21.05.2024

Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex

WWWI: 14. bis 19. Kalenderwoche 2024
Die wirtschaftliche Aktivität auf Basis des wöchentlichen Indikators für das BIP (WWWI) ging im April (Kalenderwochen 14 bis 17) um ½% gegenüber dem Vorjahr zurück.

WWWI für das BIP und seine Teilkomponenten

Auf Basis des wöchentlichen Indikators für das reale BIP (WWWI) lag die heimische Wirtschaftsleistung im April (Kalenderwochen 14 bis 17, 1. bis 28. April) um ½% und in der 1. Maihälfte (Kalenderwochen 18 und 19, 29. April bis 12. Mai) um ¼% unter dem Vorjahresniveau (März –1¾%, revidiert)1). Die aktuellen Berechnungen sind für die Monate Februar bis April durch Arbeitstageffekte beeinflusst, die durch die Verwendung von Vorjahresveränderungen in den Modellschätzungen nicht bereinigt werden können2). Im Februar wirkt ein zusätzlicher Arbeitstag auf die wirtschaftliche Aktivität (Schalttag 29. Februar). Die Karwoche und Ostern lagen 2024 in der letzten Märzwoche (Kalenderwoche 13) – 2023 fiel Ostern in die 1. Aprilwoche (Kalenderwoche 14) –, was im März entstehungsseitig dem Tourismus und dem Handel und nachfrageseitig dem Einzelhandel und dem privaten Konsum positive Impulse gab. Für die Kalenderwoche 14 2024 ergibt sich wiederum daraus eine schwächere Wirtschaftsleistung im Vergleich zur Vorjahreswoche. 2024 entfielen auf den März 2,5 Arbeitstage weniger als im Vorjahr und auf den April 2,5 Arbeitstage mehr. Dies schlug sich im März vor allem in kräftigen Rückgängen der Produktionsindizes für Industrie und Bauwirtschaft nieder, für den April ergibt sich daraus eine Verbesserung im produzierenden Bereich.

Das inflationsbereinigte Volumen der bargeldlosen Transaktionen als Indikator für die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigt im April und in der 1. Maihälfte für die Nachfrage nach Gütern (Einzelhandelsumsätze) einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Die Nachfrage nach Dienstleistungen dürfte etwas günstiger ausgefallen sein. Der private Konsum wird im April und in der 1. Maihälfte um 1¼% über dem Vorjahreswert geschätzt.

Die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen wird von der Wirtschaftsleistung (Industrieproduktion) und der Stimmung im produzierenden Bereich (gemäß WIFO-Konjunkturtest) bestimmt. Im April wird der Rückgang gegenüber dem Vorjahr auf 2% geschätzt (März –5½%).

Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres sank im April das Schienengüterverkehrsaufkommen erneut. Die Lkw-Fahrleistung auf Österreichs Autobahnen und die Zahl der abgefertigten Flüge auf dem Flughafen Wien nahmen hingegen zu. Die Exporte insgesamt schrumpften etwas stärker als die Importe, wodurch die Nettoexporte neuerlich zurückgingen. Der geschätzte Wachstumsbeitrag der Nettoexporte i. w. S. zum BIP war damit im April mit –1½ Prozentpunkten negativ (März –2½ Prozentpunkte).

Die Entwicklung im Gütertransportwesen schlägt sich auch in der Wertschöpfung des Bereichs Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H) nieder. Sie blieb im April mit –1% unter dem Vorjahresniveau (März –1¾%).

Der Industrieproduktionsindex brach im März um 11,4% (unbereinigt) ein, nicht zuletzt wegen 2,5 Arbeitstagen weniger als im Vorjahr. Im April verbesserte sich die Einschätzung der Industrieproduktion mit 2,5 Arbeitstagen mehr als im Vorjahr. Die Beschäftigung im güterproduzierenden Bereich (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) nahm im April rezessionsbedingt weiter ab und die Zahl arbeitssuchender Personen steigt seit November 2023 mit zweistelligen Raten gegenüber dem Vorjahr. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt noch keine nachhaltige Verbesserung der Stimmung. Das WIFO erwartet im güterproduzierenden Bereich im April eine um 2% und Anfang Mai eine um 1¾% geringere Wertschöpfung als im Vorjahr (März –5½%).

Die Stimmung in der Bauwirtschaft hat sich etwas stabilisiert. Gegenüber März verbesserten sich gemäß WIFO-Konjunkturtest sowohl die Lageeinschätzung als auch die Erwartungen, sie sind aber weiterhin im negativen Bereich. Der bald 1½ Jahre anhaltende Anstieg der Zahl arbeitslos gemeldeter Personen im Bauwesen ist seit März mit über 20% wieder zweistellig, die Beschäftigung sinkt seit einem Dreivierteljahr. Die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft (ÖNACE 2008, Abschnitt F) dürfte im April um 2¼% und in der 1. Maihälfte um 1¾% gegenüber dem Vorjahr gesunken sein (März –4%).

Im Tourismus sind im März und April ebenfalls Ostereffekte zu beobachten. Basierend auf bargeldlosen Transaktionen im Bereich Restaurants und Hotels, den Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest und Online-Suchanfragen von Gästen aus dem Ausland wird die Wertschöpfung im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie, ÖNACE 2008, Abschnitt I) im April um 2% niedriger und Anfang Mai um ¾% höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum geschätzt (März +1¾%). Im Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) blieb die Wertschöpfung im April um 2% und Anfang Mai um 2¼% unter dem Vorjahresniveau (März –2%).

Die anhaltend ungünstige Entwicklung in der Sachgütererzeugung dämpft nach wie vor die Dynamik in den übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N), wie auch die aktuelle Beschäftigungssituation sowie die Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest zeigen. Im Vorjahresvergleich ging die Wertschöpfung im April und in der 1. Maihälfte um jeweils ¾% zurück (März –2%). Für die sonstigen persönlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte R bis T) wird auf Grundlage der preisbereinigten bargeldlosen Zahlungen im Bereich des Veranstaltungswesens für April und die 1. Maihälfte mit einem Anstieg der Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um 1¼% bzw. 1½% gerechnet (März +1½%).


1)  Die Berücksichtigung neu veröffentlichter Monats- und Quartalsdaten, die bei der Schätzung des WWWI erfüllt werden müssen, führte zu einer Revision des WWWI für das BIP: Februar +¾ Prozentpunkte, März –¾ Prozentpunkte. Zu nennenswerten entstehungsseitigen Abwärtsrevisionen kam es im März insbesondere in den Bereichen übrige Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N), Güterproduktion (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) und Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G).

2)  Verfahren zur Bereinigung des Schaltjahreseffektes im Februar und des Kalendereffektes von Ostern im März und April 2024 sind aufgrund des kurzen Stichprobenzeitraumes – wöchentliche Daten stehen für den Zeitraum Jänner 2019 bis Mitte April 2024 zur Verfügung – nicht anwendbar.

 

Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) schätzt die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher und monatlicher Basis. Er verwendet wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitreihen, um wöchentliche und monatliche Indikatoren für das reale BIP und 18 BIP-Teilaggregate (Verwendungsseite 8, Produktionsseite 10) der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu schätzen.

Mit der Veröffentlichung für den Juni 2022 wurden die ökonometrischen Modelle für die historischen Zerlegungen und für das "Nowcasting" auf saisonal unbereinigte Zeitreihen umgestellt. Zudem werden nun für die Schätzung der Modelle die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr verwendet.

Die WWWI-Berechnungen werden (derzeit) monatlich aktualisiert und auf der Website des WIFO veröffentlicht.