08.08.2024

Überinflation in Österreich eingedämmt

WIFO-Konjunkturbericht vom August 2024
In Österreich stagnierte das reale BIP im II. Quartal 2024. Rückgängen in der Industrie und im Bauwesen stand eine leichte Expansion im Dienstleistungssektor gegenüber. Die Inflationsrate hat sich im Vergleich zum Durchschnitt des Euro-Raumes normalisiert. Die Stimmung in den heimischen Unternehmen ist jedoch äußerst pessimistisch, insbesondere in der Sachgütererzeugung. Sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Beschäftigung nahmen im Vorjahresvergleich zu, letztere vor allem im öffentlichen Sektor und unter Frauen ab 60 Jahren.

"Die Überinflation in Österreich ist eingedämmt. Kumuliert war der Verbraucherpreisanstieg der letzten Jahre jedoch wesentlich kräftiger als im Euro-Raum", so der Autor des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes Stefan Schiman-Vukan.

Trotz zahlreicher Leitzinserhöhungen in den letzten beiden Jahren blieb die Wirtschaft der USA im II. Quartal 2024 auf Wachstumskurs, nicht zuletzt wegen der expansiven Fiskalpolitik und günstiger Altkredite. In China verlor die Konjunktur an Schwung, was die Zentralbank zu Zinssenkungen veranlasste. Japans Zentralbank erhöhte unterdessen überraschend den Leitzinssatz und löste damit Verwerfungen auf den Aktienmärkten aus, die auf Börsen in anderen Ländern übergriffen. In der EU wuchs das BIP im II. Quartal moderat, wobei sich die Konjunktur in Spanien erneut als besonders lebhaft erwies, während Deutschlands Wirtschaftsleistung leicht abnahm.

In Österreich stagnierte das reale BIP im II. Quartal sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch gegenüber dem Vorjahr. Während die Wertschöpfung in der Industrie und im Bauwesen weiter schrumpfte, expandierten die Dienstleistungsbranchen leicht, insbesondere die öffentlichen. Investitionen in geistiges Eigentum dürften als einzige Nachfragekomponente im Vorjahresvergleich zugelegt haben, während vor allem die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen zurückgingen.

Die Inflationsrate hat sich im Vergleich zum Durchschnitt des Euro-Raumes normalisiert, der Abstand verkleinerte sich von 2,8 Prozentpunkten im Dezember 2023 auf 0,3 Prozentpunkte im Juli 2024. Kumuliert war der Verbraucherpreisanstieg der letzten Jahre jedoch wesentlich kräftiger als im Euro-Raum. Die Überinflation war durch eine lebhafte Nachfrage nach Freizeit- und Tourismusdienstleistungen, fiskalpolitische Maßnahmen und kräftige Lohnerhöhungen verursacht worden. Die Lohnquote ist seit Anfang 2023 stark gestiegen, während die Kapitaleinkommen kontinuierlich geschrumpft sind.

Die Stimmung der heimischen Unternehmen ist nach wie vor äußerst pessimistisch, insbesondere in der Sachgütererzeugung. Die Kapazitätsauslastung in der Industrie ist seit einem Jahr unverändert niedrig. Immer mehr Unternehmen beobachten eine Verschlechterung ihrer Wettbewerbsposition, vor allem auf den Auslandsmärkten.

Die Arbeitslosigkeit stieg zuletzt weiter an, die saisonbereinigte Arbeitslosenquote war im Juli mit 7,1% um 0,9 Prozentpunkte höher als am letzten Konjunkturwendepunkt. Die Beschäftigung nahm im II. Quartal gegenüber dem Vorjahr weiter zu, wobei fast alle neuen Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor entstanden. Unter Frauen ab 60 Jahren hat sich das Beschäftigungswachstum seit der Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters im Jänner 2024 beschleunigt. Weitere angebotsseitige Impulse resultieren aus dem Zustrom von Arbeitskräften aus dem Ausland und der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt.