14.03.2019

Matthias Firgo hielt Auftaktvortrag zum PVOÖ-Studientag

"Pflegebedarf, Herausforderungen, Lösungswege"
Der Pensionistenverband Oberösterreich (PVOÖ) veranstaltete am 8. März 2019 in Linz einen Studientag zum Thema Pflege. Vor mehr als 200 geladenen Funktionärinnen und Funktionären hielt WIFO-Ökonom Matthias Firgo einen Vortrag zum Thema "Pflegebedarf, Herausforderungen, Lösungswege". Dabei stellte er die wichtigsten Ergebnisse aus zahlreichen WIFO-Studien vor.

Der erste Teil des Vortrags verdeutlichte die Dringlichkeit der Beschäftigung mit dem Thema Pflege anhand anschaulicher Zahlen zur Alterung der Gesellschaft und deren regionaler Dimension. So steigt laut der aktuellen Bevölkerungsprognose der Statistik Austria die Zahl an Personen im Alter von 85 Jahren und älter in Oberösterreich von rund 37.000 im Jahr 2018 auf über 100.000 im Jahr 2050. Die Zahl an Personen im Haupterwerbsalter (20 bis 64 Jahre) geht im gleichen Zeitraum von etwa 900.000 auf 840.000 zurück. Insbesondere in den Speckgürteln rund um Linz und Wels ist der Anstieg markant, hier kommt es zu mehr als einer Verdreifachung der über 85-Jährigen bis zum Jahr 2050.

Im Anschluss zeigte der Vortrag die Auswirkungen auf die Nachfrage und die Ausgabenentwicklung für Pflegedienste in Oberösterreich auf. Laut aktuellen Berechnungen des WIFO steigen die öffentlichen Ausgaben für Pflege- und Betreuungsdienste in Oberösterreich von derzeit etwa 230 Mio. € auf über 400 Mio. € im Jahr 2030 bzw. auf etwas mehr als 1 Mrd. € im Jahr 2050 (zu heutigen Preisen). Das entspricht einem realen Anstieg um bereits mehr als 80% bis 2030 bzw. um 380% bis 2050.

Firgo veranschaulichte zudem die hohe Dominanz der Demographie und der realen Stückkostensteigerungen im Vergleich zum Versorgungsmix: Selbst wenn durch den Grundsatz "mobil vor stationär" 20% der (im Status quo) stationär betreuten Personen alternativ durch mobile Dienste betreut werden würden, lägen die Kostensteigerungen bis 2050 noch immer bei mehr als 300%.

Im dritten Teil des Vortrags wurde anhand eines internationalen Vergleichs verdeutlicht, dass die Gesamtausgaben für Pflege und Betreuung in Österreich – ebenso wie der Versorgungsgrad mit professionellen Pflegediensten – im Vergleich zu den übrigen west- und nordeuropäischen Ländern deutlich unterdurchschnittlich sind und somit – im Kontext der projizierten Ausgabenanstiege – budgetäre Spielräume sichtbar werden.

Dazu wurden Ergebnisse der volkswirtschaftlichen Effekte aus einer Studie des WIFO vorgestellt, die zeigen, dass Pflegedienste nicht nur als Ausgabenposten sondern auch als Wirtschaftsfaktor gesehen werden müssen, die direkt und über indirekte und induzierte Effekte mit entsprechender Wertschöpfung und Beschäftigung in den Regionen verbunden sind. Im letzten Teil des Vortrags wurden auf Basis der WIFO-Studien Handlungsfelder aufgezeigt und Schlussfolgerungen gezogen.