Wachstum durch Gleichstellung

15.01.2021

Positive ökonomische Effekte durch Reduktion der Schieflage zwischen Frauen und Männern

Das Gleichstellungspotential zwischen Frauen und Männern ist in Österreich nach wie vor hoch, insbesondere für Frauen in Haushalten mit Kindern. In einem aktuellen Beitrag der WIFO-Monatsberichte werden die ökonomischen Auswirkungen einer Erhöhung der Gleichstellung analysiert.

Vor dem Hintergrund der COVID-19-Krise ist der im Dezember 2020 präsentierte Entwurf des Bundesvoranschlages für 2021 stark von den Maßnahmen zur Krisenbewältigung sowie zur Stützung und Belebung der Wirtschaft geprägt. Julia Bachtrögler-Unger, Julia Bock-Schappelwein, Paul Eckerstorfer, Peter Huber, Christine Mayrhuber, Mark Sommer und Gerhard Streicher betonen in ihrem Beitrag, warum der Fokus auf die Verbesserung der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern, insbesondere auch aufgrund des damit verbundenen ökonomischen Wachstumspotentials, dennoch nicht außer Acht gelassen werden sollte.

Internationale Studien von EIGE (2017) und OECD (2015, 2018) wie auch die WIFO-Studie "Wachstumsfaktor Gleichstellung. Der ökonomische Nutzen von Gender Budgeting in Wien" im Auftrag der MA 23 der Stadt Wien weisen auf das gesamtwirtschaftliche Wachstumspotential einer Erhöhung der Gleichstellung hin, insbesondere durch die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und, damit verbunden, eine Steigerung der Erwerbsbeteiligung und Arbeitszeit von Frauen, sowie die Förderung der MINT-Qualifikation von Frauen. Gemäß den Modellsimulationen von EIGE (2017) könnte in Österreich durch eine Verbesserung der Gleichstellung zwischen Männern und Frauen, insbesondere durch eine Verringerung der Geschlechterunterschiede in Bezug auf die Bildung in den MINT-Fächern und auf die Erwerbsbeteiligung, im Jahr 2030 ein um bis zu 7% höheres BIP pro Kopf erreicht werden1).

Die Notwendigkeit empirischer Evidenz zu den ökonomischen Wirkungen gleichstellungspolitischer öffentlicher Ausgaben bzw. zur geschlechtsspezifischen Wirkung des Budgets – und auch die ökonomischen Vorteile einer verbesserten Gleichstellung zwischen Frauen und Männern – gewinnt in der aktuellen Wirtschaftskrise weiter an Bedeutung.

Die angesprochene WIFO-Studie verknüpft die Wirkungsanalyse spezifischer Maßnahmen mit der Schätzung der gesamtwirtschaftlichen Effekte einer Erhöhung der Gleichstellung von Frauen und Männern. In einer Machbarkeitsstudie werden notwendige Methoden- und Datenerfordernisse behandelt, und Wirkungsanalysen für ausgewählte Wiener Gender-Budgeting-Maßnahmen durchgeführt.



1)  Die Simulationsergebnisse für die EU-Mitgliedsländer sind integraler Bestandteil der von EIGE beauftragten Studie "Economic Benefits of Gender Equality in the European Union" (EIGE, 2017B), die von ICF, Cambridge Econometrics und Collegio Carlo Alberto durchgeführt wurde. Analyse und Interpretation der Ergebnisse erfolgen im vorliegenden Beitrag allein durch die Autorinnen und Autoren und geben nicht die Ansichten von EIGE wieder (Q: European Institute of Gender Equality – EIGE).

Publikationen

WIFO-Monatsberichte, 2020, 93(12), S.899-908
Online seit: 22.12.2020 0:00
 
Im Budgetentwurf des Bundes für 2021 wird die Steigerung der Gleichstellung von Frauen und Männern nicht explizit als budgetpolitischer Schwerpunkt genannt, wenngleich die Gleichstellungsdefizite in Österreich nach wie vor hoch sind und ihre Verringerung zum wirtschaftlichen Erfolg eines Landes beitragen kann. Die Identifikation der Wirkung von gleichstellungspolitischen Maßnahmen auf Wertschöpfung und Beschäftigung erfordert eine Kombination von mikroökonomischen Methoden und makroökonomischen Gleichgewichtsmodellrechnungen. Die dafür notwendigen Datengrundlagen, die die Grundvoraussetzung sind, um empirische Evidenz zur Wirksamkeit von gesetzten Maßnahmen zu erhalten, fehlen allerdings oftmals.
Studien, Dezember 2019, 120 Seiten
Auftraggeber: Magistrat der Stadt Wien, MA 23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 25.02.2020 0:00
 
Gender Mainstreaming und Gender Budgeting zielen auf eine Erhöhung der Gleichstellung und Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern ab. Im Gegensatz zur Mehrzahl der Evaluierungen von Geschlechtergleichstellung, die u. a. rechtliche, gesellschaftspolitische sowie verteilungsrelevante Aspekte analysieren, besteht das Ziel dieses Forschungsvorhabens in der Schätzung des ökonomischen Nutzens einer Erhöhung der Gleichstellung auf Basis ausgewählter Gender-Budgeting-Maßnahmen in Wien. Dafür wird in einem ersten Schritt das Gleichstellungspotential in Wien im gesamtösterreichischen Kontext beurteilt und das Wachstumspotential basierend auf der Studie des European Institute for Gender Equality (2017) eingeschätzt. In einem zweiten Schritt werden die Ziele der Wiener Gender-Budgeting-Maßnahmen analysiert. Vor dem Hintergrund der relevanten Literatur werden potentielle Wirkungen einzelner Maßnahmen auf BIP und Beschäftigung aufgezeigt. Gemäß diesen Wirkungsmechanismen, wie z. B. der Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen, können die Gender-Budgeting-Maßnahmen in Maßnahmengruppen zusammengefasst werden. Diese bilden die Grundlage für die Auswahl von Beispielinitiativen, für die im Folgenden im Zuge einer Machbarkeitsanalyse Herangehensweisen für eine Wirkungsanalyse zur Schätzung der potentiellen Auswirkungen auf das Wiener BIP und die Beschäftigung durchgeführt werden. Abschließend werden die makroökonomischen Auswirkungen der Einführung des beitragsfreien Kindergartens in Wien analysiert.
Studien, Dezember 2019, 6 Seiten
Auftraggeber: Magistrat der Stadt Wien, MA 23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 25.02.2020 0:00
 
Gender Mainstreaming und Gender Budgeting zielen auf eine Erhöhung der Gleichstellung und Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern ab. Im Gegensatz zur Mehrzahl der Evaluierungen von Geschlechtergleichstellung, die u. a. rechtliche, gesellschaftspolitische sowie verteilungsrelevante Aspekte analysieren, besteht das Ziel dieses Forschungsvorhabens in der Schätzung des ökonomischen Nutzens einer Erhöhung der Gleichstellung auf Basis ausgewählter Gender-Budgeting-Maßnahmen in Wien. Dafür wird in einem ersten Schritt das Gleichstellungspotential in Wien im gesamtösterreichischen Kontext beurteilt und das Wachstumspotential basierend auf der Studie des European Institute for Gender Equality (2017) eingeschätzt. In einem zweiten Schritt werden die Ziele der Wiener Gender-Budgeting-Maßnahmen analysiert. Vor dem Hintergrund der relevanten Literatur werden potentielle Wirkungen einzelner Maßnahmen auf BIP und Beschäftigung aufgezeigt. Gemäß diesen Wirkungsmechanismen, wie z. B. der Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen, können die Gender-Budgeting-Maßnahmen in Maßnahmengruppen zusammengefasst werden. Diese bilden die Grundlage für die Auswahl von Beispielinitiativen, für die im Folgenden im Zuge einer Machbarkeitsanalyse Herangehensweisen für eine Wirkungsanalyse zur Schätzung der potentiellen Auswirkungen auf das Wiener BIP und die Beschäftigung durchgeführt werden. Abschließend werden die makroökonomischen Auswirkungen der Einführung des beitragsfreien Kindergartens in Wien analysiert.
Rückfragen an

Julia Bachtrögler-Unger, PhD

Forschungsgruppe: Regionalökonomie und räumliche Analyse
© LinkedIn Sales Navigator/Unsplash
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