WIFO

Gerhard Palme

2002 weitere Wachstumsabschwächung im Osten und Süden Österreichs

 

Das 2002 neuerlich ungenügende Wirtschaftswachstum verlief in Österreich regional nicht einheitlich. Die Schwäche betraf vor allem den Osten und Süden, hingegen erholte sich die Wirtschaft im Westen in der zweiten Jahreshälfte. Dadurch verlangsamte sich das Wachstum der Wertschöpfung in den westlichen Bundesländern 2002 trotz ungünstiger internationaler Rahmenbedingungen nicht. Ebenso konzentrierte sich der Beschäftigungsrückgang auf den Süden und den Osten. Besonders stark fiel das Wirtschaftswachstum in Tirol aus, während in Kärnten eine Stagnation verzeichnet wurde.

 

Begutachtung: Oliver Fritz • Wissenschaftliche Assistenz: Andrea Grabmayer, Andrea Hartmann, Maria Thalhammer • E-Mail-Adressen: Gerhard.Palme@wifo.ac.at, thal@wifo.ac.at

 

INHALT

Wettbewerbsvorteile für den Westen

Abbau von Arbeitsplätzen durch Verschlechterung in der Sachgüterproduktion

Angebotsfaktoren wirken zugunsten der westlichen Bundesländer

Im Osten nur im Burgenland gute Entwicklung

Rückgang der Sachgüterproduktion im Süden

Große regionale Unterschiede in der Bau- und Energiewirtschaft

Gutes Tourismusjahr durch Marktanteilsgewinne der österreichischen Anbieter

Rückkehr zu traditionellen Urlaubsstilen begünstigt intensive Tourismusregionen

Gute Wintersaison 2001/02 für Wintersportgebiete in mittlerer Höhenlage

Weiterhin Wachstum in auf Wellness spezialisierten Regionen

Erfolgreiche Sommersaison in Kärnten und Tirol

Flaute im Städtetourismus und Hochwasserschäden beeinträchtigen Sommersaison im Donauraum

Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt schrumpft mit fortschreitender Konjunkturabschwächung

Beschäftigungsentwicklung der Bundesländer folgt weitgehend dem Konjunkturmuster

Erhebliche Beschäftigungseinbußen in den großen Stadtregionen

Zunahme der Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern

Bei niedrigem Niveau tendenziell stärkerer Anstieg der Arbeitslosigkeit im Westen

Kräftige Erhöhung der Arbeitslosigkeit in Wien und den Industriegebieten

 

VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN

Abbildung 1: Bruttowertschöpfung 2002. 3

Abbildung 2: Übernachtungen im Sommerhalbjahr 2002. 12

Abbildung 3: Unselbständig Beschäftigte. 14

Abbildung 4: Arbeitslosigkeit 2002. 16

 

 

[1] Im Jahr 2002 wuchs die österreichische Wirtschaft neuerlich nur sehr mäßig, die Bruttowertschöpfung (+0,6%) lag kaum über dem bereits niedrigen Vorjahreswert. Im 1. Halbjahr schien noch ein Aufschwung bevorzustehen, zur Jahresmitte trübte sich aber die Stimmung ein, und die Auftriebskräfte ließen merklich nach. Die Flaute ging parallel mit der internationalen Entwicklung: Auch in den OECD-Ländern entwickelte sich die Wirtschaft nur wenig besser als im Vorjahr. Obwohl sich das Wachstum der Exporte verlangsamte, stützte sich die österreichische Konjunktur vor allem auf den Außenbeitrag (Exporte real +2,6%). Hingegen trug die Konsumnachfrage nicht zur Belebung bei. Die Konsumenten waren angesichts der schlechten Arbeitsmarktlage und der Unsicherheiten über ihre künftige finanzielle Situation in ihren Neuanschaffungen sehr zurückhaltend (privater Konsum +0,9%). Weiterhin pessimistisch schätzten auch die Unternehmen die Geschäftsaussichten ein, ein vorsichtiges Investitionsverhalten war die Folge. Die Bruttoanlageinvestitionen verringerten sich real um knapp 5%. Wegen der Schwäche der heimischen Nachfrage stagnierten die Importe, sodass der Saldo der Leistungsbilanz positiv war.

Wettbewerbsvorteile für den Westen

[2] Der regionale Konjunkturverlauf zeigte 2002 ein so deutliches West-Ost-Gefälle wie schon lange nicht: In den westlichen Bundesländern wuchs die Wertschöpfung - vor allem in der zweiten Jahreshälfte - erheblich rascher als im Osten oder Süden Österreichs. Dadurch fiel die Wachstumsrate in Salzburg, Tirol und Vorarlberg nicht niedriger aus als 2001. Im Westen Österreichs war die Bruttowertschöpfung insgesamt um 1,3% höher als im Vorjahr. Im Osten wuchs die Wirtschaft um 0,3%, einzig das Burgenland schnitt deutlich überdurchschnittlich ab. Am ungünstigsten verlief die Entwicklung in der Südregion, deren Wirtschaft nahezu stagnierte.

[3] Das Grundmuster des regionalen Konjunkturverlaufs wurde auch im Jahr 2002 durch die Sachgüterproduktion bestimmt. Allerdings wuchsen in den expansiveren Bundesländern auch andere Wirtschaftssektoren zumeist überdurchschnittlich, und in den Bundesländern mit langsamer Wirtschaftsentwicklung blieben auch die meisten anderen Wirtschaftssektoren zurück. Im Westen war die Dynamik größer, obwohl die Wirtschaft der EU, mit der diese Bundesländer eng verflochten sind, schwächer expandierte als etwa jene Osteuropas, die für die östlichen Bundesländer eine größere Rolle spielt. Es lag somit an der Wettbewerbsfähigkeit, dass der Westen Österreichs relativ besser abschnitt.

[4] Trotz ungünstiger internationaler Rahmenbedingungen gewannen die Unternehmen der westlichen Bundesländer in der Sachgüterproduktion und im Tourismus Marktanteile. Besonders stark fiel das Wirtschaftswachstum in Tirol aus. Der günstige Verlauf in diesen "Exportbasisbereichen" strahlte offenbar auf die regionalen Dienstleistungen aus (insbesondere auf den Handel). Ausgenommen waren in Vorarlberg nur die Bauwirtschaft, in Tirol und Oberösterreich entwickelten sich die Wirtschaftsdienste etwas schwächer. Im Burgenland expandierten die Dienstleistungen (insbesondere Bauwirtschaft, Handel, Verkehr und Wirtschaftsdienste) stärker als die Sachgüterproduktion. Als überwiegend ländlich geprägtes Bundesland holte das Burgenland im Dienstleistungsbereich zum Teil weiter auf.

 

Abbildung 1: Bruttowertschöpfung 2002

Ohne Land- und Forstwirtschaft, zu Preisen von 1995, Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIFO, vorläufige Schätzwerte.

 

[5] In Niederösterreich und Kärnten verlief die Konjunktur das ganze Jahr hindurch ungünstig, besonders die Sachgüterproduktion kam nicht in Schwung. Zwar verzeichnete in Kärnten der Tourismus ein erfolgreiches Jahr, und auch die Bauwirtschaft expandierte; diese Sektorgewinne schlugen jedoch nicht in einer Steigerung des gesamtwirtschaftlichen Ergebnisses durch, zumal auch die Energiewirtschaft, welche relativ großen Einfluss auf die Kärntner Konjunktur hat, ihre Leistungen drosselte.

 

Übersicht 1: Entwicklung der Sachgüterproduktion 2002

Sachgütererzeugung und Bergbau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Produktionswert1)

Produktionswert2)

Produktionsindex

 

1. Halbjahr

2. Halbjahr

Jahresdurchschnitt

1. Halbjahr

2. Halbjahr

Jahresdurchschnitt

Jahresdurchschnitt

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien

+4,6

-3,9

+0,1

-1,3

-8,0

-4,8

-3,7

Niederösterreich

-1,2

+1,8

+0,3

-5,1

+1,1

-1,9

-1,4

Burgenland

+2,1

+1,3

+1,7

+4,4

+1,8

+3,0

+1,4

Steiermark

+3,4

-6,0

-1,3

+4,4

-5,9

-0,8

-8,0

Kärnten

-2,8

+0,6

-1,1

-2,8

+2,1

-0,3

+3,2

Oberösterreich

-0,6

+3,0

+1,2

-0,7

+3,8

+1,5

+3,1

Salzburg

+2,1

+4,6

+3,4

+0,1

+6,3

+3,2

-0,1

Tirol

-0,2

+5,8

+2,9

-0,9

+5,9

+2,6

+4,7

Vorarlberg

+0,5

+3,5

+2,0

+0,6

+5,5

+3,0

+1,7

 

 

               

 

 

 

 

 

Österreich

+0,7

+0,5

+0,6

-0,6

+0,3

-0,2

+0,1

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. - 1) Abgesetzte Produktion. - 2)  Technische Produktion.

 

[6] Dagegen brach die Konjunktur in Wien und in der Steiermark erst in der zweiten Jahreshälfte ein. In der Steiermark klang im Sommer eine lange Wachstumsphase aus, in Wien ging im Herbst eine relativ kurze Erholung zu Ende. In beiden Bundesländern erlitt die Sachgüterproduktion erhebliche Rückschläge. Wien stand darüber hinaus unter dem Eindruck einer Verschlechterung der Nachfragebedingungen im internationalen Städtetourismus und des deutlichen Rückgangs in der Bauwirtschaft. Die Abwärtstendenz wurde in Wien durch eine expansive Energiewirtschaft und in der Steiermark durch die überdurchschnittliche Entwicklung der Wirtschaftsdienste nicht kompensiert.

Abbau von Arbeitsplätzen durch Verschlechterung in der Sachgüterproduktion

[7] In der Sachgüterproduktion kam zwar der seit Herbst 2001 verzeichnete Produktionsrückgang im Frühjahr 2002 zum Stillstand, danach setzten sich aber keine Auftriebskräfte durch. Nachdem sich die Erwartungen auf eine rasche Konjunkturerholung nicht erfüllt hatten, wechselte zur Jahresmitte die Stimmung der Unternehmen zu pessimistischer Vorsicht. Das II. Quartal (Umsätze +2,9%) blieb das erfolgreichste im Jahresverlauf, in der zweiten Hälfte des Jahres 2002 wurde das Vorjahresniveau nur geringfügig übertroffen (+0,5%). Somit fiel die Produktionsentwicklung im Jahr 2002 deutlich schwächer als im Vorjahr aus: Der Wert der abgesetzten Produktion (nominell) nahm um 0,6% zu, der Wert der technischen Produktion ging um 0,2% zurück. Ausgelöst wurde der Abschwung in der Sachgüterproduktion von der Auslandsnachfrage, die stark an Dynamik verlor und damit keine Impulse zur Kompensation einer schwachen Inlandsnachfrage setzte. Von der Konjunkturflaute besonders betroffen waren die Hersteller von Investitions- und langlebigen Konsumgütern, relativ gut hielt sich die Zulieferindustrie. Zwischen den Branchen verlief die Entwicklung recht uneinheitlich. Die Produktion in der Grundstoffindustrie (ausgenommen Papier), in Teilen der Elektro- und Fahrzeugindustrie sowie in der Möbelindustrie schrumpfte deutlich, während der Maschinenbau, die chemische Industrie sowie die Nahrungsmittel- und Baustoffindustrie einigermaßen gut abschnitten.

 

Übersicht 2: Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage in der Sachgüterproduktion nach Sektoren 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Produktivität1)

Lohnsatz2)

Unselbständig Beschäftigte3)

Unselbständig Beschäftigte4)

 

Insgesamt

Montan- und Spezialmaterialsektor

Versorgungssektor

Bekleidungssektor

Verarbeitungssektor

Technologiesektor

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien

+0,3

+2,6

-5,0

-7,3

-4,2

-8,7

-6,9

-7,3

-7,4

Niederösterreich

+0,3

+3,6

-2,2

-2,0

+0,7

-0,8

-7,8

-5,5

+0,9

Burgenland

+5,8

+2,6

-2,6

                ±                0,0

+3,1

-1,1

-3,5

+0,8

+0,7

Steiermark

+0,5

+3,5

-1,3

-1,7

-1,1

-1,6

-6,9

-2,3

-0,9

Kärnten

+3,2

+3,4

-3,4

-3,9

-2,2

-2,5

-7,9

-4,8

-3,5

Oberösterreich

+2,3

+2,6

-0,8

-1,1

+0,1

-1,3

-4,5

-2,8

-0,1

Salzburg

+3,7

+3,2

-0,5

-1,8

+2,7

                ±                0,0

-6,1

-3,6

-1,8

Tirol

+2,1

+1,4

+0,5

+0,3

-1,3

+0,8

-10,1

+0,3

+2,3

Vorarlberg

+4,1

+1,0

-1,1

-2,1

+2,6

                ±                0,0

-8,8

-0,6

+0,2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Österreich

+1,6

+2,7

-1,8

-2,4

-0,3

-1,8

-7,3

-3,5

-1,9

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. - 1Technische Produktion je unselbständig Beschäftigten. - 2) Bruttoverdienste und Sonderzahlungen je unselbständig Beschäftigten, laut Konjunkturerhebung. - 3) Laut Konjunkturerhebung. - 4) Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

 

[8] Der anhaltende Konjunkturabschwung beeinträchtigte nicht nur die Produktion, sondern auch die Erträge, die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und die Arbeitskräftenachfrage. Nach Schätzungen des WIFO lagen die Bruttoanlageinvestitionen in der Sachgütererzeugung im Jahr 2002 um etwa 10% unter dem Vorjahresniveau, und die Cash-Flow-Quote verschlechterte sich merklich (etwa -1,5 Prozentpunkte). Seit Jahresbeginn verringerten die Unternehmen ihre Belegschaft umso stärker, je länger der Konjunkturaufschwung ausblieb. In der ersten Jahreshälfte nahm die Zahl der in der Sachgüterproduktion unselbständig Beschäftigten um 1,2% und in der zweiten Jahreshälfte um 2,3% ab (Jahresdurchschnitt laut Konjunkturerhebung -1,8%). Besonders viele Arbeitsplätze wurden im Bekleidungssektor (-7,3% laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger) abgebaut - hier hat die Konkurrenz der Billiglohnlohnländer seit längerem erhebliche Standortverlagerungen zur Folge -, aber auch im Verarbeitungssektor (-3,5%), der große Teile der Zulieferindustrie umfasst. Trotz der Freisetzungen fiel der Produktivitätsgewinn in der gesamten österreichischen Sachgüterproduktion relativ gering aus (technische Produktion je Beschäftigten +1,6%). Dennoch verbesserte sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Unternehmen durch einen Rückgang der relativen Lohnstückkosten gegenüber den Handelspartnern um 1,1%.

Angebotsfaktoren wirken zugunsten der westlichen Bundesländer

[9] Die regionale Konjunktur der Sachgüterproduktion wies im Jahr 2002 ein ausgeprägtes West-Ost-Gefälle auf. In den westlichen Bundesländern Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich nahmen die Umsätze im Jahresdurchschnitt teilweise beträchtlich zu (zwischen +1,2% und +3,4%). Hier verstärkte sich die Steigerung in der zweiten Jahreshälfte noch, als sich allgemein eine dämpfende Tendenz einstellte. Am ungünstigsten war das Ergebnis im I. Quartal mit einer Stagnation. Im Osten entwickelte sich die Sachgüterproduktion nur im Burgenland besser als im Österreich-Durchschnitt.

[10] Dieses regionale Muster der Industriekonjunktur folgte nicht den Nachfragebedingungen. Bundesländer, deren Wirtschaft viel in die EU und insbesondere nach Deutschland exportiert, schnitten besser ab, obwohl sich die Nachfragedynamik dort konjunkturbedingt abschwächte. Andererseits hätte die Wirtschaft im Osten vom höheren Wachstum in Ost-Mitteleuropa stärker profitieren müssen. Offenbar beruhte das regionale Konjunkturmuster auf Angebotsfaktoren: Vermutlich verbesserte sich die Wettbewerbsfähigkeit im Westen stark, Produktivität und Lohnstückkosten entwickelten sich - vor allem aufgrund des höheren Produktionswachstums - günstiger als in den anderen Bundesländern. Die Wettbewerbsfähigkeit verbesserte sich nämlich in den Bundesländern mit höherem Produktionswachstum deutlicher: Produktivität und Lohnstückkosten entwickelten sich günstiger als in den übrigen Bundesländern. Zudem ging die überdurchschnittliche Produktivitätssteigerung nicht nur auf Rationalisierungen zurück - in der Sachgüterproduktion der westlichen Bundesländer wurden relativ weniger Beschäftigte freigesetzt als im Osten und Süden. Auch im Burgenland fiel der Beschäftigungsabbau nach den Daten des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger geringer aus (nicht jedoch gemäß der Konjunkturerhebung von Statistik Austria).

Das regionale Muster der Industriekonjunktur folgte nicht den Nachfragebedingungen. Vielmehr war die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ausschlaggebend dafür, dass sich die Produktion im Westen dynamischer entwickelte. Im Osten war sie nur im Burgenland höher als im Vorjahr, während sie in Niederösterreich und in Wien weitgehend stagnierte. Im Süden schrumpfte die Sachgüterproduktion.

[11] Am kräftigsten stiegen die Umsätze in Salzburg und Tirol (+3,4% bzw. +2,9% gegenüber dem Vorjahr). In der Salzburger Sachgüterproduktion kam eine relativ geringe Abschwächung im II. Quartal zum Stillstand. Die anschließende Belebung ging vor allem von Impulsen aus dem Inland und von Märkten außerhalb der EU aus. In Tirol sprang das Wachstum um ein Quartal später als in Salzburg an. Die Tiroler Unternehmen versuchten, das Konjunkturtief ohne nennenswerte Freisetzung von Arbeitskräften zu überwinden: Die gesamte Beschäftigung war in der Sachgüterproduktion geringfügig höher als im Vorjahr (+0,3% laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger), im Technologiesektor wurden auf Tiroler Standorten sogar größere Kapazitäten aufgebaut (+2,3%). Die Beschäftigungsausweitung wurde durch eine Lohnzurückhaltung erleichtert (Lohnsatz +1,4%).

[12] Noch mäßiger fiel der Lohnzuwachs in Vorarlberg aus (+1,0%); wegen einer guten Produktivitätsentwicklung schlug sich dies in einer starken Senkung der Lohnstückkosten nieder. In Vorarlberg setzte sich die Umstrukturierung im traditionellen Bekleidungssektor mit einer deutlichen Verringerung der Zahl der Arbeitsplätze fort. Mit der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit stiegen die Umsätze der Vorarlberger Unternehmen im Jahresdurchschnitt 2002 um 2,0%. An diese Rate kam Oberösterreich nicht ganz heran, insbesondere im I. Quartal nahmen die Umsätze merklich ab. Oberösterreich (Jahresdurchschnitt +1,2%) schnitt aber besser ab als die anderen Bundesländer mit bedeutender Grundstoffindustrie. Gemäß der Auftragsentwicklung weiteten die oberösterreichischen Unternehmen vor allem die Lieferungen in Drittstaaten (außerhalb der EU) aus.

Im Osten nur im Burgenland gute Entwicklung

[13] Im Osten wurde im Burgenland im Jahresdurchschnitt 2002 die beste Produktionsentwicklung verzeichnet. Dennoch blieb das Burgenland von der Konjunkturabschwächung nicht ausgenommen, und angesichts der großen unterjährigen Schwankungen ist ein anhaltender Aufschwung noch nicht gesichert. Die Belebung ging vor allem von den Vorleistungen aus, die traditionell im Inland abgesetzt werden. Ein Teil wurde auch auf Lager gelegt, der Wert der abgesetzten Produktion (+1,7%) nahm im Burgenland um 1,3 Prozentpunkte schwächer zu als der Wert der technischen Produktion. Durch die Belebung im Zuliefersektor erhöhte sich im Verarbeitungs- und Technologiesektor des Burgenlandes die Nachfrage nach Arbeitskräften geringfügig.

 

Übersicht 3: Entwicklung des Produktionswertes der Sachgüterproduktion nach Branchen 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien

Niederösterreich

Burgenland

Steiermark

Kärnten

Oberösterreich

Salzburg

Tirol

Vorarlberg

Österreich

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nahrungs- und Genussmittel und Getränke

+6,8

+3,3

+9,3

+0,4

+2,8

-1,8

+3,2

+7,2

+3,0

+2,6

Tabakverarbeitung

.

.

.

.

.

.

.

.

.

+14,6

Textilien und Textilwaren

-2,1

+5,8

.

+5,0

.

+3,6

-2,1

-12,3

-4,8

+0,4

Bekleidung

-32,1

+1,5

-9,3

-8,1

-30,5

+10,6

-4,8

+34,0

-5,8

+0,8

Ledererzeugung und -verarbeitung

.

-8,5

.

+0,9

+8,5

-47,3

.

+8,7

.

-10,1

Be- und Verarbeitung von Holz

-3,6

+6,8

-0,7

+4,4

-0,1

+2,8

+12,1

+2,7

-5,8

+4,3

Herstellung und Verarbeitung von Papier und Pappe

+4,3

+4,9

.

-2,1

+4,7

-3,9

+7,7

.

+6,3

+1,0

Verlagswesen, Druckerei, Vervielfältigung

-2,0

-3,9

+9,8

-7,7

-3,7

-7,1

+11,9

+4,7

-3,7

+0,1

Kokerei, Mineralölverarbeitung, Spalt- und Brutstoffe

.

.

.

.

.

.

.

.

.

-5,3

Chemikalien und chemische Erzeugnisse

+10,4

+0,9

.

+22,1

-2,0

+0,5

+3,3

+14,7

.

+5,5

Gummi- und Kunststoffwaren

-5,6

-3,7

+16,4

-9,3

-9,5

-1,2

+8,9

+0,1

+4,4

-1,5

Glas, Waren aus Steinen und Erden

-16,3

-0,3

+13,8

+0,8

-2,1

+7,5

+4,7

-0,2

+6,4

+1,3

Metallerzeugung und -bearbeitung

-10,7

+2,6

.

-5,2

.

-6,8

+10,7

-13,0

.

-5,2

Metallerzeugnisse

-16,3

-2,3

-17,7

-3,7

+12,4

+3,5

+8,8

-3,2

+9,3

-0,1

Maschinenbau

+7,9

+5,0

.

+2,0

+6,0

+10,5

.

-0,7

+3,9

+5,4

Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräte und -einrichtungen

.

.

.

-47,0

.

.

.

.

.

-2,5

Geräte der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u. Ä.

+6,2

-1,2

+4,2

-13,9

-24,8

+22,7

-0,4

+11,0

-3,8

+2,6

Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik

-15,0

.

.

-17,4

-12,7

+7,2

+0,2

-24,4

.

-14,5

Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik

+2,3

+0,5

.

+63,4

+21,3

+0,1

-2,5

+25,4

.

+13,1

Kraftwagen und Kraftwagenteile

-4,9

+17,0

.

+1,2

.

-1,0

-16,5

-0,8

+5,9

-1,0

Sonstiger Fahrzeugbau

+260,5

.

.

.

.

+19,7

.

.

.

+62,5

Möbel, Schmuck, Musikinstrumente und sonstige Erzeugnisse

-11,6

+2,3

-10,7

-1,2

-7,8

-5,8

-1,1

+3,3

-4,9

-3,8

Rückgewinnung (Recycling)

.

+8,3

.

.

.

.

.

.

.

+4,7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sachgütererzeugung und Bergbau insgesamt

+0,1

+0,3

+1,7

-1,3

-1,1

+1,2

+3,4

+2,9

+2,0

+0,6

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. Abgesetzte Produktion.

 

[14] Auch in Niederösterreich haben sich die Unternehmen vom starken Rückgang im 2. Halbjahr 2001 noch nicht nachhaltig erholt, in der zweiten Jahreshälfte 2002 wurde die Produktion aber etwas ausgeweitet (abgesetzte Produktion +1,8%). Zur Befriedigung der steigenden Nachfrage wurden auch Lager abgebaut. Im Jahresdurchschnitt lag der Umsatz der niederösterreichischen Unternehmen geringfügig über dem Vorjahresniveau (+0,3%), während der technische Produktionswert weit darunter blieb (-1,9%). Diese Produktionsdynamik beeinträchtigte die Zunahme der Produktivität (+0,3%), die deutlich geringer ausfiel als die Lohnsteigerung. Damit entwickelte sich die Wettbewerbsfähigkeit gemessen an den Lohnstückkosten in Niederösterreich unter allen Bundesländern am ungünstigsten.

[15] Bis in den Herbst 2002 schien sich die Wiener Sachgüterproduktion aus der Rezession des Vorjahres zu erholen, das IV. Quartal brachte aber wieder einen schweren Rückschlag (abgesetzte Produktion -11,3%). Im Jahresdurchschnitt waren die Umsätze deshalb kaum höher als im Vorjahr (2002 +0,1%). Noch ungünstiger entwickelte sich die technische Produktion (-4,8%). Dies blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Beschäftigung - in den Wiener Unternehmen wurden deutlich mehr Arbeitsplätze abgebaut als im Vorjahr (-7,3% laut Hauptverband). In relativ vielen Branchen (insbesondere Elektro-, Baustoff-, Metallwarenindustrie, Bekleidungssektor, Holzverarbeitung) wurde die Beschäftigung in einem Ausmaß reduziert, das Stilllegungen von Betrieben vermuten lässt. Dennoch verbesserte sich die Wettbewerbsfähigkeit der Wiener Unternehmen nicht, die Produktivität stagnierte, und die Lohnstückkosten stiegen überdurchschnittlich.

Rückgang der Sachgüterproduktion im Süden

[16] Gemessen am Jahresergebnis verlief die Industriekonjunktur im Süden Österreichs am schlechtesten. Der Wert der abgesetzten Produktion war in der Steiermark um 1,3% und in Kärnten um 1,1% geringer als im Vorjahr. In der Steiermark ging der lange Wachstumspfad im Sommer abrupt zu Ende, die Umsätze schrumpften in der zweiten Jahreshälfte um 6,0%. Da solche Produktionseinbußen offenbar nicht in den Löhnen (Lohnsätze +3,5%) einkalkuliert waren, wurde die Wettbewerbsfähigkeit der steirischen Unternehmen relativ stark mit Arbeitskosten belastet.

[17] In Kärnten weist die Entwicklung des Mengenindikators (Produktionsindex) seit längerem auf einen besseren Verlauf der Sachgüterproduktion hin, als sie im Wertindikator zum Ausdruck kommt. Da jedoch der Produktionsindex auf einer relativ alten Produktstruktur (des Jahres 1995) beruht und angesichts der Beschäftigungsentwicklung ist kaum eine Erholung der Kärntner Industriekonjunktur zu verzeichnen. In der zweiten Jahreshälfte nahm die abgesetzte Produktion um nur 0,6% zu, und die Beschäftigung ging um 4,0% (laut Konjunkturerhebung) zurück. Der Abbau von Arbeitsplätzen resultierte teilweise aus einer internationalen Neustrukturierung der Produktionsstandorte, die Kärnten mit seinen vielen arbeitsintensiven Betrieben relativ stark betrifft. Besonders viele Arbeitsplätze verloren die Kärntner Standorte im Bekleidungssektor sowie in der Elektro- und der Möbelindustrie.

Große regionale Unterschiede in der Bau- und Energiewirtschaft

[18] Die Bauwirtschaft hatte 2001 einen scharfen Rückgang verzeichnet und festigte sich im Jahr 2002 etwas. Die Erholung in den Sommermonaten wurde durch die Hochwasserkatastrophe unterbrochen, gegen Ende des Jahres zeichnete sich eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau ab. Im Jahresdurchschnitt stieg die reale Wertschöpfung um 0,2%, die Umsätze nahmen im gesamten Baubereich (ÖNACE) um 0,8% und in der Bauwirtschaft im engeren Sinn (GNACE) um 1,7% zu. Die Einbußen waren also im Baunebengewerbe besonders groß. Die Probleme lagen nach wie vor im Hochbau, der mangels Wohnbaunachfrage und wegen der konjunkturbedingt geringen Aktivitäten im Industrie- und Gewerbebau rückläufig war (-0,6%). Auch die Nachfrage nach Adaptierungsleistungen blieb schwach (±0,0%). Gestützt wurde die Bauwirtschaft vom Tiefbau, der durch Infrastrukturinvestitionen der öffentlichen Hand belebt wurde (+5,7%).

 

Übersicht 4: Entwicklung in der Bau- und Energiewirtschaft 2002

Produktionswert

 

 

 

 

 

 

 

 

Bauwirtschaft i. w. S.1)

Bauwirtschaft i. e. S.2)

Energie- und Wasserversorgung3)

 

Insgesamt

Hochbau

Tiefbau

Öffentliche Aufträge

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

Wien

-5,0

-8,2

-8,8

-6,0

-20,3

+15,8

Niederösterreich

+1,3

+1,9

-4,1

+9,8

+8,9

-1,9

Burgenland

+11,5

+25,4

+22,9

+30,5

+32,8

+1,2

Steiermark

+0,5

+2,1

+0,6

+6,0

+2,9

-6,9

Kärnten

+5,1

+9,2

+6,4

+16,4

+12,4

-8,5

Oberösterreich

+3,5

+5,9

-0,8

+11,9

+10,6

-11,8

Salzburg

-0,6

+1,9

+2,8

+4,5

+21,3

-3,0

Tirol

+6,5

+10,0

+18,3

-0,2

+19,4

+26,5

Vorarlberg

-4,8

-6,2

-3,4

-12,1

-2,9

+0,5

 

 

 

 

 

 

 

Österreich

+0,8

+1,7

-0,6

+5,7

+3,4

+4,4

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. - 1) Einschließlich Baunebenleistungen. - 2) Reine Bauleistung. - 3) Abgesetzte Produktion.

 

[19] Nach Bundesländern zeigten sich große Unterschiede in der Baukonjunktur. Während die Unternehmen in einzelnen Bundesländern Umsatzzuwächse von mehr als 5% erzielten, hielt in anderen Bundesländern ein Tief mit Produktionsrückgängen an. In den Bundesländern mit den größten Zuwachsraten (Bauwirtschaft i. e. S. Burgenland +25,4%, Tirol +10,0%, Kärnten +9,2%) wurde auch der Hochbau ausgeweitet, in jenen mit den stärksten Einbußen (Wien -8,2%, Vorarlberg -6,2%) ging auch der Tiefbau zurück. In der Steiermark (+2,1%), in Oberösterreich (+5,9%) und Salzburg (+1,9%) entwickelten sich die Umsätze im Bauhauptgewerbe bzw. der Bauindustrie etwas besser als im Österreich-Durchschnitt, das Baunebengewerbe wurde dadurch aber nicht ausreichend stimuliert (insbesondere nicht in Salzburg und der Steiermark). In Niederösterreich verhinderte der Rückgang im Hochbau (-4,1%) ein kräftiges Wachstum der gesamten Bauwirtschaft (Umsätze insgesamt +1,9%).

[20] In der Energie- und Wasserversorgung wurde die Stagnation des Vorjahres überwunden, 2002 stiegen die Umsätze um 4,4%. Die Steigerung der Stromerzeugung um 1,6% reichte zur Deckung des Verbrauchszuwachses nicht aus. Österreich blieb also auch 2002 ein Nettoimporteur, nachdem es bereits im Vorjahr seine Position als Nettoexporteur von elektrischer Energie verloren hatte. Die Zunahme der Stromerzeugung war regional sehr konzentriert: Die Produktion aus Wasserkraft wurde in nur zwei Bundesländern erheblich erhöht (Tirol +26,5%, Wien +15,8%). Geringfügige Zuwächse meldeten die Versorgungsunternehmen im Burgenland (+1,2%) und in Vorarlberg (+0,5%). Andererseits blieben in der Steiermark (-6,9%), in Kärnten (-8,5%) und Oberösterreich (-11,8%) die Produktionsleistungen erheblich unter dem Vorjahresniveau.

Gutes Tourismusjahr durch Marktanteilsgewinne der österreichischen Anbieter

[21] Die österreichische Tourismuswirtschaft erreichte im Jahr 2002 ein neues Rekordergebnis, auch wenn unter ungünstigeren Konjunkturbedingungen die Entwicklung etwas weniger gut ausfiel als im Vorjahr. Die Zahl der Gästeankünfte nahm um 1,7% und jene der Übernachtungen um 1,4% zu. Österreich gewann als einziges europäisches Land signifikant Marktanteile. Die Positionsverbesserung geht auf Qualitäts- und Strukturverbesserungen sowie auf vorübergehende Standortvorteile zurück: Urlauber bevorzugen in Zeiten erhöhter Beeinträchtigung der Flugsicherheit und großer wirtschaftlicher Unsicherheiten nahegelegene Urlaubsziele, die sie kurzfristig auswählen und mit dem Auto leicht erreichen können. Dabei hat Österreich den Vorteil, dass zwei Nachbarländer eine hohe Reiseintensität aufweisen (Deutschland, Italien). Deshalb erlebten in Österreich traditionelle Urlaubsstile vorübergehend eine "Renaissance". Zum Erfolg der österreichischen Tourismuswirtschaft trugen 2002 in erster Linie traditionelle Wander- und Badeurlauber sowie Wintersportler bei, während anders als in früheren Jahren nur wenige Kurzurlaubsgäste hinzukamen. Wegen dieser Entwicklung der Gästestruktur verkürzte sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer nicht weiter.

 

Übersicht 5: Tourismus im Kalenderjahr 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

Insgesamt

Inländer

Ausländer

 

Übernachtungen

Einnahmen

Übernachtungen

Einnahmen

Übernachtungen

Einnahmen1)

Übernachtungen

Einnahmen1)

 

In 1.000

Mio. €

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien

7.624

1.839

-0,6

-1,4

+2,1

+2,3

-1,2

-2,0

Niederösterreich

5.393

447

-3,9

-2,5

-5,8

-4,3

-0,2

+0,4

Burgenland

2.467

280

+1,3

+5,0

+1,0

+5,0

+2,2

+5,2

Steiermark

9.710

1.009

+0,9

+5,5

-1,1

+3,4

+4,7

+8,2

Kärnten

13.335

1.762

+2,7

+2,0

+0,2

-0,2

+4,2

+2,9

Oberösterreich

6.499

618

-1,7

+1,8

-2,1

+2,0

-1,3

+1,6

Salzburg

21.929

3.116

+2,2

+5,8

-2,1

+1,9

+3,6

+6,8

Tirol

41.576

7.157

+2,5

+6,2

-0,3

+4,3

+2,7

+6,4

Vorarlberg

7.865

1.395

+0,6

+3,8

-4,0

-0,3

+1,1

+5,5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Österreich

116.397

17.622

+1,4

+4,2

-1,5

+1,7

+2,5

+4,9

Q: Statistik Austria, WIFO. - 1) Ohne Kleines Walsertal.

 

[22] Infolge von Qualitätsverbesserungen erhöhten sich die Einnahmen (+4,2%) stärker als die Zahl der Nächtigungen. Ein Urlaubsgast gab im Durchschnitt mehr aus als im Vorjahr. Billigquartiere verloren deshalb an Bedeutung, der Anteil der Nächtigungen in komfortlosen C-Quartieren verringerte sich gegenüber 2001 um 0,5 Prozentpunkte. Die Nachfragesteigerung konzentrierte sich auf die Qualitätshotellerie. Das größte Wachstum erzielten die luxuriös ausgestatteten Hotels (Ankünfte in A-Hotels +2,6%), obwohl sie überproportional im internationalen Städtetourismus genutzt werden. Der Städtetourismus wies einen ungünstigen Geschäftsgang auf, da er besonders konjunktursensibel und relativ stark vom Flugverkehr abhängig ist. Durch die Krise im Flugtourismus und die Aufwertung des Euro kamen auch weniger Gäste aus dem weiter entfernten Ausland nach Österreich. Insbesondere Besucher aus Übersee blieben aus (vor allem USA, Japan; rund -20%).

[23] Die ungünstige Entwicklung der verfügbaren Einkommen beeinträchtigte die Reiseausgaben der Inländer, sie erhöhten zum ersten Mal seit einigen Jahren ihre Nachfrage nach österreichischen Reisezielen kaum (Ankünfte +0,3%). Allerdings legte der moderne Gesundheits- und Wellnesstourismus, der überwiegend auf den Inlandsmarkt beschränkt ist, weiterhin zu. Die Umlenkung auf relativ nahe Reiseziele machte sich vor allem im Nachfrageverhalten der Deutschen (Ankünfte +2,0%), Italiener und Niederländer bemerkbar.

Rückkehr zu traditionellen Urlaubsstilen begünstigt intensive Tourismusregionen

[24] Von einem wieder traditionelleren Urlaubsverhalten waren hauptsächlich die intensiven Tourismusregionen begünstigt. Sie hatten ihr größtes Wachstum in den sechziger Jahren verzeichnet, als überwiegend Individualurlauber mit dem eigenen Auto verreisten. Die intensiven Tourismusregionen liegen im Alpenbereich westlich von Salzkammergut, Niederen Tauern und Unterkärnten. Östlich davon expandiert der Tourismus in erster Linie in Gebieten mit speziellen Angeboten. Dazu zählen vor allem die Thermenregionen (mit Schwerpunkten in der Oststeiermark sowie im Süd- und Mittelburgenland) und die Regionen mit stärkerem Radtourismus (mit Schwerpunkten in Nieder- und Oberösterreich).

Intensive Tourismusregionen und auf Gesundheitsangebote spezialisierte Gebiete waren die hauptsächlichen Gewinner des durchaus zufriedenstellenden Tourismusjahres 2002. So verzeichneten Tirol und das Burgenland sowohl im Winter als auch im Sommer relativ hohe Zuwächse der Gästeübernachtungen. In der Steiermark entwickelten sich die Gästeankünfte in beiden Saisonen günstig. Salzburg verzeichnete eine sehr gute Winter-, Kärnten eine erfolgreiche Sommersaison. Die Flaute im internationalen Städtetourismus beeinträchtigte die Wiener Hotellerie. In Nieder- und Oberösterreich litt der Tourismus in der Sommersaison unter den Folgen der Hochwasserkatastrophe.

[25] Diese räumlichen Tendenzen hatten eine regionale Polarisierung zur Folge mit deutlichen Vorteilen für die von intensiven Tourismusregionen geprägten westlichen Bundesländer. Den Wachstumsschwerpunkt bildeten Kärnten (Übernachtungen +2,7%), Tirol (+2,5%) und Salzburg (+2,2). In Tirol und Salzburg waren die Tourismusbetriebe sowohl im Winter als auch im Sommer erfolgreich; auch in Vorarlberg erzielten sie in beiden Saisonen Nachfragezuwächse, wenngleich diese etwas schwächer ausfielen (Übernachtungen im Jahr 2002 +0,6%). In Kärnten stützte sich die Entwicklung wegen des Schneemangels südlich des Alpenhauptkamms nur auf eine gute Sommersaison. Allerdings kamen die Erfolge hier weniger durch einen Qualitätstourismus zustande, wie die relativ geringe Steigerung der Einnahmen zeigt.

[26] Etwas unter dem Österreich-Durchschnitt lagen die Jahresergebnisse im Burgenland (Übernachtungen +1,3%) und der Steiermark (+0,9%), obwohl in beiden Bundesländern im Winter ein gutes Ergebnis verzeichnet wurde. In Wien, Ober- und Niederösterreich reagierte die Nachfrage bereits auf die Konjunkturverschlechterung und nahm ab. In Oberösterreich brachte die Wintersaison dank guter Schneeverhältnisse Zuwächse, die Sommersaison verlief aber nicht so günstig, wie die Tendenz zu traditionelleren Urlaubsstilen hätte erwarten lassen. Überdies wurden die Urlaubsregionen in Oberösterreich wie in Niederösterreich von der Hochwasserkatastrophe vom August 2002 stark in Mitleidenschaft gezogen (Übernachtungen im Jahr 2002 -1,7%). Neben der Beeinträchtigung der Sommersaison wurden in Niederösterreich auch im Winter Rückgänge gemeldet. Das Jahresergebnis (Übernachtungen -3,9%) fiel erheblich schlechter aus als in Wien (-0,6%), dessen Tourismussektor im gesamten Jahresverlauf von der Flaute im internationalen Städtetourismus betroffen war.

Gute Wintersaison 2001/02 für Wintersportgebiete in mittlerer Höhenlage

[27] In der Wintersaison 2001/02 wurde der Trend zu Sonnenzielen in Übersee durch die Verunsicherung unmittelbar nach den Terroranschlägen vom September 2001 unterbrochen. Die Umlenkung zu traditionellen Wintersportangeboten kam der österreichischen Hotellerie spürbar zugute. In Österreich war die Zahl der Übernachtungen um 1,6% und jene der Ankünfte um 2,3% höher als im Vorjahr. Die größten Zuwächse kamen von der Nachfrage der Ausländer (Übernachtungen +2,3%), während Inländer heimische Angebote zwar ebenfalls verstärkt in Anspruch nahmen (Ankünfte +2,0%), aber deutlich kürzer blieben, sodass sich ihre Nächtigungsbilanz nicht weiter verbesserte (-0,4%). Die Umschichtung von Flugurlaubsreisen zu Schiurlauben zeigte sich auf nahezu allen traditionellen Märkten (z. B. Niederlande, Italien, Frankreich, Schweiz); lediglich die Zahl der Nächtigungen deutscher Gäste überschritt das hohe Niveau des Vorjahres nur noch leicht (+0,8%). Erwartungsgemäß brach die Nachfrage aus wichtigen Überseeländern (USA, Japan) empfindlich ein, während Urlauber aus Osteuropa ihren Nachholbedarf auch in österreichischen Wintersportgebieten deckten.

 

Übersicht 6: Tourismus in der Winter- und Sommersaison

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ankünfte

Übernachtungen

 

Insgesamt

Inländer

Ausländer

Insgesamt

Inländer

Ausländer

 

 

 

Insgesamt

Deutsche

Andere

 

 

Insgesamt

Deutsche

Andere

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Winterhalbjahr (November 2001 bis April 2002)

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien

-1,1

+0,7

-1,7

-2,3

-1,4

-0,4

+1,0

-0,7

-1,0

-0,6

Niederösterreich

-1,4

-2,6

+0,7

-4,8

+3,8

-4,7

-5,6

-2,3

-9,6

+2,8

Burgenland

+5,1

+5,1

+4,9

+5,8

+3,3

+2,1

+1,7

+4,7

+4,2

+5,6

Steiermark

+4,1

+4,8

+2,6

+1,9

+3,5

+2,0

+1,7

+2,4

+0,7

+5,0

Kärnten

-2,0

-5,5

+0,7

-0,2

+1,7

-1,3

-3,2

-0,2

-0,6

+0,5

Oberösterreich

+3,6

+6,1

-1,1

-0,1

-2,4

+0,7

+1,9

-1,5

-1,3

-2,0

Salzburg

+4,9

+3,4

+5,6

+5,1

+6,3

+4,3

+1,2

+5,4

+4,2

+7,6

Tirol

+2,2

+0,9

+2,3

+0,6

+5,8

+1,6

-2,0

+1,9

                ±                0,0

+5,5

Vorarlberg

+2,5

-1,2

+3,1

+1,9

+7,0

+1,0

-5,7

+1,7

+0,6

+5,0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Österreich

+2,3

+2,0

+2,4

+1,4

+3,8

+1,6

-0,4

+2,3

+0,8

+4,8

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober 2002)

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien

-3,4

+1,1

-4,4

+1,8

-6,4

-2,8

+4,2

-4,1

+1,4

-6,0

Niederösterreich

-2,6

-4,2

-0,7

-5,4

+4,9

-4,4

-5,9

-1,8

-6,2

+4,9

Burgenland

+3,6

+3,9

+2,5

+1,9

+4,7

+1,8

+1,5

+2,6

+1,4

+9,2

Steiermark

+3,2

+1,6

+7,0

+7,5

+6,4

+0,4

-1,7

+4,9

+3,8

+7,2

Kärnten

+4,7

+1,2

+7,4

+7,9

+6,5

+3,9

+1,0

+5,6

+5,2

+6,7

Oberösterreich

-2,4

-1,8

-3,0

-0,9

-6,5

-2,4

-3,6

-0,9

+0,5

-4,2

Salzburg

+0,8

+0,9

+0,8

+5,3

-3,7

+1,5

-2,3

+2,7

+3,6

+1,2

Tirol

+4,4

+2,2

+4,7

+5,0

+4,3

+4,2

+2,1

+4,4

+3,3

+6,2

Vorarlberg

+4,4

+4,5

+4,4

+4,2

+4,7

+0,9

-3,3

+1,6

+0,3

+5,3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Österreich

+1,5

+0,5

+2,0

+4,0

-0,2

+1,6

-1,3

+2,8

+2,9

+2,6

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.

 

[28] Begünstigt war die Wintersaison durch eine ausgezeichnete Schneelage nördlich des Alpenhauptkamms zur Weihnachtszeit. Andererseits dämpfte der frühe Ostertermin die Geschäftsergebnisse in höheren Schigebieten durch die Verkürzung der Saison. Diese Kombination an äußeren Faktoren kam insbesondere den Wintersportgebieten Salzburgs zugute, welche die schnee- und katastrophenbedingten (Seilbahnunglück Kaprun) Rückschläge des Vorjahres überwanden und die weitaus höchsten Nächtigungszuwächse erzielten (Übernachtungen +4,3%). Das Wachstum konzentrierte sich auf die Bezirke St. Johann im Pongau und Zell am See (Übernachtungen jeweils über +4%). In Tirol und Vorarlberg war der Tourismus stärker durch den frühen Ostertermin beeinträchtigt - die Nachfrage der Inländer war rückläufig, und ihre durchschnittliche Aufenthaltsdauer sank deutlich. Vor allem westlich des Stubaitales war das Wachstum großteils nicht mehr so hoch wie etwa im niedriger gelegenen Tiroler Unterland. Die Zahl der Ankünfte war aber in beiden Bundesländern um etwas mehr als 2% höher als im Vorjahr. Dies ist in Tirol umso bemerkenswerter, als bereits im Vorjahr ein Rekordergebnis (das beste Ergebnis seit 10 Jahren) erzielt worden war. Im Winter 2001/02 bestätigte sich neuerlich, dass südlich des Alpenhauptkamms das Schneerisiko tendenziell höher ist. Das drückte vor allem die Frühwinterergebnisse in Kärnten (Übernachtungen in der Wintersaison -1,3%).

Weiterhin Wachstum in auf Wellness spezialisierten Regionen

[29] Außerhalb der alpinen Gebiete wurden hohe Zuwächse in jenen Regionen verzeichnet, die sich auf moderne Produkte im Wellness- und Gesundheitstourismus spezialisiert haben. Ihre Angebote richten sich vorwiegend an eine urbane, aber inländische Kundenschicht, sodass ihre Dynamik kaum auf die genannten internationalen Sonderfaktoren, sondern auf die Tatsache zurückgeht, dass diese Regionen mit ihren Angeboten zu Kurz- und Mehrfachurlauben den derzeitigen Trends optimal entsprechen.

[30] Davon profitierten insbesondere die Qualitätsbetriebe im Burgenland (Übernachtungen insgesamt +2,1%) und in der Steiermark (+2,0%). In beiden Bundesländern verläuft der Strukturwandel zum Qualitätstourismus besonders rasch, in der Steiermark etwa sank der Anteil gewerblicher Billigquartiere am Nächtigungsvolumen innerhalb von nur 10 Jahren von 20,8% auf zuletzt 8,8%. Auch die Einnahmenschätzungen bestätigen diesen Trend.

[31] Ober- und Niederösterreich stehen in Konkurrenz zu den südöstlichen Thermengebieten. In Oberösterreich steigerten vor allem weniger gut mit Wintersportinfrastruktur und Qualitätshotellerie erschlossene Schigebiete ihr Ergebnis (Bezirk Gmunden +2,1%, Bezirk Rohrbach +23,5%); hier hatten auch die Billigquartiere an der Expansion teil. Im Gegensatz zu Oberösterreich (Übernachtungen +0,7%) konnten in Niederösterreich einige Schigebiete (-4,7%) die gute Schneelage nicht in Zuwächse umsetzen (Nächtigungen im Bezirk Neunkirchen -5,6%). Überdies erfassten die Nachfrageausfälle im Wien-Tourismus auch Niederösterreich (Bezirk Wien-Umgebung -1,9%).

[32] Der Einbruch im Flugpauschaltourismus und seine Folgen für internationale Städtereisen machten sich auch in Wien bemerkbar (Nächtigungen -0,4%). Das Ausbleiben der Flugtouristen aus Übersee betraf vor allem die Wiener Luxushotels (Übernachtungen -2,1%), während die Mittelklassehotels vom Zustrom der Buspauschalreisenden aus dem näheren Ausland profitierten (+5,8%). Hingegen wurden in den gewerblichen Billigquartieren Wiens (-19,4%) die Bettenkapazitäten offenbar verringert.

Erfolgreiche Sommersaison in Kärnten und Tirol

[33] In der Sommersaison 2002 gewann der österreichische Tourismus besonders deutlich im Ausland. Die Unternehmen nutzten den Vorteil der geographischen Nähe zu wichtigen europäischen Absatzmärkten. Dadurch wurde der langjährige Trend rückläufiger Nachfrage unterbrochen. Die Zahl der Übernachtungen nahm im Vorjahresvergleich um 1,6% und jene der Ankünfte um 1,5% zu. Wegen der relativ großen Bedeutung der Haupturlauber ging die Aufenthaltsdauer entgegen dem langjährigen Trend nicht zurück. Das Aufleben traditioneller Urlaubsinteressen brachte zudem keinen Rückfall in den Bemühungen um Qualitätsverbesserungen. Die Nächtigungszuwächse wurden großteils in den Komfortbetrieben erzielt, insbesondere in der Luxuskategorie (Nächtigungen in A-Hotels +3,8%). Dagegen wurden einfache Unterkünfte weniger nachgefragt als im Vorjahr (Kategorie C/D -3,4%, Privatquartiere -3,8%). Entsprechend den Umlenkungseffekten kam das Wachstum auf den traditionellen Herkunftsmärkten im EU-Raum zustande, während die Nachfrage von Gästen aus Großbritannien und Übersee nicht nur wegen der Krise im Flugtourismus, sondern auch durch die Aufwertung des Euro stark rückläufig war.

[34] Bei unveränderten konjunkturellen Rahmenbedingungen schwankte auch das regionale Muster im Jahresverlauf kaum. Eine Polarisierung der Entwicklung machte einen Wachstumsschwerpunkt im Westen Österreichs deutlich. Die größten Nächtigungszuwächse verzeichneten die Tourismusunternehmen in Tirol (Nächtigungen +4,2%) und Kärnten (+3,9%), somit in jenen Bundesländern, die jeweils prototypisch für Wander- bzw. Badeurlaub stehen. In beiden Bundesländern nahm die Zahl der Übernachtungen in den meisten Bezirken zu. In Tirol bildeten nur die Bezirke Innsbruck-Stadt (eine wichtige Städtereisedestination) und Lienz, in Kärnten nur die Wörthersee-Region (Klagenfurt-Stadt und Klagenfurt-Land) sowie das Lavanttal eine Ausnahme.

[35] Deutlich schwächer fiel das Wachstum in Salzburg (Übernachtungen +1,5%) und Vorarlberg (+0,9%) aus. Allerdings entwickelte sich in Vorarlberg die Zahl der Ankünfte relativ günstig (+4,4%), sogar die Privatquartiere meldeten eine Verbesserung (+1,8%). Offenbar entschlossen sich deutsche Nachfrager (insbesondere Gäste aus Süddeutschland sind die weitaus wichtigste Gästeschicht) kurzfristig zu einem kürzeren Aufenthalt in Vorarlberg (Aufenthaltsdauer der Deutschen -3,9%). In Salzburg blieben vor allem die vom internationalen Städtetourismus geprägten Angebote der Landeshauptstadt (einschließlich der Umgebung) und der Lungau zurück.

Abbildung 2: Übernachtungen im Sommerhalbjahr 2002

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.

 

[36] In den Bundesländern mit überwiegend extensivem Tourismus ergaben sich dort Zuwächse, wo Gesundheits- und Wellness-Urlaube angeboten werden. Dabei erzielte das Burgenland (+1,8%) deutlich höhere Nächtigungsgewinne als die Steiermark (+0,4%). Zieht man allerdings das Wachstum der Gästeankünfte als Indikator heran, dann sind die Unterschiede erheblich geringer (Burgenland +3,6%, Steiermark +3,2%). In der Steiermark ist ein viel geringerer Teil des Tourismussektors als im Burgenland auf den Wellness spezialisiert (Alpenvorland-Hügelland); in den Wandergebieten der Obersteiermark, welche überwiegend von Inländern aufgesucht werden, ging die Zahl der Nächtigungen zurück (ausgenommen Bezirk Murau).

Flaute im Städtetourismus und Hochwasserschäden beeinträchtigen Sommersaison im Donauraum

[37] Ertragseinbußen verzeichneten im Sommer 2002 Wien (Nächtigungen -2,8%), Nieder- und Oberösterreich (–4,4% bzw. -2,4%). In Wien stand der Sektor unter dem Eindruck der Flaute im internationalen Städtetourismus, die Nachfrage entwickelte sich hier so ungünstig wie zuletzt 1993. Rückgänge meldeten vor allem die Betriebe des gehobenen Standards, sie beherbergten weniger Gäste aus dem Ausland ohne Deutschland - diese Gruppe macht in Wien fast zwei Drittel der Gesamtnachfrage aus.

[38] In Nieder- und Oberösterreich richten sich die Angebote grundsätzlich stärker auf den inländischen Gast aus, der seine Nachfrage relativ deutlich einschränkte (Nächtigungen -5,9% bzw. -3,6%). Viele Bezirke meldeten Nächtigungsrückgänge, insbesondere Tourismuszentren in den Alpen (einschließlich Salzkammergut), im Wald- und Mühlviertel. Tendenziell günstiger war die Nachfrageentwicklung im ober- und niederösterreichischen Alpenvorland sowie im Weinviertel (durchwegs keine Gebiete mit starkem Tourismusaufkommen). Beide Bundesländer erzielten auch in der Luxuskategorie (sie ist vor allem in Oberösterreich unterrepräsentiert) keine Nächtigungsgewinne; die Umschichtung zugunsten des Qualitätstourismus drückte sich hier in erheblich größeren Verlusten der Billigquartiere aus. Das ist teilweise auch eine Folge der Hochwasserkatastrophe vom August. In der zweiten Saisonhälfte verschlechterten sich die Tourismusergebnisse erheblich (Übernachtungen Niederösterreich -6,9%, Oberösterreich -5,0%). Auch der Radtourismus in der Donauregion, der in den vorangegangenen Jahren expandiert hatte, war rückläufig.

Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt schrumpft mit fortschreitender Konjunkturabschwächung

[39] Die Konjunkturabschwächung wirkte sich auf den österreichischen Arbeitsmarkt nicht nur in einer Zunahme der Arbeitslosigkeit, sondern nach einiger Verzögerung auch in einem Rückgang der Beschäftigung aus. Im Jahr 2002 verringerte sich die Beschäftigung erstmals seit 1996, die Zahl der aktiv unselbständig Beschäftigten (ohne Bezug von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld und ohne Präsenzdienst) war um 14.600 oder 0,5% niedriger als im Vorjahr. Die Arbeitsplatzverluste betrafen insbesondere Männer (-1,0%), während die Beschäftigung von Frauen noch geringfügig zunahm (+0,2%). Frauen finden vor allem in Dienstleistungsberufen Arbeit; dabei nehmen atypische Beschäftigungsverhältnisse zu. Sowohl Teilzeit- als auch geringfügige Beschäftigungsverhältnisse werden überwiegend mit Frauen abgeschlossen.

 

Übersicht 7: Entwicklung der Beschäftigung nach Angebotssegmenten 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

Unselbständig Beschäftigte

 

Insgesamt

Männer

Frauen

Ausländer

Inländer

 

Ohne Bezug von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdienst

 

Absolut

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

Wien

741.193

-1,8

-2,0

-1,6

+0,1

-1,5

Niederösterreich

504.061

-0,7

-1,3

+0,1

-1,5

+0,2

Burgenland

80.377

+1,5

+1,0

+2,1

+6,2

+1,8

Steiermark

421.317

-0,5

-1,2

+0,5

+1,8

+0,1

Kärnten

187.237

-0,5

-1,5

+0,7

+2,1

-0,0

Oberösterreich

526.598

+0,1

-0,4

+0,8

+2,1

+0,7

Salzburg

210.833

+0,6

-0,2

+1,7

+1,0

+1,9

Tirol

261.282

+1,2

+0,7

+1,8

+9,3

+0,8

Vorarlberg

130.614

+0,1

-0,1

+0,4

+0,3

+1,3

 

 

 

 

 

 

 

Österreich

3,063.512

-0,5

-1,0

+0,2

+1,6

+0,1

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, WIFO-Berechnungen.

 

 

 

Übersicht 8: Entwicklung der Beschäftigung nach Wirtschaftsbereichen 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Land- und Forstwirtschaft, Energieversorgung

Sachgütererzeugung und Bergbau

Bauwesen

Marktorientierte Dienstleistungen

Öffentliche Dienstleistungen

 

Insgesamt

Handel

Realitätenwesen

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien

-0,8

-7,3

-4,8

-0,1

-2,9

+3,3

-2,0

Niederösterreich

+2,3

-2,0

-2,7

-0,9

-1,1

+0,1

+1,0

Burgenland

+10,0

+0,0

-3,3

+3,1

+3,3

+5,2

+1,4

Steiermark

-10,8

-1,7

-3,8

+0,5

-1,0

+6,1

+1,0

Kärnten

-1,7

-3,9

-2,5

+0,6

-0,1

+3,9

+1,1

Oberösterreich

+0,9

-1,1

-2,1

+0,9

+1,0

+2,8

+0,9

Salzburg

-1,1

-1,8

-1,1

+1,9

+0,4

+13,2

+0,4

Tirol

-0,5

+0,3

+0,1

+1,6

+1,2

+1,4

+1,5

Vorarlberg

+1,1

-2,1

-2,3

+1,5

+1,0

+7,8

+1,6

 

 

 

 

 

 

 

 

Österreich

-1,2

-2,4

-2,8

+0,5

-0,6

+3,8

+0,2

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, WIFO-Berechnungen.

 

[40] Mit Fortdauern der Konjunkturflaute ging die Arbeitskräftenachfrage in einem relativ großen Teil der Wirtschaft zurück, die Verringerung der Beschäftigung betraf mehr Sektoren als im Vorjahr: neben der Bauwirtschaft (-2,8%) und der Sachgüterproduktion (-2,4%) nun auch einige Dienstleistungsbereiche. Die Schwäche der Inlandsnachfrage wirkte sich auf den Handel aus (Beschäftigung -0,6%). Die Verwaltungsreform des Staates und die Strukturanpassung im Bereich der Postdienste schlugen sich in einer ungünstigen Beschäftigungsentwicklung im öffentlichen Dienst (+0,2%) sowie im Verkehr und in der Nachrichtenübermittlung nieder (-1,8%). Zusätzliche Arbeitsplätze wurden im öffentlichen Sektor in erster Linie im Gesundheits- und Sozialwesen (+2,3%) sowie im Unterrichtswesen (+1,3%) geschaffen. Die größten Zuwächse ergaben sich weiterhin im Bereich der Wirtschaftsdienste, wenngleich in einem geringeren Ausmaß als in den Vorjahren (+3,8%). Wegen des relativ guten Verlaufs im Tourismus fragten auch die Unternehmen des Beherbergungs- und Gaststättenwesens zusätzliche Arbeitskräfte nach (+1,8%).

Beschäftigungsentwicklung der Bundesländer folgt weitgehend dem Konjunkturmuster

[41] Insgesamt entwickelte sich die Beschäftigung im Westen Österreichs günstiger als im Süden und Osten; eine Ausnahme bildet hier das Burgenland. Die regionale Verteilung spiegelt in erster Linie das regionale Konjunkturmuster und kaum Sektoreinflüsse wider. Insbesondere in Bundesländern mit Beschäftigungszunahmen lässt sich das Ergebnis nicht auf einzelne besonders expansive Wirtschaftsbereiche zurückführen; vielmehr schnitten dort mehrere Sektoren besser ab als im Österreich-Durchschnitt.

Mit anhaltender Konjunkturschwäche stieg die Arbeitslosigkeit 2002 weiter, und die Beschäftigung ging erstmals seit 1996 zurück. Das Muster der Beschäftigungsentwicklung ging parallel mit der regionalen Konjunktur: In den westlichen Bundesländern (insbesondere in Tirol) und im Burgenland erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten, während im Osten und Süden Arbeitsplätze abgebaut wurden. Besonders viele Stellen gingen in den Großstadtregionen und in den Mittelstädten verloren.

[42] Die höchste Beschäftigungsdynamik unter allen Bundesländern verzeichnete das Burgenland (+1,5%). Nur im Bauwesen wurden Arbeitskräfte abgebaut (-3,3%), während in der Sachgüterproduktion der Stand des Vorjahres gehalten wurde und die marktorientierten Dienstleistungen besonders stark expandierten (+3,1%). Im Westen verlief die Entwicklung in Tirol am günstigsten (+1,2%), hier gingen auch im Bauwesen und in der Sachgüterproduktion keine Arbeitsplätze verloren. Tirol profitierte zudem als wichtigste Tourismusregion vom hohen Arbeitskräftebedarf im Gaststätten- und Beherbergungswesen (+3,7%), der teilweise auf den Handel ausstrahlte. Auch in der öffentlichen Verwaltung wurden in Tirol (wie im Burgenland und in Vorarlberg) relativ viele Arbeitskräfte eingestellt (+1,5%).

 

Abbildung 3: Unselbständig Beschäftigte

Juli 2002, Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, WIFO-Berechnungen.

 

[43] Zusätzliche Arbeitsplätze wurden auch in Salzburg geschaffen (+0,6%), während die Zahl der unselbständig Beschäftigten das Vorjahresniveau in Vorarlberg (+0,1%) und Oberösterreich (+0,1%) nur geringfügig überstieg. In Salzburg entwickelte sich der besonders große Sektor der marktorientierten Dienste (fast die Hälfte der Beschäftigten) sehr gut (+1,9%). Das gilt insbesondere für die Wirtschaftsdienste (+13,2%). Auch in Vorarlberg nahm die Zahl der Beschäftigten in den (privaten und öffentlichen) Dienstleistungen überdurchschnittlich zu. In diesem der Industrie geprägten Bundesland gingen aber viele Arbeitsplätze in der Sachgüterproduktion verloren (-2,1%). Auch Oberösterreich war von Freisetzungen in der Sachgüterproduktion betroffen; wegen des großen Gewichts der Industrie wirkten sich die insgesamt mäßigen Arbeitsplatzverluste (-1,1%) stark auf die gesamte Beschäftigung aus. Die Abschwächung der Industriekonjunktur übertrug sich auf die Dienstleistungen - insbesondere in den Wirtschaftsdiensten kamen in Oberösterreich nur wenige Arbeitsplätze hinzu.

[44] In Kärnten, der Steiermark und Niederösterreich entsprachen die Beschäftigungseinbußen etwa dem Österreich-Durchschnitt. In Kärnten wurde der erhebliche Rückgang in der Sachgüterproduktion (-3,9%) nicht durch eine Zunahme im Dienstleistungsbereich ausgeglichen, obwohl im Beherbergungs- und Gaststättenwesen relativ viele zusätzliche Arbeitskräfte nachgefragt wurden. Auch in der Steiermark benötigten die Tourismusbetriebe mehr Arbeitskräfte als im Vorjahr, andererseits gingen überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze im Bauwesen und im Handel verloren.

[45] Die ungünstige Entwicklung von Niederösterreich (-0,7%) streut relativ breit über die Sektoren: Neben den Verlusten im sekundären Sektor, die etwa dem Österreich-Durchschnitt entsprachen, ging die Beschäftigung auch in den marktorientierten Dienstleistungen zurück (-0,9%). In Niederösterreich könnten die positiven Umlandeffekte der seit Jahren beobachteten Abwanderung von Dienstleistungseinrichtungen aus Wien abgeebbt sein. Möglicherweise reagierten die Investoren auf die Schwäche der Inlandsnachfrage und warten mit einer weiteren Auslagerung von Dienstleistungsbetrieben ins Umland ab. Die Beschäftigung entwickelte sich im niederösterreichischen Handel nicht mehr gegenläufig zu Wien. Zudem war Niederösterreich das einzige Bundesland, in dem die Zahl der Arbeitsplätze in den Wirtschaftsdiensten nicht expandierte (+0,1%).

[46] Ungünstiger als in allen anderen Bundesländern und auch schlechter als in den letzten zwanzig Jahren entwickelte sich die Beschäftigung in Wien (-1,8%). Empfindlichen Einbußen im sekundären Sektor (Sachgüterproduktion -7,3%, Bauwesen -4,8%) stand keine ausreichende Zusatznachfrage aus den Dienstleistungen gegenüber. Im öffentlichen Sektor wurden 2,0% der Arbeitsplätze abgebaut, und im Bereich der marktorientierten Dienstleistungen stagnierte die Beschäftigung.

Erhebliche Beschäftigungseinbußen in den großen Stadtregionen

[47] Nach Bezirken wird die Beschäftigung jeweils nur im Juli eines Jahres erhoben; sie ist deshalb durch ein Saisonmuster verzerrt. 2002 schlug der relativ gute Verlauf im Tourismus besonders durch. In der Folge entwickelte sich die Beschäftigung in den vom Tourismus geprägten Regionen (intensive Tourismusregionen, touristische Randgebiete) am günstigsten. Nur hier wurde zwischen Juli 2002 und Juli 2001 kein Rückgang verzeichnet. Abgeschwächt wird der statistische Einwand allerdings dadurch, dass sich diese Regionen auf den Westen Österreichs konzentrieren, wo der Verlauf auch im Jahresdurchschnitt auf der Bundesländerebene am günstigsten war.

 

Übersicht 9: Entwicklung der Beschäftigung nach Wirtschaftsregionen

Juli 2002, Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

Unselbständig Beschäftigte

 

Insgesamt

Männer

Frauen

Ausländer

Inländer

 

 

 

 

 

 

Humankapitalintensiv

-1,6

-0,7

-2,7

-4,2

-1,3

Metropole

-1,9

+0,6

-4,6

-6,5

-1,4

Großstädte

-1,3

-1,6

-1,1

-0,7

-1,1

Umland

-1,2

-0,8

-1,8

-4,1

-1,8

Mittelstädte

-2,0

-2,4

-1,4

-3,6

-1,4

 

 

 

 

 

 

Sachkapitalintensiv

-0,6

-0,3

-1,0

-4,0

-0,3

Intensive Industrieregionen

-0,9

-0,3

-1,6

-5,2

-0,5

Intensive Tourismusregionen

+0,0

-0,2

+0,3

-1,7

+0,1

 

 

 

 

 

 

Ländlich

-0,9

-1,0

-0,6

-1,7

-0,8

Extensive Industrieregionen

-1,1

-0,8

-1,4

-3,1

-0,9

Touristische Randgebiete

+0,2

-0,3

+0,8

+1,1

+0,1

Industrialisierte Randgebiete

-1,2

-1,8

-0,2

-1,4

-1,2

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, WIFO-Berechnungen.

 

[48] Anderseits dürfte die Beschäftigung in den Regionen mit den besten Standortbedingungen (humankapitalintensive Regionen) am stärksten zurückgegangen sein. Insbesondere in den Mittel- und Großstädten (einschließlich Wiens) wurden relativ viele Arbeitsplätze abgebaut (zwischen -1,3% und -2,0%). Aber selbst in den Umlandregionen (-1,2%), die jahrelang sehr expansiv waren, wurde das Beschäftigungswachstum unterbrochen. Ähnlich rückläufig war der Indikator in den ländlichen Regionen, insbesondere im Wald- und Weinviertel wurden viele Arbeitskräfte abgebaut. Wenig Dynamik zeigte sich auch in den intensiven und extensiven Industrieregionen; vor allem in den Industriegebieten entlang der Südachse (Wiener Becken, Mur-Mürz-Furche) gingen relativ viele Arbeitsplätze verloren.

Zunahme der Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern

[49] Die Schwäche der Konjunktur und eine gleichzeitige Zunahme des Arbeitskräfteangebotes waren in erster Linie dafür verantwortlich, dass im Jahr 2002 die Arbeitslosigkeit am stärksten seit 1993 zunahm (+28.500). Die Arbeitslosenquote erreichte 6,9% (nach österreichischer Berechnung); für Männer (7,2%) war die Quote um 0,8 Prozentpunkte höher als für Frauen. Der Anstieg erreichte im Frühjahr (II. Quartal +19,2%) seinen Höhepunkt und schwächte sich vor allem gegen das Jahresende ab (IV. Quartal +6,4%).

 

Übersicht 10: Arbeitslosigkeit 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

Arbeitslose

Arbeitslosenquote

 

Insgesamt

Männer

Frauen

Jugendliche

Insgesamt

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

In %

Veränderung gegen das Vorjahr in Prozentpunkten

 

 

 

 

 

 

 

Wien

+18,0

+18,2

+17,7

+22,6

9,0

+1,4

Niederösterreich

+12,5

+14,7

+9,5

+16,8

6,9

+0,7

Burgenland

+8,1

+11,1

+4,3

+11,1

8,6

+0,4

Steiermark

+11,8

+16,3

+6,1

+17,2

7,2

+0,7

Kärnten

+8,3

+13,1

+2,6

+12,5

8,2

+0,6

Oberösterreich

+16,2

+20,9

+10,8

+21,8

4,7

+0,6

Salzburg

+15,0

+16,9

+12,8

+19,7

4,9

+0,6

Tirol

+5,9

+7,8

+3,7

+10,7

5,3

+0,2

Vorarlberg

+22,8

+29,8

+16,1

+30,2

5,1

+0,8

 

 

 

 

 

 

 

Österreich

+14,0

+16,5

+10,7

+18,4

6,9

+0,8

Q: Arbeitsmarktservice Österreich, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, WIFO-Berechnungen.

 

 

 

Abbildung 4: Arbeitslosigkeit 2002

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: Arbeitsmarktservice Österreich, WIFO-Berechnungen.

 

[50] Zur Zunahme des Arbeitskräfteangebotes trug zu einem Viertel die Steigerung der Ausländerzahl bei; erhöht wurde es auch durch neue Pensionsregelungen. Als Folge der Anhebung des Antrittsalters für die vorzeitige Alterspension (um 1,5 Jahre) waren ältere Berufstätige überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen. In der Folge konnten jüngere Arbeitskräfte nicht nachrücken, sodass auch die Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen relativ kräftig stieg. Nach wie vor finden Geringqualifizierte schwerer einen Arbeitsplatz, allerdings werden zunehmend auch Höherqualifizierte arbeitslos.

Bei niedrigem Niveau tendenziell stärkerer Anstieg der Arbeitslosigkeit im Westen

[51] Die Zahl der registrierten Arbeitslosen erhöhte sich in jedem Bundesland, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß. Das für die Beschäftigungsentwicklung festgestellte West-Ost-Gefälle traf auf die Arbeitslosigkeit nicht zu: Tendenziell stieg die Arbeitslosigkeit im Westen stärker (ausgenommen Tirol), wenngleich die Arbeitslosenquote relativ niedrig blieb.

Die Arbeitslosigkeit nahm in allen Bundesländern zu. Der regionale Verlauf wurde nicht nur von der Beschäftigung, sondern auch von der Entwicklung des Arbeitskräfteangebotes beeinflusst. Der Anstieg war deshalb in den westlichen Bundesländern meist überdurchschnittlich, wenngleich die Arbeitslosenquote relativ niedrig blieb. Die höchste Arbeitslosenquote verzeichnet mittlerweile Wien.

[52] In Übereinstimmung mit dem Muster der Beschäftigungsentwicklung war die Zunahme der Arbeitslosigkeit in Tirol (Jahresdurchschnitt +5,9%) und im Burgenland (+8,1%) am geringsten. Dort entwickelte sich die Beschäftigung so dynamisch, dass das zusätzliche Arbeitskräfteangebot nahezu integriert werden konnte. In beiden Bundesländern nahm die Arbeitslosigkeit in allen wichtigen Angebotssegmenten unterproportional zu. Dennoch war im Burgenland, wo die Saisonarbeitslosigkeit in der Bauwirtschaft eine Rolle spielt, die Arbeitslosenquote weiterhin ziemlich hoch (Jahresdurchschnitt 8,6%).

[53] Wegen der geringen Zunahme des Arbeitskräfteangebotes fiel auch in Kärnten die Steigerung der Arbeitslosigkeit unterproportional aus (+8,3%). Ähnlich wie im Burgenland schlug sich die Saisonarbeitslosigkeit in einem relativen hohen Jahresdurchschnitt der Arbeitslosenquote nieder (8,2%).

 

Übersicht 11: Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Wirtschaftsregionen 2002

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

Vorgemerkte Arbeitslose

 

Insgesamt

Männer

Frauen

 

 

 

 

Humankapitalintensiv

+16,5

+18,3

+13,9

Metropole

+18,0

+18,2

+17,7

Großstädte

+14,0

+17,5

+9,4

Umland

+13,5

+16,0

+10,0

Mittelstädte

+16,9

+21,4

+11,6

 

 

 

 

Sachkapitalintensiv

+11,4

+16,5

+6,7

Intensive Industrieregionen

+16,4

+21,5

+10,8

Intensive Tourismusregionen

+4,1

+8,3

+0,2

 

 

 

 

Ländlich

+9,0

+11,4

+5,4

Extensive Industrieregionen

+13,0

+15,1

+8,7

Touristische Randgebiete

+6,4

+8,2

+4,0

Industrialisierte Randgebiete

+5,7

+8,6

+1,7

Q: Arbeitsmarktservice Österreich, WIFO-Berechnungen.

 

[54] Auch in der Steiermark und in Niederösterreich weitete sich das Arbeitskräfteangebot nur geringfügig aus, und damit nahm die Arbeitslosigkeit unterdurchschnittlich zu (+11,8%). Die Saisonarbeitslosigkeit spielt in diesen Bundesländern mit einem relativ hohen Anteil an ländlichen Regionen ebenfalls eine Rolle, im Jahresdurchschnitt war die Arbeitslosenquote deshalb relativ hoch (Steiermark 7,2%, Niederösterreich 6,9%).

[55] Stärker als im Österreich-Durchschnitt nahm die Arbeitslosigkeit in Salzburg (+15,0%), Oberösterreich (+16,2%), Wien (+18,0%) und Vorarlberg (+22,8%) zu. In den westlichen Bundesländern wirkte sich dabei vor allem die Zunahme des Angebotes aus. Das gilt insbesondere für Salzburg und Vorarlberg. In Vorarlberg schwächte sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit gegen Jahresende nicht entscheidend ab. Hingegen kam der Anstieg in Wien zum Jahreswechsel zum Stillstand. Der Rückgang der Beschäftigungsnachfrage entmutigt viele Berufstätige, sich am Erwerbsleben zu beteiligen (Arbeitskräfteangebot -0,3%). Wien war das Bundesland mit der höchsten Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt (9,0%), obwohl die Saisonkomponente keine besondere Bedeutung hat. In Wien machte die Arbeitslosenquote selbst im III. Quartal, wenn die Arbeitslosigkeit saisonbedingt tendenziell niedriger ist, 8,3% aus (Österreich 5,8%).

Kräftige Erhöhung der Arbeitslosigkeit in Wien und den Industriegebieten

[56] Nach Wirtschaftsregionen stimmt die Entwicklung der Arbeitslosigkeit teilweise mit der Beschäftigungsentwicklung überein. Die höchsten Zunahmen der Arbeitslosigkeit verzeichneten die humankapitalintensiven Regionen (+16,5%), wobei neben Wien auch die Mittelstädte (+16,9%) besonders betroffen waren. In den humankapitalintensiven Regionen erhöhte sich die Arbeitslosigkeit der Frauen am stärksten. Einen kräftigen Anstieg meldeten auch die intensiven Industrieregionen (+16,4%), insbesondere in den Zentralräumen von Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg. Davon waren Männer stark betroffen. Hingegen stieg die Arbeitslosigkeit in den vom Tourismus geprägten Regionen relativ gering (intensive Tourismusregionen +4,1%, touristische Randgebiete +6,4%). Abweichend von der relativ ungünstigen Beschäftigungsentwicklung nahm die Arbeitslosigkeit in den ländlichen Regionen weniger zu (insgesamt +9,0%), auch im Wald- und Weinviertel wurde der Arbeitsmarkt nicht überdurchschnittlich durch weitere Arbeitslose belastet.




Persistent Economic Weakness Had Greatest Impact on Eastern and Southern Austria - Summary

Both internationally and in Austria, the year 2002 brought no turnaround of the sluggish economy. Growth once again was unsatisfactory. Viewed annually, real net output in Austria grew by just 0.6 percent. In regional terms, however, the development was highly divergent. The slump affected primarily eastern and southern Austria, whereas business picked up again in the western parts of Austria. There, the economy revived, of all times, in the second half of the year, at a time when the mood grew gloomy elsewhere and the economy lost much of its remaining buoyancy. In an unfavourable international climate, the companies in the west achieved market shares in manufacturing and tourism which helped stimulate other sectors of the economy. In 2002, the gross value added in the western parts of Austria was higher by 1.3 percent than in the previous year. Economic growth was particularly strong in Tyrol (+2.2 percent), with Vorarlberg (+1.6 percent) and Salzburg (+1.5 percent) similarly boosting their dynamics over 2001. The east (+0.3 percent) and south (+0.1 percent) were only marginally above stagnation, the only exception in the east being Burgenland with a clear growth rate of +1.2 percent. In Styria (+0.2 percent) and Vienna (+0.3 percent) the downturn did not arrive until the second half of the year. Lower Austria (+0.2 percent) and Carinthia (0.0 percent) experienced an unfavourable development throughout the year. Lower Austria recorded a major contraction towards year's end, and Carinthia remained in stagnation.

In 2002, the pace of the regional economy was once again mostly controlled by manufacturing, which performed sluggishly in the second half of the year. The downswing was triggered by international demand which lost much of its dynamism and could not counteract weak domestic demand. The regional pattern of the industrial business cycle did not follow demand conditions. The western regions, which export much into the EU and particularly to Germany, fared better even though their economic situation did not improve. The good production results were achieved thanks to the improved competitiveness at company level. Among manufacturers in the west, productivity and unit labour costs developed better than in the rest of Austria. In the east, only manufacturers in Burgenland achieved a good performance, whereas manufacturing turnover even declined in the south.

For the building sector, a very bad year was succeeded by a slight improvement solidified at a very low level. Regionally, the sector showed a highly variable performance. The energy sector overcame the stagnation of the previous year; growth concentrated on Tyrol and Vienna.

For the Austrian tourism industry, 2002 was quite a good year, in spite of unfavourable overall conditions (overnight stays +1.4 percent, revenues +4.2 percent). Austrian hotels gained market shares because efforts to improve the offer of top-quality operations were continued and potential customers were hesitant in their demand for air travel, preferring destinations that could be easily reached by car. Austria made the best of its locational advantage of having two neighbours (Germany, Italy) with a high propensity to travel. As a result, the winter sports centres in Salzburg and Tyrol did particularly well in the 2001-02 winter season. The good results were repeated in the summer season: demand by foreign guests was quite satisfactory, especially in Tyrol and along the lakes in Carinthia. In terms of domestic demand, the Länder specialising in modern health and wellness holidays (especially Styria and Burgenland) continued on their growth path. In Lower and Upper Austria, the flooding and attendant damage affected the summer season. International city tourism slowed down in response to the economic decline and the crisis in aviation tourism, with Vienna hit hardest by the effect.

Sustained economic weakness once again drove up unemployment (+14.0 percent in 2002) and made inroads on employment for the first time since 1996 (-0.5 percent exclusive of persons entitled to parental leave or child-care benefit and military service). The unemployment rate rose by 0.8 percentage points, and arrived at 6.9 percent as an annual average (calculated by the traditional method). Unemployment grew in all parts of Austria. The highest (average annual) rate was found in Vienna (9.0 percent), followed by Burgenland (8.6 percent) and Carinthia (8.2 percent), each of which is marked by high seasonal unemployment. In the western parts unemployment grew at an above-average rate, but the unemployment rates remained at a relatively low level (ranging from 4.7 percent in Upper Austria to 5.3 percent in Tyrol). Employment patterns more or less emulated the pattern of the business cycle. Employment gained in the western Länder and in Burgenland, whereas jobs were lost in the east and the south.