Forschungs- und Innovationspolitik
nach der Wirtschaftskrise
Die krisenbedingt angespannte
Situation der öffentlichen Haushalte erfordert eine effizienzsteigernde Fokussierung
der forschungs- und innovationspolitischen Maßnahmen, damit die Umsetzung einer
Spitzenreiterstrategie möglich bleibt. Grundzüge der Umsetzung bilden die systeminterne
Effizienzsteigerung durch Erhöhung der Hebelwirkung einerseits sowie die Verbesserung
des Bildungssystems und der Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen andererseits.
Der vorliegende Beitrag skizziert einen möglichen innovationspolitischen Rahmen
für die Umsetzung einer Spitzenreiterstrategie bei knappen öffentlichen Ressourcen
auf der Grundlage der Ergebnisse und Empfehlungen der Evaluierung des österreichischen
Innovationssystems durch das WIFO.
Der vorliegende Beitrag basiert
auf der folgenden WIFO-Studie: Jürgen Janger, Michael Böheim, Martin Falk, Rahel
Falk, Werner Hölzl, Michael Peneder, Andreas Reinstaller, Fabian Unterlass, Daniela
Kletzan-Slamanig, Forschungs- und Innovationspolitik nach der Krise. WIFO-Positionspapier
zur FTI-Strategie 2020 (August 2010, 33 Seiten, 20 €, kostenloser Download: http://www.wifo.ac.at/wwa/jsp/index.jsp?fid=23923&id=40225&typeid=
8&display_mode=2) •
Wissenschaftliche Begutachtung: Gunther Tichy • Wissenschaftliche Assistenz: Karolina
Trebicka • E-Mail-Adresse: Juergen.Janger@wifo.ac.at
INHALT
Die Empfehlungen der Systemevaluierung
Grundzüge einer Spitzenreiterstrategie bei
knappen öffentlichen Mitteln
Steigerung der Hebelwirkung öffentlicher Mittel
Kooperationen zwischen Universitäten und
Unternehmen
Verbesserung der Rahmenbedingungen für
Forschung und Innovation
Wettbewerbspolitische Rahmenbedingungen
Private Unternehmensfinanzierung
Strukturwandel als Gradmesser des Erfolgs der
Spitzenreiterstrategie
Zusammenfassung und Prioritätensetzung
VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND
ABBILDUNGEN
Übersicht 1: Instrumente und Ziele der Spitzenreiterstrategie
Abbildung 1: Entwicklungspfade für die öffentlichen F&E-Ausgaben bis 2020
Abbildung 2: Qualität der universitären Forschung im internationalen Vergleich
Die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise
verursachte für die öffentlichen Haushalte umfangreiche Kosten. Indem die österreichische
Budgetpolitik temporär eine Verschlechterung der Verschuldungsposition und eine
Zunahme der Staatsausgaben in Kauf nahm, milderte sie den Wachstumseinbruch. Da
die Konjunktur nun (langsam) an Dynamik gewinnt, steht nun die notwendige Konsolidierung
der öffentlichen Haushalte an mit vorgesehenen Budgetkürzungen im Budgetrahmen bis
2013 um 1,3% für den Bereich Wissenschaft, Forschung und Bildung. Angesichts des
zuvor geplanten Steigerungskurses für diesen Bereich ist das Ausmaß dieser Kürzungen
drastisch. Diese restriktiven Rahmenbedingungen bedeuten für die österreichische
Forschungs- und Innovationspolitik eine große Herausforderung. Auf der Grundlage
der WIFO-Empfehlungen im Rahmen der Systemevaluierung (vgl. Aiginger – Falk,
2009) werden in der Folge innovationspolitische Optionen für die Umsetzung einer
"Spitzenreiterstrategie" unter der Bedingung knapper öffentlicher Mittel
entwickelt.
Die drei zentralen Empfehlungen
der Evaluierung des österreichischen Innovationssystems durch das WIFO umfassten
·
den Wechsel
von einem engen zu einem umfassenden Ansatz der Innovationspolitik,
·
von einer Imitations-
zu einer Spitzenreiterstrategie (Frontrunner-Strategie)[a])
·
sowie die Verbesserung
der Systemsteuerung: von fragmentierten zu koordinierten und konsistenten Interventionen
der öffentlichen Hand auf der Grundlage einer Spitzenreiterstrategie, einer Neuordnung
der Steuerung und einer Neudefinition des Verhältnisses zwischen den Ministerien
und den Agenturen.
Selbst in einer Phase der
Budgetkonsolidierung sollten die öffentlichen Mittel für die Forschungs- und Innovationsförderung
für Unternehmen sowie für das Bildungssystem weiter gesteigert werden. Grund ist
die herausragende Bedeutung von Innovation und Bildung als Zukunftsinvestitionen,
die in einer hochentwickelten Volkswirtschaft das Wirtschaftswachstum tragen.
Das WIFO unterstützt daher
grundsätzlich die Ziele einer Steigerung der Forschungs- und Entwicklungsquote auf
4% des BIP ("4%-Ziel"), des Anteils des tertiären Bildungssektors (Universitäten)
auf 2% des BIP sowie des Anteils der Grundlagenforschung auf 1% des BIP als Orientierungsmarken,
die im politischen Prozess helfen, die notwendigen öffentlichen Ressourcen für Innovation
und Bildung zu mobilisieren. Die öffentlichen Ressourcen sollten ein Drittel zu
den gesamten F&E-Ausgaben beitragen. Derzeit machen die öffentlichen Mittel,
nicht zuletzt infolge der Wirtschaftskrise, 41% der gesamten F&E-Ausgaben aus
(Globalschätzung von Statistik Austria).
Das 4%-Ziel könnte bis
zum Jahr 2020 mit zwei alternativen Entwicklungspfaden der öffentlichen Ausgaben
erreicht werden (Abbildung 1). Der erste Pfad unterstellt eine Beibehaltung des
derzeitigen Anteils der öffentlichen Mittel an den Forschungs- und Entwicklungsausgaben
von 41%.
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Abbildung 1: Entwicklungspfade
für die öffentlichen F&E-Ausgaben bis 2020 |
Ziel einer Steigerung der F&E-Quote auf 4%
des BIP |
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Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. BIP-Wachstum:
2011/2014 laut WIFO-Prognose, 2015/2020 Annahme 4%. |
|
Der zweite Pfad verbindet
das 4%-Ziel mit der angestrebten Verringerung des Anteils der öffentlich finanzierten
F&E-Ausgaben auf 33% und setzt entsprechende Effizienzgewinne durch eine Verbesserung
der Hebelwirkung der öffentlichen Mittel voraus. Der Ausgabenpfad für dieses "33%-Ziel"
folgt annähernd einem linearen Trend, die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate
der öffentlichen Forschungsmittel sinkt von 7,9% in den Jahren 1998/2010 auf 5,1%
im Durchschnitt 2010/2020. Diese Steigerung der öffentlichen Mittel sollte jedenfalls
in einer ambitionierten Strategie möglich sein.
Das WIFO hat umfangreiche
Vorschläge erarbeitet, wie die öffentlichen Forschungs- und Bildungsausgaben bei
gleichzeitiger Budgetkonsolidierung gesteigert werden können (Aiginger et al., 2010, Pitlik et al., 2010). Zu den drei großen
Bereichen der öffentlichen Forschungsförderung – direkte
und indirekte Unternehmensförderung sowie Hochschulsektor – sowie zu den Rahmenbedingungen für Innovationen
werden im Folgenden die WIFO-Empfehlungen aus der Systemevaluierung als Verbindung
von 9 Zielen auf Instrumentenebene (Reformen der Instrumente) mit 5 Zielen auf der
Ergebnisebene (Wirkung der Instrumente) vorgestellt. Sie können Elemente der Umsetzung
einer Spitzenreiterstrategie sein und zeigen die intendierte Wirkung der vorgeschlagenen
Reformen auf Leistungsmerkmale des Innovationssystems (Übersicht 1).
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Übersicht 1: Instrumente
und Ziele der Spitzenreiterstrategie |
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Wirkung der Instrumente |
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Intensivierung der F&E-Ausgaben |
Vertiefung der Innovationsanstrengungen |
Verbreiterung der Innovationsanstrengungen |
Standortsicherung |
Ausrichtung auf gesellschaftlich relevante Probleme |
Ziele der Instrumente |
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Steuerliche Förderung |
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Vereinfachung und Erhöhung |
X |
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X |
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Abschaffung der Deckelung für Auftragsforschung |
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X |
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Direkte Förderung |
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Steigerung der Selektivität |
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X |
X |
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Fokussierung |
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X |
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X |
Verbesserung der Steuerung |
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X |
X |
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Hochschullehre und -forschung |
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Steigerung der Absolventenzahl mit oberer Sekundarausbildung
sowie mit tertiärer Bildung |
X |
X |
X |
X |
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Steigerung der Qualität von Hochschullehre und
-forschung |
X |
X |
|
X |
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Rahmenbedingungen |
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Wettbewerbsintensivierung |
X |
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X |
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Verbesserung der privaten Unternehmensfinanzierung |
X |
X |
X |
|
X |
Q: WIFO. |
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Die indirekte Förderung
erfüllt die Aufgabe einer "Basisfinanzierung" unternehmerischer Forschung
und Entwicklung – im Sinne der Kompensation
für positive externe Effekte – und einer
Unterstützung für nicht projektbezogene F&E-Arbeiten, die aber zur Entwicklung
eines Projektes führen können. In der Systemevaluierung schlägt das WIFO vor, die
bisherige Prämie von 8% der Forschungs- und Entwicklungsausgaben eines Unternehmens
sowie die bestehenden Forschungsfreibeträge durch eine Forschungsprämie von 12%
zu ersetzen. Dies würde erstens als "Masse"-Ziel eine Intensivierung und
Verstetigung der F&E-Ausgaben bewirken und zweitens Anreize setzen, um die im
internationalen Vergleich sehr hohe ausländische Finanzierung der F&E in Österreich
zu sichern (Standortsicherung). Weiters sollte die Deckelung der Förderung für Auftragsforschung
auf 100.000 € aufgehoben werden.
Die direkte Forschungsförderung
– insbesondere für Unternehmen – sollte stärker fokussiert werden und selektiver
wirken[b]) als die steuerliche Förderung. Eine Reform der
direkten Forschungsförderung verfolgt drei Ziele: Im Sinne der Umsetzung der Spitzenreiterstrategie
sollte die direkte Förderung erstens "Klasse"-Ziele anstreben, d. h. Qualitätssprünge
in der Innovation und Spitzenforschung ("Vertiefung"). Sie müsste daher
insbesondere auf qualitativ hochstehende und überdurchschnittlich riskante Projekte
abzielen[c]). Auf hohe soziale Erträge ist auch das zweite
Ziel gerichtet: die verstärkte Ausrichtung der direkten Förderung auf gesellschaftlich
relevante Probleme wie z. B. Klimawandel und Bevölkerungsalterung. Das dritte Ziel
ist den "Masse"-Zielen zuzuordnen, nämlich eine Verbreiterung der Innovationsbasis
(Erhöhung der Zahl der forschenden Unternehmen). Solche Ziele sind wesentlich schwieriger
zu erreichen als die rein mengenmäßige Intensivierung und Verstetigung der Innovationsvorhaben.
Der tertiäre Bereich – Lehre und Forschung – sowie das Bildungssystem insgesamt wurden als "Flaschenhals"
des Innovationssystems identifiziert. Das WIFO regt in seiner Systemevaluierung
zwei Ziele an: erstens die "Breite", zweitens die "Spitze" der
Humankapitalbasis für Innovationen zu stärken, d. h. die Abschlussraten der oberen
Sekundarprogramme und der tertiären Ausbildung zu steigern ("Quantität")[d]) sowie die Qualität der Hochschullehre und -forschung
zu verbessern. Die Qualität der Universitäten ist ein bestimmender Faktor für die
Erlangung einer Spitzenreiterposition: Masse- und Klasse-Ziele sind wesentlich auf
die Verfügbarkeit entsprechend qualifizierter Humanressourcen sowie hochqualitativer
universitärer Forschung als Ideengeber, Kooperationspartner, Quelle von Strukturwandel
und Garant ausgezeichneter Forscherausbildung angewiesen[e]). Eine Steigerung von Quantität und Qualität der
universitären Forschung wird auch als ein Weg zur Erreichung der F&E-Quotenziele
gesehen (Van Pottelsberghe, 2008)[f]).
Die Einrichtungen des tertiären
Sektors, insbesondere Universitäten, werden derzeit nicht adäquat finanziert und
weisen ungünstige Anreizstrukturen auf; beides steht einer auf Qualität ausgerichteten
Lehre und Forschung entgegen. Eine Ausweitung der Mittel für diesen Bereich muss
daher mit Strukturreformen der Universitätsfinanzierung einhergehen; unter diesen
Voraussetzungen sollten die Mittel für die Hochschulforschung und -lehre aber rascher
wachsen als die öffentliche Finanzierung der Unternehmensausgaben für F&E[g]).
Das WIFO betont den systemischen
Charakter dieser Empfehlungen: Sie sind nicht isoliert zu betrachten, sondern zielen
gemeinsam auf eine ganzheitliche und kohärente Verbesserung des Innovationssystems
ab. Durch eine Änderung des Fördersystems allein kann der Sprung zu einem innovationsbasierten
Wachstumsregime nicht gelingen: Innovationen an der technologischen Grenze, Gründungs-
und Wachstumsdynamik benötigen einen breiten Mix aus Förderung und Rahmenbedingungen,
darunter starke Universitäten, wettbewerbsintensive Produktmärkte sowie einen leistungsfähigen
privaten Risikofinanzierungssektor.
Deshalb könnte z. B. eine
Erhöhung der steuerlichen Förderung ohne weitere Anpassungen im Innovationssystem
zwar zu ihrem ersten Ziel, der Intensivierung der privaten F&E-Ausgaben, beitragen,
wenn eine entsprechende Hebelwirkung der öffentlichen auf die privaten Mittel unterstellt
wird. Wenn allerdings diese zusätzlichen Forschungsgelder von den Unternehmen mangels
entsprechend qualifizierten Forschungspersonals nicht absorbiert werden können,
wäre ihr Innovationseffekt gering. Auch die Diffusion der Forschungsergebnisse in
die Wirtschaft, die erst die breite Wachstumswirkung von F&E auslöst, könnte
durch eine ungenügende Breite der Humankapitalbasis leiden.
Das zweite Ziel, die Standortsicherung,
kann nicht allein über die steuerliche Förderung erreicht werden. Die Kostenvorteile
Indiens, Chinas oder Brasiliens, aber auch von Österreichs osteuropäischen Nachbarländern
sind so nicht abzufangen, insbesondere wenn diese ebenfalls eine hohe steuerliche
Förderung aufweisen (Brasilien und Tschechien über 25%). Die wichtigsten Standortfaktoren
für forschungsaktive Konzerne sind die Verfügbarkeit von qualifizierten Humanressourcen,
starke Patentsysteme und die lokale Präsenz universitärer Forschung (Haidinger – Riemer
– Schneider, 2009, Thursby – Thursby, 2006).
Länder ohne hohe öffentliche
Förderung und mit verbesserungsfähiger Qualität der universitären Forschung (gemessen
an der Zahl hochzitierter Wissenschafterinnen und Wissenschafter pro Kopf; Abbildung
2) weisen in der Regel eine niedrige Auslandsfinanzierung der Forschung auf (z.
B. Finnland und Deutschland), während in Ländern mit hoher Qualität der universitären
Forschung, aber geringer öffentlicher Förderung, wie z. B. Schweden und der Schweiz,
die Auslandsfinanzierung der unternehmerischen F&E höher ist (11% bzw. 7%).
Noch höher ist diese Kennzahl in Ländern mit hoher Qualität der universitären Forschung
und gut ausgebauter öffentlicher Förderung wie z. B. Großbritannien (22%).
|
Abbildung 2: Qualität
der universitären Forschung im internationalen Vergleich |
Hochzitierte Wissenschafterinnen und Wissenschafter je Mio. Einwohnerinnen und Einwohner, 1981/2007 |
|
Q: ISI Highly Cited. Die Bevölkerungszahl wird
als Bezugsgröße gewählt, weil sie für alle Länder verfügbar ist. Gemessen an der
Zahl der Forscherinnen und Forscher im Hochschulsektor ergibt sich weitgehend
dieselbe Reihenfolge. |
|
Mittelfristig wird die
Qualität der universitären Forschung und der Humanressourcen das entscheidende Standortargument
für Österreich sein, nicht zuletzt aufgrund des immobilen Charakters der Universitäten.
Solange der Hochschulbereich in Österreich noch nicht hinreichend entwickelt ist,
kann die steuerliche Förderung diesen Nachteil temporär kompensieren, da die Auslandsfinanzierung
der F&E-Ausgaben der Unternehmen in Österreich besonders hoch ist (22,6%; der
Anteil der auslandskontrollierten F&E-Ausgaben ist mit rund 55% noch höher)[h]).
Eine einseitige Akzentuierung
der direkten Förderung birgt ebenso das Risiko stark abnehmender Erträge, da die
zusätzlichen Mittel ohne entsprechende Humankapitalbasis nur schwer in effektive
Forschungs- und Innovationsleistungen umzusetzen sind. Zudem hat die direkte Förderung
in Österreich ihr Potential, Schwerpunkte zu setzen und selektiv Projekte mit hohen
sozialen Erträgen zu fördern, bisher nur ungenügend unter Beweis gestellt (Falk, 2009A).
Isolierte Reformanstrengungen
in den einzelnen Bereichen decken sich daher nicht mit dem systemischen Charakter
der WIFO-Empfehlungen. Ausnahme ist hier der Bildungsbereich, der insgesamt als
wichtiger "Flaschenhals" für die Weiterentwicklung des Innovationssystems
identifiziert wurde und daher prioritäre Behandlung verdient.
Trotz der angespannten
Situation der öffentlichen Haushalte kann die Umsetzung der Spitzenreiterstrategie
weiter vorangetrieben werden. Die Wachstumswirkung der Innovationsanstrengungen
wird mittelfristig die Budgetkonsolidierung erleichtern.
Die "Spitzenreiterstrategie
unter Budgetknappheit" verfolgt weiter die Ziele im oben genannten Umsetzungsrahmen.
Innerhalb dieses Rahmens sollte aber die Hebelwirkung der Instrumente gesteigert
werden. Im Vordergrund sollten auch Überlegungen zur Steigerung von Effizienz und
Effektivität des Fördersystems stehen, weil die Förderintensität in Österreich im
internationalen Vergleich relativ hoch ist[i]).
Eine Steigerung der Hebelwirkung
öffentlicher Forschungsmittel ist im Rahmen folgender Maßnahmen möglich:
·
Um den Missbrauch
bzw. Mitnahmeeffekte zu senken, aber auch um die Planungssicherheit für die Unternehmen
zu erhöhen, empfiehlt die Systemevaluierung einerseits die Einrichtung eines Pre-Approval-Service,
andererseits eine stärkere Ex-post-Kontrolle. Entscheidend ist, dass diese Stellen
mit unabhängigen F&E-Expertinnen und -Experten besetzt werden, die förderfähige
von nicht förderfähigen Investitionen sicher zu unterscheiden wissen.
·
Für eine vollständige
Effizienz- und Effektivitätsbeurteilung sollte die Erreichung des zweiten Ziels
der steuerlichen Förderung, der Intensivierung der F&E-Ausgaben, sorgfältig
evaluiert werden. Mitnahmeeffekte können anhand des Multiplikators der steuerlichen
F&E-Förderung ermittelt werden (Steuerausfall in Relation zu den zusätzlich
generierten F&E-Ausgaben). Für Österreich liegt bislang keine empirische Evaluierung
der steuerlichen F&E-Förderung nach dem Vorbild der Niederlande oder Kanadas
vor, auch weil keine geeignete Datenbasis verfügbar ist[j]).
Zur weiteren Steigerung der Hebelwirkung der steuerlichen Förderung werden international mehrere Ansätze genutzt. Ihre Umsetzung würde jeweils einer vertiefenden Ausarbeitung für Österreich bedürfen. Hier seien beispielhaft genannt:
·
Fokussierung
der steuerlichen Förderung auf die Lohnnebenkosten des Forschungspersonals statt
auf die gesamten F&E-Ausgaben (Niederlande): Die Kostensenkung durch die steuerliche
Förderung ist damit leichter direkt den F&E-Aktivitäten zuzuordnen. Somit wird
die Berücksichtigung der steuerlichen Förderung in der Prozesskalkulation möglich
(activity-based costing). In konzernweiten Vergleichen der Forschungskosten wäre
ihr Effekt direkt sichtbar und der Standortsicherungseffekt größer. Allerdings besteht
die Gefahr eines ineffizienten Einsatzes des Faktors Arbeit: F&E-Projekte in
Unternehmen, die zuvor teilweise extern (z. B. an Universitäten) vergeben wurden,
könnten verstärkt unternehmensintern durchgeführt werden und so Kooperationen zurückdrängen.
In Österreich ist außerdem der Anteil der F&E-Personalkosten an den Unternehmensausgaben
für F&E mit knapp über 50% sehr niedrig. Dies lässt sich vermutlich durch die
Substitution von F&E-Personal durch physische Forschungsinfrastruktur aufgrund
der knappen Humanressourcen erklären (Nickell
– Nicolitsas, 1997). Die Förderung der Lohnnebenkosten würde daher die Knappheit noch
stärker akzentuieren.
·
Eine Größendifferenzierung
der steuerlichen Förderung (Niederlande, Kanada, Großbritannien)[k]) sieht das WIFO kritisch. Es gibt keine empirische
Evidenz oder theoretischen Begründungen dafür, dass externe Effekte bei kleinen
Unternehmen größer wären als bei großen Unternehmen. Vielmehr zeigen die meisten
Studien das Gegenteil (vgl. Holtz-Eakin,
2000). In Befragungen bezeichnen nur etwa 15% der österreichischen Unternehmen den
Zugang zu externen Finanzierungsmöglichkeiten als zentrales Innovationshemmnis (Europäische
Innovationserhebung 2004/2006). Dies lässt Rückschlüsse auf die Höhe der Mitnahmeeffekte
zu. Zur Behebung von Finanzierungbeschränkungen ist die steuerliche Förderung außerdem
direkten Maßnahmen unterlegen (Peneder,
2008). Diese können selektiv kleine, innovative Unternehmen ansprechen und sind
im österreichischen Förderportfolio (AWS, FFG) gut vertreten.
·
Eine Beschränkung
der steuerlichen Förderung auf die Grundlagenforschung (Japan) bzw. eine Erhöhung
der Förderintensität, wenn Unternehmen Forschungsaufträge an Grundlagenforschungseinrichtungen
vergeben (Dänemark, Frankreich) erscheint weniger zielführend als die Grundlagenforschung
dort zu stützen, wo sie primär ausgeführt wird (an Universitäten) und den Wissensaustausch
zwischen Unternehmen und Universitäten zu gewährleisten (siehe dazu weiter unten).
Um die direkte Forschungsförderung
effizienter und effektiver zu gestalten, können zusätzlich zu den oben genannten
Maßnahmen folgende überlegt werden[l]):
·
Mitnahmeeffekte
können durch die Förderung von Projekten mit höchstem unternehmerischem Risiko und
hohen sozialen Erträgen eingedämmt werden (Reinstaller,
2010). Wie internationale Studien (Giebe – Grebe – Wolfstetter, 2006, Blum
– Kalus, 2003) zeigen, können die Mitnahmeeffekte durch die Vergabe direkter F&E-Fördermittel
über Auktionen verringert werden. Hier wäre ein wichtiger Ansatzpunkt für eine Steigerung
der Selektivität der direkten Förderung gegeben.
·
Hohe gesellschaftliche
Erträge hat insbesondere die direkte Förderung von Projekten, die der Bekämpfung
des Klimawandels sowie der Ressourcenknappheit dienen. Marktstudien gehen von hohen
Produktionssteigerungen im Bereich der Umwelttechnik und der sauberen Energie bis
2020 aus (Kletzan-Slamanig – Köppl, 2009). Die Größe des Wachstumspotentials wird in Österreich nicht zuletzt
von den Forschungsanstrengungen in diesem Bereich abhängen. Nach den verfügbaren
Informationen gibt die öffentliche Hand in Österreich relativ wenig für Energieforschung
aus (2008 nur rund 2% der gesamten öffentlichen Forschungsausgaben; Indinger – Katzenschlager, 2009) – wesentlich
weniger als etwa in Finnland, Dänemark, Schweden oder der Schweiz (Abbildung 3).
·
Nach Aghion – Hemous
– Veugelers (2009) reicht die weltweite Etablierung eines Preises für CO2-Emissionen
allein nicht aus, um den Klimawandel einzudämmen. Eine öffentliche Förderung von
"clean innovation" ist notwendig, damit die entsprechenden Technologien
entwickelt werden. Vorgeschlagen wird z. B. die Förderung anwendungsorientierter
Grundlagenforschung (green basic R&D). In der Energieforschung scheint deshalb
großes Potential für eine Schwerpunktsetzung der öffentlichen Förderung gegeben,
die auch den EU-2020-Zielen dienen würde. Hier wäre z. B. an die in der Systemevaluierung
vorgeschlagene thematische Fördertätigkeit des FWF zu denken – etwa würden Sammelberufungen an den Universitäten
rasch die Bildung von Schwerpunkten unterstützen.
|
Abbildung 3: Anteil
der Energieforschungsausgaben an den öffentlichen Forschungsausgaben im Jahr 2007 |
In % |
|
Q: IEA, OECD, WIFO-Berechnungen. |
|
·
Für Österreich
liegen keine detaillierten (mikroökonometrischen) Wirkungsanalysen der steuerlichen
und direkten F&E-Förderung vor. Aussagen über die relative Wirksamkeit der steuerlichen
gegenüber der direkten F&E-Förderung sind deshalb nicht möglich. Die notwendigen
Daten werden gesammelt, aber nicht für Wirkungskontrollen zusammengeführt. Nachvollziehbare
Wirkungskontrollen sind jedoch unverzichtbar für eine nachhaltige und effektive
Wirtschafts- und Innovationspolitik. In diesem Zusammenhang könnte auch die Einrichtung
einer unabhängigen Evaluierungsstelle überlegt werden, die die entsprechenden Daten
zugänglich machen könnte.
Folgende Optionen sind
für eine Steigerung der Hebelwirkung vorstellbar:
·
Ein einheitliches
Lehrbudget für Universitäten und Fachhochschulen müsste auf einem Studienplatzbewirtschaftungssystem
aufbauen und wäre damit eine Pro-Kopf-Finanzierung der Studierenden, wie es sie
im Bereich der Fachhochschulen schon gibt[m]). Dieses System impliziert, dass in den einzelnen
Studien für die vorhandenen Lehrressourcen eine Obergrenze der Studentenzahl festgelegt
wird, die die Qualität der Ausbildung gewährleistet und ausreichend Zeit für die
Forschungstätigkeiten des Lehrpersonals einräumt. Bei einer Erhöhung der Studentenzahl
über diese Obergrenze hinaus müssten entsprechend mehr Lehrressourcen finanziert
werden. Dieses System macht ein Zugangsmanagement der Universitäten erforderlich,
das auch Orientierung für die Zeit nach dem Erstabschluss bieten und idealerweise
schon ein bis zwei Jahre vor Erlangen der Studienberechtigung ansetzen sollte[n]). Im Rahmen des Zugangsmanagements könnten Universitäten
verpflichtet werden, proaktiv potentiellen Studierenden mit bildungsfernem Hintergrund
spezielle Unterstützung während des Studiums anzubieten (z. B. Coaching, Tutorensystem).
·
Ein Studienplatzbewirtschaftungssystem
kann die dringend nötige qualitätsvolle Expansion des tertiären Sektors in Österreich
tragen. Die Expansion soll auf die Qualifikationsnachfrage des Arbeitsmarktes Rücksicht
nehmen. Die Finanzierung der Expansion sollte aber überwiegend über eine private
Finanzierungsbeteiligung gekoppelt mit einem einkommensabhängigen Bildungskredit
und einem großzügigen Stipendiensystem erfolgen. Eine private Finanzierungsbeteiligung
ist vertretbar, weil ein Hochschulstudium den Absolventinnen und Absolventen private
Erträge vermittelt[o]).
·
Der Bildungskredit
sollte nach internationaler Best Practice nicht nur die private Finanzierungsbeteiligung
abdecken, sondern ebenfalls die Lebenshaltungskosten, die in der Regel wesentlich
höher als diese sind. Ein einkommensabhängiger Bildungskredit verschiebt die Rückzahlung
auf die Zeit nach dem Studium, sodass während des Studiums keine finanzielle Belastung
gegeben ist. Sollte das Einkommen nach dem Studienabschluss eine Grenze übersteigen,
dann beginnt die Kreditrückzahlung; unterschreitet es diesen Betrag wieder, etwa
wegen Arbeitslosigkeit, wird die Kreditrückzahlung ruhend gestellt. Ein Bildungskreditsystem
entkoppelt die finanzielle Situation der Studierenden von der ihrer Familie, ein
wichtiger Schritt für eine sozial gerechte Expansion des tertiären Sektors.
Diese Vorschläge zur Reform
der Hochschullehre müssen auf den Gesamtkontext des österreichischen Bildungssystems
Bedacht nehmen. Eine Anhebung der Selektivität des Bildungssystems beim Übergang
zur Universität sollte von einer Verringerung der Selektivität des Bildungssystems
vor der Universität begleitet sein und muss mit einer Steigerung der Zahl der Studienplätze
einhergehen, die mit der Qualifikationsnachfrage des Arbeitsmarktes abgestimmt ist.
Ein in Qualität und Quantität gut ausgestattetes, kostenloses Kindergartensystem
und eine gemeinsame, ganztägige Schule im unteren Sekundarbereich, die von österreichweiten
Standards und der Autonomie der einzelnen Schulen getragen wird, können maßgeblich
zu einer Verringerung der Selektivität beitragen.
Eine qualitätsvolle Steigerung
der Zahl qualifizierter Arbeitskräfte kann auch (kurzfristig) stark profitieren
von
·
einer Diversifikation
der Lehrberufswahl insbesondere von Mädchen in Richtung moderner, vom Arbeitsmarkt
nachgefragter Lehrberufe,
·
weiteren Anstrengungen
im Schulunterricht, Mädchen für naturwissenschaftlich-technische Berufe zu gewinnen,
·
einer Arbeitserlaubnis
für Absolventinnen und Absolventen einer österreichischen Universität aus Nicht-EU-Ländern[p]),
·
einer besseren
Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen.
Sowohl Leistungsvereinbarungen
als auch das formelorientierte Budget enthalten derzeit kaum Indikatoren, die die
Verteilung der Mittel von der Qualität der Hochschulforschung abhängig machen würden[q]).
Ein einfaches Instrument
zur Betonung der Qualität der universitären Forschung ist die Gewährung von Overhead-Zuschüssen
zu FWF-Projektgeldern, die eher am oberen Rand einer Bandbreite von 20% bis 50%
der Projektsumme liegen sollten[r]). Diese Overhead-Zuschüsse würden die Sichtbarkeit
hochqualitativer Forschung an den Universitäten stark steigern und Anreize für Universitäten
setzen, aktiv Forscherinnen und Forscher zu rekrutieren, die aufgrund ihrer hohen
Qualität FWF-Mittel erhalten können. Jüngere Forscherinnen und Forscher sollten
allerdings über die Basisfinanzierung frei forschen können bzw. nicht selbst für
den FWF-Antrag verantwortlich sein, während etablierte Forscherinnen und Forscher
verstärkt auf FWF-Finanzierung zugreifen sollten[s]).
Die derzeitige Forschungsorganisation
der Universitäten ist mit Ausnahme des Institute of Science and Technology Austria
(IST Austria) nicht systematisch darauf ausgerichtet, die besten Forscherinnen und
Forscher weltweit zu rekrutieren. Im aktuellen Kollektivvertragssystem ist für Laufbahnstellen
keine internationale Berufung vorgesehen. Der Zeitpunkt der Berufung würde sich
damit auf das Assistenzprofessorenniveau vorverlagern, was wegen des früheren Zeitpunkts
des verpflichtenden Universitätswechsels Frauen begünstigen würde. Das österreichische
Laufbahnmodell endet mit dem außerordentlichen Professor statt mit dem ordentlichen
Professor wie international üblich und bietet damit de facto keine durchgängige
Laufbahnperspektive. Für die "Full Professors" bestehen weiterhin unterschiedliche
Rechte, sodass sich im System hierarchische Abstufungen ergeben. Dieses System behindert
die besten österreichischen Forscherinnen und Forscher und ist nicht attraktiv genug
für die besten jungen ausländischen Forscherinnen und Forscher (Janger – Pechar, 2010).
Eine weitere Möglichkeit
zur Betonung der Qualität der universitären Forschung besteht in der gemeinsamen
Nutzung von Universitätsinfrastruktur durch mehrere Universitäten. Zusätzlich kann
versucht werden, die privaten Mittel für Forschung und Lehre über eine Reform des
Stiftungsrechts zu erhöhen[t]).
Forschungskooperationen
zwischen Unternehmen und Universitäten sind eine relativ kurzfristige Möglichkeit,
um aus öffentlichen Mitteln für die Hochschulforschung eine Doppeldividende zu lukrieren,
indem indirekt auch Unternehmen davon profitieren. Die Kooperation zwischen Universitäten
und Unternehmen hat sich in Österreich seit den 1990er-Jahren erheblich verbessert[u]).
Der Anteil der durch Unternehmen finanzierten universitären Forschung entspricht in Österreich mit 5% zwar "nur" dem OECD-Durchschnitt (vor den USA). Dieser Indikator unterschätzt jedoch die tatsächliche Kooperationsintensität, weil die Kompetenzzentren (Kplus, COMET) in der Statistik dem Unternehmenssektor zugerechnet werden, de facto aber Kooperationsplattformen für Universitäten und Unternehmen sind (Janger – Friesenbichler, 2008). Das Ausmaß der Unterschätzung zeigt der Anteil der großen Unternehmen, die mit Universitäten kooperieren: Nach den Ergebnissen der Europäischen Innovationserhebung rangiert Österreich mit 35% an dritter Stelle[v]). Eine weitere Ausweitung der Kooperationsintensität zwischen Unternehmen und Universitäten kann den Ertrag öffentlicher Mittel für Universitäten steigern. Vorschläge konzentrieren sich auf drei Bereiche:
·
Wenn die Qualität
der universitären Forschung steigt, steigen auch die Anreize für die Unternehmen,
mit Universitäten zu kooperieren. Eine verbesserte Qualität der universitären Forschung
und Lehre kommt Unternehmen kurz- bis mittelfristig über mehrere Kanäle zugute:
Absolventinnen und Absolventen bringen als qualifiziertes Personal ihr Wissen in
das Unternehmen ein. Zusätzlich sorgen Forschungskooperationen, universitäre Technologietransferzentren,
Weiterbildung von Beschäftigten an der Universität, informelle Kontakte und Beratung
sowie akademische Spin-offs für die Stärkung der Wirtschaft. Österreichische Unternehmen,
die Universitäten als externe Wissensquelle nutzen, patentieren wesentlich häufiger
als solche, die Universitäten nicht nutzen (M.
Falk, 2010).
·
Anhand der
mittlerweile umfangreichen internationalen Literatur über Best-Practice-Ansätze
für universitäre Technologietransferzentren (vgl. Debackere – Veugelers, 2005) könnte die Effektivität der österreichischen
Zentren ("Außeninstitute") evaluiert werden.
·
Die Kooperationsintensität
zwischen Klein- und Mittelunternehmen sowie Universitäten ist wesentlich schwächer
ausgeprägt als für große Unternehmen, u. a. weil in kleineren Unternehmen weniger
Absolventinnen und Absolventen von Hochschulen, sondern oft von BHS tätig sind und
deshalb der Kontakt mit Universitäten fehlt. Längerfristig wird sich die Situation
über eine Steigerung der Zahl der Hochschulabsolventinnen und -absolventen verbessern;
kurzfristig können regionalpolitische Initiativen wie z. B. innoregio für die bessere
Anbindung von Klein- und Mittelbetrieben an Universitäten sorgen.
Die direkte und die steuerliche
Förderung von F&E betreibenden Unternehmen setzt monetäre Anreize für eine Steigerung
der privaten F&E-Tätigkeit und macht die Durchführung von F&E-Projekten
grundsätzlich möglich. Effizienz und Effektivität dieser Förderung hängen dabei
von den Rahmenbedingungen für die unternehmerische F&E-Tätigkeit ab. Die folgenden
zwei prioritären Reformfelder könnten dazu beitragen, die Effekte der öffentlichen
F&E-Förderung auf das Innovationssystem und auf die Gesamtwirtschaft zu maximieren.
Die Anreize zur Ausweitung
der Innovationsanstrengungen müssen nicht immer monetär sein. Sie können sich auch
aus einer Verschärfung des Wettbewerbs ergeben. So können eine Steigerung der Effektivität
der Wettbewerbspolitik und Maßnahmen zur Intensivierung des Wettbewerbs in Branchen
mit niedriger Wettbewerbsintensität solche Anreize setzen. Diese Reformen kosten
die öffentliche Hand verhältnismäßig wenig und lösen mittel- bis langfristig substantielle
positive Effekte aus.
Ansatzpunkte für Reformen
finden sich in folgenden Bereichen (vgl. Böheim,
2008A, 2008B, Janger, 2009, 2010):
· allgemeine Wettbewerbspolitik,
·
allgemeine
Regulierung der Wirtschaft – Gründungsregulierung,
Befähigungsnachweise, Qualifikationsregulierung usw.,
·
sektorspezifische
Regulierung (Energiewirtschaft, freie Berufe usw.)
·
Belebung der
Wettbewerbsintensität über den privaten Konsum.
Öffentliche Förderungen
können immer nur einen Bruchteil der tatsächlichen Innovationsleistungen anstoßen.
Der Großteil wird durch private Mittel finanziert, wobei die Mehrzahl der Unternehmen
für die Investitionen angemessene Finanzierungsquellen findet. Ein Engpass im Sinne
einer privaten Finanzierungslücke besteht aber für kleine, junge Unternehmen mit
besonders großem Wachstumspotential, aber geringem Cash-Flow oder wenig Sicherheiten.
Während die reine Wachstumsfinanzierung das mögliche Volumen an öffentlicher Förderung
in der Regel bei weitem übertrifft, richten sich Risikokapitalgeber speziell an
diese Gruppe von Unternehmen (Peneder,
2010A, Hall – Lerner, 2009). Indem sie das Wachstum innovativer Unternehmen vorantreiben, stärken
sie auch die gesamtwirtschaftliche Innovationsleistung.
Private Risikokapitalgesellschaften
agieren in Österreich nach wie vor ohne gesetzliche Grundlage nach internationalem
Maßstab; die Risikokapitalintensität der österreichischen Wirtschaft ist seit Jahren
niedriger als in fast allen Ländern der EU 15. Risikokapital kann z. B. gerade für
Umwelttechnikunternehmen sehr wichtig sein, da Umwelttechnik aufgrund der weltweiten
Dimension des Klimawandels ein enormes Wachstumspotential auf Unternehmensebene
birgt. So könnten die Forschungsanstrengungen der öffentlichen Hand ihre potentiellen
Wachstums- und Beschäftigungswirkungen nicht vollständig ausschöpfen. Die Schaffung
entsprechender gesetzlicher Grundlagen ist für ein "Crowding-in" privater
Risikofinanzierung vordringlich. Im Gegensatz zu vielen Förderprogrammen belastet
diese Reform die öffentlichen Haushalte praktisch nicht, könnte aber deren Effektivität
wesentlich erhöhen.
Weitere konkrete Maßnahmen
zur Belebung des Risikokapitalmarktes diskutieren Janger (2009), Marchart – Url (2008) sowie Peneder – Schwarz (2008), darunter die Lockerung der Veranlagungsvorschriften für Lebensversicherungen
und für Pensionsfonds, durch die der Anteil der Investitionen in Risikokapitalfonds
steigen würde. Eine kostengünstige Maßnahme zur allgemeinen Stärkung des österreichischen
Kapitalmarktes würde in der Angleichung des Schutzes von Minderheiteninvestoren
an die EU-Spitze bestehen.
Der Erfolg einer Spitzenreiterstrategie muss sich letztlich auch an der Beschleunigung des Strukturwandels messen lassen. Die österreichische Industrie hat ihr durch die Struktur gegebenes F&E-Potential derzeit weitgehend ausgereizt (Reinstaller – Unterlass, 2008), die Unternehmen werden ihre F&E-Ausgaben nur mehr wenig intensivieren. Der Begriff "Strukturwandel" wurde zuletzt in Österreich oft mit branchen- und themenspezifischer Fördertätigkeit bzw. mit dem Begriff "High-Tech versus Low-Tech" verknüpft. Soll die F&E-Förderung bestimmte Branchen oder Technologien gegenüber anderen bevorzugen? Zu dieser Frage vertritt das WIFO eine differenzierte Sichtweise:
·
Ein Land mit
hohem Pro-Kopf-Einkommen muss in der Innovationspolitik eine Spitzenreiterstrategie
verfolgen und dabei in einigen Bereichen Schwerpunkte setzen. Die Ziele einer Spitzenreiterstrategie
sind Exzellenz und Marktführerschaft mit qualitativ hochwertigen Gütern und Dienstleistungen.
Sie sollen u. a. den Anteil auf Märkten mit anspruchsvoller Wissensbasis sowie in
Technologiefeldern mit wachsender gesellschaftlicher Bedeutung und Nachfrage steigen
lassen. Bei knappen Mitteln ist es sinnvoll, direkte Förderprogramme auf Bereiche
mit hoher Innovationsintensität bzw. großer gesellschaftlicher Relevanz – wie z. B. die Bekämpfung des Klimawandels – zu konzentrieren.
·
Das WIFO charakterisiert
Branchen nicht nach der traditionellen OECD-Methode der durchschnittlichen F&E-Intensität,
sondern anhand der Verteilung innovativer Unternehmen. Diese sind – wenn auch in unterschiedlicher Häufigkeit – in allen Wirtschaftszweigen anzutreffen (Peneder, 2010B). Die Zugehörigkeit zu einer
bestimmten Branche oder einem bestimmten Technologiefeld sollte daher kein Ausschließungsgrund
für die allgemeine F&E-Förderung sein; die Spitzenreiterstrategie ist keine
branchenspezifische Strategie, sie richtet sich an innovationsintensive Unternehmen.
Einige der oben genannten
Maßnahmen – Steigerung der tertiären Bildungsbeteiligung,
der Risikokapitalintensität, der Qualität der universitären Forschung, Intensivierung
des Wettbewerbs auf den Produktmärkten – sind
wesentliche Bausteine einer Beschleunigung des Strukturwandels. Sie begünstigen
das Entstehen von "Gazellen" – schnell
wachsenden Unternehmen, die wesentlich zur Arbeitsplatzschaffung und Dynamik der
Gesamtwirtschaft beitragen (Hölzl – Friesenbichler, 2010, Hölzl
– Böheim – Friesenbichler, 2010). Gleichzeitig sind sie unverzichtbare Elemente
einer Strategie, die den Standort für Forschungszentralen attraktiver macht.
Eine nur am Finanzierungssaldo
der öffentlichen Haushalte orientierte Kürzung der öffentlichen Mittel für Forschung,
Innovation und Bildung ist auch im Rahmen einer notwendigen Konsolidierung der öffentlichen
Haushalte keine gute Voraussetzung für den nachhaltigen Sanierungserfolg und das
dafür nötige Wirtschaftswachstum. Die Erträge von Investitionen in Forschung, Innovation
und Bildung sind jedenfalls ungleich höher als jene vieler Formen physischer Investitionen[w]). Das WIFO unterstützt daher eine weitere Intensivierung
der Forschungsaktivitäten bis 2020 (z. B. Steigerung der gesamten F&E-Quote
auf 4% des BIP). Dafür werden sowohl eine Ausweitung der öffentlichen Mittel für
F&E als auch eine Steigerung der Effizienz im Sinne einer höheren Hebelwirkung
auf die nicht-öffentlichen F&E-Ausgaben notwendig sein.
Große Bedeutung kommt der
Kohärenz der Empfehlungen im Rahmen der Systemevaluierung zu. Isolierte Reformen
in einzelnen Bereichen können nicht zur Umsetzung der Spitzenreiterstrategie beitragen.
Ein nachhaltiges, innovationsbasiertes Wachstumsregime mit hoher Gründungsdynamik,
Strukturwandel und Attraktivität für Forschungszentralen benötigt einen breiten
Mix aus Förderungen und unterstützenden Rahmenbedingungen, darunter starke Universitäten,
wettbewerbsintensive Produktmärkte sowie einen leistungsfähigen privaten Risikofinanzierungssektor.
Aufgrund der Knappheit
der öffentlichen Mittel zeigt die vorliegende Analyse Möglichkeiten auf, in den
einzelnen Bereichen das Potential zur Steigerung von Effizienz und Effektivität
auszuschöpfen und zusätzlich die private Finanzierung von Innovation zu aktivieren.
Das WIFO schlägt vor, Reformen zu priorisieren, die hauptsächlich auf die Steigerung
der Hebelwirkung der öffentlichen Mittel und Instrumente abzielen, um die Umsetzung
der Spitzenreiterstrategie voranzutreiben. Aufgrund der Dringlichkeit von Maßnahmen
gegen den Klimawandel und des großen internationalen Rückstands bezüglich der öffentlichen
Forschungsausgaben für Umwelttechnik und Energieforschung sollte dieser Bereich
ebenfalls prioritär behandelt werden. Bis 2014 wird hier eine Umschichtung öffentlicher
Mittel notwendig sein.
Soll Österreich bis 2020
Innovations-Spitzenreiter werden, dann hat ein Bereich nicht zuletzt aufgrund der
teils längeren Vorlaufzeiten absolute Priorität: In wissensbasierten Volkswirtschaften
ist Wissen der wichtigste Wettbewerbsfaktor. Die für die Wissensproduktion und -vermittlung
verantwortlichen Institutionen müssen daher von hervorragender Qualität sein, um
die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Sie sind gleichermaßen wichtig für junge innovationsintensive
Unternehmen wie für Forschungszentralen. Mit dem Zielhorizont 2020 sollte sich deshalb
die Hochschullehre und –forschung quantitativ und qualitativ mit den besten Vergleichsländern
messen können. Um dieses große Potential zu nutzen, ist auch eine Reform des dem
Hochschulsystem vorgelagerten Schulwesens erforderlich.
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the growth of young innovative firms. Therefore, creating a legal basis for private
venture capital funds to be active in this area as well as other measures could
be seen as urgent. |
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[a]) In der
Spitzenreiterstrategie streben Unternehmen bzw. Forscherinnen und Forscher die Marktführerschaft
in Nischen und qualitativ hochstehenden Segmenten an, Marktanteilsgewinne in
fortschrittlichen Branchen und Technologiefeldern oder eine Tätigkeit in
gesellschaftlich relevanten Bereichen. Die Spitzenreiterstrategie stellt
Unternehmen und nicht Sektoren in den Mittelpunkt (Aiginger - Falk, 2009, Aiginger - Falk - Reinstaller, 2009, Tichy, 2010).
Forschung, Entwicklung und Innovation spielen für schnell wachsende Unternehmen
nur in Ländern an der technologischen Grenze eine größere Rolle als für
Unternehmen mit durchschnittlicher Performance (Hölzl - Friesenbichler, 2010).
[b]) So gaben 73% der im Rahmen der Systemevaluierung befragten Unternehmen an, Projekte nicht nach den Fördermöglichkeiten auszurichten, aber verfügbare Förderungen zu nutzen.
[c]) "Riskante Projekte" sind in diesem Zusammenhang solche, die mit höherem Risiko behaftet sind, als private Unternehmen üblicherweise zu tragen bereit sind. Die Gründe dafür können einerseits in einer sehr geringen Erfolgswahrscheinlichkeit liegen, andererseits aber in nicht vollständig internalisierbaren positiven externen Effekten. Sind diese sozialen Erträge hoch und nachhaltig, dann kann dieses Marktversagen durch staatliche Intervention in den Marktmechanismus in Form von Förderungen reduziert werden (Böheim - Gretschmann, 1998).
[d]) Insbesondere da der "Spitzen-Import", d. h. die Beschäftigung hervorragend qualifizierter ausländischer Forscherinnen und Forscher in Österreich nur mangelhaft funktioniert (Bock-Schappelwein - Bremberger - Huber, 2008).
[e]) Siehe dazu etwa Janger (2009). In Österreich stieg der Einsatz von Hochqualifizierten gemessen an den geleisteten Arbeitsstunden (Maturaniveau oder höher) von 1990 bis 2004 um 50%, jener der mittleren Qualifikationen (Berufsschule, Lehre) um 3%, während der Einsatz von Geringqualifizierten (Pflichtschulabschluss) um 26% sank (Peneder et al., 2006).
[f]) "Provided effective technology
transfer systems are put in place, academic research is probably the most
effective source of new ideas, which in turn induce further research for the
business sector" (Van Pottelsberghe, 2008, S. 7).
[g]) Besonderer Finanzierungsbedarf ergibt sich im Bereich der universitären Forschungsinfrastruktur.
[h]) Den Entwicklungsstand des österreichischen Hochschulsektors analysieren Janger - Pechar (2010), Janger (2009), Reinstaller - Unterlass - Prean (2008), Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung - Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie - Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (2010).
[i]) Zur Berechnung der Steigerungsraten der Förderungen siehe die diesem Artikel zugrunde liegende WIFO-Studie (Janger et al., 2010).
[j]) Eine Evaluierung wäre auch deshalb hilfreich, weil die Forschungsprämie nicht im Bundesvoranschlag aufscheint und sich daher der wirkungsorientierten Haushaltsführung entzieht.
[k]) In Österreich schlagen z. B. Schibany - Gassler (2010) eine Größendifferenzierung der Forschungsprämie vor.
[l]) Für die konkrete Umsetzung in Österreich bedürfen diese Ideen einer genauen Ausarbeitung und Anpassung an die österreichische Praxis.
[m]) Dazu ist auch eine Trennung der Budgetansätze für Forschung und Lehre notwendig.
[n]) Internationale Modelle des Zugangsmanagements behandeln Badelt - Wegscheider - Wulz (2007).
[o]) Im Gegensatz dazu sollte der Besuch des Kindergartens kostenlos sein, weil hier die gesellschaftlichen Erträge im Vordergrund stehen.
[p]) Als Qualitätssiegel könnte das nur für jene Studien gelten, die von der Österreichischen Qualitätssicherungsagentur AQA entsprechend zertifiziert wurden.
[q]) Zur Messung der Qualität in der Forschung siehe Hölzl (2006). Der Qualitätsbegriff muss auf Besonderheiten der einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen Rücksicht nehmen.
[r]) Also ein Aufschlag auf die direkten Projektförderkosten von 100%.
[s]) In den USA wird dies auch das "Venture-Capital-Modell der Forschung" genannt: Junge Forscherinnen und Forscher erhalten von der Universität Mittel und Zeit, um frei vom Drittmitteldruck forschen zu können. Nach einer Evaluierung (meist die Tenure-Track-Evaluierung) müssen sie sich dann verstärkt über Drittmittel finanzieren (Janger - Pechar, 2010).
[t]) Ein Studienplatzfinanzierungssystem würde die Bindung der Absolventinnen und Absolventen an ihre Universität erhöhen: Wer qualitätsvoll betreut wurde, wird eher bereit sein, seine Universität zu unterstützen.
[u]) In den 1990er-Jahren wurde die mangelnde Kooperation zwischen den beiden Bereichen als Schwachstelle des österreichischen Innovationssystems identifiziert (z. B. Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr, 1997). Förderprogramme wie z. B. Kplus und das Universitätsgesetz 2002 unterstützten die Kooperationsbildung, und die Verschärfung des Wettbewerbs im Gefolge des EU-Beitritts war Anreiz für die Unternehmen, verstärkt den Kontakt zu externen Wissensquellen zu nutzen.
[v]) Gemäß der Umfrage im Rahmen der Systemevaluierung waren von den 1.208 Unternehmen, die zwischen 2005 und 2007 Innovationsprojekte durchgeführt hatten, insgesamt 75% (auch) an kooperativen Forschungsprojekten beteiligt: 11% nur mit Unternehmen, 11% nur mit Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen, 53% sowohl mit Unternehmen als auch mit Universitäten.
[w]) Die geplanten Baukosten des Koralmtunnels von über 4 Mrd. € würden grob die jährlichen Mehrausgaben für die hier angenommenen öffentlichen F&E-Ziele von 2011 bis 2017 abdecken.