Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex

22.08.2023

WWWI: 27. bis 32. Kalenderwoche 2023

Die wirtschaftliche Aktivität auf Basis des wöchentlichen Indikators für das BIP (WWWI) ging im Vergleich zum Vorjahr im Juli (Kalenderwochen 27 bis 30, 3. bis 30. Juli) um 0,6% und in der 1. Augusthälfte (Kalenderwochen 31 und 32, 31. Juli bis 13. August) um 0,7% zurück.

Information zur Veröffentlichung des WWWI: Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex wird künftig monatlich auf der Website des WIFO veröffentlicht.

WWWI für das BIP und seine Teilkomponenten

Das inflationsbereinigte Volumen der bargeldlosen Transaktionen als Indikator für die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigt im Juli und Anfang August für die Nachfrage nach Gütern (Einzelhandelsumsätze) und Dienstleistungen einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Im Juli ging der private Konsum im Vorjahresvergleich um 4½% zurück (1. Augusthälfte –6¼%; Juni –2½%, revidiert)1).

Die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen wird von der Wirtschaftsleistung (Industrieproduktion) und der Stimmung im produzierenden Bereich (gemäß WIFO-Konjunkturtest) bestimmt. Im Juli und in den ersten beiden Augustwochen wird ein Rückgang von 2¼% bzw. 1¾% gegenüber dem Vorjahr geschätzt (Juni –2½%).

Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gingen die Lkw-Fahrleistung auf Österreichs Autobahnen und das Schienengüterverkehrsaufkommen im Juli weiter zurück. Demgegenüber nahm die Zahl der abgefertigten Passagier- und Frachtflüge auf dem Flughafen Wien zu. Während die Exporte auch aufgrund der unten dargestellten Entwicklung im inländischen produzierenden Bereich deutlich gedämpft wurden, bleibt ihre Dynamik im Vergleich zu den Importen günstiger. Daraus ergibt sich ein geschätzter positiver Wachstumsbeitrag der Nettoexporte i. w. S. zum BIP von ½ Prozentpunkt im Juli und ¾ Prozentpunkt in der 1. Augusthälfte (Juni +½ Prozentpunkt).

Die schwache Entwicklung im Gütertransportwesen schlägt sich auch in der Wertschöpfung des Bereichs Verkehr (ÖNACE H) nieder. Sie blieb im Juli mit –3½% und der 1. Augusthälfte mit –2½% weiter unter dem Vorjahresniveau (Juni –4½%).

Die Zahl arbeitssuchender Personen lag im Juli im produzierenden Bereich nach wie vor auf einem niedrigen Niveau, nahm im Vorjahresvergleich aber den dritten Monat in Folge deutlich zu. Im WIFO-Konjunkturtest zeigt sich sowohl hinsichtlich der Einschätzungen der aktuellen Lage als auch der Erwartungen für die kommenden Monate eine zunehmend pessimistische Stimmung der sachgütererzeugenden Unternehmen. Für Juli erwartet das WIFO einen weiteren Rückgang der Wertschöpfung im güterproduzierenden Bereich (ÖNACE A bis E) gegenüber dem Vorjahr um 1¾% (1. Augusthälfte –1¼%, Juni –1¾%).

Die Stimmung der Bauunternehmen verschlechterte sich gemäß WIFO-Konjunkturtest ebenfalls erheblich. Sowohl die Lagebeurteilungen als auch die Erwartungen liegen per Saldo knapp an der Nulllinie, welche überwiegend positive von negativen Meldungen trennt. Für die Bauwirtschaft (ÖNACE F) wird im Juli mit einem Rückgang der Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um ¾% gerechnet (1. Augusthälfte –½%, Juni –1½%).

Basierend auf bargeldlosen Transaktionen im Bereich Restaurants und Hotels, den Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest und Online-Suchanfragen von Gästen aus Deutschland wird die Wertschöpfung im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie, ÖNACE I) im Juli um 1% und Anfang August um 1½% unter dem Niveau des Vergleichszeitraumes des Vorjahres geschätzt (Juni –2½%).

Im Handel (ÖNACE G) blieb die Wertschöpfung im Juli um 2% und Anfang August um 3% unter dem Vorjahresniveau (Juni –1½%). Auf Basis der Entwicklung in der Sachgütererzeugung lag die Wertschöpfung der übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE J bis N) im Juli und der 1. Augusthälfte nur um ½% über dem Vergleichswert des Vorjahres.

Für die sonstigen persönlichen Dienstleistungen (ÖNACE R bis T) wird auf Grundlage der preisbereinigten bargeldlosen Zahlungen im Bereich des Veranstaltungswesens mit einem Anstieg der Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um 1¾% im Juli und um 2½% Anfang August gerechnet (Juni +3%).

 


1)  Die Berücksichtigung neu veröffentlichter Monatsdaten, die bei der Schätzung des WWWI erfüllt werden müssen, führte zu einer Revision des WWWI (Juni 2023 –½ Prozentpunkt). Zu entstehungsseitigen Abwärtsrevisionen kam es im Juni insbesondere im Bereich Beherbergung und Gastronomie (ÖNACE I), nennenswerte Aufwärtsrevisionen gab es in den übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE J bis N).

 

 

Der WWWI befindet sich in ständiger Bearbeitung; er wird laufend überprüft und nach Verfügbarkeit mit neuen und zusätzlichen wöchentlichen Datenreihen erweitert. Der WWWI ist keine offizielle Quartalsschätzung, Prognose o. Ä. des WIFO.
 


Details zum Wöchentlichen WIFO-Wirtschaftsindex finden Sie bitte hier (xlsx).

Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) schätzt die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher und monatlicher Basis. Er verwendet wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitreihen, um wöchentliche und monatliche Indikatoren für das reale BIP und 18 BIP-Teilaggregate (Verwendungsseite 8, Produktionsseite 10) der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu schätzen.

Mit der Veröffentlichung für den Juni 2022 wurden die ökonometrischen Modelle für die historischen Zerlegungen und für das "Nowcasting" auf saisonal unbereinigte Zeitreihen umgestellt. Zudem werden nun für die Schätzung der Modelle die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr verwendet.

Die WWWI-Berechnungen werden (derzeit) monatlich aktualisiert und auf der Website des WIFO veröffentlicht.

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Mag. Dr. Josef Baumgartner

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Alexander Müller
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