23.07.2024

Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex

WWWI: 23. bis 28. Kalenderwoche 2024
Die wirtschaftliche Aktivität auf Basis des wöchentlichen Indikators für das reale BIP (WWWI) ist im Juni (Kalenderwochen 23 bis 26, 3. bis 30. Juni) um ½% gegenüber dem Vorjahr gesunken und blieb nach vorläufiger Schätzung in den ersten beiden Juliwochen (1. bis 14. Juli) auf dem Vorjahresniveau.

WWWI für das BIP und seine Teilkomponenten

Auf Basis des wöchentlichen Indikators für das reale BIP (WWWI) blieb die heimische Wirtschaftsleistung im Juni (Kalenderwochen 23 bis 26) wie schon im Vormonat um ½% unter dem Vorjahresniveau. In der 1. Julihälfte (Kalenderwochen 27 und 28) dürfte die wirtschaftliche Aktivität auf dem Niveau des Vorjahres gelegen haben1).

Das inflationsbereinigte Volumen der bargeldlosen Transaktionen als Indikator für die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigt im Juni gegenüber dem Vorjahr einen etwa gleich starken Rückgang der Nachfrage nach Gütern (Einzelhandelsumsätze) und nach Dienstleistungen. Der private Konsum dürfte daher im Juni gegenüber dem Vorjahr um ½% und in der 1. Julihälfte um 1% gesunken sein (Mai ±0%).

Die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen wird von der Wirtschaftsleistung (Industrieproduktion) und der Stimmung im produzierenden Bereich (gemäß WIFO-Konjunkturtest) bestimmt. Im Juni wird ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 1¾% geschätzt (Mai –2½%).

Der Rückgang der Industrieproduktion und der großen Nachfragekomponenten und die daraus resultierenden Folgen für den Außenhandel führten im Juni zu einem negativen Wachstumsbeitrag der Nettoexporte i. w. S. zum BIP von 1½ Prozentpunkten (Mai –2¼ Prozentpunkte).

Die Lkw-Fahrleistung auf Österreichs Autobahnen, das Schienengüterverkehrsaufkommen und die Zahl der abgefertigten Passagierflüge auf dem Flughafen Wien nahmen im Juni zu, die Frachtflüge steigen seit Jahresbeginn sehr kräftig. Die Stimmung der Unternehmen im Verkehrsbereich hat sich gemäß WIFO-Konjunkturtest im Juni jedoch wieder verschlechtert. Gemeinsam mit der Entwicklung der Indikatoren im Güterverkehr ergibt sich im Bereich Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H) im Juni ein Wertschöpfungswachstum von 2% gegenüber dem Vorjahr (Mai +¼%).

Die Beschäftigung im güterproduzierenden Bereich (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) ist im Juni rezessionsbedingt zum 6. Mal in Folge gesunken und die Zahl der Arbeitssuchenden steigt seit November 2023 mit zweistelligen Raten gegenüber dem Vorjahr. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt noch keine Verbesserung der Stimmung, weder in den aktuellen Lagebeurteilungen noch in den Erwartungen für die kommenden Monate. Das WIFO erwartet im güterproduzierenden Bereich im Juni eine um 2¾% und in den ersten beiden Juliwochen eine um ¼% geringere Wertschöpfung als im Vorjahr (Mai –3½%).

Die Stimmung in der Bauwirtschaft hat sich etwas stabilisiert, bleibt aber weiterhin im negativen Bereich. Gegenüber Mai haben sich die Einschätzung gemäß WIFO-Konjunkturtest kaum verändert. Der 1½ Jahre anhaltende Anstieg der Zahl arbeitslos gemeldeter Personen im Bauwesen ist seit März wieder zweistellig, die Beschäftigung sinkt seit fast einem Jahr. Die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft (ÖNACE 2008, Abschnitt F) dürfte im Juni um 2¾% und Anfang Juli um 1% gegenüber dem Vorjahr gesunken sein (Mai –3%).

Basierend auf bargeldlosen Transaktionen im Bereich Restaurants und Hotels, den Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest und Online-Suchanfragen von Gästen aus dem Ausland wird die Wertschöpfung im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie, ÖNACE 2008, Abschnitt I) im Juni um 2% und in der 1. Julihälfte um 4½% niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum geschätzt (Mai +3%). Der Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) entwickelt sich weiterhin sehr schwach: Die Wertschöpfung blieb im Juni und Anfang Juli um 1½% unter dem Vorjahresniveau (Mai –¾%).

Die anhaltend ungünstige Entwicklung in der Sachgütererzeugung dämpft die Dynamik in den übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N), wie auch die aktuelle Beschäftigungssituation sowie die Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest zeigen. Im Vorjahresvergleich ging die Wertschöpfung im Juni um ¼% zurück und stieg in der 1. Julihälfte um ¼% (Mai –½%). Für die sonstigen persönlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte R bis T) wird auf Grundlage der preisbereinigten bargeldlosen Zahlungen im Bereich des Veranstaltungswesens für Juni mit einem Anstieg der Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um 4¾% und für Anfang Juli um 4% gerechnet (Mai +5½%).


1)  Die Berücksichtigung neu veröffentlichter Monatsdaten, die bei der Schätzung des WWWI erfüllt werden müssen, führte zu einer Revision des WWWI für das BIP: April und Mai jeweils +¼ Prozentpunkt, März unverändert. Zu nennenswerten entstehungsseitigen Aufwärtsrevisionen kam es im Mai insbesondere in den Bereichen Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G), Verkehr (Abschnitt H) und sonstige Dienstleistungen (Abschnitte R bis U), größere Abwärtsrevisionen gab es in der Güterproduktion (Abschnitte A bis E), übrige Marktdienstleistungen (Abschnitte J bis N) und Bauwesen (Abschnitt F).

Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) schätzt die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher und monatlicher Basis. Er verwendet wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitreihen, um wöchentliche und monatliche Indikatoren für das reale BIP und 18 BIP-Teilaggregate (Verwendungsseite 8, Produktionsseite 10) der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu schätzen.

Mit der Veröffentlichung für den Juni 2022 wurden die ökonometrischen Modelle für die historischen Zerlegungen und für das "Nowcasting" auf saisonal unbereinigte Zeitreihen umgestellt. Zudem werden nun für die Schätzung der Modelle die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr verwendet.

Die WWWI-Berechnungen werden (derzeit) monatlich aktualisiert und auf der Website des WIFO veröffentlicht.