20.04.2023

Verhaltener Geschäftsgang im Einzelhandel

Konjunkturreport Einzelhandel im Auftrag des Handelsverbandes
Am 20. April 2023 wurde der aktuelle "Konjunkturreport Einzelhandel" des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO) beim diesjährigen Handelskolloquium des Handelsverbands Österreich vorgestellt. Der Report erscheint einmal pro Quartal und stellt wesentliche Konjunkturinformationen für den Einzelhandel zusammen.

"Der Einzelhandel war zu Jahresbeginn 2023 von realen Umsatzeinbußen gekennzeichnet. Die unternehmerischen Erwartungen der Einzelhändler:innen haben sich zuletzt aber wieder verbessert", so WIFO-Ökonom Jürgen Bierbaumer.

Im Einklang mit der internationalen wirtschaftlichen Eintrübung kühlte sich auch die heimische Konjunktur zuletzt weiter ab. Die aktuelle Schätzung des Wöchentlichen WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) vom 21. März 2023 zeigt, dass sich das BIP-Wachstum im Vorjahresvergleich in den ersten Wochen des Jahres 2023 weiter abschwächte. Auch die Entwicklung des realen privaten Konsums der Haushalte zeigt sowohl für Februar als auch für die 1. Märzhälfte ein Nachlassen der Dynamik. Ebenso blieb im Handel die Bruttowertschöpfung sowohl im Jänner und Februar als auch Anfang März unter dem Vorjahresniveau.

Nach einer starken Umsatzentwicklung im Einzelhandel im November und Dezember 2022 (Basiseffekt gesundheitspolitischer Restriktionen 2021) fiel der Geschäftsgang in den Monaten Jänner (nominell +7,3%, real –3,3%) und Februar 2023 (nominell +6,3%, real –4,0%) schlechter aus. Vor allem im Nichtnahrungsmittelbereich (ohne Tankstellen) war der Geschäftsgang zu Jahresbeginn sehr schwach.

Auch in der jüngsten Befragung des WIFO-Konjunkturtests verlief die Stimmung im Einzelhandel im März gedämpfter. Während die aktuellen Lagebeurteilungen zuletzt zurückgingen, haben sich jene der unternehmerischen Erwartungen verbessert.

Spiegelbildlich verlor auch der Indikator zum Konsument:innenvertrauen zuletzt an Fahrt. Hierbei verschlechterten sich zuletzt die Einschätzungen hinsichtlich der Änderung der finanziellen Lage des Haushalts in den letzten 12 Monaten sowie die Höhe der Ausgaben für größere Anschaffungen in den nächsten 12 Monaten.

Nachdem der Anstieg der Verbraucherpreise im Jänner und Februar 2023 rund 11% betrug, verlangsamte sich die Inflation im März auf 9,2%. Damit liegt der Preisanstieg aber weiterhin auf hohem Niveau und deutlich über dem Durchschnitt des Euro-Raums (6,9%).

Die Sparquote der Haushalte ist 2022 auf 8,8% gefallen, 2023 dürfte sie in ähnlicher Größenordnung bleiben und 2024 wieder ansteigen.

Der Bestand an unbesetzten Stellen im Einzelhandel ist nach wie vor hoch, er liegt jedoch bereits unter dem Wert des Vorjahresmonats. Aktuell können mehr als 13.800 offene Stellen (Gesamtwirtschaft 112.684) nicht zeitnah besetzt werden.