||||
EU 27 |
12.239,4 |
12.239,4 |
100 |
143,0 |
115,4 |
100 |
EU 15 |
11.297,9 |
10.718,0 |
110 |
140,1 |
112,3 |
105 |
Deutschland |
2.498,8 |
2.377,9 |
119 |
131,2 |
106,6 |
105 |
Österreich |
284,0 |
257,8 |
126 |
149,2 |
116,4 |
110 |
Griechenland |
230,2 |
242,6 |
88 |
159,4 |
126,4 |
95 |
Portugal |
172,5 |
208,9 |
80 |
144,5 |
106,9 |
83 |
Spanien |
1.062,6 |
1.140,8 |
102 |
165,2 |
122,8 |
93 |
|
||||||
USA |
11.058,6 |
11.203,0 |
148 |
165,3 |
118,2 |
99 |
Japan |
4.122,3 |
3.290,8 |
106 |
120,7 |
107,1 |
125 |
Q: Nationale Statistiken, Eurostat. – 1) Polen: 1989 = 100. |
||||||
Aufgrund der Exportsteigerung
und der Schwäche der Inlandsnachfrage verringerten sich die Leistungsbilanzdefizite
der MOEL 2010. In den kommenden Jahren ist wieder mit einem leichten Anstieg zu
rechnen.
Die Verbesserung der Exportnachfrage
sowie die teils anhaltende Schwäche von privatem Konsum und Investitionen hatten
2010 gemeinsam mit hohen Kapitalkosten eine weitere Verringerung der Leistungsbilanzdefizite
der MOEL zur Folge (Übersicht 3). Dieser Rückgang betraf insbesondere die Länder
mit fixem Wechselkurs und gedämpftem Wirtschaftswachstum. Die mäßige Wachstumsbeschleunigung
wird mit einem leichten Anstieg der Leistungsbilanzdefizite einhergehen. Die Handelsbilanz
bleibt in den meisten MOEL der größte Defizitposten. Überschüsse werden insbesondere
in der Dienstleistungsbilanz und der Bilanz der laufenden Transfers erwirtschaftet.
Mit der Zunahme der Kapazitätsauslastung
werden die Anlageninvestitionen in allen MOEL wieder ausgeweitet. Auch die Nachfrage
der privaten Haushalte wächst, allerdings verhalten.
Im Gegensatz zum dynamischen
Anstieg der Exporte stagnierte oder sank die Binnennachfrage in der Mehrzahl der
MOEL auch noch 2010 (Übersicht 4). Unter den 10 neuen EU-Ländern leistete die Nachfrage
der privaten Haushalte nur in Polen einen bedeutenden Wachstumsbeitrag. In den Westbalkanländern
lieferte sie in Albanien, Mazedonien und Serbien mit real +2% bis +3% p. a. ebenfalls
einen Impuls. In den GUS-Ländern Kasachstan, Russland und Ukraine sowie der Türkei
sprang die Binnenkonjunktur bereits Ende 2009 an. Aufgrund der noch niedrigen Kapazitätsauslastung
und des Rückgangs der Bauproduktion sanken die Anlageninvestitionen in den MOEL
2010 neuerlich (in einigen neuen EU-Ländern bereits das dritte Jahr in Folge). Im
Gegensatz schlug sich in der Türkei die Niedrigzinspolitik der Nationalbank in einem
Investitionsboom nieder (+30%).
|
Abbildung 3: Nominelle
und reale Wechselkursentwicklung – Länder mit flexiblem Wechselkurs |
Jänner 2008 = 100 |
|
Q: wiiw-Monatsdatenbank basierend auf nationalen
Statistiken, Eurostat. – 1)
Deflationiert mit dem Produzentenpreisindex. |
|
|
Abbildung 4: Nominelle
und reale Wechselkursentwicklung – Länder in der Währungsunion oder mit fixer Euro-Anbindung |
Jänner 2008 = 100 |
|
Q: wiiw-Monatsdatenbank basierend auf nationalen
Statistiken, Eurostat. – 1)
Deflationiert mit dem Produzentenpreisindex. |
|
Die Expansion des Außenhandels und teils der Lageraufbau, die 2010 die Erholung der Gesamtwirtschaft in den MOEL stützten, werden in den kommenden Jahren weniger Impulse liefern. 2011 werden dank der guten Industriekonjunktur die Anlageninvestitionen in allen MOEL anspringen. Die leichte Verbesserung der Arbeitsmarktsituation wird verbunden mit einem geringen Anstieg der Reallöhne auch die Nachfrage der privaten Haushalte leicht aufleben lassen. In Polen, Albanien und der Türkei sowie in den drei GUS-Ländern sind von der Binnennachfrage jedoch wesentlich stärkere Impulse zu erwarten. In den Jahren 2012 bis 2013 wird die Binnennachfrage in den MOEL allgemein an Dynamik gewinnen. Daher ist mit einer Beschleunigung des Importwachstums zu rechnen.
|
Abbildung 5: Lohnstückkosten
in der Industrie |
Auf Euro-Basis, September 2008 = 100, gleitender
Dreimonatsdurchschnitt |
|
Q: wiiw-Monatsdatenbank basierend auf nationalen
Statistiken, Eurostat, wiiw-Berechnungen. |
|
Die Verteuerung von Nahrungsmitteln
und Rohstoffen bewirkt eine Inflationsbeschleunigung.
Der weltweite Anstieg der
Lebensmittel- und Rohstoffpreise, der zum Teil auf Missernten und die jüngsten Unruhen
in Nordafrika, aber auch auf Spekulationen zurückzuführen ist, schlug sich in den
ersten Monaten 2011 auch in den meisten MOEL in einer Inflationsbeschleunigung nieder.
Diese fiel in der Regel in den ärmeren Ländern am stärksten aus, in denen Nahrungsmittel
im Verbraucherwarenkorb überdurchschnittliches Gewicht haben (z. B. Rumänien, Ukraine,
Serbien). In mehreren MOEL verstärkte auch die Anhebung indirekter Steuern und staatlich
geregelter Tarife im Zuge der Budgetkonsolidierung den Preisauftrieb.
Die jüngste Inflationsbeschleunigung
ist somit hauptsächlich durch angebotsseitige Faktoren bedingt und erfordert daher
im Allgemeinen keine restriktivere Geldpolitik. Kürzlich hoben Polen, Ungarn, Serbien,
Russland und die Europäische Zentralbank – die
ja für die Euro-Länder Estland, Slowenien und die Slowakei maßgebend ist – die Leitzinssätze an. In Russland und Serbien erscheint
die Maßnahme nicht zuletzt dadurch gerechtfertigt, dass sie den Kapitalabfluss zumindest
teilweise konterkarieren könnte. In den anderen Ländern ist jedoch der restriktivere
geldpolitische Kurs unter den aktuellen Umständen kritischer zu bewerten.
|
Abbildung 6: Industrieproduktion |
Jönner 2008 = 100, NACE Rev. 2 |
|
Q: wiiw-Monatsdatenbank basierend auf nationalen
Statistiken, Eurostat. Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Montenegro, Russland,
Serbien, Ukraine: NACE Rev. 1. |
|
In den meisten MOEL leidet
der Finanzsektor nach wie vor unter der anhaltenden Kreditklemme und einem hohen
Anteil fauler Kredite. Hingegen könnte der Kreditboom in der Türkei auf die Gefahr
einer Überhitzung hindeuten.
Die in vielen MOEL anhaltende
Nachfrageschwäche resultiert nicht zuletzt daraus, dass die Geschäftsbanken dieser
Länder (mit Ausnahme der Türkei und teilweise Polens) nach wie vor nur zögerlich
Kredite vergeben. Dies ist im Wesentlichen auf die hohe Risikoeinschätzung bei der
Kreditvergabe und die damit verbundenen ungünstigen Kreditkonditionen zurückzuführen
– sogar in den Ländern, deren Leitzinssätze extrem
niedrig sind, wie z. B. Tschechien. Die hohe Risikoeinschätzung der Banken ist vor
allem durch den unverändert großen oder sogar steigenden Anteil fauler Kredite bedingt.
Dies erfordert in vielen Fällen eine (weitere) Rekapitalisierung des Bankensektors,
die z. B. in Slowenien, der Ukraine und Kasachstan zum großen Teil der Staat übernimmt.
Im Gegensatz zu den meisten
anderen MOEL verzeichnet die Türkei – ähnlich
wie Polen – derzeit einen beträchtlichen
Kapitalzufluss. Der dadurch mitfinanzierte Kreditboom deutet womöglich auf die Gefahr
einer Überhitzung hin. Allerdings konnte die jüngste Lockerung der Geldpolitik den
spekulativen Kapitalzufluss etwas dämpfen und ermöglichte eine leichte Abwertung,
die vor allem dem Exportsektor zugute kam.
|
Abbildung 7: Warenexporte |
Jönner 2008 = 100, auf Euro-Basis |
|
Q: wiiw-Monatsdatenbank basierend auf nationalen
Statistiken, Eurostat. |
|
Die meisten MOEL begannen
2010 Maßnahmen zur ausgabenseitigen Konsolidierung des Staatshaushalts zu setzen.
Weltweit und auch in den
MOEL verschlechterte sich die Situation der öffentlichen Haushalte aufgrund der
Wirtschaftskrise erheblich. Das Niveau der öffentlichen Verschuldung ist allerdings
in den MOEL wesentlich niedriger als in der EU 15, der fiskalische Spielraum somit
um einiges größer. Einzig in Ungarn lag die Staatsschuldenquote Ende 2010 mit 80,2%
über der Maastricht-Grenze von 60% des BIP. Der Anstieg der Budgetdefizite in den
MOEL (Übersicht 5) war jedoch nur in geringem Maß auf den aktiven Einsatz konjunkturstützender
Maßnahmen zurückzuführen, sondern überwiegend auf Einnahmenausfälle und das Wirken
der automatischen Stabilisatoren, insbesondere im Bereich der Sozialausgaben. In
nahezu allen neuen EU-Ländern wurden 2010 Maßnahmen zur Konsolidierung der öffentlichen
Haushalte eingeleitet. Das durchschnittliche Defizit der 10 neuen EU-Länder sank
im Jahr 2010 (ungewichtet) um mehr als 1 Prozentpunkt auf 5,5% des BIP. Diese Entwicklung
ist in erster Linie auf Ausgabensenkungen zurückzuführen. Einige Länder weisen noch
ein höheres Budgetdefizit aus (Polen, Slowakei 7,9% des BIP, Lettland 7,7%, Litauen
7,1%, Rumänien 6,4%, Slowenien 5,6%). In Estland, das heuer in die Währungsunion
eingetreten ist, brachten stark restriktive Maßnahmen sogar einen knappen Budgetüberschuss
von 0,1% des BIP. Impulse setzte die Fiskalpolitik nur in Polen durch eine Erhöhung
der öffentlichen Investitionen in die Bahn- und Straßeninfrastruktur sowie durch
Infrastrukturinvestitionen für die Fußball-Europameisterschaft 2012. In den Westbalkanländern
blieben die Budgetdefizite 2010 trotz des sehr geringen Wirtschaftswachstums bzw.
der anhaltenden Rezession mit Ausnahme Kroatiens unter 5% des BIP. In der Türkei,
Russland und in Kasachstan sank das Defizit aufgrund des starken Wachstums auf 4%,
3,6% bzw. 2,7% des BIP.
Übersicht 3: Leistungsbilanz und Unterbilanzen |
|||||||||||
|
|||||||||||
Leistungsbilanz |
Güter |
Dienstleistungen |
Einkommen |
Laufende Transfers |
Direktinvestitionen, netto |
Portfolioinvestitionen, netto |
Sonstige Investitionen, netto |
Offizielle Währungsreserven, netto |
Statistische Differenz einschließlich anderer Teilbilanzen |
||
2009 |
2010 |
2010 |
|||||||||
In % des BIP |
|||||||||||
|
|||||||||||
Bulgarien |
–8,9 |
–1,0 |
–6,7 |
5,3 |
–3,9 |
4,3 |
4,1 |
–1,8 |
–2,1 |
1,1 |
–0,1 |
Estland |
4,5 |
3,6 |
–1,5 |
9,0 |
–5,4 |
1,4 |
6,2 |
–3,0 |
–15,7 |
5,7 |
3,1 |
Lettland |
8,6 |
3,6 |
–6,4 |
6,2 |
0,2 |
3,6 |
1,4 |
–0,8 |
–1,0 |
–4,0 |
0,8 |
Litauen |
4,3 |
1,8 |
–4,3 |
3,6 |
–2,5 |
5,1 |
1,4 |
5,1 |
–8,9 |
–1,9 |
2,5 |
Polen |
–2,2 |
–3,4 |
–1,7 |
0,7 |
–3,7 |
1,3 |
1,1 |
5,7 |
1,9 |
–3,3 |
–2,0 |
Rumänien |
–4,2 |
–4,1 |
–4,8 |
–0,5 |
–1,5 |
2,8 |
2,1 |
0,9 |
4,4 |
–2,7 |
–0,6 |
Slowakei |
–3,2 |
–3,4 |
0,2 |
–1,1 |
–1,9 |
–0,6 |
0,2 |
–1,8 |
1,0 |
0,0 |
4,0 |
Slowenien |
–1,5 |
–1,1 |
–2,7 |
2,9 |
–1,7 |
0,3 |
1,4 |
5,4 |
–5,0 |
0,1 |
–0,7 |
Tschechien |
–3,2 |
–3,8 |
1,4 |
1,8 |
–7,0 |
0,0 |
2,6 |
4,3 |
–1,8 |
–1,1 |
–0,2 |
Ungarn |
0,4 |
2,1 |
4,7 |
2,4 |
–5,5 |
0,4 |
0,6 |
–0,1 |
0,1 |
–3,1 |
0,3 |
|
|||||||||||
Kroatien |
–5,5 |
–1,4 |
–12,9 |
12,6 |
–3,5 |
2,4 |
1,3 |
0,5 |
1,7 |
–0,2 |
–1,9 |
Mazedonien |
–6,7 |
–2,8 |
–21,3 |
0,9 |
–2,2 |
19,8 |
3,2 |
–0,9 |
1,0 |
–0,6 |
0,1 |
Montenegro |
–30,0 |
–26,6 |
–43,8 |
14,9 |
–0,7 |
3,0 |
18,1 |
6,3 |
–11,5 |
0,3 |
13,5 |
Türkei |
–2,3 |
–6,6 |
–7,7 |
2,0 |
–1,1 |
0,2 |
1,0 |
2,2 |
4,62 |
–1,8 |
0,5 |
|
|||||||||||
Albanien |
–15,5 |
–11,9 |
–23,5 |
2,1 |
–0,9 |
10,4 |
9,5 |
2,5 |
–2,5 |
–2,0 |
4,5 |
Bosnien und Herzegowina |
–6,2 |
–5,2 |
–25,7 |
4,1 |
2,9 |
13,5 |
0,1 |
–0,5 |
4,9 |
–0,9 |
1,6 |
Serbien |
–7,2 |
–7,1 |
–16,4 |
0,0 |
–2,3 |
11,5 |
2,9 |
0,1 |
0,7 |
3,2 |
0,2 |
|
|||||||||||
Russland |
4,0 |
4,8 |
10,3 |
–1,9 |
–3,3 |
–0,3 |
–0,7 |
–0,1 |
–0,9 |
–2,5 |
–0,6 |
Ukraine |
–1,5 |
–2,1 |
–6,3 |
3,5 |
–1,5 |
2,2 |
4,2 |
3,1 |
–0,2 |
–6,1 |
1,1 |
Q: Nationale Statistiken, Eurostat; vorläufige
Zahlen. |
|||||||||||
|
|
||||||||||||
Übersicht 4: Konsum und Investitionen |
||||||||||||
|
||||||||||||
Konsumausgaben der privaten Haushalte |
Bruttoanlageinvestitionen |
|||||||||||
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in %, real |
Veränderung gegen das Vorjahr in %, real |
|||||||||||
|
||||||||||||
10 neue EU-Länder |
+4,9 |
–3,6 |
+0,7 |
+2,4 |
+3,5 |
+3,5 |
+7,6 |
–12,3 |
–5,8 |
+4,3 |
+6,3 |
+7,0 |
Bulgarien |
+3,4 |
–7,6 |
–1,3 |
+3 |
+3 |
+3 |
+21,9 |
–17,6 |
–16,5 |
+9 |
+8 |
+8 |
Estland |
–5,5 |
–18,8 |
–1,9 |
+2 |
+3 |
+3,5 |
–15,0 |
–32,9 |
–9,2 |
+10 |
+8 |
+9 |
Lettland |
–5,3 |
–24,1 |
–0,1 |
+2 |
+2,5 |
+2,5 |
–13,5 |
–37,3 |
–19,5 |
+8,5 |
+9 |
+9 |
Litauen |
+3,7 |
–17,7 |
–4,1 |
+3 |
+4 |
+5 |
–5,2 |
–40,0 |
±0 |
+10 |
+9 |
+8,5 |
Polen |
+5,7 |
+2,1 |
+3,3 |
+3,8 |
+4,5 |
+4,5 |
+9,6 |
–1,1 |
–1,9 |
+4 |
+6 |
+7 |
Rumänien |
+9,0 |
–10,5 |
–1,6 |
+2 |
+4 |
+2,5 |
+15,6 |
–25,3 |
–13,1 |
+4 |
+7 |
+6 |
Slowakei |
+6,1 |
+0,3 |
–0,3 |
+2 |
+3 |
+5 |
+1,0 |
–19,9 |
+3,7 |
+5 |
+8 |
+8 |
Slowenien |
+2,9 |
–0,5 |
+0,5 |
+1 |
+1,5 |
+2 |
+8,5 |
–21,6 |
–6,7 |
+2 |
+3 |
+5 |
Tschechien |
+3,6 |
–0,3 |
+0,4 |
+1 |
+2,5 |
+3 |
–1,5 |
–7,9 |
–4,6 |
+2 |
+4 |
+6 |
Ungarn |
+0,5 |
–8,1 |
–2,0 |
+0,5 |
+1,5 |
+2,5 |
+3,2 |
–9,3 |
–6,9 |
+5 |
+7 |
+8 |
|
||||||||||||
EU 15 |
+0,4 |
–1,5 |
+0,9 |
+1,1 |
+1,4 |
. |
–1,4 |
–11,9 |
–0,3 |
+2,5 |
+3,9 |
. |
EU 27 |
+0,7 |
–1,7 |
+0,8 |
+1,2 |
+1,6 |
. |
–0,8 |
–12 |
–0,7 |
+2,8 |
+4,2 |
. |
|
||||||||||||
EU-Beitrittskandidaten |
+0,0 |
–2,7 |
+5,9 |
+3,4 |
+2,9 |
+2,8 |
–4,3 |
–10,9 |
+2,6 |
+13,5 |
+9,8 |
+9,4 |
Kroatien |
+0,8 |
–8,5 |
–1,5 |
+0,5 |
+2 |
+3 |
+8,2 |
–11,8 |
–12,0 |
+2 |
+5 |
+5 |
Mazedonien |
+7,4 |
–3,1 |
+2,5 |
+2 |
+3 |
+3 |
+5,4 |
–2,0 |
±0 |
+3 |
+4 |
+4 |
Montenegro |
+7 |
–4 |
±0 |
+2 |
+2 |
+3 |
+8 |
–6 |
–2 |
+2 |
+2 |
+5 |
Türkei |
–0,3 |
–2,3 |
+6,6 |
+3,7 |
+3,0 |
+2,8 |
–6,2 |
–19,0 |
+29,9 |
+14,9 |
+10,4 |
+10,0 |
|
||||||||||||
Potentielle EU-Beitrittskandidaten |
+6,1 |
–1,6 |
+1,7 |
+2,3 |
+2,9 |
+3,3 |
+9,1 |
–6,0 |
–3,9 |
+2,3 |
+4,5 |
+6,2 |
Albanien |
+6,7 |
+3,0 |
+3,0 |
+5 |
+7 |
+9 |
+9,5 |
+5,0 |
–7,0 |
+1 |
+5 |
+12 |
Bosnien und Herzegowina |
+5,9 |
–4,2 |
+0 |
+1 |
+2 |
+2 |
+10,9 |
–24,0 |
–0 |
+2 |
+5 |
+5 |
Serbien |
+6 |
–2 |
+2 |
+2 |
+2 |
+2 |
+8 |
–5 |
–4 |
+3 |
+4 |
+4 |
|
||||||||||||
Kasachstan |
+6,3 |
–3 |
+7 |
+5 |
+5 |
+5 |
+1,0 |
+1,9 |
–9 |
+10 |
+7 |
+7 |
Russland |
+10,6 |
–4,8 |
+3,0 |
+4,5 |
+5 |
+4,5 |
+10,6 |
–14,4 |
+6,1 |
+6 |
+8 |
+7 |
Ukraine |
+13,1 |
–14,9 |
+7,0 |
+5 |
+5,5 |
+6 |
–1,2 |
–50,2 |
+4,9 |
+12 |
+10 |
+8 |
Q: Nationale Statistiken, Eurostat. 2010: vorläufige
Zahlen. 2011/2013: Prognose des wiiw, EU 15 und EU 27: Prognose der Europäischen
Kommission. |
||||||||||||
|
|
Abbildung 8: Beitrag
der Energie- und Nahrungsmittelpreise zur Inflation in den 10 neuen EU-Ländern |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|
Q: Eurostat, wiiw-Berechnungen. – 1) Einschließlich Alkohol und Tabak. |
|
|
||||||||||||
Übersicht 5: Finanzierungssaldo
des Staates und Staatsschuldenquote |
||||||||||||
|
||||||||||||
Finanzierungssaldo des Staates |
Staatsschuldenquote |
|||||||||||
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
In % des BIP |
In % des BIP |
|||||||||||
|
||||||||||||
Bulgarien |
1,7 |
–4,7 |
–3,2 |
–3 |
–2,5 |
–2 |
13,7 |
14,6 |
16,2 |
17 |
18 |
19 |
Estland |
–2,8 |
–1,7 |
0,1 |
–1,5 |
–1 |
–1 |
4,6 |
7,2 |
6,6 |
9 |
8,5 |
7,5 |
Lettland |
–4,2 |
–9,7 |
–7,7 |
–5,5 |
–4 |
–3 |
19,7 |
36,7 |
44,7 |
53 |
55 |
53 |
Litauen |
–3,3 |
–9,5 |
–7,1 |
–6 |
–4,5 |
–3 |
15,6 |
29,5 |
38,2 |
43 |
45 |
43 |
Polen |
–3,7 |
–7,3 |
–7,9 |
–5,5 |
–4 |
–3 |
47,1 |
50,9 |
55,0 |
54,2 |
53,5 |
52 |
Rumänien |
–5,7 |
–8,5 |
–6,4 |
–6 |
–5 |
–4 |
13,4 |
23,6 |
30,8 |
33 |
34 |
35 |
Slowakei |
–2,1 |
–8,0 |
–7,9 |
–5,4 |
–5,0 |
–4,5 |
27,8 |
35,4 |
41,0 |
45,1 |
47,4 |
47 |
Slowenien |
–1,8 |
–6,0 |
–5,6 |
–5,5 |
–5 |
–4,5 |
22,5 |
35,4 |
38,5 |
44 |
48 |
50 |
Tschechien |
–2,7 |
–5,9 |
–4,7 |
–4,6 |
–3,5 |
–3,5 |
30,0 |
35,3 |
38,5 |
42,1 |
43 |
44 |
Ungarn |
–3,7 |
–4,5 |
–4,2 |
–3 |
–3 |
–3 |
72,3 |
78,4 |
80,2 |
74 |
73 |
72 |
|
||||||||||||
Kroatien |
–1,4 |
–4,1 |
–5,7 |
–6,1 |
–5,6 |
–5 |
28,9 |
35,3 |
40,9 |
45,9 |
49,9 |
52 |
Mazedonien |
–0,9 |
–2,6 |
–2,5 |
–2 |
0 |
–1 |
28,7 |
32,0 |
34,0 |
35 |
34 |
33 |
Montenegro |
1,7 |
–3,5 |
–5 |
–3 |
–1 |
–1 |
26,8 |
38,0 |
43,0 |
44 |
42 |
41 |
Türkei |
–2,2 |
–6,7 |
–4 |
–3 |
–2 |
–2 |
39,5 |
45,4 |
48,0 |
49 |
48 |
47 |
|
||||||||||||
Albanien |
–5,5 |
–7,0 |
–3 |
–3 |
–3 |
–7 |
55,2 |
61,6 |
61 |
61 |
60 |
62 |
Bosnien und Herzegowina |
–2,2 |
–4,5 |
–4,5 |
–3,5 |
–2,5 |
–2 |
30,8 |
33,4 |
36 |
38 |
39 |
40 |
Serbien |
–2,6 |
–4,3 |
–4,8 |
–3 |
–3 |
–2 |
27,9 |
32,6 |
36 |
36 |
36 |
35 |
|
||||||||||||
Kasachstan |
–2,1 |
–3,1 |
–2,7 |
–2,5 |
–2 |
–1 |
8,3 |
12,9 |
16,2 |
14 |
12 |
12 |
Russland |
4,9 |
–6,3 |
–3,6 |
–2 |
0 |
0 |
5,7 |
8,3 |
8,7 |
10 |
10 |
10 |
Ukraine |
–1,5 |
–4,1 |
–6 |
–4 |
–3 |
–3 |
20,0 |
34,8 |
39,8 |
43 |
43 |
41 |
Q: Nationale Statistiken, Eurostat. 2010: vorläufige
Zahlen, 2011/2013: Prognose des wiiw. |
||||||||||||
|
Die Verstärkung der Wirtschaftsdynamik
wird in den MOEL in den kommenden drei Jahren die Situation der öffentlichen Haushalte
verbessern. Da das Wachstum des privaten Konsums jedoch unter jenem des BIP bleibt,
werden die Einnahmen aus indirekten Steuern nur verhalten steigen und die Budgetdefizite
eher langsam sinken. In den meisten 10 neuen EU-Ländern wird der Finanzierungssaldo
der öffentlichen Haushalte die Maastricht-Grenze von –3% des BIP wahrscheinlich 2013 erreichen, in Tschechien,
der Slowakei und Slowenien erst später. Nur in Kroatien könnten die ungünstigen
Wachstumsaussichten die Senkung des Budgetdefizits unter 5% des BIP in den kommenden
drei Jahren erschweren.
Erst ab 2012 ist mit einem
spürbaren Beschäftigungswachstum zu rechnen. Die Arbeitslosenquote sinkt daher nur
langsam.
Im Zuge der weltweiten
Wirtschaftskrise war in den 10 neuen EU-Ländern ein substantieller Abbau an Arbeitsplätzen
zu beobachten. Vom III. Quartal 2008 bis zum III. Quartal 2010 ging die Beschäftigung
um insgesamt 2,4% zurück. Am größten waren die Einbußen in dieser Periode in den
baltischen Ländern mit –13% und in
den Westbalkanländern (–8,7%). In
der Ukraine fiel der Arbeitsplatzabbau mit –3,9%
wesentlich geringer aus, als der BIP-Einbruch um über 10% hätte erwarten lassen.
In Russland sank die Beschäftigung nur wenig (–1,5%),
in Kasachstan (+0,4%) und Polen (+1,3%) wurde sie sogar ausgeweitet.
In den 10 neuen EU-Ländern
(Abbildung 9) war der Beschäftigungsrückgang vorwiegend auf die verarbeitende Industrie
zurückzuführen (Textil- und Bekleidungsindustrie, Maschinenbau, Metallindustrie).
Die Krise im Immobiliensektor und im Bereich der Investitionen schlug sich zudem
in einem Abbau der Beschäftigung in der Bauwirtschaft nieder. In den Westbalkanländern
ging darüber hinaus die Zahl der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft deutlich zurück.
Hingegen wuchs die Beschäftigung in Polen in allen Dienstleistungssektoren, sogar
im Baugewerbe.
|
Abbildung 9: Entwicklung
der Beschäftigung in den 10 neuen EU-Ländern |
III. Quartal 2008 bis II. Quartal 2010, gewichtete
Wachstumsbeiträge |
|
Q: Eurostat, wiiw-Berechnungen. |
|
Von der Krise auf dem Arbeitsmarkt
sind wieder Jugendliche und schlechter ausgebildete Arbeitskräfte überdurchschnittlich
betroffen. So stieg die Arbeitslosenquote der 15- bis 24-Jährigen in den 10 neuen
EU-Ländern im Jahresdurchschnitt 2010 auf 24% (EU 15: 20%). In den Westbalkanländern
hatte die Jugendarbeitslosigkeit bereits vor der Wirtschaftskrise ein kritisches
Niveau erreicht; 2009 und 2010 stieg sie weiter auf 31,5% (Kroatien) bis fast 60%
(Bosnien-Herzegowina). In der Türkei war die Arbeitslosenquote der Jugendlichen
2010 ähnlich hoch wie im EU-Durchschnitt. In Russland und der Ukraine stieg sie
nur leicht und lag Ende 2010 bei etwa 15%, während sie in Kasachstan sogar unter
6% gesunken ist.
Gleichzeitig beschleunigte
sich im Zuge der Krise der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt. Während die Beschäftigung
schlechter ausgebildeter Arbeitskräfte (ohne Matura oder Lehrabschluss) in den 10
neuen EU-Ländern 2008 bis 2010 kumuliert um nahezu 10% sank, stieg jene der Arbeitskräfte
mit Universitätsabschluss um über 10%.
Im Laufe des 2. Halbjahres
2010 stabilisierte sich die Arbeitsmarktlage in den meisten Ländern der Region im
Zuge des Aufschwungs der Gesamtwirtschaft. 2011 dürfte die Arbeitslosigkeit von
hohem Niveau aus leicht sinken (Übersicht 1). Aufgrund der für die Region eher mäßigen
Wachstumsaussichten wird jedoch der Beschäftigungsanstieg in den kommenden Jahren
eher verhalten sein (10 neue EU-Länder 2011 +0,5%, 2012 und 2013 jeweils +1,5%).
Die Arbeitslosenquote wird demnach mittelfristig höher sein als vor der Wirtschaftskrise
(2008: 6,5%). Für die Westbalkanländer sind die Aussichten noch pessimistischer:
Mit Ausnahme von Albanien und Kroatien, für die ein langsamer Rückgang der Arbeitslosigkeit
erwartet werden kann, ist in den nächsten zwei Jahren mit keiner Verbesserung der
Arbeitsmarktsituation zu rechnen. Trotz eines Beschäftigungswachstums von rund 2%
p. a. wird die Arbeitslosenquote in der Türkei nicht unter 10% sinken, weil die
Zahl der Erwerbsfähigen kräftig steigt. Auch in Russland, Kasachstan und der Ukraine
wird die Arbeitslosigkeit in den kommenden 2 bis 3 Jahren nur leicht zurückgehen.
In Russland ist aufgrund der demographischen Entwicklung und wegen des Auslaufens
staatlicher Maßnahmen zur Arbeitsplatzsicherung, die während der Wirtschaftskrise
gesetzt worden waren, ein leichter Rückgang der Beschäftigung zu erwarten. Ähnlich
wird sich der Arbeitskräfteabbau in der öffentlichen Verwaltung in der Ukraine auswirken.
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Stabilisation of a Weak Recovery in the CESEE Countries – Summary |
The outlook for the world economy improved in the course of 2010 and the recovery has now gained strength in the EU as well. The Central, East and Southeast European (CESEE) countries have also recovered from the crisis; most of them recorded GDP growth rates. On average, their exports have been growing at an even stronger pace than before the crisis. On the other hand, industrial output has so far not surpassed pre-crisis levels. The persistent develpment in construction and fixed investments – both rates echoing the still hesitant credit markets – represents one of the key internal risks that could negatively affect the rather optimistic regional economic forecast. The general outlook for the CESEE region in the baseline scenario expects a gradual strengthening of economic growth over the period of 2011-2013, usually not exceeding 4 percent p.a. GDP growth will become more broadly based. The formerly predominant role of external demand will weaken somewhat, while both household consumption and gross fixed investments will ultimately contribute positively to GDP growth. With exports, industrial output levels and eventually also GDP growth already recovered or on the road to recovery, the economy is seen as having largely returned "back to normal" – yet with at least two important differences: 1. post-crisis growth will be slower; that slower growth, however, also implies that 2. the labour market situation will be "very far from normal" as unemployment will remain high, with young and low-skilled workers being especially adversely affected, and any improvement only gradual and delayed. Inflation rose throughout 2010 as food and commodity prices soared; in general, however, it will pose no (or little immediate) threat. The moderate economic upturn and a revival of capital inflows have resulted in renewed pressure to appreciate the currency. The forecasts point to a gradual deterioration of current account positions in all CESEE countries. The financing constraint with respect to both domestic and external loans will constitute one of the key brakes on future economic growth. Given the sorry state of public finances and the ensuing budget consolidation efforts, we cannot expect any further growth-stimulating measures from the public sector – on the contrary, owing to the limited fiscal manoeuvring space government deficits and public debts will have to be scaled back. |
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