31.07.2023

Gedämpfte Entwicklung im Einzelhandel auch im II. Quartal 2023

Konjunkturreport Einzelhandel im Auftrag des Handelsverbandes
"Der verhaltene Geschäftsgang zu Jahresbeginn im Einzelhandel hat sich auch in den letzten Monaten fortgesetzt und teilweise noch weiter abgekühlt. Dies dämpft die Stimmung der Einzelhandelsunternehmen. Auch die Konsumentinnen und Konsumenten sind trotz leichter Entspannung bei der Teuerung weiterhin zurückhaltend", so WIFO-Ökonom Jürgen Bierbaumer.

Nachdem die heimische Konjunktur bereits seit der zweiten Jahreshälfte 2022 deutlich an Fahrt verloren hat, zeigen aktuelle Berechnungen eine weitere Abschwächung. Die wirtschaftliche Aktivität auf Basis des Wöchentlichen WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) stagnierte im Juni 2023 im Vergleich zum Vorjahr und ging in der ersten Julihälfte um ¾% zurück.

Im Einzelhandel fiel der Geschäftsgang kalenderbereinigt in den Monaten April (nominell 2,4%, real –5,7%) und Mai 2023 (nominell 3,0%, real –3,9%) merklich gedämpft aus. Vor allem im Nichtnahrungsmittelbereich war die Umsatzentwicklung sehr schwach.

Nachdem die Inflation zu Jahresbeginn noch rund 11% betrug, sank der Preisauftrieb im Mai auf 8,9% und ging im Juni weiter auf 8,0% zurück. Damit liegt der Preisanstieg aber weiterhin auf hohem Niveau und mit rund 2½ Prozentpunkten deutlich über dem Durchschnitt des Euro-Raums.

Die Stimmung im Einzelhandel verschlechterte sich zuletzt. Mit den beiden letzten Befragungen lag der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen wieder deutlicher im pessimistischen Bereich (Juni –10,8 Punkte).

Die heimische Stimmung unter den Konsument:innen stieg hingegen zuletzt abermals leicht an. Im Vergleich zu jener in deutschen Haushalten ist sie jedoch pessimistischer. Die Einschätzungen der österreichischen Haushalte hinsichtlich der Änderung der finanziellen Lage des Haushalts in den letzten 12 Monaten sowie die Höhe der Ausgaben für größere Anschaffungen in den nächsten 12 Monaten zeigten wenig Veränderung.

Im Jahr 2023 werden nur geringe Wachstumsimpulse vom privaten Konsum ausgehen (+0,9%). Besonders Haushalte mit eingeschränkter Liquidität dürften aufgrund der hohen Preissteigerungen ihre Nachfrage zurücknehmen. Für das Jahr 2024 wird wieder eine höhere Konsumnachfrage der privaten Haushalte erwartetet (+1,8%).

Der Bestand an unbesetzten Stellen im Einzelhandel ist nach wie vor hoch, aber um 11% unter dem Niveau des Vorjahres. Aktuell können 14.717 offene Stellen (Gesamtwirtschaft 118.566) nicht zeitnah besetzt werden.

Studie
31.07.2023
Fertigstellung: Juli 2023
Projektauftraggeber:in: Handelsverband Österreich