WIFO

Wilfried Puwein

Erfolg der Ausgliederung von Bundesbetrieben – das Beispiel der Österreichischen Bundesforste

 

Die Österreichischen Bundesforste (ÖBF) wurden mit 1. Jänner 1997 von einem Bundesbetrieb in eine Aktiengesellschaft im Alleineigentum des Bundes übergeführt (Österreichische Bundesforste-AG - ÖBF-AG). Diese Ausgliederung bzw. Korporatisierung sollte die wirtschaftliche Effizienz des Unternehmens verbessern. Die neue ÖBF-AG erstellte 1997 ein Unternehmenskonzept mit betrieblichen Entwicklungszielen, die inzwischen durchwegs erreicht wurden. Aus volkswirtschaftlicher Sicht stehen die erreichten Produktivitätssteigerungen im Vordergrund (insbesondere bezüglich der Faktoren Arbeit und Waldboden) und die optimale Nutzung der Ressourcen wie Holzvorrat, Jagd, Immobilien, Schottergruben und Wasser. Aus gesellschaftspolitischer Sicht ist eine Verbesserung der Wohlfahrtsfunktionen der ÖBF-Wälder wünschenswert. Dies betrifft insbesondere den Waldbesuch zur Erholung und die Schutzwirkung der Wälder im Gebirge.

 

Begutachtung: Gunther Tichy • Wissenschaftliche Assistenz: Martina Agwi • E-Mail-Adressen: Wilfried.Puwein@wifo.ac.at, Martina.Agwi@wifo.ac.at

 

INHALT

Staatswälder in Europa

Probleme des Staatsbetriebs

Verbesserung durch Korporatisierung

Erfolge der ÖBF-Korporatisierung

Holzproduktion

Ausgangslage und Handlungsbedarf

Maßnahmen und Ergebnisse

Holznutzung

Ausgangslage und Handlungsbedarf

Maßnahmen und Ergebnisse

Immobilien, Abbau und Deponie, Wasser, Tourismus

Ausgangslage und Handlungsbedarf

Maßnahmen und Ergebnisse

Jagd und Fischerei

Ausgangslage und Handlungsbedarf

Maßnahmen und Ergebnisse

Wohlfahrtsfunktionen, Ökologie

Ausgangslage und Handlungsbedarf

Maßnahmen und Ergebnisse

Einforstungsrechte

Arbeitsproduktivität

Ausgangslage und Handlungsbedarf

Maßnahmen und Ergebnisse

Einnahmen des Bundes

Ausblick

Literaturhinweise

 

VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND ABBILDUNGEN

Übersicht 1: Vorrat, Zuwachs und Nutzung im Ertragswald. 7

Übersicht 2: Fehlende Verjüngung und Verbiss. 8

Übersicht 3: Waldpflegemaßnahmen der ÖBF. 9

Übersicht 4: Einnahmen der ÖBF aus der Forst- und Holzwirtschaft 10

Übersicht 5: Liegenschaften der ÖBF und ihre Aufteilung auf Republik und ÖBF-AG.. 13

Übersicht 6: Einnahmen der ÖBF aus Verpachtung, Vermietung, Abbau und Deponie, Wasser, Tourismus. 14

Übersicht 7: Einnahmen der ÖBF aus Jagd und Fischerei 15

Übersicht 8: Bewilligungspflichtige Fällungen. 16

Übersicht 9: Beschäftigte, Produktionswert, Vorleistungen und Wertschöpfung der ÖBF. 19

Übersicht 10: Entwicklung der Produktivität in der Eigenwerbung der ÖBF. 21

Übersicht 11: Gebarung der ÖBF. 22

Übersicht 12: Zahlungen der ÖBF-AG an den Bund. 23

Abbildung 1: Staatswald- und Körperschaftswaldanteile in Europa. 3

Abbildung 2: Entwicklung von Hiebsatz, Einschlag, Schadholzanfall und Rundholzpreis. 11

Abbildung 3: Entwicklung von Holzpreis und BIP-Deflator 12

Abbildung 4: Entwicklung des Beschäftigtenstands der ÖBF. 18

Abbildung 5: Anteil der Fremdwerbung am Holzeinschlag der ÖBF. 20

 

 

[1] 1996 verwaltete der Wirtschaftskörper Österreichische Bundesforste (ÖBF) Liegenschaften mit einer Fläche von rund 869.000 ha. Davon waren rund 547.000 ha Wald, 63.000 ha Almen und sonstige landwirtschaftliche Nutzfläche und 259.000 ha alpines Ödland und Seen. Von diesen Liegenschaften blieben anlässlich der Ausgliederung aus dem Bundeshaushalt gemäß Bundesforstegesetz 1996 (BGBl. 793/1996) rund 839.000 ha beim Bund, 30.000 ha gingen als Bestandteil der Sacheinlage in das Eigentum der ÖBF-AG über. Die ÖBF-AG erhielt das entgeltliche Fruchtgenussrecht an den Wäldern des Bundes. Der Bund verbleibt also auch nach der Überführung der ÖBF in ein privatrechtliches Unternehmen Alleineigentümer sowohl der Wälder als auch des durch sie bewirtschafteten Forstbetriebs.

Staatswälder in Europa

[2] In fast allen Staaten Europas verfügt die öffentliche Hand über umfangreichen Waldbesitz (Abbildung 1). In Österreich erreicht der Staatswaldanteil am Gesamtwald 15%; 3% des Waldes gehören den Ländern und Gemeinden (Körperschaftswald). Wesentlich höher ist der Staatswaldanteil etwa in Finnland (25%), Schweden (30%), Deutschland (34%) und Großbritannien (38%). Relativ wenig Staatswald gibt es in den romanischen Ländern Frankreich (9%), Italien (8%), Spanien (4%) und Portugal (3%) sowie in der Schweiz (6%). In der Schweiz (63%), in Belgien und Luxemburg (36%), Spanien (30%) und Italien (26%) hat der Körperschaftswald eine relativ große Bedeutung. In Österreich, wie auch in den anderen wichtigen Holzüberschussländern Schweden, Finnland und Norwegen, sind die privaten Waldbesitzer die weitaus wichtigsten Holzanbieter.

[3] Die Ursache der Existenz von Staatswäldern und der großen Unterschiede zwischen dem Anteil am Gesamtwald in den einzelnen Ländern liegt in der geschichtlichen Entwicklung. Wichtige Prozesse waren hier die Aneignung der ursprünglich herrenlosen Wälder durch die Landesherren, die Abgabe von Wäldern an geistliche und weltliche Herrschaften als Lehen, die Bauernbefreiung und Bodenreformen, die Säkularisierung der Klöster, Verkäufe von Wäldern an Industrielle und Banken. Der Waldbesitz brachte dem Staat relativ sichere Einnahmen durch Holzverkauf und Weidenutzung, gewährleistete die Holzversorgung für staatspolitische Aufgaben (Infrastrukturausbau, Flottenbau, militärische Anlagen) sowie für staatliche Betriebe (Bergbau, Salzgewinnung), und er bot nicht zuletzt Jagdmöglichkeiten für die Regierenden und ihre Gäste. Der Apparat der Staatsforste kann auch zur Verwaltung des Forst- und Jagdwesens in einem Land herangezogen werden (z. B. Deutschland).

 

Abbildung 1: Staatswald- und Körperschaftswaldanteile in Europa

1996

Q: Informationsschrift CEPF 1997/98; Wirtschafts- und Sozialausschuss der Europäischen Gemeinschaft, "Forstwirtschaft" (Initiativstellungsnahme), Brüssel, 18. März 1997, CES 933/96 Anlage (FI) CJ/MK/CD/el; FAO, State of the World's Forests 1997.

 

[4] In Österreich wurden die Wälder verschiedener öffentlich-rechtlicher Körperschaften 1925 in einem eigenen Wirtschaftskörper "Österreichische Bundesforste" zusammengefasst (Bundesforstegesetz 1925, BGBl. 282/1925). Darunter waren Kameralgüter, deren Erträge ursprünglich unmittelbar der Bestreitung des Staatshaushaltes dienten; die Montan- und Salinenforste hatten den Holzbedarf der staatlichen Bergwerke, Hüttenwerke und Salinen zu decken. Im alten Österreich gab es daneben Marinereservatforste und Militärforste, die der Sicherung der Seemacht und militärischen Zwecken gewidmet waren. Diese Wälder liegen außerhalb des heutigen Staatsgebietes. Religions-, Studien-, Stiftungs- und Invalidenfondsgüter befanden sich im Eigentum der jeweiligen Fonds, standen aber unter staatlicher Verwaltung. Nach Eigentum und Widmung der Erträge waren die nunmehr gemeinsam bewirtschafteten Forstgüter ursprünglich Staatsdomänen[a]) und -forste sowie Fondsdomänen und -forste (Österreichische Bundesforste, 1975).

[5] Art und Umfang des staatlichen Waldbesitzes erklären sich aus weitgehend zufälligen historischen Prozessen. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die Forstwirtschaft eine Staatsaufgabe ist. Ursprünglich hatten die Staatsforste in Österreich überwiegend fiskalische Zielsetzungen: Die Erträge sollten die Staatseinnahmen mehren oder dienten den Zwecken der Fonds.

Probleme des Staatsbetriebs

[6] Generell zeigen die Erfahrungen, dass Staatsbetriebe zumeist weniger effizient als vergleichbare Privatbetriebe arbeiten. Ein Versagen des Staates als Unternehmer schwächt letztlich die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft, weil Produktionsfaktoren nicht effizient genutzt werden. Nach herrschender Ansicht sind wirtschaftliche Funktionen des Staates nur dort angebracht, wo der Markt als Regulativ versagt (Stiglitz, 1989). Marktversagen tritt auf

·          auf zu Monopolbildungen neigenden Märkten (natürliche Monopole),

·          im Bereich der öffentlichen Güter (nicht rivalisierender Konsum, Nichtausschluss von Konsumenten aus ökonomischen und technischen Gründen),

·          im Austausch von Gütern, deren Angebot der Staat bestimmt, da die Präferenzen der Konsumenten nicht dem gesellschaftspolitisch erwünschten Ausmaß entsprechen (meritorische Güter wie z. B. Bildung, Gesundheitsdienst),

·          bei Vorliegen hoher Externalitäten (positive oder negative Konsum- und Produktionsexternalitäten) und

·          auf Märkten mit unvollkommener Information sowie hohen Transaktionskosten.

·          Schließlich erfordern gewünschte Umverteilungen Staatsinterventionen.

[7] Für Holz bestehen gut funktionierende Märkte. Von den angeführten Gründen für Marktversagen trifft nur die Existenz hoher Externalitäten der Forstwirtschaft zu. Man erkannte frühzeitig, dass die Wohlfahrtsfunktionen des Waldes (positive externe Effekte) unter einer rein gewinnorientierten Holznutzung litten. In Österreich sichert seit 1852 das Reichsforstgesetz (RGBl. 250/1852) bzw. Forstgesetz (BGBl. 440/1975, letzte Fassung BGBl. 59/2002) die Wohlfahrtsfunktionen des Waldes durch einschneidende Regulierungen der Waldnutzung.

[8] Der Staat kann freilich in seinen Wäldern, falls die Gesellschaft es wünscht, strengere Vorgaben für die Wohlfahrtsfunktionen rasch durchsetzen. Das Bundesforstegesetz verpflichtet die ÖBF-AG zu einigen Leistungen, deren Wohlfahrtsfunktionen über das im Forstgesetz Fixierte hinausgehen. Der Staat verfolgt im Bundesforstegesetz auch verteilungspolitische Ziele: Die ÖBF-AG hat die Interessen der Landwirtschaft, insbesondere der Bergbauern zu berücksichtigen.

[9] Die Forstwirtschaft hat überdies einige Eigenschaften, welche die unternehmerische Überlegenheit der Privatwirtschaft schwächt:

·          Holz ist ein Massengut, der Preis wird vom Weltmarkt vorgegeben. Marketingstrategien spielen eine untergeordnete Rolle.

·          Die Bedeutung von Produktinnovationen (z. B. Umstellung auf neue Holzarten) ist im Lichte der rund 80-jährigen Produktionsdauer (von der Pflanzung des Baumes bis zur Hiebsreife) und des damit verbundenen Investitionsrisikos zu betrachten.

·          Die Leistungen für einzelne Teile des Produktionsprozesses (Aufforstung, Durchforstung, Schlägerung, Bringung und Forsteinrichtung) können vom Waldbesitzer auf einem sehr wettbewerbsintensiven Markt zugekauft werden.

·          In zunehmendem Maße verliert ein Teil der privaten Waldbesitzer das Interesse an einer ertragsoptimierenden Holznutzung. Eine ungestörte Jagd, der Waldbesitz an sich und die darauf begründete Zukunftsabsicherung ("grüne Sparkasse") sind oft wesentlichere Ziele. Das Produktionspotential des Faktors Boden wird damit für die Holzproduktion weniger stark ausgeschöpft.

·          Privatunternehmen sind bestrebt, ihre Gewinne nach Steuern zu maximieren. Steuervermeidungsstrategien können die Effizienz des Unternehmens beeinträchtigen (Gordon - Bai - Li, 1999). Das Einschlagsverhalten privater Forstbetriebe in Österreich wird u. a. durch die Einkommensteuergesetze beeinflusst. Eine Umfrage unter privaten Forstbetrieben ergab, dass sie bei hohen Holzpreisen ihren Einschlag im Sinne der Steuervermeidung eher senken (Tersch, 1978). Die nachgelagerte Industrie kann dadurch in der Hochkonjunktur ihre Marktchancen nur ungenügend nützen. Daraus resultiert eine prozyklische Rohholzlagerhaltung, die gesamtwirtschaftlich unerwünschte Effekte hat (Kapitalbindung, Verstärkung der Konjunkturzyklen; Puwein, 1976).

Nach einer Untersuchung von Sekot (1989) trifft die in anderen Branchen gängige Modellvorstellung des marktkonform anbietenden Gewinnmaximierers auf die große Mehrheit der privaten Forstbetriebe nicht zu. Dies mag zum Teil mit der Eigentümerstruktur, zum Teil mit der traditionellen forstlichen Unternehmenskultur zusammenhängen. Forstbetriebe haben die vorgegebenen finanziellen Ziele weitgehend unabhängig von der aktuellen Marktsituation zu erfüllen. Bei hohen Preisen werden eher kostenintensive Lagen, bei niedrigen Preisen gut erschlossene Lagen genutzt. So ergibt sich kaum eine marktangepasste Einschlagsmenge. Für den Einschlag der staatseigenen Forstbetriebe sollten Steuervermeidungsstrategien und die strenge Liquiditätsorientierung nicht entscheidend sein. Sie könnten durch eine marktkonforme Einschlagspolitik mittelfristig ihren Betriebserfolg optimieren und gleichzeitig der nachgelagerten Industrie eine konjunkturangepasste Rohholzversorgung sichern.

[10] Einige wirtschaftliche Argumente sprechen somit für, andere gegen staatliches Waldeigentum. Entscheidend für die Beantwortung der Frage, ob der Staat Wald besitzen soll, ist letztlich, wie sich die Gesellschaft dazu stellt. Hiezu gibt es historische Erfahrungen:

[11] Besonders ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sah sich der Staat in Österreich gezwungen, Wälder zu verpfänden oder zu verkaufen um den kriegsbedingt akuten Geldmangel zu lindern. Die Reduktion des Staatswaldes wurde erst zu einem politischen Thema, als 1870 größere Flächen des Wienerwaldes verkauft werden sollten. Josef Schöffel erreichte durch eine massive Pressekampagne, dass keine Grundverkäufe durchgeführt wurden. Die gegenwärtigen Grundstückstransaktionen des Bundes bzw. der ÖBF-AG werden von den Medien sehr kritisch verfolgt. Man gewinnt den Eindruck, der Gesellschaft liege an der Erhaltung des staatlichen Waldeigentums sehr viel. Insbesondere stadtnahe Wälder und Wälder mit großem Erholungswert glaubt man beim Staat besser aufgehoben, den freien Zugang besser abgesichert als bei privaten Besitzern. Mit steigendem Interesse der Gesellschaft an den Erholungsfunktionen des Waldes erhalten die Argumente pro Staatswald zunehmendes Gewicht. Die Anliegen der Gesellschaft lassen sich freilich auch durch gesetzliche Auflagen für die Waldbesitzer absichern.

Der Staat kann seinen Wald

·          selbst (z. B. Bundesbetrieb ÖBF),

·          durch eine privatrechtliche Gesellschaft im Staatseigentum (z. B. ÖBF-AG) oder

·          durch Unternehmen im Privateigentum bewirtschaften, oder

·          er kann die Holznutzung gekoppelt mit waldbaulichen Maßnahmen über Stockverkäufe der Holzindustrie überlassen (z. B. Bundeswälder in den USA).

[12] Die ÖBF waren bis 1997 ein Bundesbetrieb ohne eigene Rechtspersönlichkeit, ihre Leitung war dem Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft unterstellt. Das Direktorium der ÖBF wurde von der Bundesregierung bestellt. Das jährliche Bundesfinanzgesetz regelte die finanzielle Gebarung. Indem die ÖBF in das Bundesbudget eingegliedert waren, mussten die zahlreichen Haushalts- und Verrechnungsvorschriften eingehalten werden. Die Bindung an die Zustimmung zentraler Stellen des Bundes für Maßnahmen im Bereich Finanzen und Personal hemmte unternehmerische Aktivitäten. Sie verringerte zugleich die Verantwortlichkeit der Leitung.

[13] In der Literatur wird die geringere Effizienz staatlicher Betriebe im Vergleich mit privaten Unternehmen vielfach belegt und begründet (Domberger - Piggott, 1994, Fokkema - Nijkamp, 1994, Kay - Thompson, 1986, Boycko - Shleifer - Vishny, 1996). Niwa (1992) schreibt die geringe betriebswirtschaftliche Effizienz von Betrieben mit öffentlich-rechtlichem Status der limitierten Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit der Betriebsführung zu. Dies bewirke eine von "Gleichgültigkeit gegenüber roten Zahlen" geprägte Haltung, die eine der Hauptursachen für ineffektives Management sei. Das übliche, weitgehend erfolgsunabhängige Gehaltssystem der Staatsbetriebe biete zudem keinen Leistungsanreiz für die leitenden Beamten. Als eine wesentliche Schwäche von Staatsbetrieben gilt die geringe Motivation der Mitarbeiter. In einer Befragung im Frühjahr 1996 (ÖBF-AG, 1997) bescheinigten die Kunden dem Personal der ÖBF einerseits gute fachliche Kompetenz und Verlässlichkeit, andererseits kritisierten sie dessen "innere Starrheit, Langsamkeit und Kleinkariertheit". Die ÖBF-Mitarbeiter waren mit der Unternehmenskultur der ÖBF sehr unzufrieden: Mehrheitlich fühlten sie sich u. a. als unmündige Menschen behandelt, Absicherungsaktivitäten und Papierkrieg blockierten die Arbeit (ÖBF-AG, 1997).

[14] Die demotivierenden Aspekte wirken sich letztlich negativ auf das wirtschaftliche Ergebnis eines Betriebs aus. Auch bei gutem Leistungswillen der einzelnen Mitarbeiter beeinträchtigen die Eigengesetzlichkeiten der Bürokratie die Effizienz der Staatsbetriebe. Im konkreten Fall des Bundesbetriebs ÖBF lassen sich folgende Schwächen belegen:

·          Die erforderliche Zustimmung der Zentralstellen des Bundes im Bereich Finanzen und Personal und die hierarchisch gegliederte Organisation erschwerten den Betriebsablauf.

·          Das Verwaltungselement war nicht nur in den organisatorischen Bezeichnungen festgehalten ("Forstverwaltungen", "Inspektionen"), es prägte auch eine Kommando- und Kontrollkultur im Betrieb und das Verhalten gegenüber den Kunden.

·          Kostenbewusstsein und Ergebnisorientierung waren schwach entwickelt.

·          Die Arbeitsabläufe unterlagen umfangreichen Regulierungen.

[15] Diese Schwächen ließen sich wohl großteils auch durch Reformmaßnahmen innerhalb eines Staatsbetriebs überwinden. Von Fall zu Fall müssen aber die Maßnahmen gesetzlich geregelt werden; damit verbunden ist ein schwerfälliger politischer Einigungsprozess. Wie die Erfahrungen zeigen, hatten in der Vergangenheit wiederholte Reformen in den Bundesbetrieben (Post, Bahn, ÖBF) kaum das Entstehen einer neuen Unternehmenskultur zur Folge.

Verbesserung durch Korporatisierung

[16] Durch die Korporatisierung erhält die Unternehmensleitung die gleichen Voraussetzungen wie in einem Privatunternehmen, die Ursachen des Effizienzmangels von staatlichen Betrieben sollten beseitigt sein. Freilich bleibt der Staatseinfluss in Form der Eigentümerrechte in der gewählten Gesellschaftsform weiter bestehen. Dadurch könnten Entscheidungsfreiheit und Verantwortlichkeit des Managements geschwächt und so die Effizienz des Unternehmens verschlechtert werden. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass sich privatrechtlich organisierte Unternehmen im staatlichen Mehrheitseigentum wirtschaftlich weniger gut entwickelten als vollständig privatisierte Unternehmen (La Porta - Lopes-de-Silanes, 1997, D'Souza - Megginson - Megginson, 1998, Gala et al., 1992, Ehrlich - Gallais-Hammon - Lutter, 1991). Eine Erklärung dafür sehen die Autoren in der Beobachtung, dass Manager von Unternehmen im Staatseigentum mit einem Teil ihrer persönlichen Arbeitskapazität politische Ziele verfolgen. Indem sie versuchen, die Zustimmung der "politischen Bürokratie" zu erlangen, wird die Rentabilität vernachlässigt. Das Management hat zum Teil in diesen Unternehmen keine ausreichende Entscheidungsfreiheit für leistungsgerechte Entlohnung. Dadurch wird der Wille der Beschäftigten zu Produktivitätssteigerungen und Qualitätsverbesserungen herabgesetzt. Das Management muss oft auch unrentable Aktivitäten weiterführen und wenig ausgelastetes Personal halten. Wirtschaftliche Misserfolge können durch die aufgezwungenen politischen Vorgaben begründet werden; dies mindert den "Druck der roten Zahlen". Vielfach wird das Management nicht nur aufgrund fachlicher Qualifikationen, sondern auch parteipolitischer Überlegungen ausgewählt. Der Erfolg der Korporatisierung hängt daher wesentlich von der Unabhängigkeit des Managements von politischen Einflüssen in seinen unternehmerischen Entscheidungen ab.

[17] Die ÖBF wurden in eine Aktiengesellschaft übergeführt. Der Aufsichtsrat ernennt und überwacht die Geschäftsführung und entscheidet über wichtige Geschäfte. Für den Erfolg des Unternehmens ist daher wesentlich, nach welchen Kriterien der Eigentümer den Aufsichtsrat auswählt und ob dieser politischen Interventionen, die die Effizienz des Unternehmens schwächen, standhält.

Erfolge der ÖBF-Korporatisierung

[18] Gemäß Bundesforstegesetz 1996 (BGBl. 793/1996, § 4) obliegt der ÖBF-AG die Fortführung des Betriebes "Österreichische Bundesforste". Sie hat bei der Produktion und Verwertung des Rohstoffes Holz, der forstlichen Nebenprodukte und allenfalls deren Weiterverarbeitung den bestmöglichen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. Die vorliegende Studie konzentriert sich auf volkswirtschaftliche Aspekte der Ausgliederung. Im Wesentlichen geht es um eine effizientere Nutzung der im Unternehmen eingesetzten Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden, wobei die durch das Forstgesetz und die Ziele des Bundesforstegesetzes gestellten gesellschaftspolitischen Auflagen einzuhalten sind.

[19] Die Betrachtung der volkswirtschaftlichen Ziele schließt nicht nur die Forstwirtschaft, sondern auch die Holzverwertung in der nachgelagerten Industrie ein. Aufgrund der Transportkostenintensität von Holz ist nämlich der Standort der Säge-, Zellstoff-, Holzstoff- und Plattenindustrie in hohem Ausmaß von der inländischen Holzversorgung abhängig. Die Sägeindustrie bezog in den letzten drei Jahren über 55%, die Papierindustrie über 65% des Rundholzes aus dem Inland. Die Papier- und Plattenindustrie verarbeitet darüber hinaus große Mengen von inländischem Sägerestholz. Das inländische Holzangebot sichert die Produktion der Holzbe- und -verarbeitung. Zu beachten ist freilich auch das volkswirtschaftliche Ziel der optimalen Ressourcenallokation: Die Produktionsfaktoren Arbeit und Boden sind nur solange von der Forst- und Holzwirtschaft zu nutzen, als sie nicht in anderen Wirtschaftsbereichen produktiver eingesetzt werden können.

[20] In Österreich bestehen für die Waldbesitzer gemäß Forstgesetz eine Reihe von Auflagen, die gesellschaftspolitische Interessen absichern sollen. Dazu gehören generell die Walderhaltung, die Nutzung des Waldes zu Erholungszwecken sowie die Absicherung der Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungswirkungen des Waldes (diese Wirkungen werden im folgenden Text zusammenfassend als Wohlfahrtsfunktionen bezeichnet). Gemäß Bundesforstegesetz obliegen der ÖBF-AG darüber hinaus Aufgaben im Bereich der Errichtung und des Betriebs der Nationalparks Donau-Auen und Kalkalpen. Außerdem hat die ÖBF-AG in ihren wirtschaftlichen Aktivitäten besondere Ansprüche der Gesellschaft hinsichtlich Wohlfahrtswirkungen des Waldes, Trink- und Nutzwasserreserven, Erholungsflächen außerhalb des Waldes (wie Seeufer), ökologisch besonders wertvoller oder sensibler Gebiete und Naturdenkmäler zu beachten. Weiters sind die Interessen der Landwirtschaft (insbesondere der Bergbauern) zu berücksichtigen und die Wald- und Weidenutzungsrechte zu gewährleisten.

[21] Die gesellschaftspolitischen Aufgaben können zusätzliche Kosten verursachen und beeinträchtigen damit die rein betriebswirtschaftlichen Erfolge des Unternehmens. So werden Personal und Material für die Planung, Errichtung und Betreuung von Erholungs- und Naturschutzeinrichtungen bereitgestellt und auf die Nutzung bestimmter Bestände verzichtet. Aktivitäten mit gesellschaftlichen Zielen dürfen aber nicht dazu dienen, Ineffizienzen in marktwirtschaftlichen Bereichen des Unternehmers zu verbergen. Auch für die Erfüllung gesellschaftspolitischer Aufgaben gelten wirtschaftliche Effizienzkriterien. Sie können nur beachtet und kontrolliert werden, wenn klare, möglichst quantifizierende Zielsetzungen und die genaue Erfassung des getätigten Aufwands vorliegen. Soweit es die Nationalparks betrifft, stellt etwa die ÖBF-AG die ihr in diesem Zusammenhang entstehenden Kosten den Nationalparkverwaltungen in Rechnung.

[22] Ausgehend von den gesetzlichen Zielvorgaben erarbeitete die ÖBF-AG in ihrem "Unternehmenskonzept 97" Leitziele und strategische Entwicklungsziele. Durch eine Reihe von Maßnahmen wird versucht, diesen Zielen näher zu kommen. Nach fünf Jahren sollten sich die ersten Erfolge der Neuorientierung und Umstrukturierung des Unternehmens zeigen. Angesichts der Langfristigkeit der forstlichen Produktion lassen sich aber Erfolge (z. B. Waldzustand) zum Teil erst nach Jahrzehnten beurteilen. Die Evaluierung muss sich hier auf die eingeleiteten Maßnahmen beschränken. Sie baut vornehmlich auf einer Untersuchung von Zeitreihen wichtiger Kennzahlen auf: Es wird geprüft, ob nach 1997 Trendänderungen im Sinne der angestrebten Ziele eingetreten sind. Dabei sind die zyklischen Schwankungen des Holzmarktes zu beachten. Die Untersuchung verwendet Daten aus dem Österreichischen Waldbericht (BMLFUW, 1998) und den Geschäftsberichten der ÖBF-AG bzw. den Jahresberichten der ÖBF. Zusätzliche Informationen wurden von der ÖBF-AG, der Forstlichen Bundesversuchsanstalt, der Universität für Bodenkultur, der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern und von privaten Forstbetrieben eingeholt.

Holzproduktion

[23] Im Sinne der Nachhaltigkeit beschränkt längerfristig der Holzzuwachs die heimische Rohholzversorgung. Eine Steigerung des Zuwachses kann angestrebt werden durch

·          eine Vergrößerung der Waldfläche (Neuaufforstungen) und

·          forstliche Maßnahmen.

[24] Aufforstungen sind gesamtwirtschaftlich zielführend, wenn sich langfristig für den Boden keine produktiveren Verwendungsmöglichkeiten ergeben. Dabei ist auf eine gesellschaftspolitisch unerwünschte "Überwaldung" Rücksicht zu nehmen.

[25] Den Ertrag bestehender Wälder kann man durch die Baumartenwahl, die Stammzahlhaltung, Pflege- und Verjüngungsverfahren, Düngung, die Vermeidung von Bestockungsmängeln und die Optimierung der Nutzungszeitpunkte (Jöbstl, 1978) verbessern. Wesentlich ist die Senkung der Waldschäden durch Wild und Weidevieh sowie der im Zuge der Holzernte und des Forststraßenbaus entstehenden Schäden am Baumbestand. Diese waldbaulichen Maßnahmen sollen nicht nur das biologische Produktionspotential der Forstwirtschaft verbessern, sie haben gleichzeitig die Wohlfahrtsfunktionen des Waldes abzusichern.

Ausgangslage und Handlungsbedarf

[26] Das Produktionspotential und die stockenden Holzvorräte (stehenden Bäume) der Forstwirtschaft werden im Rahmen der Waldinventuren des Landwirtschaftsministeriums mit einem systematischen Stichprobenverfahren erhoben. Die Unterscheidung nach Eigentumsarten erlaubt einen Vergleich der Inventurergebnisse der ÖBF mit jenen der Forstbetriebe (Wälder von Betrieben einer Katasterwaldfläche von mehr als 200 ha) und dem Kleinwald (Katasterwaldfläche bis zu 200 ha). Die Waldinventuren erstrecken sich über mehrere Jahre, derzeit liegen die Ergebnisse der Inventur 1992/1996 vollständig vor. Die Daten charakterisieren die Ausgangslage der ÖBF-AG.

 

Übersicht 1: Vorrat, Zuwachs und Nutzung im Ertragswald

Nach Eigentumsarten und Betriebsarten, Waldinventur 1992/1996

 

 

 

 

 

 

Kleinwald

Betriebe

Bundesforste

Insgesamt

 

Vorratsfestmeter1) je ha

 

 

 

 

 

Ertragswald

 

 

 

 

Vorrat

290

296

310

295

Jährlicher Zuwachs

9,2

7,1

6,7

8,2

Jährliche Nutzung

5,4

6,6

6,3

5,9

 

 

 

 

 

Wirtschaftswald – Hochwald

 

 

 

 

Vorrat

298

311

319

304

Jährlicher Zuwachs

9,5

7,6

7,2

8,7

Jährliche Nutzung

5,5

7,2

7,2

6,2

 

 

 

 

 

Ertragswald – Ausschlagwald

 

 

 

 

Vorrat

110

125

120

Jährlicher Zuwachs

5,6

5,8

5,8

Jährliche Nutzung

6,8

6,2

6,4

 

 

 

 

 

Schutzwald im Ertrag – Hochwald

 

 

 

 

Vorrat

234

264

272

256

Jährlicher Zuwachs

4,6

3,9

3,9

4,2

Jährliche Nutzung

1,9

2,4

1,9

2,1

Q: Forstliche Bundesversuchsanstalt, Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 1992/1996. - 1) Mit Rinde, Brusthöhendurchmesser ab 5,0 cm.

 

[27] Im Ertragswald der ÖBF wuchsen im Inventurzeitraum jährlich durchschnittlich 6,7 Vorratsfestmeter Holz je Hektar zu (Übersicht 1). Das war um 18% weniger als im gesamten Ertragswald Österreichs und um 27% weniger als im Kleinwald. Zum Teil kann dieser relativ geringe Zuwachs der ÖBF auf ihren hohen Schutzwaldanteil zurückgeführt werden; im Schutzwald[b]) sind die Zuwachsleistungen aufgrund der klimatischen Bedingungen (Höhenlage) und der Bodenverhältnisse sowie der generellen Überalterung des Baumbestands schwächer als im Wirtschaftswald.

[28] Vergleicht man den Zuwachs innerhalb der Betriebsarten, so betrug der Rückstand der ÖBF gegenüber dem österreichischen Durchschnitt im Wirtschaftswald 17% und im Schutzwald im Ertrag[c]) 7%. Der geringe Zuwachs in den ÖBF war zum Teil die Folge einer Bestandsüberalterung. Auf 23,4% der Wirtschaftswaldflächen (Hochwald) stockten über 100 Jahre alte Baumbestände, im Kleinwald waren es nur 13%. Hier ist freilich auch zu berücksichtigen, dass die ÖBF überproportional viele Wälder in Höhenlagen mit längeren Umtriebszeiten besitzen. Die Überalterung drückt sich auch im Holzvorrat aus. Der Vorrat der ÖBF erreichte 310 Vorratsfestmeter je Hektar, um 5% mehr als im Durchschnitt des gesamten Ertragswaldes in Österreich und um 7% mehr als im Kleinwald.

[29] Weitere mögliche Erklärungen für geringere Zuwachsleistungen können unterdurchschnittliche Standortqualitäten, große Bestandslücken, fehlende Pflegemaßnahmen, hohe Wildschäden u. a. sein. Die ÖBF hatten einen überdurchschnittlich hohen Rückstand:

·          in der Kulturpflege (hauptsächlich Freihalten der Jungpflanzen) und

·          im Verjüngungshieb. Letzterer ist wohl auf den hohen Anteil am generell überalterten Schutzwald zurückzuführen.

[30] Für eine nachhaltige Waldwirtschaft sind Art und Zustand der Verjüngung entscheidend (Schodterer - Schadauer, 1997). Auf fast 32% der Waldfläche der ÖBF fehlte die notwendige Verjüngung. Im Kleinwald lag dieser Anteil unter 22% (Übersicht 2).

 

Übersicht 2: Fehlende Verjüngung und Verbiss

Waldinventur 1992/1996

 

 

 

 

 

 

Fehlende Verjüngung1)

Verjüngung mit Verbiss2)

Schälschäden

Ernteschäden

 

Vorrat

Fläche

Stämme

 

Anteile in %

 

 

 

 

 

 

Kleinwald

21,6

86,9

2,4

15,4

6,5

Betriebe

30,7

81,1

7,3

28,5

6,3

Bundesforste

31,8

85,4

6,0

25,8

8,4

 

 

 

 

 

 

Insgesamt

25,8

84,8

4,4

20,7

6,7

Q: Forstliche Bundesversuchsanstalt, Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 1992/1996. - 1) Anteil der fehlenden notwendigen Verjüngung an der Gesamtwaldfläche. - 2) Anteil der Verjüngungsflächen mit Verbiss an der notwendigen Verjüngungsfläche.

 

[31] Wild und Weidevieh verbeißen Jungpflanzen und können so den Verjüngungsprozess des Waldes beeinträchtigen. Die Forstinventur stellte fest, dass 85% der Waldfläche Österreichs mit Verjüngung verbissen waren. Der Anteil der ÖBF lag hier leicht über dem Durchschnitt. Der Verbiss ist insofern waldbaulich bedenklich, als er in erster Linie das Aufkommen waldstabilisierender Baumarten wie Tanne und Laubbäume behindert.

[32] Eine weitere Beeinträchtigung des biologischen Produktionspotentials durch Wild und Weidevieh bilden die Schälschäden. Durch das Abnagen oder Abschälen der Baumrinde sterben Pflanzen ab, oder ihr Wachstum wird erheblich beeinträchtigt. In Rindenverletzungen dringen Rotfäulepilze ein, die das Holz wertlos machen bzw. die Standfestigkeit des geschädigten Waldes verringern (vermehrte Sturm- und Schneedruckschäden). Rindenverletzungen im Zuge der Schlägerungs- und Bringungsarbeiten können zu ähnlichen Schäden führen. Gemäß Waldinventur 1992/1996 wiesen 6% des Holzvorrats der ÖBF im Ertragswald Schälschäden auf. Auf fast 26% der Waldfläche wurden Schälschäden festgestellt. Damit waren die Schälschäden in den Wäldern der ÖBF wesentlich höher als im Kleinwald, aber etwas geringer als in den Betrieben.

[33] 8,4% der Baumstämme in den Wäldern der ÖBF wiesen Ernteschäden auf. Die Ernteschäden waren um mehr als ein Viertel höher als im gesamten Ertragswald in Österreich. Dies wird zum Teil dem Einsatz von Großmaschinen zugeschrieben. Aber auch die händische Lieferung über größere Strecken durch Bestände, wie sie im Falle einer schwachen Aufschließung mit Forststraßen erforderlich ist, trug dazu bei.

Maßnahmen und Ergebnisse

[34] Gemäß dem Unternehmenskonzept 97 werden die Wälder der ÖBF-AG so bewirtschaftet, "dass sie den multifunktionalen Anforderungen unter Berücksichtigung der ökologischen Grundlagen, insbesondere durch Orientierung an den natürlichen Waldgesellschaften bestmöglich und nachhaltig gerecht werden. Angestrebt werden gesunde, stabile, standortangepasste, gut strukturierte Waldbestände mit wertvollem Holz". Bei der Waldbewirtschaftung ist auf die Vermeidung von Wildschäden zu achten, gleichzeitig aber auch auf die Erhaltung oder Herstellung der Bejagungsmöglichkeit Rücksicht zu nehmen.

[35] Die ÖBF-AG entwickelt ihr waldbauliches Instrumentarium weiter: Monitoring, Kontrolle und Beratung wurden intensiviert. Der Erfolg der waldbaulichen Maßnahmen kann sich erst nach einigen Jahrzehnten im höheren Zuwachs und in stabileren und wertvolleren Beständen zeigen. Über die Waldpflegemaßnahmen berichtet die ÖBF-AG jährlich. Die Dickungspflege wurde verstärkt, um das wichtige waldbauliche Ziel von optimalen Stammzahlen zu erreichen (Übersicht 3).

 

Übersicht 3: Waldpflegemaßnahmen der ÖBF

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bestandsbegründung

Kulturpflege

Kulturdüngung

Kulturschutz gegen Wild

Kulturschutz gegen Vieh

Dickungspflege

Erstdurchforstung

 

In ha

 

 

 

 

 

 

 

 

1990

1.946

4.027

512

13.860

1.922

2.578

1.289

1991

1.680

3.786

494

13.488

626

3.095

1.994

1992

1.399

3.523

381

13.200

2.012

2.824

2.017

1993

1.148

2.380

246

11.433

1.858

1.815

1.184

1994

1.198

2.440

245

12.050

2.119

2.502

1.187

1995

1.225

2.107

201

11.006

2.035

2.253

1.490

1996

1.036

1.864

125

10.398

2.052

1.963

1.280

1997

1.028

1.697

97

9.317

1.940

2.387

1.269

1998

1.043

1.449

97

7.178

1.659

2.825

1.517

1999

998

1.538

64

6.585

1.784

3.549

1.821

2000

1.054

1.469

120

7.656

1.614

3.526

1.781

2001

1.164

1.781

99

6.364

1.390

3.280

2.125

Q: ÖBF-AG.

 

[36] Die Bemühungen um eine naturnahe Forstwirtschaft (Naturverjüngung) sollten den Pflanzenbedarf für Aufforstungen senken. Der Pflanzenbedarf der ÖBF verringerte sich bereits von 1981 bis 1993 um über 70%: Waren 1981 noch 9,3 Mio. Pflanzen gesetzt worden, so waren es im Durchschnitt der letzten fünf Jahre nur mehr 2 Mio. Stück, wobei vermehrt Laubbaumarten aufgeforstet wurden. Die Flächen mit Jungwuchspflege und Kulturschutz gegen Wildverbiss sind längerfristig rückläufig. Vermehrte Naturverjüngung und eine zunehmende Harmonisierung von Äsungsangebot und Wildstand werden hier als Ursache angegeben.

[37] Die ÖBF-AG versucht, ihr Know-how im Waldbau zu vermarkten. Dazu richtete sie ein Profit-Center Consulting ein, das im In- und Ausland waldbauliche Monitoring-, Beratungs- und Controllingleistungen anbietet. Die Einnahmen erreichten 2001 451.000 € (Übersicht 4).

Übersicht 4: Einnahmen der ÖBF aus der Forst- und Holzwirtschaft

 

 

 

 

 

 

 

Rohholzverkauf1)

Schnittholzverkauf2)

Holzhandel

Consulting

Insgesamt

 

Mio. €

 

 

 

 

 

 

1983

94,5

15,2

109,7

1984

92,9

15,5

108,4

1985

88,0

13,4

101,4

1986

92,7

14,0

106,7

1987

91,1

14,4

105,5

1988

95,8

14,7

110,5

1989

107,4

13,6

121,0

1990

97,7

14,9

112,6

1991

84,6

10,8

95,4

1992

92,7

10,7

103,4

1993

83,5

10,6

94,1

1994

92,7

11,3

104,0

1995

91,1

12,4

103,5

1996

91,3

11,3

102,6

 

 

 

 

 

 

1997

107,0

12,6

0,2

119,8

1998

97,3

9,3

0,3

106,9

1999

97,7

9,3

1,1

0,2

108,3

2000

78,4

8,4

4,4

0,5

91,7

2001

90,7

5,8

2,3

0,5

99,3

 

 

 

 

 

 

 

Durchschnittliche jährliche Veränderung in %3)

 

 

 

 

 

 

1986/1991

-0,4

-3,6

-0,8

1991/1996

+1,2

+2,1

+1,3

1997/2001

-5,5

-16,5

.

+23,4

-5,3

Q: ÖBF-AG. - 1) 1983-1996 Erlöse aus Rohholz, freier Einschlag; ohne Holzhandel. - 2) Erlöse aus Schnittholz. - 3) Exponentieller Trend, kontinuierliche Veränderungsrate.

 

Holznutzung

Das Ausmaß der laufenden Holznutzung ist abhängig

·          vom hiebsreifen Vorrat,

·          vom Verhältnis Holzpreis zu Schlägerungs-, Bringungs- und Wiederaufforstungskosten,

·          von Liquiditätsanforderungen und

·          sonstigen betrieblichen Zielen und Interessen der Eigentümer.

[38] Unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit darf längerfristig dem Wald nicht mehr Holz entnommen werden als zuwächst.

[39] Der regionale Holzpreis leitet sich vom Weltmarktpreis für Holzprodukte, den regionalen Be- und Verarbeitungskosten und den Transportkosten für Lieferungen zu den Zuschussmärkten ab (Puwein, 1998). Der einzelne Waldbesitzer wird als Mengenanpasser seine Angebotsmenge nach dem vorgegebenen Preis richten. Die Nutzungskosten in Gebirgswäldern mit schwieriger Aufschließung sind für eine strukturelle Ausweitung des heimischen Holzangebotes entscheidend. Unter dem gegebenen Preis-Kostenverhältnis der letzten Jahrzehnte war es kaum rentabel, in Extremlagen[d]) das Holz zu nutzen. Der Holzvorrat nahm hier vielfach zu bzw. einzelne Bäume brachen altersbedingt zusammen und verrotteten. Durch eine Senkung der Nutzungskosten könnten Schutzwälder stärker wirtschaftlich genutzt werden.

[40] Nicht nur strukturelle Angebotssteigerungen, sondern auch der Konjunkturverlauf des Angebotes ist für die be- und verarbeitende Industrie wesentlich. Die Holzwirtschaft ist auf ihren Absatzmärkten ständig mit starken zyklischen Schwankungen konfrontiert. Die Hochkonjunktur kann zumeist nicht voll genützt werden, weil die heimische Forstwirtschaft auf Preissteigerungen wenig flexibel reagiert und den Spitzenbedarf der Industrie nicht befriedigt. Ein flexibleres, marktangepasstes Einschlagsverhalten wäre im Sinne der volkswirtschaftlichen Ziele.

Ausgangslage und Handlungsbedarf

[41] Die ÖBF schlägerten im Inventurzeitraum 1992 bis 1996 um 6% weniger Holz, als in ihren Ertragswäldern zuwuchs (Ergebnis der Waldinventur auf Stichprobenbasis). Zugleich betrug der Mindereinschlag der Forstbetriebe 7% und der des Kleinwaldes 41% (Übersicht 1). Der relativ starke Zuwachsüberhang im Kleinwald erklärt sich durch seinen hohen Anteil an jungen, nicht hiebsreifen Beständen. Im Wirtschaftswald - Hochwald der ÖBF entsprach die Nutzung dem Zuwachs. Die Vorräte wurden vor allem in den gut erschlossenen Lagen verringert.

[42] Die ÖBF reagierten kaum auf konjunkturbedingte Schwankungen der Holznachfrage (Moog - Schwarzbauer, 1992). Die Nutzungsmenge folgte vielmehr einem auf waldbaulicher und ertragskundlicher Basis festgelegten Hiebsatz. Abweichungen des Einschlags vom Hiebsatz ergaben sich fast ausschließlich durch vermehrte Zwangsnutzungen (erhöhter Schadholzanteil etwa durch Windwurf, Schneebruch, Käferbefall). Der Schadholzanfall machte in den Jahren 1976 und 1990 zwei Drittel, 1980, 1981 und 1983 etwas mehr als ein Drittel des Gesamteinschlags aus (Abbildung 2). Die hohen Holzpreise der Jahre 1973/74, 1984, 1990 und 1995 wurden nicht durch Hiebsatzüberschreitungen genutzt.

 

Abbildung 2: Entwicklung von Hiebsatz, Einschlag, Schadholzanfall und Rundholzpreis

ÖBF

Q: ÖBF-AG.

 

[43] Die Holzernte lag bis zur Ausgliederung der ÖBF im Jahr 1997 durchwegs über dem Hiebsatz, lediglich 1991 wurde der Hiebsatz signifikant unterschritten (-18%). Die Tatsache, dass gleichzeitig der Zuwachs höher war als die Nutzung, deutet auf eine eher vorsichtige Hiebsatzfestlegung hin. Die Vorräte wurden aber großteils in schwer nutzbaren Lagen aufgestockt, wogegen sie in kostengünstigen Bringungslagen eher reduziert wurden (mündliche Auskunft der ÖBF-AG). Der Hiebsatz wurde längerfristig von 1,75 Mio. fm im Jahr 1970 stetig auf 2,12 Mio. fm im Jahr 1996 erhöht. Der Hiebsatzzunahme um 21% steht eine Ausweitung der Waldfläche der ÖBF im selben Zeitraum um 8% gegenüber.

Maßnahmen und Ergebnisse

[44] Das Unternehmenskonzept 97 der ÖBF-AG sieht eine längerfristige Senkung des Hiebsatzes vor. Vom Spitzenwert 1996 wurde er bereits auf 1,93 Mio. fm (-9%) im Jahr 2001 verringert. Nach den Ergebnissen der letzten Forsteinrichtungen wäre der Hiebsatz bis 2010 weiter zu verringern. Der Rückgang erklärt sich einerseits aus dem stärkeren Abbau des Altholzüberbestands im letzten Jahrzehnt und andererseits aus der nunmehr eingeschränkten Holznutzung in schwierigen Lagen. Hier scheint eine weitere Aufschließung durch Forststraßen aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen nicht mehr zielführend (ÖBF-AG, Geschäftsbericht 2000). Eine flexiblere, der Marktentwicklung besser angepasste Holznutzung wird im Unternehmenskonzept 97 nicht als ein anzustrebendes Ziel genannt.

[45] Die ÖBF-AG schlägerte 1997 um fast 14% mehr, als der Hiebsatz vorsah. Die Überschreitung des Hiebsatzes sollte beitragen, die im Bundesforstegesetz festgehaltenen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Eigentümer Bund zu bestreiten. Dabei profitierte die ÖBF-AG vom guten Holzpreis. 1999 lag der Einschlag um 7% unter dem Hiebsatz. Im Jahr 2000 gab der Rundholzpreis leicht nach, der Einschlag wurde zur Marktentlastung (Folgen des Orkans "Lothar") bewusst zurückgenommen.

[46] Die Einnahmen der ÖBF aus den Rohholzverkäufen schwankten entsprechend der Holzernte und der Entwicklung der Rundholzpreise beträchtlich (Übersicht 4). Die höchsten nominellen Einnahmen wurden bereits 1989 mit 107,4 Mio. € erzielt. Die Einnahmen aus den Rohholzverkäufen verringern sich seit der ÖBF-Ausgliederung jährlich um durchschnittlich 5,5%. Die Rücknahme des Hiebsatzes und die Konjunkturabschwächung erklären die geringen Erlöse in den Jahren 1999 bis 2001.

[47] Angesichts des realen Rückgangs der Holzpreise (Abbildung 3) und des Anstiegs der Arbeitskosten scheint die Reduzierung der Holznutzung in nichterschlossenen Schutzwäldern als geeignete Maßnahme, um Fehlallokationen von Kapital (Forststraßenbau) zu verhindern. Zu beachten ist freilich die Erhaltung der Schutzfunktion dieser Wälder durch eine gesicherte Naturverjüngung.

Immobilien, Abbau und Deponie, Wasser, Tourismus

[48] Die ÖBF-AG verwaltet eigene Liegenschaften und solche der Republik Österreich. Für Grundstücke der Republik besteht gemäß Bundesforstegesetz 1996 Substanzerhaltungspflicht, d. h. mit Verkaufserlösen müssen wieder Grundstücke angekauft werden. Über die Erlöse von Grundstücken im Eigentum der ÖBF-AG kann frei disponiert werden. Grundstücksver- und -ankäufe können der Arrondierung der ÖBF-Betriebseinheiten dienen, durch die die Arbeits- und Kapitalproduktivität steigt.

 

Abbildung 3: Entwicklung von Holzpreis und BIP-Deflator

Q: Statistik Austria, ÖBF-AG. - 1) Österreich-Durchschnitt (Fichte/Tanne, Kl.B/3a).

 

[49] Neben Wäldern verfügt die ÖBF-AG über landwirtschaftliche Nutzflächen, Gewässer und nicht für den Betrieb erforderliche Gebäude, die verpachtet oder vermietet werden können. Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind Verkäufe, Verpachtungen und Vermietungen zielführend, wenn der neue Nutzer aus den Liegenschaften höhere Wertschöpfung bzw. größeren Nutzen erwirtschaftet als die ÖBF-AG. So bildet der Grundbesitz der ÖBF-AG eine wichtige Ressource für die Tourismuswirtschaft (Schipisten, Mountainbike-Wege, Seeufer, Erholungswälder), die Steine- und Schottergewinnung, die Anlage von Deponien und die Wasserwirtschaft. Eine Entwicklung und Erleichterung der Ressourcennutzung fördert das Wachstum der davon abhängigen Branchen.

Ausgangslage und Handlungsbedarf

[50] Die ÖBF wickelten Grundstücksveräußerungen und -erwerb im Rahmen der zweckgebundenen Gebarung ab. Aus den Verkäufen von höherpreisigem Bauland konnte der Ankauf von größeren Waldflächen finanziert werden. Die wertmäßige Substanzerhaltung hatte so eine Ausweitung der ÖBF-Flächen zur Folge. Besonders große Zuwächse waren 1973 (+3.864 ha), 1976 (+6.387 ha) und 1994 (+4.852 ha) zu verzeichnen. 1936 betrug die Gesamtfläche der ÖBF 742.000 ha, 1950 801.000 ha, 1970 824.000 ha und 1996 869.000 ha. 1996 waren 63% davon Waldfläche, 28% zumeist alpines Ödland und 6% Almen (Übersicht 5). Der Rest bestand aus Wiesen und Äckern, Gewässern, Bauflächen und Gärten. 3,5% der Gesamtfläche wurden gemäß Bundesforstegesetz 1996 ins Eigentum der ÖBF-AG übertragen (vom Wald 4,8%, vom Bauland 18,5%). Die übrigen Liegenschaften verblieben im Eigentum der Republik Österreich.

 

Übersicht 5: Liegenschaften der ÖBF und ihre Aufteilung auf Republik und ÖBF-AG

1996

 

 

 

Liegenschaften der ÖBF

 

Insgesamt

Im Eigentum der Republik

Im Eigentum der ÖBF-AG

 

In ha

In ha

Anteile in %

In ha

Anteile in %

 

 

 

 

 

 

Alpe

52.721

52.256

99,1

465

0,9

Baufläche

238

194

81,5

44

18,5

Garten

33

4

12,1

29

87,9

Gewässer

10.622

10.548

99,3

74

0,7

Landwirtschaftlich genutzt

10.706

8.893

83,1

1.813

16,9

Sonstige

247.505

245.767

99,3

1.738

0,7

Wald

547.139

521.056

95,2

26.083

4,8

 

 

 

 

 

 

Summe

868.965

838.718

96,5

30.247

3,5

Q: ÖBF-AG.

 

[51] Die Gebäude der ÖBF wurden überwiegend betrieblich genutzt. Zum Teil waren sie vermietet oder verpachtet (zumeist an Jagdpächter). Einzelne Objekte waren ungenützt oder verfielen. Landwirtschaftliche Nutzflächen und Wald wurden hauptsächlich im Rahmen von Arrondierungsbestrebungen verkauft. Die Grundverkäufe dienten zum Teil der Strukturverbesserung der bäuerlichen Betriebe, der Festigung von Bergbauernbetrieben und als Ersatz für die Abgabe an bäuerlichem Grund im öffentlichen Interesse. Die Erlöse aus dem Verkauf, der Vermietung und Verpachtung von Objekten wurden durch die zentralisierte Kompetenzstruktur beeinträchtigt.

[52] Die ÖBF verpachteten großteils den Abbau von Schotter und Steinen. Die Erlöse nahmen ständig zu, der Aufwand war gering. Die ÖBF verfügten 1996 über 10% des Wasseraufkommens in Österreich, der Marktanteil in der Wasserversorgung betrug 1% (ÖBF-AG, 1997). Im Bereich Tourismus wurden Einnahmen aus der Benützung von Schipisten, Radwegen, Reitwegen und Seeufern sowie von den Besuchern der Dachsteinhöhlen erzielt.

Maßnahmen und Ergebnisse

[53] Die ÖBF-AG strebt höhere und möglichst stetige Erlöse aus dem Bereich Immobilien an. Dazu wurde ein professionelles Immobiliengeschäft aufgebaut. Der Abbau von Schotter und Steinen und die Errichtung von Deponien werden forciert, das Potential bevorzugt durch Verpachtung bzw. in Form von Gemeinschaftsunternehmen mit erfahrenen Schotterunternehmen genutzt. Deponien werden möglichst im Abbaubereich errichtet und auf unbedenkliche Materialien beschränkt. Das Wasserangebot wird durch Quellerschließungen ausgebaut. Im Tourismusbereich engagieren sich die ÖBF-AG wohl verstärkt in lokalen und regionalen Angebotsnetzwerken (Mountainbiking, Reiten, Jagen, Fotosafari, Höhlentouren), sie will aber keine Betreiberfunktionen übernehmen.

[54] Die ÖBF-AG verringerte ihre eigenen Liegenschaften von 30.200 ha im Jahr 1997 auf 26.400 ha im Jahr 2001. Die Einnahmen aus Verpachtungen entwickelten sich ab 1997 etwas dynamischer als in den fünf Jahren davor. In der Periode 1986/1991 war das Wachstum allerdings noch stärker gewesen (Übersicht 6). Die Entwicklung der Einnahmen aus Vermietungen gewann bereits Anfang der neunziger Jahre an Dynamik, die sich bis 2001 ungemindert fortsetzte. Hingegen schwächte sich das Wachstum der Einnahmen aus Abbau und Deponien in den letzten 10 Jahren merklich ab. Die Einnahmen aus dem Bereich Wasser erhöhten sich in den letzten vier Jahren so stark wie im Jahrfünft davor.

[55] Nach der Ausgliederung entwickelten sich die Einnahmen aus dem Tourismus sehr günstig. Im Jahr 2001 waren sie mehr als doppelt so hoch wie 1997. Dies ist allerdings zum Teil auch auf statistische Änderungen zurückzuführen. Alle Bereiche zusammen bilden bereits eine wichtige Einnahmenposition der ÖBF-AG. 2001 machte sie mit 18,7 Mio. € 19% der Einnahmen aus der Forst- und Holzwirtschaft aus.

 

Übersicht 6: Einnahmen der ÖBF aus Verpachtung, Vermietung, Abbau und Deponie, Wasser, Tourismus

 

 

 

 

 

 

 

 

Verpachtung

Vermietung

Abbau und Deponie

Wasser

Tourismus

Insgesamt

 

Mio. €

 

 

 

 

 

 

 

1983

1,70

1,03

1,91

0,10

1,12

5,86

1984

1,75

1,11

2,02

0,10

1,33

6,31

1985

1,82

1,22

2,26

0,10

1,42

6,83

1986

1,99

1,31

2,16

0,10

1,53

7,09

1987

2,09

1,27

2,28

0,11

1,80

7,55

1988

2,03

1,25

2,58

0,12

1,65

7,62

1989

2,53

1,37

2,77

0,13

1,77

8,57

1990

2,69

1,43

3,14

0,13

1,86

9,25

1991

2,91

1,50

3,45

0,14

1,99

10,00

1992

2,94

1,64

3,57

0,15

2,30

10,60

1993

3,00

1,79

3,45

0,17

2,56

10,96

1994

3,15

2,03

3,91

0,18

2,54

11,80

1995

3,23

2,25

4,18

0,19

2,72

12,57

1996

3,42

2,51

4,31

0,25

2,86

13,34

 

 

 

 

 

 

 

1997

3,121)

2,40

5,01

0,21

2,471)

13,21

1998

4,36

2,69

5,09

0,29

2,47

14,90

1999

3,921)

3,05

5,01

0,21

2,911)

15,10

2000

4,36

3,27

5,67

0,29

4,94

18,53

2001

4,14

4,07

5,16

0,36

5,01

18,74

 

 

 

 

 

 

 

 

Durchschnittliche jährliche Veränderung in %2)

 

 

 

 

 

 

 

1986/1991

+8,2

+3,2

+9,6

+6,5

+4,2

+7,0

1991/1996

+3,3

+10,4

+4,9

+10,5

+6,6

+5,8

1997/2001

+5,7

+12,5

+1,7

+10,8

+21,1

+9,2

Q: ÖBF-AG. - 1) Umstellungen in der Verbuchung - Einnahmen aus der Verpachtung teilweise dem Tourismus zugeordnet. - 2) Exponentieller Trend, kontinuierliche Veränderungsrate.

 

[56] Im Jahr 2001 wurden 11 Seen mit einer Gesamtfläche von rund 9.800 ha im Wert von 58,1 Mio. € vom Bund der ÖBF-AG zur Bewirtschaftung übertragen. Die Transaktion wird durch den Verkauf von ÖBF-Liegenschaften des Bundes finanziert (darunter 4.200 ha Revier Pölsen, Forstbetrieb Neuberg). Für die ÖBF-AG verringert sich dadurch der Fruchtgenuss aus der Waldwirtschaft (Holz, Jagd), und vermehrt sich der Fruchtgenuss aus Verpachtung bzw. Tourismus.

Jagd und Fischerei

[57] Jagd und Fischerei bilden einen wichtigen Einnahmenbereich der ÖBF. Die Ziele der Jagdwirtschaft können aber mit jenen der Holzproduktion und den Wohlfahrtsfunktionen des Waldes in Widerspruch stehen.

Ausgangslage und Handlungsbedarf

[58] Von den rund 1.100 Jagdrevieren der ÖBF waren 1996 75% verpachtet, der Rest wurde in Eigenbewirtschaftung geführt. Neu zu vergebende Pachtreviere schrieben die ÖBF grundsätzlich aus. Bewährte Pächter wurden beim Zuschlag besonders berücksichtigt. Das Personal der ÖBF wurde, wenn erforderlich, beauftragt, den Wildstand rasch auf die waldbaulichen Belastungsgrenzen abzusenken. Die Fischerei hatte in den ÖBF relativ geringe Bedeutung. 1996 stammten 74,5% der Einnahmen aus der Jagd und Fischerei aus Pachtrevieren, 8% aus Abschussverträgen, 2,5% aus Pirschverträgen, 2% aus Einzelabschussverkäufen und 13% aus der Fischerei.

[59] Für die Jagdwirtschaft stellt sich das Problem, unter Beachtung des Forstgesetzes und der Landesjagdgesetze

·          einerseits durch hohe Wildstände für eine gute Ertragslage zu sorgen,

·          andererseits die vom Wild verursachten Verbiss- und Schälschäden zu begrenzen.

Maßnahmen und Ergebnisse

[60] Im Unternehmenskonzept 97 setzte sich die ÖBF-AG das Ziel "Verbesserung und Erhaltung der Jagdqualität bei tragbaren Wildbeständen". Dazu erstellte sie regionale Wald-/Jagdkonzepte und großräumige Abschusspläne. Durch Revierteilungen, Verringerung der in Eigenregie bejagten Flächen und insbesondere durch stark vermehrte Abschussverträge nimmt die Zahl der Jagdausübungsrechte und damit der Verwaltungsaufwand zu. Im Jahr 2000 wurde, um die Verwaltung zu vereinfachen, ein Jagd- und Fischerei-Informationssystem eingeführt. Es erleichtert die jagdliche Administration (indem z. B. Abschüsse vom Erleger über die ÖBF-AG zur Behörde und Jägerschaft in einem Vorgang gemeldet werden) und informiert über Jagdangebote.

[61] Die Einnahmen aus Jagd und Fischerei stiegen von 14,4 Mio. € im Jahr 1997 auf 16,2 Mio. € im Jahr 2001 (Übersicht 7). Sie wuchsen weniger stark als im Jahrzehnt vor der Korporatisierung. Die Abschusserfüllung lag in den letzten vier Jahren durchwegs über 90%. Über die Wildschadensentwicklung kann zur Zeit noch keine definitive Aussage gemacht werden. 2001 wurde ein Netz mit permanenten Stichprobenpunkten für das Monitoring der Wildschäden errichtet.

 

Übersicht 7: Einnahmen der ÖBF aus Jagd und Fischerei

 

 

 

 

 

Jagd

Fischerei

Insgesamt

 

Mio. €

 

 

 

 

1983

7,09

1,12

8,21

1984

7,69

1,13

8,82

1985

8,20

1,20

9,40

1986

8,47

1,30

9,76

1987

8,58

1,29

9,87

1988

8,71

1,32

10,03

1989

9,19

1,32

10,50

1990

9,50

1,46

10,96

1991

10,02

1,57

11,59

1992

10,30

1,67

11,97

1993

11,03

1,69

12,72

1994

11,46

1,76

13,23

1995

11,97

1,89

13,86

1996

12,25

1,96

14,20

 

 

 

 

1997

12,39

2,00

14,39

1998

13,07

2,12

15,18

1999

12,86

1,81

14,67

2000

13,53

1,90

15,44

2001

14,12

2,07

16,20

 

 

 

 

 

Durchschnittliche jährliche Veränderung in %1)

 

 

 

 

1986/1991

+3,4

+3,8

+3,5

1991/1996

+4,3

+4,3

+4,3

1997/2001

+3,0

-0,4

+2,5

Q: ÖBF-AG. - 1) Exponentieller Trend, kontinuierliche Veränderungsrate.

 

Wohlfahrtsfunktionen, Ökologie

[62] Die Forstwirtschaft soll unter Einhaltung der Nachhaltigkeit möglichst große Mengen hochwertigen Nutzholzes erzeugen und daraus möglichst hohe Erträge erzielen. Gleichzeitig verlangt die Gesellschaft eine Sicherung und Verbesserung der Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes. Durch die wachsende ökologische Sensibilität der Bevölkerung gewinnen die Wohlfahrtsfunktionen an Gewicht.

Ausgangslage und Handlungsbedarf

[63] Die Bedeutung der Wohlfahrtsfunktionen des Waldes ist regional recht unterschiedlich. Die Wälder in der Nähe von Ballungszentren und Tourismusregionen werden stark von Erholungssuchenden frequentiert, die einer intensiven, weitgehend mechanisierten Forstwirtschaft eher ablehnend gegenüberstehen. In den Steillagen des Hochgebirges ist die Schutzfunktion des Waldes von größter Wichtigkeit. Die ÖBF besitzen gerade in diesen "sensiblen" Regionen große Wälder: Wienerwald, Salzkammergut, Hohe Tauern, Zillertal usw.

[64] Fast 390.000 ha der ÖBF-Gesamtfläche standen 1996 im Sinne des Natur- und Landschaftsschutzes unter Schutz (davon Landschaftsschutzgebiete 43%, Naturschutzgebiete 32%, Nationalparks 13%, Ruhegebiete 8%, Naturparks 2½%). 203.000 ha der ÖBF-Wälder sind Schutzwälder (davon Schutzwald außer Ertrag 64%, Schutzwald im Ertrag 36%). Während der Schutzwaldanteil am gesamten Wald Österreichs 19% beträgt, erreicht er in den ÖBF-Wäldern 35%.

[65] Die Schutzwirkung von Wäldern leidet vor allem unter Überalterung und Lückigkeit der Bestände. Ursache dafür sind einerseits unterlassene Nutzungen und andererseits der hohe Wildbestand, der Naturverjüngungen verhindert. Die Holznutzung ist in den extremen Lagen sehr kostenintensiv, das Holz hat nur geringen Wert. Für die Waldbesitzer ist es daher ökonomisch zielführender, hohe Wildstände zu dulden und damit größere Einnahmen aus der Jagd zu erzielen. Die Waldinventur 1992/1996 vermerkte für die Schutzwälder der ÖBF eine relativ schlechte Bestandstabilität. 18,4% der Schutzwaldfläche (ohne Nichtholzboden und Latschen-Grünerlenflächen) der ÖBF hatten einen Baumbestand in beginnender oder fortgeschrittener Zerfallphase. Der Vergleichswert für den Schutzwald der Kleinwaldbesitzer betrug lediglich 6,5%. Verjüngungsmaßnahmen sollen den Zustand verbessern. Ein Gelingen setzt freilich die Lösung des Wildproblems voraus.

[66] Viele ökologiebewusste Waldbesucher fordern eine naturnahe Waldbewirtschaftung. Die wesentlichen Säulen dieses Konzepts sind die Naturnähe und Vielfalt in der Baumartenwahl sowie die Einbeziehung natürlicher Abläufe des Waldwachstums in den Produktionsprozess. Nach Möglichkeit soll sich der Wald

·          natürlich verjüngen,

·          Kahlschläge sind weitgehend zu vermeiden.

[67] Angestrebt wird eine Holznutzung in Form der Einzelstammnutzung und der Plenterung (Weidenbach - Schmidt - Karius, 1989).

[68] Der Übergang zur Naturverjüngung in den ÖBF-Wäldern drückt sich im Rückgang der Zahl der Setzpflanzen aus. Über die Entwicklung der Verteilung des Einschlags nach Kahlschlag und Einzelstammnutzung liegen Daten der Holzeinschlagsmeldung des BMLFUW vor (Übersicht 8). Gemäß Forstgesetz 1975 bedürfen Kahlhiebe und diesen gleichzuhaltende Einzelstammentnahmen[e]) ab einer Größe von ½ ha der Bewilligung durch die Forstbehörde. Die ÖBF meldeten der Behörde in den Jahren 1991 bis 1996 anteilsmäßig wesentlich mehr bewilligungspflichtige Schlägerungen als Kleinwaldbesitzer.

 

Übersicht 8: Bewilligungspflichtige Fällungen

 

 

 

 

Kahlschlag

Einzelstammentnahmen

 

Anteile der bewilligungspflichtigen Fällungen in %1)

Kleinwald

 

 

Ø 1991/1996

28,5

9,9

2000

27,3

5,3

2001

23,4

5,6

 

 

 

Betriebe

 

 

Ø 1991/1996

62,3

37,9

2000

53,8

21,1

2001

60,2

35,0

 

 

 

Bundesforste

 

 

Ø 1991/1996

79,7

60,8

2000

59,3

61,1

2001

74,9

80,9

 

 

 

Insgesamt

 

 

Ø 1991/1996

41,6

19,9

2000

38,6

11,1

2001

41,8

15,7

Q: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Holzeinschlagsmeldungen. - 1) Bezogen auf die Fläche der Nutzung (Einzelstammentnahme; reduzierte Fläche).

 

[69] Der Einsatz von Großmaschinen in der Holzernte wird vor allem von Besuchern stadtnaher Erholungswälder kritisiert. Neben Lärm und Abgasen stören aufgerissene Wege.

Maßnahmen und Ergebnisse

[70] Die ÖBF-AG setzte sich als ökologisches Leitziel der Unternehmensentwicklung die naturnahe Waldwirtschaft. In der internen Richtlinie "Waldbauliche Ziele und Grundsätze der ÖBF-AG" sind Bestimmungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und Direktiven zur Rücksichtnahme auf den Natur- und Landschaftsschutz festgehalten. Als mittelfristige Strategie wird ein Vertragsnaturschutz angestrebt. Dazu werden Leistungsbündel zur Betreuung bedeutender Schutzgebiete definiert und den Ländern gegen Entgelt angeboten. Die Erholungsfunktion des Waldes wird aktiv durch die Anlage von Ruheplätzen, Waldlehrpfaden u. a. gefördert.

[71] Mit 1. Jänner 1997 wurde der Betrieb des Nationalparks Donau-Auen aufgenommen. Mehr als ein Drittel seiner Fläche gehört den ÖBF. Das Personal der ÖBF-AG ist in die Verwaltung und in den Betrieb des Nationalparks eingebunden; Nutzungsentgang und Aufwand werden der ÖBF-AG abgegolten. Eine analoge Regelung wurde für den Nationalpark Oberösterreichische Kalkalpen (Betriebsaufnahme im September 1997) getroffen, in dem die ÖBF-AG 75% der Gesamtfläche verwaltet. Die ÖBF-AG erhielt 2001 2,7 Mio. € als Abgeltung für Nutzungsverzicht und Leistungen in Nationalparks. Sie beteiligte sich aktiv am Bundesprogramm für Naturwaldreservate, arbeitete an der Festlegung von Richtlinien und der Gestaltung von Verträgen für diese Form von Vertragsnaturschutz mit und brachte 2.643 ha in das Programm ein. Naturwaldreservate sind Waldteile, die für die natürliche Entwicklung des Ökosystems Wald bestimmt sind und in denen jede unmittelbare Beeinflussung (forstwirtschaftliche Nutzung, Totholzaufarbeitung, künstliche Einbringung von Waldbäumen, nicht aber die Jagd) unterbleibt. Der ÖBF-AG standen dafür im Jahr 2001 160.000 € als Sockelbetrag und Entgelt für den Nutzungsentgang zu. Unter den weiteren Aktivitäten sei beispielhaft die Zusammenarbeit mit dem WWF erwähnt: Erhaltung der Biodiversität des Wienerwaldes, Moorschutz, Biotope für Rauhfußhühner, Renaturierung von Auwäldern.

[72] In der Nutzungsform zeigten sich leichte Änderungen: Die ÖBF-AG schränkte die bewilligungspflichtigen Kahlschläge ein und forcierte Einzelstammentnahmen (Übersicht 8). Die Daten weisen auf ein dem Leitbild der naturnahen Waldbewirtschaftung besser angepasstes Einschlagsverhalten der ÖBF-AG hin.

Einforstungsrechte

[73] 70% der Fläche der ÖBF waren 1996 durch Einforstungsrechte ("Servitute") belastet. Das sind mit dem Besitz einer Liegenschaft verbundene Rechte zum Bezug von Holz und sonstigen Forstprodukten (Streu) sowie das Recht zur Viehweide in den Wäldern der ÖBF. Rechtliche Grundlage für Einforstungsrechte sind die in den Bundesländern erlassenen Wald- und Weideservitutsgesetze. In den zehn Jahren zuvor wurden zwischen 180.000 fm und 210.000 fm an Servitutsholz jährlich abgegeben, etwas weniger als 10% des Gesamteinschlags der ÖBF. Die ÖBF schätzten den Wert ihrer Leistungen für Einforstungsrechte 1996 auf rund 7,3 Mio. € (das entspricht 5% des Produktionswertes der ÖBF in diesem Jahr). Die ÖBF waren bestrebt, die Waldweide nach Möglichkeit in Holzbezugsrechte umzuwandeln, um dadurch den schädlichen Verbiss im Jungwald einzudämmen.

[74] Gemäß Bundesforstegesetz 1996 hat die ÖBF-AG die Wald- und Weidenutzungsrechte sowie die Felddienstbarkeiten zu gewährleisten. Die Verwaltung der Rechte ist mit Personalaufwand für die ÖBF-AG verbunden. Zu Jahresbeginn 1999 schlossen die ÖBF-AG und der Verband der Einforstungsgenossenschaften ein Übereinkommen, das die Zusammenarbeit bei der Abwicklung der Rechtsansprüche optimiert. Im Bestreben, auf partnerschaftliche Weise Klarheit und Verwaltungsvereinfachungen in die komplizierte Materie zu bringen, konnten neue Regelungen gefunden werden.

Arbeitsproduktivität

Die Verbesserung der Arbeitsproduktivität ist ein wichtiges volkswirtschaftliches Ziel.

Ausgangslage und Handlungsbedarf

[75] Die ÖBF beschäftigten 1996 rund 814 Angestellte und 1.117 Arbeiter (umgerechnet auf Vollzeitbeschäftigte; Abbildung 4). Der Angestelltenstand erreichte 1963 mit 1.439 seinen Höchstwert. Er ging bis Anfang der siebziger Jahre leicht zurück und stieg dann wieder bis zum Jahr 1977 (1.425 Angestellte). Vor allem mit Hilfe verwaltungstechnischer Rationalisierungsmaßnahmen wurde der Stand bis zum Jahr 1996 fast halbiert. Die Zahl der Arbeiter war in den ÖBF 1954 mit 6.855 am höchsten. Der technische Fortschritt in der Holzernte (Einsatz von Motorsäge und Erntemaschinen, Bringungstechnik) sowie der zunehmende Einsatz von Bauernakkordanten und Schlägerungsunternehmen ermöglichten eine fast kontinuierliche Reduktion der Arbeiterzahl auf ein Sechstel (1996) des Höchststands, gleichzeitig nahm der Einschlag um rund 40% zu.

 

Abbildung 4: Entwicklung des Beschäftigtenstands der ÖBF

Q: ÖBF-AG. - 1) Stichtag 1. Oktober; ab 1997 Jahresdurchschnitt. - 2) Nur Vollzeitbeschäftigte.

 

[76] Gewisse Rückschlüsse über die Arbeitsproduktivität des Verwaltungspersonals der ÖBF können aus einem Vergleich der Gehaltskosten mit jenen von Forstbetrieben mit einer Waldfläche von mehr als 500 ha gezogen werden. Ohne Pensionszuschüsse waren 1996 die Gehaltskosten je Festmeter der ÖBF um 50% höher als die der Forstbetriebe (BMLFUW, 1998). Der in einem Staatsbetrieb üblicherweise hohe Stand an Verwaltungspersonal drückte die Gesamtproduktivität. Hier bestand großer Handlungsbedarf.

Maßnahmen und Ergebnisse

[77] Die ÖBF-AG will die Arbeitsproduktivität ihrer Angestellten verbessern, indem die Qualifikation durch professionelle Personalentwicklung angehoben wird und durchlässige Hierarchien sowie ein leistungsgerechtes Entgeltsystem die Motivation fördern. Der Arbeiterstand soll langfristig auf 800 reduziert, seine Produktivität durch eine Verbesserung der Ausbildung und einen effizienteren Arbeitsablauf gesteigert werden.

[78] Die jüngste Befragung innerhalb der ÖBF-AG ergab, dass sich die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber ihrem Unternehmen ins Positive wandelte. Nachdem die ÖBF bereits in den Jahren 1993 bis 1996 den Angestelltenstand kräftig verringert hatten (durchschnittlich -4,9% pro Jahr), bemühte sich die Unternehmensleitung der ÖBF-AG, Angestellte über einen Sozialplan abzubauen. Dieser wurde Frauen über 50 Jahren und Männern über 55 Jahren angeboten. Andere Angestellte traten aufgrund von Berufsunfähigkeit die Frühpension an oder verließen auf eigenen Wunsch das Unternehmen. Der Sozialplan senkte den Personalaufwand von rund zwei Dritteln auf die Hälfte der Erlöse des Unternehmens. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ergibt sich die Problematik der Verkürzung des Potential-Outputs durch Frühpensionierungen und der zusätzlichen Belastung des Bundes (gleichzeitig Eigentümer der ÖBF-AG) durch den Sozialplan.

[79] Die nominelle Wertschöpfung je Beschäftigten der ÖBF-AG erreichte 1997 63.000 €. Dieser Wert stieg bis zum Jahr 1999 auf 76.900 € (Übersicht 9). Der geringe Einschlag 2000 verschlechterte die Produktivität. Im Jahre 2001 erreichte die Wertschöpfung je Beschäftigten 82.900 € und war damit um 33% höher als die durchschnittliche Wertschöpfung je Erwerbstätigen (Vollzeit) in Österreich. Das nominelle Produktivitätswachstum der ÖBF-AG war nach der Korporatisierung wohl geringer als in den letzten fünf Jahren der ÖBF, es war aber fast doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Die nominelle Produktivitätsentwicklung eines Forstbetriebs kann im Untersuchungszeitraum der realen gleichgesetzt werden: Tendenziell leicht rückläufige Holzpreise wurden durch steigende Jagd- und sonstige Pachtpreise ausgeglichen.

 

Übersicht 9: Beschäftigte, Produktionswert, Vorleistungen und Wertschöpfung der ÖBF

 

 

 

 

 

 

Beschäftigte1)

Produktionswert2)

Vorleistungen3)

Wertschöpfung4)

 

 

 

 

Insgesamt

Je Beschäftigten

 

Mio. €

Mio. €

1.000 €

 

 

 

 

 

 

1986

3.262

134,7

28,4

106,3

32,6

1987

3.075

131,4

32,5

98,9

32,2

1988

2.926

138,0

30,7

107,3

36,7

1989

2.807

156,2

30,2

126,0

44,9

1990

2.661

148,2

33,0

115,2

43,3

1991

2.502

127,2

32,6

94,6

37,8

1992

2.425

136,2

31,6

104,6

43,1

1993

2.306

127,7

27,8

99,9

43,3

1994

2.168

147,3

53,7

93,6

43,2

1995

2.026

144,5

39,3

105,2

51,9

1996

1.931

137,7

20,6

117,1

60,6

 

 

 

 

 

 

19975)

2.015

143,2

16,3

126,9

63,0

1998

1.696

137,4

17,8

119,6

70,5

1999

1.489

144,5

30,1

114,4

76,9

2000

1.401

137,2

34,0

103,2

73,7

2001

1.358

146,9

34,3

112,6

82,9

 

 

 

 

 

 

 

Durchschnittliche jährliche Veränderung in %6)

 

 

 

 

 

 

1986/1991

-5,1

+0,6

+2,1

+0,1

+5,2

1991/1996

-5,4

+2,0

-2,8

+2,9

+8,3

1997/2001

-9,8

+0,5

+21,4

-3,9

+5,9

Q: ÖBF-Jahresberichte und Geschäftsberichte der ÖBF-AG. - 1) 1986-1991 Stichtag 1. Oktober; ab 1997 Jahresdurchschnitt. - 2) 1986-1996 Haupterträge (ohne Servitutsleistungen) + übrige sonstige Erträge + aktivierte Eigenleistungen ± Bestandsveränderung Produktion; ab 1997 Umsatzerlöse (ohne Servitutsleistungen) ± Bestandsveränderungen + aktivierte Eigenleistungen. - 3) 1986-1996 übrige Aufwendungen - freiwilliger Sozialaufwand ± Bestandsveränderung Produktion; ab 1997 Materialaufwand und Aufwendungen für bezogene Leistungen. - 4) Produktionswert - Vorleistungen. - 5) Neue Ausgangsbasis. - 6) Exponentieller Trend, kontinuierliche Veränderungsrate.

 

[80] Die wichtigste Kennzahl für die reale Produktivitätsentwicklung in der eigentlichen Forstwirtschaft ist der Einschlag je Beschäftigten. Bei seiner Berechnung ist zu berücksichtigen, dass einerseits das Forstpersonal in steigendem Ausmaß für Tätigkeiten außerhalb der eigentlichen Holzproduktion eingesetzt wird und andererseits der Anteil der Fremdwerbung am Einschlag zunimmt. Zu Beginn der achtziger Jahre wurde ein Viertel des Einschlags von Bauernakkordanten und Schlägerungsunternehmen durchgeführt bzw. am Stock verkauft, in den drei Jahren vor der Ausgliederung war es ein Drittel, und in den letzten drei Jahren betrug der Fremdeinschlag bereits 42% (Abbildung 5).

[81] Die ÖBF führen eine Statistik über die von eigenen Arbeitskräften geerntete Holzmenge ("Eigenwerbung") und die dabei anfallenden Arbeitsstunden ("Leistungsstunden"). 1981 wurden in 1.000 Leistungsstunden 727 fm, 2001 3.050 fm geerntet (Übersicht 10). Das höchste Produktivitätswachstum in der Eigenwerbung wurde in der ersten Hälfte der achtziger Jahre erzielt. Seit der Ausgliederung 1997 sanken bis zum Jahr 2001 die Leistungsstunden um 53%, die Eigenwerbung ging um 34% zurück. Der Einschlag je Leistungsstunde nahm um 41% zu. Die Produktivitätssteigerung war damit fast so hoch wie Anfang der achtziger Jahre.

Abbildung 5: Anteil der Fremdwerbung am Holzeinschlag der ÖBF

Q: ÖBF-AG.

 

[82] Die Änderung des Forstgesetzes 1975 (BGBl. 59/2002) macht weitere Produktivitätssteigerungen im Bereich der Forstorgane möglich. Die Betriebsgrößen für die Pflicht zur Bestellung von Forstorganen wurden verdoppelt. Die ÖBF-AG könnte aus diesem Titel die Zahl der beschäftigten Forstwirte und Förster weiter reduzieren.

 

Übersicht 10: Entwicklung der Produktivität in der Eigenwerbung der ÖBF

 

 

 

 

Leistungsstunden

Eigenwerbung1)

 

 

Insgesamt

Je 1.000 Leistungsstunden

 

In 1.000

1.000 fm ohne Rinde

fm ohne Rinde

 

 

 

 

1981

1.684

1.224,3

727,0

1982

1.592

1.262,5

793,1

1983

1.573

1.378,6

876,4

1984

1.419

1.331,2

938,2

1985

1.310

1.295,5

988,9

1986

1.192

1.350,5

1.133,0

1987

1.109

1.325,9

1.195,6

1988

1.014

1.332,1

1.313,8

1989

958

1.314,5

1.372,1

1990

937

1.246,7

1.330,5

1991

753

1.040,5

1.381,8

1992

792

1.239,4

1.564,9

1993

812

1.336,8

1.646,3

1994

721

1.306,6

1.812,2

1995

615

1.187,3

1.930,6

1996

626

1.277,7

2.041,1

 

 

 

 

19972)

592

1.280,0

2.162,2

1998

464

1.050,0

2.262,9

1999

376

930,0

2.473,4

2000

293

757,0

2.583,6

2001

279

851,0

3.050,2

 

 

 

 

 

Durchschnittliche jährliche Veränderung in %3)

 

 

 

 

1981/1986

-6,9

+1,5

+8,4

1986/1991

-8,2

-4,3

+3,9

1991/1996

-5,1

+2,5

+7,6

1997/2001

-19,6

-11,4

+8,2

Q: ÖBF-AG. - 1) Schlägerung und Bringung mit eigenen Arbeitskräften. - 2) Neue Ausgangsbasis. - 3) Exponentieller Trend, kontinuierliche Veränderungsrate.

 

Einnahmen des Bundes

[83] Die ÖBF waren bis 1996 in die Kameralistik des Bundes integriert. Die kassenmäßige Gebarung wies in den Jahren 1923 bis 1937 sowie von 1945 bis 1951 durchwegs Abgänge aus. Besonders hoch waren die Abgänge in den dreißiger Jahren. Obwohl kaum Investitionen getätigt wurden, konnten die Ausgaben der ÖBF nur zur Hälfte durch Einnahmen gedeckt werden. Seit 1952 ergaben sich mit Ausnahme weniger Jahre Einnahmenüberschüsse. Im Durchschnitt der Jahre 1960 bis 1996 waren die Einnahmen um 4,3% höher als die Ausgaben (Übersicht 11). Zu Preisen von 2001 erreichten die durchschnittlichen jährlichen Einnahmenüberschüsse über diesen Zeitraum 7,6 Mio. €. Relativ hohe Einnahmenüberschüsse lieferten die Bundesforste Anfang der sechziger Jahre und in den Spitzenjahren der Holzkonjunktur 1980/81 und 1989/90 an den Bund ab. Die Rohstoffhausse im Jahr 1974 nutzten die Bundesforste wenig. Die höchsten Abgänge gab es 1967 (Preisverfall, Windwürfe) und 1975 (starker Preisverfall).

 

Übersicht 11: Gebarung der ÖBF

 

 

 

 

 

Ausgaben

Einnahmen

Saldo

 

 

Zu laufenden Preisen

 

 

Zu Preisen von 2001

 

Mio. €

Mio. €

Mio. €

In % der Ausgaben

Mio. €

 

 

 

 

 

 

1960

33,1

41,1

+8,0

24,2

+39,0

1961

34,0

41,6

+7,6

22,4

+35,2

1962

39,3

47,0

+7,7

19,6

+34,2

1963

36,8

43,2

+6,4

17,4

+27,4

1964

42,0

45,7

+3,7

8,8

+15,4

1965

41,5

45,2

+3,7

8,9

+14,6

1966

48,4

50,9

+2,5

5,3

+9,8

1967

53,3

38,2

-15,0

-28,2

-55,7

1968

54,7

50,7

-4,1

-7,4

-14,7

1969

56,0

54,1

-1,9

-3,4

-6,6

1970

58,7

61,3

+2,6

4,5

+8,8

1971

63,2

65,4

+2,2

3,4

+7,0

1972

68,1

70,9

+2,8

4,1

+8,3

1973

81,2

85,5

+4,3

5,3

+12,0

1974

95,6

100,5

+4,9

5,1

+12,4

1975

98,3

78,1

-20,3

-20,6

-47,8

1976

112,4

107,2

-5,2

-4,6

-11,3

1977

112,6

119,2

+6,6

5,9

+13,8

1978

120,9

111,0

-9,8

-8,1

-19,7

1979

122,7

122,7

-0,1

-0,1

-0,1

1980

120,6

136,3

+15,7

13,0

+28,6

1981

134,9

143,5

+8,6

6,4

+14,6

1982

140,0

132,4

-7,6

-5,4

-12,4

1983

134,2

137,1

+3,0

2,2

+4,7

1984

133,3

137,7

+4,4

3,3

+6,6

1985

133,0

133,5

+0,5

0,4

+0,7

1986

128,8

135,7

+6,9

5,4

+9,8

1987

128,6

133,6

+5,0

3,9

+7,0

1988

128,0

139,1

+11,1

8,7

+15,2

1989

124,3

154,4

+30,1

24,2

+40,1

1990

130,4

149,3

+18,9

14,5

+24,4

1991

130,4

142,9

+12,4

9,5

+15,5

1992

128,8

139,2

+10,4

8,1

+12,5

1993

137,5

128,8

-8,6

-6,3

-10,0

1994

143,2

151,1

+7,9

5,5

+8,9

1995

136,9

153,0

+16,1

11,7

+17,7

1996

134,6

147,4

+12,8

9,5

+13,8

Q: ÖBF-AG.

 

[84] Gemäß dem Bundesforstegesetz 1996 beträgt das an den Bund abzuliefernde jährliche Fruchtgenussentgelt 50% des Jahresüberschusses der ÖBF-AG. Für das Jahr 1997 wurde ein pauschales Fruchtgenussentgelt in der Höhe von 3,6 Mio. € fixiert. Außerdem waren in diesem Jahr 50,9 Mio. € als Abgeltung für Vorperiodenergebnisse an den Bund abzuführen. Neben dem Fruchtgenuss wurden in den Jahren 1998 bis 2001 auch Dividenden an den Bund gezahlt (Übersicht 12).

[85] Die ÖBF-AG entrichtet ebenso wie vor 1997 die ÖBF Grundsteuer, Abgaben von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben, Unfallversicherungsbeiträge und Beiträge zum Ausgleichsfonds für Familienbeihilfen. Zusätzlich hat die ÖBF-AG Steuern vom Einkommen und vom Ertrag zu leisten. Diese Steuerleistungen lagen aber bisher unter 4.000 € pro Jahr.

[86] Dem Bund wurden im Durchschnitt der letzten vier Jahre jährlich 12,9 Mio. € (zu Preisen von 2001) überwiesen. Der durchschnittliche Einnahmenüberschuss der ÖBF in den Jahren 1987 bis 1996 (zu Preisen von 2001; Übersicht 11) betrug dagegen 14,5 Mio. €, die Einnahmen der ÖBF-AG aus Jagd und Fischerei erreichten 2001 16,2 Mio. €. Die Zahlungen an den Bund erscheinen so auf den ersten Blick relativ gering. Das Ergebnis ist aber auch im Lichte des reduzierten Hiebsatzes und der ab 1999 sinkenden Holzpreise zu betrachten.

 

Übersicht 12: Zahlungen der ÖBF-AG an den Bund

 

Fruchtgenuss

Dividende

Insgesamt

 

 

 

Zu laufenden Preisen

Zu Preisen von 2001

 

Mio. €

 

 

 

 

 

1997

54,501)

54,50

58,12

1998

5,89

2,91

8,79

9,29

1999

12,35

2,91

15,26

16,04

2000

5,23

7,27

12,50

12,83

2001

6,10

7,27

13,37

13,37

Q: ÖBF-AG. - 1) Davon 50,87 Mio. € Abgeltung für Vorperiodenergebnisse.

 

Ausblick

[87] Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Anforderungen der Gesellschaft an die Forstwirtschaft ändern sich laufend. Die EU-Erweiterung erleichtert durch die Abschaffung der Grenzkontrollen, die Liberalisierung der Lkw-Transporte und eine gemeinsame Währung die Rohholzeinkäufe in den ostmitteleuropäischen Ländern (MOEL). Dies stärkt die Position der heimischen Sägeindustrie gegenüber der Forstwirtschaft. Die Freizügigkeit der Arbeitskräfte und die Dienstleistungsfreiheit eröffnen den Forstbetrieben neue Chancen. Einerseits können sie nach Bedarf Arbeitskräfte aus den MOEL für die Holzernte anwerben bzw. Arbeiten an Schlägerungsunternehmen aus den MOEL vergeben, andererseits ist es einfacher, hochqualifizierte Dienstleistungen für das Waldmanagement in den MOEL anzubieten. In der Jagdwirtschaft wird sich der Wettbewerbsdruck aus den MOEL verstärken.

[88] Die Forstwirtschaft ist innerhalb der heimischen Volkswirtschaft ein schrumpfender Bereich. 1960 betrug ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt noch 2,2%, 1991 lag er unter 0,5%. Das längerfristige Produktionswachstum der Forstwirtschaft wird durch den Holzzuwachs in den wirtschaftlich nutzbaren Lagen begrenzt; die wirtschaftliche Nutzbarkeit hängt von der Relation zwischen Holzpreis und Schlägerungs- sowie Bringungskosten ab. Die Holzpreise sind nominell seit 1980 tendenziell rückläufig. Für die den marktbestimmenden Faktoren zeichnen sich derzeit keine Tendenzen ab, die eine strukturelle Erhöhung der Rohholzpreise erwarten lassen. Während also die Chancen für eine verstärkte Holznutzung gering sind, steigt die Bedeutung des Waldes als Erholungsgebiet, als Schutz vor Lawinen und Muren, für die Wasserwirtschaft u. Ä.

[89] Forstunternehmen können die Wertschöpfungskette ausweiten: von der Schlägerung zu Logistikfunktionen für die Belieferung der Industrie, zur Holzbe- und Verarbeitung (Schnittholz, Hobelwaren, Konstruktionsholz, Leimbinder, fertige Bauelemente, Holzhäuser; Zellstoff, Papier; Platten, Möbel). Die ÖBF entwickelten für diese vertikalen Integrationsschritte ab Forststraße wenig Kompetenzen. Erfahrungen von größeren Forstbetrieben zeigen, dass Versuche eines Ausbaus der Wertschöpfungskette zumeist wenig erfolgreich waren. Positive Beispiele waren durchwegs mit überragenden Persönlichkeiten in den Unternehmen verbunden, nach deren Ausscheiden sich fast immer Probleme einstellten. Die ÖBF-AG verpachtete ihr letztes Sägewerk und beteiligte sich an einem Großsägewerk.

[90] Zu prüfen sind die Chancen für eine stärkere horizontale Integration in der Forstwirtschaft. Bereits die ÖBF entwickelten im Bereich des waldbaulichen Monitoring und Controlling ein beachtliches Know-how, das die ÖBF-AG weiter verbesserte. Das ÖBF-Consulting bietet seine Leistungen national und auch international an. Es steht vor allem mit Zivilingenieuren im Wettbewerb, deren Stärken Flexibilität und niedrige Kosten sind. Die Entwicklungen der Informationstechnologie unterstützen kleinstrukturierte Anbieter. Die EU-Erweiterung erleichtert den Zugang zum MOEL-Markt. Die Größenstruktur der Forstwirtschaft und der Know-how-Rückstand in den MOEL verlangen Problemlösungen, für die sich eher potente Anbieter von Monitoring- und Controllingleistungen, wie die ÖBF-AG, eignen.

[91] In der Forsttechnik (Schlägerung, Bringung, Bau von Forststraßen und Schlepperwegen) verfügt die ÖBF-AG über gut ausgebildete Fachkräfte und einen modernen Maschinenpark. Die Kapazitäten werden auch fallweise für Kunden eingesetzt. In der Vergangenheit konzentrierte sich dieser Einsatz von spezialisierten Arbeitsteams der ÖBF auf Hilfeleistungen nach Windwurfkatastrophen im In- und Ausland. Der Wettbewerb in der Forsttechnik ist intensiv: Die Stärke der privaten Schlägerungsunternehmen sowie von Straßen- und Erdbauunternehmen liegt in den niedrigeren Lohnkosten. Sie beschäftigen zunehmend "billige" ausländische Arbeitskräfte; die ÖBF-AG kann angesichts ihrer relativ hohen Lohnkosten durch eine Verbesserung der Produktivität (Know-how und Kapitaleinsatz) konkurrenzfähig bleiben. Mit der Freizügigkeit der MOEL-Arbeitskräfte wird sich der Angebotsdruck verstärken. Die ÖBF-AG soll Kostenvorteile der Schlägerungsunternehmen nutzen und prüfen, ob für ihre eigenen Arbeitskräfte in hochqualifizierten Tätigkeiten der Waldpflege und technisch anspruchsvollen Bereichen der Holzernte Chancen bestehen, bzw. wo wettbewerbsfähige Kompetenzen aufgebaut werden können.

[92] Die geographische Verteilung der Wälder der ÖBF-AG bietet ihren Forstbetrieben die Chance, in vielen wichtigen Waldgebieten als "Kopfbetrieb" für regionale Waldbewirtschaftungs- und Holzabsatzgemeinschaften zu agieren. Mögliche Partner sind u. a. Waldbesitzer, die selbst nicht mehr im Wald arbeiten. Dieser Kreis vergrößert sich laufend durch die Abwanderung aus der Landwirtschaft. Hier steht allerdings die ÖBF-AG mit den Waldverbänden im Wettbewerb. Derzeit konzentrieren sich diese auf die Bündelung und Vermittlung des Holzangebotes, daneben organisieren sie Aufforstungen, den Maschineneinsatz und den Christbaumabsatz. Der Aufbau der Waldverbände wurde durch die Landwirtschaftskammern unterstützt.

[93] Neben den Waldverbänden bildeten sich auch Absatzgemeinschaften größerer Forstbetriebe. Das mögliche Betätigungsfeld für die ÖBF-AG wird dadurch einigermaßen eingeschränkt. Die verbleibenden Chancen der ÖBF-AG als regionaler "Kopfbetrieb" für Waldbesitzer sind im Einzelnen zu prüfen.

[94] Die ÖBF-AG gründete für einzelne Aktivitäten Profit-Centers (Forsttechnik, Holzlogistik, Consulting). Eine Ausweitung bestehender oder der Einstieg in neue Aktivitäten dieser Art soll über Tochterunternehmen erfolgen. Dies ermöglicht eine strenge Erfolgskontrolle. Quersubventionen, z. B. in Form von hohen Verrechnungspreisen, werden dadurch unterbunden. Das Controlling soll möglichst von Externen durchgeführt werden.

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Successful Spinoff of Federal Enterprises: the Austrian Federal Forests - Summary

In most European states, large stretches of forest are public property. In Austria, 15 percent of the country's forests belong to the federal government (Austrian Federal Forests, ÖBF), and another 3 percent are in the hands of provinces and communities. Public ownership of forests has its roots in history, but is difficult to justify in economic terms. The society's interest in preserving the welfare (i.e., protective and recreational) function of the forest is assured by the forestry law, which, for 150 years, has set strict standards for forest management, and open access to forests for the public was first granted 25 years ago.

ÖBF was a federally operated enterprise until 1997. State enterprises are usually less efficient than their privately owned counterparts, the consequence of limited decision-making powers, rigid and strictly regulated workflows and a wage system not affected by the economic success or failure of an operation. The operational and managerial weaknesses suffered by ÖBF were to be overcome by turning it into a public limited company (under sole federal ownership). From a macroeconomic point of view it is interesting to investigate whether the spinoff actually boosted productivity, both of labour and the land, and improved the utilisation of other resources. ÖBF-AG intensified forest tending under its management and improved forest monitoring, consulting and controlling, in order to boost the increment and stability of its forests. Whether its measures were successful will take decades to decide. Logging in the ÖBF forests has been steadily reduced since 1997, both because excessive old stands had already been cut and because logging is no longer economical on extremely steep slopes. Nominal timber prices have been declining since 1980, and logging and haulage costs in these areas have gone up concurrent with wage costs.

Revenues from the sale of timber have been shrinking, whereas revenues from real estate transactions and tourism (mostly from renting out winter sports facilities) are increasing substantially. Revenues from shooting are still rising, albeit not at the rapid pace typical of the early 1990s. ÖBF-AG is making great efforts to cope with the problem of damage caused by game, by improving its monitoring and achieving maximum compliance with the release-kill ratio. Excessive stocks of game affect not only timber growth but also the protective function of mountain forests. Labour productivity was substantially increased at ÖBF-AG. With forest cropping stagnating, the payroll was reduced by an annual average of almost 10 percent between 1997 and 2001. As regards the timber harvest, felling per hour increased by an average of 8 percent annually.

ÖBF-AG must deliver 50 percent of its annual net profit to the federal government in the form of a usufructuary payment as well as dividends when applicable. In 1997, it also paid € 50.9 million in compensation for profits from previous periods. In 1998 to 2001, the federal government received annual transfers of € 12.5 million on average, amounting to € 12.9 million at 2001 prices. On the other hand, the average revenue surplus in 1987 to 1996, at 2001 prices, was € 14.5 million; revenues from shooting and fishing were € 16.2 million in 2001. At first glance, payments made to the federal government thus appear to be relatively modest, but should be judged in the light of the reduced felling volume and lower timber prices.

 

 

 

 



[a])  Domänen sind landwirtschaftliche Betriebe.

[b])  Das sind alle Wälder in gefährdeten Lagen, deren Bewirtschaftung im Sinne des Forstgesetzes um der Erhaltung ihrer selbst willen Beschränkungen unterworfen ist.

[c])  Schutzwald, der eine Holznutzung zulässt.

[d])  Zumeist sind dies Schutzwälder.

[e])  Falls weniger als sechs Zehntel der vollen Überschirmung zurückbleiben würden; die Forstgesetznovelle 2001 (BGBl. 59/2001) senkte die Grenze auf fünf Zehntel.