17.12.2018

Österreichischer Fehlzeitenreport 2018

Der Fehlzeitenreport von Thomas Leoni und René Böheim befasst sich schwerpunktmäßig mit "Präsentismus" und "Absentismus".
Aus den Krankenstandstatistiken ist nicht erkennbar, wenn Beschäftigte trotz einer Erkrankung arbeiten gehen, d. h., wenn sie sich statt für einen Krankenstand für Präsentismus entscheiden. Umgekehrt gibt es auch Absentismus, d. h. Fälle, in denen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen Krankenstand nur vortäuschen. Der diesjährige Fehlzeitenreport untersucht die Ursachen dieser beiden Phänomene und beleuchtet ihre Verbreitung in der österreichischen Arbeitswelt.

Der Fehlzeitenreport erscheint bereits seit 2007 im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich, der Bundesarbeitskammer und des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger. Der Bericht gibt jedes Jahr einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen der Krankenstände in Österreich. 2017 verbrachten die Beschäftigten im Jahresverlauf durchschnittlich 12,5 Kalendertage im Krankenstand, genauso viele wie im Vorjahr. Der langjährige Trend zu einer Verkürzung der Dauer der Krankenstandsfälle setzte sich weiter fort. Der Anstieg der psychischen Erkrankungen als Krankenstandsursachen, der seit den 1990er-Jahren beobachtet werden konnte, ist dagegen in den jüngsten Jahren abgeflacht.

Der Fehlzeitenreport 2018 behandelt in seinem heurigen Schwerpunktkapitel das Thema "Präsentismus und Absentismus". Den verfügbaren Daten zufolge ist etwa die Hälfte der österreichischen Beschäftigten im Jahresverlauf mindestens einmal trotz Krankheitssymptomen am Arbeitsplatz. Das Pflichtgefühl gegenüber den Kolleginnen und Kollegen wird mit Abstand am häufigsten als Begründung für Präsentismusverhalten genannt, gefolgt von der Sorge um die Arbeit, die sonst unerledigt bleibt. Die Angst vor negativen Konsequenzen wird von etwa einem Sechstel der Personen als Präsentismusgrund genannt, wobei geringqualifizierte Arbeitskräfte deutlich stärker als andere davon betroffen sind.

Absentismus betrifft einen kleineren Beschäftigtenkreis und ist weniger gut erforscht als Präsentismus. Einer groben Schätzung zufolge liegt die Zahl der Personen, die im Jahresverlauf mindestens einmal einen Krankenstand vortäuschen, in einer Bandbreite von 7 bis 13 Prozent der Beschäftigten. Ähnlich wie Präsentismus kann Absentismus vor dem Hintergrund des Zusammenspiels von persönlichen Eigenschaften und arbeits- sowie organisationsbedingten Faktoren verstanden werden – als Funktion von "Person und Situation". Dementsprechend stellen die Unternehmenskultur, die Qualität der Führung und die betriebliche Ebene insgesamt wichtige Hebel für die Reduktion der beiden Phänomene dar.

Studie
11.12.2018
Fertigstellung: Dezember 2018
Projektauftraggeber:in: Bundesarbeitskammer, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Wirtschaftskammer Österreich