WIFO

 

Kräftiger Aufschwung in Österreich

 

In den wichtigsten Regionen der Weltwirtschaft wie auch in Österreich weisen die Indikatoren auf eine schwungvolle Konjunkturerholung hin. Die Umfragen unter heimischen Unternehmen der Sachgütererzeugung spiegeln großen Optimismus bezüglich ihres aktuellen Geschäftsgangs wider. Der weitere Ausblick lässt jedoch auf eine Verlangsamung des Aufschwungs in den kommenden Monaten schließen. Während die Inflation im März abermals stieg, verbesserte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter.

 

Der Konjunkturbericht entsteht jeweils in Zusammenarbeit aller Mitarbeiter des WIFO. • Wissenschaftliche Assistenz: Christine Kaufmann, Martha Steiner • Abgeschlossen am 5. Mai 2011. • E-Mail-Adresse: Marcus.Scheiblecker@wifo.ac.at

 

INHALT

USA und EU: anhaltender Aufschwung

Sachgüterproduktion Triebfeder der Konjunktur

Später Ostertermin drückt Ergebnis der Wintersaison

Inflationsrate wieder über 3%

Erholung auf dem Arbeitsmarkt setzt sich abgeschwächt fort

 

VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND ABBILDUNGEN

Übersicht 1: WIFO-Schnellschätzung zur vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. 3

Abbildung 1: Internationale Konjunktur 5

Abbildung 2: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests. 9

Abbildung 3: Wirtschaftspolitische Eckdaten. 12

 

 

Die Weltwirtschaft wächst derzeit kräftig. In Südamerika und Asien erreichte das BIP in vielen Ländern nicht nur das Niveau vor der Wirtschaftskrise, sondern nahm sogar den ursprünglichen Wachstumspfad wieder auf. In Europa und den USA wird die Dynamik bislang vom Aufholeffekt bestimmt, die Wirtschaftsleistung vor der Krise wurde noch nicht erreicht.

Das kräftige Wirtschaftswachstum und die Ausweitung der Geldmenge treiben allerdings die Weltmarkt-Rohstoffpreise weiter nach oben. Rohöl der Sorte Brent kostete im März durchschnittlich 114,6 $ je Barrel, im April zog die Notierung weiter an, auf zeitweise über 126 $. Auch die Preise anderer Rohstoffe und Edelmetalle erreichten ein Rekordniveau. In der Folge beschleunigte sich die Inflation international beträchtlich. Viele Notenbanken sahen sich bereits veranlasst, den Leitzinssatz anzuheben. Während auch die EZB jüngst eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte durchführte, beließ die Notenbank der USA den Leitzinssatz nach wie vor bei rund 0%.

Die Wirtschaft der USA wuchs im I. Quartal 2011 gegenüber der Vorperiode um 0,4% und damit schwächer als im IV. Quartal 2010 (+0,8%). Der anhaltende Lageraufbau und die private Konsumnachfrage stützten zu Jahresbeginn das Wachstum, während der Rückgang der öffentlichen Nachfrage das Ergebnis belastete. Der Außenbeitrag wie auch die privaten Anlageinvestitionen wirkten neutral; vor allem die Ausrüstungsinvestitionen wurden kräftig ausgeweitet, doch war die Nachfrage nach Bauten rückläufig. Die Umfragen sowohl unter Unternehmen als auch unter Konsumenten lassen für die nächste Zeit eine Fortsetzung des Wachstums erwarten.

Im Euro-Raum verläuft die Konjunktur weiterhin uneinheitlich. Die exportorientierten Volkswirtschaften in der Nachbarschaft zu Deutschland erholen sich weiter. Nach wie vor sind die Unternehmen bezüglich der Produktionsaussichten für die kommenden Monate ausgesprochen optimistisch. Die Arbeitsmarktlage dieser Länder bessert sich zusehends. In einigen Ländern am Rande des Euro-Raumes schrumpft hingegen die Wirtschaft anhaltend oder stagniert. Der Aufholprozess der ostmitteleuropäischen Länder ist nach der Krise wieder in Gang gekommen, die Entwicklung ist überwiegend robust.

Auch in Österreich deuten die Unternehmensumfragen auf eine zur Zeit robuste Wirtschaftsentwicklung hin, die Dynamik dürfte dann jedoch wieder nachlassen. Im I. Quartal 2011 wuchs das heimische BIP gegenüber der Vorperiode real um 1,0% und damit etwas stärker als im Durchschnitt des Euro-Raumes. In Industrie und Gesamtwirtschaft liegt die Produktion noch etwas unter dem Niveau vor der Krise.

Nur wenig bessert sich die Situation der Bauwirtschaft. In den Umfragen beurteilen die Unternehmen die Bautätigkeit zwar deutlich besser, die ungünstige Einschätzung der Auftragslage lässt jedoch an der Nachhaltigkeit dieser Entwicklung zweifeln.

Die Inflation zog in Österreich seit Jahresbeginn deutlich an und stieg im April auf 3,1%. Daraus ergibt sich ein realer Rückgang der Arbeitseinkommen, der die Konsumbereitschaft der privaten Haushalte belastet.

 

Übersicht 1: WIFO-Schnellschätzung zur vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 

2009

2010

2011

 

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

 

Saison- und arbeitstagsbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %, real

Verwendung des Bruttoinlandsproduktes

 

 

 

 

 

Konsumausgaben

 

 

 

 

 

 

Private Haushalte1)

+0,3

+0,2

+0,2

+0,3

+0,2

+0,2

Staat

0,3

0,5

+0,1

0,1

0,1

0,0

Bruttoinvestitionen

0,8

1,3

+2,5

+3,9

+4,3

+1,2

Bruttoanlageinvestitionen

0,8

1,2

+0,4

+1,5

+1,2

+0,9

Exporte

+2,8

+2,4

+4,2

+3,3

+2,0

+3,4

Importe

+1,1

+2,4

+3,9

+3,2

+2,1

+2,4

Bruttoinlandsprodukt

+0,4

+0,2

+1,0

+1,1

+0,9

+1,0

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt nach Wirtschaftsbereichen

 

 

 

 

 

Land- und Forstwirtschaft

+1,1

+0,1

0,7

0,8

0,2

0,1

Produzierender Bereich2)

+1,0

+0,0

+3,0

+3,2

+2,5

+3,0

Sachgütererzeugung

+0,7

+0,2

+3,9

+3,6

+2,1

+2,7

Bauwesen

1,3

1,6

1,5

1,1

0,6

0,1

Handel, Gastgewerbe und Verkehr

+0,2

+0,4

+0,6

+0,8

+0,8

+1,1

Vermögens- und Unternehmensdienstleistungen3)

+0,7

+0,8

+0,9

+0,9

+0,9

+0,7

Sonstige Dienstleistungen4)

+0,4

+0,5

+0,5

+0,4

+0,3

+0,2

Gütersteuern

+0,4

0,4

0,1

+0,6

+0,2

0,5

Gütersubventionen

+1,1

+1,4

+1,1

+0,9

+0,7

+0,3

 

 

 

 

 

 

 

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt, real

0,9

+0,2

+2,5

+2,5

+3,0

+4,2

Q: WIFO. 1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck. 2) Bergbau, Sachgütererzeugung, Energie- und Wasserversorgung. 3) Kreditinstitute und Versicherungen, Grundstücks- und Wohnungswesen. 4) Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung, Sozialversicherung, private Dienstleistungen.

 

Im I. Quartal 2011 profitierte der österreichische Arbeitsmarkt anhaltend von der Konjunkturerholung. Im April stagnierte die saisonbereinigte Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten allerdings gegenüber dem Vormonat. Die Arbeitslosigkeit verringerte sich jedoch neuerlich (0,5% gegenüber dem Vormonat). Dennoch betrug die saisonbereinigte Arbeitslosenquote unverändert 6,6%.

USA und EU: anhaltender Aufschwung

Die Wirtschaft wuchs im I. Quartal 2011 in den USA um 0,4%, im Euro-Raum um 0,8%. In der EU sind die Unternehmen bezüglich ihrer Geschäftserwartungen im Durchschnitt nach wie vor ausgesprochen optimistisch, jedoch unterscheiden sich die Umfrageergebnisse erheblich zwischen den Ländern. Inzwischen profitiert auch der Arbeitsmarkt von der Konjunkturbelebung.

Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich in den USA laut erster Schätzung im I. Quartal 2011 gegenüber der Vorperiode real um 0,4% und somit halb so stark wie im IV. Quartal 2010. Dies ist jedoch kein Hinweis auf eine tendenzielle Abschwächung der Wirtschaftsdynamik. Das Wachstum stützte sich im I. Quartal auf den Konsum der privaten Haushalte (+0,7%) und auf die neuerliche Ausweitung der Lagerbestände. Die Bruttoanlageinvestitionen stagnierten nahezu (+0,2%), weil die Nachfrage nach Bauinvestitionen rückläufig war. Der Wohnbau ging abermals um 1% zurück, die anderen Bauinvestitionen schrumpften mit 6% noch stärker. Die Investitionen in Ausrüstungsgegenstände (Maschinen und Fahrzeuge) wurden dagegen wie in den Quartalen zuvor kräftig ausgeweitet (+2,8%).

Export und Import stiegen gegenüber der Vorperiode real jeweils um rund 1%, sodass die Nettoexporte im I. Quartal 2011 keinen Wachstumsbeitrag lieferten. Während die Geldpolitik in den USA nach wie vor expansiv ist, spiegelte der neuerliche Rückgang der öffentlichen Nachfrage die Sparbemühungen der Regierung wider (I. Quartal 2011 1,3%).

Die Industrieproduktion stieg im Jänner und Februar um nur 0,1%, im März aber wieder kräftiger (+0,8%). Im Vorjahresvergleich entspricht dies einem Anstieg um rund 6%. Der ISM-Einkaufsmanagerindex ging im April 2011 leicht zurück (von 61,2 auf 60,4) und lag damit noch immer auf sehr hohem Niveau. Dies weist auf ein robustes Wachstum auch in den kommenden Monaten hin. Die Verbraucherumfragen lassen in den nächsten Monaten ebenfalls eine weiterhin dynamische Ausweitung der Konsumnachfrage erwarten.

 

Abbildung 1: Internationale Konjunktur

Saisonbereinigt, 2005 = 100, gleitende Dreimonatsdurchschnitte

Q: Europäische Kommission, Deutsche Bundesbank, ISM (Institute for Supply ManagementTM), ifo (Institut für Wirtschaftsforschung), OECD. 1) Produzierender Bereich.

 

Unüblich lange reagierte der Arbeitsmarkt in den USA nicht auf die Konjunkturbelebung. Im November 2010 war die Arbeitslosenquote mit 9,8% um nur 0,1 Prozentpunkt niedriger als ein Jahr zuvor. Erst um den Jahreswechsel sank sie stärker. Im Februar und März verringerte sich die Quote abermals leicht auf zuletzt 8,8%.

Auch in den USA schlägt sich die rasche Verteuerung von Rohstoffen und Agrarerzeugnissen in den Verbraucherpreisen nieder. Im März erhöhte sich das allgemeine Preisniveau von Konsumgütern saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 0,5%. Dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 2,7%. Ohne Energie und Nahrungsmittel betrug der Anstieg gegenüber dem Vorjahr nur 1,2%.

Der Euro gewann gegenüber dem Dollar in den letzten Monaten erheblich an Wert, seit Anfang 2011 stieg der Wechselkurs um mehr als 10%. Zwar dämpft diese Entwicklung die Auswirkungen der Rohstoffpreishausse im Euro-Raum, doch beeinträchtigt sie zugleich die Exportkonjunktur.

Das BIP stieg im I. Quartal 2011 im Euro-Raum wie in der EU real um 0,8%. Im Euro-Raum ist der Konjunkturverlauf nach wie vor zweigeteilt: Die exportorientierten Volkswirtschaften in der Nachbarschaft zu Deutschland erholen sich anhaltend, während die Wirtschaft in Griechenland, Portugal, Irland und Spanien in einer Krise verharrt.

Die Einschätzung der Produktion in den vergangenen drei Monaten erreichte im März laut Unternehmensumfrage der Europäischen Kommission einen neuen Höchstwert seit Bestehen der Umfrage (1985). Für den Euro-Raum war nur der Umfragewert im Mai 2000 höher. Im April ergab sich sowohl für die EU als auch für den Euro-Raum ein leichter Rückgang. Positiv wurde bislang auch die Entwicklung in den kommenden drei Monaten eingeschätzt, hier wurde im Februar 2011 für die EU der höchste Wert seit 1995 ermittelt. Sowohl in der EU insgesamt als auch im Euro-Raum verschlechterte sich die Einschätzung im März und April. Dies deutet auf ein Nachlassen der Dynamik in den kommenden Monaten hin.

In Griechenland und Irland belasten die Bemühungen um eine Sanierung der öffentlichen Haushalte die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. In Portugal, dessen Wirtschaft nach der Krise wieder angesprungen ist, steht dieser Prozess noch bevor. Im I. Quartal 2011 war hier die Wirtschaftsleistung zum zweiten Mal in Folge rückläufig (0,7% gegenüber der Vorperiode).

Die Arbeitsmarktdaten für die gesamte EU bzw. den Euro-Raum spiegeln bislang nicht die wirtschaftliche Erholung wider. Sowohl im Euro-Raum als auch in der EU erhöhte sich die Beschäftigung im IV. Quartal 2010 saisonbereinigt kaum (+0,1%). Die durchschnittliche saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrt seit einem Jahr auf dem durch die Krise erhöhten Niveau (März EU 9,9%, Euro-Raum 9,5%). Jedoch bestehen auch hier große Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern: Während die Arbeitslosigkeit etwa in Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Schweden merklich sinkt, steigt sie in den Rezessionsländern.

Nach der deutlichen Beschleunigung in den Vormonaten erhöhte sich die Inflationsrate im Euro-Raum im März 2011 weiter auf 2,7% (Februar 2,4%). Damit war der Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresabstand gleich stark wie in den USA. Auch im Euro-Raum war die Verteuerung der Energierohstoffe die wichtigste Inflationskomponente. Die EZB erhöhte in der Folge erstmals seit Ausbruch der Wirtschaftskrise im Herbst 2008 den Leitzinssatz um 25 Basispunkte auf 1,25%.

Sachgüterproduktion Triebfeder der Konjunktur

Die heimische Wirtschaft holt die durch die Krise verursachten Produktionseinbußen auf. Noch wurde das Vorkrisenniveau nicht erreicht, jedoch entsprach die Kapazitätsauslastung in der Sachgüterproduktion bereits wieder dem längerfristigen Durchschnitt. Aufgrund der schwachen Investitionstätigkeit der Krisenjahre ist der Kapitalstock offenbar gesunken.

Im I. Quartal 2011 wuchs die österreichische Wirtschaft gegenüber der Vorperiode um 1,0% und übertraf damit das Wachstum im Durchschnitt des Euro-Raumes (+0,8%). Für Jänner und Februar 2011 ergibt sich eine saison- und arbeitstagsbereinigte Steigerung der Industrieproduktion (ohne Energie und Bauwirtschaft) um 2,4% bzw. 0,5% gegenüber dem Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 16,2% bzw. 11,3%. Gemäß den Ergebnissen des WIFO-Konjunkturtests vom April wird der Aufschwung anhalten, allerdings etwas weniger kräftig sein als im I. Quartal.

Die befragten Unternehmen gaben im April im Durchschnitt einen Auslastungsgrad von 84% an. Als höchster Wert der jüngeren Vergangenheit wurde im 1. Halbjahr 2007 in der Hochkonjunktur eine Kapazitätsauslastung von rund 85% gemessen. Somit sind die Kapazitäten in der Sachgütererzeugung zur Zeit gut ausgelastet, obwohl die Industrieproduktion noch leicht unter dem Wert vor der Krise liegt. Offenbar ist der Kapitalstock aufgrund der Investitionsschwäche in der Krise gesunken. Das Produktionsniveau vor der Krise könnte noch vor der Jahresmitte wieder übertroffen werden. Um jedoch auf den langfristigen Trendwachstumspfad (seit 2003) zurückzukehren, müsste die Dynamik über den Jahreswechsel hinaus kräftig bleiben.

 

Abbildung 2: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests

Salden aus positiven und negativen Meldungen in % der befragten Unternehmen, saisonbereinigt

Q: Europäische Kommission, WIFO-Konjunkturtest.

 

Die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom April belegen die Breite des Aufschwungs. Mit Ausnahme der Bauzulieferindustrie und der Hersteller traditioneller Konsumgüter beurteilen alle Branchen ihre Produktion derzeit als sehr gut. Die Skepsis hinsichtlich der Konjunkturaussichten macht sich allerdings ebenfalls in fast allen Branchen bemerkbar.

In der Bauwirtschaft verschlechtert sich die Lage vorerst nicht weiter. Die Unternehmensumfragen lassen noch keinen eindeutigen Trend erkennen.

Gemessen an der Dauer des Produktionsrückganges wurde die heimische Bauwirtschaft durch die Wirtschaftskrise am stärksten in Mitleidenschaft gezogen. Im I. Quartal sank die Wertschöpfung neuerlich (saisonbereinigt gegenüber der Vorperiode real 0,1%). Der Rückgang hält damit seit dem 2. Halbjahr 2007 an.

Im WIFO-Konjunkturtest vom April beurteilten die Unternehmen ihre aktuelle Bautätigkeit günstiger. Diese Aufwärtstendenz konzentriert sich allerdings auf den Hochbau und hier vor allem auf den Nichtwohnbau, während der Geschäftsgang im Tiefbau nach wie vor schlecht ist.

Später Ostertermin drückt Ergebnis der Wintersaison

Nach vorläufigen Berechnungen blieben die Tourismusumsätze in der Wintersaison 2010/11 nominell um 1% unter dem Vorjahreswert. Daten für April liegen noch nicht vor, sie werden den rückläufigen Trend aber voraussichtlich nur wenig verändern. Ein später Ostertermin schadet üblicherweise dem heimischen Tourismus, da er nur mehr eingeschränkt für einen Skiurlaub genutzt wird.

Die Zahl der Nächtigungen sank in der Wintersaison (November bis März) um 0,9%, und zwar gleichmäßig für Gäste aus dem Inland und aus dem Ausland. Ein kräftiger Zuwachs ergab sich für Übernachtungen von Gästen aus Russland (+24,4%), der Schweiz (+11,9%), den USA (+10,2%), Belgien (+9,2%) und Frankreich (+7,0%). Hingegen brach das wichtige Segment der Nachfrage aus Deutschland abermals ein (5%).

Eine gute Wintersaison verzeichneten bislang Wien, Nieder- und Oberösterreich. In der Steiermark und in Salzburg ergaben sich leichte, in den anderen Bundesländern teils kräftige Einbußen.

Inflationsrate wieder über 3%

Im März stieg die Inflationsrate laut VPI erstmals seit 2008 auf über 3%. Wie damals war die Verteuerung von Mineralölerzeugnissen der Hauptgrund der Preissteigerungen.

Mit dem Wiederanspringen der Weltwirtschaft erhöhte sich auch die Nachfrage nach Erdöl. Seit Anfang 2011 verstärken zusätzlich politische Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten die Unsicherheit hinsichtlich einer ausreichenden Versorgung mit fossilen Energieträgern. In der Folge zogen die Rohölnotierungen auf den internationalen Märkten beträchtlich an. Innerhalb eines Jahres verteuerte sich Rohöl der Sorte Brent um mehr als 40% auf 125 $ je Barrel. Deutlich stiegen in den letzten Monaten auch die Preise agrarischer Produkte, etwa von Kaffee und Getreide.

Die Nachfrage nach Konsumgütern wuchs in Europa und den USA bislang noch nicht so kräftig, dass die Produktion an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen würde und die Unternehmen daher ihre Preise anheben würden. Die enorme Ausweitung der Geldmenge als Reaktion der Notenbanken auf die Finanzmarktkrise könnte jedoch ein Grund der Rohstoffpreishausse sein: Angesichts der daraus resultierenden niedrigen Zinssätze kann die Spekulation zunehmen. Die starken Veränderungen der Notierungen von Gold und Silber scheinen ebenfalls darauf hinzuweisen.

Weltweit bringt die Rohstoffverteuerung eine Beschleunigung der Inflation mit sich, obwohl die Produktion das Vorkrisenniveau vielfach noch nicht wieder erreicht hat. In den USA und im Euro-Raum stieg die Inflationsrate im März auf 2,7%. Ohne die Preiserhöhungen für Energieträger und Lebensmittel ergibt sich allerdings für die USA eine Inflationsrate von 1,2%, im Euro-Raum betrug die Kerninflation 1,5%.

In Österreich reagierten die Verbraucherpreise ebenfalls auf die Rohstoffpreishausse. Die Jahresinflationsrate erhöhte sich auf 2,4% im Jänner und 3% im Februar sowie 3,1% im März. Zuletzt hatte sie im Oktober 2008 die 3%-Marke überschritten. Laut Statistik Austria betrug die Inflationsrate ohne Mineralöl und Nahrungsmittel im März 1,8%. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex zeigt im März einen Anstieg der Inflationsrate auf 3,3% (Februar 3,1%).

Aufgrund des starken Verbraucherpreisauftriebs sinken die Arbeitseinkommen in realer Rechnung deutlich. Laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung stiegen die Bruttoentgelte in Österreich im IV. Quartal 2010 gegenüber dem Vorjahr nominell um nur 3,0%, während die Beschäftigung um 1,3% ausgeweitet wurde. Da sich zugleich die Verbraucherpreise um 2,1% erhöhten, ergaben sich empfindliche Kaufkrafteinbußen. Diese Entwicklung hielt auch im I. Quartal 2011 an. Der Tariflohnindex stieg in diesem Zeitraum um 1,7%, während die durchschnittliche Inflationsrate 2,8% betrug.

Im I. Quartal 2011 weiteten die privaten Haushalte ihre Konsumausgaben gegenüber der Vorperiode um 0,2% aus. Obwohl die Sparquote der privaten Haushalte bisher rückläufige Tendenz hatte, dürfte die Konsumdynamik in naher Zukunft verhalten bleiben. Vor der Änderung der Normverbrauchsabgabe (März 2011) brachten umfangreiche Vorziehkäufe eine erhebliche Zunahme der Pkw-Neuzulassungen (Jänner und Februar kumuliert +22%).

 

Abbildung 3: Wirtschaftspolitische Eckdaten

Q: Arbeitsmarktservice Österreich, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, OeNB, Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. 1) Unselbständig Beschäftigte ohne Bezug von Karenz- oder Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdienst, ohne Schulungsteilnahmen von Arbeitslosen mit Beihilfen zur Deckung des Lebensunterhalts.

 

Erholung auf dem Arbeitsmarkt setzt sich abgeschwächt fort

Dank der guten Konjunktur kommt die Erholung auf dem Arbeitsmarkt voran. Die Arbeitslosigkeit sank im April neuerlich, die Beschäftigung wurde jedoch nicht weiter gesteigert. Die positive Tendenz sollte in den kommenden Monaten abgeschwächt anhalten.

Die starke Produktionsausweitung im I. Quartal ließ die Beschäftigung in Österreich weiter steigen. In den ersten drei Monaten 2011 erhöhte sich die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um rund 62.700 bzw. 2%. Die saisonbereinigte Entwicklung zeigt allerdings bereits eine deutliche Abflachung: Im März und April stagnierte die Beschäftigung. Das Niveau vor der Krise (Juli 2008 saisonbereinigt 3,290.700) wurde im Jänner 2011 mit 3,293.600 erstmals überschritten.

Die Arbeitslosigkeit sinkt hingegen unvermindert. Die Zahl der beim AMS gemeldeten Arbeitslosen war im I. Quartal um rund 16.100 niedriger als im Vorjahr (5,4%). Gegenüber dem Vormonat verringerte sich die Arbeitslosigkeit im April 2011 nach vorläufigen Daten mit 0,5% ähnlich stark wie im März.

Die Arbeitslosenquote sank nach nationaler Berechnungsmethode im April auf 6,6% (März 7,0%). Bereinigt um Saisoneinflüsse betrug sie unverändert 6,6%.

 

Vigorous Upswing in Austria Summary

Indicators in the world's most important economic regions as well as in Austria point to a vigorous cyclical recovery. Surveys among domestic manufacturing companies reflect strong optimism regarding their current business situation. However, the outlook for the future suggests that the pace of the upswing will slow in the months to come. While inflation rose once again in March, labour market conditions improved further.

The global economy is currently growing at a vigorous pace. In many countries in South America and Asia, GDP has not only reached the levels recorded prior to the economic crisis, but has even returned to the original growth path. In Europe and the USA, the momentum has so far been determined by a catch-up effect, with economic output not yet back at pre-crisis levels.

But world market commodity prices continue to rise, mainly on account of strong economic growth and monetary expansion. Brent crude oil prices averaged $ 114.6 per barrel in March, and rose further in April, topping $ 126 at times. The prices of other commodities and precious metals also reached record levels. As a result, inflation accelerated considerably globally. Many central banks already saw themselves compelled to raise their key interest rates. While the ECB recently also raised the rate by 0.25 percentage point, the central bank of the USA left the federal funds rate unchanged at around 0 percent.

The US economy grew by 0.4 percent quarter-on-quarter in the first quarter of 2011, more slowly than in the fourth quarter of 2010 (+0.8 percent). Continuing inventory accumulation and private consumption supported growth at the beginning of the year, while the decrease in government spending dampened the result. The contribution from net trade as well as private fixed investment had a neutral effect; notably equipment investment expanded briskly, but the demand for buildings declined. Surveys both among businesses and consumers suggest that growth is likely to continue in the near future.

Economic activity in the euro area remains uneven. Germany's neighbouring export-oriented economies are continuing their recovery. Businesses are still extremely optimistic regarding their production prospects for the coming months. Labour market conditions in these countries are rapidly improving. In some countries along the rim of the euro area, however, economic activity continues to decline or is stagnant. The catch-up process of Central and Eastern European countries got going again after the crisis, developments are largely robust.

In Austria, too, business surveys conducted in the first quarter point to a strengthening of the economic recovery, but its pace is likely to moderate again. In the fourth quarter of 2010 and the first quarter of 2011, Austria's real GDP grew by 0.8 and 1.0 percent, respectively compared with the previous quarter, rates higher than the euro area average. Industrial output and aggregate production are still below their pre-crisis levels, however.

The construction industry is showing only little improvement. While in the surveys businesses assess construction activity clearly more positively, the sustainability of this development is doubtful, given the unfavourable appraisal of order books.

Inflation has been accelerating markedly in Austria since the beginning of the year, and in April rose to 3.1 percent. This is reflected in a real decline in earned income, which is dampening private households' readiness to consume.

In the first quarter of 2011, the Austrian labour market continued to benefit from the economic recovery. However, in April the seasonally adjusted number of persons in dependent active employment stagnated compared with the previous month. But unemployment declined yet again (0.5 percent, month-on-month). Nevertheless, the seasonally adjusted unemployment rate remained unchanged at 6.6 percent.

 

 

 

Methodische Hinweise und Kurzglossar

Periodenvergleiche

Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen.

Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.

Reale und nominelle Größen

Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.

Produzierender Bereich

Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.

Inflation, VPI und HVPI

Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone (siehe auch http://www.statistik.at/).

Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest

Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit (http://www.itkt.at/). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote

Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote

Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.

Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".