27.08.2024

Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex

WWWI: 27. bis 33. Kalenderwoche 2024
Die wirtschaftliche Aktivität auf Basis des wöchentlichen Indikators für das reale BIP (WWWI) ist im Juli (Kalenderwochen 27 bis 30, 1. bis 28. Juli) um ¼% geringer ausgefallen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und dürfte nach vorläufiger Schätzung in der ersten Augusthälfte (Kalenderwochen 31 bis 33, 29. Juli bis 18. August) auf dem Vorjahresniveau stagniert haben.

WWWI für das BIP und seine Teilkomponenten

Auf Basis des wöchentlichen Indikators für das reale BIP (WWWI) lag die heimische Wirtschaftsleistung im Juli (Kalenderwochen 27 bis 30) um ¼% unter dem Vorjahresniveau (Juni –1¼%, revidiert). In der 1. Augusthälfte dürfte die wirtschaftliche Aktivität gegenüber dem Vorjahr unverändert geblieben sein1).

Die vorläufigen realisierten realen Einzelhandelsumsätze sind laut Statistik Austria mit –4,4% gegenüber dem Vorjahr im Juni überraschend schwach ausgefallen (WWWI-Schätzung vom 19. Juli 2024 für Juni –¾%). Die vorläufigen Werte unterliegen (teilweise starken) Revisionen und werden daher in die aktuellen Berechnungen etwas abgeschwächt übernommen. Dennoch beeinflusst diese (vorläufig) realisierte schwächere Ausgangslage die Schätzungen für die Einzelhandelsumsätze, den privaten Konsum und die Wertschöpfung im Handel für Juli und August.

Das inflationsbereinigte Volumen der bargeldlosen Transaktionen als Indikator für die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigt im Juli gegenüber dem Vorjahr einen etwa gleich starken Rückgang der Nachfrage nach Gütern (Einzelhandelsumsätze) und nach Dienstleistungen. Der private Konsum dürfte im Juli gegenüber dem Vorjahr um ¾% zurückgegangen sein und in der 1. Augusthälfte um ½% angestiegen sein (Juni –3½%).

Die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen wird von der Wirtschaftsleistung (Industrieproduktion) und der Stimmung im produzierenden Bereich (gemäß WIFO-Konjunkturtest) bestimmt. Im Juli wird ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von ½% geschätzt (Juni –3¼%).

Aus dem Rückgang der Industrieproduktion und der großen Nachfragekomponenten und den daraus resultierenden Folgen für den Außenhandel ergibt sich im Juli ein negativer Wachstumsbeitrag der Nettoexporte i. w. S. zum BIP von 1¼ Prozentpunkten (Juni –1 Prozentpunkt).

Die Lkw-Fahrleistung auf Österreichs Autobahnen ging im Juli im Vorjahresvergleich zurück. Das Schienengüterverkehrsaufkommen und die Zahl der abgefertigten Passagierflüge auf dem Flughafen Wien nahmen im Juli zu, die Frachtflüge steigen seit Jahresbeginn sehr kräftig. Die Stimmung der Unternehmen im Verkehrsbereich hat sich gemäß WIFO-Konjunkturtest im Juni, Juli und August jedoch wieder verschlechtert. Gemeinsam mit der Entwicklung der Indikatoren im Güterverkehr ergibt sich im Bereich Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H) ein Wertschöpfungsrückgang gegenüber dem Vorjahr im Juli von 2% und Anfang August von 3¾% (Juni +¼%).

Die WWWI-Schätzungen basieren auf unbereinigten wöchentlichen Daten, die im Vorjahresvergleich modelliert werden. Insbesondere im güterproduzierenden Bereich und den damit enger verbundenen marktwirtschaftlichen Dienstleistungsbereichen beeinflussen im Juli zwei zusätzliche Arbeitstage und im August ein Arbeitstag weniger als im Vorjahr die Berechnungen.

Die Beschäftigung im güterproduzierenden Bereich (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) sank im Juli rezessionsbedingt zum 7. Mal in Folge und die Zahl arbeitssuchender Personen steigt seit November 2023 mit zweistelligen Raten gegenüber dem Vorjahr. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt für Juli noch keine Verbesserung und für August eine Verschlechterung der Stimmung, sowohl in den aktuellen Lagebeurteilungen als auch in den Erwartungen für die kommenden Monate.

Das WIFO erwartet im güterproduzierenden Bereich im Juli eine um ½% niedrigere Wirtschaftsleistung. In den ersten Augustwochen dürfte die wirtschaftliche Aktivität auf dem Vorjahresniveau geblieben sein (Juni –3¼%).

Die Stimmungsindikatoren für die Bauwirtschaft haben sich stabilisiert, bleiben aber weiterhin im negativen Bereich. Der 1½ Jahre anhaltende Anstieg der Zahl arbeitslos gemeldeter Personen im Bauwesen ist seit März wieder zweistellig, die Beschäftigung sinkt seit fast einem Jahr. Die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft (ÖNACE 2008, Abschnitt F) dürfte im Juli um 2% und Anfang August um 1½% gegenüber dem Vorjahr gesunken sein (Juni –3%).

Basierend auf bargeldlosen Transaktionen im Bereich Restaurants und Hotels, den Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest und Online-Suchanfragen von Gästen aus dem Ausland dürfte die Wertschöpfung im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie, ÖNACE 2008, Abschnitt I) im Juli stagnieren und in der 1. Augusthälfte um 2½% höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum geschätzt werden (Juni –2%).

Aufgrund der schwachen Ausganglage im Juni (Einzelhandelsumsätze, real laut Statistik Austria –4,4%) wurde die Schätzung für die Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr für den Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) für Juni und Juli deutlich nach unten revidiert: Juni –6% (Revision –4¼ Prozentpunkte) und Juli –3¼% (–2¼ Prozentpunkte). Für Anfang August wird die Wertschöpfung um 2% unter dem Vorjahresniveau geschätzt.

Die ungünstige Entwicklung in der Sachgütererzeugung dämpft die Dynamik in den übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N), wie auch die aktuelle Beschäftigungssituation sowie die Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest zeigen. Im Vorjahresvergleich stieg die Wertschöpfung um ¼% im Juli und stagniert in den ersten Augustwochen (Juni 0%).

Für die sonstigen persönlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte R bis T) wird auf der Grundlage der preisbereinigten bargeldlosen Zahlungen im Bereich des Veranstaltungswesens für Juli mit einem Anstieg der Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um 3% und für Anfang August um 2% gerechnet (Juni +4½%).


1) Die Schätzungen auf Basis der unbereinigten Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, insbesondere im güterproduzierenden Bereich und den damit enger verbundenen marktwirtschaftlichen Dienstleistungsbereichen, werden im Juli 2024 durch zwei zusätzliche Arbeitstage und im August durch einen Tag weniger als im Vorjahr beeinflusst.
Die Berücksichtigung neu veröffentlichter Monatsdaten, die bei der Schätzung des WWWI erfüllt werden müssen, führte zu einer Revision des WWWI für das BIP: 1. Julihälfte und Juni jeweils –0,2 Prozentpunkte, Mai –0,1 Prozentpunkt. Zu nennenswerten entstehungsseitigen Abwärtsrevisionen kam es in der 1. Julihälfte insbesondere in den Bereichen Güterproduktion (Abschnitte A bis E), Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) und Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H), größere Aufwärtsrevisionen gab es im Bereich der Beherbergung und Gastronomie (ÖNACE 2008, Abschnitt I).

Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) schätzt die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher und monatlicher Basis. Er verwendet wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitreihen, um wöchentliche und monatliche Indikatoren für das reale BIP und 18 BIP-Teilaggregate (Verwendungsseite 8, Produktionsseite 10) der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu schätzen.

Mit der Veröffentlichung für den Juni 2022 wurden die ökonometrischen Modelle für die historischen Zerlegungen und für das "Nowcasting" auf saisonal unbereinigte Zeitreihen umgestellt. Zudem werden nun für die Schätzung der Modelle die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr verwendet.

Die WWWI-Berechnungen werden (derzeit) monatlich aktualisiert und auf der Website des WIFO veröffentlicht.