WIFO

Markus Marterbauer

Anhaltende Konjunkturflaute

 

Die österreichische Wirtschaft leidet weiterhin unter einem Mangel an Nachfrage. Das Exportwachstum wird schwächer, und die Industrieunternehmen beurteilen die Geschäftslage neuerlich ungünstiger. Von der Konsumnachfrage kommen kaum Konjunkturimpulse. Hingegen befindet sich die Bauwirtschaft in einem Aufschwung.

 

Der Konjunkturbericht entsteht jeweils in Zusammenarbeit aller Mitarbeiter des WIFO. • Abgeschlossen am 4. August 2003. • E-Mail-Adresse: Markus.Marterbauer@wifo.ac.at

 

INHALT

Weiterhin keine Hinweise auf einen Konjunkturaufschwung in der EU

Verhaltene Belebung in den USA

Steigende Aktienkurse, Aufwertung des Euro

Keine Erholung der heimischen Industriekonjunktur

Überschuss in der Leistungsbilanz steigt

Merkliche Eintrübung des Konsumentenvertrauens

Aufschwung in der Bauwirtschaft

Stabile Preise

Keine Erholung auf dem Arbeitsmarkt

 

VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN

Abbildung 1: Internationale Konjunktur 5

Abbildung 2: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests. 9

Abbildung 3: Wirtschaftspolitische Eckdaten. 11

 

 

Die aktuellen Konjunkturindikatoren deuten weiterhin nicht auf einen Wirtschaftsaufschwung hin. Nach den Ergebnissen des WIFO-Konjunkturtests für das III. Quartal trübt sich die Stimmung in der Sachgütererzeugung seit Jahresende 2002 weiter ein. Die Unternehmen rechnen für die nächsten Monate mit nur noch geringen Produktionszuwächsen (der saisonbereinigte Saldo aus optimistischen und pessimistischen Meldungen verringerte sich auf +2,1 Prozentpunkte). Deutlich pessimistischer als zuletzt zeigen sich die Unternehmen des Grundstoffsektors und der technischen Verarbeitung. Sie melden stark rückläufige Exportaufträge und klagen über sinkende Verkaufspreise. Einzig die Kfz-Industrie zeigt sich optimistisch.

Dieses Bild wird gestützt durch die niedrige Kapazitätsauslastung. Sie war im III. Quartal mit 80,5% etwa gleich hoch wie in den letzten vier Quartalen. Dies und die zurückhaltenden Absatzerwartungen dürften die Investitionstätigkeit dämpfen. Der WIFO-Investitionstest vom Frühsommer weist auf sehr verhaltene Investitionspläne der Industrieunternehmen hin (+1,8% gegenüber dem Vorjahr).

Das Exportwachstum schwächt sich ab. Die Warenausfuhr war von Jänner bis April laut Außenhandelsstatistik nominell um nur noch 2½% höher als im Vorjahr, die Warenzahlungsstatistik weist für Jänner bis Mai sogar einen Rückgang um 2¼% aus. Sehr gedämpft entwickelt sich die Ausfuhr in den Binnenmarkt der EU und zu den ostmitteleuropäischen Handelspartnern, letztere blieb sogar unter dem Vorjahresergebnis. Günstiger verläuft der Export in die Hoffnungsmärkte Südosteuropas. Die starke Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar (Juli +13% gegenüber dem Vorjahr) dürfte den heimischen Exporteuren zunehmend Probleme bereiten.

Die Schwäche der Exporte nach Westeuropa belegt die anhaltende Stagnation der Wirtschaft in der EU. Auch dort fehlen die Hinweise auf einen Konjunkturaufschwung. Das von der Europäischen Kommission ausgewiesene Geschäftsklima in der Sachgütererzeugung hat sich im Juli neuerlich verschlechtert. Besser ist die Stimmung der Verbraucher. Vor allem in Deutschland und Frankreich hat sich das Verbrauchervertrauen in den letzten Monaten verbessert. Stabile Preise und die Ankündigung von Steuerentlastungen könnten dazu beigetragen haben. Allerdings bleibt offen, ob die günstigere Konsumentenstimmung auch in höhere Konsumnachfrage umgesetzt wird.

In Österreich trübte sich das Konsumentenvertrauen seit Jahresbeginn ein, der Vertrauensindikator sank seit Jahresbeginn um 9 Prozentpunkte. Umfragen unter den Einzelhandelsunternehmen deuten auf eine Stagnation der realen Umsätze auf dem Niveau des Vorjahres hin, die Beschäftigung geht im Handel merklich zurück. Etwas günstiger dürfte die Lage im Kfz-Handel sein, die Pkw-Neuzulassungen überstiegen die Vorjahresmarke im 1. Halbjahr um 4½%.

In einem Aufschwung befindet sich die Bauwirtschaft. Der WIFO-Konjunkturtest bestätigt die seit dem Sommer 2002 anhaltende Verbesserung der Produktionsergebnisse im Tiefbau, der von einer Ausweitung der Aufträge in den Bereichen Schiene und Straße profitiert. Nun zeichnet sich auch ein Ende der mehrjährigen Flaute im Wohnungsneubau ab: Die Baubewilligungen nehmen zu, und die Unternehmen des Hochbaus zeigen sich wesentlich zuversichtlicher.

Die Preise auf Verbraucherebene bleiben weitgehend stabil. Die Inflationsrate lag im Juni bei nur noch 1,1%. Dazu tragen der Rückgang der Importpreise, der verhaltene Anstieg der Lohnstückkosten und die allgemeine Nachfrageschwäche bei.

Auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich vor dem Hintergrund der Konjunkturflaute keine Erholung ab. In der Produktion sinkt die Beschäftigung markant, die Dienstleistungsbranchen bieten hingegen zusätzliche Arbeitsplätze an. Die Zahl der Arbeitslosen war im Juli mit 200.000 um 8.300 höher als im Vorjahr. Zudem befanden sich um 5.000 Personen mehr in Schulungsmaßnahmen als vor einem Jahr. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug 7,2% der unselbständigen Erwerbspersonen bzw. 4,5% der Erwerbspersonen laut Eurostat.

 

Weiterhin keine Hinweise auf einen Konjunkturaufschwung in der EU

Das Geschäftsklima stagniert in der EU auf niedrigem Niveau. Die unter dem Gesichtspunkt der Konjunkturdynamik besonders wichtige Stimmung unter den Industrieunternehmen trübte sich in den letzten Monaten ein. Hingegen wurden Konsumenten und Einzelhandelsunternehmen etwas optimistischer.

Derzeit gibt es keinen Hinweis auf eine Aufhellung des Wirtschaftsklimas in der EU. Der entsprechende Indikator der Europäischen Kommission hat sich von Mitte 2002 bis März 2003 merklich verschlechtert und seitdem nicht verändert. In der Sachgütererzeugung trübte sich das Vertrauen der Unternehmer seit dem Frühjahr ein: Hatte der Saldo aus positiven und negativen Antworten zu Jahresbeginn noch -11 Prozentpunkte betragen, so lag er im Juli bei -15 Prozentpunkten. Die jüngsten Konjunkturumfragen der Europäischen Kommission unter den Industrieunternehmen zeigen auch für die großen Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien im Juli eine weitere Verschlechterung.

Für Deutschland widersprechen diese Ergebnisse jenen des Ifo-Geschäftsklimaindex, der im Juli zum dritten Mal in Folge eine geringfügige Verbesserung der Stimmung ergab. Allerdings zeigte die Produktionsstatistik im Frühjahr keine Erholung: Die Sachgüterproduktion lag nur wenig über dem Niveau des Vorjahres, die Auftragseingänge aus dem Ausland waren ebenso wie der Export deutlich niedriger als ein Jahr zuvor.

Zur Eintrübung des Geschäftsklimas in den Ländern des Euro-Raumes trug in den letzten Monaten die Abwertung des Dollars gegenüber dem Euro wesentlich bei. Die exportorientierten Unternehmen der Sachgütererzeugung klagen über schwächere Auftragseingänge und einen Rückgang der Verkaufspreise. Dadurch geraten die Unternehmensgewinne unter Druck; zusammen mit der weiterhin sinkenden Kapazitätsauslastung (III. Quartal 2003 im Euro-Raum 80,6%) deutet dies auf ein Anhalten der Investitionsschwäche hin.

Günstiger als unter den Industrieunternehmen entwickelte sich in den letzten Monaten die Stimmung unter den Verbrauchern. Die privaten Haushalte beurteilen ihre Finanzsituation etwas positiver. Hier dürften die inflationsdämpfenden Effekte der Höherbewertung des Euro zum Tragen kommen. Die Entlastung der verfügbaren Realeinkommen könnte die Konsumenten zu Ausgabenerhöhungen veranlassen. Darauf weisen auch die Ergebnisse der Umfragen unter den Einzelhandelsunternehmen hin. Die Konsumentenstimmung hat sich in Deutschland und Frankreich merklich verbessert. Dies könnte auch mit bevorstehenden Steuerentlastungen zusammenhängen. Ob sich in der Folge die Konsumnachfrage erhöhen wird, bleibt zu beobachten.

Gemäß den Umfragen unter Unternehmen und Verbrauchern dürfte die Wirtschaft in der EU weiter kaum wachsen. Zu diesem Ergebnis kommen auch die Quartalsprognose der Europäischen Kommission und der Eurogrowth-Indikator - das Wachstum des BIP macht demnach im II. und III. Quartal ½% bis 1% gegenüber dem Vorjahr und etwa ¼% gegenüber dem Vorquartal aus.

Abbildung 1: Internationale Konjunktur

Saisonbereinigt, 1991 = 100

Verhaltene Belebung in den USA

In den USA ist das Wirtschaftsklima weiterhin günstiger als in Europa. Die vorauseilenden Konjunkturindikatoren des Conference Board haben sich im Juni zum dritten Mal in Folge verbessert. Die Erholung der Aktienkurse und der anhaltende Boom im privaten Wohnbau trugen dazu wesentlich bei. Konsumentenerwartungen und Auftragseingänge in der Industrie zeigen allerdings keine Aufwärtstendenz. Deshalb kann noch nicht von einem Konjunkturaufschwung gesprochen werden.

Das BIP wuchs im II. Quartal gegenüber dem Vorquartal real um 0,6%; das entspricht nach europäischer Berechnungsmethode einer Rate gegenüber dem Vorjahr um +2¼%. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte nehmen weiterhin etwas rascher zu als die Gesamtnachfrage. Zuletzt erholten sich auch die Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter. Die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungsgüter waren nach der Schwäche zu Jahresbeginn wieder höher als im Vorquartal. Ein erheblicher Wachstumsbeitrag kam von den Militärausgaben. Diese erhöhten sich im II. Quartal gegenüber dem I. Quartal um 11% und trugen 0,4 Prozentpunkte zur BIP-Steigerung gegenüber dem Vorquartal bei. Der kräftige Anstieg der Importe liefert einen weiteren Beleg für die Stärke der Inlandsnachfrage. Dass der Export trotz der Dollarabwertung sinkt, weist hingegen auf die anhaltende Nachfrageschwäche bei den Handelspartnern hin. Auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich keine Erholung ab. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug im Juli 6,2%.

 

Steigende Aktienkurse, Aufwertung des Euro

Die Aktienmärkte haben sich seit ihrem Tiefstand im März 2003 erholt: Der Standard-&-Poor's-Aktienindex lag im Juli um 17% über dem Stand vom März, der DAX um 34%. Eine anhaltende Steigerung der Aktienkurse kann die Stimmung von Konsumenten und Investoren verbessern und einen Beitrag zur Belebung von Konsum- und Investitionsnachfrage leisten. Der Wechselkurs zwischen Dollar und Euro schwankte in den letzten Monaten erheblich. Dem starken Anstieg auf 1,18 $ je Euro Anfang Juni folgte eine Korrektur nach unten. Im Jahresvergleich ergibt sich dennoch eine deutliche Abwertung des Dollars gegenüber dem Euro (im Juli um 15%). Die Höherbewertung des Euro belastet die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporteure, zieht Marktanteilsverluste nach sich und drückt die Investitionsbereitschaft. Andererseits dämpft sie jedoch auch die Preise der Importwaren, vor allem der Rohstoffe. Während die Rohstoffe laut HWWA-Index im Juni auf Dollarbasis um 12% teurer waren als ein Jahr zuvor, kosteten sie auf Eurobasis um 8% weniger. Die Energierechnung verbilligt sich deshalb in Europa (Juni -8% gegenüber dem Vorjahr), obwohl die Preise auf den internationalen Rohölmärkten in den letzten Monaten recht hoch sind (29 $ je Barrel).

 

Keine Erholung der heimischen Industriekonjunktur

Die Verunsicherung unter den Unternehmen der Sachgütererzeugung hält an. Besonders in den exportorientierten Bereichen der Grundstoffindustrie und der technischen Verarbeitung trüben sich die Produktionserwartungen seit Jahresende 2002 ein. Das Exportwachstum schwächt sich weiter ab. Unter diesen Bedingungen fehlen Anzeichen für einen kräftigen Investitionsaufschwung.

Die Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage in der österreichischen Sachgütererzeugung wird durch das Fehlen konkreter Produktionsdaten seit Anfang 2003 erheblich erschwert. Als wichtigster Indikator dient derzeit der WIFO-Konjunkturtest. Die Ergebnisse für das III. Quartal enttäuschen einmal mehr die Hoffnungen auf einen Konjunkturaufschwung: Das Geschäftsklima verschlechtert sich in der Sachgütererzeugung seit dem IV. Quartal 2002 kontinuierlich, der saisonbereinigte Saldo aus optimistischen und pessimistischen Meldungen erreichte für die Produktionserwartungen im III. Quartal nur noch +2,1 Prozentpunkte. Die Auftragsbestände wurden - vor allem im Export - wesentlich ungünstiger eingeschätzt als im Vorquartal. Auch bezüglich der Verkaufspreise sind die Unternehmen pessimistischer.

Besonders die Betriebe des Grundstoffsektors erwarten in den nächsten Monaten Produktionseinbußen. Die Unternehmen der technischen Verarbeitung (Maschinenbau, Metall- und Elektronikindustrie) sind besonders exportorientiert. Sie leiden zunehmend unter dem hohen Außenwert des Euro. Die Auftragseingänge aus dem Ausland sind zurückgegangen, die erzielbaren Verkaufspreise sinken.

Relativ günstig ist die Lage in der Kfz-Industrie. Die Zulieferungen zur deutschen Fahrzeugindustrie sind sehr rege, das Geschäftsklima ist optimistisch, und die heimischen Unternehmen erweitern ihre Kapazitäten beträchtlich.

Abbildung 2: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests

Salden aus positiven und negativen Meldungen in % der befragten Unternehmen, saisonbereinigt

 

Eine starke Belebung der Investitionstätigkeit zeichnet sich in der  Sachgütererzeugung insgesamt allerdings angesichts der ungünstigen Absatzerwartungen nicht ab. Die Kapazitätsauslastung lag im III. Quartal 2003 bei 80,5%. Gemäß dem WIFO-Investitionstest wollen die Unternehmen der Sachgütererzeugung ihre Investitionen gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig ausweiten (+1,8%)[a]). Die Investitionszurückhaltung spiegelt sich auch in der Außenhandelsstatistik: Die Importe von Maschinen und Fahrzeugen blieben in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres nominell um 4,5% unter dem Niveau des Vorjahres.

Der Außenhandel leistet insgesamt weiterhin einen positiven Wachstumsbeitrag für das BIP. Allerdings schwächt sich die Exportsteigerung deutlich ab. Die nominelle Warenausfuhr übertraf das Vorjahresergebnis laut Außenhandelsstatistik von Jänner bis April um nur noch 2½%. In die EU wurde um nur 1½% mehr exportiert, obwohl die Nachfrage aus Deutschland überraschend kräftig war (+3½%). Die Lieferungen nach Ost-Mitteleuropa entwickelten sich zu Jahresbeginn ungünstig, sie lagen bis April um gut 2% unter dem Niveau des Vorjahres. Hingegen gewinnen Österreichs Exporteure Anteile auf den Märkten Südosteuropas, der Warenexport in diese Region nahm um fast 9% zu. Die Statistik der Warenzahlungen weist von Jänner bis Mai sogar einen Rückgang der Zahlungseingänge für Warenexporte um 2¼% gegenüber dem Vorjahr aus.

Abbildung 3: Wirtschaftspolitische Eckdaten

1) Unselbständig Beschäftigte ohne Bezug von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdiener.

 

Überschuss in der Leistungsbilanz steigt

Laut Außenhandelsstatistik entsprach der Warenimport von Jänner bis April dem niedrigen Niveau des Vorjahres (nominell -0,3%). Gemäß der Cash-Bilanz der OeNB ergibt sich allerdings bis einschließlich Mai ein Rückgang der Warenzahlungen um fast 4% gegenüber dem Vorjahr. Die Schwäche der Importe - besonders von Investitionsgütern - belegt den Mangel an Inlandsnachfrage.

Die Leistungsbilanz weist auf Basis von Cash-Daten von Jänner bis Mai einen Überschuss von 1,8 Mrd. € auf, um gut 1 Mrd. € mehr als im Vorjahr. Die Verbesserung ist etwa zu gleichen Teilen auf die Verringerung der Defizite im Außenhandel mit Waren und in der Transferbilanz zurückzuführen. Der Überschuss in der Reiseverkehrsbilanz war etwas niedriger als im Vorjahr. Zu Beginn der Sommersaison übertrafen die Umsätze und Nächtigungen im heimischen Tourismus das Niveau des Vorjahres leicht.

 

Merkliche Eintrübung des Konsumentenvertrauens

Die Analyse der Binnenkonjunktur wird derzeit durch Datenprobleme wesentlich erschwert. Für den Handel liegen bislang keine Umsatzdaten für das laufende Jahr vor. Die Konjunkturbeurteilung muss sich deshalb auf Umfragedaten stützen. KMU Forschung Austria erwartet für das 1. Halbjahr eine Stagnation der realen Einzelhandelsumsätze auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres. Die Zahl der Beschäftigten war im Handel insgesamt im 1. Halbjahr um 4.000 niedriger als im Vorjahr (-0,8%). Das Konsumentenvertrauen geht seit Jahresbeginn markant zurück: War der Saldo aus positiven und negativen Meldungen zu Jahresbeginn noch bei +2 Prozentpunkten gelegen, so verschlechterte er sich bis Juli auf -7. Die befragten Haushalte planen größere Anschaffungen mit verstärkter Zurückhaltung.

 

Aufschwung in der Bauwirtschaft

Der WIFO-Konjunkturtest zeigt seit Jahresbeginn eine merkliche Erholung von Produktion und Auftragslage in der Bauwirtschaft. Während der Tiefbau von der Ausweitung der Infrastrukturinvestitionen profitiert, zeigt sich im Wohnbau eine Trendwende zu steigender Nachfrage.

Die Bauwirtschaft erholt sich seit Jahresbeginn merklich. Zwar stehen keine aktuellen Produktionsdaten zur Verfügung, im WIFO-Konjunkturtest beurteilen die Bauunternehmen ihre derzeitige Produktionstätigkeit aber deutlich günstiger. Während der Tiefbau schon seit Mitte 2002 von einer Ausweitung der Aufträge für den Ausbau der Schienen- und Straßeninfrastruktur profitiert, hat sich der Hochbau erst in jüngster Zeit belebt. Die Nachfrage erholt sich im Wohnungsneubau allmählich aus dem mehrjährigen Tief, der Bürobau bleibt rege. Die Zunahme der Produktion hat allerdings noch keine positiven Effekte auf den Arbeitsmarkt: Die Beschäftigung lag in der Bauwirtschaft im 1. Halbjahr um 1,5% unter dem Niveau des Vorjahres, im Juni um 1% (-2.700 Beschäftigte).

 

Stabile Preise

Der Anstieg des Verbraucherpreisindex betrug im Juni nur 1,1% (HVPI +1,0%). Rückläufig sind die Preise in der Kategorie Verkehr (Flugreisen und Treibstoffe) und die Telefonkosten. Private Dienstleistungen verteuern sich weiterhin überdurchschnittlich. Die Preise industriell-gewerblicher Waren und der Wohnungsaufwand steigen verhalten. Im 1. Halbjahr ergab sich eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,5%. Die Tariflöhne erhöhten sich im 1. Halbjahr um 2,2%. Die Realeinkommenszuwächse der unselbständig Beschäftigten bleiben gering.

 

Keine Erholung auf dem Arbeitsmarkt

Vor dem Hintergrund der Konjunkturflaute zeigt sich nach wie vor keine Erholung auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten (d. h. ohne Präsenzdienst sowie Bezug von Karenz- und Kinderbetreuungsgeld) war im Juli um 7.700 höher als im Vorjahr. Die Stagnation der Sachgüterproduktion bewirkt deutliche Einbußen an Arbeitsplätzen: Im 1. Halbjahr lag die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse in der Industrie um 13.000 (-2¼%) unter dem Vorjahresniveau. Trotz steigender Produktion verliert auch die Bauwirtschaft Arbeitsplätze. Während die Zahl der Vollzeitstellen markant sinkt, wird jene der Teilzeitarbeitsplätze ausgeweitet. Im Dienstleistungssektor nimmt die Beschäftigung zu. Dies gilt vor allem für den Tourismus, unternehmensnahe Dienstleistungen sowie das Unterrichts- und Gesundheitswesen. Die öffentliche Verwaltung weist vor allem deshalb eine Zunahme der Beschäftigung aus, weil ein Teil der Arbeitslosen in Schulungsmaßnahmen in diesem Sektor als beschäftigt gezählt wird. Hingegen sinkt die Zahl der Arbeitsplätze im Handel, im Verkehr und in der Nachrichtenübermittlung.

Die Zahl der Arbeitslosen überstieg das Niveau des Vorjahres im Juli mit 200.000 um 8.300. Daraus ergibt sich eine saisonbereinigte Arbeitslosenquote von 7,2% der unselbständigen Erwerbspersonen laut traditioneller österreichischer Berechnungsmethode bzw. 4,5% der Erwerbspersonen laut Eurostat. Die Statistik bezieht jene Arbeitssuchenden nicht mit ein, die an Schulungsmaßnahmen teilnehmen - zuletzt um etwa 5.000 mehr als im Vorjahr. Auf eine offene Stelle kamen im Juli neun Arbeitslose.

 

 



[a])  Czerny, M., Falk, M., Schwarz, G., "Investitionen 2003 insgesamt schwach. Ergebnisse des WIFO-Investitionstests vom Frühjahr 2003", in diesem Heft.