Aktienkursdynamik und Realkapitalbildung in den USA und in Deutschland

  • Stephan Schulmeister

Langfristig entwickelten sich Aktienkurse und Realinvestitionen in den USA und Deutschland tendenziell gegenläufig. Dabei sind zwei unterschiedliche Entwicklungsphasen zu unterscheiden: Zwischen 1960 und 1982 erhöhten sich Realkapitalstock und Nettogesamtwert der Unternehmen wesentlich stärker als ihr Börsenwert (Marktkapitalisierung). Zwischen 1982 und 1999 verlagerte sich die Veranlagung der nicht-finanziellen Unternehmen von der Realkapitalbildung zur Bildung von Finanzvermögen, gleichzeitig verlangsamte sich das langfristige Wachstum von Realinvestitionen und Gesamtwirtschaft. Realkapitalstock und Nettogesamtwert der Unternehmen stiegen viel langsamer als ihr Börsenwert. Die starken Kursverluste seit dem Jahr 2000 haben einerseits die Überbewertung der Aktien korrigiert, andererseits die Finanzlage der Unternehmen stark verschlechtert. Die Studie dokumentiert die wichtigsten Widersprüche zwischen der empirischen Evidenz und den Erwartungen der Gleichgewichtstheorie und skizziert einen alternativen Erklärungsansatz.