WIFO

Josef Pöschl (WIIW)

Internationale Konjunkturflaute stellt Wirtschaft der MOEL auf die Probe

 

Die weltweite Konjunkturschwäche bedeutet für die Transformationsländer Mittel- und Osteuropas (MOEL) einen "Belastbarkeitstest", den sie bisher gut gemeistert haben - eine Krise trat nicht auf. In den fortgeschrittenen Transformationsländern verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum, während es sich in einigen Ländern mit Nachholbedarf sogar beschleunigte.

 

Der vorliegende Bericht wurde im Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) erstellt. • Begutachtung: Kazimierz Laski • Wissenschaftliche Assistenz: Beate Muck, Hana Ruskova, Monika Schwarzhappl, Barbara Swierczek • E-Mail-Adresse: poeschl@wiiw.at

 

INHALT

Deutlicher Einfluss der internationalen Konjunktur auf die BIP-Entwicklung der fortgeschrittenen Transformationsländer

Eigenständige Aufschwungstendenz

Industriedaten bestätigen die Aufschwungstendenz

Nominelle wie reale Aufwertungstendenz weitgehend gestoppt

Exportwachstum verlangsamt sich

Deckungsquote der Importe verbessert

Privater Konsum als Wachstumsstütze

Prognose für 2003 und 2004

Strukturaspekte

BIP pro Kopf im Vergleich zur EU niedrig

Preisniveau unter dem EU-Durchschnitt

Außenhandel strukturell defizitär

Starke EU-Orientierung des Außenhandels

Spezialisierung der Exporte auf technisch hochwertige Fertigprodukte

Wirtschaftspolitik

Strukturelles Defizit im Staatshaushalt hoch, aber nicht außer Kontrolle

Wachsende Bedeutung des österreichischen Osthandels

Die bevorstehende EU-Erweiterung

Kurze Länderberichte

 

VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND ABBILDUNGEN

Übersicht 1: Prognose für 2003 und 2004. 3

Übersicht 2: BIP und Preisniveau der MOEL im internationalen Vergleich. 4

Übersicht 3: Bruttoindustrieproduktion. 5

Übersicht 4: Entwicklung des Außenhandels. 8

Übersicht 5: Außenhandel der MOEL insgesamt 9

Übersicht 6: Bruttoanlageinvestitionen und privater Konsum.. 10

Übersicht 7: Auslandsposition und Leistungsbilanz. 18

Übersicht 8: Außenhandel der MOEL mit der EU 15. 19

Übersicht 9: Exportspezialisierung. 20

Übersicht 10: Konsolidierter Staatshaushalt 21

Übersicht 11: Österreichs Außenhandel mit den MOEL. 22

Abbildung 1: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes. 6

Abbildung 2: Industrieproduktion. 7

Abbildung 3: Arbeitsproduktivität in der Industrie. 11

Abbildung 4: Lohnstückkosten in der Industrie. 12

Abbildung 5: Nominelle Wechselkurse. 13

Abbildung 6: Produzentenpreisindex. 14

Abbildung 7: Reale Wechselkurse. 16

Abbildung 8: Leitzinssätze der Nationalbanken. 17

 

 

 

Deutlicher Einfluss der internationalen Konjunktur auf die BIP-Entwicklung der fortgeschrittenen Transformationsländer

[1] Die Wachstumsraten der Jahre 2001 und 2002 spiegeln den Einfluss des internationalen Konjunktureinbruchs auf Polen, Slowenien, Tschechien und Ungarn wider - Länder, die 2004 voraussichtlich der EU beitreten werden. Allerdings prägten insbesondere in Polen auch interne Faktoren die Entwicklung.

[2] 2000 war das BIP der MOEL 5 (Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn) um 3,9% gewachsen. 2001 und 2002 erzielten sie ein reales Wachstum von 2,2% und 2,1% (gewichteter Durchschnitt), das weiterhin deutlich über dem EU-Durchschnitt (2002 +0,8%)[a]) lag (Übersicht 1).

[3] Bezieht man auch Bulgarien und Rumänien mit ein, die voraussichtlich 2007 der EU beitreten werden, so ergibt sich sowohl für 2001 als auch für 2002 ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 2,7% - gegenüber +3,7% im Jahre 2000. In den höherentwickelten Transformationsländern ähnelte der Konjunkturverlauf teils der weltweiten Entwicklung.

[4] Mit Wachstumsraten von rund 5% beeinflussten Bulgarien und Rumänien den Durchschnitt der MOEL 7 positiv. Allgemein erzielten jene Länder, die das BIP-Niveau von 1989 noch nicht wieder erreicht haben (Übersicht 2), selbst angesichts der internationalen Wirtschaftsflaute gute Ergebnisse. Das gilt etwa für Kroatien, Russland und die Ukraine.

Eigenständige Aufschwungstendenz

[5] Die MOEL erweisen sich seit der Mitte der neunziger Jahre als wirtschaftlich erfolgreiche Region: Ihr Wirtschaftswachstum lag sowohl bei guter als auch bei schlechter internationaler Konjunktur über dem Durchschnitt der EU 15. Der positive Eindruck verstärkt sich angesichts der Quartalsergebnisse 2001 und 2002 (Abbildung 1): Zum Unterschied von der EU zeigten sich im Laufe des Jahres 2002 Aufschwungstendenzen. Nur in Tschechien verlangsamte sich die Expansion im Vorjahresvergleich 2001 und 2002 ständig. Allerdings werden Tschechiens BIP-Daten meist mehrmals revidiert, und die endgültigen Zahlen weichen häufig stark von den vorläufigen ab.

Industriedaten bestätigen die Aufschwungstendenz

[6] Die Industrieproduktion (Übersicht 3) entwickelte sich ähnlich wie das BIP: Die realen Wachstumsraten waren 2001 und 2002 in den meisten Ländern deutlich geringer als 2000, wobei im Jahresverlauf 2002 ein Aufwärtstrend zu erkennen ist (Abbildung 2).

Übersicht 1: Prognose für 2003 und 2004

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt1)

Verbraucherpreise2)

Arbeitslosenquote3)

Leistungsbilanz

 

2001

2002

2003

2004

2001

2002

2003

2004

2001

2002

2003

2004

2001

2002

2003

2004

 

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %

Veränderung gegen das Vorjahr in %

In %

In % des BIP

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

MOEL 7

+2,7

+2,7

+2,8

+3,5

+11,0

+6,9

+6,3

+5,9

12,9

13,8

13,7

13,9

-4,4

-3,9

-3,9

-4,0

MOEL 5

+2,2

+2,1

+2,5

+3,3

+7,0

+4,0

+4,4

+4,5

14,5

15,3

15,3

15,2

-4,2

-4,0

-3,9

-4,1

Tschechien

+3,1

+2,0

+2

+3

+4,7

+1,8

+1,6

+2

8,1

7,3

7,5

7,4

-5,7

-5,3

-5,3

-5,5

Ungarn

+3,8

+3,3

+3,7

+4

+9,2

+5,3

+5,3

+5

5,7

5,8

6

6

-3,4

-4,0

-4,0

-3,8

Polen

+1,0

+1,3

+2

+3

+5,5

+1,9

+2

+3

18,2

19,9

20

20

-3,9

-3,6

-3,7

-4,3

Slowakei

+3,3

+4,4

+3,5

+4,5

+7,1

+3,3

+7

+7

19,2

18,5

18

17

-8,6

-8,2

-4,4

-3,2

Slowenien

+2,9

+3,2

+3,3

+4

+8,4

+7,5

+6

+5,5

6,4

6,4

5,5

5,5

0,2

1,7

0,4

0,4

Bulgarien

+4,1

+4,8

+4,5

+5

+7,4

+5,8

+4

+4

19,7

17,8

18

17

-6,2

-4,4

-3,1

-2,3

Rumänien

+5,3

+4,9

+4

+4

+34,5

+22,5

+18

+15

6,6

8,4

8

9

-5,6

-3,4

-4,0

-4,5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kroatien

+3,8

+5,2

+4

+4,5

+4,9

+2,2

+3

+2,5

15,9

15,2

15

15

-3,2

-6,6

-3,8

-3,4

Mazedonien

-4,5

+0,3

+2

+3

+5,2

+1,5

+2

+4

30,5

31,9

30

30

-6,9

-8,8

-5,8

-5,6

Serbien und Montenegro

+5,1

+3

+4

+4

+89,0

+16,5

+15

+10

12,9

13,8

15

15

-5,9

-13,1

-11,8

-10,4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Russland

+5,0

+4,3

+4

+4

+21,6

+16,0

+12

+10

9,1

8,0

7,5

8

11,3

9,5

7,0

6,0

Ukraine

+9,2

+4,8

+4

+4

+12,0

+0,8

+10

+7

11,1

10,2

10

11

3,7

7,7

4,0

.

Q: Nationale Statistiken. 2002: vorläufige Zahlen, 2003 und 2004: Prognose des WIIW. - 1) Serbien und Montenegro: Bruttomaterialprodukt. - 2) Kroatien, Mazedonien: Einzelhandelspreise. - 3) Gemäß Labour-Force-Survey Konzept (Mikrozensus), Jahresdurchschnitt.

 

 

 

Übersicht 2: BIP und Preisniveau der MOEL im internationalen Vergleich

2002

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

Preisniveau

 

Zu laufenden Wechselkursen (WK)

Zu Kaufkraftparitäten (KKP)

Reales Wachstum

Relativ zur EU (KKP/WK)

 

Mrd. €

 

Pro Kopf, EU 15 = 100

1990 = 100

In %

 

 

 

 

 

 

10 EU-Beitrittsländer

487

1.021

42

118

.

MOEL 11

895

2.239

32

87

.

MOEL 7

457

955

42

120

.

MOEL 5

392

758

48

128

.

Tschechien

74

150

62

106

49

Ungarn

70

128

54

116

54

Polen

199

379

42

130 1)

53

Slowakei

25

67

53

112

38

Slowenien

23

34

73

128

68

Bulgarien

17

61

33

88

27

Rumänien

48

137

26

93

35

Kroatien

24

41

39

94

58

Mazedonien

4

12

26

87

32

Russland

366

1.010

30

72

36

Ukraine

44

220

19

49

20

 

 

 

 

 

 

Estland

7

14

45

98

47

Lettland

9

19

34

73

47

Litauen

15

32

40

76

45

 

 

 

 

 

 

EU 15

8.988

8.988

100

127

100

Deutschland

2.113

2.047

105

134

104

Österreich

215

214

112

128

100

Griechenland

140

181

70

136

82

Portugal

128

176

74

135

75

Spanien

684

806

87

136

84

 

 

 

 

 

 

USA

11.039

9.802

150

141

115

Japan

4.213

3.098

103

114

135

Q: OECD, WIIW. - 1) 1989 = 100, da für Polen 1989 das adäquate Bezugsjahr ist.

 

BIP-Wachstumsraten, Produktionszuwächse und Exportdaten für die zweite Hälfte des Jahres 2002 deuten auf Aufschwungstendenzen hin, die nicht aus dem internationalen Konjunkturverlauf zu erklären sind. 

[7] Die Wachstumsbeschleunigung in der Industrie ging mit einer verstärkten Steigerung der Arbeitsproduktivität einher (Abbildung 3): Die Monatsdaten 2001 und 2002 zeigen einen U-förmigen Verlauf mit dem Wendepunkt um den Jahreswechsel 2001/02. Unter jenen Ländern, für die entsprechende Daten vorliegen, weicht nur Bulgarien von diesem Muster deutlich ab, und in Slowenien war es wenig ausgeprägt. Die Verbesserung der Arbeitsproduktivität dämpfte im Jahresverlauf 2002 den Anstieg der Lohnstückkosten (in nationaler Währung) (Abbildung 4); in Polen, der Slowakei und Tschechien waren die Lohnstückkosten ab etwa der Jahresmitte meist deutlich rückläufig.

 

Übersicht 3: Bruttoindustrieproduktion

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2000

2001

2002

2003

2004

2002

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %, real

1989 = 100

1995 = 100

 

 

 

 

 

 

 

 

MOEL 71)

+8,3

+3,6

+3,4

+3,8

+4,4

100,5

132,1

MOEL 51)

+8,4

+3,2

+3,0

+3,7

+4,5

118,7

140,4

Tschechien

+5,4

+6,5

+4,8

+5

+6

91,1

123,4

Ungarn

+18,1

+3,6

+2,6

+6

+9

144,4

179,2

Polen2)

+6,7

+0,6

+1,5

+2

+2

132,3

141,1

Slowakei

+8,6

+6,9

+6,5

+5,5

+6

101,8

133,0

Slowenien

+6,2

+2,9

+2,4

+3

+3

84,6

117,8

Bulgarien

+10,3

-2,4

+2,6

+4

+5

51,8

91,7

Rumänien

+7,1

+8,2

+6,0

+4

+4

56,9

101,9

 

 

 

 

 

 

 

 

Kroatien

+1,7

+6,0

+5,4

+4

+5

63,6

127,9

Mazedonien

+3,5

-3,1

-5,3

-3

+3

43,5

101,4

Serbien und Montenegro3)

+11,2

±0

+1,7

+3

+5

39,3

106,1

 

 

 

 

 

 

 

 

Russland

+11,9

+4,9

+3,7

+4

+4,5

62,1

125,3

Ukraine

+12,4

+14,2

+7,0

+6

+7

70,0

133,6

Q: Nationale Statistiken; 2002: vorläufige Zahlen, 2003 und 2004: Prognose des WIIW. - 1) Schätzung des WIIW. - 2) Umsätze. - 3) Ohne kleine Unternehmen; seit 1999 ohne Kosovo und Metohia.

 

Nominelle wie reale Aufwertungstendenz weitgehend gestoppt

[8] Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der in den MOEL angesiedelten Unternehmen wurde 2002 auch dadurch positiv beeinflusst, dass die seit 1999 in den MOEL 5 (außer Slowenien) sowie in Kroatien und der Ukraine zeitweise deutliche Tendenz zu nomineller Aufwertung in der zweiten Hälfte 2002 oder Anfang 2003 verebbte und sogar von einer Abwertungstendenz abgelöst wurde (Abbildung 5).

[9] Gemessen an der Vorjahresveränderung des durchschnittlichen Euro-Wechselkurses zählten 2001 Polen (+8,5%), Tschechien (+4,3%), die Ukraine (+4,3%), Kroatien (+2,2%) und Ungarn (+1,3%) zu den Aufwertungsländern. 2002 traf das für Tschechien (+9,6%), Ungarn (+5,3%), die Slowakei (+1,4%) und Kroatien (+0,8%) zu.

Die Aufwertungstendenz, die in den vergangenen Jahren in Kroatien, Polen, der Slowakei, Tschechien und der Ukraine zu beobachten war, verebbte in der zweiten Jahreshälfte 2002 oder im I. Quartal 2003. Parallel dazu zeigte sich 2001 und 2002 in Ländern, die nicht permanent abwerteten, über Monate hinweg eine Tendenz zu Preisstabilität oder sogar leicht sinkenden Preisen.

[10] Selbst in jenen Ländern, die 2002 im Jahresdurchschnitt eine Aufwertung auswiesen, setzte in der zweiten Jahreshälfte oder im I. Quartal 2003 eine Tendenz zu nomineller Abwertung ein. In jenen Ländern, die in der Periode 2001/02 zumindest zeitweise einem Aufwertungsdruck ausgesetzt waren, verringerte sich gleichzeitig der Inflationsdruck. Der Verbraucherpreisindex und der Produzentenpreisindex stiegen 2001 und 2002 monatelang in den meisten Ländern nur geringfügig, in einigen sanken sie sogar. Im März 2003 war der Produzentenpreisindex in Tschechien niedriger als zwei Jahre zuvor, in Polen nicht höher als im April 2002 und in Ungarn gleich hoch wie im November 2000 (Abbildung 6). In der Slowakei waren die Produzentenpreise Mitte 2002 einige Monate hindurch rückläufig, stiegen aber im Jänner 2003 sprunghaft, und zwar vor allem infolge einer drastischen Erdgasverteuerung, die den neuen Eigentümern der Versorgungsbetriebe von der Regulierungsbehörde gestattet wurde. Auch in Bulgarien, Kroatien und der Ukraine blieben die Produzentenpreise über Monate hinweg im Wesentlichen unverändert. Eine kontinuierliche Steigerung der Produzentenpreise verzeichneten nur Rumänien, Russland und Slowenien - Länder, deren Währung nominell teils permanent abwertete.

Abbildung 1: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: Nationale Statistiken.

 

Die nominelle Abwertung gepaart mit stabilen oder sogar sinkenden Preisen stoppte den Abbau des Preisniveaurückstands gegenüber der EU oder vergrößerte den Abstand sogar wieder.

[11] Die Kombination aus nomineller Abwertung und Stagnation oder Rückgang der Preise brachte die reale Aufwertung gegenüber der EU in den meisten Ländern im Laufe des Jahres 2002 zum Stillstand; in einigen hatte sie eine reale Abwertung zur Folge, d. h. eine Ausweitung des Preisrückstands gegenüber der EU. Spektakulär verlief die Entwicklung in Polen: Bis Juni 2002 verringerte sich der Preisabstand zur EU rasch, dann kehrte sich der Trend um, und im März 2003 war der Preisabstand wieder so groß wie im Jänner 2001. Weniger ausgeprägt war dieses Muster in Tschechien. In den meisten anderen MOEL (Abbildung 7) ergab sich in den ersten Monaten 2001 eine reale Aufwertung, anschließend veränderte sich der Preisabstand gegenüber der EU aber nur geringfügig. Kaum verändert hat sich 2001/02 der reale Wechselkurs in Slowenien: Die Inflationsrate war zwar stets höher als in der EU, eine entsprechende nominelle Abwertung verhinderte aber die Verringerung des Preisabstands.

Slowenien konnte den Preisniveauabstand gegenüber der EU so gestalten, dass ein Leistungsbilanzdefizit vermieden wurde.

[12] Die Teuerung der Verbraucherpreise war 2002 durchwegs niedriger als 2001 (Übersicht 1). Über 10% lag die Inflationsrate[b]) lediglich in Rumänien, Russland sowie Serbien und Montenegro, während sie in Kroatien, Polen, der Slowakei, Tschechien und der Ukraine sogar unter 5% sank.

Abbildung 2: Industrieproduktion

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIIW-Monatsdatenbank basierend auf nationalen Statistiken.

 

Exportwachstum verlangsamt sich

[13] Die Außenhandelsentwicklung der letzten Jahre war ähnlich wie jene des BIP und der Industrieproduktion in den MOEL von der internationalen Konjunkturflaute geprägt. Die Exporte der MOEL 7 waren 2000 auf Euro-Basis (Übersicht 4) um 18% bis 41% gestiegen; 2001 fielen die Veränderungsraten wesentlich niedriger aus, sie lagen aber vielfach noch bei 10%. Im I. Quartal 2002 waren sie in allen Ländern nur noch einstellig, in Bulgarien, Russland und der Slowakei sogar negativ. Im IV. Quartal 2002 zeigte sich auch im Export mit neuerlich teils zweistelligen Zuwachsraten eine Aufschwungstendenz.

Deckungsquote der Importe verbessert

[14] Angesichts des im internationalen Vergleich relativ hohen BIP-Wachstums ist es bemerkenswert, dass sich das Außenhandelsdefizit der MOEL 7 in den vergangenen drei Jahren laufend verringert hat. Die Importe stiegen schwächer als die Exporte, sodass die Exporterlöse 2000 80% der Importausgaben abdeckten, 2001 82% und 2002 knapp 85% (Übersicht 5). Nur in Bulgarien, Rumänien und der Slowakei verschlechterte sich der Deckungsgrad von 2000 auf 2001; 2002 war jedoch auch in diesen Ländern eine Verbesserung zu verzeichnen.

Übersicht 4: Entwicklung des Außenhandels

Zu laufenden Preisen, auf Euro-Basis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2000

2001

2002

2003

 

 

 

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

Jänner

Februar

März

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Exporte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tschechien

+27,8

+18,3

+7,6

+10,6

+11,8

+6,1

+9,8

+1,5

+0,3

Ungarn

+30,0

+11,6

+9,4

+9,0

+6,8

+3,6

-4,8

-4,8

.

Polen

+33,6

+17,4

+3,3

+7,7

+6,3

+12,2

.

.

.

Slowakei

+34,1

+9,6

-0,3

+3,5

+11,7

+17,4

+22,5

+20,6

.

Slowenien

+18,3

+8,9

+1,6

+5,8

+7,7

+8,8

+2,0

+5,6

.

Bulgarien

+40,7

+8,8

-3,0

+4,6

+12,3

+1,9

+23,6

+7,2

.

Rumänien

+41,0

+13,3

+6,2

+11,3

+14,7

+28,0

+15,3

+12,0

.

Kroatien

+19,6

+8,1

-0,2

+2,8

-2,1

-2,6

+5,5

+38,1

.

Russland

+60,5

-0,2

-11,0

-4,9

+2,4

+11,3

+18,1

+18,6

.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Importe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tschechien

+32,2

+16,6

+2,3

+7,0

+8,6

+5,0

+6,4

+7,1

+3,0

Ungarn

+32,6

+8,0

+5,8

+4,0

+7,0

+7,6

-4,8

+0,4

.

Polen

+23,1

+5,8

+0,4

+4,5

+3,4

+5,6

.

.

.

Slowakei

+30,4

+19,0

+0,5

+2,8

+7,5

+13,6

+10,4

+12,6

.

Slowenien

+16,0

+3,2

+0,1

-0,7

+2,9

+5,8

-1,2

+12,3

.

Bulgarien

+37,8

+14,7

-0,2

+0,2

-1,8

+10,4

+15,1

+11,9

.

Rumänien

+42,8

+22,9

+4,2

+1,3

+19,1

+9,3

+5,7

+6,1

.

Kroatien

+17,3

+19,1

+12,2

+4,4

+12,2

+14,0

+4,6

+16,9

.

Russland

+31,0

+23,6

+15,0

+3,1

+6,6

+2,0

+2,2

+1,9

.

Q: WIIW-Jahres- und Monatsdatenbank basierend auf nationalen Statistiken. Quartalsdaten errechnet als Durchschnitt der Monatsangaben.

 

Der Deckungsgrad der Importe durch Exporterlöse hat sich in den MOEL 7 in den letzten Jahren ungeachtet der weltweiten Konjunkturflaute verbessert.

[15] In Kroatien, Mazedonien sowie Serbien und Montenegro verlief die Entwicklung ungünstig: Der Deckungsgrad verschlechterte sich von nur etwa 50% im Jahr 2000 in den beiden Folgejahren weiter. Russlands Außenhandelsüberschuss, der von Rohöl- und Erdgasexporten geprägt ist, verringerte sich von 2000 auf 2002 beträchtlich, betrug aber immer noch 49 Mrd. € und war somit viel höher als das Defizit der MOEL 7 (30 Mrd. €). In der Ukraine betrug der Deckungsgrad der Importe unverändert knapp über 100%.

Privater Konsum als Wachstumsstütze

[16] Dass sich die Deckungsquote der Importe verbesserte, war einer der Faktoren, die in den Transformationsländern einen dramatischen Wachstumseinbruch verhinderten. Positive Impulse lieferte auch die kräftige Steigerung des privaten Konsums (Übersicht 6). Sie beschleunigte sich 2002 in den MOEL 5 außer Slowenien im Vorjahresvergleich und erreichte in Ungarn über +10%. Die Anlageinvestitionen entwickelten sich unterschiedlich: Einem starken Rückgang in Polen standen eine Stagnation in der Slowakei und Tschechien und eine deutliche Ausweitung in Ungarn und Slowenien gegenüber. Um etwa 10% stiegen sie auch in Rumänien und Kroatien. Für die anderen Länder sind derzeit noch keine entsprechenden Konsum- und Investitionsdaten verfügbar.

Prognose für 2003 und 2004

[17] Die Prognose der Wirtschaftsentwicklung in den Jahren 2003 und 2004 ist dadurch erschwert, dass es vorläufig, das heißt zu Anfang Mai 2003, noch keine deutlichen Anzeichen für eine nachhaltige Verbesserung der internationalen Konjunktur gibt. Da wichtige Unsicherheitsfaktoren politischer Natur inzwischen ihre Brisanz verloren haben und sich auch die Lage auf den Rohölmärkten entspannt hat, dürfte zumindest für 2004 mit einer internationalen Konjunkturerholung zu rechnen sein. Jedenfalls ist zu erwarten, dass die durchschnittliche BIP-Wachstumsrate der MOEL weiterhin deutlich höher sein wird als jene der EU 15; sie sollte 2004 zwischen 3% und 4% liegen. Auch die Wirtschaft Russlands und der Ukraine sollte etwa 4% wachsen. Kroatien, Mazedonien sowie Serbien und Montenegro dürften ebenfalls ein Wachstum zwischen 3% und 5% erzielen.

Übersicht 5: Außenhandel der MOEL insgesamt

Laut Zollstatistik

 

 

2000

2001

2002

2001

2002

2001

2002

 

 

 

 

 

Auf Euro-Basis

Auf Dollarbasis

 

 

Mio. €

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

MOEL 7

Exporte

135.267

154.597

167.397

+14,3

+8,3

+11,0

+14,0

 

Importe

168.922

187.875

197.593

+11,2

+5,2

+8,0

+10,8

 

Exporte in % der Importe

80,1

82,3

84,7

 

 

 

 

MOEL 5

Exporte

118.795

136.172

146.771

+14,6

+7,8

+11,4

+13,5

 

Importe

147.709

162.385

170.382

+9,9

+4,9

+6,8

+10,5

 

Exporte in % der Importe

80,4

83,9

86,1

 

 

 

 

Tschechien

Exporte

31.483

37.251

40.630

+18,3

+9,1

+14,9

+14,6

 

Importe

34.876

40.675

43.046

+16,6

+5,8

+13,2

+11,2

 

Exporte in % der Importe

90,3

91,6

94,4

 

 

 

 

Ungarn

Exporte

30.545

34.082

36.523

+11,6

+7,2

+8,5

+12,7

 

Importe

34.856

37.654

39.939

+8,0

+6,1

+5,0

+11,5

 

Exporte in % der Importe

87,6

90,5

91,4

 

 

 

 

Polen

Exporte

34.383

40.375

43.400

+17,4

+7,5

+14,0

+13,6

 

Importe

53.122

56.223

58.307

+5,8

+3,7

+2,7

+9,6

 

Exporte in % der Importe

64,7

71,8

74,4

 

 

 

 

Slowakei

Exporte

12.880

14.115

15.252

+9,6

+8,1

+6,5

+13,6

 

Importe

13.860

16.488

17.515

+19,0

+6,2

+15,6

+11,7

 

Exporte in % der Importe

92,9

85,6

87,1

 

 

 

 

Slowenien

Exporte

9.505

10.349

10.966

+8,9

+6,0

+5,8

+11,5

 

Importe

10.996

11.345

11.574

+3,2

+2,0

+0,3

+7,4

 

Exporte in % der Importe

86,4

91,2

94,7

 

 

 

 

Bulgarien

Exporte

5.253

5.714

5.949

+8,8

+4,1

+5,8

+9,5

 

Importe

7.085

8.128

8.313

+14,7

+2,3

+11,5

+7,6

 

Exporte in % der Importe

74,1

70,3

71,6

 

 

 

 

Rumänien

Exporte

11.219

12.711

14.678

+13,3

+15,5

+9,8

+21,8

 

Importe

14.128

17.363

18.898

+22,9

+8,8

+19,1

+14,8

 

Exporte in % der Importe

79,4

73,2

77,7

 

 

 

 

Kroatien

Exporte

4.818

5.210

5.183

+8,1

-0,5

+5,0

+4,6

 

Importe

8.588

10.232

11.316

+19,1

+10,6

+15,7

+16,3

 

Exporte in % der Importe

56,1

50,9

45,8

 

 

 

 

Mazedonien

Exporte

1.431

1.290

1.178

-9,9

-8,7

-12,7

-3,7

 

Importe

2.266

1.884

2.076

-16,9

+10,2

-19,4

+16,3

 

Exporte in % der Importe

63,2

68,4

56,7

 

 

 

 

Serbien und Montenegro

Exporte

1.808

2.095

2.401

+15,9

+14,6

+10,5

+19,5

 

Importe

3.892

5.386

6.654

+38,4

+23,6

+30,4

+26,1

 

Exporte in % der Importe

46,5

38,9

36,1

 

 

 

 

Russland1)

Exporte

113.672

113.448

113.172

-0,2

-0,2

-3,3

+5,2

 

Importe

48.552

60.025

64.049

+23,6

+6,7

+19,8

+12,6

 

Exporte in % der Importe

234,1

189,0

176,7

 

 

 

 

Ukraine

Exporte

15.771

18.159

19.004

+15,1

+4,7

+11,6

+10,4

 

Importe

15.104

17.612

17.967

+16,6

+2,0

+13,0

+7,6

 

Exporte in % der Importe

104,4

103,1

105,8

 

 

 

 

Q: Nationale Statistiken; 2002: vorläufige Zahlen. - 1) Einschließlich Schätzung des nicht registrierten Handels.

 

 

 

Übersicht 6: Bruttoanlageinvestitionen und privater Konsum

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoanalgeinvestitionen1)

Privater Konsum1)

 

2000

2001

2002

2000

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %, real

 

 

 

 

 

 

 

Tschechien

+5,4

+5,5

+0,6

+2,3

+3,8

+3,9

Ungarn

+7,7

+3,5

+5,8

+5,5

+5,7

+10,2

Polen

+2,7

-8,8

-7,2

+2,7

+2,0

+3,3

Slowakei

+1,2

+9,6

-0,9

-1,8

+4,0

+5,4

Slowenien

+0,2

-0,8

+3,1

+0,8

+2,6

+1,9

 

 

 

 

 

 

 

Bulgarien2)

+15,4

+23,3

9,3

+4,9

+4,5

3,9

Rumänien

+4,6

+6,6

+8,3

-0,4

+6,7

+3,0

 

 

 

 

 

 

 

Kroatien

-3,8

+9,7

+10,1

+4,2

+4,6

+6,6

Mazedonien

-3,2

.

.

+11,0

.

.

Serbien und Montenegro3)

+13,3

.

.

.

.

.

 

 

 

 

 

 

 

Russland

+13,2

+11,5

.

+9,3

+9,9

+8,5

Ukraine

+12,1

.

.

+5,4

.

.

Q: Nationale Statistiken; 2002: vorläufige Zahlen. - 1) Gemäß VGR. - 2) Tatsächlicher Konsum der privaten Haushalte. - 3) Gemäß Investitionsstatistik.

 

 

Abbildung 3: Arbeitsproduktivität in der Industrie

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIIW-Monatsdatenbank basierend auf nationalen Statistiken.

 

Das Wirtschaftswachstum dürfte im Durchschnitt der MOEL 7 auch 2003 und 2004 jenes der EU 15 um 1,5 bis 2 Prozentpunkte übersteigen. Die Zahl der Arbeitslosen erreichte 2002 in den MOEL 12 etwa 14 Mio.; sie könnte 2004 noch etwas steigen.

[18] Das Wirtschaftswachstum dürfte im Durchschnitt der MOEL 7 auch 2003 und 2004 jenes der EU 15 um 1,5 bis 2 Prozentpunkte übersteigen. Die Inflation dürfte weiter nachlassen; wahrscheinlich wird sie sich in jenen Ländern, in denen sie 2002 überraschend niedrig war (Tschechien, Polen, Slowakei, Kroatien, Mazedonien, Ukraine), wieder etwas beschleunigen.

[19] Das Leistungsbilanzdefizit dürfte sich in der gesamten Region der MOEL 7 wenig verändern. Relativ hoch ist es in Kroatien sowie Serbien und Montenegro.

[20] Ein akutes Problem ist die Arbeitslosigkeit; die Arbeitslosenquote stieg in den MOEL 7 von 12,8% im Jahr 2001 auf 13,8% und könnte 2004 noch etwas höher ausfallen. In Polen, Bulgarien und der Slowakei betrug sie 2002 zwischen 18% und 20%. 2002 erreichte die Zahl der Arbeitslosen in den MOEL 5 laut Labour-Force-Survey knapp über 4,5 Mio., 3,4 Mio. davon in Polen (Bulgarien und Rumänien jeweils 1,5 Mio., Russland 5,7 Mio., Ukraine 2,2 Mio.). Eine deutliche Besserung ist kurzfristig nicht zu erwarten. Günstiger ist die Situation in Slowenien, Ungarn und Tschechien mit Arbeitslosenquoten zwischen 6% und 8%.

Abbildung 4: Lohnstückkosten in der Industrie

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIIW-Monatsdatenbank basierend auf nationalen Statistiken.

Strukturaspekte

BIP pro Kopf im Vergleich zur EU niedrig

[21] Zu Kaufkraftparitäten übertrifft das BIP pro Kopf mittlerweile in Slowenien jenes von Griechenland und ist fast so hoch wie in Portugal (Übersicht 2). In diesen drei Ländern macht das BIP pro Kopf etwas weniger als drei Viertel des EU-Durchschnitts aus. Es folgen Tschechien mit über 60%, Ungarn und der Slowakei mit über 50%. Polen, Estland und Litauen liegen bei rund 40%, während Lettland das einzige neue EU-Mitglied sein wird, das nur etwa ein Drittel des EU-Durchschnitts erreicht. In Bulgarien und Rumänien ist die Relation ähnlich niedrig. Das gemessen an diesem Indikator ärmste unter den hier besprochenen Ländern ist die Ukraine mit knapp weniger als 20% des EU-Durchschnitts. Ein Aspekt, der statistisch kaum erfasst ist, sind Unterschiede zwischen dem Volksvermögen pro Kopf, die sich etwa im unterschiedlichen Bestand an Unternehmen und deren Zustand, in der Bausubstanz und in der Qualität der Infrastruktur ausdrücken. 

Preisniveau unter dem EU-Durchschnitt

[22] Das allgemeine Preisniveau der Transformationsländer ist im Vergleich zur EU weiterhin niedrig (Übersicht 2). In Slowenien betrug es 2001 etwa zwei Drittel des EU-Niveaus, in Kroatien etwas unter 60%, in Ungarn, Polen und Tschechien rund 50%. In den anderen Ländern blieb es deutlich unter 50%, am niedrigsten war es in der Ukraine mit 20%. Anders als das BIP pro Kopf weisen die Preisrelationen von Jahr zu Jahr deutliche Verschiebungen auf, die sich aus unterschiedlichen Wechselkurs- und Inflationsentwicklungen ergeben. So fielen Kroatien und Polen 2001 gegenüber früheren Jahren merklich zurück.

Abbildung 5: Nominelle Wechselkurse


Q: WIIW-Monatsdatenbank basierend auf nationalen Statistiken.

 

 

Abbildung 6: Produzentenpreisindex

Veränderung gegenüber Jänner 2000 in %

Q: WIIW-Monatsdatenbank basierend auf nationalen Statistiken.

 

Aufgrund unterschiedlicher Inflations- und Abwertungsraten verschob sich der Abstand des Preisniveaus in den MOEL gegenüber der EU 2002 deutlich.

[23] Ausschlaggebend für den großen Preisniveauabstand gegenüber der EU sind einerseits die relativ sehr niedrigen Preise nichthandelbarer Güter in Bereichen wie öffentlicher Verkehr, Wohnungswesen, Gesundheit und staatliche Dienste und andererseits die Tatsache, dass viele der in den Transformationsländern produzierten handelbaren Güter im internationalen Maßstab eher dem Segment der Billigprodukte zuzuordnen sind. Insbesondere dank der niedrigen Preise nichthandelbarer Güter ist der durchschnittliche Lebensstandard höher, als die Durchschnittslöhne, mit Wechselkursen in Euro umgerechnet, dem westlichen Beobachter suggerieren.

Außenhandel strukturell defizitär

[24] Nur Russland und die Ukraine erzielten in den letzten Jahren Exportüberschüsse, in allen anderen Transformationsländern war der Außenhandel stets defizitär. Die Leistungsbilanz dieser Länder wies Überschüsse aus, jene Sloweniens war stets etwa ausgeglichen. Die Leistungsbilanz der anderen Transformationsländer war in den letzten Jahren defizitär. In Kroatien, Slowenien, Tschechien und Ungarn kompensieren regelmäßig hohe Nettoeinnahmen aus dem Tourismus einen Teil des Handelsbilanzdefizits. Als solide Deckung des Leistungsbilanzdefizits gelten vor allem ausländische Direktinvestitionen, die sich allerdings bisher auf die MOEL 5 konzentrierten: Vom Gesamtvolumen akkumulierter Direktinvestitionen in Transformationsländern (Ende 2002 195 Mrd. $) entfielen auf die MOEL 5 zwei Drittel. Ausländische Direktinvestitionen werden aber in Zukunft voraussichtlich auch in den Transformationsländern außerhalb der MOEL 5 eine größere Rolle spielen, vor allem in jenen, die in einer neuen Runde der EU beitreten könnten (Bulgarien, Rumänien und möglicherweise auch Kroatien).

Starke EU-Orientierung des Außenhandels

Der Anteil der EU 15 an den Exporten der fortgeschrittenen Transformationsländer hat seinen Höchstwert überschritten.

[25] Insbesondere die MOEL 7 konnten trotz der schlechten internationalen Konjunktur ihre Präsenz auf internationalen Märkten ausbauen. Möglicherweise stützten sich angesichts der schlechten Ertragslage Unternehmen im Westen verstärkt auf preiswerte Inputs aus den Transformationsländern. Ähnliche Überlegungen könnten für transnationale Unternehmen mit Niederlassungen in den Transformationsländern gelten. Die EU 15 nahm 2002 zwischen 56% und 75% der Exporte der MOEL 7 auf; am höchsten war der EU-Anteil in Ungarn. Allerdings erreichte der Exportanteil der EU 15 in den höchstentwickelten Transformationsländern seinen Höchstwert bereits 1999 und sinkt seither leicht.

Spezialisierung der Exporte auf technisch hochwertige Fertigprodukte

Maschinen und Transportmittel dominieren mittlerweile die Exporte der fortgeschrittenen Transformationsländer.

[26] Jene Länder, die in den letzten Jahren den Großteil der Auslandsinvestitionen aufnahmen, spezialisieren sich in ihren Exporten zunehmend auf technisch hochwertige Fertigprodukte, insbesondere Transportmittel und Maschinen sowie optische und elektronische Geräte. Ungarns Exportschwerpunkt verlagerte sich am stärksten auf Maschinen und Verkehrsmittel: Diese Warengruppe stellte 2002 59% der Gesamtexporte des Landes, nach 26% im Jahr 1995. Für Tschechien und Slowenien waren Maschinen und Verkehrsmittel bereits 1995 wichtige Exportgüter, und sie gewannen vor allem in Tschechien in der Folge erheblich an Bedeutung. Auch in der Slowakei schreitet die Spezialisierung auf diesen Güterbereich rasch voran.

Wirtschaftspolitik

[27] Konstanz oder sogar ein Sinken des Preisniveaus über mehrere Monate hinweg ist für die Transformationsländer ein neues Phänomen. Die Phase intensiver Transformation war mit hoher Inflation verbunden, und ihrer Bekämpfung wurde große Priorität eingeräumt. Relativ hohe Nominalzinssätze, die positive Realzinssätze gewährleisten sollten, waren dementsprechend die Norm. Im Zuge der weitgehenden Liberalisierung grenzüberschreitender Kapitalströme erwiesen sich die hohen Nominalzinssätze als Anreiz für kurzfristige Kapitalanlagen. Der Aufwertungsdruck, der daraus erwuchs, wirkte auf den Anreiz verstärkend. In der Folge konnte der Anstieg des Wechselkurses die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen überfordern.

[28] Die Notenbanken reagierten - in der Tradition der Inflationsbekämpfung verhaftet - teilweise nur zögerlich auf dieses Phänomen. Die tschechische Nationalbank ging mit einer Senkung der Leitzinssätze voran, der Diskontsatz lag Anfang Mai 2003 mit 1,5% unter dem Niveau der Euro-Zone. Polens Notenbank senkte 2002 selbst angesichts eines zeitweisen Rückgangs der Preisindizes die Leitzinsen nur zaghaft. Ungarns Notenbank erhöhte 2002 nach den Parlamentswahlen die Leitzinssätze als Gegengewicht zur kräftigen Ausweitung der Staatsausgaben. Sie sah sich angesichts des resultierenden Aufwertungsdrucks nach einigen Monaten gezwungen, diese Hochzinspolitik zu revidieren. Ende 2002 waren die Leitzinssätze ausnahmslos niedriger als zu Jahresbeginn.

Die tschechische Notenbank ging mit einer Senkung der Leitzinssätze voran. Sie konnte damit den Trend zu nomineller Aufwertung zumindest vorläufig stoppen. Alle MOEL-Notenbanken setzten in der Folge die Leitzinsen herab, ohne dadurch den Rückgang der Inflation aufzuhalten.

[29] Es ist bemerkenswert, dass Tschechien als das Land mit den niedrigsten Leitzinssätzen 2001 und 2002 unter den MOEL 7 auch die niedrigste Inflationsrate auswies. In allen Ländern war die Zinssatzsenkung von einer Verringerung der Inflation begleitet. Hinweise auf einen positiven Einfluss der Zinssatzsenkung - die allerdings keineswegs immer auch eine Senkung der Realzinssätze bewirkte - auf die Investitionen liegen kaum vor. Wo die realen Zuwachsraten der Bruttoanlageinvestitionen 2002 hoch waren (wie in Kroatien, Rumänien und Ungarn), waren sie primär staatlich finanziert. Ein Effekt des Rückgangs der Nominalzinssätze auf die Wechselkursentwicklung ist aufgrund der Datenlage in den Ländern mit flexiblem Wechselkurs (also allen hier besprochenen Ländern außer Bulgarien) nicht auszuschließen.

Strukturelles Defizit im Staatshaushalt hoch, aber nicht außer Kontrolle

[30] Der Staatshaushalt ist in den meisten Transformationsländern chronisch defizitär. Die Statistiken sind jedoch nur eingeschränkt vergleichbar, weil sich die Berechnungsmethode in den einzelnen Ländern unterscheidet. Die tschechische Statistik etwa weist für 2002 ein Defizit der Zentralregierung von 2% des BIP aus, eine den EU-Richtlinien entsprechende Berechnung des Staatsdefizits kommt hingegen zu einer Quote von etwa 5%. Abgesehen von Slowenien überschreiten die MOEL die im Maastricht-Vertrag festgesetzte Obergrenze von 3% des BIP noch weit. 2002 wurden die Defizite auch nicht verringert, sondern ausgeweitet. Einen Überschuss des Staatshaushalts meldeten Russland und die Ukraine.

[31] Die Ausgaben des Zentralstaates machten 2002 zwischen 15% (Rumänien) und 34% (Ungarn) des BIP aus, die Summe aller öffentlichen Ausgaben (Übersicht 10) lag hingegen in den letzten Jahren zwischen fast 54% (Kroatien im Jahr 2000) und knapp unter 27% (Russland und Ukraine 2001 bzw. 2002).

 

Abbildung 7: Reale Wechselkurse

Veränderung gegenüber Jänner 2000 in %

Q: WIIW-Monatsdatenbank basierend auf nationalen Statistiken. - 1) Positive Werte: reale Aufwertung, d. h. Verringerung des Abstands gegenüber den Produzentenpreisen der EU.

 

Die Staatshaushalte der MOEL weisen noch Defizite auf, die weit über den EU-Normen liegen.

[32] Die Wirtschaft der Transformationsländer ist weiterhin durch einen starken Kontrast zwischen Unternehmen im Auslandsbesitz und Unternehmen in heimischem Besitz geprägt. Erstere sind technisch besser ausgestattet, mit dem Markt besser vernetzt und zum Teil hoch profitabel, während letztere vielfach mit veralteten Technologien arbeiten, das Niedrigqualitätssegment des jeweiligen Marktes abdecken und häufig kaum Gewinne erzielen. Somit stehen wenig Eigenmittel zur Finanzierung von Investitionsprojekten zur Verfügung, und die Voraussetzungen für eine Finanzierung durch Kredite sind ungünstig. Die Arbeitsproduktivität und ihre Entwicklung unterscheiden sich zwischen den beiden Sphären beträchtlich. In höherentwickelten Marktwirtschaften ist ein solcher Kontrast nicht oder zumindest nicht in dieser Schärfe zu beobachten.

Abbildung 8: Leitzinssätze der Nationalbanken

Nominell, in % p. a.

Q: WIIW-Monatsdatenbank basierend auf nationalen Statistiken.

Wachsende Bedeutung des österreichischen Osthandels

[33] Österreich erzielte 2002 im Osthandel einen Überschuss von 3 Mrd. € (Übersicht 11). Fast die Hälfte davon resultierte aus dem Handel mit den beiden Nachbarländern Ungarn (27%) und Slowenien (21%). Kroatiens Anteil betrug ebenfalls 21% und jener von Serbien und Montenegro 9%. Somit resultierte mehr als die Hälfte der österreichischen Überschüsse im Osthandel aus dem früheren Jugoslawien. Der Überschuss im Handel mit Polen hingegen war gering, und der Handel mit der Slowakei und Tschechien war defizitär.

Österreichs Überschuss im Osthandel hatte einen positiven Beschäftigungseffekt. Im Handel mit den MOEL 7 überwiegen inzwischen auch auf der Importseite die Fertigprodukte.

[34] Knapp 17% der österreichischen Exporte ging 2002 in die Transformationsländer (MOEL 12), während Österreich nur 13% seiner Importe aus diesen Ländern bezog. Die Bedeutung des Osthandels steigt: 1995 hatte er lediglich 13,5% der Exporte und 8,7% der Importe umfasst. Wichtigste Handelspartner Österreichs waren sowohl auf der Export- als auch auf der Importseite Ungarn und Tschechien. In Polen erzielte Österreich geringere Exporterlöse als etwa in Slowenien. Der Handel mit Polen erscheint unterentwickelt, wenn man bedenkt, dass Polen allein ein ähnlich großes BIP produziert wie die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn zusammen (Übersicht 2).

[35] Im Handel zwischen Österreich und den MOEL 7 erhöhte sich der Anteil der Fertigwaren im Export, vor allem aber im Import, er betrug 2002 jeweils 54%. Aus Russland und der Ukraine bezog Österreich hingegen überwiegend Roh- und Brennstoffe.

Übersicht 7: Auslandsposition und Leistungsbilanz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoauslandsverschuldung1)

Währungsreserven der Nationalbank (ohne Gold)2)

Leistungsbilanz

 

2001

2002

2001

2002

2001

2002

2003

2004

 

Mrd. $, Jahresendstand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tschechien

22,4

26,3

14,5

23,7

-3,3

-3,7

-4,3

-4,6

Ungarn

33,2

40,4

10,7

10,4

-1,8

-2,7

-3,0

-3,0

Polen

71,8

81,9

25,6

28,7

-7,2

-6,7

-7,6

-8,5

Slowakei

11,0

12,2

4,2

9,2

-1,8

-1,9

-1,3

-1,0

Slowenien

6,7

8,8

4,3

7,0

0,0

0,4

0,1

0,1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bulgarien

10,6

10,9

3,3

4,4

-0,8

-0,7

-0,6

-0,5

Rumänien

12,4

15,2

3,9

6,1

-2,2

-1,6

-2,2

-2,5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kroatien

11,3

15,2

4,7

5,9

-0,6

-1,5

-1,0

-0,9

Mazedonien

1,4

1,5

0,7

0,7

-0,2

-0,3

-0,3

-0,3

Serbien und Montenegro

11,7

11,8

1,2

2,3

-0,6

-1,7

-2,0

-2,0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Russland

144,5

140,0

32,5

44,1

35,0

32,8

27,0

25,0

Ukraine

10,4

11,5

3,0

4,4

1,4

3,2

1,8

.

Q: Nationale Statistiken; 2002: vorläufige Zahlen, 2003 und 2004: Prognose des WIIW. - 1) Mazedonien: mittel- und langfristige Verschuldung. - 2) Währungsreserven, SZR und Reserveposition gegenüber dem IWF; Tschechien und Slowakei: einschließlich Gold; Ungarn: Gesamtreserven.

 

 

 

Übersicht 8: Außenhandel der MOEL mit der EU 15

Laut Zollstatistik

 

 

 

 

 

 

 

 

1996

1998

1999

2000

2001

2002

 

Exportanteil der EU 15 in %

 

 

 

 

 

 

 

Tschechien

58,6

64,0

69,2

68,6

68,9

68,4

Ungarn1)

62,7

73,0

76,2

75,1

74,3

75,1

Polen

66,2

68,3

70,5

69,9

69,2

68,7

Slowakei2)

41,3

55,7

59,4

59,0

59,9

60,5

Slowenien

64,5

65,5

66,0

63,8

62,1

59,4

Bulgarien3)

39,1

49,6

52,0

51,1

54,7

55,6

Rumänien

56,5

64,5

65,5

63,8

67,8

67,1

Kroatien4)

51,0

47,6

48,7

54,4

54,1

52,9

Mazedonien

42,7

44,1

45,3

42,8

48,7

50,8

Serbien und Montenegro5)

34,6

38,3

36,3

38,7

42,8

40,9

Russland6)

32,1

32,5

34,1

35,8

36,9

.

Ukraine

11,1

16,8

18,3

17,8

18,3

17,8

 

 

 

 

 

 

 

 

Importanteil der EU 15 in %

 

 

 

 

 

 

 

Tschechien

62,4

63,5

64,2

62,0

61,8

60,2

Ungarn1)

59,8

64,1

64,4

58,4

57,8

56,3

Polen

63,9

65,6

64,9

61,2

61,4

61,7

Slowakei2)

37,3

50,1

51,7

48,9

49,8

50,3

Slowenien

67,5

69,4

68,9

67,8

67,6

68,0

Bulgarien3)

35,1

44,9

48,4

44,0

49,2

50,1

Rumänien

52,3

57,7

60,7

56,6

57,3

58,4

Kroatien4)

59,4

59,4

56,5

55,4

57,1

55,8

Mazedonien

38,7

36,3

40,7

38,2

42,4

45,3

Serbien und Montenegro5)

42,0

43,1

41,4

41,4

41,1

42,6

Russland6)

34,5

36,1

36,9

32,9

36,8

.

Ukraine

15,7

21,6

20,2

20,6

21,7

23,8

Q: Nationale Statistiken; 2002: vorläufige Zahlen. - 1) Seit 1997 einschließlich Handel von Unternehmen mit Freihandelsstatus. - 2) Ab 1998 neue Erhebungsmethode. - 3) Ab 1999 neue Erhebungsmethode. - 4) Ab 2000 neue Erhebungsmethode. - 5) Seit 1999 ohne Kosovo und Metohia. - 6) Nur registrierter Handel.

Die bevorstehende EU-Erweiterung

[36] Am 1. Mai 2004 werden voraussichtlich Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn der EU beitreten[c]). Sie werden zunächst nicht an der Währungsunion teilnehmen; bis auf weiteres werden auch die Kontrollen an den Grenzen zur EU aufrecht bleiben. Die Freizügigkeit der Arbeit wird vorerst ausgesetzt, und der Grunderwerb auch durch EU-Ausländer in Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn unterliegt weiterhin Beschränkungen.

Die Bevölkerung der neuen wie der alten EU-Mitgliedsländer könnte nach dem Beitritt der MOEL mit 1. Mai 2004 subjektiv weniger Veränderungen feststellen als erwartet. Auf der Unternehmensebene der neuen Mitgliedsländer werden sich hingegen die Anpassungsprozesse beschleunigen. Die Folgen dieses Prozesses könnten sich mittelfristig für Teile der Bevölkerung sowie für einzelne Regionen als schmerzlich erweisen.

[37] Die wirtschaftliche Integration der neuen Mitgliedsländer wird mit dem EU-Beitritt nicht abgeschlossen, sondern tritt erst in die entscheidende Phase. Die Effizienz der massiven Beitrittsvorbereitungen vor allem auch in institutioneller Hinsicht, die seit einigen Jahren in Gange sind, wird sich rasch erweisen.

[38] In vielen Bereichen wurden die Handelshemmnisse zwischen den MOEL und der EU bereits durch die Assoziationsverträge verringert oder beseitigt. Verbliebene Barrieren, auch jene nichttarifärer Natur, fallen mit dem EU-Beitritt weg. Gleichzeitig wird eine Vielzahl von EU-Normen für die Unternehmen verbindlich - sie werden in vielen Fällen nur mit hohem finanziellem Aufwand zu erfüllen sein. Der Handel mit Drittländern wird den in der EU gültigen Regeln entsprechen und EU-weit gültigen Zollsätzen unterliegen.

 

Übersicht 9: Exportspezialisierung

Nach Warengruppen (SITC)

 

 

 

 

 

 

 

1995

2002

1995/2002

 

 

Anteile an den Gesamtexporten

 

 

In %

Veränderung in Prozentpunkten

 

 

 

 

 

Tschechien

Maschinen, Verkehrsmittel

30,3

49,6

+19,3

Ungarn

Maschinen, Verkehrsmittel

25,6

58,9

+33,3

Polen

Maschinen, Verkehrsmittel

21,1

37,5

+16,4

Slowakei

Maschinen, Verkehrsmittel

18,8

39,5

+20,7

Slowenien

Maschinen, Verkehrsmittel

31,4

37,1

+5,7

Bulgarien

Verschiedene Fertigwaren

9,3

27,6

+18,3

Rumänien

Verschiedene Fertigwaren

31,7

39,0

+7,3

Kroatien

Maschinen, Verkehrsmittel

16,8

28,5

+11,7

Mazedonien

Verschiedene Fertigwaren

18,3

34,9

+16,6

Serbien und Montenegro

Verschiedene Fertigwaren

14,61

16,3

+1,71)

Russland

Harmonisiertes System: Mineralische Stoffe

42,9

55,0

+12,1

Ukraine

Harmonisiertes System: Unedle Metalle und Waren daraus

33,11)

39,7

+6,61)

Q: WIIW-Datenbank basierend auf nationalen Statistiken. - 1) 1996 bzw. 1996/2002.

 

Vorerst werden Wechselkursänderungen weiterhin möglich sein und das Potential haben, den Wettbewerbsdruck, dem die Produzenten handelbarer Güter ausgesetzt sind, zu verschärfen oder abzuschwächen.

[39] Die Unternehmen der neuen Mitgliedsländer erhalten freien Zugang zu einem der weltweit größten Märkte, werden aber gleichzeitig auch verstärktem Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Wechselkursänderungen können vorerst diesen Wettbewerbsdruck intensivieren oder verringern. Die rasche Teilnahme an der Währungsunion ist das Ziel insbesondere der MOEL-Notenbanken. Die meisten Länder werden jedoch die in den Maastricht-Verträgen festgelegten Stabilitätskriterien kurzfristig nicht erfüllen können. Die Notenbanken stehen in dieser Phase vor der Aufgabe, simultan die Zinssätze zu senken, die Inflation zu bekämpfen oder niedrig zu halten und die Stabilität des Wechselkurses sicherzustellen.

In den ersten drei Jahren nach der EU-Erweiterung werden die MOEL Nettozahlungen aus dem EU-Budget von insgesamt 5 bis 10 Mrd. € erhalten.

[40] Auch für die Regierungen wird die rasche Erfüllung der Maastricht-Kriterien und somit die Senkung der öffentlichen Defizite Priorität haben. Die neuen Mitgliedsländer werden gemäß den Vereinbarungen von Kopenhagen in den ersten drei Jahren nach dem Beitritt (2004 bis 2006) insgesamt knapp 15 Mrd. € an Beiträgen zum EU-Haushalt abführen. Gleichzeitig werden etwa 20 bis 25 Mrd. € an EU-Mitteln in diese Länder fließen - allerdings nur zum geringeren Teil in den Staatshaushalt. Abgesehen von Slowenien, das auf die bevorstehenden Änderungen gut vorbereitet ist, werden die Regierungen in der Budgetpolitik mit Problemen konfrontiert sein. Die bereits defizitären Haushalte werden durch den EU-Beitritt zusätzlich belastet: durch den Entfall von Einnahmen wie etwa der Zölle, die Überweisungen an den EU-Haushalt oder die Notwendigkeit der Kofinanzierung von EU-Projekten. Die Bauern werden die Direktzahlungen aus nationalen Mitteln einfordern, die von der EU in einem gewissen Ausmaß gestattet werden.

Übersicht 10: Konsolidierter Staatshaushalt

 

 

 

 

 

 

 

1998

1999

2000

2001

2002

 

Ausgaben in % des BIP

 

 

 

 

 

 

Tschechien

41,6

43,0

44,2

44,9

.

Ungarn

49,9

47,0

46,0

45,7

50,6

Polen

.

.

.

.

.

Slowakei

41,5

42,2

44,1

43,2

.

Slowenien

43,7

44,2

42,2

42,8

42,1

Bulgarien

38,8

41,6

42,4

40,7

39,4.

Rumänien

35,3

34,7

35,4

33,8

29,7

Kroatien

52,4

55,2

54,0

.

.

Mazedonien

40,7

41,1

41,5

40,8

.

Russland

30,7

26,4

26,8

26,6

.

Ukraine

30,4

26,7

28,3

27,2

26,7

 

 

 

 

 

 

 

Budgetsaldo in % des BIP

 

 

 

 

 

 

Tschechien

-1,5

-0,6

-3,1

-2,4

.

Ungarn

-6,3

-3,4

-3,4

-2,9

-9,3

Polen

.

.

.

.

.

Slowakei

-4,4

-3,5

-3,3

-3,1

.

Slowenien

-0,8

-0,6

-1,3

-1,3

-2,8

Bulgarien

1,0

-0,9

-1,0

-0,9

-0,7

Rumänien

-3,6

-1,8

-4,0

-3,3

-2,6

Kroatien

0,5

-2,2

-5,0

.

.

Mazedonien

-0,5

0,9

2,3

1,5

.

Russland

-5,7

-0,9

1,9

2,9

.

Ukraine

-2,2

-1,5

0,6

-0,3

0,8

Q: Nationale Statistiken; 2002: vorläufige Zahlen.

 

[41] Die Vereinbarungen von Kopenhagen haben, obwohl sie primär auf die Periode 2004 bis 2006 ausgerichtet sind, einen Rahmen geschaffen, der auch eine schwer zu verändernde längerfristige Festlegung bedeuten wird.

Auch nach dem EU-Beitritt können die Volkswirtschaften unterschiedlichen  Entwicklungsmustern unterliegen.

[42] Ob in den neuen EU-Mitgliedsländern das BIP pro Kopf gegenüber dem Durchschnitt der EU 15 wesentlich steigen wird, ist eine offene Frage. Das Beispiel der Kohäsionsländer Griechenland, Irland, Portugal und Spanien legt nahe, dass nach dem EU-Beitritt sehr unterschiedliche Entwicklungsmuster möglich sind. Griechenlands Rückstand gegenüber den Nicht-Kohäsionsländern vergrößerte sich nach dem EU-Beitritt und lag 2002 wieder etwa auf dem Niveau des Beitrittsjahres. Irlands Rückstand blieb nach dem EU-Beitritt Jahrzehnte hindurch fast unverändert, ehe eine rasche Verringerung einsetzte und das BIP pro Kopf schließlich über den EU-Durchschnitt hinauswuchs. In allen Kohäsionsländern außer Irland expandierte das BIP pro Kopf in der Zeit der Mitgliedschaft schwächer als in den Jahren zuvor. Nur jene neuen EU-Mitgliedsländer, die günstige institutionelle Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Aktivitäten aufzubauen vermögen, werden gute Chancen haben, langfristig in die Gruppe wohlhabender EU-Länder aufzurücken.

 

Kurze Länderberichte

[43] Polens Wirtschaft erholt sich von einem Wachstumseinbruch, der das Land an den Rand der Stagnation brachte. Der Grund lag nicht in der internationalen Konjunktur, sondern in hausgemachten Problemen. Um das ehrgeizige Ziel der Inflationsbekämpfung zu verfolgen, hielt die Notenbank die nominellen wie auch die realen Zinssätze sehr hoch; tatsächlich war etwa der Produzentenpreisindex 2002 zeitweise rückläufig.

[44] Internationale Kapitalanleger wurden von den hohen Nominalzinssätzen angezogen. Die Währung wertete (zum Nachteil polnischer Produzenten) bis Mitte 2001 stark auf, der Preisabstand gegenüber der EU verringerte sich. 2001 und 2002 wurden die Bruttoanlageinvestitionen erheblich eingeschränkt (Übersicht 6). Mittlerweile wurden die Nominalzinssätze deutlich gesenkt. Seit Mitte 2001 hat die Tendenz zu nomineller Abwertung den Preisabstand gegenüber der EU wieder vergrößert und liefert damit dem Export positive Impulse.

Übersicht 11: Österreichs Außenhandel mit den MOEL

2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

Agrarprodukte

Roh- und Brennstoffe

Halbfertigprodukte

Fertigwaren

Insgesamt

Agrarprodukte

Roh- und Brennstoffe

Halbfertigprodukte

Fertigwaren

 

 

 

SITC 0 + 1 + 4

SITC 2 + 3

SITC 5 + 6

SITC 7 bis 9

 

SITC 0 + 1 + 4

SITC 2 + 3

SITC 5 + 6

SITC 7 bis 9

 

Mio. €

Anteile am Gesamtvolumen in %

1995 = 1001)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Exporte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Polen

1.294

1,7

3,8

1,7

41,4

53,1

225

158

160

223

238

Slowakei

1.062

1,4

3,2

9,3

36,6

51,0

256

151

525

237

259

Slowenien

1.395

1,8

7,7

11,2

44,5

36,6

196

165

178

212

191

Tschechien

2.229

2,9

3,7

6,1

39,3

50,8

193

137

167

186

210

Ungarn

3.346

4,3

2,0

4,8

30,4

62,8

218

114

179

195

243

MOEL 5

9.326

12,1

3,7

6,1

36,9

53,3

212

143

197

204

229

Bulgarien

264

0,3

4,7

1,3

36,1

57,9

237

136

86

192

316

Rumänien

815

1,1

7,2

1,0

37,9

53,9

446

176

149

520

519

MOEL 7

10.405

13,5

4,0

5,6

36,9

53,5

222

147

194

214

242

Kroatien

989

1,3

9,3

6,2

31,1

53,5

259

169

207

225

326

Mazedonien

68

0,1

32,8

0,7

25,9

40,6

110

500

41

74

85

Serbien und Montenegro1)

335

0,4

15,1

2,7

29,9

52,3

308

271

241

228

414

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Russland

953

1,2

6,3

0,7

37,9

55,1

154

90

299

207

141

Ukraine

273

0,4

5,3

2,3

41,7

50,7

308

207

179

431

268

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

MOEL 12

13.024

16,9

5,0

5,1

36,4

53,4

.

.

.

.

.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Importe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Polen

922

1,2

4,9

29,5

28,6

37,0

199

164

131

230

302

Slowakei

1.199

1,6

1,3

25,3

27,3

46,1

312

356

385

195

417

Slowenien

784

1,0

1,0

4,0

38,6

56,4

205

131

202

169

243

Tschechien

2.236

2,9

1,9

22,9

24,0

51,2

244

185

145

204

411

Ungarn

2.555

3,3

5,9

13,3

21,2

59,6

279

161

181

242

373

MOEL 5

7.696

10,0

3,4

18,9

25,6

52,0

251

169

173

208

359

Bulgarien

119

0,2

5,7

9,0

19,0

66,3

262

94

180

263

333

Rumänien

505

0,7

1,9

3,1

21,8

73,2

473

80

386

288

698

MOEL 7

8.320

10,8

3,4

17,8

25,3

53,5

259

160

174

211

374

Kroatien

364

0,5

3,2

7,7

14,5

74,7

260

129

89

196

373

Mazedonien

9

0,0

7,0

1,1

51,0

40,9

60

11

10

92

108

Serbien und Montenegro1)

70

0,1

40,4

22,4

18,2

19,0

436

467

1278

265

336

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Russland

1.032

1,3

0,3

83,0

15,2

1,5

126

107

130

114

71

Ukraine

252

0,3

2,9

61,1

11,4

24,6

279

230

246

170

812

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

MOEL 12

10.047

13,1

3,3

25,3

23,5

47,9

.

.

.

.

.

Q: Statistik Austria. - 1) Serbien und Montenegro: 1996 = 100.

 

[45] Die Slowakei erzielte 2002 unter den MOEL 5 die höchste BIP-Steigerung (+4,4%). Wachstumsmotor war der private Konsum, begünstigt auch durch eine expansive Einkommenspolitik. Im III. Quartal 2002 setzte ein kräftiges Exportwachstum ein, das Anfang 2003 zu laufenden Preisen auf Euro-Basis über 20% erreichte. Die Importe hielten nicht Schritt, und die Handelsbilanz verbesserte sich. Die starke Exportexpansion, die ungeachtet einer leichten Aufwertung der slowakischen Krone erzielt wurde, dürfte ein Resultat ausländischer Direktinvestitionen der letzten Jahre sein, die sich als sehr erfolgreich erwiesen. Der positive Eindruck, der sich aus den gesamtwirtschaftlichen Daten ergibt, wird durch die niedrigste Inflationsrate (3,3%) seit dem Übergang zur Marktwirtschaft untermauert. Allerdings fiel sie vor allem deshalb so gering aus, weil die Regierung aus wahltaktischen Gründen 2002 keine größere Anhebung der regulierten Preise zuließ. Das Defizit 2002 beziffert die Regierung mit 4,8% des BIP. Mittelfristig wird eine Konsolidierung des Staatshaushalts nötig sein. Mit 8% des BIP ist auch das Leistungsbilanzdefizit sehr hoch. Allerdings dürfte ein Teil des Defizits in reinvestierten Gewinnen von Unternehmen in ausländischem Besitz bestehen (sie werden in der Einkommensbilanz, einer Teilbilanz der Leistungsbilanz, als Abflüsse verbucht)[d]). Ein gravierendes Problem der Slowakei ist der Kontrast zwischen der wirtschaftlichen Prosperität des Großraums Bratislava und dem durch hohe Arbeitslosigkeit gekennzeichneten Osten des Landes. 2003 wird die Wirtschaftsentwicklung durch eine Sparpolitik der Regierung beeinträchtigt werden, wobei der private Konsum auch durch die Erhöhung von regulierten Preisen nichthandelbarer Güter gedämpft werden dürfte. Das Wachstum wird somit von einer Expansion der Exporte ausgehen müssen.

[46] Sloweniens reales BIP wächst seit Jahren mit Raten zwischen 2,9% und 5,2%. Der Staatshaushalt entspricht den Maastricht-Kriterien, und die Leistungsbilanz ist dauerhaft etwa ausgeglichen. Dafür sorgt eine Währungspolitik, die durch ständige leichte Abwertung den realen Euro-Wechselkurs konstant hält. In der Folge liegt die Inflationsrate allerdings hartnäckig über der 5%-Marke. 2003 und 2004 dürfte sich diese Situation nicht grundlegend ändern. Einige der Leitlinien der slowenischen Politik werden im Zuge des EU-Beitritts modifiziert werden müssen. Die Regierung beginnt bereits, gegenüber ausländischen Direktinvestitionen eine wohlwollendere Haltung einzunehmen.

[47] Tschechien hat sowohl pro Kopf als auch in Prozent des BIP unter den Transformationsländern die meisten ausländischen Direktinvestitionen akkumuliert (Stand Ende 2002). Die Industrie hat eine lange Tradition und regeneriert sich zusehends. Die Exporte (zu laufenden Preisen, auf Euro-Basis) stiegen trotz der Flaute in der internationalen Konjunktur 2001 um 18% und 2002 um 9%. Auf Kronen-Basis wuchsen die Erlöse allerdings wegen der nominellen Aufwertung weniger stark (2001) bzw. überhaupt nicht (2002). Die auf Produktivitätserhöhungen beruhende Senkung der Lohnstückkosten und die aufwertungsbedingte Verbilligung von Importen kam jedoch den Unternehmen zugute. Das Leistungsbilanzdefizit lag 2001 und 2002 jeweils über 5% des BIP; etwa 1,5 Prozentpunkte davon dürften allerdings auf reinvestierte Gewinne von Unternehmen in Auslandsbesitz zurückzuführen sein.

[48] Vor den Parlamentswahlen im April 2002 und den Kommunalwahlen im Oktober 2002 wurden die öffentlichen Ausgaben in Ungarn erheblich ausgeweitet. Die gesetzlichen Mindestlöhne wurden fast verdoppelt und die Löhne der Staatsbediensteten um etwa 50% angehoben. Die Transferausgaben des Staates stiegen real um 13%. In der Folge nahm der private Konsum 2002 real um über 10% zu. Durch Infrastrukturprojekte wurden die Bruttoanlageinvestitionen angeheizt. Das Budgetdefizit stieg auf über 9% des BIP. Nach den Parlamentswahlen versuchte die Nationalbank, den befürchteten Inflationswirkungen des sich abzeichnenden hohen Budgetdefizits durch eine Hochzinspolitik zu begegnen, provozierte dadurch aber einen Aufwertungsdruck, der diese Politik scheitern ließ. Die Inflationsrate sank dennoch auf ihr niedrigstes Niveau seit Einführung der Marktwirtschaft (5,3%). Die Folgen der Wirtschaftspolitik des Jahres 2002 schnell und schmerzlos zu überwinden, wird kaum möglich sein.

[49] Bulgariens Wirtschaft wuchs 2002 um 4,8%. Das Land scheint somit unter der internationalen Wirtschaftsflaute kaum zu leiden. Die Inflationsrate war mit 5,8% relativ hoch für ein Land mit einem Currency-Board-Regime. Hohe Arbeitslosigkeit belastet die Entwicklung. Das Leistungsbilanzdefizit erreichte 2002 4,3% und dürfte in den kommenden Jahren leicht sinken. 2003 und 2004 dürfte das BIP um 4% bis 5% expandieren.

[50] In Kroatien wurde 2002 eine reale Wachstumsrate von 5,2% verzeichnet. Motor dieser kräftigen Expansion waren der private Konsum und staatlich finanzierte Investitionen. Die Wettbewerbsfähigkeit der kroatischen Unternehmen ist gering: Die Exporte waren 2002 auf Euro-Basis rückläufig, während die Importe kräftig stiegen und der Deckungsgrad der Importe auf 46% sank. Das Land verstärkt seine Spezialisierung auf den Tourismusbereich, Einnahmen aus dem Tourismus decken den Großteil des Handelsbilanzdefizits. Die Inflationsrate lag 2002 bei 2,2%. Das Wirtschaftswachstum wird sich wahrscheinlich 2003 etwas verlangsamen.

[51] Mazedoniens Wirtschaft erholt sich von der politischen Krise des Jahres 2001, das BIP war 2002 nicht mehr rückläufig. Die Nationalbank konzentriert sich auf die Bekämpfung der Inflation, die mit 1,5% 2002 niedriger war als in allen anderen MOEL. Sie hält den Diskontsatz bei über 10% und den Wechselkurs konstant. Dieses Korsett ist wahrscheinlich zu eng, um stärkeres Wachstum aufkommen zu lassen. Der Deckungsgrad der Importe durch Exporterlöse verringerte sich auf 57% - ein Hinweis auf eine geringe Wettbewerbsfähigkeit der mazedonischen Unternehmen. Das Leistungsbilanzdefizit lag nahe 9% des BIP, die Arbeitslosenquote bei über 30%.

[52] Mit einer BIP-Wachstumsrate von etwa 5% in den Jahren 2001 und 2002 scheint Rumäniens Wirtschaft die Krise der Jahre 1997 bis 1999 überwunden zu haben. Weiterhin steht das Land unter dem Druck einer Inflations- und Abwertungsspirale, die sich allerdings verlangsamt. Die Inflationsrate sank von 35% (2001) auf 23% (2002), während der Wertverlust gegenüber dem Euro sich von -30% auf -20% abschwächte. Die Exporte stiegen 2002 auf Euro-Basis um über 15%, die Importe jedoch um weniger als 9%. Der Deckungsgrad der Importe nahm damit auf 78% zu. Die Notenbank hat den Leitzinssatz von 35% im Jänner 2002 auf 18% im März 2003 gesenkt. Die Regierung betreibt eine wachstumsfreundliche Politik, bekämpft aber Strukturschwächen, Effizienzmängel und das Fehlen finanzieller Disziplin im Unternehmensbereich nicht ausreichend. Dies könnte die Nachhaltigkeit des Wachstumsprozesses in Frage stellen.

[53] Russlands Wirtschaft wächst seit der Krise des Jahres 1998 mit anfangs sehr hohen, nunmehr aber mäßigen Raten. Die Inflation verlangsamte sich 2002 auf 16%, der Leistungsbilanzüberschuss machte 2002 beinahe 10% des BIP aus. Förderung und Export von Rohöl und Erdgas haben in Russland großes Gewicht, und relativ hohe Preise dieser Güter trugen zum raschen Wachstum der letzten Jahre bei. Zudem erhöhte die Abwertung die Preisrelation zwischen importierten und heimischen Produkten drastisch. Beide Effekte sind heute weitgehend verschwunden, die Industrieproduktion wächst nur mehr mäßig. Hohe Zuwachsraten im privaten Konsum stimulieren die Wirtschaft, während die Investoren aus dem In- und Ausland wenig Interesse zeigen. Die Zentralregierung erwirtschaftet Budgetüberschüsse, aber die Verschuldung von Unternehmen und Banken nimmt zu.

[54] Die Wirtschaftslage wird in Serbien und Montenegro schwieriger. Potentielle ausländische Investoren werden nach dem Mord an Ministerpräsident Zoran Djindjic Mitte März 2003 noch zurückhaltender sein, die Bruttoanlageinvestitionen stagnieren auf niedrigem Niveau. Die Importe wachsen stürmisch, während die heimische Produktion nicht in Schwung kommt. Der Deckungsgrad der Importe sank von 47% im Jahr 2000 auf lediglich 36% im Jahr 2002. Das Leistungsbilanzdefizit macht über 10% des BIP aus. 2003 und 2004 dürfte sich das Wirtschaftswachstum auf 4% beschleunigen - was nicht viel ist, wenn man bedenkt, dass das BIP im vergangenen Jahrzehnt weit hinter das zuvor erreichte Niveau zurückgefallen ist.

[55] Nach über +9% im Jahr 2001 wuchs die Wirtschaft der Ukraine 2002 um nur 4,8%, für 2003 und 2004 ist eine Rate von rund 4% zu erwarten. Der Staatshaushalt ist ausgeglichen, die Leistungsbilanz stark positiv. Dies ist in einem Wechselkurs begründet, der das Preisniveau auf 20% des EU-Durchschnitts drückt. Das BIP pro Kopf beträgt nur 19% des EU-Durchschnitts. Vor diesem Hintergrund sollte das Land für Auslandsinvestitionen attraktiv sein, vor allem Unternehmen, die internationale Märkte beliefern wollen. Wahrscheinlich wird das Interesse der Investoren aber durch mangelnde Transparenz und unzureichende institutionelle Infrastruktur beeinträchtigt.

Sluggish International Business Climate: A Test for the Central and Eastern European Countries' Endurance - Summary

The Central and Eastern European Countries (CEECs) were able to maintain in 2001 and 2002 a growth rate significantly above that of the EU 15. The more developed group of CEECs went more in parallel with the EU 15, which means that their average growth rate fell considerably. The other group of countries has not yet reached the pre-transition level. They were more independent from the international business cycle and maintained higher growth rates or even accelerated growth.

In the second half of 2002 a quite general tendency towards stronger growth became visible, not only from GDP data, but also from industrial output and foreign trade figures.

The background for this development is a fading of nominal appreciation tendencies, possibly in the context of the central banks' lowering of nominal interest rates. In several CEECs inflation stopped too - in some cases price indices even declined for several months. The joint outcome of depreciation and no or low inflation was real depreciation. Especially in Poland this development strengthened competitiveness of domestic producers. Foreign trade was characterized by diminished growth rates compared to 2000, and at the same time also by higher export-import ratios. The specialisation of exports on technically sophisticated finished goods continues. The CEECs are still countries with low GDP per capita, even if measured in purchasing power parities. The price gap compared to the overall EU 15 level remains large. In both respects differences between CEECs are also considerable.

Economic policies of CEECs are characterized by a relaxation of monetary austerity and continuous struggles with budget deficits.

For the EU budget the accession of eight CEECs will provoke additional net expenditures of € 5 to 10 billion for the first three years as a whole. For CEE governments, EU enlargement will provoke a major stress in terms of balancing of their budgets. The enlargement will require additional expenditures of both governments and enterprises. The latter will have to comply with EU rules, which in some cases will require massive investment into new equipment.

Austria's trade with CEECs shows a € 3 billion surplus, over 50 percent of which the country achieves in the trade with countries on the territory of former Yugoslavia. Croatia and Slovenia are main sources of Austria's surplus, but Hungary remains by far the largest one. Austria's trade with Poland remains underdeveloped, as Poland's GDP corresponds to the aggregate GDP of the Czech Republic, Hungary, Slovenia and Slovakia, whereas Austria's trade volume with Poland equals that with Slovenia.

All in all, the ongoing testing of the CEECs endurance so far produces quite good results, which gives reason for optimism in view of EU enlargement.

 

 

 



[a])  Scheiblecker, M., et al., "Österreichs Wirtschaft im Jahr 2002: Neuerlich ungenügendes Wachstum", WIFO-Monatsberichte, 2003, 76(4).

[b])  Definiert als Durchschnitt der Veränderungsraten in den einzelnen Monaten gegenüber der Vorjahresperiode.

[c])  Detailliertere Informationen zur EU-Erweiterung finden sich in Richter, S. (Hrsg.), "The Accession Treaty and Consequences for New EU Members", WIIW Current Analysis and Country Profiles, 2003, (18), http://www.wiiw.at/.

[d])  Brada, J. C., Tomsik, V., "Reinvested Earnings Bias. The 'Five Percent' Rule and the Interpretation of the Balance of Payments - With an Application to Transition Economies", William Davidson Institute Working Paper, 2003, (543).