WIFO

Alois Guger

Internationale Lohnstückkostenposition 2002 geringfügig verbessert

 

Dank stärkerer Produktivitätszuwächse als im Durchschnitt der Handelspartner hat sich die Lohnstückkostenposition der österreichischen Wirtschaft - sowohl in der Sachgütererzeugung als auch in der Gesamtwirtschaft - 2002 leicht verbessert. In einheitlicher Währung sanken die relativen Lohnstückkosten gegenüber dem gewichteten Durchschnitt aller Handelspartner um ¼% und gegenüber den EU-Handelspartnern um rund 1%.

 

Begutachtung: Ewald Walterskirchen • Wissenschaftliche Assistenz: Eva Latschka • E-Mail-Adressen: Alois.Guger@wifo.ac.at, Eva.Latschka@wifo.ac.at

 

INHALT

Arbeitskosten der Sachgüterproduktion um 3% über gewichtetem EU-Durchschnitt

Produktivitätszuwachs durch kräftigen Beschäftigungsabbau verstärkt

Relative Lohnstückkosten in Sachgütererzeugung und Gesamtwirtschaft 2002 leicht gesunken

Zusammenfassung

 

VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND ABBILDUNGEN

Übersicht 1: Arbeitskosten je Stunde in der Sachgütererzeugung. 4

Übersicht 2: Lohnnebenkosten in Relation zum Leistungslohn. 5

Übersicht 3: Entwicklung der Stundenproduktivität in der Sachgütererzeugung. 7

Übersicht 4: Produktivitätsvergleich zwischen Deutschland und Österreich. 8

Übersicht 5: Entwicklung der Lohnstückkosten in der Sachgütererzeugung und Gesamtwirtschaft 9

Abbildung 1: Arbeitskosten in der Sachgütererzeugung 2002. 3

Abbildung 2: Entwicklung der relativen Lohn- und Lohnstückkosten in der Sachgütererzeugung. 10

 

 

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft hängt langfristig von unternehmensspezifischen Faktoren wie der Innovationsfähigkeit der Betriebe und deren Produkt- und Marketingqualität sowie auf gesamtwirtschaftlicher Ebene von Standortfaktoren wie der Qualifikation des Arbeitskräfteangebotes, den Arbeitsbeziehungen und der Steuerstruktur eines Landes ab. Kurzfristig üben aber Wechselkursschwankungen sowie Änderungen der Arbeitskosten und der Produktivität den größten Einfluss auf die Konkurrenzfähigkeit der außenhandelsintensiven Sektoren aus.

Hatten in den ersten zwei Jahren der Währungsunion - 1999 und 2000 - allein die Stabilität der Wechselkurse innerhalb des Euro-Raums und die Schwäche des Euro eine Verbesserung der preislichen Wettbewerbsposition der österreichischen Sachgüterproduktion um 3½% zur Folge, so zog 2001 und 2002 der effektive Wechselkurs spürbar an (+0,9%): 2001 durch die kräftige Abwertung des japanischen Yen und der schwedischen Krone, 2002 durch einen weiteren Rückgang des Yen-Kurses und die Schwäche der Dollarwährungen (USA, Kanada).

Arbeitskosten der Sachgüterproduktion um 3% über gewichtetem EU-Durchschnitt

In Österreichs Sachgüterproduktion (Industrie und Gewerbe) kostete die Arbeiterstunde 2002 20,93 €. Sie war damit um 3% teurer als im EU-Durchschnitt. Die Kosten der Arbeiterstunde setzten sich aus einem Leistungslohn von 10,93 € und Lohnnebenkosten von 10 € zusammen. Die Lohnnebenkosten für Arbeiter erreichten damit 91,5% des Leistungslohns (je bezahlte Stunde).

In Österreich ist der Lohnnebenkostensatz aufgrund des großen Anteils der steuerbegünstigten Sonderzahlungen (13. und 14. Monatsbezug) hoch. Rechnet man diese Sonderzahlungen als fixe Entlohnungsbestandteile in den Leistungslohn ein, so beträgt der Lohnnebenkostensatz in der Sachgüterproduktion 63,4%; bezogen auf den Jahreslohn macht er 34,5% aus, da hier auch die Ausfallzeiten (Urlaub, Feiertage und Krankenstandstage) zur direkten Entlohnung gerechnet werden.

Die Lohnnebenkosten setzen sich im Wesentlichen aus den Arbeitgeberbeiträgen zur gesetzlichen Sozialversicherung, den freiwilligen Sozialleistungen, den bezahlten Ausfallzeiten und den Sonderzahlungen (z. B. 13. und 14. Monatsbezug, Abfertigungen) zusammen. Sie stiegen 2002 mit +3,9% stärker als der Leistungslohn (+2,7%). Ausschlaggebend war dafür in erster Linie die Zunahme der Abfertigungszahlungen (+21%) durch verstärkten Abbau älterer Beschäftigter und die leichte Steigerung der Sonderzahlungen. Der Lohnnebenkostensatz stieg damit 2002 um 1 Prozentpunkt auf 91,5% des Leistungslohns.

Österreich weist seit dem Vorjahr innerhalb der OECD nach Italien (94,7%) den höchsten Lohnnebenkostensatz aus. Frankreich (91,2%) und Belgien (91%), die im Vorjahr noch deutlich vorangelegen waren, bleiben nach den jüngsten vorläufigen Daten knapp darunter. Mit deutlichem Abstand folgen Spanien (82,7%), die Niederlande (79,3%), Finnland (77,8%), Deutschland (77,5%) und Portugal (76,0%).

 

Abbildung 1: Arbeitskosten in der Sachgütererzeugung 2002

In einheitlicher Währung, Österreich = 100

Q: Eurostat; European Commission, Economic Forecasts; Wirtschaftskammer Österreich; Schwedischer Arbeitgeberverband; U.S. Labor Office; Institut der deutschen Wirtschaft; WIIW. - 1) 2001. - 2) 2000.

2002 kostete die Arbeitsstunde in Österreichs Sachgütererzeugung 20,91 €. In neun Ländern war der Faktor Arbeit teurer. Im EU-Durchschnitt zahlte die Industrie um 3% weniger. Die neuen Industrieländer im Fernen Osten erreichten weniger als die Hälfte, die östlichen Nachbarländer rund ein Drittel (Slowenien) bis gut ein Siebentel (Slowakei) der österreichischen Arbeitskosten.

 

In erster Linie hängt die Höhe der Lohnnebenkosten von der Form der Finanzierung und dem Umfang des Sozialstaates ab. In den Ländern mit hohen Lohnnebenkostensätzen wird das System der sozialen Sicherheit überwiegend über Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge finanziert, während in den anderen Ländern die Steuermittel stärker dazu herangezogen werden. So betragen die Lohnnebenkosten in Schweden, Japan, Griechenland, Norwegen und der Schweiz zwischen 50% und knapp 70% des Leistungslohns, in Großbritannien 44,6% und den anderen angelsächsischen Ländern nur rund 40%; am stärksten ausgebaut ist die Finanzierung des Sozialstaates aus Steuermitteln in Dänemark - der Lohnnebenkostensatz liegt bei nur 31%, allerdings mit kräftig steigender Tendenz.

Übersicht 1: Arbeitskosten je Stunde in der Sachgütererzeugung

 

 

 

 

 

 

 

 

2002

Ø 1990/2000

Ø 1995/ 2002

2000

2001

2002

 

In €

Jährliche Veränderung in %

 

 

 

 

 

 

 

Norwegen

28,4

+3,4

+6,0

+6,4

+5,6

+12,3

Schweiz

26,5

+3,5

+2,1

+3,9

+6,1

+4,5

Dänemark

25,7

+4,9

+4,0

+3,2

+5,2

+4,1

Deutschland1)

25,4

+3,8

+1,4

+1,9

+1,4

+2,4

Belgien

23,5

+3,3

+1,8

+1,7

+3,1

+3,1

Finnland

23,2

+2,4

+3,1

+2,7

+5,3

+5,2

Niederlande

22,6

+3,7

+2,6

+4,6

+3,8

+3,6

USA

22,2

+6,2

+7,8

+19,1

+6,3

-2,1

Schweden

21,6

+2,6

+4,0

+7,8

-6,1

+5,1

 

 

 

 

 

 

 

Österreich2)

20,9

+4,5

+2,1

+1,8

+3,2

+3,3

 

 

 

 

 

 

 

Japan

19,9

+9,0

+1,2

+21,9

-8,0

-9,4

Großbritannien

19,8

+6,7

+8,5

+13,3

+2,2

+2,1

Frankreich

19,5

+4,0

+3,2

+2,8

+3,9

+3,7

Kanada

17,5

+3,4

+5,2

+18,6

+3,6

-3,2

Irland

17,2

+4,9

+6,6

+8,2

+10,4

+6,7

Italien

16,6

+1,0

+3,7

+1,9

+2,2

+2,8

Spanien

15,4

+4,1

+4,5

+4,9

+4,6

+5,1

Griechenland

9,5

+5,1

+4,7

+8,7

+2,3

+6,4

Portugal

6,6

+6,4

+4,0

+4,2

+4,1

+3,0

 

 

 

 

 

 

 

Handelspartner3)

20,8

+4,0

+2,9

+4,9

+2,1

+2,1

 

 

 

 

 

 

 

EU ohne Österreich3)

20,3

+3,6

+2,6

+3,1

+2,0

+2,9

 

 

 

 

 

 

 

Österreich

 

 

 

 

 

 

Handelspartner = 100

100,6

+0,5

-0,8

-3,0

+1,1

+1,2

EU-Handelspartner = 100

103,0

+0,9

-0,5

-1,2

+1,2

+0,4

Deutschland = 100

82,4

+0,7

+0,6

-0,1

+1,8

+0,9

Q: Eurostat; Wirtschaftskammer Österreich; Schwedischer Arbeitgeberverband; U.S. Labor Office; Institut der deutschen Wirtschaft; European Commission, Economic Forecasts. - 1) Ab 1996 einschließlich Ostdeutschlands. - 2)  Bis 1995 Industrie laut Fachverbandsgliederung, ab 1996 Sachgütererzeugung (Industrie und Gewerbe). - 3) Gewichteter Durchschnitt der Handelspartner gemäß der Berechnung der WIFO-Wechselkursindizes; die Arbeitskosten in Euro wurden mit der Zahl der Industriebeschäftigten gewichtet.

 

 

 

Übersicht 2: Lohnnebenkosten in Relation zum Leistungslohn

Arbeiter

 

 

 

 

1996

2002

 

In % des Leistungslohns

 

 

 

Italien

102,0

94,7

 

 

 

Österreich

91,5

91,5

 

 

 

Frankreich

92,0

91,2

Belgien

95,0

91,0

Spanien

82,5

82,7

Niederlande

80,0

79,3

Westdeutschland

82,0

78,8

Finnland

75,2

77,8

Deutschland

80,2

77,5

Portugal

78,0

76,0

Schweden

70,3

69,5

Griechenland

68,0

67,8

Japan

71,2

67,3

Ostdeutschland

66,6

65,0

Schweiz

52,5

52,5

Norwegen

49,0

48,5

Großbritannien

41,4

44,6

Irland

39,7

39,7

USA

39,6

38,7

Kanada

38,4

38,6

Dänemark

26,0

31,0

Q: Institut der deutschen Wirtschaft, Wirtschaftskammer Österreich, Statistik Austria, WIFO.

 

2002 kostete die Arbeiterstunde in Österreichs Sachgütererzeugung 20,93 €. In der internationalen Arbeitskostenhierarchie lag Österreich damit an 10. Stelle. Mit deutlichem Abstand wies Norwegen die höchsten Arbeitskosten aus, sie waren um fast 36% höher als in Österreich. In der Schweiz zahlt die Sachgütererzeugung um rund ein Viertel, in Dänemark und in Deutschland um gut ein Fünftel mehr als in Österreich, in Belgien, Finnland und den Niederlanden um rund 10%, in den USA um rund 6% und in Schweden um etwa 3% mehr.

Seit den frühen neunziger Jahren zahlte Deutschland mit Abstand die höchsten Löhne. Durch die Aufwertung der norwegischen Krone, des Schweizer Franken und der dänischen Krone gegenüber dem Euro weisen heute Norwegen (28,4 €) und die Schweiz (26,5 €) die höchsten Arbeitskosten auf; mit einigem Abstand folgen Dänemark (25,7 €) und Deutschland (25,4 €). Gut 23 € zahlen Belgien und Finnland, die Niederlande und die USA etwas weniger. In Schweden kostet die Arbeiterstunde (21,6 €) um 3% mehr als in Österreich (20,9 €), in Japan, Großbritannien und Frankreich mit knapp 20 € um rund 5% weniger, in Irland und Italien um rund ein Fünftel, in Spanien um ein Viertel weniger.

Weniger als halb so hoch wie in Österreich sind die Arbeitskosten in Griechenland und den fernöstlichen Ländern Korea, Singapur und Neuseeland. Slowenien, Hongkong, Portugal und Taiwan zahlen rund ein Drittel, Polen ein Viertel, Ungarn und Tschechien ein Fünftel, die Slowakei ein Siebentel sowie Russland, Rumänien und Bulgarien weniger als ein Zehntel des österreichischen Niveaus. Dieser enorme Lohnkostennachteil Westeuropas wird durch einen entsprechenden Rückstand in der Kapital- und Infrastrukturausstattung noch weitgehend ausgeglichen[a]).

Nachdem sich der Faktor Arbeit in der ersten Hälfte der neunziger Jahre in Österreich gegenüber dem Durchschnitt der Handelspartner durch einen stärkeren Lohnkostenauftrieb und die Aufwertung des Schillings um rund ½ Prozentpunkt pro Jahr verteuert hatte, verbilligte er sich seit Mitte des Jahrzehnts in einheitlicher Währung um 0,8% pro Jahr, obwohl in den letzten zwei Jahren der Lohnkostenauftrieb wieder stärker war und der Euro effektiv leicht aufwertete (2001 +0,3%, 2002 +0,6%), sodass die relativen Arbeitskosten jeweils um gut 1% stiegen.

Produktivitätszuwachs durch kräftigen Beschäftigungsabbau verstärkt

Für die Beurteilung der Wettbewerbsposition einer Volkswirtschaft auf dem Weltmarkt sind nicht nur die Kosten der Arbeitskraft und die Wechselkursrelationen ausschlaggebend, sondern auch die Produktivität des Faktors Arbeit, also die Produktionsleistung je Arbeitsstunde.

Österreichs Industrie steigerte die Arbeitsproduktivität im letzten Jahrzehnt überdurchschnittlich kräftig. Dafür dürften neben einer relativ guten Auslastung und der vergleichsweise hohen Investitionsquote die stärkere Öffnung der Märkte und die rasch zunehmende Globalisierung der Produktion durch die europäische Integration und die Ostöffnung ausschlaggebend gewesen sein. Der erhöhte Rationalisierungsdruck schlug sich in einem verstärkten Beschäftigungsabbau nieder - u. a. durch Auslagerung in den Dienstleistungssektor und Frühpensionierungen.

Im Durchschnitt der neunziger Jahre erzielte die österreichische Industrie mit gut +5% pro Jahr überdurchschnittliche Produktivitätssteigerungen; nur in Irland und Finnland waren die Effizienzgewinne höher. Im Durchschnitt der EU und der Handelspartner insgesamt stieg die Arbeitsproduktivität je Stunde zwischen 1990 und 2000 jährlich um 3,6% bzw. 3,4%.

Diese kräftige Produktivitätssteigerung war zu Beginn des Jahrzehnts auch mit höheren Beschäftigungseinbußen verbunden: War die Industriebeschäftigung zwischen 1980 und 1990 in Österreich im Durchschnitt um 1,4% pro Jahr zurückgegangen, so sank sie in der ersten Hälfte der neunziger Jahre um 3,1% pro Jahr. In den folgenden Jahren verringerte sich die Beschäftigung sowohl in der Industrie (-1,0%) als auch in der Sachgüterproduktion (Industrie und Gewerbe, -0,7%). 2002 wurde die Zahl der Arbeitsplätze bei stagnierender Produktion kräftig gekürzt. Nach einer geringen Produktivitätssteigerung von 1,4% im Jahr 2001 erhöhte sich die Stundenproduktivität in der Sachgüterproduktion 2002 durch eine Reduktion von Beschäftigung (-2½%) und Arbeitszeit (-0,7%) um 3½%.

Nach den bislang verfügbaren Daten dürfte damit das Produktivitätswachstum in Österreichs Sachgüterproduktion um 1,5 Prozentpunkte höher gewesen sein als im Durchschnitt der Handelspartner. Merklich höhere Raten erzielten 2002 Irland, die USA, Schweden und Griechenland.

Übersicht 3: Entwicklung der Stundenproduktivität in der Sachgütererzeugung

 

 

 

 

 

 

 

Ø 1990/2000

Ø 1995/2002

2000

2001

2002

 

Jährliche Veränderung in %

 

 

 

 

 

 

Norwegen

-0,1

+0,3

+0,1

+1,0

+2,4

Schweiz

+1,2

+0,4

+1,1

+0,7

-2,1

Dänemark

+2,8

+3,0

+7,2

+6,5

+3,6

Deutschland1)

+4,0

+3,7

+4,8

-0,3

+2,6

Belgien

+1,9

+1,8

+2,3

-0,6

+1,3

Finnland

+5,8

+3,2

+8,8

-1,4

+3,3

Niederlande

+2,5

+1,7

+4,3

-0,5

-0,9

USA

+3,1

+3,2

-0,1

+2,3

+4,4

Schweden

+3,7

+1,8

±0,0

-2,8

+4,1

 

 

 

 

 

 

Österreich2)

+5,1

+4,4

+6,6

+1,4

+3,5

 

 

 

 

 

 

Japan

+2,8

+1,8

+6,5

-4,7

+3,5

Großbritannien

+1,9

+1,8

+5,1

+1,7

+0,7

Frankreich

+4,1

+4,0

+4,3

+1,8

+2,7

Kanada

+1,9

+0,3

+0,5

-1,9

+2,3

Irland

+6,5

+9,1

+13,4

+8,8

+15,6

Italien

+2,7

+1,6

+2,3

+0,6

-1,2

Spanien

+4,1

+1,7

+2,3

-0,1

+0,6

Griechenland

+4,1

+3,8

+7,5

+1,1

+4,0

Portugal

+3,0

+2,2

+1,4

+0,8

-1,2

 

 

 

 

 

 

Handelspartner3)

+3,4

+2,9

+3,8

+0,2

+1,9

 

 

 

 

 

 

EU ohne Österreich3)

+3,6

+3,1

+4,3

+0,2

+1,9

 

 

 

 

 

 

Österreich

 

 

 

 

 

Handelspartner = 100

+1,6

+1,4

+2,7

+1,2

+1,5

EU-Handelspartner = 100

+1,4

+1,2

+2,2

+1,2

+1,6

Deutschland = 100

+1,0

+0,7

+1,7

+1,6

+0,8

Q: OECD, Main Economic Indicators; Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin; National Institute for Economic Research, London; European Commission, Economic Forecasts. - 1) Ab 1996 einschließlich Ostdeutschlands. - 2) Bis 1995 Industrie laut Fachverbandsgliederung, ab 1996 Sachgütererzeugung (Industrie und Gewerbe). - 3) Gewichteter Durchschnitt der Handelspartner gemäß der Berechnung der WIFO-Wechselkursindizes.

 

Der Niveauunterschied zwischen der Arbeitsproduktivität verschiedener Volkswirtschaften ist schwierig zu beurteilen; den einzigen Anhaltspunkt liefert der Nettoproduktionswert bzw. die Bruttowertschöpfung. Methodisch sauber kann die Arbeitsproduktivität nur für die Produktion eines einzelnen Gutes gemessen werden. Da sich der Output eines Betriebs, einer Branche, oder der Industrie insgesamt aus unterschiedlichen Gütern zusammensetzt, kann die Höhe der Produktion nur als Wert der Nettoproduktion (Wertschöpfung plus Abschreibungen) erfasst werden.

 

Übersicht 4: Produktivitätsvergleich zwischen Deutschland und Österreich

Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen, zu Preisen von 1995

 

 

 

 

Deutschland

 

Sachgütererzeugung

Produzierendes Gewerbe

 

Österreich = 100

 

 

 

1991

98,3

93,2

1992

101,7

96,1

1993

99,9

93,4

1994

102,2

94,7

1995

98,6

92,3

1996

94,3

89,2

1997

94,2

89,5

1998

92,3

87,4

1999

88,4

84,9

2000

85,8

83,2

2001

84,1

82,1

20021)

83,5

80,6

Q: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen; Statistik Austria; WIFO-Berechnungen. Zu Herstellungspreisen, nach ESVG 1995. - 1) Vorläufige Werte. Produzierendes Gewerbe: Bergbau, Sachgütererzeugung, Energie- und Wasserversorgung, Bauwesen.

 

Gemäß einem Vergleich des Nettoproduktionswertes je Erwerbstätigen laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung zwischen dem produzierenden Gewerbe (Bergbau, Sachgüterproduktion, Energie- und Wasserversorgung sowie Bauwesen) Deutschlands und Österreichs und der Sachgüterproduktion beider Länder entwickelte sich die Produktivität in der heimischen Wirtschaft deutlich günstiger als in der deutschen. Im Jahr 2002 lag das Produktivitätsniveau (Produktion je Erwerbstätigen) in der deutschen Sachgüterproduktion um gut 16% unter dem österreichischen. Im produzierenden Gewerbe insgesamt war der Abstand etwas größer. Die Stundenproduktivität differiert weniger, da in der deutschen Wirtschaft um 9% kürzer gearbeitet wird[b]).

Relative Lohnstückkosten in Sachgütererzeugung und Gesamtwirtschaft 2002 leicht gesunken

Die Arbeitskosten je Produktionseinheit sind einer der wichtigsten Bestimmungsgründe der Preisbildung in der Industrie und damit ein bedeutender Indikator der preislichen Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Sie werden aus dem Verhältnis der Kosten der Arbeitsstunde und der Stundenproduktivität errechnet.

 

Übersicht 5: Entwicklung der Lohnstückkosten in der Sachgütererzeugung und Gesamtwirtschaft

In einheitlicher Währung

 

 

 

 

 

 

 

Ø 1990/2000

Ø 1995/2002

2000

2001

2002

 

Jährliche Veränderung in %

 

 

 

 

 

 

Sachgütererzeugung

 

 

 

 

 

Norwegen

+3,4

+5,7

+6,3

+4,6

+9,7

Schweiz

+2,3

+1,7

+2,8

+5,4

+6,8

Dänemark

+2,1

+1,0

-3,8

-1,2

+0,4

Deutschland1)

-0,2

-2,2

-2,8

+1,7

-0,2

Belgien

+1,4

-0,1

-0,6

+3,7

+1,7

Finnland

-3,3

-0,1

-5,6

+6,8

+1,8

Niederlande

+1,2

+0,9

+0,3

+4,4

+4,6

USA

+3,0

+4,4

+19,3

+3,9

-6,3

Schweden

-1,0

+2,2

+7,8

-3,3

+1,0

 

 

 

 

 

 

Österreich2)

-0,6

-2,2

-4,5

+1,8

-0,2

 

 

 

 

 

 

Japan

+6,0

-0,6

+14,4

-3,5

-12,4

Großbritannien

+4,7

+6,6

+7,8

+0,5

+1,4

Frankreich

-0,1

-0,8

-1,4

+2,0

+1,0

Kanada

+1,5

+4,8

+17,9

+5,6

-5,3

Irland

-1,6

-2,3

-4,6

+1,5

-7,7

Italien

-1,7

+2,1

-0,4

+1,6

+4,0

Spanien

+0,1

+2,7

+2,5

+4,7

+4,5

Griechenland

+0,9

+0,9

+1,2

+1,2

+2,3

Portugal

+3,3

+1,7

+2,8

+3,2

+4,7

 

 

 

 

 

 

Handelspartner3)

+0,6

±0,0

+1,1

+2,0

+0,1

 

 

 

 

 

 

EU ohne Österreich3)

±0,0

-0,5

-1,2

+1,8

+1,0

 

 

 

 

 

 

Österreich

 

 

 

 

 

Handelspartner = 100

-1,1

-2,2

-5,5

-0,1

-0,3

EU-Handelspartner = 100

-0,6

-1,7

-3,4

±0,0

-1,1

Deutschland = 100

-0,3

±0,0

-1,8

+0,1

±0,0

 

 

 

 

 

 

Gesamtwirtschaft

 

 

 

 

 

Österreich

+1,7

-0,6

-0,5

+1,4

+0,7

Handelspartner = 100

-0,6

-2,3

-4,3

-0,7

-0,3

EU-Handelspartner = 100

-0,2

-1,9

-2,4

-0,7

-1,0

Deutschland = 100

-0,5

-0,5

-1,4

-0,1

-0,1

Q: Eurostat; Wirtschaftskammer Österreich; Schwedischer Arbeitgeberverband; U.S. Labor Office; European Commission, Economic Forecasts; Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin; National Institute for Economic Research, London; WIFO-Berechnungen aus Daten der OECD: Main Economic Indicators, National Accounts, Economic Outlook. - 1) Ab 1996 einschließlich Ostdeutschlands. - 2) Bis 1995 Industrie laut Fachverbandsgliederung, ab 1996 Sachgütererzeugung (Industrie und Gewerbe). - 3) Gewichteter Durchschnitt der Handelspartner gemäß der Berechnung der WIFO-Wechselkursindizes.

 

In der ersten Hälfte der neunziger Jahre machte die kräftige Produktivitätssteigerung in der österreichischen Industrie den zum Teil aufwertungsbedingt hohen Lohnkostenauftrieb nicht wett, ihre Lohnstückkostenposition verschlechterte sich gegenüber den westlichen Handelspartnern deutlich (Abbildung 2).

Seit der Mitte der neunziger Jahre erhöht sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft kontinuierlich. Die relativen Lohnstückkosten sanken in diesem Zeitraum in einheitlicher Währung sowohl in der Sachgütererzeugung als auch in der Gesamtwirtschaft um rund 15%. Zuletzt (2002) verbesserte sich die relative Lohnstückkostenposition der heimischen Wirtschaft leicht (-0,3%).

Durch die Stabilisierung der Währungsrelationen im Vorfeld der Bildung der Europäischen Währungsunion und einen schwächeren Lohnauftrieb bei anhaltend hohen Produktivitätszuwächsen verbesserte sich die Arbeitskostenposition der heimischen Sachgütererzeugung in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre kontinuierlich.

 

Abbildung 2: Entwicklung der relativen Lohn- und Lohnstückkosten in der Sachgütererzeugung

In einheitlicher Währung

Q: Eurostat; Wirtschaftskammer Österreich; Schwedischer Arbeitgeberverband; U.S. Labor Office; Institut der deutschen Wirtschaft; European Commission, Economic Forecasts; Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin; National Institute for Economic Research, London; WIFO-Berechnungen aus Daten der OECD: Main Economic Indicators, National Accounts, Economic Outlook. - Die internationale Lohnstückkostenposition der österreichischen Wirtschaft veränderte sich im Laufe der neunziger Jahre mehrmals. Nachdem sich die Arbeitskostenposition der österreichischen Industrie in der ersten Hälfte der neunziger Jahre durch einen starken Lohnauftrieb und den Wertgewinn des Schillings im Gefolge der Krise im EWS deutlich verschlechtert hatte, sanken die relativen Lohnstückkosten durch niedrigeren Lohnauftrieb bei anhaltend hohen Produktivitätszuwächsen und günstigeren Währungsrelationen in einheitlicher Währung um 2,2% pro Jahr. Insgesamt hat sich die relative Lohnstückkostenposition der Sachgütererzeugung Österreich seit Mitte der neunziger Jahre um gut 15% verbessert.

 

Seit Mitte der neunziger Jahre sanken die Lohnstückkosten jährlich um 2,2%, während sie (in einheitlicher Währung) im Durchschnitt der Handelspartner stagnierten. Die Lohnstückkostenposition hat sich damit gegenüber dem Durchschnitt der Handelspartner pro Jahr um 2,2% verbessert, gegenüber den EU-Handelspartnern um 1,7% pro Jahr.

Nach einer Zunahme um 1,8% im Jahr 2001 sanken die Lohnstückkosten in der österreichischen Sachgütererzeugung 2002 wieder leicht (-0,2%), und die relative Lohnstückkostenposition verbesserte sich gegenüber dem Durchschnitt der Handelspartner um 0,3% und gegenüber der EU um gut 1%.

Auch in der Gesamtwirtschaft entwickelten sich die relativen Lohnstückkosten seit Mitte der neunziger Jahre im internationalen Vergleich günstig: In einheitlicher Währung verringerten sich die Lohnstückkosten um 2¼% pro Jahr gegenüber dem Durchschnitt der Handelspartner und um 1,9% gegenüber den EU-Partnerländern (2002 -0,3% bzw. -1%).

Zusammenfassung

In Österreichs Sachgütererzeugung kostete die Arbeiterstunde im Jahr 2002 20,93 €; sie war damit um rund 3% teurer als im EU-Durchschnitt. Dieser Betrag setzt sich aus einem Leistungslohn von 10,93 € und Lohnnebenkosten von 10 € zusammen. Der Lohnnebenkostensatz betrug damit 2002 in der Sachgütererzeugung 91,5% des Leistungslohns; er erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr vor allem durch eine Zunahme der Abfertigungszahlungen infolge eines verstärkten Abbaus älterer Beschäftigter um 1 Prozentpunkt. Österreich weist nach Italien den zweithöchsten Lohnnebenkostenanteil aus.

Österreich nimmt heute in der internationalen Arbeitskostenhierarchie den 10. Rang ein. Am teuersten ist der Faktor Arbeit in Norwegen, in der Schweiz, in Dänemark und Deutschland. In Norwegen kostet die Arbeitsstunde in der Sachgüterproduktion um fast 36% mehr als in Österreich (Schweiz +25%, Dänemark, Deutschland gut +20%, Belgien, Finnland, Niederlande rund +10%, USA +6%, Schweden +3%).

Die Sachgütererzeugung steigerte ihre Stundenproduktivität im letzten Jahrzehnt in Österreich überdurchschnittlich (+5% pro Jahr). Nach einer mäßigen Entwicklung im Jahr 2001 erreichte der Zuwachs 2002 trotz stagnierender Produktion durch kräftigen Personalabbau und Reduktion der Arbeitszeit wieder 3½%; er war damit um 1½ Prozentpunkte höher als im Durchschnitt der Handelspartner.

Die Lohnstückkostenposition der österreichischen Wirtschaft - Sachgütererzeugung und Gesamtwirtschaft - hat sich seit Mitte der neunziger Jahre um rund 15% verbessert. Die relativen Lohnstückkosten sanken gegenüber dem Durchschnitt der Handelspartner durch günstige Währungsrelationen, niedrigen Lohnauftrieb und hohe Produktivitätssteigerungen in einheitlicher Währung um 2¼% pro Jahr.

Im Jahr 2002 stiegen die Arbeitskosten je Stunde in Österreichs Sachgütererzeugung um 3,3%. Wegen der kräftigen Steigerung der Stundenproduktivität (+3½%) sanken aber die Lohnstückkosten leicht (-0,2%). Da sich im Durchschnitt der Handelspartner in einheitlicher Währung eine Stagnation ergab (+0,1%), hat sich die relative Lohnstückkostenposition der österreichischen Sachgütererzeugung leicht verbessert (-¼%).

 

International Unit Labour Cost Position Slightly Improved in 2002 - Summary

In an international hierarchy of labour costs, Austria ranks at 10th place. Labour is most expensive in Norway (36 percent more than in Austria), followed by Switzerland (25 percent), Denmark and Germany (some 20 percent).

For Austria's manufacturing, an hour of blue-collar labour cost 20.93 € in 2002, or about 3 percent more than the EU average. Labour costs per hour were made up of 10.93 € in wages and 10 € in non-wage labour costs. Supplementary wage costs thus made up 91.5 percent, higher by 1 percentage point against 2001 due to a rise in severance pay through increased staff cuts and higher bonus payments. This rate is higher only in Italy (94.7 percent).

Non-wage labour costs are substantial in Austria because of the large share taken up by tax-privileged bonus payments (13th and 14th monthly wage or salary). If such bonus payments are included in the pay as fixed components of the wage or salary, the rate of non-wage labour costs is reduced to 63.4 percent in manufacturing.

Austrian business has undergone several changes in its unit labour cost position in the course of the 1990s. Following a deterioration by 5 percent in the first half of the decade, a better currency position, lower wage gains and a high and sustained productivity growth rate since the mid 1990s combined to cut the relative unit wage costs both in manufacturing and in the overall economy by 2.25 percent p.a. relative to an average of trading partners (calculated in a single currency). Thus, Austrian businesses have improved their position in terms of price competition by some 15 percent since 1995.

In 2002, the cost for an hour of labour rose by 3.3 percent. With productivity growth accelerating (+3.5 percent) in spite of stagnating production, due to higher cutbacks in labour and shorter working hours, unit labour costs declined slightly (-0.2 percent), also relative to Austria's trading partners (-0.3 percent).

 

 

 



[a])  Zu den Arbeitskosten in Ost-Mitteleuropa vgl. Schröder, C., "Industrielle Arbeitskosten in Mittel- und Osteuropa", IW-Trends, 1999, (1), und WIIW, Annual Data Base on Eastern Europe.

[b])  Eurostat, "Arbeitskostenerhebung 2000", Statistik kurz gefasst, Thema, 2003, (3-18); monatliche Arbeitszeit je Arbeitnehmer im Jahr 2000 nach Wirtschaftszweigen.