Steuerreform 2022/2024 – Sektorale Effekte

Der vorliegende Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Ex-ante-Schätzung der langfristigen Auswirkungen der Steuerreform 2022/2024. Der Fokus liegt auf den Wirkungen auf Branchenebene. Ausgangspunkt der Schätzung ist ein Reformumfang im Vollausbau (ab 2025) von 5,6 Mrd. € pro Jahr. Er ergibt sich aus einer Senkung der Abgaben für Unternehmen und private Haushalte um 7,3 Mrd. € p. a. (einschließlich Klimabonus), der jährlich 1,7 Mrd. € an Mehreinnahmen aus der CO2-Bepreisung gegenüberstehen. Die langfristigen Schätzungen mit dem globalen Input-Output-Modell ADAGIO ergeben eine expansive Wirkung der Reform im Ausmaß von rund 0,8% des BIP; die Beschäftigung ist langfristig um 0,6% höher als im Basisszenario ohne Steuerreform. Die Struktur der Reform impliziert für energieintensive Sektoren einen Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit und an Produktionswert. Dienstleistungen, insbesondere konsumnahe Branchen, profitieren dagegen tendenziell von der Steuerreform. Einer der Hauptgründe für diese sektoral unterschiedlichen Effekte ist die Einführung der CO2-Bepreisung für bisher nicht vom EU-ETS erfasste Sektoren (Preis ab 2025: 55 € je t CO2). Diese führt gemäß der Modellschätzung zu einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen CO2-Emissionen um knapp 5% – dies ist zwar eine spürbare Reduktion, leistet jedoch nur einen moderaten Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.