03.06.2024

Wie hoch ist der ökonomische Nutzen der EU für Österreich?

Kurzanalyse von Gabriel Felbermayr und Inga Heiland zu einem möglichen "Öxit"
Wie würde sich der Wohlstand in Österreich verändern, wenn es die Europäische Union plötzlich nicht mehr gäbe? Die Simulationsergebnisse zeigen: Nach vollständiger Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen wäre der Realwert des Bruttoinlandsprodukts (in Preisen von 2022) zwischen 24 und 47 Mrd. € niedriger.

Bei einem überraschendem Öxit käme es kurzfristig wohl zu einem doppelt so hohen Schaden. Pro Kopf gerechnet lägen die wirtschaftlichen Einbußen zwischen 2.735 € und 5.190 € (90% Konfidenzintervall, Mittelwert 3.860 €), damit liegt Österreich im EU-Ranking auf Platz 6 von 27, wobei die ersten drei Plätze auf sehr kleine EU-Mitgliedsstaaten entfallen. Von diesen Bruttoeffekten wäre der österreichische Nettobeitrag abzuziehen, der im Jahr 2022 zwischen 113 € und 184 € pro Kopf lag.

Die Analyse kann mit Hilfe der tatsächlichen Effekte des Ausscheidens des Vereinigten Königreichs aus der EU validiert werden. Sie identifiziert allerdings nur Untergrenzen für die wahren Kosten, weil die Vorteile der EU-Integration auf die Innovationstätigkeit, die Außen- und Sicherheitspolitik oder die individuelle Freiheit der Bürger:innen nicht quantifiziert werden können.

Obwohl die EU-Mitgliedschaft ein ausgezeichnetes Geschäft für Österreich darstellt, verbleiben im Binnenmarkt große interne Barrieren. Deren Beseitigung, etwa durch Schaffung eines Binnenmarktes für Energie, einer Kapitalmarktunion oder einer europäischen Infrastrukturinitiative, könnte die ökonomischen Vorteile der EU für Österreich noch einmal deutlich erhöhen und dringend benötigtes Wirtschaftswachstum ankurbeln.

Studie
03.06.2024
Kurzanalyse zu einem möglichen "Öxit"
Fertigstellung: Juni 2024