Wirtschaftschronik
III. Quartal 2005
Abgeschlossen am 12. Oktober 2005. • E-Mail Adresse: Angelina.Keil@wifo.ac.at
INHALT
Die Notenbank der USA
erhöht die Leitzinsen in zwei Schritten um jeweils 25 Basispunkte. Die Federal
Funds Rate liegt zu Quartalsende bei 3,75%. Ein verheerender Wirbelsturm hinterlässt
an der Südküste der USA schwerste Schäden. Kurzfristig
erreicht der Rohölpreis 70 $ je Barrel. |
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Europäische Verfassung: Luxemburg
10. Juli: In Luxemburg stimmen 56% der Wähler
für die "Europäische Verfassung". Die Wahlbeteiligung liegt bei 87%.
EU: Haushaltsdefizit Italien
12. Juli: Der Ecofin-Rat fordert Italien auf,
das Maastricht-Defizitlimit von 3% bis zum Jahr 2007 wieder einzuhalten. Damit werden
erstmals die Regeln des revidierten Stabilitätspaktes angewandt. Das Defizit Italiens
lag 2003 und 2004 bei 3,2%.
China: Wechselkursflexibilisierung
21. Juli: China hebt die Bindung des Renminbi
(Yuan) an den Dollar auf, nachdem die USA schon länger eine Flexibilisierung des
Wechselkurses gefordert haben[a]). Künftig orientiert sich der Kurs an einem Währungskorb,
der in seiner Zusammensetzung der Außenhandelsstruktur entspricht.
USA: Leitzinserhöhung
9. August: Die Notenbank der USA erhöht die Leitzinsen um 25 Basispunkte. Die Federal
Funds Rate beträgt 3,5%, die Discount Rate 4,5%.
USA: Erdölpreis nach Hurrikan
21. August: Der Wirbelsturm "Katrina"
richtet in den USA in den Bundesstaaten Mississippi, Louisiana und Alabama großen
Schaden an, New Orleans wird überflutet. Der gesamte Schaden wird auf 100 bis 200
Mrd. $ geschätzt. In Folge erreicht der Erdölpreis in den USA rund 70 $ je Barrel
(West Texas Intermediate 69,82 $ je Barrel).
EU: Textilimporte aus China
5. September: Die EU und China einigen sich über die Vorgangsweise zur Freigabe der EU-Textilimporte
aus China (http://trade-info.cec.eu.int/doclib/docs/2005/september/tradoc_124580.pdf%20sans%20signature%20bis.pdf). Nachdem bereits im August sieben von zehn Importkategorien
von Textilien erschöpft waren, werden 90 Mio. Teile beschlagnahmt. Die Hälfte der
Textilien wird auf die Importquote des nächsten Jahres sowie auf andere Importkategorien
wie z. B. Baumwollfabrikate angerechnet, die Einfuhr der übrigen Waren in die EU
wird ohne Anrechnung zugelassen. Vor allem Italien und Spanien stellen sich zum
Schutz ihrer Textilindustrie gegen das Vorziehen von Quoten.
USA: Leitzinserhöhung
20. September: Nach einer
weiteren Anhebung der Leitzinsen in den USA um 25 Basispunkte erreicht die Federal
Funds Rate 3,75%, die Discount Rate 4,75%.
OPEC: Fördermenge
Die OPEC beschließt anlässlich
ihrer Jahrestagung in Wien, die offizielle Förderobergrenze mit 28 Mio. Barrel pro
Tag beizubehalten. Für den zusätzlichen Bedarf im bevorstehenden Winter erweitert
die OPEC ab 1. Oktober die tägliche Fördermenge bis Jahresende um 2 Mio. Barrel.
EU: Haushaltsdefizit Großbritannien
21. September: Die Europäische
Kommission verabschiedet einen Bericht über die Lage der öffentlichen Haushalte
Großbritanniens; demnach beträgt das Defizit im Haushaltsjahr 2004/05 3,2%, nach
ebenfalls 3,2% im Vorjahr. Nach der Stellungnahme des Wirtschafts- und Finanzausschusses
wird die Kommission entscheiden, ob ein übermäßiges Defizit gemäß Art. 16 Abs. 4
EU-Vertrag besteht und Empfehlungen ausgesprochen werden sollen. Der EU-Vertrag
verpflichtet die Mitgliedsländer, ein übermäßiges Defizit nach Möglichkeit zu vermeiden,
auch wenn sie an der Währungsunion nicht teilnehmen.
Schweiz: Personenfreizügigkeit
25. September: Die Bevölkerung
der Schweiz stimmt mit 65% für die Ausweitung der Personenfreizügigkeit auf die
10 neuen EU-Mitgliedsländer.
Die Frage einer Steigerung
von Wachstum und Beschäftigung beherrscht die wirtschaftspolitische Diskussion.
Um dem Anstieg der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken, beschließt die Bundesregierung
ein Arbeitsmarktpaket, das vor allem Frauen, Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen
zugute kommen soll. Mit einem "Sieben-Punkte-Paket" stellt auch die
Wirtschaftskammer Forderungen an die Wirtschaftspolitik. |
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Wirtschaftskammer: Sieben-Punkte-Paket
Juli: Die Wirtschaftskammer fordert in einem "Sieben-Punkte-Paket
für mehr Wachstum und Beschäftigung" (http://www.wifo.ac.at/bibliothek/archiv/E0063.pdf) weitere Initiativen zur Stimulierung der Investitionen
und damit des Wachstums sowie Maßnahmen zur Stärkung des Vertrauens von Konsumenten
und Unternehmen:
1.
rasche Realisierung
und Erweiterung der im Rahmen des Reformdialogs "Wachstum und Arbeit"
beschlossenen Maßnahmen,
2.
Setzung von
Investitionsanreizen für Unternehmen,
3.
Sofortmaßnahmen
auf dem Arbeitsmarkt ("Arbeitsplatz-Akquisiteure", Ausbau der Eingliederungsbeihilfen),
4.
Senkung der
Mehrwertsteuer auf arbeitsintensive Dienstleistungen und verstärktes Vorgehen gegen
Schwarzarbeit,
5.
Steuerentlastungen
insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen,
6.
Umsetzung des
"Marktreifepakets für Forschung und Entwicklung",
7.
Einsatz zur
Erhaltung der Nahversorgung.
Wirtschafts- und Beschäftigungsgesetz
21. Juli: Der Nationalrat beschließt das Wirtschafts-
und Beschäftigungsgesetz 2005 (BGBl. I Nr. 103/2005)[b]). Es setzt die im Rahmen des "Reformdialogs
für Wachstum und Beschäftigung in Österreich" am 1. Mai 2005 getroffenen Vereinbarungen
gesetzlich um.
Arbeitsmarktpaket
15. September: Die Bundesregierung beschließt ein Arbeitsmarktpaket. Für aktive Arbeitsmarktpolitik werden zusätzlich 285 Mio. € zur Verfügung gestellt; 60.000 Personen sollen damit gefördert werden. Für den Schwerpunkt "Frauen" zur Förderung von Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt und Qualifizierung stehen 101,5 Mio. € zur Verfügung (Zielgruppe: 22.400 Personen). Maßnahmen zur Qualifikation von Jugendlichen und die Lehrlingsförderung werden mit 157,4 Mio. € ausgestattet und sollen 33.700 Jugendlichen zugute kommen. Von der Förderung für Pflege- und Gesundheitsberufe (6,9 Mio. €) werden 1.400 Personen profitieren. Für 4.000 Langzeitarbeitslose unter 25 oder über 45 Jahre werden Lohnsubventionen zur Verfügung gestellt ("Kombilohnmodell"; insgesamt 18,8 Mio. €).
[a]) Keil,
A., "Wirtschaftschronik. II. Quartal 2005", WIFO-Monatsberichte,
2005, 78(7), S. 495, http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=25652.
[b]) Keil,
A., "Wirtschaftschronik. II. Quartal 2005", WIFO-Monatsberichte,
2005, 78(7), S. 497, http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=25652.