WIFO

Marcus Scheiblecker et al.

Österreichs Wirtschaft im Jahr 2002: Neuerlich ungenügendes Wachstum

 

Nachdem in Österreich die Rezession des Jahres 2001 gegen Jahresende überwunden worden war, nahm die Dynamik der Wirtschaft im 1. Halbjahr 2002 deutlich zu. In der Folge verlor die Erholung jedoch an Kraft, und im IV. Quartal war das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigte reale BIP bereits rückläufig. Nach vorläufigen Berechnungen wuchs die Wirtschaft 2002 in Österreich mit +1% nur wenig kräftiger als im Vorjahr (+0,7%).

 

Die einzelnen Kapitel dieses Berichts werden jeweils von den Autorinnen und Autoren gezeichnet.

 

INHALT

Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Wirtschaftswachstum in Österreich im Jahresverlauf abermals verlangsamt

Inflationsdämpfung trotz Euro-Bargeldeinführung

Anspannung auf dem Arbeitsmarkt

Gesamtstaatliches Defizit von 0,6% des nominellen BIP

Stabile Leitzinsen trotz verschlechterter Konjunkturaussichten

Erste Senkung der Leitzinssätze im Dezember 2002

EZB überprüft geldpolitische Strategie

Finanzierungskosten der privaten Haushalte und Unternehmen sinken 2002 um etwa ½ Prozentpunkt

Leistungsbilanz 2002 nahezu ausgeglichen

Drehung der Kapitalbilanz: Österreich wird Kapitalexporteur

Konsolidierung im Kreditwesen bewirkt Ausdünnung des Filialnetzes

Kredite an private Haushalte stützen Entwicklung der Direktkredite

Ausweitung des Kreditgeschäftes fast nur über Fremdwährungskredite möglich

Risikogewichtete Eigenkapitalquote 2002 gesunken

Deutliche Ausweitung der Zinsspanne reicht nicht zur Verbesserung der gesamten Betriebserträge

Eigenkapitalrendite im Kreditwesen nahezu halbiert

Weitere Verlangsamung des Exportwachstums, aber anhaltende Marktanteilsgewinne

Schwäche der Binnennachfrage bewirkt Einbruch der Importe

Erstmals Überschuss in der Handelsbilanz

Nachfrage auf den wichtigsten Märkten der EU gedämpft

Ostexporte bleiben wichtige Stütze - Exporte nach Nordamerika verlieren beträchtlich an Dynamik

Exporte von chemischen Erzeugnissen und Brennstoffen kräftig gesteigert

Warenstruktur der Ausfuhr verschiebt sich zu höherwertigen Produkten

Deutliche Verschiebung der Regionalstruktur des Außenhandels

Tourismus erreicht knapp 10% des BIP

Anhaltende Verbesserung der Wettbewerbsposition

Nächtigungszuwächse im Sommer

Privater Konsum wächst nur mäßig

Sparquote nimmt nur leicht zu

Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern rückläufig

Umsatzzuwächse im Handel

Nachlassen der Inflation im Jahr 2002

Merklicher Rückgang der Teuerungsrate in Österreich

Preisentwicklung und die Einführung des Euro

Gedämpftes Wachstum und getrübte Konjunkturaussichten drücken Lohnabschlüsse 2002

Massenkaufkraft stagniert

Herbstlohnrunde 2002

Stark zunehmende Arbeitslosigkeit bei sinkendem Beschäftigungsniveau

Arbeitsangebotseffekte durch Anhebung des Pensionsantrittsalters und Ausweitung der Bezugsdauer für Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld

Beschäftigungsverluste auch in Dienstleistungsbranchen

Zunahme von Teilzeit- und geringfügiger Beschäftigung

Weiterer kräftiger Anstieg der Arbeitslosigkeit

Anhaltende Strukturprobleme in der Arbeitslosigkeit bei sinkender Nachfrage nach Arbeitskräften

Aktive Arbeitsmarktpolitik im Rahmen des Nationalen Aktionsplans für Beschäftigung (NAP)

Konjunktureinbruch in der Sachgütererzeugung

Leichte Stabilisierung in der Bauwirtschaft

Umsätze in der Bauwirtschaft leicht gestiegen

Baubeschäftigung auf historischem Tiefstand

Energieverbilligung lässt Verbrauch steigen

Erdölverbilligung belebt Tanktourismus

Österreich wird Nettoimporteur von Strom

Schwacher Anstieg des Erdgasverbrauchs

Stabile Nachfrage im Güterverkehr

ÖBB verbessern Angebot im Personenverkehr

Einkommensrückgang in der Landwirtschaft nach der Erholung im Vorjahr

Produktion stagniert, Rückgang der Erzeugerpreise

Sinkendes Einkommen, steigende Subventionen und anhaltende Abwanderung aus der Landarbeit

Verbesserung im Agraraußenhandel

Landwirtschaftliches Einkommen in der EU ebenfalls gesunken

Holzmarkt gedrückt

Holzeinschlag +10,2%

 

VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND ABBILDUNGEN

Übersicht 1: Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen (laut ESVG 1995) 6

Übersicht 2: Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage (laut ESVG 1995) 7

Übersicht 3: Inländische Verwendung (laut ESVG 1995) 8

Übersicht 4: Verteilung des Nettonationaleinkommens 2002. 8

Übersicht 5: Arbeitsmarkt, Arbeitsstückkosten, Produktivität 10

Übersicht 6: Preise und Einkommen. 10

Übersicht 7: Außenhandel, Zahlungsbilanz. 11

Übersicht 8: Zinssätze des Eurosystems und der OeNB. 13

Übersicht 9: Ausgewählte Komponenten der österreichischen Zahlungsbilanz. 15

Übersicht 10: Ausgewählte Aktiva und Passiva des österreichischen Bankensystems. 17

Übersicht 11: Österreichs Außenhandel im Überblick. 20

Übersicht 12: Österreichs Marktanteile im Außenhandel 21

Übersicht 13: Anteile an der Veränderung der Außenhandelsbilanz. 22

Übersicht 14: Komponentenzerlegung der Veränderung der Handelsbilanz. 23

Übersicht 15: Warenstruktur des Außenhandels. 24

Übersicht 16: Regionalstruktur des Außenhandels. 25

Übersicht 17: Hauptergebnisse des Tourismus-Satellitenkontos (TSA) für Österreich. 26

Übersicht 18: Touristischer Konsum nach Produkten im Jahr 2001. 27

Übersicht 19: Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Tourismus und Freizeit in Österreich. 27

Übersicht 20: Entwicklung von Ankünften und Übernachtungen nach der Herkunft 30

Übersicht 21: Privater Konsum, persönlich verfügbares Einkommen, Sparquote. 32

Übersicht 22: Entwicklung des privaten Konsums einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbscharakter 34

Übersicht 23: Entwicklung der Umsätze im Handel 35

Übersicht 24: Preis- und Beschäftigungsentwicklung im Handel 36

Übersicht 25: Entwicklung der Preise. 37

Übersicht 26: Entwicklung der Verbraucherpreise. 40

Übersicht 27: Lohnrunde 2002. 42

Übersicht 28: Tariflohnindex 86. 43

Übersicht 29: Effektivverdienste. 44

Übersicht 30: Löhne und Einkommen. 44

Übersicht 31: Der Arbeitsmarkt im Überblick. 46

Übersicht 32: Der Arbeitsmarkt der Unselbständigen 2002. 48

Übersicht 33: Unselbständig Beschäftigte nach Wirtschaftsklassen. 49

Übersicht 34: Geringfügig Beschäftigte. 50

Übersicht 35: Ausländische Arbeitskräfte. 51

Übersicht 36: Nationaler Aktionsplan für Beschäftigung - Indikatoren für die Arbeitsmarktpolitik. 52

Übersicht 37: Die Arbeitslosigkeit 2002. 53

Übersicht 38: Kennzahlen zur Konjunkturlage der Abteilungen nach ÖNACE 2002. 54

Übersicht 39: Subjektive Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit 55

Übersicht 40: Indikatoren für die Sachgütererzeugung. 57

Übersicht 41: Produktionswert des Bauwesens. 59

Übersicht 42: Beitrag der Bauwirtschaft zum realen Bruttoinlandsprodukt 59

Übersicht 43: Auftragslage im Hoch- und Tiefbau. 60

Übersicht 44: Preisindex des Hoch- und Tiefbaus. 60

Übersicht 45: Beschäftigte, offene Stellen und Arbeitsuchende in der Bauwirtschaft 61

Übersicht 46: Produktionswert der Zulieferbranchen für die Bauwirtschaft 62

Übersicht 47: Energiepreise im Jahr 2002. 63

Übersicht 48: Mineralölprodukte. 63

Übersicht 49: Elektrischer Strom.. 64

Übersicht 50: Erdgas. 65

Übersicht 51: Güterverkehr 66

Übersicht 52: Personenverkehr 68

Übersicht 53: Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen. 68

Übersicht 54: Subventionen und Steuern in der österreichischen Landwirtschaft 70

Übersicht 55: Agraraußenhandel 2002 (Kombinierte Nomenklatur - KNO) 73

Übersicht 56: Erzeugung, Wertschöpfung und Einkommen der österreichischen Landwirtschaft 74

Übersicht 57: Holzeinschlag. 76

Abbildung 1: Renditedifferenzen zu Deutschland für Staatspapiere mit einer Laufzeit von 10 Jahren. 14

Abbildung 2: Zinssatzentwicklung in Österreich. 14

Abbildung 3: Effektiver Wechselkursindex und Dollar-Euro-Kurs. 15

Abbildung 4: Internationale Börsenindizes. 17

Abbildung 5: Ertrags- und Aufwandsrelationen im Kredit- und Provisionsgeschäft 19

Abbildung 6: Aufenthaltsdauer von in- und ausländischen Gästen. 28

Abbildung 7: Entwicklung des realen Aufwands je Nächtigung. 29

Abbildung 8: Entwicklung des nominellen Marktanteils Österreichs im internationalen europäischen Tourismus. 31

Abbildung 9: Entwicklung des Vertrauensindex. 33

Abbildung 10: Entwicklung der Rohstoffpreise. 38

Abbildung 11: Verbraucherpreistrends in Österreich und im Euro-Raum.. 39

Abbildung 12: Teuerungsraten in den wichtigsten Verbrauchsgruppen im Jahr 2002. 41

Abbildung 13: Der Arbeitsmarkt seit 1998. 47

Abbildung 14: Konjunkturbeurteilung der Unternehmen. 56

Abbildung 15: Produktion, Beschäftigung und Produktivität im Sachgüterbereich. 57

Abbildung 16: Konjunktureinschätzung in der Bauwirtschaft 58

Abbildung 17: Entwicklung des Güter- und Personenverkehrs. 67

Abbildung 18: Faktoreinkommen in der Landwirtschaft und Anteil der Landwirtschaft an den Erwerbstätigen. 72

Abbildung 19: Holzversorgung und Holzpreise. 75

 

 

[1] In den OECD-Ländern erholte sich die Wirtschaft 2002 nur sehr langsam von der schlechten Entwicklung im Jahr 2001. Für diese Ländergruppe ergeben die vorläufigen Berechnungen für 2002 eine BIP-Steigerung von 1,3% nach 0,8% im Jahr davor. Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten im 2. Halbjahr 2002 kam die Investitionsnachfrage nicht in Gang, die üblicherweise die Basis einer Wachstumsbeschleunigung bildet. Vor dem Hintergrund der weiteren Kursverluste an den Weltbörsen trübte sich das Vertrauen der ökonomischen Akteure in die Weltwirtschaft ein.

Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen

[2] In den USA beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum 2002 nach der Rezession des Jahres 2001 wieder auf 2,4%. Allerdings erwies sich dieser Aufschwung als nicht sehr robust, im Jahresverlauf bestätigten immer wieder wichtige ökonomische Indikatoren die Labilität der Entwicklung. Aus diesem Grund sah sich die Notenbank der USA mehrmals gezwungen, den Leitzins kräftig zu senken, um die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern zu stützen. Der Konsum der privaten Haushalte bildete auch 2002 die wichtigste Stütze der Konjunktur. Die von der Notenbank ermöglichte Verbilligung von Krediten gestattete den Herstellern langlebiger Konsumgüter, den Kunden nahezu zinsenlose Kredite einzuräumen. Zusätzlich erleichterte die nach dem abrupten Ende der Börsenhausse einsetzende Immobilienverteuerung, welche das Vermögen der Eigenheimbesitzer deutlich erhöhte, den privaten Haushalten die Konsumentscheidungen. Die Nachfrage nach Anlageinvestitionsgütern war hingegen im gesamten Jahresverlauf rückläufig, wenngleich schwächer als im vorangegangen Rezessionsjahr. Die Dynamik der Investitionen reichte 2002 nicht aus, um einen nachhaltigen Aufschwung der Wirtschaft herbeizuführen. Die Unsicherheit über einen Krieg im Irak dürfte die Investitionsaktivitäten gedämpft haben.

[3] Die Arbeitslosenquote stieg in den USA aufgrund des unterdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums und den unsicheren Aussichten kräftig. Gegen Jahresende erhöhte sie sich auf 6%, den höchsten Stand seit über sieben Jahren. Das bereits seit Jahren besorgniserregend hohe Leistungsbilanzdefizit vergrößerte sich auch im Jahr 2002. Neben dem durch die rege Konsumnachfrage ausgelösten Importsog trug der Dollarkursverfall seit Mitte 2002 deutlich zur Passivierung der Leistungsbilanz bei. Trotz des labilen Wachstums erwiesen sich die USA 2002 als einer der dynamischsten Wirtschaftsräume.

[4] Der nun schon seit über zwei Jahrzehnten in einer Krise verharrenden japanischen Wirtschaft gelang auch 2002 keine Trendwende; das reale Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich im Jahresdurchschnitt um nur 0,3%. Zwar trug das Anziehen der Exportnachfrage gegen Jahresende zur Überwindung der Rezession bei, doch belasteten die schwache Konsumnachfrage und die Investitionskürzungen nach wie vor die Konjunktur. Diese Nachfragekomponenten wurden durch die auch 2002 anhaltende Deflation merklich gedämpft. Vor dem Hintergrund der schlechten Wirtschaftslage hielt der Beschäftigungsrückgang an, die Arbeitslosenquote stieg kontinuierlich und erreichte mit 5,4% eine für Japan ungewöhnlich hohe Marke.

 

Übersicht 1: Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen (laut ESVG 1995)

Zu Preisen von 1995

 

 

 

 

 

 

1999

2000

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

Land- und Forstwirtschaft

+3,3

-1,6

-0,7

-0,1

Bergbau1)

-0,9

+7,2

+10,0

+2,4

Sachgütererzeugung

+3,1

+6,5

+1,2

+0,1

Energie- und Wasserversorgung

+3,9

-1,6

+1,7

+9,2

Bauwesen

+1,3

+1,2

-4,8

+0,2

Handel2)

+3,0

+3,6

-0,3

+1,6

Beherbergungs- und Gaststättenwesen

+3,2

+5,0

+5,9

+2,1

Verkehr und Nachrichtenübermittlung

+2,2

+2,4

-0,9

+0,5

Kreditinstitute und Versicherungen

-1,8

+10,2

-0,5

-5,2

Grundstücks- und Wohnungswesen3)

+3,9

+6,0

+4,3

+1,7

Öffentliche Verwaltung4)

+1,9

+0,8

-0,2

-0,3

Sonstige Dienstleistungen

-0,8

+2,7

+0,2

+0,9

 

 

 

 

 

Wertschöpfung der Wirtschaftsbereiche5)

+2,1

+4,2

+0,7

+0,6

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+2,7

+3,5

+0,7

+1,0

 

 

 

 

 

Primärsektor

+3,3

-1,6

-0,7

-0,1

Sekundärsektor

+2,7

+4,5

-0,1

+1,0

Tertiärsektor

+1,7

+4,3

+1,1

+0,5

Q: WIFO-Berechnungen. - 1) Einschließlich Gewinnung von Steinen und Erden. - 2) Einschließlich Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern. - 3) Einschließlich Vermietung beweglicher Sachen und Erbringung von unternehmensbezogenen Dienstleistungen. - 4) Einschließlich Landesverteidigung und Sozialversicherung. - 5) Vor Abzug der unterstellten Bankgebühr und der Gütersubventionen sowie vor Zurechnung der Gütersteuern.

 

[5] Im übrigen asiatischen Raum entwickelte sich die Wirtschaft 2002 trotz der Turbulenzen auf den internationalen Aktienmärkten, der Schwäche in den USA und Japan sowie der Turbulenzen in Lateinamerika relativ erfolgreich. Das starke Wirtschaftswachstum in China (fast +8%) und die lebhafte Expansion in Südkorea und Malaysia machten diesen Wirtschaftsraum zum dynamischsten im abgelaufenen Jahr. Hingegen griff in Südamerika die in Argentinien durch Währungsturbulenzen ausgelöste Krise auf andere Staaten über. Brasilien geriet aufgrund einer Finanzkrise und politischer Turbulenzen in eine Rezession. Auch Uruguay und Paraguay konnten sich der Abwärtstendenz nicht entziehen. In Venezuela belasteten 2002 primär politische Unruhen die Konjunktur.

[6] Die Wirtschaft der EU schien in der ersten Jahreshälfte 2002 nach der Konjunkturflaute wieder an Dynamik zu gewinnen. In der Folge beschleunigte sich die Expansion jedoch nicht weiter. Im Euro-Raum betrug das Wirtschaftswachstum 2002 nach vorläufigen Berechnungen 0,8%. Die Konjunkturschwäche ging weniger auf die geringe Auslandsnachfrage als vielmehr auf die ungünstige Entwicklung der Binnennachfrage zurück. Die Ausgabenpolitik der öffentlichen Hand war angesichts der durch den Wachstums- und Stabilitätspakt auferlegten Sparzwänge eher restriktiv, und die privaten Haushalte waren in ihren Konsumausgaben wegen der hohen Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt und der nahezu europaweiten Pensionsdiskussion äußerst zurückhaltend. Auch die Unternehmen sahen aufgrund der Verzögerung des internationalen Konjunkturaufschwungs und der anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten kaum Anreize zu einer deutlichen Ausweitung ihrer Investitionen.

[7] Im Gegensatz zu den USA reagierte die Wirtschaftspolitik im Euro-Raum nur sehr halbherzig und mit großer Verzögerung auf das Erlahmen des Aufschwungs. Die EZB senkte ihren Leitzinssatz viel weniger als die Federal Reserve in den USA, obwohl die Wirtschaft im Euro-Raum viel langsamer wuchs. Während in den USA die Steuerbelastung gesenkt und die Staatsausgaben ausgeweitet wurden, veranlasste der Ausfall an Steuereinnahmen in der Folge der Konjunkturschwäche die europäischen Regierungen, ihre diskretionären Sparbemühungen zu verstärken, um das Defizit des Gesamtstaates nicht über die vom Stabilitäts- und Wachstumspakt vorgeschriebene Grenze von 3% steigen zu lassen. Die anhaltende Konjunkturflaute stoppte auch den in den letzten Jahren beobachteten Rückgang der Arbeitslosenquote in der Euro-Zone: Sie stieg 2002 auf über 8%, und die Beschäftigung wuchs kaum mehr. Aufgrund der gedämpften Wachstumsdynamik fiel die Inflation mit knapp über 2% im Jahresdurchschnitt sehr gering aus.

 

Übersicht 2: Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage (laut ESVG 1995)

Zu Preisen von 1995

 

 

 

 

 

 

1999

2000

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

+2,5

+2,5

+1,0

+1,0

Private Haushalte1)

+2,3

+3,3

+1,5

+0,9

Staat

+3,1

+0,0

-0,5

+1,3

Bruttoinvestitionen

+4,2

+2,9

-4,0

-4,6

Bruttoanlageinvestitionen

+2,1

+5,9

-2,2

-4,8

Ausrüstungen

+4,7

+11,5

-4,1

-9,2

Bauten

+0,0

+1,2

-1,5

-1,2

Vorratsveränderung2)            Prozentpunkte

+0,5

-0,7

-0,5

+0,0

                Mrd. €

2,20

0,93

0,05

0,10

Inländische Verwendung

+3,0

+2,7

-0,1

-0,4

Exporte

+8,5

+13,4

+7,4

+2,6

Importe

+9,0

+11,6

+5,9

+0,0

Außenbeitrag         Prozentpunkte

-0,2

+0,8

+0,8

+1,4

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+2,7

+3,5

+0,7

+1,0

Q: WIFO-Berechnungen. - 1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck. - 2) Einschließlich Nettozugang an Wertsachen.

 

[8] Die ungünstige Wirtschaftslage in der EU war primär auf die enttäuschende Entwicklung in Deutschland zurückzuführen. Das reale Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um nur 0,2%, die geringste Rate unter allen EU-Staaten. Hauptursachen hiefür waren die hohen Belastungen durch die Wiedervereinigung, die ausgeprägte Krise im Bausektor und der wirtschaftspolitische Reformstau. Auch der Bankenbereich litt erheblich unter den unsicher gewordenen Krediten und dem Mangel an Nachfrage nach dem früher lukrativen Geschäft mit Aktien und Investmentfonds. Italiens Wirtschaft dürfte mit einem Anstieg des realen BIP von 0,5% nur wenig stärker gewachsen sein als die Deutschlands. Auch hier verloren alle Binnennachfragekomponenten an Dynamik. Wie die Nachbarländer erlitt auch die französische Wirtschaft Rückschläge, nachdem sich die Konjunktur 2001 als recht robust erwiesen hatte. Die expansive Wirkung des öffentlichen Konsums machte die Stagnation der Investitionen wett, die Wirtschaft wuchs um 0,8%.

[9] Die schlechte Konjunkturlage in Westeuropa beeinträchtige auch die Entwicklung in Ost-Mitteleuropa (Polen, Ungarn, Tschechien, Slowenien und Slowakei). Das Wachstum dürfte sich gegenüber dem Vorjahr auf etwas unter 2% verringert haben. Am geringsten war es mit knapp 1% in Polen. Die Geldpolitik verfolgte dort einen restriktiven Kurs zur Eindämmung des Leistungsbilanzdefizits, durch den auch die Inflation deutlich gebremst werden konnte. Trotz der Verlangsamung der Steigerung der Auslands- und Inlandsnachfrage expandierte die ungarische Volkswirtschaft um über 3%. Als Konjunkturstütze erwiesen sich hier die Investitionen aus dem Ausland, aber auch das Bauprogramm der Regierung. In der tschechischen Wirtschaft waren ebenfalls Schwächetendenzen zu beobachten. Zwar entwickelte sich hier die private und öffentliche Konsumnachfrage lebhaft, doch wuchsen die Investitionen kaum mehr; das reale BIP dürfte 2002 gegenüber dem Vorjahr um nur gut 2% gestiegen sein.

Wirtschaftswachstum in Österreich im Jahresverlauf abermals verlangsamt

[10] In Österreich lag das Wirtschaftswachstum 2002 mit rund 1% nur unwesentlich über dem Vorjahreswert. Das 1. Halbjahr verlief relativ günstig, und ein Aufschwung schien in Gang zu kommen; im weiteren Jahresverlauf ließen aber die Auftriebskräfte merklich nach. Zur Jahresmitte trübte sich die Stimmung der Unternehmen wieder ein - vor allem eine Reaktion auf die internationale Börsenkrise und die anhaltend unsichere internationale Konjunktur. Die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2002 beeinträchtigte ebenfalls die heimische Produktion.

[11] Am deutlichsten zeigten sich die Konjunkturschwäche und die anhaltend pessimistische Zukunftseinschätzung der österreichischen Unternehmen im kräftigen Rückgang der Bruttoanlageinvestitionen real um knapp 5%. Sowohl die Investitionen in Maschinen und Elektrogeräte (-9,5%) als auch jene in Fahrzeuge (-8,2%) wurden erheblich reduziert. Auch die Bauinvestitionen waren rückläufig (-1,2%), allerdings wesentlich weniger als andere Investitionskategorien.

 

Übersicht 3: Inländische Verwendung (laut ESVG 1995)

Zu laufenden Preisen

 

 

 

 

2002

2002

 

Mrd. €

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

216,83

+2,3

Minus Exporte

113,04

+1,7

Plus Importe

110,44

-0,7

 

 

 

Inländische Verwendung

214,24

+1,1

Konsumausgaben insgesamt

166,41

+2,6

Private Haushalte1)

124,96

+2,8

Staat

41,45

+2,2

Bruttoinvestitionen

47,24

-3,8

Bruttoanlageinvestitionen

47,14

-4,1

Ausrüstungen

17,67

-9,6

Bauten

27,49

±0,0

Vorratsveränderung2)

0,10

 

Statistische Differenz

0,59

 

Q: WIFO-Berechnungen. - 1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck. - 2) Einschließlich Nettozugang an Wertsachen.

 

 

 

Übersicht 4: Verteilung des Nettonationaleinkommens 2002

 

 

 

 

2002

2002

 

Mrd. €

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

Arbeitnehmerentgelte

111,79

+1,9

Betriebsüberschuss und Selbständigeneinkommen

77,90

+2,4

Produktionsabgaben minus Subventionen

27,14

+4,3

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

216,83

+2,3

Primäreinkommen an die übrige Welt

17,62

-7,8

Primäreinkommen aus der übrigen Welt

15,34

+2,0

 

 

 

Bruttonationaleinkommen

214,55

+3,3

Minus Abschreibungen

32,29

+3,7

 

 

 

Nettonationaleinkommen

182,26

+3,2

Laufende Transfers an die übrige Welt

3,99

+20,6

Laufende Transfers aus der übrigen Welt

2,76

+3,1

 

 

 

Verfügbares Nettonationaleinkommen

181,02

+2,8

Q: WIFO-Berechnungen.

 

[12] Mit einer realen Ausweitung um rund 1% lieferten sowohl die öffentliche als auch die private Konsumnachfrage keinen Beitrag zu einem Aufleben der heimischen Konjunktur. Die Konsumenten waren angesichts der schlechten Arbeitsmarktlage und der Unsicherheiten über ihre künftige finanzielle Situation (auch infolge der Pensionsdebatte) bezüglich Neuanschaffungen sehr zurückhaltend. Der Konsum der privaten Haushalte stieg 2002 real um 0,9%, nach +1,5% im Jahr zuvor. Der öffentliche Konsum wuchs hingegen mit real +1,3% stärker als 2002 (-0,5%).

[13] Der Außenbeitrag erwies sich im Jahr 2002 als Konjunkturstütze. Zwar fiel das Exportwachstum mit real +2,6% mäßig aus; wegen der Schwäche der heimischen Nachfrage nach Investitions- und Konsumgütern stagnierte aber der Import (±0,0%). Als Konsequenz verringerte sich das Leistungsbilanzdefizit, und erstmals seit über einem Jahrzehnt war der Saldo ausgeglichen. In geringem Maß war auch der höhere Dollarkurs des Euro maßgebend, welcher einen Großteil der Importe aus Drittländern verbilligte.

[14] Der Warenexport wurde real um 5,5% gesteigert. Die Dienstleistungsausfuhr fiel hingegen trotz der deutlichen Ausweitung der Tourismusexporte um real 4,5% um 3,6% geringer aus als im Vorjahr. Die Wareneinfuhr lag real um 1,1% unter dem Niveau des Jahres 2001, die Dienstleistungsimporte übertrafen das Vorjahresergebnis hingegen um 2,7% (Reiseverkehrsimport -3,4%).

[15] Wertschöpfungseinbußen verzeichnete im Jahr 2002 nur der Bereich der Banken und Versicherungen (-5,2%). Der Ertragsrückgang der Banken resultierte vor allem aus dem Wertpapierbereich; die Versicherungen verzeichneten, u. a. wegen des Hochwassers im Sommer, eine Zunahme der Schadenszahlungen.

Inflationsdämpfung trotz Euro-Bargeldeinführung

[16] Die Verbraucherpreise stiegen 2002, gemessen am nationalen Verbraucherpreisindex, um 1,8% - dank der Beruhigung der Energiepreise in der ersten Jahreshälfte um fast 1 Prozentpunkt langsamer als 2001. Die Bargeldeinführung des Euro machte sich nur teilweise in Form von Preiserhöhungen bemerkbar, etwa im Bereich der persönlichen Dienstleistungen und einiger Güter des täglichen Bedarfs. Ausgabenpositionen mit großem Gewicht im Warenkorb wie z. B. Mieten und Energie verteuerten sich erwartungsgemäß anlässlich der Einführung des neuen Bargeldes nicht überproportional. Der harmonisierte europäische Verbraucherpreisindex wies im Jahresdurchschnitt 2002 einen Anstieg um 1,7% aus. Damit lag Österreich unter den Euro-Ländern mit der niedrigsten Inflationsrate an dritter Stelle nach Deutschland (+1,3%) und Belgien (+1,6%).

Anspannung auf dem Arbeitsmarkt

[17] Die Konjunkturschwäche verschlechterte die Arbeitsmarktlage 2002 abermals. Die Zahl der Arbeitsplätze war im Jahresdurchschnitt 2002 um fast 15.000 (-0,5%) niedriger als im Vorjahr. Besonders betroffen waren neben der Sachgüterproduktion (-2,5%) das Bauwesen (-2,8%) und das Verkehrs- und Nachrichtenwesen (-1,8%). In der öffentlichen Verwaltung hält der Beschäftigungsrückgang seit 2000 an (2002 -1%). Da sich das Arbeitskräfteangebot trotz der Konjunkturschwäche erhöhte, nahm die Zahl der Arbeitslosen mit fast +29.000 ungewöhnlich kräftig zu. Diese Entwicklung ging auf die Zunahme des Angebotes von ausländischen Arbeitskräften und die Anhebung des Antrittsalters für die Frühpension zurück. Nach österreichischer Berechnung stieg die Arbeitslosenquote von 6,1% im Vorjahr auf 6,9% im Jahresdurchschnitt 2002. Nach Eurostat-Definition erhöhte sie sich von 3,6% auf 4,3%. Österreich wies damit nach wie vor eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in der EU auf.

Gesamtstaatliches Defizit von 0,6% des nominellen BIP

[18] Nach einem Überschuss von 0,3% des nominellen BIP im Jahr 2001 wies der Staatshaushalt 2002 wieder ein Defizit von 0,6% auf; laut ESVG 1995 (ohne Berücksichtigung von Swap-Transaktionen) betrug das Defizit 0,8% des nominellen BIP. Dennoch fiel der Fehlbetrag deutlich niedriger aus als erwartet, weil sich die Steuereinnahmen trotz schwacher Konjunktur günstig entwickelten und Unterstützungen für Hochwasseropfer geringer ausfielen als vorgesehen. Begünstigt wurde das Ergebnis allerdings auch durch die periodengerechte Aufteilung des Zinsaufwands und der Eigenmittelzahlungen an die EU, durch die diese Ausgaben geringer ausfielen als auf Cash-Basis.

Übersicht 5: Arbeitsmarkt, Arbeitsstückkosten, Produktivität

 

 

 

 

 

 

1999

2000

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Arbeitsmarktangebot

 

 

 

 

Erwerbspersonen1)

+0,4

±0,0

+0,7

+1,0

Angebot an Unselbständigen2)

+0,5

-0,0

+0,7

+1,1

Arbeitslosenquote3)

+6,7

+5,8

+6,1

+6,9

 

 

 

 

 

Arbeitsmarktnachfrage

 

 

 

 

Aktiv Erwerbstätige4)

+1,1

+0,9

+0,4

-0,3

Unselbständig aktiv Beschäftigte4)

+1,2

+1,0

+0,4

-0,5

Sachgütererzeugung5)

-0,7

±0,0

+0,2

-2,5

Ausländische Arbeitskräfte

+2,6

+4,4

+3,0

+1,6

Geleistete Stunden, Sachgütererzeugung

-2,0

±0,0

+1,0

-2,4

Erwerbsquote (brutto)6)

+45,7

+45,6

+45,8

+46,2

Erwerbsquote7)

+67,6

+67,3

+67,5

+67,9

 

 

 

 

 

Arbeitsstückkosten8)

 

 

 

 

Gesamtwirtschaft

+0,4

-0,5

+1,4

+0,7

Sachgütererzeugung

-1,2

-4,5

+1,8

-0,2

 

 

 

 

 

Arbeitsproduktivität

 

 

 

 

BIP je Erwerbstätigen (laut VGR)

+1,3

+2,8

±0,0

+1,4

Sachgütererzeugung

 

 

 

 

Je Beschäftigten5)

+3,9

+6,5

+0,9

+2,7

Je geleistete Stunde

+5,2

+6,6

+0,2

+2,6

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Arbeitsmarktservice Österreich, WIFO. - 1) Unselbständige + Selbständige + Arbeitslose. - 2) Unselbständige + Arbeitslose. - 3) In % der unselbständigen Erwerbspersonen laut Arbeitsmarktstatistik. - 4) Angebot ohne Arbeitslose, ohne Bezieherinnen und Bezieher von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdiener. - 5) Laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. - 6) Unselbständige + Selbständige + Arbeitslose, in % der Gesamtbevölkerung. - 7) Anteil der Erwerbspersonen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre), ohne Wanderungsbewegungen. - 8) Arbeitsentgelte je Produktionseinheit.

 

 

 

Übersicht 6: Preise und Einkommen

 

 

 

 

 

 

1999

2000

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

Verbraucherpreise

+0,6

+2,3

+2,7

+1,8

Deflator des Bruttoinlandsproduktes

+0,7

+1,4

+1,6

+1,3

Exportpreise Waren

-0,6

+2,2

-0,9

-1,4

Importpreise Waren

-0,1

+3,5

-0,7

-1,4

Weltmarktrohstoffpreise (Euro-Basis)

+17,0

+51,8

-8,5

-4,2

Terms-of-Trade

 

 

 

 

Waren und Dienstleistungen

±0,0

-0,9

-0,2

-0,2

Waren

-0,4

-1,2

-0,2

-0,1

Lohn- und Gehaltssumme1) in der Gesamtwirtschaft

+3,7

+3,8

+2,1

+1,9

Je Beschäftigten

+1,8

+2,5

+1,4

+2,2

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. - 1) Brutto, ohne Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung.

 

 

 

Übersicht 7: Außenhandel, Zahlungsbilanz

 

 

 

 

 

 

1999

2000

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Exporte, Waren

 

 

 

 

Nominell

+7,0

+15,6

+6,5

+4,1

Real

+7,7

+13,1

+7,5

+5,5

Importe, Waren

 

 

 

 

Nominell

+6,7

+14,7

+5,0

-2,2

Real

+6,9

+10,9

+5,7

-0,9

Terms-of-Trade

-0,4

-1,2

-0,2

-0,1

Handelsbilanz (laut Statistik Austria)     Mrd. €

-5,05

-5,24

-4,44

+0,32

                in % des BIP

-2,6

-2,5

-2,1

+0,1

Leistungsbilanz Accrual1)      Mrd. €

-6,33

-5,36

-4,65

-0,91

                in % des BIP

-3,2

-2,6

-2,2

-0,4

Q: OeNB, Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. - 1) 2002: Schätzung des WIFO.

[19] Marcus Scheiblecker (Marcus.Scheiblecker@wifo.ac.at)
Statistik: Martha Steiner (stein@wifo.ac.at)

Stabile Leitzinsen trotz verschlechterter Konjunkturaussichten

Im ersten Jahr der Verwendung von Euro-Münzen und –Banknoten konzentrierte sich die europäische Geldpolitik vor allem auf den reibungslosen Umstieg auf die neue Währung. Das Spannungsfeld zwischen im Jahresverlauf sinkenden Wachstumserwartungen, gleichbleibend hohen Inflationserwartungen und einem Geldmengenwachstum über dem Referenzwert sowie die anhaltende Baisse auf den internationalen Aktienmärkten bewirkten eine abwartende Haltung im EZB-Rat. Die Finanzkrisen des Jahres 2001 wurden durch eine Vertrauenskrise bezüglich der Glaubwürdigkeit der Rechnungslegung von Unternehmen in den USA abgelöst.

[20] Im Jänner und Februar 2002 wurde der Österreichische Schilling gegen den Euro ausgetauscht. Die Umstellung wurde von den Kreditinstituten und der Oesterreichischen Nationalbank reibungslos vorgenommen. Bereits nach wenigen Wochen erfolgten die meisten Bargeld-Transaktionen in Euro. Im europäischen Vergleich nahm Österreich damit eine Spitzenposition ein. Die OeNB bot in ihren Niederlassungen bis zum 31. März 2002 einen kostenlosen Umtausch von Banknoten aus der übrigen Euro-Zone an. Seit dem 1. April 2002 ist der Umtausch nur mehr in der jeweiligen Nationalbank möglich. Trotz mehrerer zum Teil auch in den Medien stark beworbener Spendenaktionen und mobiler Umtauschbusse der OeNB waren am Jahresende 2002 noch immer 8,7 Mrd. S an Banknoten im Umlauf. Die Banknoten der letzten Serie sind bei der OeNB zeitlich unbegrenzt in Euro umtauschbar. Für ältere Serien gelten die bereits vorher fixierten Beschränkungen des Umtauschzeitraums.

[21] Die Zinspolitik des Eurosystems war 2002 durch eine abwartende Haltung geprägt. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren in der Euro-Zone durch unerwartet niedriges Wirtschaftswachstum und in der zweiten Jahreshälfte zunehmende Inflationsraten gekennzeichnet. Im Jahresverlauf wurden die Wachstumsprognosen internationaler Institutionen für die Euro-Zone schrittweise um bis zu 1,3 Prozentpunkte gesenkt. Gleichzeitig blieb die Inflation im Euro-Währungsgebiet gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex mit Ausnahme des Juni-Wertes über dem angestrebten Höchstwert von 2%.

[22] Die geldpolitische Strategie der Europäischen Zentralbank weist der Entwicklung der Geldmenge ("erste Säule der Geldpolitik") einen herausragenden Stellenwert zu. Das Wachstum der Geldmenge M3 schwankte im Jahr 2002 zwischen 6,8% und 8% und lag damit deutlich über dem Referenzwert von +4,5%. In ihrer jährlichen Überprüfung des Referenzwertes für die Geldmengenentwicklung behielt die EZB auch für 2003 diesen Wert bei. Als Grundlage dieser Entscheidung wurde angeführt, dass die Geldnachfragefunktion für M3 in der Euro-Zone stabil sei, die Wachstumsrate für das Potential-BIP bei 2% bis 2,5% liege und sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in der Euro-Zone gleichmäßig um etwa 0,5% bis 1% pro Jahr verringere. Unter diesen Bedingungen ist die Wachstumsrate des Geldmengenaggregates M3 von 4,5% im Jahresdurchschnitt nach Ansicht der EZB mittelfristig mit dem Ziel der Preisstabilität vereinbar.

[23] Die reichliche Ausstattung der Wirtschaft mit Liquidität beeinflusste 2002 die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rates kaum. In allen Veröffentlichungen wies die EZB darauf hin, dass die hohe Unsicherheit auf den Finanzmärkten laufende Umschichtungen in den Portfolios privater Haushalte und Unternehmen zugunsten monetärer Anlageformen bewirke. Zusätzlich verursachte der anhaltende Wertverfall von Anteilswerten und Unternehmensanleihen im Ausland eine gleichgerichtete Umschichtung im Portfolio institutioneller Anleger.

Erste Senkung der Leitzinssätze im Dezember 2002

[24] Im Spannungsverhältnis zwischen Wachstumsabschwächung und Verfehlung der monetären Zielgrößen ließ der EZB-Rat 2002 eine Straffung der Geldpolitik in Form der Euro-Aufwertung gegenüber dem Dollar zu. Ab Februar wertete der Euro bis zum Jahresende um etwa 17% auf. Simulationen mit dem Interlink-Modell der OECD zeigen, dass dies einer Anhebung der kurz- und langfristigen Zinsen in der Euro-Zone um etwa ¾ Prozentpunkte gleichkommt[a]). Erst Anfang Dezember 2002 wirkte der EZB-Rat der impliziten Straffung der Geldpolitik durch eine Zinssenkung um ½ Prozentpunkt entgegen. Damit wurde die wachstumsdämpfende Wirkung der Euro-Aufwertung nicht vollständig ausgeglichen.

[25] Die abwartende Haltung des EZB-Rates angesichts der Verschlechterung der Wachstumsaussichten bei gleichzeitig niedriger Inflationsgefahr wurde wiederholt kritisiert[b]). Zugleich wurde eine Neudefinition der Ziele des Eurosystems vorgeschlagen. Besonders die erste Säule der geldpolitischen Strategie in Form des Referenzwertes für das Geldmengenwachstum gibt Anlass zur Kritik. Die Verletzung des Referenzwertes hält nun schon seit Inkrafttreten des Eurosystems an und muss von der EZB laufend begründet werden. Die Annahme einer stabilen Geldnachfragefunktion ist angesichts der hohen Liquiditätsnachfrage der letzten Jahre zunehmend fragwürdig. Dies mindert die Glaubwürdigkeit des EZB-Rates und engt dessen Handlungsspielraum ein. Deshalb fordern Begg et al. (2002) die vollständige Aufgabe der ersten Säule und eine Konzentration auf das Inflationsziel.

 

Übersicht 8: Zinssätze des Eurosystems und der OeNB

 

 

 

 

 

 

 

 

Einlagefazilität

Spitzenrefinanzierungsfazilität

Hauptrefinanzierungsgeschäft

Basiszinssatz1)

Referenzzinssatz1)

 

 

 

Mengentender

Zinstender

 

 

 

In %

 

 

 

 

 

 

 

9. Februar 2000

2,25

4,25

3,25

2,50

4,25

17. März 2000

2,50

4,50

3,50

3,00

4,75

28. April 2000

2,75

4,75

3,75

3,00

4,75

9. Juni 2000

3,25

5,25

4,25

3,75

5,50

28. Juni 2000

3,25

5,25

4,25

3,75

5,50

1. September 2000

3,50

5,50

4,50

3,75

5,50

6. Oktober 2000

3,75

5,75

4,75

4,25

6,00

 

 

 

 

 

 

 

11. Mai 2001

3,50

5,50

4,50

4,25

6,00

31. August 2001

3,25

5,25

4,25

3,75

5,50

18. September 2001

2,75

4,75

3,75

3,25

5,00

9. November 2001

2,25

4,25

3,25

2,75

4,50

 

 

 

 

 

 

 

6. Dezember 2002

1,75

3,75

2,75

2,75

4,00

11. Dezember 2002

1,75

3,75

2,75

2,20

4,00

Q: OeNB. - 1) Früher Diskont- bzw. Lombardsatz der OeNB.

 

EZB überprüft geldpolitische Strategie

[26] Alternative Vorschläge betreffen die quantitative Festlegung von Preisstabilität in der geldpolitischen Strategie. Die derzeitige Formulierung einer Obergrenze für die Veränderungsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex in der Euro-Zone von +2% im Vorjahresvergleich zieht eine niedrige Schranke zur ausreichenden Anpassung der relativen Preise zwischen Gütern, Dienstleistungen und Löhnen und erschwert die rasche Reaktion der Leitzinsen auf Änderungen der Wachstumserwartungen, solange das Inflationsziel verletzt ist. Anstelle des oberen Grenzwertes könnte ein Durchschnittswert angestrebt werden. Der Präsident der EZB, Wim Duisenberg, bemerkte Mitte Februar in seiner Stellungnahme vor dem Europäischen Parlament, dass der EZB-Rat derzeit eine Bewertung der geldpolitischen Strategie vornehme.

[27] Die langfristigen Renditen blieben im Euro-Raum im Jahresdurchschnitt gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. Die Sekundärmarktrendite für deutsche Bundesanleihen (Benchmark, Laufzeit von 10 Jahren) betrug im Jahresdurchschnitt 4,78% (2001: 4,8%). Im Frühsommer stieg der Satz auf Spitzenwerte und ging danach wieder zurück. Gegen Jahresende schrumpften die Zinsdifferentiale anderer Euro-Länder zu Deutschland (ohne Luxemburg) auf 0,03 bis 0,25 Prozentpunkte. In Österreich lag die Sekundärmarktrendite im Dezember 2002 mit einem Zinsabstand von +0,14 Prozentpunkten knapp über dem Durchschnitt der Währungsunion. Die EU-Länder außerhalb der Euro-Zone weisen hingegen einen Aufschlag von bis zu ½ Prozentpunkt auf. Der sinkende Zinsabstand gegenüber deutschen Bundesanleihen ist weniger der zunehmenden Liquidität von Anleihen kleinerer Euro-Länder zuzuschreiben als vielmehr durch die Wachstumskrise in Deutschland und den vermehrten Kapitalbedarf des öffentlichen Sektors begründet.

Abbildung 1: Renditedifferenzen zu Deutschland für Staatspapiere mit einer Laufzeit von 10 Jahren

Prozentpunkte

Q: OeNB.

 

Finanzierungskosten der privaten Haushalte und Unternehmen sinken 2002 um etwa ½ Prozentpunkt

[28] Im Gegensatz zu den Anleihezinsen sank der Zinssatz für Kredite an Geschäftskunden erster Bonität (Prime Rate) gegenüber dem Vorjahr, und zwar um etwas mehr als ½ Prozentpunkt auf 4,65%. Mit Ausnahme der Überziehungen von Gehalts- und Pensionskonten vollzogen die Zinssätze der meisten Ausleihungsformen der Kreditinstitute diese Entwicklung im gleichen Ausmaß mit. Damit verringerten sich die Finanzierungskosten der privaten Haushalte und Unternehmen.

 

Abbildung 2: Zinssatzentwicklung in Österreich

Q: OeNB.

 

Die nominell-effektive Aufwertung des Euro um 1,4% hatte nur eine geringfügige Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Produzenten zur Folge.

[29] Die Entwicklung des nominell-effektiven Wechselkurses ist durch die Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar geprägt. Mit einer kurzen Unterbrechung im Sommer nahm der Außenwert des Euro ab Februar 2002 durchgehend zu. Insgesamt entstand dadurch eine durchschnittliche nominell-effektive Aufwertung um 1,4%. Die Steigerung des nominell-effektiven Wechselkurses war im Vergleich zum Dollarkurs relativ schwach, weil sie auf Jahresdurchschnittswerten beruht, das Gewicht des Dollars im Wechselkursindex vergleichsweise klein ist und der Euro gegenüber den Währungen anderer wichtiger Handelspartner wie etwa Tschechien, Ungarn und der Schweiz abwertete. Besonders groß war 2002 mit -30,3% wieder der Wertverlust der türkischen Lira. Da die Inflationsrate in Österreich etwas niedriger war als im Ausland, fiel die real-effektive Aufwertung geringer aus (2002: +0,6%). Damit verschlechterte sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im Vorjahresvergleich kaum.

Abbildung 3: Effektiver Wechselkursindex und Dollar-Euro-Kurs

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: OeNB, WIFO.

 

Leistungsbilanz 2002 nahezu ausgeglichen

[30] 2002 war die österreichische Leistungsbilanz nahezu ausgeglichen. Auf Grundlage der Zahlungsströme (Cash-Basis) lag für das Jahr 2002 insgesamt ein geringfügiger Überschuss von 0,8 Mrd. € vor. Die auf dem Accrual-Prinzip beruhenden Werte sind erst bis zum III. Quartal 2002 verfügbar. Sie zeigen ein Defizit von 0,8 Mrd. €. Erste Schätzungen des WIFO lassen für das Jahr 2002 insgesamt ein Defizit von 0,4% des Bruttoinlandsproduktes erwarten[c]). Das ausgeglichene Bild im Außenhandel entstand vor allem durch die Zunahme der Güterexporte bei rückläufigen Güterimporten.

 

Übersicht 9: Ausgewählte Komponenten der österreichischen Zahlungsbilanz

Accrual-Basis

 

 

 

 

 

 

 

 

1998

1999

2000

2001

2001

2002

 

 

 

 

 

I. bis III. Quartal

I. bis III. Quartal

 

Mrd. €

 

 

 

 

 

 

 

Leistungsbilanz

-4,7

-6,3

-5,4

-4,7

-3,6

-0,8

Güter

-3,3

-3,4

-3,0

-1,5

-1,6

2,7

Dienstleistungen

2,1

1,6

1,7

1,4

1,6

-0,8

Einkommen

-1,8

-2,7

-2,7

-3,3

-2,6

-1,4

Laufende Transfers

-1,7

-1,9

-1,4

-1,3

-1,0

-1,3

Vermögensübertragungen

-0,3

-0,2

-0,5

-0,6

-0,3

-0,3

Kapitalbilanz

5,5

6,6

4,7

4,2

3,3

-2,8

Direktinvestitionen

1,6

-0,3

3,4

3,2

2,2

-3,6

Im Ausland

-2,5

-3,1

-6,2

-3,4

-2,8

-4,8

In Österreich

4,1

2,8

9,6

6,6

5,0

1,2

Portfolioinvestitionen

5,9

-2,6

3,2

5,2

0,0

-3,6

Ausländische Wertpapiere

-10,1

-27,2

-29,2

-13,3

-11,9

-22,4

Inländische Wertpapiere

16,0

24,7

32,4

18,4

11,9

18,8

Sonstige Investitionen

0,7

7,9

-2,5

-5,9

-1,5

3,9

Finanzderivate

0,2

-0,4

-0,3

-0,3

0,6

-1,1

Offizielle Währungsreserven

-2,9

2,0

0,8

2,1

2,0

1,7

Statistische Differenz

-0,5

-0,0

1,2

1,0

0,6

3,8

Q: OeNB.

 

[31] Die Verringerung des Abgangs in der Einkommensbilanz ist ebenfalls auf eine Abnahme der Ausgänge zurückzuführen. In der Einkommensbilanz werden die grenzüberschreitenden Ströme an Erwerbs- und Vermögenseinkommen zusammengefasst. Die Verminderung der Ausgänge resultiert insbesondere aus einem Abbau der Kapitalerträge von Ausländern in Österreich. Dadurch halbierte sich der Saldo der Vermögenseinkommen nahezu.

[32] Im Bereich der Dienstleistungen war 2002 eine weitere Passivierung der Außenhandelsbilanz zu beobachten. Während das Jahr für den Reiseverkehr durchaus erfolgreich verlief, war in anderen Komponenten ein Anstieg des Abgangs zu verzeichnen. 2002 ergab sich in der Position "Nicht aufteilbare Leistungen" auf der Exportseite ein Einbruch. Gleichzeitig nahmen die Ausgänge nicht im selben Ausmaß ab, sodass der kumulierte Abgang in dieser Position von -3 Mrd. € (I. bis III. Quartal 2001) auf -5,7 Mrd. € (I. bis III. Quartal 2002) stieg. Diese Entwicklung könnte durch eine unschärfere Abgrenzung zwischen Güter- und Dienstleistungshandel verursacht worden sein. Wie in der Vergangenheit zeigt die Zusammenfassung der Güterströme mit den nicht aufteilbaren Leistungen ein wesentlich ruhigeres Bild.

Trotz des Rückgangs der Nettoüberweisungen an den EU-Haushalt nahm der Abgang in der Transferbilanz um ein Viertel zu.

[33] Die laufenden Transfers umfassen in erster Linie die internationalen Transaktionen des öffentlichen Sektors. Der größte Teil davon wird seit dem EU-Beitritt durch die Überweisungen zwischen der EU und Österreich bestimmt. Gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres nahm der Abgang in dieser Position um ein Viertel zu. Nach vorläufigen Informationen des Finanzministeriums nahm der Saldo der öffentlichen EU-Transfers 2002 um 120 Mio. € ab - vor allem wegen steigender Rückflüsse. Andere Sektoren waren demnach für diese Entwicklung maßgebend.

Drehung der Kapitalbilanz: Österreich wird Kapitalexporteur

[34] Die Kapitalbilanz drehte sich 2002. Nach einem Kapitalimport von etwa 3 Mrd. € im Jahr 2001 wurde ein Kapitalexport in ungefähr derselben Höhe ausgewiesen. Steigende Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen im Ausland und die Rückkehr der ausländischen Direktinvestitionen in Österreich zum gewohnten Niveau waren dafür bestimmend. Die ausländischen Bruttoinvestitionen in Österreich übertrafen kaum die Desinvestitionen. Vom Umfang her wesentlich bedeutender sind die Portfolioinvestitionen. Die kumulierten Portfolioinvestitionen Österreichs im Ausland verdoppelten sich in den ersten drei Quartalen 2002, während die Importe um etwas mehr als die Hälfte zunahmen. Die Direktinvestitionen und die Portfolioinvestitionen werden traditionell durch die Entwicklung im IV. Quartal dominiert; die Werte der Cash-Bilanz liegen für das gesamte Jahr 2002 bereits vor und deuten eine Verstärkung des beschriebenen Musters an.

[35] Die in den letzten Jahren gleichförmige Entwicklung der offiziellen Währungsreserven setzte sich fort. Der Abgang an Reserven dürfte 2002 insgesamt etwa dieselbe Größenordnung erreichen wie 2001. Im Gegensatz zu den Vorjahren leistet die Statistische Differenz 2002 wieder einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Leistungsbilanz.

Konsolidierung im Kreditwesen bewirkt Ausdünnung des Filialnetzes

[36] In der Kreditwirtschaft wirken sich nunmehr die Konsolidierungsschritte der letzten Jahre auf das Vertriebsnetz aus. Die Zahl der Hauptanstalten (897) und jene der Zweiganstalten (4.471) nahm gegenüber dem Vorjahr ab; zum 31. Dezember 2002 waren mit 75.779 um 594 Personen weniger beschäftigt.

[37] Die Geschäftsentwicklung der österreichischen Kreditinstitute war durch das schwache Wirtschaftswachstum, sinkende Aktienkurse, die weiterhin niedrige Sparquote, die geringe Investitionstätigkeit sowie den leichten Rückgang der Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern geprägt. Die Bilanzsumme der österreichischen Kreditinstitute schrumpfte durch die Konsolidierung zweier Großbanken 2002 zum ersten Mal, seitdem elektronische Daten verfügbar sind (1960). Wie im Vorjahr war die Geschäftsdynamik vor allem durch das Inlandsgeschäft bestimmt. Das Auslandsgeschäft auf der Aktivseite der Bilanz blieb etwa konstant. Die Struktur der Mittelaufbringung verschob sich vom Ausland zum Inland. Die Auslandspassiva nahmen um 10,1 Mrd. € ab und trugen damit auf der Passivseite den Großteil des Rückgangs der Bilanzsumme. Der Bestand an inländischen Bankenemissionen in Händen ausländischer Anleger sank trotz positiver Bewertungseffekte.

Übersicht 10: Ausgewählte Aktiva und Passiva des österreichischen Bankensystems

Jahresendstände

 

 

 

 

 

 

 

 

2000

2001

2002

2000

2001

2002

 

Mrd. €

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

Aktiva

 

 

 

 

 

 

Inländische Wertpapiere

53,0

50,7

50,5

-0,4

-4,4

-0,4

Anteilswerte

16,0

15,8

16,6

+6,3

-1,2

+5,4

Festverzinsliche Wertpapiere

37,0

34,9

33,8

-3,1

-5,9

-3,0

Direktkredite

224,9

232,8

235,5

+6,7

+3,5

+1,2

An den öffentlichen Sektor

29,7

28,3

28,3

+1,2

-4,8

+0,2

An Unternehmen

127,1

131,6

129,3

+9,2

+3,5

-1,8

An private Haushalte

59,2

62,8

66,9

+10,0

+6,0

+6,6

Euro-Kredite

185,4

190,5

191,2

+4,3

+2,7

+0,3

Fremdwährungskredite

39,5

42,3

44,3

+19,4

+7,2

+4,9

Auslandsaktiva

157,8

156,3

155,3

+20,2

-0,9

-0,7

 

 

 

 

 

 

 

Passiva

 

 

 

 

 

 

Sichteinlagen

34,5

37,3

40,8

+14,4

+8,2

+9,3

Termineinlagen

18,3

24,1

20,8

+12,5

+31,8

-13,8

Spareinlagen

119,7

125,4

127,6

-2,1

+4,8

+1,8

Bauspareinlagen

15,1

15,3

15,2

+3,6

+1,6

-0,6

Fremdwährungseinlagen

3,3

2,7

2,4

+7,3

-19,1

-9,3

Eigene Inlandsemissionen an Nichtbanken

52,2

54,4

54,0

+11,0

+4,2

-0,6

Auslandspassiva

174,7

174,2

164,1

+18,7

-0,3

-5,8

 

 

 

 

 

 

 

Bilanzsumme

562,7

587,7

573,3

+7,3

+4,5

-2,5

Q: OeNB.

 

 

 

Abbildung 4: Internationale Börsenindizes

Jänner 2000 = 100

Q: IFS.

 

Kredite an private Haushalte stützen Entwicklung der Direktkredite

[38] Auf der Aktivseite der Bankbilanz war entgegen dem internationalen Trend innerhalb der inländischen Wertpapiere eine Verlagerung von festverzinslichen Anleihen zu Anteilswerten zu verzeichnen. Für das Auslandsgeschäft liegt noch keine entsprechende Unterteilung vor. Die Direktkredite entwickelten sich 2002 trotz des rückläufigen Zinsniveaus für Kredite unterdurchschnittlich. Dies ging vor allem auf eine leichte Abnahme der Kreditgewährung an Unternehmen und das konstant niedrige Ausleihevolumen des öffentlichen Sektors zurück. Im Geschäft mit privaten Haushalten steigerten die Kreditinstitute ihr Volumen an Ausleihungen deutlich, die sehr niedrigen Zinssätze von Fremdwährungskrediten bewirkten eine rege Verschuldungsbereitschaft.

Ausweitung des Kreditgeschäftes fast nur über Fremdwährungskredite möglich

[39] Im Jahr 2002 wurden 75% des zusätzlichen Kreditvolumens in einer Fremdwährung abgeschlossen; das entsprach einem Betrag von 2,06 Mrd. €. Mittlerweile lautet bereits nahezu ein Fünftel aller vergebenen Direktkredite auf eine Fremdwährung. Da die Kreditinstitute dabei in der Regel sowohl das Zinsrisiko als auch das Fremdwährungsrisiko vollständig auf die Kreditnehmer überwälzen, sind die Kreditnehmer immer stärker diesen Risken ausgesetzt. Eine Änderung der Zinslandschaft in den beiden bevorzugten Währungen - Schweizer Franken und Japanischer Yen - und eine Verschiebung der Währungsrelation können die Belastung mit Zinszahlungen und Tilgungen und damit die frei verfügbaren Mittel für Konsumausgaben sprunghaft verändern. Die Kreditsumme in Schweizer Franken machte 2002 etwa 55% aller Fremdwährungskredite aus, 37,2% lauten auf den Japanischen Yen.

[40] Die Mittelaufbringung der Kreditinstitute verlagerte sich noch deutlicher als im Vorjahr zu den sehr kurzfristigen Sichteinlagen. Die allgemeine Präferenz der Nichtbanken für liquide Anlageformen ohne Verlustpotential spiegelt sich in dieser Umschichtung. Niedrige Zinssätze auf dem Geld- und Anleihemarkt senken die Opportunitätskosten und fördern den Wunsch nach hoher Liquidität. Die weiter sinkenden Einlagenzinssätze veranlassten Nichtbanken zu einem Abzug von Spareinlagen. Die Zinsgutschriften auf Spareinlagen betrugen 2,76 Mrd. € und übertrafen damit den insgesamt verzeichneten Zuwachs an Spareinlagen. Sie nahmen gegenüber dem Wert aus dem Jahr 2001 von 3,12 Mrd. € um 11,5% ab.

Risikogewichtete Eigenkapitalquote 2002 gesunken

[41] Die Eigenmittel der in Österreich tätigen Kreditinstitute nahmen 2002 geringfügig ab (-0,43 Mrd. €). Damit betrug der Stand an Eigenmitteln zum Jahresende 41,5 Mrd. €. Das Verhältnis der Eigenmittel zur Bilanzsumme verbesserte sich trotzdem auf 7,2%. Diese Entwicklung verdeckt allerdings den Rückgang der Eigenmittel im Verhältnis zu den risikogewichteten Aktiva auf 14,1%.

Investmentfonds erzielten einen kumulierten Nettokapitalzufluss von 11,4 Mrd. €. Vor allem Spezialfonds mit institutionellen Kunden profitierten von der Entwicklung.

[42] Die Investmentfonds profitierten vom unsicheren Umfeld und der intensiven Bewerbung dieser Veranlagungsform. Der Vermögensbestand stieg mit Jahresende 2002 auf 102,7 Mrd. €; damit ergab sich ein kumulierter Nettozufluss von 11,4 Mrd. €. Die Zunahme des Vermögensbestands entstand insbesondere in den Spezialfonds. Sie verwalten das Kapital institutioneller Anleger. In den Publikumsfonds war eine deutliche Umschichtung von Aktienfonds und gemischten Fonds hin zu Geldmarkt- und Rentenfonds zu beobachten. Ein weiteres Zeichen für die hohe Unsicherheit der Anleger ist der verstärkte Rückzug aus Fremdwährungstiteln in Euro-Werte.

Deutliche Ausweitung der Zinsspanne reicht nicht zur Verbesserung der gesamten Betriebserträge

[43] Die Ertragslage der Banken verschlechterte sich unter diesen widrigen Geschäftsbedingungen. Die Betriebserträge schrumpften im Vorjahresvergleich um 2,4% auf 13,7 Mrd. €; eine detaillierte Betrachtung zeigt, dass dafür vor allem die Erträge aus Wertpapieren und Beteiligungen und die sonstigen Erträge maßgebend waren. Der Nettozinsertrag blieb annähernd unverändert, weil die Kreditinstitute die Zinsspanne zwischen Ausleihungen und Einlagen anheben konnten. Dadurch nahm der Anteil des Nettozinsertrags an den gesamten Betriebserträgen zu. Im Gegensatz dazu litt das Provisionsgeschäft nach der Euro-Einführung unter dem Wegfall des Devisenumtauschgeschäftes. Die anhaltend rückläufigen Aktienkurse bewirkten eine Abnahme der Provisionserträge aus dem Wertpapiergeschäft um 0,14 Mrd. €. Damit verflachte die dramatische Verschlechterung des Vorjahres. Günstig entwickelten sich die Provisionserträge aus dem Kreditgeschäft, dem Zahlungsverkehr sowie dem Dienstleistungsgeschäft, sodass diese Geschäftsfelder ebenfalls einen höheren Anteil an den gesamten Betriebserträgen erwirtschafteten.

[44] Der Personalaufwand wuchs gegenüber dem Vorjahr um 2,1% auf etwa 4,78 Mrd. € und wirkte damit den positiven Impulsen aus der Steigerung der Ertragsmargen entgegen. Ein weiterer aufwandsteigernder Faktor waren die Wertberichtigungen auf Wertpapiere und Beteiligungen.

Abbildung 5: Ertrags- und Aufwandsrelationen im Kredit- und Provisionsgeschäft

Q: OeNB.

 

Eigenkapitalrendite im Kreditwesen nahezu halbiert

[45] Der Kreditschutzverband von 1870 verzeichnete für das Jahr 2002 5.281 Insolvenzfälle, um 103 Fälle bzw. 2% mehr als 2001. Das Insolvenzvolumen ging geringfügig auf 3,4 Mrd. € zurück. Da bereits im Vorjahr Rückstellungen in ausreichendem Umfang gebildet worden waren, verursachte das nach wie vor hohe Insolvenzvolumen keinen zusätzlichen Aufwand durch Wertberichtigungen. Insgesamt sank das Betriebsergebnis der Gesamtbranche auf 4,2 Mrd. €; die Eigenkapitalrentabilität verringerte sich auf 5,4% (2001: 9,8%).

[46] Thomas Url (Thomas.Url@wifo.ac.at)
Statistik: Ursula Glauninger (Ursula.Glauninger@wifo.ac.at)

Weitere Verlangsamung des Exportwachstums, aber anhaltende Marktanteilsgewinne

[47] Die internationalen Rahmenbedingungen waren für die österreichischen Exporteure 2001 schwierig und haben sich im Laufe des Jahres 2002 kaum gebessert. Bei wichtigen Handelspartnern im Euro-Raum - insbesondere Deutschland - kam die Konjunktur nicht in Gang. Damit flachte das Wachstum der österreichischen Ausfuhr in den EU-Binnenmarkt von +6,1% im Vorjahr weiter auf +3,1% im Jahr 2002 ab. Auch der Extra-EU-Handel verlor neuerlich an Schwung, entwickelte sich aber in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. Die größten Nachfrageimpulse für den Export kamen aus Südosteuropa (+14,3%) und Südostasien ("Vier Tiger" +10,2%, China +37,8%). Insgesamt wuchsen die Exporte im Jahresdurchschnitt 2002 nominell um 4,1%. Bei rückläufigen Preisen (-1,4%) entspricht dies einer realen Steigerung um 5,5%.

 

Übersicht 11: Österreichs Außenhandel im Überblick

 

 

 

 

 

 

 

 

2001

2002

 

Export

Import

Saldo

Export

Import

Saldo

 

 

 

 

 

 

 

Waren1)

 

 

 

 

 

 

Mrd. €

74,3

78,7

-4,4

77,3

76,9

0,3

In % des BIP

35,0

37,1

-2,1

35,6

35,5

0,1

 

 

 

 

 

 

 

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

Nominell

+6,5

+5,0

.

+4,1

-2,2

.

Real

+7,5

+5,8

.

+5,5

-0,8

.

Preise

-0,9

-0,7

.

-1,4

-1,4

.

 

 

 

 

 

 

 

Warenzahlungen2)

 

 

 

 

 

 

Mrd. €

84,2

90,4

-6,2

87,5

89,9

-2,4

Veränderung gegen das Vorjahr in %

+9,0

+7,2

.

+3,9

-0,6

.

1) Laut Statistik Austria, Preise laut WIFO. - 2) Laut OeNB.

 

[48] Die Quartalsentwicklung der österreichischen Exporte zeigt eine Schwächephase zu Jahresbeginn, der eine kurzfristige Erholung folgte; ab der Jahresmitte wurde die Entwicklung wieder etwas gedämpft. Im I. Quartal betrug der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr nur 0,5%, erreichte im II. Quartal 7,3% und verlangsamte sich im III. und IV. Quartal auf 4,7% bzw. 3,8%. Der Kurssturz an den internationalen Aktienbörsen sowie die in der zweiten Jahreshälfte zunehmende Unsicherheit über die politische Entwicklung im Mittleren Osten wirkten ersten Auftriebstendenzen bei den Handelspartnern entgegen und dürften mit bestimmend für diese unterjährige Entwicklung der Exporte gewesen sein.

Die internationalen Rahmenbedingungen waren für die österreichischen Exporteure 2001 schwierig und haben sich im Laufe des Jahres 2002 kaum gebessert. Bei wichtigen Handelspartnern im Euro-Raum - insbesondere Deutschland - kam die Konjunktur nicht in Gang. Auch der österreichische Extra-EU-Handel verlor neuerlich an Schwung. Die größten Nachfrageimpulse für den Export kamen aus Südosteuropa und Südostasien. Insgesamt wuchsen die Exporte im Jahresdurchschnitt 2002 nominell um 4,1%. Die Schwäche der Binnennachfrage zog einen Einbruch der Importe nach sich (-2,2%). Die üblicherweise stark positive Handelsbilanz drehte sich zum Teil aufgrund der Importentwicklung, großteils aber wegen der Exporterfolge ins Plus.

[49] Vor dem Hintergrund der internationalen Konjunkturschwäche ist das ausgewiesene Wachstum der österreichischen Exporte jedoch ein sehr zufrieden stellendes Ergebnis und ein Hinweis auf die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Anbieter. Die preisliche oder kostenbestimmte Wettbewerbsposition, gemessen an den relativen Lohnstückkosten, entwickelte sich 2002 günstig. Sie verbesserte sich in der Sachgütererzeugung gegenüber den Handelspartnern um 1,1%. Gemäß den vorläufigen Daten sanken die Export- und die Importpreise jeweils um -1,4%, sodass sich das Austauschverhältnis gemessen an den Terms-of-Trade nicht verändert hat.

 

Statistische Probleme erschweren Außenhandelsanalyse

Mit dem EU-Beitritt Österreichs und dem damit verbundenen Entfall der Grenzkontrollen wurde das österreichische System der Außenhandelsstatistik für den Intra-EU-Handel durch Intrastat, das System für die Erhebung des innergemeinschaftlichen Handels, ersetzt. Diese Statistik beruht auf Daten aus Betriebserhebungen. Seither ist die Außenhandelsstatistik von Statistik Austria mit großen Problemen behaftet, die die Analyse der Außenhandelsentwicklung erheblich erschweren. Dies gilt vor allem für die Betrachtung innerhalb eines Kalenderjahres und für die laufende Außenhandelsprognose, da die von Statistik Austria veröffentlichten Monatsdaten in der Folge wiederholt und in beträchtlichem Ausmaß revidiert werden.

 

[50] Die gute Wettbewerbsposition schlug sich in deutlichen Marktanteilsgewinnen der österreichischen Anbieter nieder: Die reale Steigerungsrate der Exporte lag um 4,5 Prozentpunkte über dem errechneten Wachstum der österreichischen Ausfuhrmärkte (Veränderung der Gesamtimporte der Handelspartner, gewichtet mit dem Anteil am österreichischen Export) von 1% (vorläufig) und auch über der Veränderungsrate des Welthandels von +2,5%.

 

Übersicht 12: Österreichs Marktanteile im Außenhandel

Anteile am Export der OECD

 

 

 

 

 

2001

2001

2002

 

 

 

Jänner bis November

 

In %

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

Extra-OECD-Handel

1,558

+13,0

+8,5

Entwicklungsländer

0,595

+20,6

+10,6

Oststaaten

6,640

-3,5

+0,0

Ost-Mitteleuropa

7,479

-4,4

-1,2

Südosteuropa

10,226

+4,6

+6,0

Frühere UdSSR

2,803

+5,0

-4,2

OECD

1,760

+5,1

+7,0

Europa

2,376

+2,7

+6,3

Deutschland

6,068

+0,9

+8,9

Übersee

0,540

+13,2

+7,7

USA

0,601

+16,6

+6,3

 

 

 

 

Insgesamt

1,704

+6,9

+7,3

Q: OECD, WIFO-Berechnungen. - OECD: 24 Länder (ohne Ungarn, Tschechien, Polen, Slowakei, Mexiko, Südkorea).

 

[51] Die nominelle Rechnung mit Daten bis einschließlich November 2002 weist ebenfalls auf eine Ausweitung des Marktanteils österreichischer Exporteure am Export aller OECD-Länder hin[d]). Im Intra-OECD-Export und mehr noch im Extra-OECD-Export verbesserten die österreichischen Anbieter ihre Position gegenüber den Konkurrenten. Im Extra-OECD-Export gilt dies vor allem für Entwicklungsländer und für Südosteuropa, während Österreich seine Stellung in Ost-Mitteleuropa und in der früheren UdSSR nicht behaupten konnte. Deutlich verbesserte sich 2002 auch der Marktanteil in Deutschland, dem wichtigsten Exportmarkt Österreichs.

Schwäche der Binnennachfrage bewirkt Einbruch der Importe

[52] Die Schwäche der Inlandskonjunktur, vor allem der Binnennachfrage, zog zu Jahresbeginn einen Einbruch der Importe nach sich - sie schrumpften im I. Quartal 2002 um nominell -5,3%. Dieser Rückgang setzte sich etwas gebremst in den folgenden Quartalen fort und resultierte im Jahresdurchschnitt in einem Vorjahresabstand der nominellen Importe von -2,2%. Der Hauptgrund liegt in der merklichen Verringerung der Nachfrage nach Gütern mit hoher Importintensität: Ausrüstungsinvestitionen, dauerhafte Konsumgüter, aber auch Exporte. Die Importe von Maschinen und Fahrzeugen blieben um 4,0% unter dem Vorjahresniveau, jene von bearbeiteten Waren um 6,6%, und an konsumnahen Fertigwaren wurde um 3,2% weniger importiert als 2001.

Erstmals Überschuss in der Handelsbilanz

[53] Die jahrelang durch hohe Defizite geprägte Handelsbilanz war 2002 erstmals mit 0,3 Mrd. € bzw. 0,1% des BIP aktiv. Zu 63,4% war dies dem Anstieg der Exporte zuzuschreiben und hier insbesondere Erfolgen in den Oststaaten (18,2% der Gesamtveränderung des Saldos). Ein Anteil von 36,6% der Veränderung der Handelsbilanz resultierte aus dem Rückgang der Importe. Dabei fällt vor allem die Verringerung der Importe aus Deutschland ins Gewicht (18,6%; insbesondere Maschinen und Fahrzeuge, Pkw).

[54] Die Veränderung der Handelsbilanz lässt sich auch in Mengen- und Preiseffekte aufspalten. Preiseffekte spiegeln dabei vor allem signifikante Veränderungen der Preise von Rohstoffen und Erdöl sowie Wechselkursverschiebungen wider. Eine Abwertung entlastet die Handelsbilanz über sinkende Importpreise. Die entsprechende Aufgliederung zeigt, dass die positive Veränderung der Handelsbilanz im Jahr 2002 von insgesamt 4,8 Mrd. € ausschließlich auf positive Mengeneffekte in den realen Außenwirtschaftsbeziehungen (4,8 Mrd. €) zurückzuführen ist. Diese gehen wiederum überwiegend von den Exporten aus. Die Aktivierung der Handelsbilanz ist demnach nicht nur Ausdruck der Nachfrageschwäche im Inland, sondern vor allem des Exporterfolgs und der Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.

 

Übersicht 13: Anteile an der Veränderung der Außenhandelsbilanz

 

 

 

 

 

 

 

 

Saldo

Anteile an der Veränderung des Saldos

 

2001

2002

2002

Export

Import

Saldo

 

Mrd. €

Veränderung in Mrd. €

In %

 

 

 

 

 

 

 

EU (Intra-Handel)

-6,3

-4,1

+2,2

29,2

17,2

46,4

Deutschland

-7,7

-6,3

+1,4

11,2

18,6

29,8

Andere EU-Länder

1,4

2,2

+0,8

18,0

-1,4

16,6

 

 

 

 

 

 

 

Extra-EU-Handel

1,9

4,4

+2,6

34,2

19,5

53,6

Oststaaten

2,4

3,0

+0,7

18,2

-4,5

13,7

Entwicklungsländer

-1,5

-0,7

+0,8

2,5

13,7

16,2

OECD Übersee

-0,8

-0,1

+0,7

3,3

11,7

15,0

Andere Länder

1,7

2,1

+0,4

10,2

-1,4

8,8

 

 

 

 

 

 

 

Welt

-4,4

0,3

+4,8

63,4

36,6

100,0

Q: Statistik Austria.

 

[55] Einen Handelsbilanzüberschuss erzielte Österreich gegenüber den Oststaaten und seit 2002 auch gegenüber der NAFTA, ein Defizit ergab sich im Handel mit der EU und den Entwicklungsländern. Abgesehen von der deutlichen Verbesserung der Handelsbilanz 2002 ist schon seit einigen Jahren eine Tendenz zur Nivellierung der Handelsungleichgewichte gegenüber der EU und der NAFTA zu beobachten: Das Defizit im Handel mit der EU hat sich seit 1995 von -7,3 Mrd. € auf -4,1 Mrd. € 2002 verringert und ist insbesondere in Relation zu den Exporten merklich gesunken (von -26,2% 1995 auf -8,8% 2002). Auch das Defizit im Handel mit der NAFTA schrumpft seit 1995 (-0,7 Mrd. €) und drehte sich 2002 in ein Aktivum (0,5 Mrd. €). Das Bilanzpassivum gegenüber den Entwicklungsländern stieg im selben Zeitraum hingegen kräftig, verringerte sich 2002 aber erheblich.

 

Übersicht 14: Komponentenzerlegung der Veränderung der Handelsbilanz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mengeneffekt

Preiseffekt

Mischeffekt

Handelsbilanz

 

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in Mrd. €

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in Mrd. €

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in Mrd. €

Mrd. €

Veränderung in Mrd. €

In % des BIP

 

Export

Import

Saldo

Export

Import

Saldo

Export

Import

Saldo

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1999

+4,3

+4,2

+0,2

-0,3

-0,1

-0,3

-0,0

-0,0

-0,0

-5,1

-0,2

-2,6

2000

+7,9

+7,1

+0,8

+1,3

+2,3

-1,0

+0,2

+0,3

-0,1

-5,2

-0,2

-2,5

2001

+5,2

+4,3

+0,9

-0,6

-0,5

-0,1

-0,1

-0,0

-0,0

-4,4

+0,8

-2,1

2002

+4,1

-0,7

+4,8

-1,0

-1,1

+0,1

-0,1

+0,0

-0,1

0,3

+4,8

0,1

Q: Statistik Austria.

 

Nachfrage auf den wichtigsten Märkten der EU gedämpft

[56] Die Entwicklung der Exporte wird zum Großteil durch die Nachfrage aus Deutschland, dem wichtigsten Wirtschaftspartner Österreichs, bestimmt. Die Lieferungen dorthin waren im I. Quartal 2002 mit -5,1% stark rückläufig, erholten sich aber in der Folge, sodass sich im Jahresdurchschnitt ein Wachstum von 2,2% ergab. Auch die Ausfuhr nach Italien - das zweitwichtigste Bestimmungsland österreichischer Exporte - nahmen mit +3,7% nur schwach zu. War die Nachfrage nach österreichischen Produkten 2001 in Großbritannien lebhaft gewesen (+14,1%), so flachte sie 2002 merklich ab (+4,7%); die Exporte nach Frankreich brachen ein (2001 +10,2%, 2002 -0,4%).

Ostexporte bleiben wichtige Stütze - Exporte nach Nordamerika verlieren beträchtlich an Dynamik

[57] Wie in den Vorjahren war die Nachfrage aus den Oststaaten eine wichtige Stütze des österreichischen Exports. Die größte Dynamik zeigten wieder die Lieferungen nach Südosteuropa (Kroatien +11,6%, Slowenien +8,7%, Rumänien +18,8%), während die Exporte nach Ost-Mitteleuropa mit +4,0% mäßig stiegen. Dies ist wohl auf die Schwäche der Exportkonjunktur dieser Länder zurückzuführen, die wieder aus der Stagnation wichtiger Absatzmärkte in der EU resultiert. Besonders ungünstig entwickelten sich dabei die Exporte nach Ungarn (+0,9%) und Tschechien (+3,6%) - die zwei wichtigsten Märkte österreichischer Anbieter in der Region. Die Exporte nach Polen (+6,4%) und in die Slowakei (+12,3%) wuchsen kräftiger, wenn auch langsamer als in den Vorjahren. Auch das Wachstum der Ausfuhr in die frühere UdSSR verringerte sich deutlich (2001 +36,4%, 2002 +3,1%); dabei stagnierten die Lieferungen nach Russland beinahe (+1,3%), während in die baltischen Staaten um fast ein Viertel mehr exportiert wurde als 2001 (+24,8%).

[58] Die seit Mitte der neunziger Jahre lebhafte Dynamik der Exporte nach Nordamerika kam im Jahr 2002 zum Erliegen. Die Ausfuhr in die USA erhöhte sich um nur 1,6%, die Exporte nach Kanada brachen ein (-7,1%). In den USA war der Absatz von Gütern aus Österreich vor allem im IV. Quartal sehr schwach. Die zunehmende Stärke des Euro gegenüber dem Dollar und die daraus resultierenden Preisnachteile für europäische Anbieter sowie die Verlangsamung des Konjunkturaufschwungs in den USA könnten hier mit bestimmend gewesen sein.

Exporte von chemischen Erzeugnissen und Brennstoffen kräftig gesteigert

[59] Die Gliederung nach Warengruppen zeigt im Vorjahresvergleich eine weitere deutliche Abschwächung der Exportdynamik im Bereich der konsumnahen Fertigwaren (2002 +1,2%) und der bearbeiteten Waren (+0,8%), während die Lieferungen von Rohstoffen - im Jahr davor noch rückläufig - 2002 um 3,4% gesteigert wurden. Die ungünstige Entwicklung der Nachfrage nach bearbeiteten Waren konzentrierte sich auf Textilien (-4,2%) sowie Eisen- und Stahlwaren (+0,4%), während sich die Exporte von Papier mit +4,8% relativ gut entwickelten. Die Nahrungsmittelausfuhr wurde mit etwa +6% deutlich schwächer gesteigert als 2001 (+15,6%), hauptsächlich aufgrund des Einbruchs der Ausfuhr nach Ost-Mitteleuropa (-1,0%) sowie nach Großbritannien (-42,5%) und in die Niederlande (-5,4%).

[60] Vor dem Hintergrund der internationalen Konjunkturschwäche flachte die Dynamik der Maschinen- und Fahrzeuglieferungen schon im Jahr 2001 merklich ab (+5,0%) und ließ 2002 neuerlich nach (+2,8%). Diese Verlangsamung ergab sich hauptsächlich durch den Nachfrageeinbruch in den USA (-10,9%). Die USA sind mit 5,7% der Gesamtexporte von Maschinen und Fahrzeugen nach Deutschland (34,1%) der zweitwichtigste Markt für Exporteure österreichischer Anbieter.

[61] Die höchsten Zuwachsraten ergaben sich im Export von Brennstoffen (+26,4%) und den energieintensiven chemischen Erzeugnissen (+11,5%). Besonders lebhaft war die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen österreichischer Exporteure in den USA. Die Statistik weist hier eine Zuwachsrate von 59,9% aus.

Warenstruktur der Ausfuhr verschiebt sich zu höherwertigen Produkten

[62] Höherwertige Produkte gewinnen im österreichischen Export immer mehr an Bedeutung. Der Exportanteil von Maschinen und Fahrzeugen nimmt laufend zu und lag 2002 bei rund 43%, während sich der Anteil bearbeiteter Waren (in der Regel einfache Industrieprodukte) von fast 30% Mitte der neunziger Jahre auf rund 22% im Jahr 2002 verringerte. Stark ausgeweitet wurde vor allem der Export von Fahrzeugen. Auch die Handelsbilanz entwickelte sich im Bereich der Maschinen und Fahrzeuge günstig: Anfang der neunziger Jahre war noch ein Passivum von -2,6 Mrd. € zu verbuchen, das sich bis 1995 etwa halbierte. 2001 war der Saldo bereits mit 0,5 Mrd. € positiv und verbesserte sich 2002 weiter auf 2,7 Mrd. €.

 

Übersicht 15: Warenstruktur des Außenhandels

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Export

Import

Saldo

 

2002

2001

2002

2002

2001

2002

2001

2002

 

Anteile in %

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Anteile in %

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Mrd. €

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nahrungsmittel

5,2

+15,6

+5,7

5,9

+11,0

+0,8

-0,7

-0,5

Rohstoffe

3,2

-0,4

+3,4

3,8

-2,8

-0,8

-0,5

-0,4

Holz

1,7

-3,7

+4,0

1,0

-7,7

+0,5

0,5

0,5

Brennstoffe

2,4

+59,3

+26,4

7,4

+12,3

+3,1

-4,0

-3,8

Chemische Erzeugnisse

10,2

+10,1

+11,5

11,2

+8,7

+4,6

-1,2

-0,7

Bearbeitete Waren

22,4

+5,0

+0,8

16,1

+6,1

-6,6

3,9

4,9

Papier

4,6

+4,4

+4,8

2,1

+7,8

-6,0

1,7

1,9

Textilien

2,4

+1,7

-4,2

2,0

+1,1

-6,2

0,2

0,3

Eisen, Stahl

4,1

+7,5

+0,4

2,2

+1,8

-6,0

1,4

1,5

Maschinen, Fahrzeuge

42,8

+5,0

+2,8

39,4

+2,6

-4,0

0,5

2,7

Pkw

4,4

+7,2

+6,6

5,2

+3,6

-1,8

-0,9

-0,6

Konsumnahe Fertigwaren

13,0

+9,0

+1,2

15,6

+5,2

-3,2

-2,5

-2,0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

100,0

+6,5

+4,1

100,0

+5,0

-2,2

-4,4

0,3

Q: Statistik Austria.

 

Deutliche Verschiebung der Regionalstruktur des Außenhandels

[63] War die regionale Außenhandelsstruktur Österreichs lange Zeit durch eine zunehmende Konzentration auf die EU und hier insbesondere auf den deutschen Markt geprägt, so hatte vor allem die Reintegration Ost-Mitteleuropas in die europäische Wirtschaft im Laufe der neunziger Jahre eine merkliche Schwerpunktverlagerung zur Folge: Der Anteil der EU am österreichischen Export sank von 68,1% 1992 auf 60,2% 2002, der Anteil am Import von 70,4% auf 65,8%. Österreichs Anbieter profitierten vom Boom im Osthandel besonders. Die Ostexporte stiegen seit 1992 auf das 3,3-fache, der Anteil der Oststaaten an der gesamten Ausfuhr erhöhte sich von 11,6% 1992 auf 17,7% 2002. Diese Region ist damit - nach der EU - der wichtigste Exportmarkt für Österreich. Der Gruppe der 20 wichtigsten Exportdestinationen gehören acht Oststaaten an, und zwar Ungarn (7. Rang), Tschechien (9. Rang), Slowenien (11. Rang), Polen (12. Rang), Slowakei (15. Rang), Kroatien (16. Rang), Russland (17. Rang) und Rumänien (20. Rang). Eine ähnlich dynamische Entwicklung und Struktur weisen die Importe auf.

[64] Außergewöhnlich stark expandiert auch der Außenhandel mit den Ländern der NAFTA. Die Exporte stiegen seit 1992 auf das 3,8-Fache, der Marktanteil erhöhte sich von 3,4% auf 6,0%. Ausschlaggebend war hier die Ausfuhr in die USA. Die günstige Konjunkturlage, die Abwertung der heimischen Währung gegenüber dem Dollar und die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit trugen zu diesem Erfolg bei. Mit einem Anteil von 5,2% wurden die USA damit zum viertwichtigsten Exportmarkt für österreichische Produkte.

 

Übersicht 16: Regionalstruktur des Außenhandels

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Export

Import

Saldo

 

2002

2001

2002

2002

2001

2002

2001

2002

 

Anteile in %

Veränderung gegen das Vorjahr in  %

Anteile in %

Veränderung gegen das Vorjahr in  %

Mrd. €

 

 

 

 

 

 

 

 

 

OECD aktuell1)

85,4

+4,5

+3,4

87,6

+4,1

-1,8

-4,8

-1,4

OECD

74,6

+4,5

+3,3

77,8

+3,5

-2,3

-5,5

-2,2

EU (Intra-Handel)

60,2

+6,1

+3,1

65,8

+3,8

-1,6

-6,3

-4,1

Euro-Raum

53,7

+5,5

+3,0

61,3

+4,3

-1,6

-7,6

-5,6

Deutschland

32,0

+3,9

+2,2

40,3

+4,5

-2,8

-7,7

-6,3

Italien

8,5

+4,6

+3,7

7,1

+5,4

-3,5

0,7

1,1

Extra-EU-Handel

39,8

+7,3

+5,6

34,2

+7,4

-3,4

1,9

4,4

Sonstiges Westeuropa

6,7

-11,0

+6,2

4,5

+15,7

+1,7

1,5

1,8

EFTA

6,0

-10,8

+4,0

3,7

+15,5

-1,2

1,6

1,8

Schweiz

5,6

-11,9

+4,3

3,4

+11,0

-0,1

1,5

1,7

Andere

0,7

-12,6

+30,2

0,8

+17,1

+17,6

-0,1

-0,1

Industriestaaten in Übersee

7,6

+8,5

+2,6

7,5

-3,8

-10,5

-0,7

0,1

NAFTA

6,0

+12,0

+0,0

5,4

+0,8

-12,1

-0,1

0,5

USA

5,2

+12,4

+1,6

4,8

+2,5

-11,8

-0,3

0,3

Japan

1,2

-0,6

-0,1

2,1

-12,8

-6,0

-0,8

-0,7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Oststaaten

17,7

+10,9

+6,8

13,8

+5,7

+2,1

2,4

3,0

Ost-Mitteleuropa2)

10,3

+3,9

+4,0

9,0

+8,4

+0,8

0,8

1,0

Südosteuropa3)

5,3

+18,3

+14,3

2,5

+15,6

+9,7

1,9

2,2

Frühere UdSSR

2,1

+36,4

+3,1

2,3

-10,3

-0,4

-0,3

-0,2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Entwicklungsländer

7,8

+18,3

+5,4

8,4

+18,8

-7,5

-1,3

-0,5

OPEC

1,4

+40,2

-12,7

1,4

-1,1

-16,0

0,0

0,1

NOPEC

6,4

+13,2

+10,6

7,1

+24,1

-5,6

-1,3

-0,5

China

1,5

+72,2

+37,8

1,8

+9,4

+3,0

-0,5

-0,2

Südamerika

0,9

+15,9

-24,6

0,7

+10,8

-4,6

0,3

0,1

"Vier Tiger"4)

1,7

-8,5

+10,2

1,7

+22,1

-16,5

-0,4

-0,1

6 dynamische Länder Asiens5)

1,9

-5,9

+7,2

2,6

+36,3

-15,5

-1,0

-0,6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

100,0

+6,5

+4,1

100,0

+5,0

-2,2

-4,4

0,3

Q: Statistik Austria. - 1) Einschließlich Mexikos, Südkoreas, Tschechiens, der Slowakei, Ungarns und Polens. - 2) Ungarn, Polen, Tschechien, Slowakei. - 3) Albanien, Bulgarien, Rumänien, früheres Jugoslawien. - 4) Hongkong, Singapur, Südkorea, Taiwan. - 5) Hongkong, Singapur, Südkorea, Taiwan, Thailand, Malaysia.

 

[65] Auf einigen wichtigen Wachstumsmärkten in den Entwicklungsländern (etwa Fernost) bleibt das Gewicht österreichischer Produzenten nach wie vor signifikant hinter dem vergleichbarer Länder zurück. Der Exportanteil der Entwicklungsländer entsprach 2002 mit 7,8% etwa dem von 1992 (7,9%). Österreichs Exporte nach Fernost entwickelten sich in den neunziger Jahren sehr unterschiedlich und zum Teil abhängig vom Auslieferungszyklus im Anlagenexport, insbesondere nach China. 2001 brachen die Lieferungen in die "6 dynamischen Länder"[e]) wegen der Wirtschaftskrise in der Region ein. Im 1. Halbjahr 2002 zeichnete sich jedoch eine deutliche Verbesserung ab, die Exporte wuchsen mit +12,7% sehr kräftig (Jahresdurchschnitt 2002 +7,2%). Österreichs wichtigster Markt in Fernost ist China mit einem Exportanteil von 1,5% vor Hongkong, Südkorea und Singapur.

[66] Yvonne Wolfmayr-Schnitzer (Yvonne.Wolfmayr@wifo.ac.at)
Statistik: Gabriele Wellan (Gabriele.Wellan@wifo.ac.at)

Tourismus erreicht knapp 10% des BIP

[67] Seit dem Jahr 2001 verfügt Österreich über ein Tourismus-Satellitenkonto (TSA)[f]). Die Einrichtung eines Tourismus-Satellitenkontos ermöglicht eine genaue Darstellung der wirtschaftlichen Bedeutung des Sektors. Die Implementierung des TSA bedeutete die Einleitung einer tiefgreifenden Veränderung in der Berichterstattung. Die Veränderungen betreffen insbesondere die touristischen Zahlungsströme der Inländer[g]); die Erfassung der Zahlungsströme von ausländischen Gästen bleibt in ihrem Umfang unverändert.

[68] Die gegenwärtig zur Verfügung stehenden Basisdaten des TSA beziehen sich auf das Jahr 2001[h]). Für das Jahr 2002 musste auf vorläufige Berechnungen zurückgegriffen werden.

[69] Demnach entfielen im Jahr 2002 53,8% der 26,09 Mrd. € an Gesamtausgaben für Urlaubs- und Geschäftsreisen sowie Verwandten und Bekanntenbesuche (2001: 25,21 Mrd. €) auf ausländische Besucher, 42,8% auf inländische Reisende und 3,4% auf die Ausgaben der Inländer in Wochenendhäusern bzw. Zweitwohnungen (Übersicht 17). Nach der alten Berechnungsmethode würden die Gesamtausgaben nur 17,3 Mrd. € betragen, also deutlich niedriger ausfallen.

 

Übersicht 17: Hauptergebnisse des Tourismus-Satellitenkontos (TSA) für Österreich

 

 

 

 

 

2000

2001

2002

 

Endgültig

Vorläufig

 

Mio. €

 

 

 

 

Aggregate

 

 

 

Touristische Nachfrage

 

 

 

Ausgaben ausländischer Besucher

12.288

13.386

14.045

Übernachtende Touristen

11.031

11.946

12.475

Tagesbesucher

1.257

1.440

1.570

Ausgaben inländischer Besucher

10.344

10.965

11.166

Urlaubsreisende

8.188

8.672

8.804

Übernachtende Touristen1)

4.844

5.259

5.365

Tagesbesucher

3.344

3.413

3.439

Geschäftsreisende

2.156

2.293

2.362

Übernachtende Touristen

835

917

945

Tagesbesucher

1.321

1.376

1.417

Ausgaben der Inländer in Wochenendhäusern und Zweitwohnungen

822

856

882

 

 

 

 

Gesamtausgaben (Urlaubs- und Geschäftsreisende, einschließlich Verwandten- und Bekanntenbesuche

23.454

25.207

26.093

 

 

 

 

Gesamtwirtschaftliches Angebot

 

 

 

Gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung (BIP)

204.842

211.857

216.730

 

 

 

 

Touristische Wertschöpfung

 

 

 

Direkte Wertschöpfung des Tourismus laut TSA (Urlaubs- und Geschäftsreisen)

12.848

13.566

14.090

Anteil am BIP laut TSA in %

6,3

6,4

6,5

Q: Statistik Austria, WIFO. – 1) Einschließlich Aufwendungen im Zuge von Kuraufenthalten.

 

[70] Die Ausgaben der inländischen Reisenden für in Österreich gelegene Ziele sind zu 56,5% den übernachtenden Touristen und zu 43,5% den Tagesbesuchern zuzurechnen, während für die ausländischen Besucher 88,8% der Aufwendungen auf den Übernachtungstourismus entfallen.

[71] Von den Ausgaben der Österreicher für Inlandsreisen dienen 78,8% dem Reisezweck "Urlaub" und 21,2% Geschäftsreisen. Die Geschäftsreisenden wenden einen überwiegenden Teil ihres Reisebudgets für Tagesausflüge auf, die Urlaubsreisenden hingegen für Übernachtungsreisen.

[72] Die Ermittlung der direkten Wertschöpfungseffekte des Tourismus ergab laut TSA-Konzept für das Jahr 2002 ein Volumen von 14,09 Mrd. € (2001: 13,57 Mrd. €). Setzt man diesen Wert in Beziehung zum BIP, so ergibt sich rein rechnerisch ein Anteil von 6,5% (2001: 6,4%).

[73] Zur Verteilung der Gesamtaufwendungen für Urlaubs- und Geschäftsreisen sowie Verwandten und Bekanntenbesuche auf die verschiedenen Güter und Dienstleistungen stehen aktuelle Daten nur für das Jahr 2001 zur Verfügung (Übersicht 18): So entfiel der Großteil der gesamten touristischen Aufwendungen - nämlich 32,5% - auf die Dienstleistungen des Restaurant- und Gaststättenwesens. 22,6% der Gesamtaufwendungen machten die Dienstleistungen des Beherbergungswesens aus.

 

Übersicht 18: Touristischer Konsum nach Produkten im Jahr 2001

 

 

 

Anteile in %

 

 

Aggregate

 

Tourismus-charakteristische Dienstleistungen

82,2

Beherbergung1)

21,6

Restaurant- und Gaststättendienste

32,5

Transport

17,0

Reisebüros (netto)2)

1,0

Kultur-, Erholungs-, Unterhaltungs-, Finanz- und sonstige Dienstleistungen

10,2

Tourismus-verwandte bzw. nicht Tourismus-spezifische Waren und Dienstleistungen

16,8

Waren

10,0

Dienstleistungen

6,8

Handelsspanne

1,0

 

 

Insgesamt

100,00

Q: Statistik Austria, WIFO. - 1) Einschließlich Zweitwohnungen und Wochenendhäuser. - 2) Nur Spannen; Package-Teile in den jeweiligen Produkten enthalten.

 

[74] Für die Dienstleistungen des Transportwesens wurde im Jahr 2001 mit rund 17% der Gesamtausgaben ein höherer Betrag als für die Leistungen des Kultur-, Erholungs-, Unterhaltungs-, Finanz- und sonstigen Dienstleistungssektors (insgesamt 11,2%) aufgewandt.

[75] Insgesamt entfielen auf die Tourismus-charakteristischen Aufwendungen 82,2% der Gesamtausgaben; für Tourismus-verwandte und nicht Tourismus-spezifische Produktionsbereiche und die Handelspanne wurden 17,8% des gesamten touristischen Konsums ausgegeben, der Großteil davon im Handel.

[76] Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus bzw. sein Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung ist eine wichtige Kennziffer für die Wirtschaftspolitik. Zur Ermittlung dieses Indikators sind die TSA-Ergebnisse mit Berücksichtigung aller durch den Tourismus ausgelösten direkten und indirekten Effekte, aber aufgrund ihres intermediären Charakters unter Ausschluss der Dienst- und Geschäftsreisen darzustellen. Obwohl die Anwendung der Input-Output-Analyse durch ihre restriktiven Annahmen (z. B. keine Substitutionsmöglichkeit zwischen Gütern, keine Skalenerträge, Fehlen von Auslastungsüberlegungen) in Bezug auf die Ergebnisse Unschärfen entstehen lässt, ist sie die einzige Methode, die eine systematische Erfassung aller direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte des Tourismus erlaubt. Die Anwendung der Input-Output-Multiplikatoren auf die korrigierten TSA-Ergebnisse ergab für das Jahr 2002 direkte und indirekte Wertschöpfungseffekte von 20,88 Mrd. € (Übersicht 19). Damit erreichte der Beitrag des Tourismus zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung (BIP) 9,6%.

Übersicht 19: Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Tourismus und Freizeit in Österreich

 

 

 

 

 

 

 

 

2000

2001

2002

2000

2001

2002

 

Endgültig

Schätzung

Endgültig

Schätzung

 

Mio. €

Anteile am BIP laut Tourismus-Satellitenkontos in %

Aggregate

 

 

 

 

 

 

Direkte Wertschöpfung des Tourismus laut Tourismus-Satellitenkontos

 

 

 

 

 

Ohne Dienst- und Geschäftsreisen

11.869

12.500

13.052

5,8

5,9

6,0

Einschließlich Dienst- und Geschäftsreisen

12.848

13.566

14.090

6,3

6,4

6,5

 

 

 

 

 

 

 

 

Mio. €

Beitrag zum BIP in %

 

 

 

 

 

 

 

Direkte und indirekte Wertschöpfung des Tourismus (ohne Dienst- und Geschäftsreisen)

18.742

20.164

20.883

9,1

9,5

9,6

Direkte und indirekte Wertschöpfung des Freizeitkonsums der Inländer am Wohnort

17.109

17.709

18.240

8,4

8,4

8,4

Direkte und indirekte Wertschöpfung von Tourismus und Freizeit in Österreich

35.851

37.873

39.123

17,5

17,9

18,1

Q: Statistik Austria, WIFO.

 

[77] Zur Ermittlung der volkswirtschaftlichen Bedeutung von Tourismus und Freizeit muss zusätzlich der nichttouristische Freizeitkonsum der Inländer am Wohnort berücksichtigt werden. Laut neuesten Berechnungen wurden dafür im Jahr 2002 20,12 Mrd. € aufgewandt. Aufgrund der Input-Output-Multiplikatoren ergaben sich direkte und indirekte Wertschöpfungseffekte von 18,24 Mrd. €. Der Beitrag des Freizeitkonsums der Inländer am Wohnort zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung betrug damit 8,4%.

[78] Eine Gesamtbetrachtung der inlandswirksamen Aufwendungen für den nichttouristischen Freizeitkonsum am Wohnort und den touristischen Konsum macht die beachtliche Dimension der gesamten Tourismus- und Freizeitwirtschaft deutlich: 2002 sind die direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte mit 39,12 Mrd. € anzusetzen. Der Beitrag der gesamten Tourismus- und Freizeitwirtschaft zum BIP erreicht damit 18,1%.

Anhaltende Verbesserung der Wettbewerbsposition

[79] Im Jahr 2002 stieg die Zahl der Gästeankünfte in Österreich auf 27,3 Mio. und damit auf einen neuen Höchstwert. Obwohl sich der langfristige Rückgang der Aufenthaltsdauer seit 2000 bei etwa 4,3 Nächten stabilisiert hat, lag das Nächtigungsvolumen mit 116,8 Mio. noch immer um 10,5% unter dem Höchstwert von 1992 (Abbildung 6, Übersicht 20. Die preisbereinigten Umsätze blieben aufgrund des Anstiegs des realen Aufwands je Nächtigung nur knapp unter den Rekordwerten von Anfang der neunziger Jahre (Abbildung 7).

 

Abbildung 6: Aufenthaltsdauer von in- und ausländischen Gästen

Q: Statistik Austria.

 

 

Abbildung 7: Entwicklung des realen Aufwands je Nächtigung

Q: Statistik Austria, OeNB, WIFO-Berechnungen. Ohne Kleines Walsertal.

 

[80] Das Wachstum der Einnahmen im internationalen Reiseverkehr verlangsamte sich 2002: Nach +8,3% im Jahr 2001 wurde nur eine Rate von durchschnittlich +4,9% realisiert. Diese Entwicklung geht in erster Linie auf den Einbruch in der Wintersaison zurück, denn in der Sommersaison belebte sich die Auslandsnachfrage trotz internationaler Konjunkturschwäche und der Hochwasserkatastrophe.

 

Übersicht 20: Entwicklung von Ankünften und Übernachtungen nach der Herkunft

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ankünfte

Übernachtungen

 

1997

1999

2000

2001

2002

1997

1999

2000

2001

2002

 

In 1.000

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

23.860

25.446

26.372

26.883

27.350

109.066

112.698

113.646

115.073

116.757

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inländer insgesamt

7.217

7.988

8.395

8.711

8.746

28.504

30.301

31.147

31.433

31.003

Wien

1.467

1.574

1.653

1.634

1.638

7.644

7.758

7.871

7.638

7.455

Andere Bundesländer

5.750

6.414

6.742

7.077

7.108

20.860

22.543

23.276

23.795

23.548

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausländer insgesamt

16.642

17.459

17.977

18.172

18.604

80.562

82.396

82.499

83.640

85.754

Belgien, Luxemburg

391

379

380

392

409

2.427

2.270

2.216

2.264

2.388

Dänemark

163

185

186

201

207

781

872

879

952

980

Deutschland

9.390

9.841

9.985

10.140

10.345

52.822

53.074

52.302

52.769

53.499

Finnland

38

52

50

55

53

140

179

174

187

180

Frankreich

487

455

387

385

406

1.851

1.723

1.461

1.443

1.562

Griechenland

52

49

55

60

62

157

149

169

171

178

Großbritannien

532

596

667

645

684

2.478

2.782

3.066

3.037

3.238

Italien

896

956

911

964

996

2.378

2.676

2.534

2.684

2.813

Niederlanden

1.032

1.110

1.186

1.238

1.350

6.728

7.010

7.374

7.678

8.221

Norwegen

51

49

47

48

53

170

162

159

159

171

Schweden

156

162

172

163

161

613

636

678

650

649

Schweiz

700

697

737

778

817

2.783

2.782

2.892

3.091

3.284

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Polen

157

188

182

186

193

587

795

755

791

839

Tschechien, Slowakei

211

250

251

273

275

649

830

836

919

952

Ungarn

184

203

215

234

248

600

692

729

788

859

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Australien, Neuseeland

95

108

124

108

97

204

247

279

241

241

Japan

267

277

294

255

240

558

575

584

528

482

Kanada

55

58

69

66

65

140

146

178

176

172

USA

579

630

781

639

512

1.411

1.566

1.876

1.579

1.341

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Andere Länder

1.206

1.214

1.298

1.342

1.431

3.085

3.230

3.358

3.533

3.705

Q: Statistik Austria.

 

[81] Die Reisenachfrage der Österreicher entwickelte sich 2002 - nach dem kräftigen Zuwachs im Jahr 2001 - nur gedämpft: Die Aufwendungen für Inlandsaufenthalte stiegen nominell geringfügig, real stagnierten sie. Die Ausgaben der Österreicher für Auslandsreisen wurden gegenüber 2001 nicht mehr gesteigert und gingen real um 3% zurück.

[82] Im internationalen Vergleich schnitt die österreichische Tourismuswirtschaft hervorragend ab: Im Jahr 2002 gewann Österreich - gemessen an den internationalen europäischen Zahlungsströmen - weiterhin an Marktanteilen und erreichte einen Wert von 5,7% (+6,1% gegenüber dem Vorjahr; Abbildung 8). Damit war Österreich das einzige europäische Land, das signifikante Marktanteilsgewinne verbuchte.

 

Abbildung 8: Entwicklung des nominellen Marktanteils Österreichs im internationalen europäischen Tourismus

Q: IMF, OeNB, WIFO-Berechnungen. Ohne internationalen Personentransport; 2002: Schätzung.

 

[83] Die Ursachen der Verbesserung der Wettbewerbsposition sind vielfältig: Die Positionsgewinne können zum Teil auf Qualitäts- und Strukturverbesserungen zurückgeführt werden, aber auch auf eine erfolgreiche Vermarktung Österreichs als qualitativ hochwertige Kurzurlaubsdestination mit hohem Erlebniswert im Zentrum Europas. Weiters wirkte sich die wachsende Verunsicherung der Gäste in Bezug auf deren Sicherheitsbedürfnis (Terrorangst, Kriegsgefahr) aus - Österreich gilt als sicheres, bequem mit dem Auto erreichbares Urlaubsland.

[84] In der Sommersaison glichen diese positiven Struktureffekte die von der internationalen Konjunkturschwäche ausgehende Dämpfung mehr als aus und belebten die Auslandsnachfrage, während in der Wintersaison der negative Konjunktureffekt stark durchschlug. Auf die Inlandsnachfrage dürfte der negative Konjunktureffekt in beiden Saisonen deutlich größeren Einfluss haben als die positiven Struktureffekte.

Nächtigungszuwächse im Sommer

[85] In der Wintersaison 2001/02 schwächte sich die Zunahme der Tourismusumsätze gegenüber dem Vorjahr deutlich ab und erreichte nach +9,8% in der Saison 2000/01 nur +3,8%; die Auslandsnachfrage stieg mit +4% etwas lebhafter als die Inlandsnachfrage (+2,9%).

[86] Von den im internationalen Reiseverkehr wichtigen Herkunftsländern waren die Nächtigungen von Gästen aus Japan, den USA, Australien und Spanien deutlich rückläufig. Die Zahl der Übernachtungen deutscher Gäste stieg nur schwach.

[87] Der Städtetourismus entwickelte sich unterdurchschnittlich, wobei insbesondere die schwache Entwicklung der Flugreisedestinationen Wien und Innsbruck durchschlug. Wien war auch durch die Negativ-Berichterstattung im Zuge der Hochwasserkatastrophe benachteiligt (August 2002 rund -10%).

[88] Die Umsätze fielen in der Sommersaison mit einer Wachstumsrate von 7,3% wesentlich günstiger aus als in der Wintersaison. Die Ausgaben der Ausländer expandierten um 8,3%, während jene der Inländer das Vorjahresniveau um nur 3,9% überstiegen.

[89] Mit Ausnahme der Sommersaison 1998 - in dieser wirkten sich die EU-Präsidentschaftseffekte positiv aus[i]) - wurde erstmals seit 1991 ein Zuwachs der Nächtigungen ausländischer Gäste realisiert (+2,8%). Zum Teil dürfte das der Tatsache zuzuschreiben sein, dass Österreich international als sichere Autoreisedestination gilt.

[90] Ebenfalls erstmals seit 1991 nahm dabei die Zahl der Nächtigungen von Besuchern aus Deutschland, Österreichs wichtigstem Herkunftsmarkt zu (+2,9%). Ähnlich wie in der Wintersaison waren auch im Sommer beträchtliche Einbußen auf den Herkunftsmärkten USA, Japan, Australien und Spanien zu verzeichnen. Leicht rückläufig war die Nachfrage der Österreicher nach Inlandsaufenthalten.

Im Gegensatz zum Tourismus im ländlichen Raum ging die Nachfrage nach Städteaufenthalten zurück.

[91] Egon Smeral (Egon.Smeral@wifo.ac.at)
Statistik: Sabine Fragner (
Sabine.Fragner@wifo.ac.at)

Privater Konsum wächst nur mäßig

[92] Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sind nicht nur die mit Abstand größte Nachfragekomponente der österreichischen Wirtschaft, ihnen kommt auch eine stabilisierende Wirkung zu. Diese resultiert aus einer längerfristigen Ausrichtung des Konsumverhaltens[j]) sowie dem Bestreben, einmal erreichte Konsumstandards weitgehend beizubehalten. Kurzfristige Einkommenschwankungen schlagen sich dementsprechend nicht in gleich großen Änderungen der Konsumausgaben nieder. In den letzten Jahren nahmen die Einkommen der privaten Haushalte wegen der Konjunkturschwäche und fiskalischer Maßnahmen zur Erreichung des angestrebten "Nulldefizits" nur mäßig zu. Die privaten Haushalte passten ihre Ausgaben nicht voll der Einkommensentwicklung an; die Konsumquote (d. h. die Konsumausgaben bezogen auf das Einkommen) stieg, und zwar stärker als im Durchschnitt des Euro-Raumes. Die unter diesen Rahmenbedingungen relativ günstige Konsumentwicklung stützte das Wirtschaftswachstum in Österreich. Das hohe Niveau der Konsumquote ließ im Jahr 2002 eine Gegenbewegung erwarten, d. h. einen (trendmäßigen) Rückgang der Konsumquote, die Konjunkturverschlechterung eher einen weiteren Anstieg.

 

Übersicht 21: Privater Konsum, persönlich verfügbares Einkommen, Sparquote

 

 

 

 

 

 

 

Privater Konsum¹)

Persönlich verfügbares Einkommen

Sparquote

 

Nominell

Real

Nominell

Real

 

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

In % des verfügbaren Einkommens²)

 

 

 

 

 

 

Ø 1995/1998

+3,8

+2,5

+2,6

+1,3

9,3

1999

+3,2

+2,3

+3,2

+2,3

8,5

2000

+4,9

+3,3

+4,6

+3,1

8,3

2001

+3,5

+1,5

+2,4

+0,4

7,4

2002

+2,8

+0,9

+2,9

+1,0

7,5

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. - ¹) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbscharakter. - ²) Einschließlich Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche.

 

[93] Auch von der Einführung des Euro als Bargeld waren Auswirkungen auf die Konsumentwicklung im Jahr 2002 zu erwarten, zumindest auf den unterjährigen Verlauf und unterschiedlich für die einzelnen Güterarten. Nach einer Phase der Gewöhnung an den Euro, in der mit einer gewissen Kaufzurückhaltung zu rechnen war, sollte sich die Ausgabenentwicklung normalisieren bzw. wegen der Geldillusion (kleine Beträge in Euro, die den Eindruck niedriger Preise vermitteln) sogar verstärken. Eine wichtige Zäsur war dabei das Auslaufen der doppelten Preisauszeichnung. Im Jänner und Februar waren die Preise sowohl in Euro als auch in Schilling auszuweisen[k]), sodass die privaten Haushalte ein "Sicherheitsnetz" vorfanden. Die Gewöhnung an die neue Währung sollte bei täglich gekauften Gütern rascher gelingen als bei solchen, die in relativ großen Zeitabständen angeschafft werden. Außerdem war zu erwarten, dass die Konsumenten den Kauf von teuren Gütern vorsichtiger disponieren, solange sie mit der neuen Währung nicht vertraut waren.

Sparquote nimmt nur leicht zu

[94] Die privaten Haushalte (einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbscharakter) gaben im Jahr 2002 rund 125 Mrd. € für Zwecke des privaten Konsums aus, um 2,8% mehr als ein Jahr davor. Deflationiert mit dem impliziten Preisindex des privaten Konsums ergibt sich eine reale Steigerung von 0,9%. Sie ist etwas höher als im Durchschnitt des Euro-Raums (+0,6%). Ungünstiger als in Österreich verlief die Konsumentwicklung vor allem in Deutschland (-0,5%)[l]).

[95] Nach vorläufigen Berechnungen nahmen die Einkommen der privaten Haushalte in Österreich 2002 nominell um 2,9% zu, real um 1,0%. Die Konsumquote änderte sich wegen des nahezu identischen Verlaufs von Konsum und Einkommen kaum. Die Sparquote (sie setzt als Pendant zur Konsumquote das Sparen[m]) in Beziehung zum Einkommen) war 2002 mit 7,5% nur wenig höher als ein Jahr davor, weil der trendbedingte Anstieg durch den konjunkturbedingten Rückgang nahezu ausgeglichen wurde.

[96] Der reale Zuwachs der Konsumausgaben war in der ersten Jahreshälfte (+0,4% gegenüber dem Vorjahr) erwartungsgemäß schwächer als in der zweiten (+1,4%); insbesondere nach Auslaufen der doppelten Preisauszeichnung war die Nahfrage gedämpft (II. Quartal ±0,0%)[n]). Saisonbereinigt ging die Nachfrage im II. Quartal zurück (-0,4% gegenüber der Vorperiode), im 2. Halbjahr war sie um 1,1% höher als im 1. Halbjahr. Sowohl Umfragen als auch Modellsimulationen deuten darauf hin, dass die Einführung des Euro und insbesondere das Auslaufen der doppelten Preisauszeichnung für diese Entwicklung (Nachfrageschwäche im II. Quartal, Belebung in der zweiten Jahreshälfte) maßgebend waren.

 

Abbildung 9: Entwicklung des Vertrauensindex

Q: Fessel & GfK, WIFO.

 

[97] Die mäßige Konsumsteigerung und der leichte Anstieg der Sparquote im Jahr 2002 hängen auch mit der Konsumentenstimmung zusammen. Stimmungen und Erwartungen wirken sich auf die Kaufwilligkeit der Konsumenten aus - neben der Kauffähigkeit, die hauptsächlich von der Einkommensentwicklung abhängt, eine wichtige Determinante der Entwicklung der Konsumausgaben insbesondere für bestimmte Gütergruppen. Nach Umfragen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die von der EU-Kommission gefördert werden, war der "Vertrauensindex" (arithmetisches Mittel der Einschätzungen und Erwartungen zur Einkommens- und Wirtschaftsentwicklung sowie der beabsichtigten Käufe von Konsumgütern) im Durchschnitt des Jahres 2002 um 7% niedriger als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig stieg der Sparindikator. Pessimistisch wurden 2002 die Arbeitsmarktsituation und insbesondere die Preisentwicklung eingeschätzt. Letzteres hängt nach Umfrageergebnissen auch mit der Einführung des Euro als Bargeld zusammen. Detaillierte Vergleiche mit Deutschland und der Schweiz sowie eine Analyse des zeitlichen Verlaufs einzelner Untergruppen des Verbraucherpreisindex liefern jedoch keinen Hinweis darauf, dass der Einführung des Euro als Bargeld eine deutliche preiserhöhende Wirkung zuzuschreiben wäre. In einigen Bereichen wurden demnach allerdings Preiserhöhungen vorgenommen, die mit der Währungsumstellung zusammenhängen könnten; ihre Schwerpunkte liegen im Dienstleistungssektor[o]).

 

Übersicht 22: Entwicklung des privaten Konsums einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbscharakter

Real

 

 

 

 

 

 

 

Ø 1989/1998

1999

2000

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke

+1,5

+1,7

+2,2

-1,1

+3,3

Tabak und alkoholische Getränke

+1,3

+5,3

+3,9

-4,5

+0,1

Bekleidung, Schuhe

±0,0

+1,0

+0,1

+2,0

-0,4

Wohnen, Beheizung

+2,1

+0,5

+1,5

+2,7

+2,2

Einrichtung

+3,0

-0,7

+2,3

-0,6

-0,8

Gesundheit

+3,3

+4,0

+2,6

+3,2

+3,9

Transport

+2,0

+6,1

+0,3

-1,1

-0,7

Kommunikation

+10,2

+4,3

+18,2

+3,6

+3,6

Erholung, Kultur

+4,3

+6,3

+8,1

+0,8

+0,2

Bildung

+1,2

+6,2

+2,0

-0,4

+0,4

Gaststätten, Beherbergung

+5,3

+5,1

+11,2

+11,5

+3,1

Übrige Waren

+3,2

+0,2

-0,4

+0,6

+0,6

Ausgaben im Ausland

+2,4

-1,4

+4,9

+4,9

-3,1

Private Organisationen ohne Erwerbscharakter

+2,0

+1,5

+1,5

+0,4

+0,6

 

 

 

 

 

 

Privater Konsum insgesamt

+2,6

+2,3

+3,3

+1,5

+0,9

Dauerhafte Konsumgüter

+4,0

+7,3

+3,8

+2,0

-0,2

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.

 

Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern rückläufig

[98] Das geringe Ausmaß des Konsumwachstums im Jahr 2002 ist hauptsächlich auf die Schwäche der Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern zurückzuführen. Der Kauf dieser Güter ist sehr konjunkturreagibel und außerdem von Stimmungen und Erwartungen abhängig. Die gedämpfte Konjunkturentwicklung und die schlechte Stimmung der Verbraucher im Jahr 2002 engten daher den Expansionsspielraum für diese Anschaffungen ein. Zusätzlich gedämpft wurde die Nachfrage von der Einführung des Euro als Bargeld: Der Preis dieser Güter je Kaufeinheit ist relativ hoch, sodass sich die Unsicherheit gegenüber der neuen Währung hier besonders bemerkbar machte. Das Zusammenwirken dieser Faktoren hatte 2002 einen leichten realen Rückgang der Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern zur Folge (-0,2%). Die Käufe von Pkw sanken um 3,3%, jene von Möbeln um 5%, während die Ausgaben für therapeutische Erzeugnisse (+13,6%) wegen des Fitnessbooms stiegen.

[99] Die Nachfrage nach nichtdauerhaften Waren und Dienstleistungen folgt in der Regel einem längerfristigen Trend und begründet so die stabilisierende Wirkung des Konsums im Konjunkturverlauf. Sie übertraf im Durchschnitt des Jahres 2002 das reale Vorjahresniveau um 1,1%. Dabei erhöhte sich nach dem Rückgang im Vorjahr (BSE-Krise) die Nachfrage nach Nahrungsmitteln. Da diese Güter regelmäßig angeschafft werden und ihre Preise jeweils relativ niedrig sind, wurde der Absatz durch die Einführung des Euro kaum gedämpft[p]). Die Ausgaben für Wohnung und Beheizung nahmen real ebenfalls zu. Kommunikationsdienste waren auch 2002 gefragt, während die konjunkturreagiblen Ausgaben im Ausland zurückgingen.

 

Übersicht 23: Entwicklung der Umsätze im Handel

Ø 1995 = 100

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ø 1999/2001

2002

 

 

Insgesamt

1. Halbjahr

2. Halbjahr

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nominell

 

 

 

 

 

 

 

 

Handel, Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern

+1,8

+1,0

-0,5

+2,5

-0,5

-0,5

+2,6

+2,4

Kfz-Handel, Reparatur von Kfz, Tankstellen

-0,4

-2,0

-4,3

+0,6

-3,9

-4,6

-0,5

+1,8

Handelsvermittlung und Großhandel (ohne Kfz)

+2,5

+2,0

+0,4

+3,6

-0,1

+0,9

+4,4

+2,9

Einzelhandel (ohne Kfz, ohne Tankstellen); Reparatur von Gebrauchsgütern

+1,5

+0,6

-0,1

+1,3

+0,6

-0,9

+0,9

+1,6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Real

 

 

 

 

 

 

 

 

Handel, Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern

-0,1

+1,2

-0,1

+2,3

-0,3

±0,0

+3,0

+1,7

Kfz-Handel, Reparatur von Kfz, Tankstellen

-2,1

-3,6

-5,5

-1,3

-4,9

-6,0

-2,2

-0,4

Handelsvermittlung und Großhandel (ohne Kfz)

+0,2

+2,6

+1,4

+3,8

+0,6

+2,1

+5,3

+2,4

Einzelhandel (ohne Kfz, ohne Tankstellen); Reparatur von Gebrauchsgütern

+0,5

+0,8

±0,0

+1,5

+0,6

-0,6

+1,3

+1,7

Q: Statistik Austria.

 

Umsatzzuwächse im Handel

[100] Die Umsätze des Handels übertrafen im Jahr 2002 das reale Ergebnis des Vorjahres um 1,2%. Stagnierten sie im 1. Halbjahr etwa auf dem konjunkturbedingten relativ hohen Vergleichswert (2001 real -0,1%), so übertrafen sie im 2. Halbjahr (+2,3%) das niedrige Ausgangsniveau. Konjunkturell hat sich die Umsatzentwicklung im Laufe des Jahres 2002 kaum belebt.

[101] Die einzelnen Sparten schnitten recht unterschiedlich ab. Die Umsätze des Kfz-Handels (einschließlich Reparatur von Kfz, Tankstellen) unterschritten auch im Jahr 2002 das reale Vorjahresniveau. Die Nachfrage ist in diesem Bereich besonders konjunkturreagibel und von Stimmungen und Erwartungen abhängig. Die Eintrübung der Konjunktur und die Verschlechterung der Konsumentenstimmung dämpften die Nachfrage, weil der Kaufzeitpunkt für diese Güter leichter verschoben[q]) und der Konjunkturlage angepasst werden kann. Auch die Einführung des Euro als Bargeld machte sich hier wegen des hohen Preises der Güter stärker negativ bemerkbar[r]).

[102] Der Verlauf der Einzelhandelsumsätze hängt von den einzelhandelsrelevanten Ausgaben der Österreicher im Inland und jenen ausländischer Touristen in Österreich ab. Die hauptsächlich einkommensbedingte mäßige Steigerung der Konsumausgaben der Inländer und die Zunahme der Ausgaben ausländischer Touristen in Österreich schlugen sich in einem realen Umsatzzuwachs im österreichischen Einzelhandel (ohne Kfz-Handel) von 0,8% nieder. Der Geschäftsgang war damit deutlich günstiger als in Deutschland, wo die Umsätze um 2,3% zurückgingen und der Einzelhandel weitere Marktanteile an den Gesamtkonsumausgaben verlor[s]). Das Weihnachtsgeschäft verlief entgegen ersten Pressemeldungen nicht schlecht: Der Einzelhandel setzte im Dezember laut Statistik Austria - wie vom WIFO prognostiziert - etwas mehr um als 2001 (+0,9%).

[103] Einen relativ guten Geschäftsgang verzeichnete 2002 der Lebensmittelhandel. Neben der geringen Konjunkturabhängigkeit dürfte auch die freiwillige Weiterführung der doppelten Preisauszeichnung durch manche Einzelhandelsketten zur Stabilisierung der Nachfrage beigetragen haben. Die Unsicherheit der Konsumenten in der Folge der Euro-Einführung scheint den Trend zu Diskontern verstärkt zu haben - die Konsumenten kaufen in einer Phase, in der sie die Inflation als hoch empfinden, in relativ preisgünstigen Geschäften ein.

[104] Der Geschäftsgang des Großhandels wird neben der Entwicklung des Konsums auch von jener der Industrieproduktion und des Außenhandels geprägt. Die relativ günstige Entwicklung des Außenhandels ("sonstiger Großhandel") und der Handelsvermittlung hatten zur Folge, dass die Umsätze des Großhandels (ohne Kfz-Handel) im Durchschnitt des Jahres 2002 das Vorjahresniveau um 2,6% übertrafen.

 

Übersicht 24: Preis- und Beschäftigungsentwicklung im Handel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ø 1999/2001

2002

 

 

Insgesamt

1. Halbjahr

2. Halbjahr

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Preise (Ø 1995 = 100)

 

 

 

 

 

 

 

 

Handel, Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern

+1,8

-0,1

-0,4

+0,2

-0,2

-0,6

-0,3

+0,6

Kfz-Handel, Reparatur von Kfz, Tankstellen

+1,7

+1,6

+1,2

+1,9

+1,0

+1,5

+1,7

+2,2

Handelsvermittlung und Großhandel (ohne Kfz)

+2,3

-0,6

-1,0

-0,2

-0,7

-1,2

-0,9

+0,5

Einzelhandel (ohne Kfz, ohne Tankstellen); Reparatur von Gebrauchsgütern

+1,0

-0,2

-0,2

-0,2

±0,0

-0,3

-0,4

-0,1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beschäftigung

 

 

 

 

 

 

 

 

Handel, Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern

+1,2

-0,6

-0,1

-1,0

+0,2

-0,4

-0,9

-1,2

Kfz-Handel, Reparatur von Kfz, Tankstellen

+0,9

+0,2

+0,7

-0,4

+0,6

+1,0

±0,0

-0,9

Handelsvermittlung und Großhandel (ohne Kfz)

+1,2

-0,6

-0,1

-1,1

+0,3

-0,5

-0,9

-1,2

Einzelhandel (ohne Kfz, ohne Tankstellen); Reparatur von Gebrauchsgütern

+1,2

-0,7

-0,3

-1,1

-0,1

-0,6

-1,1

-1,2

Q: Statistik Austria.

 

[105] Die Beschäftigung ging im Handel im Jahresdurchschnitt 2002 um 0,6% zurück; dabei wurden im Kfz-Handel in geringem Ausmaß Arbeitsplätze geschaffen, während der Großhandel (ohne Kfz-Handel) und der Einzelhandel (ohne Kfz-Handel) ihren Beschäftigtenstand verringerten. Aus der Gegenüberstellung von Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung ergibt sich gemessen am realen Umsatz je Beschäftigten[t]) ein Produktivitätsanstieg im Handel von 1,8%. Im Einzelhandel betrug der so ermittelte Produktivitätsanstieg 1,5%, im Großhandel 3,2%; im Kfz-Handel nahm die Produktivität nach diesem groben Indikator nicht zu.

[106] Nach den Ergebnissen von Statistik Austria stiegen die Preise im Handel im Jahresdurchschnitt 2002 gemessen an den impliziten Deflatoren nicht. Eine Verteuerung wurde nur im Kfz-Bereich ermittelt.

[107] Michael Wüger (Michael.Wueger@wifo.ac.at)
Statistik: Martina Agwi (
Martina.Agwi@wifo.ac.at)

Nachlassen der Inflation im Jahr 2002

[108] Die weltwirtschaftlichen Bedingungen für eine Verlangsamung des Preisauftriebs waren im Jahr 2002 günstig: Die Weltkonjunktur schwächte sich ab, und die Weltmarktrohstoffpreise sanken; allerdings beschleunigte sich im Euro-Währungsraum der Lohnauftrieb, und in einer Reihe von Ländern ging von der Erhöhung indirekter Steuern und administrativer Preise ein Aufwärtsdruck auf die Inflation aus. Dazu kam zu Beginn der Jahres 2002 ein Kälteeinbruch in den Mittelmeerländern, der die Preise von Gemüse in die Höhe schnellen ließ.

 

Übersicht 25: Entwicklung der Preise

 

 

 

 

 

Ø 1992/2002

2001

2002

 

Jährliche Veränderung in %

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

Weltmarktpreise insgesamt

 

 

 

Dollarbasis

+0,9

-10,9

+1,2

Schillingbasis

+3,8

-8,5

-4,2

Ohne Energierohstoffe

+1,1

-6,4

-4,9

Nahrungs- und Genussmittel

+1,4

-5,7

+3,0

Industrierohstoffe

+1,0

-6,7

-7,6

Agrarische Industrierohstoffe

+0,9

-7,6

-7,9

NE-Metalle

+1,7

-9,8

-0,1

Energierohstoffe

+5,5

-9,4

-3,8

Rohöl

+5,7

-10,9

-3,8

 

 

 

 

Index der Großhandelspreise

+0,5

+1,5

-0,4

Konsumgüter

+0,9

+2,3

+0,4

Investitionsgüter

-0,5

-0,2

+0,1

Intermediärgüter

+0,4

+1,3

-1,4

 

Die Konjunkturschwäche und der Rückgang der Rohstoffpreise begünstigten 2002 in Österreich die Preisstabilität.

[109] Nach zwei Jahren kräftigen Preisauftriebs bröckelten die Rohstoffpreise laut HWWA-Index auf Dollarbasis im Jahr 2001 ab und stabilisierten sich im Jahr 2002. Für die heimischen Verarbeiter ergab sich im Durchschnitt des Jahres 2002 infolge der Stärkung des Euro gegenüber dem Dollar sogar eine leichte Verbilligung.

[110] Im Euro-Währungsgebiet ermäßigte sich die Inflation nur geringfügig, von 2,4% im Jahr 2001 auf 2,2% im Jahr 2002. Dieser Rückgang ist hauptsächlich eine Folge der niedrigeren Teuerungsrate für unverarbeitete Nahrungsmittel (+3,1%) und Energie (-0,6%). Für die Preise von Industrieerzeugnissen (ohne Energie) ergab sich im Jahresdurchschnitt ein Zuwachs von 1,4%, der allerdings in dem Maße abflachte, als Preisschocks aus der Vergangenheit im Zusammenhang mit den Rohölpreisen und dem Verfall des Euro gegenüber dem Dollar abklangen. Die leichte Beschleunigung der Inflation der Dienstleistungen auf 3,1% dürfte sowohl den verstärkten Lohnauftrieb als auch preistreibende Effekte der Euro-Bargeldumstellung widerspiegeln.

Auch im Jahr 2002 gehörte Österreich zu jenen Ländern im Euro-Währungsgebiet, welche die geringste Teuerung aufwiesen.

[111] In Österreich fällt der Preisanstieg schon seit einigen Jahren geringer aus als im Durchschnitt des Euro-Währungsgebietes. Dies gilt auch für 2002. Laut Harmonisiertem Verbraucherpreisindex, der für alle EU-Länder vergleichbare Inflationsraten ausweist, betrug die Teuerungsrate im Jahr 2002 1,7%; sie lag um ½ Prozentpunkt unter dem Durchschnitt der Euro-Zone. Österreich gehört damit weiterhin zu jenen Ländern, die das größte Maß an Preisstabilität aufweisen. Lediglich in Deutschland (1,3%) und Belgien (1,6%) wurde eine niedrigere Inflationsrate gemessen.

Merklicher Rückgang der Teuerungsrate in Österreich

[112] Laut dem nationalen Verbraucherpreisindex, der nach wie vor zur Analyse der Teuerung in Österreich vorwiegend verwendet wird, ermäßigte sich die Inflationsrate um nahezu 1 Prozentpunkt von 2,7% auf 1,8%[u]).

[113] Ähnlich wie im Euro-Währungsgebiet bestimmen in Österreich der Verlauf der Rohstoffpreise, insbesondere der Rohölpreise, sowie die Entwicklung der Lohnkosten - und zwar sowohl in den Haupthandelspartnern als auch in Österreich selbst - von der Kostenseite her den Preisauftrieb. Allerdings wird der Gleichlauf der Entwicklung durch die je nach Land unterschiedliche Veränderung der indirekten Steuern und administrativer Preise erheblich gelockert. Ein Beispiel hiefür sind die Anhebung bzw. Einführung einiger Gebühren in Österreich im Jahr 2001 und das Auslaufen dieser Teuerungseffekte in der Berechnung der Inflationsrate im Jahr 2002: Nachdem die Preise institutioneller Dienstleistungen 2001 um 4,0% erhöht worden waren und einen erheblichen Beitrag zur Teuerungsrate in diesem Jahr geliefert hatten, betrug die Steigerungsrate dieser Preise im Jahr 2002 nur mehr 2,7% (unter Berücksichtigung der Einführung der Studiengebühren, welche die gesamte Inflationsrate 10 Monate lang um 0,2 Prozentpunkte erhöhte).

 

Abbildung 10: Entwicklung der Rohstoffpreise

Q: HWWA, Statistik Austria.

 

 

Abbildung 11: Verbraucherpreistrends in Österreich und im Euro-Raum

Q: OECD, Statistik Austria.

 

 

 

Übersicht 26: Entwicklung der Verbraucherpreise

 

 

 

 

 

Ø 1992/2002

2001

2002

 

Jährliche Veränderung in %

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

.

+2,3

+1,7

Kerninflationsrate1)

.

+2,3

+2,0

Nationaler Verbraucherpreisindex

+2,0

+2,7

+1,8

Saisonwaren

+2,3

+7,4

+4,3

Verbraucherpreisindex ohne Saisonwaren

+2,0

+2,6

+1,7

Verbraucherpreisindex ohne Energie

+2,0

+2,8

+2,1

 

 

 

 

Verbrauchsgruppen

 

 

 

Ernährung und Getränke

+1,4

+3,3

+1,8

Tabakwaren

+3,2

+4,9

+5,6

Errichtung, Mieten und Instandhaltung von Wohnungen

+3,4

+2,9

+1,9

Beleuchtung und Beheizung

+1,6

+3,2

-2,1

Hausrat und Wohnungseinrichtung

+1,4

+1,5

+1,9

Bekleidung und persönliche Ausstattung

+1,0

+1,6

+1,1

Reinigung von Wohnung, Wäsche und Bekleidung

+1,7

+2,3

+3,3

Körper- und Gesundheitspflege

+2,8

+4,4

+2,4

Freizeit und Bildung

+2,1

+2,4

+3,3

Verkehr

+2,0

+1,9

+0,8

 

 

 

 

Gliederung nach Warenart

 

 

 

Nahrungsmittel

+1,0

+3,1

+1,4

Tabakwaren

+3,2

+4,9

+5,6

Industrielle und gewerbliche Waren

+1,0

+1,4

+1,1

Dienstleistungen

+2,9

+3,3

+3,1

Persönliche Dienstleistungen

.

+2,7

+3,6

Institutionelle Dienstleistungen2)

.

+4,0

+2,7

Energie

+1,9

+0,5

-2,4

Mieten

+4,0

+2,8

+1,7

Dienstleistungen und Sachgüter im Bereich der Wohnung3)

.

+3,8

+1,3

1) Ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel (Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse). - 2) Einschließlich Abgaben (Gebühren für Wasser, Kanal, Müllabfuhr und Rauchfangkehrer). - 3) Ohne Abgaben.

 

[114] Abweichungen von der Preisentwicklung im Euro-Währungsgebiet, die zur Dämpfung der Teuerungsrate beitrugen, ergeben sich auch im Bereich der Energiepreise (-2,4%) und der Preise von industriellen und gewerblichen Waren (+1,1%).

Abbildung 12: Teuerungsraten in den wichtigsten Verbrauchsgruppen im Jahr 2002

Q: Statistik Austria.

 

Preisentwicklung und die Einführung des Euro

[115] Seit nahezu zwei Jahren wird die Frage diskutiert, welche Auswirkungen die Einführung des Euro als Bargeld auf die Preise haben könnte. Dahinter stehen die von den Konsumenten geäußerten Befürchtungen, dass der Wechsel von der nationalen Währung zum Euro zum Anlass für Preiserhöhungen genommen werden könnte.

Die Bargeldumstellung von Schilling auf Euro hatte in Österreich keine Teuerungswelle zur Folge.

[116] Die Untersuchungen des WIFO[v]) zeigen jedoch, dass von einem Preisschub auf breiter Front als Folge der Bargeldumstellung nicht gesprochen werden kann. In einzelnen Bereichen dürfte die Einführung des Euro allerdings zu besonderen Preiserhöhungen genutzt worden sein. Die Gastronomie war eine jener Branchen, welche die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zogen. Anders als in Deutschland und anderen Ländern des Euro-Währungsgebietes gibt es keine Hinweise darauf, dass der Jahreswechsel 2001/02 in Österreich dazu verwendet wurde, die Preise anzuheben. Erst im Sommer und Herbst 2002 traten Preiserhöhungen in Kraft, die als Euro-bedingte Nachzieheffekte interpretiert werden können.

[117] In anderen Dienstleistungsbereichen ähnelte die Entwicklung in Österreich allerdings jener in der Euro-Zone. So wurden die Preise im Friseurgewerbe, von Autoreparaturen und von Installationsdienstleistungen verhältnismäßig stark angehoben; allerdings blieben die Jahresveränderungsraten vorwiegend unter der Marke von 5%.

[118] Besonderes Interesse beansprucht auch die Preisentwicklung der großen Gruppe von Industrieerzeugnissen. Hier war insgesamt zu Beginn des Jahres 2002 eine stabile Entwicklung zu beobachten; die Preissteigerungen blieben um gut ½ Prozentpunkt unter jenen in Deutschland. Dieser Unterschied verkehrte sich in den letzten Monaten des Jahres in das Gegenteil, und die Teuerungsrate lag um ½ Prozentpunkt über jener in Deutschland, allerdings noch immer deutlich unter dem Durchschnitt für das Euro-Währungsgebiet. Diese Entwicklung könnte zum Teil eine verzögerte Reaktion auf die Zurückhaltung in der Preisgestaltung unmittelbar nach der Einführung des Euro als Bargeld gedeutet werden.

Gedämpftes Wachstum und getrübte Konjunkturaussichten drücken Lohnabschlüsse 2002

[119] Im Herbst 2001 standen die Lohnverhandlungen unter dem Eindruck hoher Inflationsraten einerseits, andererseits einer nach den Terroranschlägen in den USA labilen Weltkonjunktur und forcierter Sparbemühungen der öffentlichen Haushalte zur Erreichung des "Nulldefizits".

[120] In diesem schwierigen Umfeld vereinbarten die Tarifparteien für die Arbeiter und Angestellten der Metallindustrie sowie der Elektro- und Elektronikindustrie (die erstmals getrennt verhandelten) eine Anhebung der tarifvertraglichen Mindestlöhne und -gehälter um 3,0% und der Ist-Löhne und -Gehälter um 2,9%. Für das Metallgewerbe wurden um 3,0% höhere Kollektivvertrags- und um 2,7% höhere Ist-Löhne festgelegt.

Die schleppende Erholung der Konjunktur und die anhaltend trüben Aussichten für ganz Europa schlugen sich bei mäßigem Preisauftrieb in der Herbstlohnrunde 2002 deutlich nieder. Die Lohnabschlüsse lagen im Durchschnitt rund ¾ Prozentpunkte unter denen des Vorjahres. Nach dem konjunkturbedingten Verdiensteinbruch und Reallohneinbußen im Jahr 2001 erreichten 2002 die Arbeitnehmer mit einem Zuwachs der Pro-Kopf-Einkommen wieder leichte Reallohnsteigerungen.

[121] Im Handel einigten sich die Tarifparteien auf eine durchschnittliche Erhöhung um 2,51%; für den öffentlichen Dienst wurde schon im Gehaltsgesetz von 2001 für 2002 eine Anhebung der Gehälter um 0,8% beschlossen. Die Abschlüsse der Telekommunikationsanbieter und der Kreditinstitute sahen eine Steigerung um rund 2½% sowie Einmal- bzw. Fixbeträge vor.

 

Übersicht 27: Lohnrunde 2002

 

 

 

 

 

Kollektivvertragsabschluss

 

Zeitpunkt

Mindestlöhne1)

Ist-Löhne

 

 

Veränderung in %

 

 

 

 

 

 

 

 

Bedienstete

 

 

 

Öffentlicher Dienst

Jänner

+1,1

 

 

 

 

 

Arbeiter

 

 

 

Metallgewerbe

Jänner

+3,0

+2,7

Erdölverarbeitung

Februar

+2,9

 

Druck und Grafik

April

+2,9

 

Textilindustrie

April

+2,6

+2,2

Stein- und keramische Industrie

Mai

+2,7

+2,1

Bauwirtschaft

Mai

+2,9

 

Bauneben- und Bauhilfsgewerbe

Mai

+2,6

 

Holz- und Sägeindustrie

Mai

+2,6

+2,4

Chemische Industrie

Mai

+3,0

+3,0

Hotel- und Gastgewerbe

Mai

+2,0

 

Glasindustrie

Juni

+3,02)

 

Metallindustrie

November

+2,3

+2,23)

 

 

 

 

Angestellte

 

 

 

Handel

Jänner

+2,5

 

Banken

Februar

+2,6

 

Holz- und Sägeindustrie

April

+2,6

 

Versicherungen

April

+2,9

 

Textilindustrie

April

+2,6

+2,2

Papierindustrie

November

+2,5

+2,44)

Glasindustrie

November

+2,0

+2,0

Chemische Industrie

November

+1,3

+1,35)

Metallindustrie

November

+2,3

+2,23)

Stein- und keramische Industrie

November

+2,0

+2,0

Papierverarbeitung

November

+2,3

+2,3

Q: Statistik Austria; Gewerkschaften. - 1) Laut Tariflohnindex. - 2) Jänner +0,3%, Juni +2,7%. - 3) Einmalzahlung von 110 €, Verteilungsoption: 0,6% der betrieblichen Gehaltssumme, tatsächliches Gehalt mindestens +1,9%. - 4) Verteilungsoption: 0,3% der betrieblichen Gehaltssumme, tatsächliches Gehalt mindestens +2,15% oder +40 €. - 5) Einmalzahlung von 50 €.

 

[122] Auch die Abschlüsse seit Jahresbeginn 2002 folgten im Wesentlichen der im Herbst vorgegebenen Linie; die Kollektivverträge der Mineralölindustrie, der Tages- und Wochenzeitungen sowie der Versicherungswirtschaft richteten sich mit Steigerungssätzen zwischen 2,9% und knapp 3,0% eher nach den Vereinbarungen der Industrie.

[123] Für die Angestellten der Sozialversicherungen kam nach schwierigen Verhandlungen Mitte Februar ein mit Jahresbeginn rückwirkender Abschluss von +2,76% für 2002 und +0,9% ab 1. Jänner 2003 zustande; im Jahr 2004 soll die Veränderung der Inflationsrate berücksichtigt werden. Mit 1. April traten neue Kollektivverträge für die Angestellten des graphischen Gewerbes (+2,7%) und der Speditionen (+2,5%) in Kraft[w]).

[124] Im Durchschnitt der Gesamtwirtschaft stiegen laut Tariflohnindex 2002 die tariflichen Mindestlöhne mit +2,4% um ¼ Prozentpunkt schwächer als im Jahr 2001. Am niedrigsten war die Steigerung im öffentlichen Dienst (+1,1%). In der Privatwirtschaft nahmen sowohl die Löhne der Arbeiter als auch die Gehälter der Angestellten um 2,7% zu; in der Industrie und in der Geld- und Versicherungswirtschaft stiegen die Mindestlöhne und -gehälter leicht und im Verkehrswesen, dessen Einkommensentwicklung im Vorjahr deutlich zurückgeblieben war, weit überdurchschnittlich (+3,6%). Im Gewerbe und im Handel erhöhten sich die Tariflöhne 2002 mit +2,5% etwa im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt, im Tourismussektor (+2,2%) und für die Angestellten der freien Berufe um 2%.

 

Übersicht 28: Tariflohnindex 86

 

 

 

 

 

 

 

 

Arbeiter

Angestellte

Beschäftigte

 

2001

2002

2001

2002

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

Tariflohnindex insgesamt

+3,0

+2,7

+2,51)

+2,21)

+2,7

+2,4

Ohne öffentlichen Dienst

+3,0

+2,7

+2,71)

+2,71)

+2,8

+2,7

Gewerbe

+2,6

+2,6

+2,3

+2,5

+2,5

+2,5

Baugewerbe

+2,6

+2,9

+2,4

+2,6

+2,5

+2,8

Industrie

+3,1

+3,0

+3,3

+2,8

+3,2

+2,9

Handel

+2,9

+2,7

+2,7

+2,5

+2,7

+2,5

Verkehr

+2,1

+3,0

+1,91)

+3,71)

+1,9

+3,6

Tourismus

+2,4

+2,1

+2,9

+2,4

+2,5

+2,2

Geld-, Kredit- und Versicherungswesen

.

.

+2,7

+2,8

+2,7

+2,8

Freie Berufe

.

.

+2,4

+2,0

+2,4

+2,0

Land- und Forstwirtschaft

+12,42)

+2,7

+2,3

+2,7

+8,9

+2,7

Öffentlicher Dienst

.

.

+2,33)

+1,13)

+2,3

+1,1

Q: Statistik Austria. - 1) Angestellte und Bedienstete. - 2) Die Entlohnungsmodalitäten wurden im Zuge der Ausgliederung verändert. Kollektivvertragslöhne der Bundesforste 2001 +2,3%. - 3) Bedienstete.

 

[125] Der Konjunktureinbruch im Jahr 2001 und die zögerliche Erholung im Jahr 2002 spiegeln sich in Form einer negativen Lohndrift in der Einkommensentwicklung: Mit einem Zuwachs von nur 1,4% im Jahr 2001 und 2,2% im Jahr 2002 blieben nach den Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung die Effektivverdienste pro Kopf merklich hinter der Tariflohnentwicklung zurück. Die gesamtwirtschaftliche Lohn- und Gehaltssumme dürfte nach +3¾% im Jahr 2000 in den letzten zwei Jahren um nur rund 2,0% gewachsen sein; die öffentliche Lohnsumme blieb durch Personaleinsparungen und niedrigere Gehaltszuwächse beträchtlich hinter der Entwicklung in der Privatwirtschaft zurück. Trotzdem ergeben vorläufige Schätzungen für die Bruttoreallöhne pro Kopf nach einem Rückgang von rund ½% im Vorjahr 2002 wieder eine leichte Steigerung (+0,3%); die für die Kaufkraft entscheidenden Nettoverdienste dürften aber sowohl 2001 (-1%) als auch 2002 (-½%) gesunken sein.

[126] Im gesamten produzierenden Bereich laut ÖNACE-Gliederung stiegen die Monatsverdienste in beiden Jahren um 2,7%; 2002 fiel der Anstieg in der Sachgütererzeugung und in der Industrie laut Fachverbandsgliederung etwas geringer aus (+2,6%), in der Bauwirtschaft trotz sehr schwacher Baukonjunktur um ½ Prozentpunkt stärker (+3,1%). Mit Ausnahme der Bauwirtschaft wurde aber die Arbeitszeit deutlich reduziert, sodass im übrigen produzierenden Bereich die Stundenverdienste um 3¼% zunahmen.

Übersicht 29: Effektivverdienste

 

 

 

 

 

2000

2001

2002

 

In €

Veränderung gegen das Vorjahr in %

ÖNACE

 

 

 

Produzierender Bereich

 

 

 

Bruttomonatsverdienst je Beschäftigten

2.479,40

+2,7

+2,7

Bruttostundenverdienst je Beschäftigten

14,82

+2,7

+3,2

 

 

 

 

Sachgüterproduktion

 

 

 

Bruttomonatsverdienst je Beschäftigten

2.495,91

+2,7

+2,6

Bruttostundenverdienst je Beschäftigten

14,94

+2,8

+3,3

 

 

 

 

Bauwesen

 

 

 

Bruttomonatsverdienst je Beschäftigten

2.240,63

+2,8

+3,1

Bruttostundenverdienst je Beschäftigten

13,40

+2,7

+3,0

 

 

 

 

Industrie (Fachverbandsgliederung)

 

 

 

Bruttomonatsverdienst je Beschäftigten

2.676,01

+2,6

+2,6

Bruttostundenverdienst je Beschäftigten

15,91

+2,8

+3,2

Q: Statistik Austria, Konjunkturstatistik.

 

Massenkaufkraft stagniert

[127] Der dämpfende Effekt der Konjunkturschwäche auf die Einkommensentwicklung der letzten zwei Jahre wurde durch Einschränkungen der Sozialtransfers im Gefolge der Budgetkonsolidierung verstärkt: Nachdem im Jahr 2000 die Nettomasseneinkommen vor allem durch eine Steuersenkung und ein umfangreiches "Familienpaket" um 4½% gestiegen waren, nahmen sie in den letzten zwei Jahren aufgrund der geringeren Zuwächse von Löhnen und Transferleistungen um nur 2% pro Jahr zu, sodass nach Berücksichtigung der Inflation die reale Massenkaufkraft 2001 und 2002 stagnierte.

 

Übersicht 30: Löhne und Einkommen

 

 

 

 

 

2000

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

Löhne und Gehälter je Arbeitnehmer

 

 

 

Brutto nominell

+2,5

+1,4

+2,2

Brutto real1)

+0,9

-0,6

+0,3

 

 

 

 

Löhne und Gehälter insgesamt, brutto

+3,8

+2,1

+1,9

 

 

 

 

Masseneinkommen, netto2)

 

 

 

Nominell

+4,5

+1,9

+1,9

Real1)

+2,9

-0,1

+0,1

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. - 1) Deflationiert mit dem Deflator der Konsumausgaben der privaten Haushalte. - 2) Vorläufige Berechnung.

 

Herbstlohnrunde 2002

[128] Die Rahmenbedingungen der Herbstlohnrunde 2002 waren durch eine anhaltend schwache Konjunktur mit steigender Arbeitslosigkeit und steigenden Energiepreisen sowie durch hohe Unsicherheit auf den internationalen Finanz- und Energiemärkten und gedrücktes Vertrauen der Konsumenten und Investoren gekennzeichnet.

[129] Wie im Vorjahr verhandelte die Elektro- und Elektronikindustrie getrennt von den anderen Mitgliedern der Tarifgemeinschaft der Metallindustrie und erzielte den ersten Abschluss im Herbst 2002 mit einer Tariflohnsteigerung von 2,3% und einer Ist-Lohnsteigerung von 2,2% sowie einer Einmalzahlung von 85 € (entspricht ¼ Prozentpunkt) und einer Verteiloption, die eine Ist-Lohnerhöhung um 2% vorsieht, wenn in Absprache mit dem Betriebsrat 0,5% der Lohnsumme für individuelle Leistungsanreize verwendet werden. Die Metallindustrie und der Bergbau vereinbarten dieselbe Steigerungsrate mit einer Einmalzahlung von 110 € und einer Verteilungsoption von 0,6% der Lohnsumme. Beide Kollektivverträge wurden für 12 Monate abgeschlossen und traten mit 1. November in Kraft.

[130] Auch für die Angestellten der papierverarbeitenden Industrie wurde eine Erhöhung der tariflichen Mindestgehälter um 2,3% beschlossen, aber für 16 Monate; am 1. März 2004 soll dann ein gemeinsamer Kollektivvertrag mit den Arbeitern der papierverarbeitenden Industrie wirksam werden. Die Arbeiter und Angestellten der Papierindustrie erzielten für die Mindestlöhne und -gehälter eine Anhebung um 2,45%, für die tatsächlich gezahlten Löhne und Gehälter um 2,35%, aber mindestens 40 €; in der Nahrungsmittelindustrie beträgt die Steigerungsrate 2,1% für Tarif- und Ist-Löhne. Anfang November kam für die Brauereibeschäftigten ein Abschluss zustande, der rückwirkend ab 1. September eine Erhöhung der Kollektivvertrags- und der Ist-Löhne um 2,2% sowie eine Einmalzahlung von 125 € vorsieht.

[131] Mit Jahresbeginn 2003 trat ein neuer Kollektivvertrag für die Handelsangestellten mit einer Gehaltssteigerung um 2,1% in Kraft. Noch vor der Nationalratswahl wurde Ende Oktober ein Gehaltsabkommen mit den Bundesbediensteten abgeschlossen. Demnach erhalten die Bundesbediensteten und die Wiener Gemeindebediensteten ab Jahresbeginn 2003 um 2,1% höhere Gehälter (mindestens +30 €), für die anderen Landes- und Gemeindebediensteten gilt eine Rate von +1,8%.

[132] Der Kollektivvertrag der Bediensteten der Geldinstitute sieht ab Februar 2003 um 1,9% plus 6 € höhere Gehälter vor, das entspricht einer Gehaltssteigerung um durchschnittlich 2,23%. Die Mindestlöhne und -gehälter der Elektroversorgungsunternehmen wurden nach Höhe gestaffelt um 2,1% bis 2,3% und die tatsächlichen Sätze um 2,1% angehoben mit einer Einmalzahlung von 170 €; der Kollektivvertrag sieht auch eine Verteilungsoption vor.

[133] Die Tariflöhne der Arbeiter wurden in der papierverarbeitenden Industrie mit März 2003 um 2,12% und im Gewerbe ab April bei absolut unveränderter Überzahlung um 2,05% angehoben. Im April traten auch für den Außendienst der Versicherungswirtschaft um 2,2% höhere Tarifgehälter und für die Arbeiter und Angestellten der Textilindustrie um 2,1% höhere Mindest- und 1,9% höhere Ist-Sätze in Kraft.

[134] Mit 1. Mai 2003 werden für die Holzindustrie sowie das Bauhilfs- und Baunebengewerbe zweijährige Kollektivverträge wirksam; sie sehen sowohl für heuer als auch für 2004 jeweils mit 1. Mai eine Steigerung der Mindestlöhne um 2,1%, in der Holzindustrie eine Steigerung der Ist-Löhne um 2,0% vor.

[135] Alois Guger (Alois.Guger@wifo.ac.at), Wolfgang Pollan (Wolfgang.Pollan@wifo.ac.at)
Statistik: Eva Latschka (
Eva.Latschka@wifo.ac.at), Annamaria Rammel (Annamaria.Rammel@wifo.ac.at)

Stark zunehmende Arbeitslosigkeit bei sinkendem Beschäftigungsniveau

Die anhaltend schwache Konjunktur des Jahres 2002 zog einen kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit und einen Rückgang der aktiven Beschäftigung (bereinigt um Bezieher und Bezieherinnen von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld sowie Präsenzdiener) nach sich. Zudem war die Arbeitsmarktentwicklung durch die Auswirkungen der Einführung des Kinderbetreuungsgeldes und der Erhöhung des Antrittsalters für die vorzeitige Alterspension gekennzeichnet.

[136] Im Gefolge der 2002 anhaltend schwachen Konjunktur sank die Beschäftigung erstmals seit 1996. Die Zahl der unselbständigen Beschäftigungsverhältnisse (aktiv Beschäftigte, d. h. ohne Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeldbezug und Präsenzdienst) betrug im Jahresdurchschnitt 3,063.500 und war damit um 14.600 oder -0,5% niedriger als 2001. Dieser Rückgang resultierte aus der rückläufigen Beschäftigung von Männern (-16.700 oder -1,0%), während jene von Frauen geringfügig stieg (+2.100 oder +0,2%).

[137] Die Zahl der selbständig Erwerbstätigen (einschließlich Mithelfende) erhöhte sich mit +3.400 relativ stark (+0,9%). Ein Hauptgrund dafür liegt neben der stetigen Zunahme der gewerblichen und freiberuflichen Selbständigkeit in der mäßigen Verringerung der Selbständigenzahl in der Landwirtschaft: Aufgrund der schlechten Beschäftigungsaussichten verbleiben mehr Personen in landwirtschaftlichen Tätigkeiten als bei besseren Arbeitsplatzchancen.

[138] Während die Zahl der aktiv Beschäftigten zurückging, stieg die Zahl der beim Arbeitsmarktservice registrierten Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt auf 232.400 und damit um über 28.500. Männer waren davon mit +19.100 oder +16,5% stärker betroffen als Frauen, im Gegensatz zu 2001 nahm jedoch auch die Frauenarbeitslosigkeit kräftig zu (+9.500 oder +10,7%). Die Arbeitslosenquote erhöhte sich damit von 2001 auf 2002 um 0,8 Prozentpunkte auf 6,9% (Frauen +½ Prozentpunkt auf 6,4%, Männer +1 Prozentpunkt auf 7,2%)[x]).

Übersicht 31: Der Arbeitsmarkt im Überblick

 

 

 

 

 

 

 

1998

1999

2000

2001

2002

 

 

 

 

 

 

Erwerbstätige

3,446.600

3,478.800

3,506.500

3,522.500

3,532.900

Männer

1,974.000

1,985.200

1,988.100

1,978.400

1,963.800

Frauen

1,472.600

1,493.600

1,518.400

1,544.000

1,569.100

 

 

 

 

 

 

Unselbständig Beschäftigte1)

3,076.700

3,107.900

3,133.700

3,148.200

3,155.200

Männer

1,744.400

1,754.800

1,757.000

1,747.700

1,731.100

Frauen

1,332.300

1,353.100

1,376.700

1,400.400

1,424.100

 

 

 

 

 

 

Ohne Bezug von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdienst1)

2,998.300

3,035.500

3,064.500

3,078.100

3,063.500

Männer

1,732.300

1,742.600

1,744.700

1,735.200

1,718.400

Frauen

1,266.000

1,292.900

1,319.700

1,342.900

1,345.100

 

 

 

 

 

 

Selbständige und Mithelfende2)

369.900

370.900

372.800

374.300

377.700

Männer

229.600

230.400

231.100

230.700

232.700

Frauen

140.300

140.500

141.700

143.600

145.000

 

 

 

 

 

 

Vorgemerkte Arbeitslose3)

237.800

221.700

194.300

203.900

232.400

Männer

129.400

121.500

107.500

115.300

134.400

Frauen

108.400

100.200

86.800

88.600

98.000

 

 

 

 

 

 

Erwerbspersonen

3,684.400

3,700.500

3,700.900

3,726.300

3,765.300

Männer

2,103.400

2,106.700

2,095.600

2,093.700

2,098.100

Frauen

1,580.900

1,593.800

1,605.200

1,632.600

1,667.100

 

 

 

 

 

 

 

In % der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre)

 

 

 

 

 

 

Erwerbsquote4)

67,6

67,6

67,3

67,5

67,9

Männer

76,6

76,5

75,7

75,3

75,2

Frauen

58,5

58,7

58,8

59,5

60,5

 

 

 

 

 

 

Ohne Bezug von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdienst1)

66,1

66,3

66,1

66,2

66,2

Männer

76,1

76,0

75,3

74,8

74,7

Frauen

56,0

56,4

56,7

57,4

57,6

 

 

 

 

 

 

Beschäftigungsquote5)

63,2

63,6

63,8

63,8

63,7

Männer

71,9

72,0

71,8

71,1

70,3

Frauen

54,5

55,0

55,7

56,3

56,9

 

 

 

 

 

 

Ohne Bezug von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdienst1)

61,8

62,3

62,5

62,5

62,0

Männer

71,4

71,6

71,4

70,7

69,9

Frauen

52,0

52,7

53,5

54,2

54,1

 

 

 

 

 

 

 

In % der unselbständigen Erwerbspersonen

 

 

 

 

 

 

Arbeitslosenquote3)

7,2

6,7

5,8

6,1

6,9

Männer

6,9

6,5

5,8

6,2

7,2

Frauen

7,5

6,9

5,9

5,9

6,4

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Arbeitsmarktservice Österreich, WIFO-Berechnungen. - 1) Laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. - 2) Laut WIFO. - 3) Laut Arbeitsmarktstatistik. - 4) Erwerbspersonen. - 5) Erwerbstätige.

 

[139] Dieser Anstieg der Arbeitslosigkeit ist neben Konjunkturfaktoren auch auf die Ausweitung des Arbeitskräftepotentials zurückzuführen: Das Arbeitskräfteangebot stieg (ohne Karenz- und Kinderbetreuungsgeldbezug sowie Präsenzdiener) um 17.300 (Frauen +13.000, Männer +4.300). Sowohl die Zahl der unselbständig beschäftigten (+5.100 oder +1,6%) als auch jene der arbeitslosen (+5.500 oder +18,0%) Ausländerinnen und Ausländer nahmen im Jahr 2002 weiter zu. Damit trugen ausländische Arbeitskräfte über ein Viertel der Zunahme des Arbeitskräfteangebotes.

Abbildung 13: Der Arbeitsmarkt seit 1998

Veränderung gegen das Vorjahr in 1.000

A . . . einschließlich Bezieher und Bezieherinnnen von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld sowie Präsenzdiener, B . . . ohne Bezieher und Bezieherinnnen von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld sowie Präsenzdiener. Die Entwicklung der unselbständigen Beschäftigung wurde durch die Effekte der Einführung des Kinderbetreuungsgeldes anstelle des Karenzgeldes und der damit verbundenen Ausweitung des Bezugszeitraums überlagert. Die tatsächliche Entwicklung der aktiven Beschäftigung wird durch den Verlauf der Linie B ersichtlich.

 

Arbeitsangebotseffekte durch Anhebung des Pensionsantrittsalters und Ausweitung der Bezugsdauer für Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld

[140] Das Arbeitskräfteangebot einschließlich Bezieherinnen und Bezieher von Karenz- und Kinderbetreuungsgeld sowie Präsenzdiener nahm im Jahr 2002 um knapp 39.000 zu. Diese Entwicklung ist jedoch insofern verzerrt, als sie zuvor unselbständig erwerbstätige Bezieher und Bezieherinnen von Karenz- und Kinderbetreuungsgeld einbezieht, die für die Dauer des Bezugs jedoch dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen[y]): Ihre Zahl stieg mit der Einführung des Kinderbetreuungsgeldes (Anfang 2002) und der damit verbundenen Verlängerung der höchstmöglichen Bezugsdauer erheblich (+21.700 oder +37%). Wird das Arbeitskräfteangebot um Karenz- und Kinderbetreuungsgeldbezug sowie um Präsenzdiener bereinigt, so beträgt die Zunahme der Erwerbspersonen von 2001 auf 2002 lediglich 17.300 und ist damit etwas schwächer als im Jahr davor.

[141] Während die bis Ende 2002 laufende Erhöhung des Zugangsalters zur vorzeitigen Alterspension in einem Anstieg des Arbeitskräfteangebotes resultierte, dämpfte die Ausweitung der Bezugsdauer von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld die Entwicklung des für den Arbeitsmarkt tatsächlich verfügbaren Arbeitskräfteangebotes von Frauen deutlich. Das Arbeitskräfteangebot der Männer wuchs nach dem Rückgang in den letzten zwei Jahren 2002 wieder (+4.300), die Steigerung der Erwerbsbeteiligung der Frauen schwächte sich hingegen beträchtlich ab (2001 +26.800, 2002 +13.000). Damit stagnierte die Erwerbsquote der Männer bei knapp 75%, und jene der Frauen stieg leicht auf knapp 58% (ohne Bezug von Kinderbetreuungsgeld und Präsenzdienst).

 

Übersicht 32: Der Arbeitsmarkt der Unselbständigen 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unselbständig Beschäftigte

Arbeitslose

Offene Stellen

 

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

Bezieher und Bezieherinnen von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

 

 

 

 

 

 

 

 

Ø 1998

3,076.700

+21.100

66.800

237.800

+4.400

23.100

+4.100

Ø 1999

3,107.900

+31.200

61.000

221.700

-16.100

31.200

+8.100

Ø 2000

3,133.700

+25.800

58.000

194.300

-27.400

35.500

+4.300

Ø 2001

3,148.200

+14.400

58.600

203.900

+9.600

29.700

-5.800

Ø 2002

3,155.200

+7.000

80.300

232.400

+28.500

23.200

-6.500

 

 

 

 

 

 

 

 

2002,       Ø I. Quartal

3,091.600

+1.500

65.000

278.000

+38.900

22.900

-8.300

                Ø II. Quartal

3,155.500

+4.400

75.700

210.200

+33.800

25.000

-8.600

                Ø III. Quartal

3,224.600

+7.200

85.700

197.000

+26.600

23.500

-6.500

                Ø IV. Quartal

3,148.900

+15.000

94.900

244.400

+14.800

21.400

-2.500

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Arbeitsmarktservice Österreich. Unselbständig Beschäftigte einschließlich Bezieher und Bezieherinnen von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld sowie Präsenzdiener.

 

[142] Für 55- bis 56-jährige Männer und Frauen ergab sich eine kräftige Zunahme der Erwerbsquote (Frauen von 16,0% im Jahr 2001 auf 18,6% 2002, Männern von 39,1% auf 41,5%). Insgesamt erhöhte sich die Erwerbsquote der Altersgruppe zwischen 55 und 65 Jahren dadurch von 27,2% auf 29,8%.

[143] Ein markanter Rückgang der Erwerbsbeteiligung war hingegen für Frauen zwischen 25 und 35 Jahren zu beobachten: Ohne Berücksichtigung von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeldbezug (d. h. ohne gleichzeitige aktive Erwerbstätigkeit oder Arbeitslosigkeit) sank die Erwerbsquote von 68,4% auf 66,3%. Diese Verringerung der Erwerbsbeteiligung jüngerer Frauen bedeutet eine Umkehr des Trends der letzten Jahre und ist im Zusammenhang mit der zunehmenden Dauer von Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit während des Bezugs von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld zu sehen[z]), die die Erwerbsbeteiligung von Müttern mit kleinen Kindern bremst.

Beschäftigungsverluste auch in Dienstleistungsbranchen

[144] Hatten sich die Beschäftigungsverluste 2001 auf wenige Wirtschaftsbereiche konzentriert, so bauten im Gefolge der anhaltenden Konjunkturschwäche im Jahr 2002 bereits weite Teile der Wirtschaft Beschäftigung ab. Bei erstmals seit 1996 sinkender Beschäftigtenzahl verzeichneten nicht nur die Sachgütererzeugung und die Bauwirtschaft Arbeitsplatzverluste (lediglich die Chemieindustrie hielt ihren Beschäftigtenstand konstant), sondern auch der Handel (-3.000 Beschäftigungsverhältnisse, -0,6%). In den Dienstleistungsbereichen "Verkehr und Nachrichtenübermittlung" (-4.000 bzw. -1,8%) und "öffentliche Verwaltung" (-4.800 bzw. -1,0%) ergab sich wie 2001 ein Beschäftigungsrückgang, der wesentlich auf die Strukturanpassung und Privatisierung im Bereich der Postdienste und auf Konsolidierungsmaßnahmen und Verwaltungsreformschritte der öffentlichen Hand zurückzuführen war. Die größten Arbeitsplatzgewinne wurden 2002 in den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (+10.300 bzw. +3,8%), im Gesundheits- und Sozialwesen (+3.700 bzw. +2,3%), im Gaststättenwesen (+2.700 bzw. +1,8%) und im Unterrichtswesen (+1.700 bzw. +1,3%) verzeichnet. In den beiden am stärksten wachsenden Branchen verlangsamte sich jedoch die Wachstumsdynamik gegenüber den letzten Jahren markant, wogegen besonders die Beschäftigung im Gaststättenwesen rascher wuchs als im Jahr 2001.

Übersicht 33: Unselbständig Beschäftigte nach Wirtschaftsklassen

Jahresdurchschnitt 2002

 

Männer

Frauen

Insgesamt

 

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

 

Absolut

Absolut

In %

Absolut

Absolut

In %

Absolut

Absolut

In %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht

16.491

+237

+1,5

9.369

+164

+1,8

25.860

+401

+1,6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bergbau, Industrie und Gewerbe

674.736

-16.087

-2,3

205.054

-7.002

-3,3

879.789

-23.088

-2,6

Bergbau, Steine und Erden

11.636

-186

-1,6

1.642

+48

+3,0

13.278

-137

-1,0

Nahrungsmittel, Getränke, Tabak

39.778

-210

-0,5

34.079

-637

-1,8

73.857

-847

-1,1

Textilien, Bekleidung, Leder

13.355

-972

-6,8

22.064

-1.830

-7,7

35.419

-2.801

-7,3

Holz, Papier, Verlagswesen, Druckerei, Vervielfältigung

58.701

-953

-1,6

20.415

-538

-2,6

79.116

-1.491

-1,8

Chemie, Recycling

42.596

+22

+0,1

17.760

+27

+0,2

60.356

+49

+0,1

Stein- und Glaswaren

22.517

-748

-3,2

6.595

-293

-4,3

29.112

-1.041

-3,5

Erzeugung und Verarbeitung von Metallen

223.565

-4.192

-1,8

56.752

-2.273

-3,9

280.316

-6.466

-2,3

Möbel, Schmuck, Musikinstrumente, Sportwaren, Spielwaren und sonstige Erzeugnisse

29.691

-1.759

-5,6

10.731

-716

-6,3

40.422

-2.475

-5,8

Energie- und Wasserversorgung

23.133

-1.013

-4,2

4.471

-32

-0,7

27.604

-1.045

-3,6

Bauwesen

209.764

-6.076

-2,8

30.545

-758

-2,4

240.309

-6.834

-2,8

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstleistungen

1,027.219

-885

-0,1

1,130.643

+8.977

+0,8

2,157.862

+8.092

+0,4

Handel, Reparatur

240.135

-2.871

-1,2

255.377

-85

-0,0

495.513

-2.955

-0,6

Gaststättenwesen

59.484

+1.618

+2,8

93.680

+1.089

+1,2

153.164

+2.707

+1,8

Verkehr, Nachrichtenübermittlung

172.231

-3.285

-1,9

47.818

-746

-1,5

220.050

-4.030

-1,8

Kredit- und Versicherungswesen

56.676

-470

-0,8

53.681

+683

+1,3

110.357

+213

+0,2

Unternehmensnahe Dienstleistungen

136.266

+5.764

+4,4

141.286

+4.519

+3,3

277.552

+10.283

+3,8

Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung, Sozialversicherungen

225.624

-3.435

-1,5

239.200

-1.374

-0,6

464.824

-4.809

-1,0

Unterrichtswesen

43.307

+254

+0,6

83.104

+1.399

+1,7

126.410

+1.652

+1,3

Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen

37.279

+1.095

+3,0

122.419

+2.557

+2,1

159.698

+3.652

+2,3

Sonstige öffentliche und private Dienste, exterritoriale Organisationen

55.897

+459

+0,8

90.721

+1.102

+1,2

146.618

+1.561

+1,1

Private Haushalte

320

-14

-4,2

3.357

-167

-4,7

3.676

-182

-4,7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Präsenzdiener

11.321

-95

-0,8

11.321

-95

-0,8

Bezieher und Bezieherinnen von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld

1.301

+182

+16,3

79.028

+21.513

+37,4

80.329

+21.696

+37,0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

1,731.068

-16.646

-1,0

1,424.094

+23.654

+1,7

3,155.161

+7.006

+0,2

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

 

Zunahme von Teilzeit- und geringfügiger Beschäftigung

[145] Die wachsende Bedeutung des Dienstleistungsbereichs als Arbeitgeber lässt die Nachfrage nach Arbeitskräften in Berufen steigen, die häufig von Frauen ausgeübt werden (z. B. Gesundheitsberufe). Diese Entwicklung begünstigt die zunehmende Ausweitung von Teilzeitbeschäftigung. Der Anteil der Teilzeitarbeit an allen Beschäftigungsverhältnissen (nach Lebensunterhaltskonzept)[aa]) betrug im Durchschnitt der ersten drei Quartale 2002 laut Mikrozensus 15,1% (2001 14,4%). Dieser Zuwachs wird weitgehend von einer Zunahme der Teilzeitbeschäftigung von Frauen getragen, deren Teilzeitquote sich von 30,8% auf 31,8% erhöhte (Durchschnitt I. bis III. Quartal 2002).

[146] Ebenfalls weiter gestiegen ist die Zahl der geringfügig Beschäftigten. Im Juli 2002 waren knapp 200.000 Personen geringfügig beschäftigt (+5,9% gegenüber 2001), fast drei Viertel davon Frauen. Rund die Hälfte der geringfügig Beschäftigten bezieht zusätzlich ein voll sozialversicherungspflichtiges Einkommen oder eine Transferleistung aus dem Sozialversicherungssystem (insbesondere wegen Arbeitslosigkeit oder Pension), die anderen gehen nur der geringfügigen Beschäftigung nach und verfügen damit über keine sonstige eigenständige sozialversicherungsrechtliche Absicherung.

Übersicht 34: Geringfügig Beschäftigte

Stichtag 1. Juli

 

 

 

 

 

 

 

 

2000

2001

2002

2000

2001

2002

 

Absolut

Absolut

Absolut

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

Männer

50.393

52.269

56.955

+3,2

+3,7

+9,0

Nur geringfügig beschäftigt

18.517

19.805

21.752

-3,7

+7,0

+9,8

Eine geringfügige Beschäftigung

18.105

19.396

21.261

-3,7

+7,1

+9,6

Mehrere geringfügige Beschäftigungen

412

409

491

-4,8

-0,7

+20,0

Mit zusätzlichem Sozialversicherungsverhältnis

31.876

32.464

35.203

+7,7

+1,8

+8,4

Pensionsversicherungspflichtige Erwerbstätigkeit

15.836

15.395

16.062

-4,1

-2,8

+4,3

Leistungsbezug aus der Arbeitslosenversicherung

4.332

4.444

5.621

+101,5

+2,6

+26,5

Leistungsbezug aus der Krankenversicherung

250

239

258

+20,2

-4,4

+7,9

Eigenpension

11.191

12.152

13.001

+6,3

+8,6

+7,0

Mehrere Versicherungsverhältnisse

267

234

261

+27,8

-12,4

+11,5

 

 

 

 

 

 

 

Frauen

131.094

136.182

142.691

+2,8

+3,9

+4,8

Nur geringfügig beschäftigt

73.625

77.790

80.981

-0,7

+5,7

+4,1

Eine geringfügige Beschäftigung

69.951

74.072

77.058

-0,4

+5,9

+4,0

Mehrere geringfügige Beschäftigungen

3.674

3.718

3.923

-5,7

+1,2

+5,5

Mit zusätzlichem Sozialversicherungsverhältnis

57.469

58.392

61.710

+7,6

+1,6

+5,7

Pensionsversicherungspflichtige Erwerbstätigkeit

27.464

27.592

28.189

-3,7

+0,5

+2,2

Leistungsbezug aus der Arbeitslosenversicherung

13.772

13.890

16.068

+44,5

+0,9

+15,7

Leistungsbezug aus der Krankenversicherung

650

716

706

+1,2

+10,2

-1,4

Eigenpension

15.171

15.759

16.192

+5,9

+3,9

+2,7

Mehrere Versicherungsverhältnisse

412

435

555

+15,7

+5,6

+27,6

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

181.487

188.451

199.646

+2,9

+3,8

+5,9

Nur geringfügig beschäftigt

92.142

97.595

102.733

-1,3

+5,9

+5,3

Eine geringfügige Beschäftigung

88.056

93.468

98.319

-1,1

+6,1

+5,2

Mehrere geringfügige Beschäftigungen

4.086

4.127

4.414

-5,6

+1,0

+7,0

Mit zusätzlichem Sozialversicherungsverhältnis

89.345

90.856

96.913

+7,7

+1,7

+6,7

Pensionsversicherungspflichtige Erwerbstätigkeit

43.300

42.987

44.251

-3,9

-0,7

+2,9

Leistungsbezug aus der Arbeitslosenversicherung

18.104

18.334

21.689

+55,0

+1,3

+18,3

Leistungsbezug aus der Krankenversicherung

900

955

964

+5,9

+6,1

+0,9

Eigenpension

26.362

27.911

29.193

+6,1

+5,9

+4,6

Mehrere Versicherungsverhältnisse

679

669

816

+20,2

-1,5

+22,0

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

 

Weiterer kräftiger Anstieg der Arbeitslosigkeit

[147] Nachdem die Arbeitslosigkeit 2001 bereits um 9.600 gestiegen war, wurde im Jahresdurchschnitt 2002 ein weiterer und wesentlich höherer Anstieg um 28.500 (+14%) registriert. Die Arbeitslosenquote erreichte damit 6,9%; jene der Frauen betrug 6,4%[bb]), die der Männer 7,2%.

[148] Die zunehmende Arbeitslosigkeit betraf Arbeitskräfte aller Branchen. Überdurchschnittlich stieg die Arbeitslosigkeit in den Altersgruppen der über 55-Jährigen und der unter 25-Jährigen. Unter den Männern ab 60 Jahren erhöhte sich die Zahl der registrierten Arbeitslosen von 2001 auf 2002 um 42,1% (+1.100), unter den Frauen ab 55 Jahren um 42,9% (+2.100). Diese Altersgruppen waren durch die Anhebung des Antrittsalters für die vorzeitige Alterspension um 1,5 Jahre (Anpassungszeitraum bis Ende 2002) betroffen. Die Arbeitslosenquote der Männer ab 60 Jahren erreichte 11,4%, jene der Frauen zwischen 55 und 59 Jahren 10,8% und lag damit jeweils an der Spitze aller Altersgruppen.

[149] Während der kräftige Zuwachs der Arbeitslosigkeit Älterer mit den Veränderungen im Pensionssystem zusammenhängt, dürfte sich die konjunkturbedingte Verschlechterung der Zugangschancen zum Arbeitsmarkt besonders für Jugendliche ausgewirkt haben, die noch eine geringe Arbeitsmarktbindung aufweisen: Die Arbeitslosigkeit der 15- bis 24-Jährigen nahm um 18,4% zu (+5.700). Besonders betroffen war die Gruppe der 20- bis 24-Jährigen - die Arbeitslosenquoten der 20- bis 24-jährigen Frauen erreichte 7,5%, jene der Männer sogar 9,5%.

[150] Relativ schwach stieg die Arbeitslosigkeit in den Altersgruppen unmittelbar unter jenen, die von der Anhebung des Antrittsalters für die vorzeitige Alterspension betroffen waren (Frauen zwischen 50 und 54 Jahren +0,7%, Männer zwischen 55 und 59 Jahren +6,8%). Deutlich weniger ungünstig als im Durchschnitt entwickelte sich auch die Arbeitslosigkeit von Frauen zwischen 25 und 29 Jahren (+3,0%) sowie zwischen 30 und 39 Jahren (+7,6%). In diesen Altersgruppen wirkte sich der Rückgang des Arbeitskräfteangebots durch die Neuregelung des Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeldes aus.

 

Übersicht 35: Ausländische Arbeitskräfte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

Vorgemerkte arbeitslose Ausländer

 

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

Anteile an der Gesamtbeschäftigung

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

 

 

Absolut

In %

In %

 

Absolut

In %

 

 

 

 

 

 

 

 

Ø 1998

298.600

-200

-0,1

9,7

28.500

+900

+3,4

Ø 1999

306.400

+7.800

+2,6

9,9

27.200

-1.300

-4,4

Ø 2000

319.900

+13.400

+4,4

10,2

25.800

-1.500

-5,3

Ø 2001

329.300

+9.500

+3,0

10,5

30.600

+4.800

+18,8

Ø 2002

334.400

+5.100

+1,6

10,6

36.100

+5.500

+18,0

 

 

 

 

 

 

 

 

2002,       Ø I. Quartal

322.400

+5.400

+1,7

10,4

46.900

+8.500

+22,0

                Ø II. Quartal

336.400

+4.000

+1,2

10,7

31.900

+6.400

+25,2

                Ø III. Quartal

347.700

+4.700

+1,4

10,8

26.400

+4.600

+21,0

                Ø IV. Quartal

331.200

+6.400

+2,0

10,5

39.400

+2.600

+7,2

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Arbeitsmarktservice Österreich.

 

Anhaltende Strukturprobleme in der Arbeitslosigkeit bei sinkender Nachfrage nach Arbeitskräften

[151] Personen ohne Berufsausbildung (d. h. höchstens mit Pflichtschulabschluss) stellen weiterhin 45% der Arbeitslosen. Obwohl die anhaltende Schwäche der Arbeitskräftenachfrage im Jahr 2002 zunehmend auch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit Höherqualifizierter zur Folge hatte, bleiben die Strukturprobleme in der Arbeitslosigkeit erhalten: Während in vielen Bereichen zunehmend Arbeitskräfte mit höherer Qualifikation gesucht werden, haben Arbeitslose überwiegend eine geringe Qualifikation.

[152] Weitere 38% der Arbeitslosen weisen als höchste abgeschlossene Ausbildung einen Lehrabschluss auf. Ihre Arbeitsmarktsituation ist häufig durch den raschen Strukturwandel der Wirtschaft von der Sachgüterproduktion und der Bauwirtschaft (für die ihre Ausbildung adäquat war) hin zu neuen Dienstleistungen beeinträchtigt. Dem Abbau dieser Strukturprobleme muss in den Strategien zur Reduktion der Arbeitslosigkeit besondere Bedeutung zukommen.

[153] Unter den derzeitigen Bedingungen einer gedämpften Wirtschaftsentwicklung werden die Möglichkeiten zum Abbau der Arbeitslosigkeit jedoch vor allem durch das Fehlen von Nachfrage nach Arbeitskräften beschränkt: Wie 2001 nahm die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen 2002 massiv ab (-6.500 oder -22%). Damit kam im Jahresdurchschnitt auf zehn registrierte Arbeitslose eine offene Stelle.

Aktive Arbeitsmarktpolitik im Rahmen des Nationalen Aktionsplans für Beschäftigung (NAP)

[154] Im Nationalen Aktionsplan für Beschäftigung (NAP) legt die österreichische Bundesregierung seit 1998 ihre beschäftigungspolitische Strategie fest, die sich an den Beschäftigungspolitischen Leitlinien der EU orientiert. Der österreichische NAP enthält eine breite Palette von Vorhaben und Zielen; für einige Ziele wurden quantitative Indikatoren der Zielerreichung formuliert, die teilweise auch für die Steuerung der aktiven Arbeitsmarktpolitik eine wesentliche Rolle spielen. Für das Jahr 2002 war die Realisierung der quantitativen Zielvorgaben des NAP vorgesehen.

Folgende Zielvorgaben wurden im NAP festgelegt:

·          Schaffung von 100.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen bis 2002 im Vergleich mit dem Stand 1997,

·          Senkung der Arbeitslosenquote auf 3,5% (nach Eurostat),

·          Halbierung der Übertrittsquoten[cc]) von Jugendlichen in Langzeitarbeitslosigkeit (über 6 Monate) und jener von Erwachsenen in Langzeitarbeitslosigkeit (über ein Jahr),

·          Steigerung der Zahl der in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen integrierten Personen auf durchschnittlich 20% der Arbeitslosen (einschließlich Maßnahmenteilnehmer).

[155] Mit dem EU-Beitritt Österreichs und seit dem Wirksamwerden des NAP im Jahr 1999 wurde eine "Aktivierung" der Arbeitsmarktpolitik erreicht. Die Mittelausstattung der aktiven Arbeitsmarktpolitik wurde verbessert, und die Zahl der Maßnahmen für Arbeitslose nahm zu. Allein die Umsetzung arbeitsmarktpolitischer Förderungsmaßnahmen schlägt sich seither positiv in den Zielindikatoren des NAP nieder:

 

Übersicht 36: Nationaler Aktionsplan für Beschäftigung - Indikatoren für die Arbeitsmarktpolitik

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

Zielwert 2002

 

Anteile in %

 

 

 

Übertrittsquoten Jugendlicher (15 bis 24 Jahre) in die Langzeitarbeitslosigkeit (über 6 Monate)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

9,0

8,7

7,9

4,6

3,5

2,7

3,4

4,5

Männer

7,9

7,7

6,9

4,1

3,2

2,6

3,4

4,3

Frauen

10,5

10,0

9,2

5,2

3,9

2,9

3,5

4,7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übertrittsquoten Erwachsener (ab 25 Jahre) in die Langzeitarbeitslosigkeit (über 1 Jahr)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

6,9

7,4

6,6

4,7

3,8

3,4

3,5

3,5

Männer

5,9

6,5

5,9

4,4

3,6

3,5

3,5

3,2

Frauen

8,3

8,6

7,6

5,1

4,1

3,3

3,5

3,7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Maßnahmenquoten

Maßnahmenindikator

 

 

 

 

 

 

 

 

Leitlinie 3 insgesamt

10,1

13,6

13,7

17,7

19,8

20,2

19,1

20,0

Leitlinie 3 Männer

9,0

12,0

12,0

15,1

16,8

17,2

16,7

18,0

Leitlinie 3 Frauen

11,4

15,6

15,6

20,6

23,2

23,8

22,2

22,8

Q: Arbeitsmarktservice Österreich.

 

[156] Im Jahr 2001 wurden bereits knapp mehr als 20% der Arbeitslosen[dd]) in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen erfasst. Mit dem raschen Anstieg der Arbeitslosigkeit und der nur langsam zunehmenden Ausweitung der Maßnahmen sank diese Quote 2002 auf 19,1% und blieb damit etwas unter dem Zielwert von 20%.

[157] Obwohl durch die Zunahme der Arbeitslosigkeit die Übertrittsquoten in Langzeitarbeitslosigkeit wieder zu steigen begannen, blieben sie sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene unter den Zielwerten für 2002 (sodass die Zielvorgaben erreicht wurden). Lediglich für erwachsene Männer konnte die Übertrittsquote des Jahres 1997 bis 2002 nicht halbiert werden.

[158] Auch das Ziel, die Arbeitslosenquote (laut Eurostat) auf 3,5% zu senken, wurde nicht erreicht: Sie stieg 2002 im Vorjahresvergleich deutlich von 3,6% auf 4,3%. Wider Erwarten wurde auch das Beschäftigungsziel, im Vergleich zum Stand 1997 100.000 Arbeitsplätze zu schaffen, nicht realisiert. Weil die Zahl der aktiv unselbständig Beschäftigten 2002 um 14.600 sank, beträgt der kumulierte Zuwachs der Zahl der Beschäftigungsverhältnisse gegenüber dem Stand von 1997 nun lediglich 95.000. Zudem hat sich die Teilzeitquote seit 1997 von 26,1% auf voraussichtlich 31,8% im Jahr 2002 erhöht. Dem Beschäftigungsanstieg steht somit ein Rückgang geleisteten Arbeitszeit pro Arbeitsplatz gegenüber.

[159] Sehr allgemeine Ziele wie jenes der Schaffung von 100.000 Arbeitsplätzen innerhalb von fünf Jahren hängen jedoch auch stark vom Konjunkturverlauf ab, sodass ihre Erreichung oder Nichterreichung kaum dem Erfolg oder Misserfolg politischer Handlungen zugeschrieben werden kann. Hier müsste die Zahl der entstandenen Arbeitsplätze gegenüber einer Vergleichssituation ohne Konjunktureinflüsse beurteilt werden.

Übersicht 37: Die Arbeitslosigkeit 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorgemerkte Arbeitslose

 

Männer

Frauen

Insgesamt

 

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

Stand

Veränderung gegen das Vorjahr

 

 

 

 

 

 

 

Ø 1998

129.400

+900

108.400

+3.600

237.800

+4.400

Ø 1999

121.500

-7.900

100.200

-8.100

221.700

-16.100

Ø 2000

107.500

-14.000

86.800

-13.400

194.300

-27.400

Ø 2001

115.300

+7.800

88.600

+1.800

203.900

+9.600

Ø 2002

134.400

+19.100

98.000

+9.500

232.400

+28.500

 

 

 

 

 

 

 

2002,       Ø I. Quartal

178.000

+25.300

100.000

+13.700

278.000

+38.900

                Ø II. Quartal

114.500

+21.500

95.700

+12.300

210.200

+33.800

                Ø III. Quartal

104.100

+17.700

92.900

+9.000

197.000

+26.600

                Ø IV. Quartal

140.900

+11.800

103.600

+3.000

244.400

+14.800

Q: Arbeitsmarktservice Österreich.

 

[160] Die im NAP festgelegten quantitativen Zielerreichungsindikatoren wären sowohl auf ihre Aussagekraft als auch auf ihre Wirkung auf den Maßnahmeneinsatz hin zu hinterfragen. So misst die Übertrittsquote in Langzeitarbeitslosigkeit lediglich die Unterbrechung einer Arbeitslosigkeitsepisode, nicht jedoch ob die Integration in den Arbeitsmarkt verbessert wurde oder ob der Mitteleinsatz für die Maßnahmen effizient war. Die Übertrittsquote ist zudem direkt von der Umsetzung und nicht nur vom Erfolg arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen beeinflusst: Schon eine längere Unterbrechung der Arbeitslosigkeit durch eine Maßnahmenteilnahme wird als Verhinderung des Übertritts in Langzeitarbeitslosigkeit erfasst.

[161] Eine stärkere Ausrichtung der Indikatoren für die Erreichung beschäftigungs- und arbeitsmarktpolitischer Ziele auf die Wirkungen der Maßnahmen könnte nicht nur die Erfassung der Probleme auf dem Arbeitsmarkt verbessern, sondern auch eine stärkere Orientierung der mit der Maßnahmenumsetzung betrauten Institutionen an den Effekten der Maßnahmen ermöglichen. In der Diskussion zur Reform der Arbeitsmarktpolitik in Deutschland kritisiert das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA)[ee]): ". . . es genügt nicht, den 'Erfolg' einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme danach zu bewerten, wie viele Personen das jeweilige Projekt durchlaufen und wie viele von ihnen danach (vorübergehend) Anschluss an den ersten Arbeitsmarkt gefunden haben. Damit wird nur ein fundamentales Missverständnis des zugrunde liegenden Evaluationsproblems offenbart: . ." Angestrebt wird eine an den Wirkungen und an der Effizienz orientierte Beurteilung der arbeitsmarktpolitischen Interventionen, die zudem eine enge Rückkoppelung mit den Planungs- und Umsetzungsprozessen der Maßnahmen aufweist.

[162] Helmut Mahringer (Helmut.Mahringer@wifo.ac.at)
Statistik: Christine Braun (
Christine.Braun@wifo.ac.at)

Konjunktureinbruch in der Sachgütererzeugung

[163] In der Sachgütererzeugung hat sich im Jahr 2002 der Konjunkturabschwung von 2001 weiter verschärft. Wesentlicher Auslöser war das Ausbleiben von Nachfrage wichtiger Handelspartner im Ausland. Nach Zuwachsraten zwischen 5% und 17% in den Jahren davor stiegen die Exporte zuletzt um nur 3% und konnten die fehlende Dynamik der Inlandsnachfrage nicht mehr kompensieren. Der anhaltende Konjunktureinbruch wirkte sich negativ auf Produktion und Beschäftigung sowie Cash-Flow und Investitionsbereitschaft der Unternehmen aus.

[164] Mit einer realen Steigerung der Produktion von 0,1% fiel im Jahr 2002 die Entwicklung der Sachgütererzeugung hinter das geringe gesamtwirtschaftliche Wachstum zurück. War im Jahr davor trotz schwacher Konjunktur (Produktion +1,2%) der Mitarbeiterstand noch gehalten worden, so veranlasste die überraschend lang andauernde Nachfrageschwäche die Unternehmen nunmehr dazu, ihre Belegschaft zu verringern. Bei einem Wachstum der Stundenproduktivität um 3,6% gingen die Zahl der Beschäftigten um 2,5% und die geleistete Arbeitszeit je Beschäftigten um 0,9% zurück. Insgesamt wurde mit knapp 600.000 Beschäftigten eine nominelle Wertschöpfung von 42 Mrd. € produziert. Die durchschnittliche Wertschöpfung je Mitarbeiter erreichte 70.000 €. Der Anteil der Sachgütererzeugung an der Entstehung des Bruttoinlandsproduktes betrug nominell 20,6%, an der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung 19,0%.

 

Übersicht 38: Kennzahlen zur Konjunkturlage der Abteilungen nach ÖNACE 2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Produktion je Arbeitstag

Beschäftigung

Produktivität1)

Bruttolohn- und -gehaltssumme

Arbeitskosten2)

 

1995 = 100

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Personen

Veränderung gegen das Vorjahr in %

1995 = 100

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Mio. €

Veränderung gegen das Vorjahr in %

1995 = 100

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nahrungs- und Genussmittel, Getränke

124,5

+3,1

60.775

-0,4

128,8

+3,5

1.593,8

+1,8

84,6

-1,2

Tabakverarbeitung

209,3

+30,2

1.125

+5,5

212,1

+23,4

57,3

+11,9

60,2

-14,1

Textilien und Textilwaren

95,3

+0,0

16.225

-5,6

121,5

+5,9

441,7

-2,6

98,9

-2,6

Bekleidung

49,2

-6,8

8.202

-8,9

84,2

+2,3

162,4

-6,5

138,6

+0,4

Ledererzeugung und -verarbeitung

93,3

-15,5

5.694

-2,5

113,1

-13,3

116,2

+1,4

104,0

+20,0

Be- und Verarbeitung von Holz

138,1

+3,0

26.714

-2,4

163,9

+5,5

686,3

+0,6

73,5

-2,3

Herstellung und Verarbeitung von Papier und Pappe

120,1

+3,7

17.361

+0,9

124,4

+2,8

627,7

+3,7

98,0

-0,0

Verlagswesen, Druckerei, Vervielfältigung

145,9

+0,4

21.321

-3,9

146,1

+4,5

812,7

+0,6

83,1

+0,2

Kokerei, Mineralölverarbeitung, Spalt- und Brutstoffe

99,9

-13,7

2.202

-1,4

143,2

-12,5

155,4

-1,6

88,1

+14,0

Chemikalien und chemische Erzeugnisse

144,0

+5,7

23.535

+3,2

150,1

+2,4

906,3

+4,6

76,8

-1,0

Gummi- und Kunststoffwaren

125,2

-2,9

25.615

-5,1

117,2

+2,4

797,5

-0,1

102,5

+2,9

Glas, Waren aus Steinen und Erden

101,0

-4,8

32.112

-0,6

104,3

-4,2

1.061,6

+1,5

105,4

+6,6

Metallerzeugung und -bearbeitung

134,5

-0,9

31.307

-1,9

141,0

+1,0

1.143,4

-1,5

83,6

-0,6

Metallerzeugnisse

136,6

-1,4

54.919

-2,0

124,1

+0,6

1.678,7

+0,7

96,0

+2,2

Maschinenbau

173,8

+13,7

70.465

+3,5

158,0

+9,9

2.431,3

+4,6

75,7

-8,1

Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräte und -einrichtungen

659,8

-5,6

841

+10,9

311,5

-14,9

23,6

+19,2

29,6

+26,3

Geräte der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u. Ä.

203,0

-14,8

26.294

-0,8

220,1

-14,1

880,1

+1,9

55,3

+19,7

Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik

116,3

-10,6

25.077

-12,9

140,3

+2,6

1.103,6

-11,0

87,4

-0,4

Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik

164,9

+6,5

11.733

+1,6

171,1

+4,8

397,9

+10,7

77,5

+3,9

Kraftwagen und Kraftwagenteile

203,9

-2,1

28.245

-1,8

166,8

-0,2

987,8

+2,3

74,1

+4,4

Sonstiger Fahrzeugbau

179,6

+44,7

5.800

+11,3

145,7

+30,1

234,4

+14,2

76,3

-21,1

Möbel, Schmuck, Musikinstrumente und sonstige Erzeugnisse

115,5

-8,1

33.480

-5,6

145,0

-2,7

842,8

-1,8

86,3

+6,9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sachgütererzeugung

137,9

-0,1

529.041

-1,7

143,2

+1,7

17.142,5

+0,9

83,5

+1,0

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. - 1) Produktion je Beschäftigten. - 2) Bruttolohn- und -gehaltssumme je Produktionseinheit.

 

[165] Der Konjunkturverlauf ließ zu Jahresbeginn optimistische Erwartungen über eine rasche Konjunkturerholung zu. Als bis Mitte des Jahres diese Erwartungen nicht erfüllt wurden, wechselte die Stimmung und wird seither von zögerndem Zuwarten geprägt. Am deutlichsten zeigt sich diese Unsicherheit in den Investitionsplänen der Unternehmen. Nach jüngsten Hochschätzungen im Rahmen der WIFO-Investitionserhebung lagen die Bruttoanlageinvestitionen in der Sachgütererzeugung 2002 um 9,6% unter dem Vorjahresergebnis. Daraus resultiert für das Jahr 2002 ein Niveau von 6,6 Mrd. €. Obwohl die derzeit bekannten Pläne für das Jahr 2003 einen Zuwachs von 5,7% anzeigen, bleiben die meisten Unternehmen noch sehr zurückhaltend. Ohne Berücksichtigung einzelner Großprojekte in der Kfz-Branche ergäbe sich für das laufende Jahr ein weiterer Rückgang um 1,8%.

[166] In Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen war das Jahr 2002 von rückläufigen Rohstoffpreisen und einem Rückgang der Lohnstückkosten charakterisiert. Der Preisindex der Industrierohstoffe (auf Euro-Basis) sank 2002 um 7,6%. Die relativen Lohnstückkosten verringerten sich gegenüber den Handelspartnern um 1,1%. Absolut gingen sie um 0,2% zurück. Der Index des real-effektiven Wechselkurses stieg etwas (+0,8%), d. h. gegenüber den Handelspartnern ergab sich eine leichte Aufwertung. Die Konjunktursituation beeinträchtigte aber auch die Entwicklung der Selbstfinanzierungskraft in der Sachgütererzeugung, die sich nach jüngsten Schätzungen 2002 mit einer durchschnittlichen Cash-Flow-Quote von 9,8% merklich verschlechterte. Im Jahr 2001 war die Ertragslage trotz des Konjunktureinbruchs mit einer Cash-Flow-Quote von 11,3% noch ungewöhnlich günstig gewesen, sodass sich insgesamt ein markanter Rückgang um 1,5 Prozentpunkte ergibt.

 

Übersicht 39: Subjektive Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit

Nach ÖNACE-Obergruppen

 

 

 

 

 

 

 

 

1997

1998

1999

2000

2001

2002

 

Salden aus positiven und negativen Antworten in Prozentpunkten

 

Auf Märkten außerhalb der EU

 

 

 

 

 

 

 

Sachgütererzeugung insgesamt

+7,4

+3,3

+0,7

+11,2

+5,9

+3,7

Vorprodukte

+9,6

+3,3

+1,4

+12,5

+6,3

+3,9

Kraftfahrzeuge

+3,7

+5,9

-3,1

+2,6

+3,5

-8,1

Investitionsgüter

+8,5

+6,4

+2,0

+13,0

+7,9

+7,1

Dauerhafte Konsumgüter

+9,3

+4,6

+1,3

+12,5

+0,7

-1,2

Nahrungs- und Genussmittel

+0,8

+2,5

-0,5

+5,3

+3,7

+6,9

Nichtdauerhafte Konsumgüter

+1,8

-0,5

-2,3

+8,6

+4,8

+0,4

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem EU-Markt

 

 

 

 

 

 

 

Sachgütererzeugung insgesamt

+3,9

+4,8

+0,8

+9,1

+3,5

+1,1

Vorprodukte

+5,5

+3,0

-0,3

+9,6

+2,0

+1,4

Kraftfahrzeuge

+10,4

+16,8

+7,8

+15,5

+4,7

-10,4

Investitionsgüter

+1,9

+7,8

+5,7

+13,4

+8,0

+5,4

Dauerhafte Konsumgüter

+3,2

+3,8

+2,7

+5,7

+0,6

-2,7

Nahrungs- und Genussmittel

+0,8

+1,7

+2,1

+7,9

+8,1

+4,5

Nichtdauerhafte Konsumgüter

+1,6

+6,8

-3,3

+3,2

+1,3

-4,3

Q: WIFO-Konjunkturtest.

 

 

 

Abbildung 14: Konjunkturbeurteilung der Unternehmen

Saisonbereinigte Salden zwischen den Prozentanteilen positiver und negativer Meldungen

Q: WIFO-Konjunkturtest.

 

[167] In der subjektiven Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit war der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Antworten 2002 insgesamt noch positiv. Das gilt sowohl für den EU-Markt - hier nahm der Saldo in den letzten zwei Jahren aber beträchtlich ab - als auch auf Märkten außerhalb der EU, für die trotz rückläufiger Tendenz die optimistischen Antworten deutlich überwiegen. Vor allem die Hersteller von Investitionsgütern sowie von Nahrungs- und Genussmitteln sind optimistisch, während sich die Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit durch die Kraftfahrzeughersteller und Produzenten dauerhafter Konsumgüter auf beiden Märkten von einem positiven in einen negativen Saldo gedreht hat. Auf dem EU-Markt gilt das auch für die Erzeuger nichtdauerhafter Konsumgüter.

 

Abbildung 15: Produktion, Beschäftigung und Produktivität im Sachgüterbereich

Gleitender Vierquartalsdurchschnitt, 1995 = 100

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.

 

 

 

Übersicht 40: Indikatoren für die Sachgütererzeugung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Produktion real1)

+5,8

+1,6

+4,3

+4,8

+3,1

+6,5

+1,2

+0,1

Beschäftigte2)

.

-3,0

-1,4

+0,1

-0,7

+0,0

+0,2

-2,5

Stundenproduktivität3)

+5,7

+4,3

+5,9

+4,6

+4,5

+6,6

+1,4

+3,6

Relative Lohnstückkosten4)

+3,0

-1,7

-4,8

-1,2

-2,1

-5,4

-0,2

-1,1

Warenexporte (SITC 5 bis 8)

+13,2

+5,2

+16,9

+8,8

+6,3

+14,8

+6,1

+3,0

Q: WIFO-Prognose, März 2003; WIFO-Datenbank. - 1) Nettoproduktionswert, real. - 2) Laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. - 3) Produktion je geleistete Beschäftigtenstunde. - 4) In einheitlicher Währung; Minus bedeutet Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.

 

[168] Michael Peneder (Michael.Peneder@wifo.ac.at)
Statistik: Dagmar Guttmann (
Dagmar.Guttmann@wifo.ac.at)

Leichte Stabilisierung in der Bauwirtschaft

[169] Nach dem starken Rückgang im Jahr 2001 hat sich die reale Wertschöpfung der Bauwirtschaft 2002 stabilisiert, sie stieg im Jahresdurchschnitt um 0,2%. Der Konjunkturverlauf war dabei sehr unterschiedlich: Zu Jahresbeginn ging die reale Bauproduktion zurück, in den Sommermonaten trat eine Erholung ein, die allerdings durch die Hochwasserkatastrophe im III. Quartal unterbrochen wurde. Gegen Ende des Jahres 2002 zeichnete sich eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau ab. Der Tiefbau entwickelte sich aufgrund der verstärkten Infrastrukturmaßnahmen deutlich besser als der Hochbau - die Wohnungsneubautätigkeit war gering, der Industrie- und Ingenieurbau schrumpfte bedingt durch die Schwäche der Gesamtwirtschaft. Auch das Baunebengewerbe, insbesondere das Aufbaugewerbe, erlitt beträchtliche Produktionseinbußen.

Die Bauwirtschaft war 2002 von einem ungleichmäßigen Konjunkturverlauf geprägt: Nach dem Rückgang zu Jahresbeginn zeichnete sich in der zweiten Jahreshälfte eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau ab. Der Tiefbau entwickelte sich dank der verstärkten Infrastrukturaufträge der öffentlichen Hand besser als der Hochbau. Die Wohnbautätigkeit war weiterhin schwach, das Baunebengewerbe erlitt beträchtliche Einbußen.

[170] Die schwache Baukonjunktur verschärfte die Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter. Die Zahl der Baubeschäftigten sank im Jahresdurchschnitt 2002 um rund 7.000, nach -10.000 im Jahr 2001. Im Jahresmittel waren rund 43.000 Bauarbeiter arbeitslos, um 8% mehr als im vorangegangenen Jahr.

 

Abbildung 16: Konjunktureinschätzung in der Bauwirtschaft

Q: WIFO-Konjunkturtest in Kooperation mit der EU (DG II/4). Saisonbereinigte Salden zwischen den Prozentanteilen positiver und negativer Meldungen der Unternehmen. Gleitender Durchschnitt . . . Monatsdurchschnitt.

 

[171] Der WIFO-Konjunkturtest spiegelt die unbefriedigende Entwicklung der Bautätigkeit im vergangenen Jahr wider. Nach den Meldungen der Bauunternehmen stabilisierte sich die Bautätigkeit gegen Jahresende etwas. Der starke Beschäftigungsabbau dürfte im vergangenen Jahr zu Ende gegangen sein, die Bauunternehmen planen im Laufe des Jahres 2003 keine vergleichbare Verringerung ihrer Belegschaft.

[172] Die Zulieferindustrie und die Baustoffproduktion litten 2002 unter dem konjunkturbedingten Nachfrageausfall. Der reale Produktionswert der Stein- und keramischen Industrie sank im Jahresdurchschnitt um 0,2%. Die holzverarbeitende Industrie schrumpfte um 4,4% und die Glasindustrie um 0,2%.

 

Übersicht 41: Produktionswert des Bauwesens

 

 

 

 

 

 

 

 

2001

2002

2002

 

 

 

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

Bauwesen insgesamt, laut ÖNACE1)

-2,7

+0,8

+1,4

+4,0

-0,7

-0,7

Hoch- und Tiefbau

-4,4

+3,7

+1,6

+6,5

+1,5

+4,5

Baunebengewerbe2)

-0,2

-3,3

+1,1

-0,1

-4,2

-7,1

 

 

 

 

 

 

 

Laut GNACE3)

-2,9

+1,7

+0,6

+6,4

+0,6

-0,6

Hochbau

-4,0

-0,6

-1,9

+5,7

+1,0

-6,5

Wohnhaus- und Siedlungsbau

-9,7

-1,8

+2,6

-0,3

+1,1

-8,8

Nichtwohnbau4)

+1,6

+0,2

-6,7

+12,0

+1,5

-6,1

Adaptierungen im Hochbau

-4,8

±0,0

+0,5

+3,6

-0,1

-3,4

Tiefbau

-1,4

+5,7

+5,5

+7,8

+0,8

+9,0

Straßen-, Brücken- und Tunnelbau

+1,1

+9,6

+22,5

+13,7

-1,0

+14,4

Spezialbau und sonstiger Tiefbau

-1,6

+4,7

+6,7

+3,1

+2,0

+7,9

Q: Statistik Austria. - 1) Klassifikation laut EU. Wert der abgesetzten Produktion. - 2) Bauinstallation, Ausbau- und Bauhilfsgewerbe. - 3) Güterklassifikation, Wert der technischen Produktion (reine Bauleistung nach Spartengliederung, ähnlich der früheren Baustatistik). - 4) Industrie- und Ingenieurbau, sonstiger Hochbau.

 

[173] Nach den jüngsten Konjunkturtestmeldungen vom März 2003 dürfte sich zwar die Auftragslage in der Bauwirtschaft gebessert haben, die laufende Bautätigkeit wird aber weiter als sehr schwach eingeschätzt. Mit Beginn der Bausaison 2003 wird mit einer leichten Belebung gerechnet. Die Investitionsbereitschaft ist allerdings vor dem Hintergrund der fehlenden Konjunkturdynamik und des Irak-Kriegs vor allem im Industrie- und Gewerbebau sehr gering, und auch im privaten Wohnbau wird zurückhaltend geplant. Die Verschuldungsbereitschaft, insbesondere für den Wohnbau, ist aufgrund der unsicheren allgemeinen Wirtschaftslage sehr gedämpft.

 

Übersicht 42: Beitrag der Bauwirtschaft zum realen Bruttoinlandsprodukt

Zu Preisen von 1995

 

 

 

 

Bauwesen

Bruttoinlandsprodukt

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

1998

+3,9

+3,9

1999

+1,3

+2,7

2000

+1,2

+3,5

2001

-4,8

+0,7

2002

+0,2

+1,0

2003

+1,2

+1,1

2004

+1,5

+1,7

Q: WIFO-Prognose vom März 2003.

 

Umsätze in der Bauwirtschaft leicht gestiegen

[174] Die nominellen Umsätze der Bauwirtschaft erhöhten sich im Jahresdurchschnitt 2002 laut Konjunkturstatistik GNACE um 1,7%, laut ÖNACE um 0,8% (Statistik Austria). Besonders große Einbußen erlitt das Baunebengewerbe. Die Umsätze sanken in dieser Bausparte um 3,3%; das war der stärkste Rückgang seit 1997.

[175] Die einzelnen Bausparten schnitten gemessen an der technischen Produktion (GNACE) sehr unterschiedlich ab. Der Hochbau war mangels Wohnbaunachfrage und wegen der geringen Bautätigkeit im Industrie- und Gewerbebau mit -0,6% rückläufig. Der Tiefbau erzielte dank der regen Aktivitäten im Tunnelbau, Straßen- und sonstigen Tiefbau einen Umsatzzuwachs von 5,7%. Im Wohnhaus- und Siedlungsbau haben sich die Umsätze im Laufe des Jahres stabilisiert. Im Winter verstärkten sich aber die Schwankungen und Umsatzeinbußen. Der Industrie- und Ingenieurbau wurde durch die allgemeine Konjunkturschwäche und den drohenden Irak-Krieg beeinträchtigt, die nominelle Bauproduktion ging um ein Viertel zurück (knapp -22,2%). Der sonstige Hochbau hingegen setzte um rund 10% mehr um als im Vorjahr. Dies ist vor allem auf die Fertigstellung von Bürohäusern, insbesondere im Raum Wien, zurückzuführen. Die Nachfrage nach Adaptierungsleistungen war im Wohnbau und im Hochbau insgesamt sehr schwach: Das Umsatzwachstum kam im Jahresdurchschnitt zum Stillstand (±0,0%), zum Jahresende war ein beträchtlicher Rückgang zu verzeichnen.

 

Übersicht 43: Auftragslage im Hoch- und Tiefbau

 

 

 

 

Auftragsbestände

Auftragseingänge

 

Mio. €

 

 

 

2001

5.454

15.481

I. Quartal

5.286

3.386

II. Quartal

5.758

4.051

III. Quartal

5.670

4.166

IV. Quartal

5.104

3.879

 

 

 

2002

5.312

15.772

I. Quartal

5.115

3.391

II. Quartal

5.492

4.084

III. Quartal

5.543

4.099

IV. Quartal

5.098

4.197

 

 

 

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

2001

+2,0

-3,7

I. Quartal

+0,4

+4,9

II. Quartal

+3,2

-4,3

III. Quartal

+3,4

-1,3

IV. Quartal

+0,7

-11,7

 

 

 

2002

-2,6

+1,9

I. Quartal

-3,2

+0,2

II. Quartal

-4,6

+0,8

III. Quartal

-2,2

-1,6

IV. Quartal

-0,1

+8,2

Q: Statistik Austria.

 

 

 

Übersicht 44: Preisindex des Hoch- und Tiefbaus

1996 = 100

 

 

 

 

 

 

1999

2000

2001

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

Hochbau

+1,1

+1,4

+1,9

+1,3

Wohnhaus- und Siedlungsbau

+0,9

+1,5

+1,7

+1,2

Baumeister

+0,6

+1,6

+1,5

+1,0

Sonstige Baumeisterarbeiten

+1,1

+1,5

+1,9

+1,4

Tiefbau

-1,1

+0,2

-0,1

-0,3

Straßenbau

-1,2

+0,8

+0,6

-0,3

Brückenbau

-0,9

+0,4

-0,2

-0,2

Hoch- und Tiefbau

+0,2

+0,9

+1,1

+0,8

Q: Statistik Austria.

 

[176] Im Gegensatz zu den Hochbausparten verbuchte der Tiefbau im vergangenen Jahr insgesamt deutliche Umsatzzuwächse. Im Straßen-, Brücken- und Tunnelbau stieg der nominelle Produktionswert um 9,6%, im Spezial- und sonstigen Tiefbau um 4,7%. Besonders gut entwickelte sich der Eisenbahnoberbau, die Produktion stieg um 35,3%. Im Wasserbau waren die Aktivitäten um 6,9% geringer als 2001.

[177] Diese sehr unterschiedliche Entwicklung im Hoch- und Tiefbau zeigt auch der WIFO-Konjunkturtest. Die Tiefbauunternehmen meldeten im Jahresverlauf ein besseres Konjunkturbild als die Hochbauunternehmen. Nach den jüngsten Meldungen könnte sich die Auftragslage im Tiefbau in den nächsten Monaten beleben, und auch im Hochbau gibt es Anzeichen einer leichten Entspannung der Situation.

Baubeschäftigung auf historischem Tiefstand

[178] Die Schwäche der Baukonjunktur und der Mangel an Aufträgen zogen den Arbeitsmarkt schwer in Mitleidenschaft. Die Zahl der Baubeschäftigten sank im Jahr 2002 auf rund 240.000, den niedrigsten Wert seit 10 Jahren. Der Beschäftigungsabbau erreichte 6.800, nach -10.400 im Jahr 2001. Seit 1997 sind in der Bauwirtschaft rund 26.000 Arbeitsplätze verlorengegangen. Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich 2002 weiter auf 43.000 - die bisher höchste Marke. Die Zahl der offenen Stellen nahm deutlich ab. Im Jahresdurchschnitt 2002 wurden nur 1.800 Stellen angeboten, um 11% weniger als im vergangenen Jahr und um über die Hälfte weniger als Anfang der neunziger Jahre.

 

Übersicht 45: Beschäftigte, offene Stellen und Arbeitsuchende in der Bauwirtschaft

 

 

 

 

Absolut

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

Arbeitskräfte insgesamt1)

 

 

Ø 1999

262.737

-0,7

Ø 2000

257.576

-2,0

Ø 2001

247.143

-4,1

Ø 2002

240.309

-2,8

 

 

 

Arbeitsuchende2)

 

 

Ø 1999

39.079

-2,5

Ø 2000

36.085

-7,7

Ø 2001

39.837

+10,4

Ø 2002

43.008

+8,0

 

 

 

Offene Stellen

 

 

Ø 1999

2.603

+24,7

Ø 2000

2.938

+12,9

Ø 2001

2.031

-30,9

Ø 2002

1.807

-11,0

Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. - 1) Einschließlich Baunebengewerbe. - 2) NachWirtschaftsklassen (ÖNACE), zuletzt in einem Baubetrieb beschäftigte Arbeitslose.

 

[179] Vor dem Hintergrund der Konjunkturschwäche verteuerten sich Bauleistungen im Jahr 2002 nur wenig. Mit +0,8% war der Anstieg der Preise im Hoch- und Tiefbau geringer als 2001 (+1,1%). Billiger als im Vorjahr waren Tiefbauleistungen (-0,3%), während die Preise im Hochbau um 1,3%, im Wohnhaus- und Siedlungsbau um 1,2% angehoben wurden. Im WIFO-Konjunkturtest beurteilten die Bauunternehmen die Preisentwicklung als ungünstig. Allerdings rechnen sie zu Beginn der Bausaison und der erwarteten Belebung der Auftragseingänge mit einem leichten Anstieg der Baupreise.

 

Übersicht 46: Produktionswert der Zulieferbranchen für die Bauwirtschaft

 

 

 

 

 

Stein- und keramische Industrie

Glasindustrie

Holzverarbeitende Industrie

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

2001

+0,2

+11,2

+1,0

2002

-0,2

+0,3

-4,4

I. Quartal

-1,8

+1,8

-6,5

II. Quartal

+2,1

+3,5

-0,6

III. Quartal

-0,6

-4,0

+5,0

IV. Quartal

-1,2

+0,2

-13,7

Q: Statistik Austria; ÖNACE: Produktionswert der Eigenproduktion und durchgeführte Lohnarbeit nach Güterliste 1.

 

[180] Das WIFO prognostiziert (Konjunkturprognose von Ende März) für das Jahr 2003 eine geringfügige Beschleunigung der realen Produktionsentwicklung in der Bauwirtschaft auf +1,2%. Damit wächst die Bauwirtschaft im Gleichklang der sehr schwachen gesamtwirtschaftlichen Konjunktur.

[181] Margarete Czerny (Margarete.Czerny@wifo.ac.at)
Statistik: Monika Dusek (
Monika.Dusek@wifo.ac.at)

Energieverbilligung lässt Verbrauch steigen

[182] Die kurzfristige Entwicklung des Energieverbrauchs wird in Österreich vor allem vom Einfluss der Witterung (gemessen in Heizgradtagen) bestimmt. Ein geringer Rückgang der Zahl der Heizgradtage von 2% wie im Jahr 2002 kann jedoch die anderen Faktoren, die den Verbrauch an Energieträgern jeweils unterschiedlich steigern, nicht kompensieren. Die wichtigsten anderen Einflüsse auf den Verbrauch sind

die Entwicklung der Energiepreise,

die technologischen Entwicklungen, die autonome Substitutionsprozesse zwischen Energieträgern bewirken (Zunahme des Gas- und Stromverbrauchs, Abnahme des Kohle- und Heizölverbrauchs).

Erdölverbilligung belebt Tanktourismus

Witterungsbedingt (Zahl der Heizgradtage -2%) ergab sich 2002 eine Entlastung für den Energieverbrauch. Dennoch nahm der Verbrauch von Erdgas (+4,3%) und elektrischer Energie (+2,2%) zu. Lediglich der Verbrauch von Gasöl für Heizzwecke (-11,5%) reagierte auf den Einfluss des Wetters. Die Preise aller Energieträger außer Kohle sanken (vor allem Heizöl extra leicht: -7,3%), während Rohöl 2002 etwa gleich viel kostete wie 2001. Der weitere Rückgang der Treibstoffpreise (Super plus -2,8%, Dieselöl -3,0%) hatte einen Anstieg des Treibstoffverbrauchs (Superbenzin +7,4%, Diesel +8,9%) zur Folge, der zum Teil auf Tanktourismus zurückzuführen ist. Der Verbrauch von Flugpetroleum verringerte sich 2002 neuerlich (-5,5%). Österreich hatte bereits 2001 seine Position als Nettoexporteur von elektrischer Energie verloren; diese Entwicklung setzt sich 2002 fort - der Nettoimportüberschuss betrug bereits 1,5% des Verbrauchs (2001: 0,4%).

[183] Der Erdölpreis ist vom Tiefststand des Jahres 1998 (12,7 $ je Barrel) bis 2000 auf über 28 $ je Barrel gestiegen und seitdem wieder leicht gesunken. Auf Basis von Monatsdaten wird die starke Zunahme der Volatilität der Rohölpreise noch deutlicher. Im Durchschnitt des Jahres 2002 war der Preis der für Österreich maßgeblichen Sorte Brent mit etwa 25 $ je Barrel kaum höher als 2001. Als Gefolge der Irak-Krise verteuerte sich Erdöl in den ersten zwei Monaten 2003 auf etwas mehr als 32 $ je Barrel und wurde nach dem Kriegsbeginn wieder billiger.

[184] Die IEA kommt in ihren Arbeiten zu dem Schluss, dass die Versorgungssicherheit durch die Ausfälle in Venezuela und im Irak nicht in dem Ausmaß bedroht sei, dass kurzfristig kräftige Preiserhöhungen zu erwarten wären. Mittelfristig steigt jedenfalls die Abhängigkeit der erdölimportierenden Länder von der Förderung der OPEC-Länder im Mittleren Osten. Deren Anteil an der Weltförderung von Rohöl wird laut IEA in einem "Baseline-Szenario" (keine Veränderung der Rahmenbedingungen) von derzeit etwa 21% bis 2020 auf rund 38% zunehmen. Das Szenario basiert auf der Annahme, dass die Förderpolitik dieser Länder eine solche Ausweitung der Produktion zulässt - dies erscheint nicht in allen internationalen Krisenszenarien gewährleistet. Ein "Hochpreis-Szenario" für Rohöl wäre daher mittelfristig in Erwägung zu ziehen und im Hinblick auf die ökonomischen Auswirkungen neuerlich zu untersuchen. Dabei wären die Annahmen zur Verwendung der Exporterlöse durch die Nettoölexporteure genauer zu prüfen.

[185] Aus der österreichischen Entwicklung im Jahr 2002 (vor allem im Verkehr) ist abzulesen, dass eine permanente Erdölverbilligung ceteris paribus verbrauchserhöhend wirkt, was im Widerspruch zu Zielsetzungen einer nachhaltigen Entwicklung steht. Die Energiepreise sanken im Jahr 2002 teilweise kräftig (vor allem im 1. Halbjahr), großteils wegen der verzögerten Reaktionen auf den Erdölpreisrückgang 2001. Lediglich der Kohlepreis (Preis fester Brennstoffe) stieg 2002 (+1,2%), während Heizöl extra leicht (-7,3%) sowie Treibstoffe (Superbenzin -2,8%, Dieselöl -3,0%) wesentlich billiger waren als im Vorjahr. Der Gas- und der Strompreis sanken 2002 ebenfalls.

 

Übersicht 47: Energiepreise im Jahr 2002

 

 

 

 

 

1. Halbjahr

2. Halbjahr

2002

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

Heizöl, extra leicht

-8,4

-6,1

-7,3

Heizöl, leicht

-3,2

-3,9

-3,5

Strom

-3,1

-2,8

-2,9

Gas

-2,1

-0,2

-1,1

Feste Brennstoffe

+0,7

+1,6

+1,2

 

 

 

 

Treibstoffe

 

 

 

Benzin Super plus

-7,3

+1,9

-2,8

Dieseltreibstoff

-5,6

-0,4

-3,0

Q: Statistik Austria, Verbraucherpreisindexgruppe Energie.

 

[186] Da für das Jahr 2002 wie bereits 2001 noch keine offiziellen Daten des Wirtschaftsministeriums zum Energieverbrauch vorliegen, musste auf Schätzungen der OMV zurückgegriffen werden. Daraus errechnet sich über alle Rohölprodukte ein auf dem Niveau von 2001 konstanter Verbrauch; witterungsbedingt nahm der Absatz von Brennstoffen ab (Gasöl für Heizzwecke -11,5%), während der Verbrauch von Treibstoffen nach der Pause 2001 wieder kräftig stieg (Superbenzin +7,4%, Dieselöl +8,9%), wie es dem Trend seit 1995 entspricht. Deutlich rückläufig war 2002 der Bedarf an Flugpetroleum (-5,5%).

 

Übersicht 48: Mineralölprodukte

 

 

 

 

 

2001

2002

2002

 

1.000 t

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

Verbrauch

11.248

11.276

+0,2

Flüssiggas

143

175

+22,5

Normalbenzin

600

590

-1,6

Superbenzin

1.398

1.502

+7,4

Flug- und Leuchtpetroleum

554

524

-5,5

Dieseltreibstoff

4.675

5.093

+8,9

Gasöl für Heizzwecke

1.961

1.736

-11,5

Heizöle

1.165

947

-18,7

Sonstige Produkte der Erdölverarbeitung

752

709

-5,7

Q: Statistischer Ausschuß des Fachverbandes der Mineralölindustrie Österreichs.

 

[187] Die Entwicklung des Treibstoffverbrauchs zeigt deutlich die Effekte der Preissenkungen. Das WIFO hat bereits mehrmals die Bedeutung des Tanktourismus für Österreich analysiert. Bestimmend sind hier der Unterschied zwischen dem Bruttopreis in Deutschland und in Österreich sowie die Veränderungen des österreichischen Preisniveaus. Derzeit liegt der Bruttopreis beider Treibstoffsorten weit unter dem deutschen Niveau (Superbenzin am 17. März 2003 Deutschland 1,142 €, Österreich 0,93 €, Dieselöl Deutschland 0,971 €, Österreich 0,799 €), und beide Treibstoffpreise sind im Jahr 2002 gesunken. Österreich zählt hier derzeit europaweit zu den Niedrigpreisländern, nur in Griechenland, Irland und Luxemburg (der "Tankstelle Europas"), Portugal und Spanien sind Treibstoffe noch billiger. Auf Basis der Analysen des WIFO war demnach Tanktourismus ein entscheidender Faktor für den Anstieg des Treibstoffverbrauchs in Österreich im Jahr 2002. Dieser Tanktourismus ist einerseits mit höheren Steuereinnahmen für Österreich verbunden, andererseits werden in der CO2-Emissionsinventur die mit dem Verbrauch der Treibstoffe verbundenen Emissionen ebenfalls Österreich zugerechnet. Letzteres wird im Rahmen des "Kyoto"-Prozesses an Bedeutung gewinnen: Wenn die Emissionsreduktionsziele verschärft werden, erhalten Länder einen Anreiz, nicht mehr Empfänger von Tanktourismus zu sein.

Österreich wird Nettoimporteur von Strom

[188] Im Jahr 2002 wurde die Statistik für elektrische Energie weitgehend umgestellt und nun von E-Control auf Basis neuer Konzepte erhoben. Auf aggregierter Ebene von Gesamterzeugung und –verbrauch hat E-Control eine Überleitung für das Jahr 2001 berechnet, sodass 2001 und 2002 auf dieser Ebene vergleichbar sind[ff]). Nicht vergleichbar auf Basis der Monatsdaten sind jedoch die Wärme- und die Wasserkrafterzeugung, da die Erhebungsmasse der "sonstigen Erzeuger" auf Basis der Monatsmeldungen nicht aufschlüsselbar ist; diese Daten können erst mit erheblicher Verzögerung aus der Jahresrechnung ermittelt werden. Daher ist auch eine Aufteilung der Wärmekrafterzeugung nach Energieträgern derzeit nicht möglich.

[189] Insgesamt stieg die Stromerzeugung 2002 um 1,6%, der Verbrauchszuwachs von 2,2% wurde daher teilweise aus einem Anstieg der Stromimporte alimentiert. In seinen "Energieszenarien 2020"[gg]) geht das WIFO davon aus, dass in Zukunft vor allem durch eine Normalisierung der Wasserführung der Flüsse gegenüber den Rekordjahren 1999 und 2000 höhere Importe bzw. höhere Wärmekrafterzeugung notwendig werden. Wenn dann überdies wie im Jahr 2002 die Wärmekrafterzeugung zurückgeht, hat das bei gegebenem Verbrauch eine Ausweitung der Importe zur Folge. Bereits 2001 drehte sich der Saldo im Außenhandel mit elektrischer Energie in ein Passivum. 2002 stiegen die Stromimporte um 6,5% und die Exporte um 1,5%, Österreich wurde damit noch deutlicher als 2001 zum Nettoimporteur von elektrischer Energie (2001 Nettoimporte von 0,4% des Verbrauchs, 2002 1,5%). In den WIFO-Energieszenarien wird ein Anstieg des Nettoimportsaldos auf bis zu 3% des Verbrauchs erwartet. Der Verbrauch an elektrischer Energie erhöhte sich 2002 um etwa 1.300 GWh; dieser Wert lag leicht über dem Durchschnitt des langfristig erwartenden Verbrauchswachstums.

 

Übersicht 49: Elektrischer Strom

 

 

 

 

 

2001

2002

2002

 

GWh

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

Erzeugung

61.278

62.236

+1,6

Wasserkraft

41.837

38.093

.

Wärmekraft

20.416

19.377

.

Sonstige

-975

4.766

.

Einfuhr

14.465

15.398

+6,5

Ausfuhr

14.253

14.462

+1,5

Verbrauch1)

59.373

60.669

+2,2

Q: E-Control - 1) Ohne Pumpstrom.

 

Schwacher Anstieg des Erdgasverbrauchs

[190] Die Nachfrage nach Erdgas wurde 2002 durch die Witterungsbedingungen und die Entwicklung der Wärmekrafterzeugung gedämpft. Da gleichzeitig Gas billiger wurde und aufgrund technologischer Entwicklungen autonome Substitutionsprozesse zugunsten von Gas ablaufen, nahm der Verbrauch von Erdgas 2002 trotzdem zu (+4,3%). Dieser Anstieg lag allerdings unter dem langjährigen Durchschnitt. Während die Förderung um 3,1% ausgeweitet wurde, erhöhte sich die Einfuhr etwas stärker (+4,7%). Der Markt für Erdgas wurde 2002 liberalisiert, ausländische Anbieter könnten in nächster Zeit hereindrängen. Wie auf dem Markt für elektrische Energie hätte das eine Senkung des Preisniveaus und zugleich eine Zunahme von Verbrauch und Importen zur Folge. Erdgas könnte dadurch gegenüber anderen fossilen Energieträgern in der Industrie und bei den Haushalten wettbewerbsfähiger werden und diese verstärkt verdrängen.

 

Übersicht 50: Erdgas

 

 

 

 

 

2001

2002

2002

 

Mio. m³

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

Förderung

1.954

2.015

+3,1

Einfuhr

6.276

6.570

+4,7

Ausfuhr

Verbrauch

8.230

8.584

+4,3

Q: Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten.

 

[191] Kurt Kratena (Kurt.Kratena@wifo.ac.at)
Statistik: Susanne Kopal (Susanne.Kopal@wifo.ac.at)

Stabile Nachfrage im Güterverkehr

[192] Die Nachfrage nach Güterverkehrsleistungen entwickelte sich 2002 relativ günstig. Die Exportlieferungen (2002: 43,8 Mio. t) wuchsen kräftig (+5,8% gegenüber 2001), das Wachstum der Warenimporte (69,5 Mio. t) schwächte sich leicht ab (+2,9%). Der Binneneinzelhandel einschließlich Kfz-Handel schrumpfte real um 0,8%. Die Produktionssteigerungen in einigen transportintensiven Branchen belebten den Güterverkehr: Chemie +6,1% gegenüber 2001, Bergbau +5,7%, Holz +4,1%, Papier +4,1%, Steine, Erden +3,9%, Nahrungsmittel und Getränke +3,6%. Die Bereiche Mineralöl (-13,6%), Glas, Steinwaren (-3,6%) und Metalle (-0,5%) meldeten Produktionsrückgänge. Insgesamt wuchs die Produktion des Sektors Bergbau und Sachgütererzeugung 2002 um 0,6%. Die Bauproduktion erreichte knapp das Vorjahresergebnis.

[193] Die Güterverkehrsleistungen der Bahn nahmen gegenüber 2001 um 1,4% zu. Entsprechend der günstigen Exportentwicklung wuchs der Ausfuhrverkehr kräftig (+4,6%). Der Einfuhr- (+1,5%) und der Inlandverkehr (+1,9%) entwickelten sich mäßig. Im Transitverkehr (-2,3% gegenüber 2001) war nach dem starken Wachstum im Jahre 2001 wieder ein Rückgang zu verzeichnen. Saisonbereinigt erreichte die Entwicklung des Güterverkehrs der Bahn im I. Quartal 2002 ihren Höhepunkt. Im III. Quartal brach der Ein- und Ausfuhrverkehr stark ein. Der Inland- und der Einfuhrverkehr stabilisierten sich im IV. Quartal wieder. Die ÖBB nahmen aus dem Güterverkehr 2002 824 Mio. € ein (-0,3% gegenüber 2001). Die durchschnittlichen Tariferträge je Tonnen-Kilometer lagen mit 0,0467 € um 1,6% unter dem Wert von 2001.

 

Übersicht 51: Güterverkehr

 

 

 

 

 

2002

2002

Ø 1996/2001

 

Absolut

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Veränderung in %

 

 

 

 

ÖBB1)     Mio. n-t-km

17.627

+1,4

+4,6

Inland Mio. n-t-km

4.114

+1,9

+5,6

Einfuhr               Mio. n-t-km

5.700

+1,5

+6,6

Ausfuhr             Mio. n-t-km

3.944

+4,6

+2,6

Transit               Mio. n-t-km

3.869

-2,3

+3,2

Lkw und Anhänger
(neuzugelassene Nutzlast)    in t

84.424

-10,5

+2,6

Fuhrgewerbe    in t

22.021

-17,8

+8,7

Werkverkehr      in t

62.403

-7,6

+0,7

Schifffahrt2)           1.000 t

12.194

+5,5

+4,3

Rohrleitungen, Mineralöl         Mio. n-t-km

7.928

-1,2

+2,7

Einfuhr und Inland             Mio. n-t-km

3.629

                +              2,6

+0,2

Transit               Mio. n-t-km

4.298

-4,1

+4,9

Luftfahrt3)              1.000 t

127

                +              1,5

+2,3

Q: ÖBB, Statistik Austria, WIFO-Berechnungen, OMV, Adria-Wien Pipeline GmbH, TAL (Transalpine Oelleitung). - 1) Vorläufige Werte, ohne Stückgut. - 2) Güterverkehr auf der Donau, insgesamt. - 3) Fracht, An- und Abflug.

 

[194] Das erste EG-Eisenbahnpaket der Richtlinien 2001/12 bis 2001/14/EG hatten die Gesetzgeber der Mitgliedsländer bis zum 15. März 2003 umzusetzen. Es öffnet den Markt für grenzüberschreitende Güterverkehrsdienste auf dem transeuropäischen Schienengüternetz. Ab 2008 wird das gesamte Eisenbahnnetz der EU-Länder für grenzüberschreitende Dienste offen sein. Für die Erbringung von Eisenbahnverkehrsdiensten und den Betrieb der Infrastruktur sind organisatorisch getrennte Einheiten einzurichten. Die Rechnungsführung für Personen- und Güterverkehrsdienste hat separiert zu erfolgen. Eisenbahnunternehmen erlangen die Genehmigung zur Benützung des transeuropäischen Schienennetzes, wenn sie bestimmte wirtschaftliche und sicherheitstechnische Voraussetzungen erfüllen. Die Infrastrukturbetreiber müssen die Nutzungsbedingungen, die Regeln für die Zuweisung von Fahrwegkapazitäten ("Zugtrassen") und das Nutzungsentgelt festlegen und veröffentlichen. Damit soll die Basis für einen fairen Wettbewerb zwischen den Eisenbahngesellschaften gegeben sein. Bisher ließ sich der Wettbewerb im Schienengüternetz recht zögerlich an. Die nationalen Bahngesellschaften versuchen durch Kooperationen, ihr internationales Angebot zu verbessern. So gründeten ÖBB, Deutsche Bahn und Trenitalia die Brenner RailCargo.

[195] Über die Verkehrsleistungen des Straßengüterverkehrs im Jahre 2002 liegen noch keine Meldungen vor. Im grenzüberschreitenden Güterverkehr dürfte die Straße weiter Marktanteile von der Bahn gewonnen haben. Die anhaltend schwache Nachfrage nach Transportleistungen im Inland, insbesondere im Baugewerbe drückte die Lkw-Investitionen. Das Fuhrgewerbe meldete 2002 um 17,8% weniger neue Nutzlastkapazität an als 2001, der Werkverkehr um 7,6% weniger. Insgesamt betrug der Rückgang der Neuanmeldungen 10,5%. Schwere Lkw (Neuzulassungen -17,2%) und Anhänger (-14,3%) sowie Sattelfahrzeuge (-12,9%) waren besonders schwach nachgefragt. Die Lkw-Neuzulassungen erreichten bereits im II. Quartal 2002 die Talsohle. Der scharfe Wettbewerb im internationalen Straßengüterverkehr bewog einige Unternehmen zu innovativen, aber ungesetzlichen Maßnahmen zur Senkung der Lohnkosten (über 30% der gesamten Lkw-Kosten). Mit der EU-Erweiterung wird sich der Kostendruck für bloße Frachtführer in Hochlohnländern verstärken. Anbieter von komplexen Logistiklösungen werden sich im Wettbewerb mit Unternehmen aus den Beitrittsländern leichter behaupten können.

[196] Am 1. Jänner 2004 soll auf Österreichs hochrangigem Straßennetz die Autobahnmaut für Kraftfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 3,5 t eingeführt werden. Im Mai 2002 beschloss die Asfinag, die Maut elektronisch mittels Mikrowellentechnologie einzuheben. Die EU strebt derzeit eine satellitengesteuerte Lösung an.

 

Abbildung 17: Entwicklung des Güter- und Personenverkehrs

 

[197] Die Durchsatzleistungen der Mineralölrohrleitungen waren 2002 etwas schwächer als im Vorjahr (-1,2% gegenüber 2001). Durch die Transitleitungen wurde um 4,1% weniger Rohöl gepumpt als 2001, der Einfuhr- und Inlanddurchsatz nahm um 2,6% zu. Das Transportaufkommen der Binnenschiffer auf dem österreichischen Donauabschnitt stieg bei durchwegs günstigem Wasserstand auf 12,2 Mio. t (+5,5%). Der Inlandverkehr halbierte sich, Einfuhr- (+11,9%), Ausfuhr- (+22,1%) und Transitverkehr (+9,2%) wuchsen kräftig. Die Verkehrszwecke hatten am Transportaufkommen der Binnenschifffahrt 2002 folgende Anteile: Einfuhr 51,2%, Transit 31,9%, Ausfuhr 12,6%, Binnenverkehr 4,4%.

[198] Die Luftfracht erholte sich nach dem Einbruch im IV. Quartal 2001 leicht. Mit 126.600 t lag das Ergebnis 2002 um 1,5% über dem Wert des Vorjahres.

ÖBB verbessern Angebot im Personenverkehr

[199] Die Nachfrage nach Personenverkehrsleistungen nahm 2002 kaum zu. Der Berufsverkehr stagnierte (Beschäftigte +0,2%), der Reiseverkehr (Nächtigungen +1,4%) entwickelte sich wohl recht günstig, die ständig sinkenden Schülerzahlen drückten aber das Ergebnis im Ausbildungsverkehr. Der Personenverkehr auf der Bahn war 2002 um 0,7% stärker als 2001. Die ÖBB verbesserten ihr Angebot im Ostverkehr. Sie führen seit Ende 2002 zusätzliche Züge nach Ungarn, Tschechien, Slowenien und Kroatien. Auf der Westbahn erlaubten die neuen Ausbaustrecken fahrplanmäßige Reisezeitverkürzungen der IC- und EC-Züge zwischen Wien und Salzburg bzw. Innsbruck. Ein forciertes Refurbishment-Programm passt die Reisewaggons laufend den modernen Standards an. Im Dezember hoben die ÖBB die Fahrpreise um bis zu 9% an. Fahrten auf dem Netz der SBB und der DB wurden für Besitzer der ÖBB-Vorteilscard billiger. Die Tarifeinnahmen der ÖBB aus dem Personenverkehr betrugen 2002 558 Mio. €, um 2,6% mehr als 2001. Die durchschnittlichen Einnahmen je Personen-Kilometer verbesserten sich um rund 2%.

 

Übersicht 52: Personenverkehr

 

 

 

 

 

2002

2002

Ø 1996/2001

 

Absolut

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Veränderung in %

 

 

 

 

ÖBB Schiene          Mio. pkm

8.300

                +              0,7

-3,2

Wiener Linien          Mio. Personen

722

-1,0

+0,9

Luftfahrt1)              1.000 Personen

15.472

                +              1,4

+5,2

Austrian Airlines Group¹)²)               1.000 Personen

8.601

                +              3,2³)

+5,64)

Q: ÖBB-Geschäftsberichte, Wiener Linien, Statistik Austria, Austrian Airlines Group. - 1) Linien- und Charterverkehr, An- und Abflug. - ²) Austrian Airlines Group: AUA, Lauda Air, Tyrolean Airways und Rheintalflug. - ³) Einschließlich Auslandsverkehr. - 4) Nur AUA.

 

 

 

Übersicht 53: Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen

 

 

 

 

 

2002

2002

Æ 1996/2001

 

Stück

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Veränderung in %

 

 

 

 

Pkw

279.493

-4,8

-0,9

Hubraum bis 1.500 cm³

63.879

-3,1

-4,2

Hubraum 1.501 cm³ und darüber

215.614

-5,3

+0,1

 

 

 

 

Lkw

25.648

-8,1

+1,7

Nutzlast bis 1.999 kg

22.399

-7,1

+1,5

Nutzlast 2.000 bis 6.999 kg

1.004

-7,6

-2,3

Nutzlast 7.000 kg und darüber

2.245

-17,2

+4,6

 

 

 

 

Anhänger

19.369

-5,0

-3,0

Nutzlast bis 2.999 kg

17.724

-3,8

-3,6

Nutzlast 3.000 bis 6.999 kg

259

-22,0

+1,6

Nutzlast 7.000 kg und darüber

1.386

-14,3

+4,6

 

 

 

 

Sattelfahrzeuge

3.525

-12,9

+10,7

Q: Statistik Austria.

 

[200] Die Wiener Verkehrsbetriebe beförderten 2002 722 Mio. Personen (-1,0% gegenüber 2001). Die Zahl der Flugpassagiere stieg auf 15,5 Mio. (+1,4%). Im I. Quartal 2002 wurde der hohe Ausfall in der Luftfahrt vom IV. Quartal 2001 fast aufgeholt, in der Sommerreisesaison stagnierte die Zahl der Passagiere. Im IV. Quartal 2002 verzeichneten die Luftgesellschaften einen kräftigen Nachfrageanstieg. Der Irak-Krieg trübt die Aussichten für 2003.

[201] 2002 wurden 279.493 fabriksneue Pkw angemeldet, um 4,8% weniger als 2001. Die Pkw-Nachfrage sank saisonbereinigt ab dem III. Quartal 1999, der Tiefpunkt wurde Mitte 2002 erreicht. Im 2. Halbjahr 2002 nahmen die Neuzulassungen wieder kräftig zu. Die Kfz-Versicherungen registrierten Ende 2002 einen Bestand von 3,987.093 Pkw. Die Pkw-Dichte erreichte damit 490 Pkw je 1.000 Einwohner. Österreich nimmt damit in der Rangliste der EU die vierte Stelle ein (nach Luxemburg, Italien, Deutschland).

[202] Wilfried Puwein (Wilfried.Puwein@wifo.ac.at)
Statistik: Martina Agwi (Martina.Agwi@wifo.ac.at)

Einkommensrückgang in der Landwirtschaft nach der Erholung im Vorjahr

[203] Nach zwei Jahren der Verbesserung blieb das Einkommen der Landwirtschaft 2002 trotz nahezu unveränderter Erzeugung unter dem Ergebnis von 2001. Verantwortlich für die Verringerung waren niedrigere Erzeugerpreise, vor allem von einigen tierischen Produkten. Zwar wurden die Subventionen der Landwirtschaft neuerlich angehoben, die Erhöhung reichte allerdings nicht aus, um die Abnahme der Markterlöse auszugleichen. Damit konnte sich die österreichische Entwicklung nicht von jener in den anderen EU-Ländern abkoppeln, in denen ebenfalls fast durchwegs Einkommensrückgänge zu verzeichnen waren. Die Position der Landwirtschaft im Preisgefüge verschlechterte sich 2002 wieder, nachdem in den zwei Jahren zuvor entgegen dem Trend eine Verbesserung verzeichnet worden war. Die Abwanderung aus der Landarbeit hält an, wenngleich in etwas verringertem Ausmaß. Der Außenhandel mit Agrargütern entwickelte sich günstig; erstmals seit 1985 verringerte sich der negative Außenhandelssaldo auf weniger als 1 Mrd. €, und zwar aufgrund einer Steigerung der Exporte.

Produktion stagniert, Rückgang der Erzeugerpreise

[204] Nach den vorläufigen Ergebnissen zur Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR) von Statistik Austria[hh]) veränderte sich die landwirtschaftliche Produktion im Jahr 2002 dem Volumen nach gegenüber 2001 kaum.

[205] Aufgrund einer Frühjahrstrockenheit wurde weniger Wintergetreide geerntet. Die Abnahme der gesamten Getreideernte wird auch durch die Verringerung der Anbaufläche erklärt. Die Produktion von Handelsgewächsen nahm zu, wobei der Ausweitung der Ölfrüchte (bedingt durch Flächen- und Ertragssteigerungen von Sonnenblumen) und Zuckerrüben geringere Ernten von Eiweißpflanzen gegenüberstehen. Ungünstige Witterungsbedingungen verursachten Produktionsausfälle von Steinobst und Rotwein, während die Ernte von Kernobst und Weißwein besser ausfiel als 2001. Die Hochwasserkatastrophe vom Sommer 2002 verursachte zwar lokale Ernteausfälle (vor allem im Gemüse- und Maisanbau), insgesamt wurde die pflanzliche Produktion durch die Frühjahrstrockenheit aber stärker beeinflusst.

[206] Die Produktion von Rindfleisch ging ebenso zurück wie der Rinderbestand. Die Produktion von Schweinefleisch nahm zwar zu, die starke Verringerung der Ferkelbestände zu Jahresende lässt für das laufende Jahr jedoch einen zyklischen Abschwung erwarten. Bedingt durch die Milchquotenregelung verändert sich die Milchproduktion kaum. Dem Volumen nach war die gesamte Erzeugung tierischer Produkte gegenüber dem Jahr zuvor nahezu unverändert.

[207] Nach einer für die Landwirtschaft günstigen Preisentwicklung in den vorangegangenen Jahren sank das Preisniveau landwirtschaftlicher Erzeugnisse 2002. Diese Aussage gilt sowohl für die Entwicklung zu Erzeuger- als auch zu Herstellungspreisen, wenngleich in den einzelnen Gütergruppen abweichende Tendenzen zu beobachten sind.

[208] Der Preisindex der pflanzlichen Produktion zu Erzeugerpreisen sank um 0,7%. Deutliche Preiseinbußen für die Getreideproduzenten folgten der 2001 eingeleiteten und 2002 voll wirksamen Senkung des Interventionspreises. Eine Ausnahme bildet Hartweizen, für den höhere Preise erzielt wurden. Mit sinkenden Erlösen waren auch die Produzenten von Erdäpfeln, Öl- und Eiweißpflanzen konfrontiert, während die Erzeugerpreise von Obst und Gemüse beträchtlich stiegen.

[209] In der Tierhaltung sanken die Erzeugerpreise stark. Grund dafür waren die Entwicklungen auf den Märkten für Milch und Schweinefleisch. Für beide Güter waren im Jahr zuvor überdurchschnittlich gute Preise erzielt worden. Trotz der in der Agenda-2000-Reform beschlossenen Änderung der Marktordnung für Rindfleisch (Mitte 2002 wurde der Interventionspreis durch einen um 26% niedrigeren Grundpreis abgelöst) erhöhten sich die Rinderpreise im Jahresdurchschnitt. Dies ist teilweise als Erholung nach dem Einbruch aufgrund der BSE-Krise zu interpretieren.

Sinkendes Einkommen, steigende Subventionen und anhaltende Abwanderung aus der Landarbeit

[210] Die Erzeugung von "landwirtschaftlichen Dienstleistungen" und "nichttrennbaren nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten" änderte sich 2002 nur geringfügig. Ihre Summe entsprach 11% des Wertes der tierischen und pflanzlichen Produktion (zu Erzeugerpreisen). Fasst man beide Positionen mit der Erzeugung landwirtschaftlicher Güter zusammen, dann nahm die zu Erzeugerpreisen bewertete Produktion des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs insgesamt um 3,8% ab.

[211] Die Gütersubventionen (Förderungen aus der "ersten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik") waren aufgrund des Anstiegs der Tierprämien höher als im Vorjahr. Sie wurden entsprechend den Agenda-2000-Beschlüssen als Begleitmaßnahme zur Änderung der Marktordnung für Rindfleisch angehoben. Die Summe der gezahlten Gütersteuern blieb 2002 nahezu unverändert auf dem Niveau von 2001. Nach Berücksichtigung dieser beiden Positionen nahm der Wert der Erzeugung des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs bewertet zu Herstellungspreisen um 3,1% ab.

 

Übersicht 54: Subventionen und Steuern in der österreichischen Landwirtschaft

 

 

 

 

 

 

2000

2001

2002

 

Mio. €

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

Förderungen insgesamt

1.517

1.728

1.779

+2,9

Gütersubventionen

465

508

535

+5,2

Kulturpflanzen

339

349

341

-2,4

Nutztiere

126

159

194

+22,1

Sonstige Subventionen

1.052

1.220

1.244

+1,9

Stilllegung von Ressourcen

33

35

34

-4,2

Agrarumweltprogramm ÖPUL

543

590

606

+2,7

Ausgleichszulage

201

282

293

+4,1

Extensivierungsprämie

41

43

44

+2,3

Förderungen von Investitionen

129

144

149

+3,4

Übrige Subventionen

105

127

118

-6,4

 

 

 

 

 

Steuern und Abgaben

.

140

146

+4,0

Gütersteuern

.

45

44

-1,2

Sonstige Produktionsabgaben

.

95

101

+6,4

Q: Statistik Austria, LGR; Bundesanstalt für Agrarwirtschaft. Vorläufige Werte.

 

[212] Das Programm zur ländlichen Entwicklung (die "zweite Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik"), aus dem der überwiegende Teil der "sonstigen Subventionen" gespeist wird, wurde im Jahr 2001 eingeführt und brachte weitreichende Änderungen der Ausgleichszulage und des Agrarumweltprogramms. Die Förderungen aus beiden Titeln wurden im Jahr 2002 weiter ausgeweitet, jedoch in viel geringerem Umfang als im Jahr der Neueinführung. Der Zuwachs der Prämien des Agrarumweltprogramms erklärt sich dadurch, dass nach wie vor Landwirte vom Vorläuferprogramm in das aktuelle Programm wechselten und nun an höher dotierten Maßnahmen teilnehmen.

Änderung der Methode der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung

Bisher wurden die Ergebnisse der Land- und forstwirtschaftlichen Gesamtrechnung nach dem Eurostat-Handbuch von 1989 vom WIFO ermittelt1). Die Überarbeitung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im Jahr 1995 erforderte Änderungen der Grundmethodik der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung, die im Jahr 2000 vorgestellt wurden2). Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR) ist ein Satellitenkonto der VGR, das ergänzende Informationen enthält und somit an die besonderen Bedürfnisse der Landwirtschaft angepasst ist. Die österreichische LGR wird von Statistik Austria erstellt.

Die wichtigsten Neuerungen gegenüber dem Konzept von 1989

Das "Bundeshofkonzept" wurde abgelöst. Bisher stellte der "Bundeshof" einen einzigen, fiktiven landwirtschaftlichen Betrieb dar, der eine "Endproduktion" (pflanzliche und tierische Erzeugung) herstellte. Güterströme zwischen den Betrieben wurden weder auf der Output- noch auf der Inputseite verbucht, sofern nicht Unternehmen anderer Sektoren dazwischengeschaltet wurden.

Abweichend von der bisher ausgewiesenen Endproduktion bezieht das neue Konzept den Handel mit landwirtschaftlichen Waren und Dienstleistungen zwischen landwirtschaftlichen Einheiten ein, denn die Basis sind nun die "örtlichen und fachlichen Einheiten". Auch der innerbetriebliche Verbrauch an Futtermitteln (marktfähig oder nicht) wird als Produktion ausgewiesen und in weiterer Folge unter den Vorleistungen berücksichtigt. Die Wahl der fachlichen örtlichen Einheiten als Basiseinheit erlaubt neben der Erfassung des homogenen landwirtschaftlichen Outputs des Sektors nun auch die Berücksichtigung von Dienstleistungen (z. B. spezialisierte Maschinenleistungen für landwirtschaftliche Lohnarbeit) und "nichttrennbaren nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten" (z. B. Verarbeitung eigener Erzeugnisse, Urlaub am Bauernhof).

Zur Bewertung der Produktion wird neben dem Erzeugerpreis (d. h. Ab-Hof-Preis ohne Mehrwertsteuer) auch der Herstellungspreis herangezogen. Dieser ist definiert als der vom Produzenten empfangene Preis abzüglich aller Gütersteuern, jedoch einschließlich aller Gütersubventionen. Die Gütersubventionen (im Wesentlichen die Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik für bestimmte Kulturpflanzen und Nutztiere) und Gütersteuern (z. B. Werbekostenbeiträge) werden für die einzelnen Positionen ermittelt und nicht mehr im Einkommensentstehungskonto gebucht. Dort scheinen die davon getrennten "sonstigen Produktionsabgaben" (z. B. Nettozahllast bzw. Nettogewinn an Mehrwertsteuer, Kommunal- und Grundsteuer) und "sonstigen Subventionen" (z. B. Agrarumweltprogramm und die Ausgleichszulage) auf.

Zur Beschreibung der Entwicklung von Beschäftigung und Einkommen in der Landwirtschaft wurde bisher die Zahl der Erwerbstätigen (differenziert in Selbständige und mithelfende Familienangehörige sowie unselbständig Beschäftigte) herangezogen. Die Entwicklung des Einkommens wird nun zu jener der Jahresarbeitseinheiten (JAE) in Beziehung gesetzt. Eine JAE entspricht der an der Arbeitszeit gemessenen Arbeitsleistung einer Person, die ganztägig und während eines ganzen Jahres beschäftigt ist. Statt JAE wird häufig der Begriff "Vollzeitäquivalent" verwendet, und es wird zwischen entlohnten und nichtentlohnten JAE unterschieden. Im wichtigsten Einkommensindikator der LGR, dem "Indikator A", wird die Veränderung der realen Nettowertschöpfung zu Faktorkosten (reales Faktoreinkommen) bezogen auf die JAE ausgewiesen (zur Deflationierung wird der BIP-Deflator herangezogen).

Der "Wirtschaftsbereich Landwirtschaft des Satellitenkontos LGR" umfasst, verglichen mit dem "Wirtschaftsbereich Landwirtschaft in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR)", folgende zusätzlichen Bereiche: weinproduzierende Erzeugergemeinschaften und Genossenschaften, Einheiten zur Erzeugung von Korb- und Flechtmaterial und bestimmte Baumschulwaren. Im Gegensatz dazu werden in der LGR ausgewählte Erzeugnisse und Dienstleistungen (z. B. Saatgut zur Zertifizierung, Pflege von Sportplätzen und Hausgärten und Tierhaltung von Nichtlandwirten) nicht erfasst.

               

1)  Eurostat, Handbuch zur Landwirtschaftlichen und Forstwirtschaftlichen Gesamtrechnung, Luxemburg, 1989. Die nach einem Addendum aus dem Jahr 1992 revidierte Fassung des Handbuchs bildete die methodische Basis für die WIFO-Berechnungen ab 1995. - 2)  Eurostat, Handbuch zur Landwirtschaftlichen und Forstwirtschaftlichen Gesamtrechnung LGR/FGR 97 (Rev. 1.1.), Luxemburg, 2000.

 

[213] Nach Abzug der (im Vorjahresvergleich nahezu unveränderten) Vorleistungen, der (etwas höheren) Abschreibungen und nach Berücksichtigung des für die Landwirtschaft günstigeren Saldos aus sonstigen Produktionsabgaben und -subventionen war das Faktoreinkommen der Landwirtschaft nominell um 5,1% niedriger als 2001.

[214] Das nominelle Faktoreinkommen je Jahresarbeitseinheit (JAE) sank mit -3,8% etwas weniger stark, und zwar wegen eines neuerlichen Rückgangs der landwirtschaftlichen Beschäftigung. Im "Indikator A" wird das reale Faktoreinkommen auf die Zahl der Jahresarbeitseinheiten (JAE) bezogen. Gemessen an dieser Kennzahl verringerte sich das Einkommen real um 5,1%. Im Vergleich mit der Entwicklung seit dem EU-Beitritt entsprach das 2002 erzielte Realeinkommen somit etwa dem Durchschnitt der Jahre 1994 bis 1996 (Abbildung 18, linke Skala).

 

Abbildung 18: Faktoreinkommen in der Landwirtschaft und Anteil der Landwirtschaft an den Erwerbstätigen

 

 

Q: Statistik Austria, LGR, 2002 vorläufige Werte; Bundesanstalt für Agrarwirtschaft; WIFO-Berechnungen.

 

 

[215] Der Trend zur Abwanderung aus der Landwirtschaft hält ungebrochen an. Statistik Austria und die Bundesanstalt für Agrarwirtschaft weisen für das Jahr 2002 knapp über 165.000 Jahresarbeitseinheiten (JAE) aus, um 1,3% weniger als im Jahr zuvor bzw. knapp 16% weniger als 1995 (vgl. Abbildung 18, rechte Skala). Der Anteil der Landwirtschaft an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen zu Vollzeitäquivalenten betrug 4,9% und lag damit deutlich über dem vergleichbarer Länder.

[216] Die Preise der landwirtschaftlichen Vorleistungen verringerten sich im Vorjahresvergleich geringfügig. Da aber die Preise landwirtschaftlicher Erzeugnisse stärker sanken, setzte sich im Jahr 2002 nach einer vorübergehenden Verbesserung der Trend der Verschlechterung der Tauschrelation fort.

Verbesserung im Agraraußenhandel

[217] Traditionell übersteigen die Agrarimporte die -exporte. Allerdings verbessert sich das Verhältnis zwischen Importen und Exporten kontinuierlich, selbst wenn man die dynamischen Zuwächse in der Position "alkoholfreie Getränke mit Süßmitteln oder Aromastoffen" ausklammert. Im Jahr 2002 verringerte sich der Überschuss der Agrarimporte gegenüber den -exporten erstmals seit 1985 unter 1 Mrd. €. Auch gegenüber den anderen EU-Ländern (in die 68% der Exporte gehen und aus denen 77% der Importe stammen) wurde der Saldo verbessert, und zwar wegen der Zuwächse im Export und nahezu unveränderter Importe.

[218] Der Umfang der Exporte in die zehn Beitrittskandidatenländer entspricht über 13% des Wertes der Exporte in die EU 15 (für die Importe beträgt dieser Wert 9%). Gegenüber diesen Ländern verschlechterte sich der Saldo des Agrarhandels allerdings, und zwar wegen steigender Importe. Die im Rahmen der Heranführung dieser Länder mit der EU vereinbarten Erleichterungen verändern in einigen Positionen die Nettohandelsströme. So nahm der Importüberhang im Handel mit Ölsaaten - hier war Österreich 1995 noch Nettoexporteur gewesen - weiter zu. Der Getreidehandel wies nach einem Exportüberschuss von 19 Mio. € (2001) nun einen noch höheren Importüberschuss auf.

[219] Im gesamten Agraraußenhandel Österreichs (EU 15 und Beitrittskandidatenländer) zeigen sich signifikante Zuwächse in der Position "Milch und Milcherzeugnisse". Seit dem Einbruch unmittelbar nach dem EU-Beitritt Österreichs entwickelt sich diese Position sehr dynamisch. Die Verbesserungen im Export von Fleisch und Fleischwaren sind nach den BSE-bedingten Einbußen als Rückkehr zu Normalniveau zu verstehen.

[220] Das Kapitel 22 (Getränke usw.) umfasst die im Agraraußenhandel wichtigste Position mit fast 20% des Exportwertes. Seit einem Jahrzehnt weist Österreich hier - vor allem bedingt durch die hohen Exporte von "alkoholfreien Getränken mit Süßmitteln oder Aromastoffen" - einen Handelsbilanzüberschuss auf. 2002 verringerte sich dieser positive Saldo erstmals, und zwar wegen deutlicher Absatzrückgänge in der EU, während die Exporte in die Beitrittskandidatenländer weiter zunahmen.

 

Übersicht 55: Agraraußenhandel 2002 (Kombinierte Nomenklatur - KNO)

 

 

 

 

 

 

 

Agraraußenhandel

Salden des Agraraußenhandels

 

Export

Import

Insgesamt

EU 15

EU 15 + 101)

 

Anteile in %

Mio. €

 

 

 

 

 

 

01 Lebende Tiere

1,5

1,8

-27

-37

-34

02 Fleisch und Fleischwaren

11,4

6,5

+139

+65

+55

03 Fische, Krebstiere, Weichtiere

0,1

2,0

-97

-83

-86

04 Milch, Milcherzeugnisse, Eier und Honig

14,9

7,7

+220

+219

+215

05 Andere Waren tierischen Ursprungs

0,4

1,1

-36

-25

-25

06 Waren pflanzlichen Ursprungs

0,4

5,1

-241

-244

-243

07 Gemüse, Wurzeln, Knollen

1,6

5,9

-230

-193

-208

08 Früchte

2,0

8,7

-351

-138

-164

09 Kaffee u. Ä., Gewürze

2,5

2,9

-43

+2

+23

10 Getreide

4,1

2,1

+63

+83

+61

11 Müllereierzeugnisse

0,7

0,9

-19

-24

-22

12 Ölsaaten und ölhaltige Früchte

1,6

2,6

-67

-10

-58

13 Schellack, Gummen, Harze und andere Pflanzensäfte

0,1

0,5

-17

-13

-12

14 Flechtstoffe und andere Waren pflanzlichen Ursprungs

0,1

0,1

-0

+1

+1

15 Tierische und pflanzliche Öle und Fette

1,5

2,7

-71

-102

-83

16 Zubereitungen von Fleisch, Fischen u. Ä.

1,8

3,5

-99

-88

-97

17 Zucker, Zuckerwaren

3,2

4,1

-74

-108

-115

18 Kakao, Kakaozubereitungen

4,9

5,0

-51

-74

-54

19 Zubereitungen aus Getreide und andere Backwaren

7,3

8,0

-100

-134

-117

20 Zubereitung von Gemüse und Früchten u. Ä.

6,6

6,0

-29

+12

-8

21 Verschiedene Lebensmittelzubereitungen

5,0

7,0

-143

-183

-143

22 Getränke, alkoholische Flüssigkeiten und Essig

19,8

6,8

+468

+187

+220

23 Rückstände und Abfälle, Tierfutter

4,4

5,6

-96

-145

-118

24 Tabak und Tabakwaren

4,0

3,6

-16

-29

-2

 

 

 

 

 

 

 

Mio. €

 

 

 

 

 

 

Agrarhandel insgesamt laut KNO

4.070

4.987

-917

-1.062

-1.014

KNO-Position 2202 90 102)

645

29

+616

+336

+365

Agrarhandel insgesamt laut SITC3)

4.195

5.068

-873

-1.012

-969

 

 

 

 

 

 

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

Agrarhandel insgesamt laut KNO4)

+5,4

+1,0

+14,6

+7,8

+6,7

Q: Statistik Austria, WIFO-Datenbank. 2002 vorläufige Werte; es gelten die im Abschnitt "Außenhandel" dieses Berichts angeführten Einschränkungen zur Aktualität der Daten. - 1) EU 15 und zehn Beitrittskandidatenländer: Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Zypern. - 2) Alkoholfreie Getränke mit Süßmitteln oder Aromastoffen. - 3) Summen nach KNO- und SITC-Nomenklatur weichen wegen des gewählten Aggregationsverfahrens voneinander ab. - 4) Ein positives Vorzeichen von Saldenveränderungen ist als Rückgang des Importüberschusses zu interpretieren.

 

Landwirtschaftliches Einkommen in der EU ebenfalls gesunken

[221] Nach den vorläufigen Ergebnissen der LGR der EU-Mitgliedstaaten weist Eurostat für die EU im Jahr 2002 einen realen Einkommensrückgang (gemessen am "Indikator A") von 3,8% aus. Die deutlich verringerte Erzeugung tierischer und pflanzlicher Produkte (-6,6% bzw. -2,1%) war die Hauptursache für die Abnahme des Produktionswertes um 3,9%.

[222] In nur fünf EU-Ländern waren die landwirtschaftlichen Einkommen 2002 höher als im Vorjahr. Einbußen von mehr als 10% ergaben sich in Irland, Deutschland und Dänemark. Der landwirtschaftliche Arbeitseinsatz verringerte sich in der EU neuerlich (-2,9%). Am stärksten ausgeprägt war der Rückgang in Spanien (-4,8%), Luxemburg (-4,2%) und Schweden (-4,1%).

Übersicht 56: Erzeugung, Wertschöpfung und Einkommen der österreichischen Landwirtschaft

 

 

 

 

 

 

 

Wert

Index 2002

 

2001

2002

Volumen

Preis

 

Mio. €

Veränderung gegen das Vorjahr in %

2001 = 100

 

 

 

 

 

 

Zu Erzeugerpreisen

 

 

 

 

 

Pflanzliche Erzeugung1)

2.268

2.234

-1,5

99,2

99,3

+  Tierische Erzeugung

2.621

2.436

-7,0

99,7

93,3

=  Erzeugung landwirtschaftlicher Güter

4.889

4.670

-4,5

99,4

96,1

+  Erzeugung landwirtschaftlicher Dienstleistungen

134

135

+0,9

99,1

101,8

=  Landwirtschaftliche Erzeugung

5.023

4.805

-4,3

99,4

96,2

+  Nichttrennbare nichtlandwirtschaftliche Nebentätigkeiten

378

389

+2,8

101,0

101,8

=  Erzeugung des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs

5.401

5.194

-3,8

99,5

96,6

 

 

 

 

 

 

Zu Herstellungspreisen

 

 

 

 

 

Pflanzliche Erzeugung

2.613

2.570

-1,6

98,7

99,7

+  Tierische Erzeugung

2.739

2.590

-5,4

99,5

95,0

=  Erzeugung landwirtschaftlicher Güter

5.352

5.161

-3,6

99,1

97,3

+  Erzeugung landwirtschaftlicher Dienstleistungen

134

135

+0,9

99,1

101,8

=  Landwirtschaftliche Erzeugung

5.486

5.296

-3,5

99,1

97,4

+  Nichttrennbare nichtlandwche Nebentätigkeiten

378

389

+2,8

101,0

101,8

=  Erzeugung des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs

5.865

5.684

-3,1

99,2

97,7

 

 

 

 

 

 

  Vorleistungen insgesamt1)

3.071

3.033

-1,2

100,4

98,4

=  Bruttowertschöpfung

2.794

2.651

-5,1

97,9

96,9

  Abschreibungen

1.345

1.351

+0,4

99,0

101,4

=  Nettowertschöpfung

1.448

1.300

-10,2

96,9

92,6

±  Saldo sonstiger Produktionsabgaben, Subventionen

1.125

1.142

+1,6

 

 

=  Faktoreinkommen bzw. Nettowertschöpfung zu Faktorkosten

2.573

2.443

-5,1

 

 

 

 

 

 

 

 

Nominelles Faktoreinkommen je JAE2)   1.000 €

15,4

14,8

-3,8

 

 

Q: Statistik Austria, LGR. Vorläufige Werte. - 1) Einschließlich innerbetrieblich erzeugter bzw. verbrauchter Futtermittel. - 2) Jahresarbeitseinheit (entlohnt und nicht entlohnt).

 

[223] Franz Sinabell (Franz.Sinabell@wifo.ac.at)
Statistik: Dietmar Weinberger (Dietmar.Weinberger@wifo.ac.at)

Holzmarkt gedrückt

[224] Die Schwäche der Bautätigkeit und der sinkende Dollarkurs setzten 2002 den europäischen Holzmarkt weiter unter Druck. Die Exportpreise von Nadelschnittholz aus Österreich lagen im Jahresdurchschnitt um 1,6% unter dem Wert von 2001. Seit der letzten Spitze im August 1999 gaben die Preise bis Ende 2002 um 15% nach. Auch auf dem Plattenmarkt hielt die Abschwungphase an (Exportpreise für Spanplatten 2002 gegenüber 2001 -6%). Die Zellstoffindustrie musste nach einem Preisverfall von 28% im Jahr 2001 2002 neuerlich einen kräftigen Preisrückgang hinnehmen (Exportpreise für Natronsulfat-Zellstoff -12% gegenüber 2001). Nach einer Stabilisierung der Zellstoffpreise im 1. Halbjahr hatten die allgemeine Konjunkturschwäche und der Rückgang des Dollarkurses im 2. Halbjahr wieder Preiseinbußen auf Euro-Basis zur Folge. Im Dezember 2002 erlösten die Zellstoffexporteure nur halb so viel wie zur letzten Preisspitze im November 2000. Die Sägeindustrie zahlte den heimischen Waldbesitzern für Nadelsägerundholz im Durchschnitt des Jahres 2002 um 0,9% weniger als 2001. Die Papier- und Plattenindustrie hielt das Vorjahresniveau der Faserholzpreise.

[225] Die Stagnation des europäischen Baumarktes wird auch 2003 anhalten; die Wachstumsaussichten für 2004 sind gedämpft[ii]). In Österreich stagnierte die Bauproduktion 2002, das WIFO prognostiziert für 2003 ein reales Wachstum von 1,2%, für 2004 von 1,5%. In den traditionellen Abnehmerländern für Schnittholz aus Österreich schrumpft 2003 die Bauproduktion. Für 2004 wird in Italien ein weiterer Rückgang und in der Schweiz sowie in Deutschland nur ein schwacher Anstieg der Produktion erwartet. Dabei sind die Prognosen für den holzintensiven Hochbau pessimistischer als für den Tiefbau. In Ost-Mitteleuropa wird die Bauwirtschaft weiterhin kräftig aufholen. Die günstigsten Wachstumsaussichten ergeben sich für Ungarn, das als Importeur von Schnittholz aus Österreich an Bedeutung gewinnt.

[226] Der Produktionswert der Be- und Verarbeitung von Holz stieg 2002 gegenüber 2001 um 5,5%. Der Zuwachs war ab September besonders hoch. Der seit 1998 beobachtete Beschäftigungsabbau setzte sich fort; im Jahresdurchschnitt 2002 wurden um 2,5% weniger Arbeitskräfte gezählt als 2001. Die Exporte von Nadelschnittholz nahmen mengenmäßig gegenüber 2001 um 6,4% zu. Spanplatten wurden um 10,5% mehr ausgeführt als 2001. Das seit 1994 anhaltend starke Wachstum der Exporte von Faserplatten (2002 +47,7% gegenüber 2001) hielt an. Die Exporte von Bautischlerwaren erhöhten sich nach dem Einbruch 2001 im Jahr 2002 wieder kräftig (+23,2%). Die Papierindustrie erreichte den Produktionswert von 2001 knapp, der Personalstand wurde leicht aufgestockt (+1% gegenüber 2001). Die Exporte von Papier und Pappe stiegen um 9,1%.

 

Abbildung 19: Holzversorgung und Holzpreise

Q: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Holzeinschlagsmeldungen; Statistik Austria, Land- und forstwirtschaftliche Erzeugerpreise.

 

Holzeinschlag +10,2%

[227] Trotz gedämpfter Preisentwicklung schlägerten die Waldbesitzer 2002 um 10,2% mehr als 2001. Mit 14,85 Mio. fm lag der Einschlag leicht über dem längerfristigen Trendwert. Die Föhnstürme "Uschi" und "Sylvia" vom 16. und 17. November entwurzelten und zersplitterten rund 3,8 Mio. fm Holz. Am stärksten betroffen waren die Hochlagen in Salzburg und der Steiermark. Da bisher wenig Schadholz aufgearbeitet wurde, wird sich diese Windwurfkatastrophe erst 2003 in der Einschlagstatistik niederschlagen. Im Jahr 2002 wurden 2,9 Mio. fm Schadholz verbucht (+17,1% gegenüber 2001). Mit 20% lag der Anteil des Schadholzes am Einschlag unter dem mehrjährigen Durchschnitt.

[228] Tendenziell war der Schadholzanfall in den neunziger Jahren rückläufig. Zunehmende Sturm- und Käferschäden wurden durch einen Rückgang der Schneedruckschäden mehr als kompensiert. Die Umweltschutzmaßnahmen in den Bereichen Industrie (Rauchgasentschwefelung), Haushalt (Zunahme der Gasheizungen) und Verkehr (Fahrzeuge mit Katalysator) senkten die Schadstoffbelastung der Wälder nachhaltig.

[229] Die Forstwirtschaft versucht seit Jahrzehnten verstärkt durch waldbauliche Maßnahmen die Stabilität der Wälder zu verbessern. Dazu gehören die Förderung standortgemäßer Baumarten (mehr Laubholz), eine rechtzeitige Waldverjüngung und eine konsequente Waldhygiene. Der Erfolg dieser Maßnahmen hängt jedoch auch davon ab, wieweit der Wildbestand den natürlichen Äsungsverhältnissen angeglichen wird (insbesondere in den forstlich wenig ertragreichen Schutzwäldern).

[230] Die Waldbesitzer formten 2002 um 14% mehr Starknutzholz aus als 2001. An Schwachnutzholz fiel um 4,9%, an Brennholz um 4,5% mehr an als 2001. Im Bauernwald wurde nach zweijähriger Zurückhaltung der Einschlag wieder forciert (+18,4%). Der Einschlag der privaten Forstbetriebe schwankte in den letzten Jahren wenig; 2002 wurde um 1,2% mehr geschlägert als 2001. Die Bundesforste entnahmen ihren Wäldern um 4,5% mehr Holz als im Vorjahr. Mit 1,93 Mio. fm lag der Einschlag noch beträchtlich unter dem Durchschnitt des Jahrzehnts vor der Ausgliederung der ÖBF 1997.

 

Übersicht 57: Holzeinschlag

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1999

2000

2001

2002

1999

2000

2001

2002

 

1.000 Efm ohne Rinde

Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Starknutzholz

8.067,0

8.033,2

8.056,3

9.182,6

-1,2

-0,4

+0,3

+14,0

Schwachnutzholz

2.921,0

2.383,1

2.504,9

2.626,9

+8,5

-18,4

+5,1

+4,9

Brennholz

3.096,0

2.859,9

2.905,3

3.036,0

-2,5

-7,6

+1,6

+4,5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

14.084,0

13.276,3

13.466,5

14.845,4

+0,4

-5,7

+1,4

+10,2

Q: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.

 

[231] In den westlichen Bundesländern Vorarlberg (Einschlag +38,2% gegenüber 2001), Tirol (+21%) und Salzburg (+17,1%) wurde der Einschlag kräftig erhöht. Das Burgenland (+2,2%), Kärnten (+3,9%) und Niederösterreich (+7,1%) meldeten die geringsten Einschlagszuwächse. Die heimische Industrie bezog 2002 um 5,2% weniger Nadelrohholz aus dem Ausland.

[232] Das WIFO hat vor kurzem die wirtschaftlichen Effekte der Ausgliederung der ÖBF evaluiert[jj]). Während die Einnahmen der ÖBF aus der Holzwirtschaft schrumpften, konnten sie das Wachstum der Erlöse aus dem Immobiliengeschäft und dem Tourismus steigern. Die Arbeitsproduktivität verbesserte sich stark, der Personalstand wurde von 1997 bis 2001 um durchschnittlich fast 10% pro Jahr verringert.

[233] Die Zahlungen an den Bund erscheinen relativ gering. Sie sind aber im Lichte des reduzierten Niveaus der Holznutzung und des Rückgangs der Holzpreise in den letzten Jahren zu betrachten. Ertragseinbußen ergaben sich auch durch die Umsetzung des ökologischen Leitbildes der naturnahen Waldwirtschaft.

[234] Wilfried Puwein (Wilfried.Puwein@wifo.ac.at)
Statistik: Dietmar Weinberger (Dietmar.Weinberger@wifo.ac.at)

Austria's Economy in 2002: Another Year of Slow Growth

In the OECD countries, the recovery from the slump of 2001 was slow and painful. According to preliminary figures, these countries managed a growth in GDP of 1.3 percent in 2002, compared to 0.8 percent in 2001. In view of the geopolitical vagaries of the second half of 2002, demand for investment, normally the driving force for growth, failed to take off. Faced with repeated downturns at the global stock exchanges, economic players were gloomy about the prospects for the world economy.

In the European Union, business appeared to claw itself back in the doldrums. After some momentum was gained in the first half of 2002, the expansion, however, failed to accelerate. According to preliminary calculations, the euro area achieved an overall economic growth of 0.8 percent for 2002. The weakness was due less to low international demand than to the slack in domestic demand. Public expenditure was slightly restrictive, consequent to the consolidation course imposed by the growth and stability pact, and private households were extremely reticent in their spending on consumer goods, as a consequence of great uncertainties on the labour market and an ongoing debate on pension schemes extending across practically all of Europe. Businesses themselves saw few incentives to step up their investment expenditures, considering the continuing economic and political incalculabilities.

At about 1 percent in 2002, economic growth in Austria was negligibly above the previous year's rate. The first six months were quite satisfactory and an upswing appeared to be in the offing, but in the latter half the momentum noticeably lost in buoyancy. By the middle of the year, enterprises returned to their former sombre outlook - mostly in response to the international stock market crisis and unabating economic jitters. The flood disaster in the summer of 2002 further reduced domestic production.

The weak growth and long-term pessimism shown by Austrian companies in their future outlook were most clearly reflected in the pronounced plunge of gross fixed capital formation, by almost 5 percent in real terms. Investments in machines and electric equipment (-9.5 percent) were substantially cut, as was investment in vehicles (-8.2 percent). Investment in construction declined as well (-1.2 percent), albeit less significantly than other investment categories.

With a growth of about 1 percent in real terms, both public and private demand failed to stimulate any turnaround. Consumers exercised considerable restraint in purchasing new consumer goods, in response to the deteriorating labour market situation and the uncertainties with regard to their future financial situation (also in the face of the debate on their future retirement incomes). Private household consumption rose by 0.9 percent in real terms in 2002, compared to a plus of 1.5 percent in the previous year. Public consumption, on the other hand, grew by 1.3 percent, also in real terms, and thus at a better rate than in 2002 (-0.5 percent).

Net exports helped fuel the economy in 2002. Although export growth was modest at +2.6 percent in real terms, imports stagnated (±0.0 percent) in response to weak domestic demand for capital and consumer goods. As a result, the current account deficit decreased and the account was in balance for the first time in more than a decade. The higher dollar exchange rate for the euro contributed, although to a lesser extent, because it made many imports from third countries cheaper.

The rise in consumer prices was 1.8 percent in 2002, measured by the national consumer price index, paced slower by almost 1 percentage point thanks to subsiding energy prices in the first half of the year. The impact of euro-cash introduction was felt only in part, in the form of some price increases for personal services and a few essential goods. As expected, expenditure items of great weight in the index basket, such as rentals and energy, did not grow disproportionately with the new cash. The harmonised European consumer price index showed an average annualised growth rate of 1.7 percent in 2002. With this, Austria recorded the third-lowest inflation rate among euro countries, after Germany (+1.3 percent) and Belgium (+1.6 percent).

The weak economy heavily influenced the Austrian labour market in 2002. In annual average terms, jobs shrank by almost 15,000 (-0.5 percent) against the previous year. The sectors most affected were manufacturing (-2.5 percent), construction (-2.8 percent), and transport and telecoms (-1.8 percent). In public administration employment continued its downward trend started in 2000 (-1 percent in 2002). As the supply of labour rose in spite of the slump, the number of unemployed shot up at an unusually hefty rate (almost +29,000), the consequence of an increase in the supply of non-Austrian workers and the raising of the official age for early retirement. Computed by the Austrian method, the unemployment rate went up from 6.1 percent in 2001 to 6.9 percent as an average for 2002. Based on the Eurostat definition, it rose from 3.6 percent to 4.1 percent. Despite this, Austria continued to have one of the lowest unemployment rates in the whole of the European Union.

 

 

 



[a])  Dalsgaard, T., André, C., Richardson, P., "Standard Shocks in the OECD Interlink Model", OECD Economic Department Working Paper, 2001, (306).

[b])  Etwa von Begg, D., Canova, F., Fatás, A., DeGrauwe, P., Lane, P. R., Monitoring the European Central Bank 4, Update, Centre for Economic Policy Research, London, 2002.

[c])  Die Zahlungsbilanzstatistik für das gesamte Jahr 2002 wird von der OeNB Ende April 2003 bekannt gegeben. Die auf Zahlungsströmen beruhenden Daten werden bis dahin um die Außenhandelsdaten von Statistik Austria, Veränderungen der Handelskredite, periodengerechte Abgrenzung der Einkommen aus Direkt- und Portfolioinvestitionen usw. ergänzt. Die Ergebnisse können deshalb beträchtlich von den derzeit vorliegenden abweichen.

[d])  Kurzfristig können infolge von Wechselkursschwankungen die nominelle und die reale Rechnung divergieren.

[e])  Hongkong, Singapur, Südkorea, Taiwan, Thailand, Malaysia.

[f])  Franz, A., Laimer, P., Smeral, E., A Tourism Satellite Account for Austria. The Economics, Methodology and Results, Studie von Statistik Austria und WIFO im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, Wien, 2001.

[g])  Vgl. Smeral, E., "Tourismus gewinnt Marktanteile", in Scheiblecker, M., et al., "Wachstum im Jahresverlauf stetig verlangsamt. Österreichs Wirtschaft im Jahr 2001", WIFO-Monatsberichte, 2002, 75(4), S. 226-229, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language=1&pubid=21738.

[h])  Dies hängt insbesondere von der Verfügbarkeit der Daten aus der VGR ab.

[i])  Smeral, E., Wüger, M., Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Übernahme der EU-Präsidentschaft durch Österreich, Studie des WIFO im Auftrag des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten, Wien, 1999.

[j])  Die Konsumentscheidung hängt einerseits vom laufenden Einkommen, andererseits von längerfristigen Einkommenserwartungen ab.

[k])  Ausgenommen waren Kleinbetriebe (bis 10 Beschäftigte), in denen nur Umrechnungstabellen aufliegen mussten.

[l])  Rein saldenmechanisch lassen sich die Unterschiede zwischen dem Wirtschaftswachstum in Deutschland und Österreich durch Differenzen der Konsumentwicklung erklären.

[m])  Sparen im volkswirtschaftlichen Sinn errechnet sich aus der Differenz zwischen Einkommen und Konsum, vermehrt um die Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche.

[n])  Konsumdaten liegen nur quartalsweise vor, sodass die Entwicklung in den Monaten Jänner und Februar nicht getrennt untersucht werden kann.

[o])  Teils erklärt sich die Diskrepanz zwischen subjektiver Inflationswahrnehmung und tatsächlicher Inflation damit, dass die Verbraucher der Preisentwicklung von Waren und Dienstleitungen, die sie häufig kaufen bzw. beanspruchen, ein großes Gewicht beimessen. Dagegen werden Änderungen der Preise von Anschaffungen, die in größeren Zeitabständen getätigt werden, oder von Leistungen, die routinemäßig beansprucht werden, kaum wahrgenommen; siehe dazu auch Pollan, W., "Die Preisentwicklung vor dem Hintergrund der Euro-Bargeldeinführung", WIFO-Monatsberichte, 2002, 75(10), S. 633-640, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language=1&pubid=22883

[p])  Geldillusion (siehe oben) könnte die Nachfrage stimuliert haben.

[q])  Durch Reparaturen kann z. B. der Ersatzzeitpunkt eines Autos flexibler gestaltet werden.

[r])  Außerdem hatte der Autohandel gegen Jahresende 2001 den Umsatz durch Verbilligungsaktionen angekurbelt. Diese Nachfrage fehlte 2002.

[s])  Dafür spricht, dass sich die realen Umsätze des Einzelhandels deutlich stärker verringerten als die Konsumausgaben.

[t])  Sinnvoller wäre es, die Produktivität nicht pro Kopf, sondern am Arbeitsvolumen (Vollzeitäquivalent) zu messen. Angaben über Vollzeitäquivalente liegen jedoch nicht vor.

[u])  Siehe dazu Pollan, W., "Zur Messung der Verbraucherpreise. Lebenshaltungskostenindex oder Preisindex?", WIFO-Monatsberichte, 2002, 75(12), http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language= 1&pubid=23245.

[v])  Pollan, W., "Die Preisentwicklung vor dem Hintergrund der Euro-Bargeldeinführung", WIFO-Monatsberichte, 2002, 75(10), http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language=1&pubid=22883; Pollan, W., "Preisentwicklung und die Einführung des Euro", WIFO-Monatsberichte, 2001, 74(12), http://titan.wsr.ac.at/ wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language=1&pubid=20965.

[w])  Eine detaillierte Beschreibung der Kollektivvertragsabschlüsse im Herbst 2001 und im Frühjahr 2002 findet sich in Guger, A., Pollan, W., "Verlangsamung der Inflation im Jahr 2001", in Scheiblecker, M., et al., "Wachstum im Jahresverlauf stetig verlangsamt. Österreichs Wirtschaft im Jahr 2001", WIFO-Monatsberichte, 2001, 75(4), S. 238-239, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language=1&pubid=21738.

[x])  Nach nationaler Definition (registrierte Arbeitslose in Relation zur Summe der unselbständigen Beschäftigung und der registrierten Arbeitslosen).

[y])  Sind Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, gleichzeitig über der Geringfügigkeitsgrenze beschäftigt, so werden sie sowohl als Beschäftigte als auch als Bezieher bzw. Bezieherinnen von Kinderbetreuungsgeld gezählt.

[z])  Lutz, H., "Auswirkungen der Kindergeldregelung auf die Beschäftigung von Frauen mit Kleinkindern. Erste Ergebnisse", WIFO-Monatsberichte, 2003, 76(3), S. 213-227, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language=1&pubid=23661.

[aa])  Erwerbstätigkeit mit einer Normalarbeitszeit von mindestens 12 Stunden pro Woche.

[bb])  Ohne Berücksichtigung von Karenz- und Kinderbetreuungsgeldbezug in der Beschäftigung 6,8%.

[cc])  Die Übertrittsquote in Langzeitarbeitslosigkeit weist den Anteil jener Personen aus, die 6 Monate bzw. 1 Jahr nach Eintritt der Arbeitslosigkeit immer noch als arbeitslos vorgemerkt sind.

[dd])  Arbeitslose einschließlich Lehrstellensuchende sowie Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen.

[ee])  IZA, "Reform der aktiven Arbeitsmarktpolitik - Evaluation unverzichtbar", IZA Compact, 2001.

[ff])  Dafür mussten auf der Erzeugungsseite 2001 unter "sonstige Erzeuger" kleine, ab 2002 nicht mehr erfasste Erzeugungseinheiten abgezogen werden.

[gg])  Kratena, K., Schleicher, St., Energieszenarien bis 2020, WIFO, 2001, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language=1&pubid=20938

[hh])  Statistik Austria, Schnellbericht Landwirtschaftliche Gesamtrechnung, Wien, 2003.

[ii])  Vgl. Czerny, M., "Verzögerte Erholung der Baukonjunktur in Europa - Wachstumsaussichten für 2004/05 gedämpft", WIFO-Monatsberichte, 2003, 76(3), S. 191-199, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language=1&pubid=23659.

[jj])  Puwein, W. "Erfolg der Ausgliederung von Bundesbetrieben - das Beispiel der Österreichischen Bundesforste", WIFO-Monatsberichte, 2003, (76)1, S. 63-86, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.get_abstract_type? p_language=1&pubid=23410.