15.06.2023

Universitäre Finanzierung und Ausgaben im internationalen Vergleich

WIFO-Studie: Österreich im unteren Mittelfeld einer breiten europäischen Vergleichsgruppe
Eine WIFO-Studie im Auftrag der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) analysiert die Finanzierung und die Ausgaben je Studierenden von Universitäten im internationalen Vergleich. Die österreichischen Universitäten liegen durchschnittlich im unteren Mittelfeld einer breiten Vergleichsgruppe europäischer Länder, aber deutlich unter dem Durchschnitt der Schweiz und der führenden Innovationsländer der EU.

WIFO-Ökonom Jürgen Janger präsentierte die Studienergebnisse am 7. Juni 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz mit Sabine Seidler, uniko-Präsidentin und Rektorin der Technischen Universität Wien, sowie den Rektoren Sebastian Schütze (Universität Wien) und Oliver Vitouch (Universität Klagenfurt).

Auf Basis der neuen Mikrodaten des Europäischen Tertiären Bildungsregisters (ETER) können erstmals systematisch die Finanzierung und die Ausgaben einzelner Universitäten in Europa verglichen werden. Bereinigt um unterschiedliche Größe und Preisniveaus liegen die österreichischen Universitäten im Durchschnitt im Mittelfeld starker und führender Innovationsländer in Europa. Auf Ebene einzelner Universitäten sind die Unterschiede aber viel höher.

Die im Detail analysierte Universität Wien und TU Wien weisen einen großen Abstand zu führenden europäischen Spitzenuniversitäten der Schweiz, des Vereinigten Königreichs, der Niederlande und Dänemarks auf. Z. B. geben die technischen Universitäten ETH Zürich und Imperial College London drei Mal mehr je Student:in aus als die TU Wien. Die Universität Zürich gibt mehr als das Doppelte, die Universität Oxford das sechsfache der Universität Wien aus. Gegenüber Universitäten aus Finnland und Deutschland sind die Unterschiede geringer, aber immer noch ausgeprägt. Die Unterschiede bei technischen Universitäten sind höher als bei Volluniversitäten. Um die Universität Wien vergleichbar zu machen, wurde sie statistisch mit der Medizinuniversität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität verschmolzen.

Die unterschiedlichen Ausgaben je Student:in wirken sich auf Forschungsqualität und Betreuungsrelationen aus. Die TU Wien steht gemessen am Anteil hochzitierter Journalartikel im CWTS Leiden Ranking an letzter Stelle der im Detail verglichenen Universitäten, die Universität Wien (verschmolzen mit der Medizin- und Veterinärmedizinischen Universitäten Wien) an letzter Stelle der Betreuungsrelationen: in Oxford betreut ein Vollzeitäquivalent des wissenschaftlichen Personals grob 4 Studierende, in Zürich 10 Studierende, in Wien 20 Studierende.

Während Leistungssteigerungen durch strukturelle Reformen – etwa bezüglich des Studienrechts – möglich sind, weisen die Daten darauf hin, dass Spitzenleistungen in der Forschung auf breiter institutioneller Ebene ohne signifikante Ausgabensteigerungen nicht zu erreichen sind. Die österreichische FTI-Politik hat sich in der FTI-Strategie 2030 zum Ziel gesetzt, zum internationalen Spitzenfeld aufzuschließen und den FTI-Standort Österreich zu stärken. Diese Ziele werden angesichts der neuen Evidenz nicht ohne signifikante Mittelsteigerungen oder neue Allokationsmechanismen für universitäre Finanzierung zu erreichen sein.