18.06.2024

Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex

WWWI: 18. bis 22. Kalenderwoche 2024
Die wirtschaftliche Aktivität auf Basis des wöchentlichen Indikators für das BIP (WWWI) ging im Mai (Kalenderwochen 18 bis 22) um ½% gegenüber dem Vorjahr zurück.

WWWI für das BIP und seine Teilkomponenten

Auf Basis des wöchentlichen Indikators für das reale BIP (WWWI) lag die heimische Wirtschaftsleistung im Mai (Kalenderwochen 18 bis 22, 29. April bis 2. Juni) um ½% unter dem Vorjahresniveau (April +¼%, revidiert)1). Die aktuellen Berechnungen sind für die Monate Februar bis April durch Arbeitstageffekte beeinflusst, die nicht durch die Verwendung von Vorjahresveränderungen in den Modellschätzungen bereinigt werden können2). Im Februar wirkt ein zusätzlicher Arbeitstag auf die wirtschaftliche Aktivität (Schalttag 29. Februar). Die Karwoche und Ostern lagen 2024 in der letzten Märzwoche (Kalenderwoche 13) – 2023 fiel Ostern in die 1. Aprilwoche (Kalenderwoche 14) –, was im März entstehungsseitig dem Tourismus und dem Handel und nachfrageseitig dem Einzelhandel und dem privaten Konsum positive Impulse gab. Für die Kalenderwoche 14 2024 ergibt sich wiederum daraus eine schwächere Wirtschaftsleistung im Vergleich zur Vorjahreswoche. 2024 entfielen auf den März 2,5 Arbeitstage weniger als im Vorjahr und auf den April 2,5 Arbeitstage mehr. Dies schlug sich im März vor allem in kräftigen Rückgängen der Produktionsindizes für Industrie und Bauwirtschaft nieder, für den April ergibt sich daraus eine Verbesserung im produzierenden Bereich.

Das inflationsbereinigte Volumen der bargeldlosen Transaktionen als Indikator für die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigt im Mai eine Stagnation der Nachfrage nach Gütern (Einzelhandelsumsätze) und Dienstleistungen. Der private Konsum dürfte daher gegenüber dem Vorjahr unverändert geblieben sein (April –¼%).

Die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen wird von der Wirtschaftsleistung (Industrieproduktion) und der Stimmung im produzierenden Bereich (gemäß WIFO-Konjunkturtest) bestimmt. Im Mai wird der Rückgang gegenüber dem Vorjahr auf 3¼% geschätzt (April –1%).

Sowohl die Lkw-Fahrleistung auf Österreichs Autobahnen als auch das Schienengüterverkehrsaufkommen sind im Mai gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zurückgegangen. Die Zahl der abgefertigten Flüge auf dem Flughafen Wien nahmen hingegen weiter zu, die Frachtflüge steigen seit Jahresbeginn deutlich. Die Exporte insgesamt schrumpften stärker als die Importe, wodurch die Nettoexporte neuerlich zurückgingen. Der geschätzte Wachstumsbeitrag der Nettoexporte i. w. S. zum BIP war damit im Mai mit –½ Prozentpunkt negativ (April –1½ Prozentpunkte).

Die Stimmung der Unternehmen im Verkehrsbereich hat sich gemäß WIFO-Konjunkturtest im Mai wieder verschlechtert. Gemeinsam mit der Entwicklung der Indikatoren im Güterverkehr spiegelt sich dies auch in der Wertschöpfung des Bereichs Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H). Sie blieb im Mai um 3% unter dem Vorjahresniveau (April –2¼%).

Der Industrieproduktionsindex brach im März um 11,1% ein (unbereinigt), nicht zuletzt wegen 2,5 Arbeitstagen weniger als im Vorjahr. Im April gab es 2,5 Arbeitstage mehr als im Vorjahr, wodurch die Industrieproduktion gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,3% zunahm. Die Beschäftigung im güterproduzierenden Bereich (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) sank im Mai rezessionsbedingt weiter und die Zahl arbeitssuchender Personen steigt seit November 2023 mit zweistelligen Raten gegenüber dem Vorjahr. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt noch keine markante Verbesserung der Stimmung, weder in den aktuellen Lagebeurteilungen noch in den Erwartungen für die kommenden Monate. Das WIFO erwartet im güterproduzierenden Bereich im Mai eine um 3% geringere Wertschöpfung als im Vorjahr (April ±0%).

Die Stimmung in der Bauwirtschaft hat sich etwas stabilisiert, bleibt aber weiterhin im negativen Bereich. Gegenüber April hat sich die Lageeinschätzung gemäß WIFO-Konjunkturtest kaum verändert, die Erwartungen gingen aber wieder etwas zurück. Der bald 1½ Jahre anhaltende Anstieg der Zahl arbeitslos gemeldeter Personen im Bauwesen ist seit März mit über 20% wieder zweistellig, die Beschäftigung sinkt seit über einem Dreivierteljahr. Die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft (ÖNACE 2008, Abschnitt F) dürfte im Mai um 3¼% gegenüber dem Vorjahr gesunken sein (April +2%).

Im Tourismus sind im März und April ebenfalls Ostereffekte zu beobachten. Basierend auf bargeldlosen Transaktionen im Bereich Restaurants und Hotels, den Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest und Online-Suchanfragen von Gästen aus dem Ausland wird die Wertschöpfung im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie, ÖNACE 2008, Abschnitt I) im Mai um ½% höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum geschätzt (April –6%, März +2%). Der Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) entwickelt sich weiterhin sehr schwach: Die Wertschöpfung blieb im Mai um 2% unter dem Vorjahresniveau (April –3%).

Die anhaltend ungünstige Entwicklung in der Sachgütererzeugung dämpft die Dynamik in den übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N), wie auch die aktuelle Beschäftigungssituation sowie die Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest zeigen. Im Vorjahresvergleich nahm die Wertschöpfung im Mai um ¼% zu (April +1%). Für die sonstigen persönlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte R bis T) wird auf Grundlage der preisbereinigten bargeldlosen Zahlungen im Bereich des Veranstaltungswesens für April und Mai mit einem Anstieg der Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um jeweils 1% gerechnet.


1)  Die Berücksichtigung neu veröffentlichter Monats- und Quartalsdaten, die bei der Schätzung des WWWI erfüllt werden müssen, führte zu einer Revision des WWWI für das BIP: März –¼ Prozentpunkt, April +¾ Prozentpunkte. Zu nennenswerten entstehungsseitigen Aufwärtsrevisionen kam es im April insbesondere in den Bereichen übrige Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N), Güterproduktion (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) und Bauwesen (ÖNACE 2008, Abschnitt F), größere Abwärtsrevisionen gab es in der öffentlichen Verwaltung i. w. S. (ÖNACE 2008, Abschnitte O bis Q), dem Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H), der Beherbergung und Gastronomie (ÖNACE 2008, Abschnitt I) und dem Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G).

2)  Verfahren zur Bereinigung des Schaltjahreseffektes im Februar und des Kalendereffektes von Ostern im März und April 2024 sind aufgrund des kurzen Stichprobenzeitraumes – wöchentliche Daten stehen für den Zeitraum Jänner 2019 bis 1. Juniwoche 2024 zur Verfügung – nicht anwendbar.

 

Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) schätzt die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher und monatlicher Basis. Er verwendet wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitreihen, um wöchentliche und monatliche Indikatoren für das reale BIP und 18 BIP-Teilaggregate (Verwendungsseite 8, Produktionsseite 10) der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu schätzen.

Mit der Veröffentlichung für den Juni 2022 wurden die ökonometrischen Modelle für die historischen Zerlegungen und für das "Nowcasting" auf saisonal unbereinigte Zeitreihen umgestellt. Zudem werden nun für die Schätzung der Modelle die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr verwendet.

Die WWWI-Berechnungen werden (derzeit) monatlich aktualisiert und auf der Website des WIFO veröffentlicht.