Hochwasser verursachte 1,3 Mrd. € Schaden
Knapp 700 Unternehmen von den Überflutungen stark betroffen
Zur Berechnung der Verluste im Industriesektor, wurden zum einen direkte Schäden herangezogen. Darunter fallen etwa die Vernichtung von Lagerbeständen oder Unterbrechungen der Unternehmenstätigkeit (etwa infolge von Aufräumarbeiten, oder zerstörter Maschinen). Um den indirekten Einfluss der Überflutungen auf die regionale Wirtschaft zu berechnen, wurde ein auf Naturkatastrophen abgestimmtes Input-Output-Model gewählt.
Offizielle Meldungen sprechen von etwa 900 betroffenen Unternehmen. Dem ASCII-Modell zur Folge waren 841 Unternehmen von den Auswirkungen der Überflutungen betroffen, 676 davon stark. Während einzelne davon sicherlich verheerende Verluste hinnehmen mussten, hält sich der Schaden in Bezug auf die jährliche Gesamtwertschöpfung des Bundeslands Niederösterreich mit 0,03% bis 0,09% in Grenzen. In Zahlen sind das etwa 300 bis 900 Mio. €. Das Referenzjahr ist 2020.
Naturkatastrophen treffen den Agrarsektor immer besonders stark
Schätzungen der Österreichischen Hagelversicherung, der Spezialversicherung für Landwirt:innen, gehen von einem Verlust in der Höhe 10 Mio. € aus. Dabei handelt es sich aber um keine exakte Abbildung der Verluste, da ein Selbstbehalt bei Ernteausfällen zu tragen ist und auch nicht alle Landwirte versichert sind. Um das Gesamtschadensausmaß zu ermitteln, wurden Geodaten verwendet, um jene Ernten zu identifizieren, die sich auf den betroffenen Feldern befanden. Das betrifft vor allem Getreide, Mais und Zuckerrüben. Demzufolge wurde eine maximale Schadenssumme von 14,7 Mio. € berechnet.
Rekordschaden bei Privathaushalten
Für Privathaushalte wurden die Daten des Versicherungsverbandes Österreich (VVÖ) herangezogen. Dieser hat einen Rekordverlust von 700 Mio. € seitens der Haushalte ausgewiesen.
Derzeitiges Kompensationsmodell reformbedürftig
"Mit dieser Modellierung können wir rasch wirtschaftliche Schäden genauer lokalisieren und aufzeigen, wo Maßnahmen sinnvoll eingesetzt werden können", fasst ASCII-Direktor und CSH-Wissenschafter Peter Klimek den Beitrag seines Institutes bei der Bewältigung von Naturkatastrophen zusammen.
"Starkregen und nachfolgende Überflutungen, wie sie sich zwischen September 2024 in Zentraleuropa ereignet haben, sind Extremwetterereignisse. Diese werden aufgrund des Klimawandels häufiger, vor allem aber intensiver auftreten. Deswegen ist die Entwicklung von Methoden zur schnellen Abschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen bedeutsam. Auch, um darauf abgestimmte Maßnahmen einleiten zu können und etwaige Verluste abzufangen", so ASCII-Vizedirektor und WIFO-Ökonom Klaus Friesenbichler.
Abschließend zeigt der Vergleich mit früheren Flutkatastrophen, dass Österreich insgesamt gut auf mögliche Überflutungen vorbereitet war, weswegen sich ein gewichtiger wirtschaftlicher Schaden verhindern ließ. Auch da hierzulande etwa 60 Mio. € pro Jahr in Hochwasserschutz investiert werden. Überarbeitungen könnten aber am Kompensationsmodell getätigt werden, das Schäden betroffene Haushalte und Unternehmen vom Katastrophenfonds abhängig macht und wenig Anreize setzt, nicht in Hochrisikozonen zu bauen.