07.02.2024

Stimmung im Einzelhandel zuletzt verbessert, reale Umsätze weiterhin verhalten

Konjunkturreport Einzelhandel im Auftrag des Handelsverbandes
"Die Stimmung der heimischen Einzelhandelsunternehmen hat sich in den letzten Monaten verbessert, sowohl bei der Lageeinschätzung wie auch in der Erwartung. Auch hat sich das Konsument:innenvertrauen zuletzt aufgehellt, insbesondere bezogen auf die finanzielle Situation in den kommenden 12 Monaten. Nichtsdestotrotz zeigen die Umsätze bei den Händlern wie auch die Konsumausgaben eine schwache Entwicklung", so WIFO-Ökonom Jürgen Bierbaumer.

Die konjunkturelle Abwärtsentwicklung der heimischen Wirtschaft im Vorjahr wurde zu Jahresende gestoppt. Nach dem BIP-Rückgang im II. und III. Quartal 2023 deuten erste Berechnungen für das IV. Quartal der WIFO-Schnellschätzung auf einen leichten Zuwachs hin (jeweils im Vorquartalsvergleich). Damit befand sich die Wirtschaftsleistung jedoch weiterhin unter dem Niveau des Vorjahres.

Gemäß aktuellen Berechnungen des Wöchentlichen WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) dürfte sich die Entwicklung in der ersten Jännerhälfte weiter stabilisiert haben. Die Wirtschaftsleistung lag um ¾% unter dem Vorjahr, nachdem der Rückgang im November und Dezember noch etwa 1¾% betrug.

Im Einzelhandel fiel der Geschäftsgang in den Monaten November (nominell +1,8%, real –2,2% gegenüber dem Vorjahr) und Dezember 2023 (nominell +1,2%, real –2,8%, vorläufiger Wert) abermals gedämpft aus. Vor allem im Nichtnahrungsmittelbereich war die Umsatzentwicklung erneut schwach.

Insgesamt hat der heimische Einzelhandel im Jahr 2023 einen Nettoumsatz von rund 75,3 Mrd. € erwirtschaftet. Real entspricht das einem Rückgang von 3,6%.

Die vorläufigen Umsatzergebnisse für den Dezember deuten darauf hin, dass die weihnachtsbedingten Mehrumsätze, wie auch in der WIFO-Prognose für den Handelsverband Österreich von Mitte Dezember erwartet, unter dem langjährigen Schnitt liegen.

Nachdem die Inflation im Dezember kurzfristig auf 5,6% stieg (November 5,3%), ist sie gemäß der Schnellschätzung von Statistik Austria im Jänner 2024 wieder zurückgegangen (4,5% gemäß VPI, 4,3% gemäß HVPI). Damit lag sie erneut über dem Durchschnitt des Euro-Raumes (2,8%), wobei sich das Inflationsdifferenzial zuletzt leicht abschwächte.

Die Stimmung der österreichischen Einzelhandelsunternehmen hat sich nach einer schrittweisen Eintrübung bis in den Herbst 2023 hinein zuletzt wieder gebessert. Seit der Oktoberbefragung hat sich der Anteil der befragten Unternehmen, welche die Konjunkturlage optimistischer einschätzen, graduell erhöht. Es überwiegen aber weiterhin die pessimistischen Einschätzungen (Jänner –10,1 Punkte, Dezember –10,3 Punkte).

Die Verbesserung im Stimmungsbild der Einzelhandelsunternehmen in den vergangenen Monaten zeigt sich sowohl bei der aktuellen Lage als auch bei den Erwartungen. Besonders stark ausgeprägt war der Anstieg im Monat Dezember, insbesondere bei der Einschätzung der aktuellen Lage (+5,2 Punkte). Im Jänner meldeten die Unternehmen hierzu eine (leicht) schlechtere Stimmungslage (–2,5 Punkte).

Nach einem Rückgang im heimischen Konsument:innenvertrauen im Herbst 2023, hat sich seither die Stimmung schrittweise verbessert. Insbesondere in den letzten beiden Monaten hat sich der Anteil der pessimistischen Einschätzungen zugunsten optimistischer Beurteilungen reduziert. In Deutschland hat sich entgegen der heimischen Entwicklung das Stimmungsbild seit Sommer 2023 tendenziell verschlechtert. Die heimischen Konsument:innen sehen aktuell optimistischer auf die kommenden 12 Monate, bezogen auf die eigene finanzielle Situation wie auch auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.

Im Jahr 2023 gingen vom privaten Konsum keine Wachstumsimpulse aus. Für 2024 und 2025 wird im Zuge des Anstiegs des real verfügbaren Haushaltseinkommens wieder eine höhere Konsumnachfrage der privaten Haushalte erwartetet (+1,6% bzw. +2,0%).

Die aktuelle schwache Wirtschaftsentwicklung spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt. Der Bestand an unbesetzten Stellen ging sowohl im Einzelhandel als auch in der Gesamtwirtschaft weiter zurück und lag im Jänner im Einzelhandel bereits um 24,6% (Gesamtwirtschaft –18,9%) unter dem Niveau des Vorjahres. Aktuell können 10.659 offene Stellen (Gesamtwirtschaft: 87.155) nicht zeitnah besetzt werden.

 

Studie
07.02.2024
Fertigstellung: Februar 2024
Projektauftraggeber:in: Handelsverband Österreich