WIFO

Margarete Czerny

Verzögerte Erholung der Baukonjunktur in Europa – Wachstumsaussichten für 2004/05 gedämpft

 

Die meisten europäischen Länder rechnen gemäß der jüngsten Prognose der Euroconstruct-Konferenz mit einer stark verzögerten Erholung der Baukonjunktur. Die Bauwirtschaft stagniert in Europa seit 2001, erst 2004 und 2005 ist eine sehr geringe Erholung wahrscheinlich. Nach nur +0,3% im Jahr 2002 wird für 2003 mit 0,4% eine ähnlich geringe Wachstumsrate erwartet. 2004 dürfte der Sektor in Westeuropa um 1%, 2005 um 1,6% wachsen. Hingegen wird die - 2002 besonders scharfe - Rezession der Bauwirtschaft in Ost-Mitteleuropa 2003 beendet sein, für den Jahresdurchschnitt 2003 wird eine Beschleunigung des Wachstums auf 4,4%, 2004 und 2005 auf 7% bzw. 9,6% prognostiziert.

 

Begutachtung: Markus Marterbauer • Wissenschaftliche Assistenz: Monika Dusek • E-Mail-Adressen: Margarete.Czerny@wifo.ac.at, Monika.Dusek@wifo.ac.at • Im Rahmen von Euroconstruct, einem Netzwerk von Bau- und Konjunkturforschungsinstituten aus Westeuropa (Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich, Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweiz, Spanien) sowie Ost-Mitteleuropa (Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn) trägt das WIFO zur halbjährlichen Erstellung von Prognosen und Sektoranalysen für die Bauwirtschaft bei. Die jüngste Euroconstruct-Konferenz fand im Dezember 2002 in München statt.

 

INHALT

Rezession hält im europäischen Wohnbau an

Impulse im Tiefbau erwartet

Perspektiven für die österreichische Bauwirtschaft günstiger als im Europa-Durchschnitt

Wohnbau entwickelt sich schwach

Bürobauboom geht zu Ende

Im Tiefbau kräftigere Zuwächse

 

VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND ABBILDUNGEN

Übersicht 1: Bauproduktion in den Hauptsparten. 3

Übersicht 2: Entwicklung der Bauwirtschaft in Ost-Mitteleuropa. 3

Abbildung 1: Entwicklung des Bauvolumens in Westeuropa und Ost-Mitteleuropa. 3

Abbildung 2: Prognose des Bauvolumens für 2002. 4

Abbildung 3: Prognose des Bauvolumens in Europa für 2003 und 2004. 4

Abbildung 4: Das Bauvolumen in den großen Ländern Westeuropas. 5

Abbildung 5: Das Bauvolumen in den kleinen Ländern Westeuropas. 5

Abbildung 6: Das Bauvolumen nach Sparten in Westeuropa. 6

Abbildung 7: Bauvolumen in Österreich und Westeuropa. 7

Abbildung 8: Das Bauvolumen nach Sparten in Österreich. 8

 

 

[1] Die Erholung der europäischen Bauwirtschaft wird in den kommenden Jahren durch die ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Perspektiven, die Unsicherheiten im Zusammenhang mit einem Krieg in der Golfregion und die Erdölverteuerung sehr gedämpft. Der Aufschwung hat sich nicht nur in der Gesamtwirtschaft, sondern vor allem in der Bauwirtschaft europaweit verzögert. Die Ursachen dieser Entwicklung sind

·          Verunsicherung und Zurückhaltung von Investitionen angesichts der angespannten geopolitischen Situation (Irak-Krieg),

·          Zunahme der negativen Finanzierungssalden der öffentlichen Haushalte und damit des Konsolidierungsdrucks in ganz Europa wegen des geringen Wirtschaftswachstums,

·          Investitionszurückhaltung privater Investoren auf dem Immobilien- und Bausektor wegen der geringen Wachstumsaussichten und des verzögerten gesamtwirtschaftlichen Aufschwungs.

Die Stagnation des europäischen Baumarktes, die 2001 einsetzte, wird bis 2003 anhalten. Erst in den Jahren 2004 und 2005 ist in Westeuropa mit sehr schwachen Erholungstendenzen zu rechnen (+1% bis +1½%). In Osteuropa dürfte sich die Baukonjunktur nach der Rezession der Jahre 2001 und 2002 heuer erholen und 2004 sowie 2005 kräftige Zuwächse erzielen.

[2] Die Ergebnisse der Euroconstruct-Winterkonferenz 2002 zeigen, dass der europäische Bausektor nicht wie erwartet schon 2002 die Stagnation überwand, weil die Rezession vor allem in Deutschland sehr ausgeprägt war und in den ostmitteleuropäischen Ländern andauerte. Auch dämpfte der durch Überkapazitäten geprägte Wohnungsbau in vielen Ländern das Wachstum im Bausektor erheblich.

[3] Insgesamt wird die Bauwirtschaft im Prognosezeitraum 2003 bis 2005 nicht wie in früheren Aufschwungphasen als Konjunkturmotor dienen. In Westeuropa verringert sich der Anteil der Bauwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt weiter, während er in Ost-Mitteleuropa durch den erwarteten kräftigeren Anstieg ab 2004 zunehmen dürfte. Die Redimensionierung des deutschen Baumarktes prägt wegen des großen Gewichts das gesamteuropäische Ergebnis.

[4] Der Wohnungsbau wird in Europa bis 2005 rückläufig sein. Auch im Nichtwohnbau, dessen Entwicklung die Talsohle erreicht hat, tritt erst 2004 eine leichte Besserung ein. Im Tiefbau ist eine kontinuierliche Fortsetzung der Infrastrukturinvestitionen abzusehen.

Für 2003 prognostizieren die Euroconstruct-Partner eine nur sehr schwache Erholung, für 2004 und 2005 eine allmähliche Besserung der Baunachfrage.

[5] Unter den 19 Euroconstruct-Ländern haben die Bauforschungsinstitute in Deutschland und Polen die Prognosen für den Sektor am stärksten nach unten revidiert. In diesen beiden Ländern vertiefte sich die Rezession im vergangenen Jahr weiter, die Bauproduktion blieb um 3½% unter dem Vorjahresergebnis. Auch in Belgien, Irland und Portugal wurde ein Produktionsrückgang um rund 2% verzeichnet. In Finnland, der Schweiz und den Niederlanden verfehlte die Bauproduktion ebenfalls das Vorjahresniveau, die Abnahmeraten waren aber etwas geringer. Ein Ende der Konjunkturschwäche in Europa wird nun erst für 2004 und 2005 in Aussicht gestellt.

 

Übersicht 1: Bauproduktion in den Hauptsparten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Österreich

Westeuropa1)

Ost-Mitteleuropa2)

 

Insgesamt

Hochbau3)

Tiefbau

Insgesamt

Hochbau3)

Tiefbau

Insgesamt

Hochbau3)

Tiefbau

 

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2002

-0,5

-1,5

+3,1

+0,3

-0,2

+2,5

-2,9

-3,9

-0,8

20034)

+1,2

+0,5

+3,4

+0,4

-0,2

+2,9

+4,4

+0,6

+12,6

20044)

+1,5

+0,9

+3,5

+1,0

+0,4

+3,3

+7,0

+4,5

+11,9

20054)

+2,0

+1,5

+3,5

+1,6

+1,4

+2,6

+9,6

+5,8

+13,4

Q: Euroconstruct, Dezember 2002. - 1) Durchschnitt der 15 Euroconstruct-Länder. - 2) Durchschnitt Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei. - 3) Hochbau, Neubau, Renovierung. - 4) Prognose.

 

 

 

Übersicht 2: Entwicklung der Bauwirtschaft in Ost-Mitteleuropa

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1999

2000

2001

2002

20031)

20041)

20051)

 

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

 

 

 

 

 

 

 

Tschechien

+0,5

+3,3

+3,3

+3,6

+3,7

+4,0

+4,1

Ungarn

+4,2

+5,2

+3,7

+3,5

+4,0

+4,5

+4,5

Polen

+4,1

+4,0

+1,0

+0,6

+1,6

+3,7

+5,2

Slowakei

+1,3

+2,2

+3,3

+3,9

+3,7

+4,1

+0,0

 

 

 

 

 

 

 

 

Bauvolumen

 

 

 

 

 

 

 

Tschechien

-6,2

+4,7

+9,5

+3,7

+4,6

+4,7

+4,6

Ungarn

+5,9

+4,7

+7,7

+8,2

+8,5

+9,1

+9,0

Polen

+5,2

+3,0

-8,2

-8,8

+3,0

+7,5

+12,2

Slowakei

-25,5

+3,7

+1,8

+1,4

+1,5

+1,5

+1,7

Q: Euroconstruct, Dezember 2002. - 1) Prognose.

 

 

 

Abbildung 1: Entwicklung des Bauvolumens in Westeuropa und Ost-Mitteleuropa

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: Euroconstruct, Dezember 2002. - 1) Prognose.

 

 

Abbildung 2: Prognose des Bauvolumens für 2002

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: Euroconstruct, Dezember 2002. - 1) Neueste Schätzung laut WIFO-Prognose vom Dezember 2002 ±0,0%.

 

 

 

Abbildung 3: Prognose des Bauvolumens in Europa für 2003 und 2004

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: Euroconstruct, Dezember 2002.

 

Abbildung 4: Das Bauvolumen in den großen Ländern Westeuropas

1998 = 100

Q: Euroconstruct, Dezember 2002. - 1) Prognose.

 

 

 

Abbildung 5: Das Bauvolumen in den kleinen Ländern Westeuropas

1998 = 100

Q: Euroconstruct, Dezember 2002. - 1) Prognose.

 

[6] Im Prognosezeitraum 2003 bis 2005 befinden sich Irland und Norwegen in einer Baurezession. In Deutschland, Frankreich und Italien, aber auch in den Niederlanden, in Portugal, der Schweiz und der Slowakei zeichnet sich nach der Rezession oder Stagnation eine mäßige oder stärkere Erholung ab. Eine stabilere Aufwärtsentwicklung nach einer Schwächephase ist vor allem für Österreich, die Niederlande, Dänemark, Schweden, Spanien und die Slowakei anzunehmen. In Großbritannien zeichnet sich hingegen das Ende eines Baubooms ab. Eine sich rasch verstärkende Dynamik wird für Belgien, Finnland, aber auch Polen, Tschechien und Ungarn prognostiziert.

[7] In den Beitrittskandidatenländern, insbesondere in Tschechien, Ungarn, Polen und der Slowakei, wird sich die Konjunktur schon 2003 merklich erholen; in Polen rechnet man schon 2003 mit einer Überwindung der tiefen Baukrise. Bis 2005 wird das Wachstum des Bausektors in diesen Ländern sogar 9% bis 10% erreichen.

Rezession hält im europäischen Wohnbau an

[8] Die einzelnen Bausparten entwickeln sich sehr unterschiedlich. Während der Hochbau, insbesondere der Wohnungsneubau und der Nichtwohnbau, im Prognosezeitraum 2003 bis 2005 kaum expandieren wird, tragen der Tiefbau und der Renovierungssektor zur allmählichen Erholung der Baukonjunktur in Europa bei.

 

Abbildung 6: Das Bauvolumen nach Sparten in Westeuropa

1998 = 100

Q: Euroconstruct, Dezember 2002. - 1) Prognose.

 

[9] In Westeuropa wird sich der seit 2001 anhaltende Rückgang der Wohnbautätigkeit 2003 fortsetzen, 2004 in eine Stagnation und 2005 schließlich in einen geringen Zuwachs von 1,4% münden. Die Nachfrage nach Wohnungsneubauten ist vor allem in Deutschland und Finnland, aber auch in Österreich, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz sehr ungünstig. In Polen und der Slowakei brach der Wohnungsneubau ein. Produktionseinbußen ergaben sich aber auch in Frankreich, Irland, Portugal, Großbritannien sowie in Ungarn. Europaweit befindet sich der Eigenheimbau in einer ausgeprägten Krise. 2005 ist eine leichte Erholung zu erwarten, in Deutschland dürfte die Talfahrt der Sparte zu Ende gehen.

[10] Eine stetige Aufwärtsentwicklung verzeichnet in Europa die Sparte der Altbausanierung. Dieser Anstieg wurde 2001 durch die rückläufige Entwicklung in Dänemark, Deutschland, aber auch der Schweiz, Norwegen und Polen unterbrochen, 2002 stagnierte die Produktion. In den kommenden Jahren wird wieder mit einer stärkeren Bautätigkeit im Renovierungs- und Modernisierungsbereich gerechnet. Wegen des großen Nachfragepotentials bildet die Sparte der Bestandsmaßnahmen im Althaussektor einen Stabilisierungs- und Impulsfaktor für die europäische Wohnbaukonjunktur.

[11] Die Neubautätigkeit im Nichtwohnbau war 2002 von der gesamtwirtschaftlichen Konjunkturschwäche in Europa stark beeinflusst. Nach der beträchtlichen Ausweitung der Büro- und Verwaltungsbautätigkeit 2001 bleibt die Produktion heuer und auch 2004 unter dem Vorjahresniveau. Erst 2005 wird im westeuropäischen Durchschnitt eine leichte Zunahme von 1% prognostiziert. Die verstärkte Renovierungstätigkeit im Nichtwohnbausektor kompensiert den Rückgang der Neubautätigkeit etwas, sodass der gesamte Sektor (Neubau einschließlich Renovierungs- und Modernisierungstätigkeit) etwa stagnieren dürfte (+0,2%). 2004 (+0,8%) und 2005 (+1,6%) wird sich die Zunahme der Bautätigkeit etwas beschleunigen.

Impulse im Tiefbau erwartet

[12] Tiefbauinvestitionen gewinnen in der europäischen Bauwirtschaft immer mehr an Bedeutung. In Westeuropa machen sie etwa ein Fünftel des gesamten Bauvolumens aus, in Ost-Mitteleuropa etwa ein Drittel. Sie umfassen Neubau und Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur, der Wasser- und Energieversorgung sowie der Telekommunikation und sonstige Tiefbauleistungen. In den letzten Jahren wurde das Bauvolumen im europäischen Durchschnitt kontinuierlich gesteigert; in einigen Ländern war allerdings ein markanter Rückgang zu beobachten: in Dänemark, der Slowakei und Polen (1999) sowie in Norwegen (2000/01). Insgesamt wuchs der Tiefbau in Westeuropa im Durchschnitt 2000/2002 um rund 2½% jährlich; 2003 wird eine Beschleunigung auf +2,9%, 2004 auf +3,3% und 2005 auf +2,6% erwartet. Dieser stabile Aufwärtstrend ist vor allem auf mittelfristige Bauprojekte im Rahmen des Ausbaus der gesamten europäischen Verkehrsinfrastruktur zu sehen.

In Westeuropa wächst der Tiefbau 2003 und 2004 jeweils um rund 3%.

[13] Für die zuletzt relativ regen Tiefbauaktivitäten zeichnet sich in einigen Ländern eine Abschwächung ab. So wird für Irland nach einem Bauboom im Infrastrukturbereich 2003 eine Rezession im Tiefbau prognostiziert, die bis 2005 anhalten wird. Auch in Norwegen wird nach einigen Jahren reger Bautätigkeit 2005 eine Rezession befürchtet, und in der Schweiz rechnet man ab 2003 mit einem leichten Rückgang. In Ost-Mitteleuropa wird der Tiefbau hingegen ab 2003 wieder kräftige Zuwachsraten über 10% aufweisen.

Perspektiven für die österreichische Bauwirtschaft günstiger als im Europa-Durchschnitt

[14] Die Perspektiven für die österreichische Bauwirtschaft sind für 2003 bis 2005 etwas günstiger als im westeuropäischen Durchschnitt. 2003 sollte eine Erholung der Baukonjunktur einsetzen, die sich bis 2005 geringfügig beschleunigen wird. Während das Bauvolumen in Westeuropa 2003 nur leicht steigt (+0,4%) und 2004 sowie 2005 um 1% bzw. 1½% wächst, wird in Österreich schon 2003 mit einer Rate von +1,2% gerechnet, in den Jahren 2004 und 2005 mit +1,5% und +2%.

 

Abbildung 7: Bauvolumen in Österreich und Westeuropa

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: Euroconstruct, Dezember 2002. - 1) Neueste Schätzung für Österreich laut WIFO-Prognose vom Dezember 2002 ±0,0%. - 2) Prognose.

 

[15] In Österreich war der Konjunktureinbruch 2001/02 in der Bauwirtschaft stärker ausgeprägt als in den meisten anderen Wirtschaftsbereichen. Gegen Ende 2002 und im Laufe des Jahres 2003 dürfte die markante Schwächephase überwunden sein. Nach dem Rückgang der Bauinvestitionen im Jahre 2001 um 1% und der Stagnation im Jahre 2002 wird 2003 ein geringfügiger Zuwachs von rund 1,2% erwartet. Die Tiefbauaktivitäten entwickeln sich dabei günstiger als der Hochbau. Im Wohnbau dürfte der untere Wendepunkt Ende 2002 erreicht worden sein; 2003 und 2004 wird die Produktion etwas zurückgehen bzw. sich auf dem niedrigen Niveau stabilisieren. 2005 ist mit einer leichten Zunahme zu rechnen. Der Bürobau wird nach der Phase starker Expansion in den kommenden Jahren rückläufig sein. Der Nichtwohnbau wird 2003 von der Möglichkeit zur erhöhten vorzeitigen Abschreibung profitieren, die zur Konjunkturbelebung bis Ende 2003 gilt. Die niedrigen und weiter sinkenden Zinsen könnten die Investitionsbereitschaft 2004/05 etwas positiv beeinflussen. Die Althaussanierung im Hochbau wird künftig durch Förderungsschwerpunkte Impulse erhalten.

 

Abbildung 8: Das Bauvolumen nach Sparten in Österreich

1998 = 100

Q: Euroconstruct, Dezember 2002. - 1) Prognose.

 

Wohnbau entwickelt sich schwach

[16] Die Neubautätigkeit ist im Wohnbau auf einen Tiefstwert gesunken. Nach dem starken Produktionsrückgang im Jahre 2001 schrumpfte die reale Neubauproduktion nur mehr wenig (-1½%); sie dürfte sich in den kommenden Jahren auf dem niedrigen Niveau stabilisieren.

[17] Die Zahl der bewilligten Wohnungen verringerte sich 2001 auf 40.226; sie könnte 2002 weiter auf 38.000 Einheiten abnehmen. Bis 2005 ist mit einer Stabilisierung auf diesem Niveau zu rechnen.

[18] Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen lag nach letzten Meldungen von Statistik Austria im Jahr 2001 bei 45.850. Der österreichische Wohnbauproduktionswert nähert sich dem westeuropäischen Durchschnitt von etwa 5,6 Wohnungen je 1.000 Einwohner, nachdem die Fertigstellungsrate Ende der neunziger Jahre 7 Wohnungen je 1.000 Einwohner betrug.

[19] Die Nachfrage nach Geschossbauten ging in den vergangenen Jahren besonders stark zurück, die Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäuser entwickelt sich etwas stabiler. Derzeit zeichnet sich ein Bedarf an Neubauwohnungen für sozial Schwache ab. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Wohnbauten vor allem in verkehrsgünstigen Lagen ist gestiegen. In Wien wird der Bau von attraktiven Wohnvierteln in Verbindung mit bestehenden Einkaufs- und Bürozentren forciert. Die Althaussanierung wird unter dem Aspekt des Energiesparens neue Impulse erhalten; die Notwendigkeit gezielter staatlicher Förderungen zur thermischen Sanierung und zur Erreichung des Kyoto-Zieles bezüglich der CO2-Emissionen sowie die Einführung von Energieausweisen für Gebäude werden künftig eine neue Förderungsstrategie erfordern. Das Wachstumspotential ist damit in der Althaussanierung größer als im Wohnungsneubau.

Bürobauboom geht zu Ende

[20] Nach einer starken Expansion der Errichtung von Bürohochhäusern in den Ballungszentren geht der Bürohausboom heuer zu Ende. Die Leerstandsraten nehmen zu, das Überangebot etwa in Wien nimmt zu. Neue Großbauprojekte werden umgeplant und nicht mehr im vollen Umfang realisiert. Die Nachfrage nach Wirtschaftsbauten wird einerseits durch die unsichere allgemeine Wirtschaftslage gedämpft, andererseits erhält sie durch die Möglichkeit zur höheren vorzeitigen Abschreibung, die Ende 2003 ausläuft, Impulse. Die Aufträge für öffentliche Hochbauten werden wegen des restriktiven Budgetkurses nicht im vollen Umfang vergeben. Ein besonders hoher Nachholbedarf wird im Bildungsbereich geortet: In den nächsten Jahren dürfte sich die Bautätigkeit im Bereich der Schulen und Universitäten wieder verstärken, wenn nicht wieder Budgetrestriktionen wirksam werden. Auch im Gesundheitssektor werden verstärkt Bauinvestitionen erforderlich.

[21] Insgesamt verringerte sich der Nichtwohnbau 2002 im Vorjahresvergleich um knapp 2%, 2003 wird er stagnieren. In den Jahren 2004 und 2005 könnte mit dem erwarteten allgemeinen Konjunkturaufschwung ein geringfügiges Wachstum von 1½% pro Jahr einsetzen.

Im Tiefbau kräftigere Zuwächse

[22] Derzeit ist der Tiefbau kurzfristig und mittelfristig die Bausparte mit den besten Wachstumsperspektiven in Österreich. In den vergangenen Jahren wurden Infrastrukturinvestitionen wegen der Notwendigkeit zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte hinausgeschoben. In der Folge entstand ein beträchtlicher Nachholbedarf an Investitionen in die Straßen- und Bahninfrastruktur. Seit 2002 werden die Verkehrsinvestitionen verstärkt, insbesondere die Generalsanierung der Autobahnen (A1 und A2), Tunnelprojekte, der Ausbau der Verbindungsstraßen in die östlichen Nachbarländer sowie der Eisenbahnausbau soll forciert werden.

[23] Zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur ist mittelfristig die Einführung einer elektronischen Lkw-Maut (Road Pricing) vorgesehen. Die ASFINAG wird 2003 die Mautaufsicht aufbauen und die Einführung mit 1. Jänner 2004 vorbereiten. Im Bereich der Verkehrsinfrastruktur sollten vermehrt private Finanzierungsmodelle zugelassen werden, um den weiteren zügigen Ausbau der Infrastruktur nicht zu behindern.

[24] Eine Initiative für den Ausbau von Bahnhöfen wird in den nächsten Jahren realisiert. Sie könnte insbesondere in Wien einen zusätzlichen Investitionsimpuls auslösen (der Umbau der Bahnhöfe geht meist mit der Errichtung moderner multifunktionaler Einkaufszentren einher). Hingegen sind die Investitionen in die Wasserwirtschaft rückläufig.

[25] Insgesamt wird der Tiefbau in den nächsten Jahren überdurchschnittlich wachsen. 2002 dürfte der reale Zuwachs rund 3% erreicht haben, 2003 ist eine Rate von +3,4% und in den Jahren 2004/05 von +3,5% pro Jahr zu erwarten.

 

Delayed Recovery of the European Construction Industry. Growth Prospects for 2004-05 Damped down - Summary

The recovery of the European construction industry is being delayed considerably. Construction activity is stagnating in Western Europe, with a growth rate of no more than 0.4 percent forecast for 2003. According to the most recent results of the Euroconstruct Conference, the construction sector in Western Europe will only pick up slightly in 2004 and 2005 (1 percent and 1.6 percent, respectively). The Austrian construction industry, which went through a phase of stagnation in 2002, will grow at a rate of 1.2 percent already in 2003; growth rates in 2004 and 2005 will be 1.5 percent and 2 percent, respectively, i.e. only slightly above the western European average. In eastern Europe, the construction industry is expected to recover from its 2001 and 2002 recession in the course of this year and will presumably achieve substantial growth rates in 2004 and 2005.

The delayed recovery of the European construction industry is due to a number of causes:

    given the current climate of uncertainty, capital expenditure is being held back in view of the tense geo-political situation (war in Iraq);

    pressure for budget consolidation leads to restraint in public-sector spending throughout Europe;

    faced with the prospects of low growth and a delayed economic recovery, private investors view real-estate and construction sector investments with great caution.

Unlike in previous phases of economic upswing, the construction industry will not serve as an engine of growth in the period from 2003 to 2005. Housing construction will continue to decline until 2005. Non-housing construction has reached its lowest level in years and is unlikely to improve even slightly before 2004. In civil engineering, infrastructure investments are expected to continue at the present level.

Following a decline in capital expenditure for construction activities in 2001 by 1 percent and a stagnation in 2002, a slight expansion by approx. 1.2 percent is expected in Austria. Civil engineering is developing more favourably than building construction. Housing construction probably reached its lower turning point at the end of 2002 and will gradually stabilise at a low level; a slight increase is not to be expected before 2005. Non-housing construction will benefit from the possibility of higher accelerated depreciation, a measure which has been prolonged until the end of 2003 to stimulate the economy. Interest rates, already low and declining further, might have a somewhat positive influence on capital expenditure in 2004-05. Housing renovation may pick up under the impact of special support schemes. Thanks to a growing emphasis on investments in the traffic infrastructure, civil engineering currently enjoys the best prospects for short- and medium-term growth in the Austrian construction sector.