24.02.2021

"Niederösterreich – Morgen"

WIFO-Studie untersucht regionale Lebensbedingungen und Lebensqualität
Eine am 23. Februar 2021 von WIFO-Leiter Christoph Badelt, Studienmitautorin Sandra Bilek-Steindl sowie dem Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien Erwin Hameseder präsentierten WIFO-Studie untersucht die Lebensbedingungen und Lebensqualität der Bevölkerung in Niederösterreich.

Unter dem Titel "Niederösterreich – Morgen" wurden im Auftrag der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien sekundärstatistische Daten analysiert und im Jahr 2019 rund 16.000 Personen befragt. Ein Befund, der demnach für ganz Niederösterreich gilt, ist die hohe Lebenszufriedenheit der Einwohnerinnen und Einwohner. Hinsichtlich der Einschätzung für die Zukunft sind jedoch auch eine gewisse Unsicherheit und Skepsis feststellbar.

Für alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher ist sowohl im Heute als auch erwartungsgemäß in der Zukunft die Verbundenheit mit der Familie sehr bedeutend. Freundschaften und das weitere soziale Umfeld werden ebenfalls als wichtig erachtet. Ebenso nehmen Solidarität und Zusammenarbeit im Wertesystem der Befragten einen bedeutsamen Rang ein. Die Verbundenheit mit der Wohngemeinde ist in Niederösterreich hoch, wobei hier soziodemographische und regionale Unterschiede beobachtet werden können.

Neben dem familiären und sozialen Umfeld sind die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher auch mit ihrer Wohnung und ihrer Wohnumgebung sehr zufrieden. Trotz veränderter Wohnbedürfnisse und dem steigenden Angebot an flexibleren Wohnformen ist Eigentum weiterhin eine angestrebte Wohnform, obwohl vielfach erwartet wird, dass die Leistbarkeit in Zukunft abnimmt. Generell wird die Wohnkostenbelastung als Herausforderung gesehen; dies betrifft sowohl ihre heutige Einschätzung, als auch – noch in stärkerem Ausmaß – jene für die Zukunft.

Weniger positiv als die privaten Aspekte der Lebenszufriedenheit werden berufsbezogene Aspekte bewertet. Die berufliche Tätigkeit selbst, der Weg zur Arbeit sowie die Ausgewogenheit zwischen Beruf und Privatleben werden von vielen Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern als Herausforderung betrachtet, vor welcher die nächste Generation in noch höherem Ausmaß stehen wird. Flexible Arbeitsformen wie Home-Office oder Gleitzeit werden überwiegend als Möglichkeit gesehen, Arbeit und Familie oder Freizeit besser zu vereinbaren.

Die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher sind mit dem vorherrschenden Angebot an Schul- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Wohnnähe durchwegs sehr zufrieden. Ein ähnlicher Befund gilt für das Bildungsangebot für die Kinder. Detailliertere Betrachtungen zeigen allerdings punktuell Abweichungen von der hohen allgemeinen Zufriedenheit. Auch in anderen Bereichen der lokalen Infrastruktur zeigt sich Verbesserungspotential: das Angebot an Altersbetreuung sowie an Gesundheitseinrichtungen zählen dazu, besonders aber wird hier der öffentliche Nahverkehr genannt. Lange Wegstrecken vor allem im ländlichen Raum beeinflussen die Lebensqualität negativ. Nach den Ergebnissen der Befragung pendeln die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher häufig, aber nicht sonderlich gerne. Man nimmt das Pendeln eher in Kauf, um in der gewohnten Umgebung bleiben zu können.

Die Befragung und die umfassende Analyse zu "Niederösterreich – Morgen" sowie Teile der (regionalen) Dissemination der Ergebnisse wurden bereits vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie abgeschlossen. Die Studienergebnisse zu den Lebensbedingungen und der Lebensqualität der niederösterreichischen Bevölkerung in den Dimensionen Leben, Arbeit, Wohnen und Mobilität liefern jedoch Anknüpfungspunkte, das Verhalten der Menschen während der (weiterhin andauernden) COVID-19-Krise besser zu verstehen. Darüber hinaus werden durch die COVID-19-Krise einige grundlegende Ergebnisse der Studie bestätigt bzw. noch zusätzlich verstärkt.