Mit der Entwaldungsverordnung hat die EU einen wichtigen Schritt unternommen, um die globale Entwaldung zu verringern sowie
die Nachhaltigkeit und Sorgfalt entlang von globalen Lieferketten zu stärken. Die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte
(EUDR) fordert ab Ende 2024 die Einhaltung umfangreicher Sorgfaltspflichten für Rohstoffe wie Holz, Kautschuk, Soja, Kaffee,
Ölpalme, Kakao und Rindfleisch und daraus hergestellten Produkten wie Schokolade, Palmöl, Gummireifen, Leder oder Papier,
um potenzielle Risiken für Entwaldung, Waldschädigung und Menschenrechtsverletzungen zu ermitteln, vorzubeugen und zu bekämpfen.
Modellsimulationen der wirtschaftlichen Effekte der EUDR im Rahmen der Studie "Trade and Welfare Effects of New Trade Policy
Instruments" zeigen, dass die EUDR trotz moderater Wohlfahrtsverluste einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann. Eine
Reduktion des EU-Handels mit agrar- und forstwirtschaftlichen Produkten mit hohem Entwaldungsrisiko hat das Potenzial, die
Entwaldung in Brasilien und Indonesien um etwa 8% bis 9% zu verringern. Die tatsächliche Wirkung der EUDR wird von ihrer effektiven
Umsetzung in Kooperation mit wichtigen Handelspartnern, insbesondere weniger entwickelten Ländern, abhängen.
Mit der Initiative zur Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit (Corporate Sustainable
Due Diligence Directive – CSDDD) hat die EU einen wichtigen Schritt unternommen, um verantwortungsbewusstes Handeln von Unternehmen
über die Grenzen der EU hinaus zu fördern. Die in der CSDDD vorgesehenen Sorgfaltspflichten werden Kosten und Nutzen für Unternehmen
in der EU, für Unternehmen außerhalb der EU mit erheblichen Umsätzen im EU-Binnenmarkt sowie für deren Zulieferer mit sich
bringen. Dieser Research Brief fokussiert auf die möglichen gesamtwirtschaftlichen Effekte der Richtlinie. Modellsimulationen
der CSDDD im Rahmen der Studie "Trade and Welfare Effects of New Trade Policy Instruments" zeigen zum einen, dass Wohlfahrtsverluste
durch den Rückzug von EU-Unternehmen aus Ländern mit hohem Risiko von Menschenrechtsverletzungen möglich sind. Zum anderen
bietet die CSDDD die Chance, Umwelt- und Menschenrechtsstandards weltweit zu stärken und das reale Einkommen global zu steigern.
Die Ergebnisse unterstreichen somit die Bedeutung einer kooperativen Herangehensweise zur Förderung nachhaltiger Unternehmensführung
entlang globaler Wertschöpfungsketten.
Commissioned by: Federal Ministry of Labour and Economy
Study by: Austrian Institute of Economic Research
Online since: 20.02.2024 0:00
Geoeconomic concepts are gaining importance in EU trade policy. In this context new trade policy instruments are designed
to protect the internal market against unfair trade practices, coercive actions as well as to ensure sustainable supply chains
and the protection of human rights. The study extensively overviews seven policy instruments: Anti-Coercion Instrument (ACI),
Enforcement Regulation (ER), International Procurement Instrument (IPI), Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM), Corporate
Sustainability Due Diligence (CSDD), Level Playing Field Provisions in the EU-UK Trade and Cooperation Agreement (LPF), and
EU Regulation on Deforestation-Free Products (EUDR). Using gravity models and a quantitative general equilibrium trade model,
the impact of the selected trade policy instruments on trade and welfare of the EU as well as Austria is estimated based on
different scenarios.
The EU Directive on Corporate Sustainable Due Diligence has sparked fierce debate about the regulations of supply chains.
The Directive's objectives are aligned with European values. Assuming that enforcements of social and environmental rules
are absent in certain third countries, it privatises compliance costs in complex supply networks. This paper suggests options
to make the Directive more effective and efficient. It should exclude countries with a sufficient regulatory system and focus
not on the entire network but on supplier-buyer relationships only. Public agencies should set harmonised regulatory standards,
interpret the regulations and organise a private certification scheme in which liabilities are assumed by certification companies.
The proposed system resembles the market for financial auditors.
Ausgehend von der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Generalversammlung der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1948
sind Menschenrechte zu einem festen Bestandteil des Handelns von Staaten und Unternehmen geworden. Diese Studie gibt einen
Überblick über die Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Einhaltung von Menschenrechten entlang von Lieferketten
und stellt die internationalen Handelsverflechtungen von österreichischen Unternehmen in vulnerablen Sektoren mit fragilen
Ländern dar. Aufbauend auf dem Stand der Umsetzung von Unternehmenspraktiken zur Wahrung von Menschenrechten in österreichischen
Lieferketten werden Maßnahmen zur Stärkung der Umsetzung der Einhaltung von Sorgfaltspflichten, insbesondere Menschenrechten,
entlang von Lieferketten kurz diskutiert.
Based on the United Nations General Assembly's Universal Declaration of Human Rights from 1948, human rights have become an
integral part of the behaviour of states and companies. This study provides an overview of the development of the legal framework
for the observance of human rights along supply chains and presents the international trade links of Austrian companies in
vulnerable sectors with fragile countries. Building on the status of the implementation of corporate practices to safeguard
human rights in Austrian supply chains, measures to strengthen the implementation of due diligence obligations, in particular
human rights, along supply chains are briefly discussed.
Durch Chinas "Neue Seidenstraße" entstand ein globaler Wettbewerb um die Teilhabe an Wachstumsmärkten, den Zugang zu kritischen
Rohstoffen und um politischen Einfluss in Entwicklungsländern. Der Auftritt Chinas auf der geopolitischen Bühne vergrößerte
für die Empfängerländer die Auswahl an möglichen Geldgebern. Dies befeuerte die Diskussion über den Anpassungsbedarf der europäischen
Entwicklungszusammenarbeit, die bereits heute dem Druck unterliegt, ihre Ziele verstärkt mit außen- und sicherheitspolitischen
Interessen zu verknüpfen. In einem ersten Schritt reagierten die Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit der EU und der
USA mit einer Bündelung von Programmen. Auch werden "westliche Werte" sowie Umwelt- und Sozialstandards nunmehr stärker betont.
Weitere Anpassungen der europäischen Institutionenarchitektur müssen folgen. Österreich sollte die Mittel für Entwicklungspolitik
auf das völkerrechtlich zugesagte Niveau anheben. Als kleine offene Volkswirtschaft muss Österreich zur effektiven Mittelverwendung
im europäischen Verbund vorgehen und eine enge Abstimmung nationaler Akteure gewährleisten.
In 2022, unit labour costs in Austrian manufacturing increased by 2.2 percent year-on-year. This implies a significant improvement
in relative unit labour costs, both compared with the weighted average of all trading partners (–3.3 percentage points) and
with EU trading partners (–1.7 percentage points). Relative unit labour costs also improved compared with Germany, the most
important trading partner (–1.4 percentage points). This development vis-à-vis our trading partners is being driven by a weaker
increase in labour costs coupled with a stronger rise in productivity. The favourable exchange rate development had a supporting
effect. When interpreting the data, long-term comparisons still need to take into account country-specific differences in
the COVID-19 aid measures. The data for 2022 may also have been distorted by the different international approaches to cushioning
high inflation.
Im Jahr 2022 stiegen die Lohnstückkosten in der österreichischen Herstellung von Waren um 2,2% gegenüber dem Vorjahr. Dies
impliziert eine deutliche Verbesserung der relativen Lohnstückkosten, sowohl gegenüber dem gewichteten Durchschnitt aller
Handelspartner (–3,3 Prozentpunkte) als auch gegenüber den EU-Handelspartnern (–1,7 Prozentpunkte). Auch verglichen mit dem
wichtigsten Handelspartner Deutschland verbesserten sich die relativen Lohnstückkosten (–1,4 Prozentpunkte). Getragen wird
diese Entwicklung gegenüber den Handelspartnern durch einen schwächeren Anstieg der Arbeitskosten bei stärker steigender Produktivität.
Unterstützend wirkte die günstige Wechselkursentwicklung. Bei der Interpretation der Ergebnisse sind bei langfristigen Vergleichen
nach wie vor die länderspezifischen Unterschiede in den COVID-19-Hilfsmaßnahmen zu berücksichtigen. Die Daten für 2022 könnten
zudem durch die international unterschiedlichen Herangehensweisen zur Abfederung der hohen Inflation verzerrt worden sein.
This paper analyses the direct and indirect trade volume and trade cost effects of uncertainty on international trade and
economic welfare using a structural gravity framework for a panel of 97 developed and developing countries from 2000 to 2018.
Our results suggest that an increase in unilateral uncertainty affects average trade costs in a heterogeneous manner, depending
on whether the uncertainty originates from the importing or exporting country. Moreover, using a cross-sectional gravity approach,
we show that an uncertainty shock directly reduces cross-border trade flows. The paper illustrates the suitability of the
proposed modelling approach by means of two counterfactual scenario analyses in which we calculate the general equilibrium
trade and welfare effects of uncertainty induced by the unexpected outcome of the Brexit referendum in 2016 and the outbreak
of the COVID-19 pandemic in 2020.