Analysen zur sozialen Lage in Österreich. Bestandsaufnahme und Ausblick in der COVID-19-Pandemie

Die sozialen Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise trifft die Bevölkerung recht unterschiedlich. Die vorliegende Arbeit liefert eine erste Einschätzung der Auswirkungen der COVID-19-Krise sowohl auf die Einkommenssituation der privaten Haushalte als auch auf die Krisenbetroffenheit unterschiedlicher Gruppen. Die eingangs analysierten fiskalischen Effekte zeigen einen dramatischen Einbruch der Staatseinnahmen und einen gesamtstaatlichen Finanzierungssaldo von –10½% des BIP. Das verfügbare Haushaltsäquivalenzeinkommen entwickelte sich nach Personengruppen sehr heterogen, wobei Arbeitslosenhaushalte im 1. Halbjahr 2020 deutliche Einkommenseinbußen verzeichneten. Das dritte Kapitel widmet sich besonders betroffenen Gruppen (Lehrlinge, Personen in Kurzarbeit, Arbeitslose, Selbständige). Der Erwerbseinstieg über die Lehrlingsausbildung ist 2020 für deutlich weniger Jugendliche möglich, der krisenbedingte Rückgang der Lehrlingszahlen (im 1. Lehrjahr) beträgt 4,3%. Der insgesamt beispiellose Anstieg der Arbeitslosigkeit konnte durch den Einsatz der COVID-19-Kurzarbeit gebremst werden. Der Anteil der zur Kurzarbeit Angemeldeten erreichte Mitte Mai 2020, mit 35,2% gemessen an den Aktivbeschäftigten im Mai des Vorjahres 36,7%, seinen Höchstwert. Nur 41% (97.000) der Personen, die während des Lockdown arbeitslos wurden, gingen bis Ende Juni 2020 in eine Beschäftigung ab. Überdurchschnittlich sind auch Selbständige und hier vor allem Ein-Personen-Unternehmen von der Krise betroffen.