28.12.2021

WIFO-Radar der Wettbewerbsfähigkeit 2021

Leichte Verbesserung für Wirtschaftsstandort Österreich
Das WIFO-Radar der Wettbewerbsfähigkeit erfasst die Leistungsfähigkeit des Standortes Österreich unter Berücksichtigung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Zielgrößen. Im Durchschnitt über 24 Indikatoren konnte Österreich seine relative Position gegenüber dem Vorjahr etwas verbessern und lag zuletzt unmittelbar hinter dem oberen Drittel der europäischen Vergleichsländer.

Hohe Prozentränge erzielt Österreich in Bezug auf die Pro-Kopf-Einkommen, die regionale Verteilung und den Außenhandel. In den Dimensionen "soziale Lebensverhältnisse" und "Einsatz natürlicher Ressourcen" liegt Österreich dagegen nur im europäischen Mittelfeld.

Das WIFO-Radar der Wettbewerbsfähigkeit fasst ausgewählte Befunde zu den Stärken und Schwächen des Wirtschaftsstandortes Österreich zusammen. Im Durchschnitt über alle 24 Indikatoren des Radars wiesen im jeweils letztverfügbaren Jahr (meist 2020 oder 2019) 66,5% der europäischen Vergleichsländer gleiche oder ungünstigere Werte auf als Österreich. Österreich lag somit knapp hinter dem oberen Drittel der Länder. Drei Jahre davor war der mittlere Prozentrang mit 64,9 noch niedriger gewesen, zehn Jahre davor mit 70,1 jedoch deutlich höher.

Mit einem mittleren Prozentrang von 79,6 schnitt Österreich in der Dimension reale Einkommen, Produktivität und regionale Verteilung am besten ab. Verantwortlich dafür sind vor allem das vergleichsweise hohe Bruttoregionalprodukt pro Kopf in den industriell bzw. ländlich geprägten Nicht-Metropolregionen (Prozentrang 96,2) und der relativ geringe Rückgang der Multifaktorproduktivität in der COVID-19-Krise, der in Österreich durch zahlreiche staatliche Hilfsmaßnahmen erfolgreich gedämpft wurde.

Im Durchschnitt der Indikatoren zum Arbeitsmarkt und den sozialen Lebensverhältnissen gehörte Österreich mit einem Prozentrang von 56,8 nur zum Mittelfeld der Vergleichsländer. Dieser Wert wurde vor allem durch die niedrige Beschäftigungsquote in Vollzeitäquivalenten und den relativ großen Gender-Gap der Beschäftigungsquote gedrückt. Nur bei zwei Indikatoren der Dimension Arbeitsmarkt und soziale Lebensverhältnisse gehörte Österreich zum oberen Drittel der europäischen Vergleichsländer: einerseits beim Anteil junger Erwachsener, die sich nicht in Ausbildung, Beschäftigung oder Schulung befinden (NEET-Quote) und andererseits bei der Weiterbildung.

Der mittlere Prozentrang in den Indikatoren zum Einsatz natürlicher Ressourcen betrug für Österreich 62,3. Relativ schwach schnitt Österreich bei der Energieintensität und den Umwelttechnologiepatenten ab, relativ gut dagegen – wie schon im Vorjahr – beim Anteil erneuerbarer Energieträger und beim Modal Split im Gütertransport.

Im Außenhandel gehörte Österreich mit einem durchschnittlichen Prozentrang von 68,4 zum oberen Drittel der Vergleichsländer. Bezüglich des Leistungsbilanzsaldos konnte sich Österreich trotz des rückläufigen Außenhandelsüberschusses um einen Rang verbessern. Gemessen am Marktanteil an den Tourismusexporten blieb Österreichs Position mit einem Prozentrang von 83,9 stabil. Der Marktanteil an den weltweiten Warenexporten verschlechterte sich dagegen relativ zu den Vergleichsländern (Prozentrang 64,5). Die Analyse der preislichen Wettbewerbsfähigkeit anhand der Entwicklung des real-effektiven Wechselkursindex zeigt eine im langjährigen Vergleich konstante Position Österreichs. Allerdings setzte zur Jahresmitte 2019 eine Aufwertung ein, die sich noch nicht vollständig zurückgebildet hat.