15.10.2019

Wege in eine kohlenstoffarme Zukunft

WIFO-Umweltökonominnen bei 20. Global Conference on Environmental Taxation (GCET20)
Vom 25. bis zum 27. September 2019 fand die 20. Global Conference on Environmental Taxation (GCET20) unter dem Titel "Economic Policies for Low-Carbon Development" an der Technischen Universität Zypern in Limassol statt. Das WIFO war mit drei Forschungsbeiträgen der Umweltökonominnen Claudia Kettner-Marx, Daniela Kletzan-Slamanig und Ina Meyer vertreten.

Claudia Kettner-Marx präsentierte eine Analyse von Transaktionen mit Emissionszertifikaten im Europäischen Emissionshandelssystem (EU ETS). Der Fokus der Analyse lag darauf, wie sich die Importe und Exporte von Zertifikaten seit der Einführung des EU ETS im Jahr 2005 verändert haben. Die Zahlen belegen, dass die Transferaktivitäten seit 2005 zunehmen. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, ob dies auf eine erhöhte Beteiligung der vom EU ETS erfassten Anlagen am Handel zurückzuführen ist oder das Resultat einer steigenden Beteiligung von Händlern. Die engere Emissionsobergrenze für das EU ETS ab dem Jahr 2020 und Maßnahmen gegen den Überschuss an Zertifikaten könnten die Transferaktivitäten weiter anregen.

Daniela Kletzan-Slamanig thematisierte in ihrem Vortrag die Relevanz detaillierter Indikatorensysteme für die Messung der Zielerreichung in Hinblick auf das Abkommen von Paris sowie die Ziele der UNO für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – UN SDGs). Von besonderer Relevanz ist dabei auch die Analyse von Synergien und Trade-offs, einerseits zwischen unterschiedlichen Zielen und andererseits zwischen den Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung. Dies spielt etwa eine zentrale Rolle beim Design von Öko- oder CO2-Steuern, um etwaige regressive Effekte identifizieren und abfedern zu können. Eine Untersuchung von neun europäischen Ländern (u. a. Österreich) auf Basis energie- und klimapolitischer Indikatoren zeigt, dass positive Entwicklungen im vergangenen Jahrzehnt vorwiegend von der ökologischen Dimension, vor allem dem Ausbau erneuerbarer Energien, getrieben werden. Um die Klimaziele bis 2050 erreichen zu können, ist demnach eine Steigerung der Anstrengungen unerlässlich.

Ina Meyer präsentierte ein Energieszenario "Transition 2050" für Österreich. Dieses stellt die Erreichung der Klimaziele von Paris, eine Reduzierung der energiebedingten Treibhausgasemissionen um 80% bis 95% bis 2050 (relativ zu 1990), und deren ökonomische Auswirkungen (+1,7% durchschnittliches jährliches BIP-Wachstum, im Vergleich zu +1,5% BIP-Wachstum in der Baseline) für Österreich dar. Ein steil ansteigender Preis für die Emission von Kohlenstoff (15 € je t CO2 bis 2020, 40 € je t CO2 bis 2030, 200 € je t CO2 bis 2050) in allen Sektoren und ein weltweit kollektives Handeln im Sinne der Klimaziele von Paris treiben im Modell "WIFO.DYNK" Investitionen und einen Strukturwandel in Richtung Energieeinsparung, Energieträgersubstitution hin zu erneuerbaren Energien und Elektrifizierung des Energiesystems. Ohne weitergehende politische Maßnahmen (Standards usw.) und eine positive Imagination einer kohlenstofffreien Gesellschaft, die Lebensstil- und Verhaltensänderungen bewirkt, ist eine Zielerreichung nicht darstellbar.

Weitere Informationen: http://www.gcet20.com/
 

Studie
29.05.2018
Fertigstellung: Mai 2018
Projektpartner: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Centre of Economic Scenario Analysis and Research
Projektauftraggeber:in: Centre of Economic Scenario Analysis and Research