20.01.2020

Szenarien einer Umgestaltung der Arbeitslosenversicherung

WIFO-Studie im Auftrag des Sozialministeriums berechnet Auswirkungen auf Arbeitslose und Budgeteinsatz
Eine aktuelle WIFO-Studie berechnete im Auftrag des Sozialministeriums unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten eines "Arbeitslosengeld-Neu", wie es im Regierungsprogramm der von 18. Dezember 2017 bis 28. Mai 2019 im Amt befindlichen österreichischen Bundesregierung vorgesehen war.

In unterschiedlichen Szenarien werden dabei die Auswirkungen einer möglichen Reform auf die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher, auf die Höhe der Existenzsicherungsleistungen und auf den Budgeteinsatz für die Arbeitslosenversicherung sowie die Systeme der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (bzw. Sozialhilfe) simuliert.

Die konkreten Szenarien wurden dabei von politisch verantwortlicher Seite vorgegeben. Die Analyse basiert auf einem Mikrosimulationsmodell und umfasst sowohl die Veränderung der Zahl der Leistungsberechtigten und der Leistungshöhe, als auch die Gesamtausgaben des vorgeschlagenen Systems im Vergleich zum Status quo. Die Wirkung dieser Arbeitslosengeldvarianten auf das nachgelagerte System der Bedarfsorientierten Mindestsicherung bzw. Sozialhilfe wird mit einem stilisierten Modell geschätzt.

Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild von Personengruppen, die von Reformvarianten positiv und negativ betroffen wären. Dabei wirken sich neben den wesentlichen Stellschrauben des Arbeitslosenversicherungssystem (Anwartschaftszeiten, Nettoersatzraten, Leistungsbezugsdauer) auch Zusatzelemente wie der Ergänzungsbetrag stark auf die Veränderung der Ansprüche aus.

Zudem wird deutlich, dass im Zusammenspiel von Arbeitslosenversicherung und Mindestsicherung bzw. Sozialhilfe eine degressive Gestaltung der Existenzsicherung während Arbeitslosigkeit nur begrenzt möglich ist.

Die hier beispielhaft durchgeführte detaillierte Abschätzung der Auswirkungen von Gestaltungsoptionen der Arbeitslosenversicherung bietet die Möglichkeit, politische Entscheidungsfindung auf eine sachorientiertere Basis zu stellen.
 

Mag. Dr. Helmut Mahringer
Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit
Mag. Dr. Thomas Horvath
Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit