Budgetpolitik im Zeitalter verminderter Erwartungen

  • Markus Marterbauer

Das Konzept der Finanzierungssalden impliziert, dass das Finanzierungsdefizit des Staates nur verringert werden kann, wenn sich gleichzeitig der Unternehmenssektor und das Ausland stärker verschulden oder die privaten Haushalte ihren Überschuss verringern. Dieses Working Paper untersucht, wie die Wirtschaftspolitik diese Anpassungen in einem "Zeitalter verminderter Erwartungen" mit niedrigen Wachstumsraten des BIP beeinflussen kann. Ein verschuldungsfinanzierter Aufschwung der privaten Investitionstätigkeit ist angesichts anhaltend niedriger Kapazitätsauslastung der Unternehmen wenig wahrscheinlich. Eine Ausweitung der Nachfrage des Auslandes, welche eine exportorientierte Strategie der Konsolidierung ermöglichen würde, könnte angesichts der simultanen Budgetkonsolidierungsanstrengungen aller EU-Länder merklich gedämpft werden. Der Sparanteil am verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erhöhte sich während der Krise; mehrere Strategien bieten sich an, um ihn wieder zu verringern: 1. Eine kreditfinanzierte Hauspreisblase wurde in mehreren Volkswirtschaften in den letzten Jahren angewandt, hat sich aber makroökonomisch als großer Misserfolg erwiesen. 2. Wirkungsvolle Instrumente zur Verringerung der hohen Arbeitslosigkeit und damit des Vorsichtssparens sind in einer Periode schwachen Wirtschaftswachstums die Erhöhung der Beschäftigungselastizität des Wachstums und eine Verringerung der geleisteten Arbeitszeit. 3. Erfolg verspricht auch eine Verbesserung der Anreize für obere Einkommensgruppen, ihre Investitionen zu erhöhen und ihr Sparen zu verringern. 4. Eine Umverteilung von Vermögen und Einkommen bewirkt eine Verringerung der durchschnittlichen Sparneigung und eine Ausweitung der Konsumnachfrage der privaten Haushalte.